Hochfunktionale schwere Depression

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Topo
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Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Topo »

Hallo Leute,

hat noch wer von euch eine schwere, vl. sogar chronische Depression vom hochfunktionalen Typus? Ich lebe seit mittlerweile 4 Jahren im Alptraum. Morgens stehe ich mit Ängsten und extremer innerer Unruhe auf, grübel den ganzen Tag ununterbrochen, denke durchgehend, dass ich es nicht mehr aushalte aber halte es halt aus. Ich kann gar nicht realisieren, dass ich quasi in der Hölle bin.

Dabei gehe ich aber 40 Stunden arbeiten, raffe mich öfter mal zu Verabredungen oder VHS Kursen auf und unterhalte mich in der WG. Aber auch dabei fühle ich mich konstant, als würde ich gleich von einer Klippe fallen, grübel über negative Vergangenheit und Zukunft und bin innerlich am Ende. Seit 4 Jahren!

Und niemand weiß davon. Ich erwähne Freunden gegenüber öfter, dass ich Depressionen habe, wieder einen Therapeuten suche und so. Aber niemand würde je ahnen, dass ich eine schwere Depression habe, seit Jahren.

Meine Idee ist, dass Smalltalk und positive Gespräche ohne das Wissen über meinen Gesundheitszustand mir Positivität und Kraft schenkt. Aber zugleich fühle ich mich so allein.

Die Tipps verschiedener Verhaltenstherapeuten sind im wesentlichen "einfach weitermachen" und in Bewegung bleiben, da Medikamente halt ausgeschöpft sind.

Geht es jemandem ähnlich und habt ihr eine Idee, wie man mit dem hochfunktionalen Aspekt besser umgehen kann? Ich habe Angst, dass, wenn ich mich zum Beispiel krankschreiben lasse, einfach für immer zusammenbreche aber irgendwie ist es so auch kein Dauerzustand.

Viele Grüße :)
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,

den Begriff habe ich noch nicht gehört bisher. Scheint irgendwie neu zu sein.

https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-p ... sionen-an/" onclick="window.open(this.href);return false;

https://www.selfapy.com/magazin/depress ... depression" onclick="window.open(this.href);return false;

https://wienerin.at/9-anzeichen-fur-ein ... depression" onclick="window.open(this.href);return false;

Einiges kommt mir bekannt vor, anderes wieder nicht.
Besonders früher, als ich noch gearbeitet habe und etwas mehr Geld als die Sozialhilfe hatte, beschreibt es das ganze besser. Nur hatte ich das Gefühl damals nicht, dass ich eine schwere Depression habe. Nun gut, manchmal kam es mir auch so vor.
Derzeit lebe ich recht isoliert, auch aus Geldmangel. Berentet bin ich auch. Aber dieses Gefühl, sich immer so zu verausgaben und unregelmäßige Lebensrhythmen samt Erschöpfung kenn ich auch. Wobei ich wohl auch eine etwas schwerere Phase hinter mir habe.

Vielleicht wissen andere mehr zu berichten, vor allem die Jüngeren (zu denen ich nicht mehr zähle).
SonneundDunkenheit
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Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Topo,
ich habe über einen sehr sehr langen Zeitraum mit einer hochfunktionellen Depression meinen Alltag inklusive Arbeit, Kindererziehung und so manch anderen bewältigt. Schön war das oft nicht, aber ich dachte es muss so sein. Meine Therapeutin beschreibt es gerne als Hochleistungssport, was ich da gemacht habe. Irgendwann war mein Körper nicht mehr bereit und ist Amok gelaufen. Ich kann dir leider keinen Tipp geben, wie du da raus kommst ohne Kollateralschaden.
Ich habe mich letztendlich für die Krankschreibung entschieden, sonst hätte ich vielleicht eine Dummheit aus Verzweiflung getan. Wohin mich mein Weg führt, weiß ich nicht. Der erste Versuch wieder auf meiner alten Stelle anzuknüpfen, ist nicht geglückt, aber ich bin zuversichtlich, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt.
Man kann sich ganz schön alleine fühlen auch wenn man unter Menschen ist, auch Erfolge im Job und eine tolle Familie kompensieren da nichts.
Meine Arbeitskollegen würden auch nicht darauf kommen, dass ich unter schweren Depressionen leide. Bis zuletzt habe ich auf einem sehr hohen Niveau funktioniert.
Horch in dich hinein. Was kannst du noch leisten? Was hilft dir um Kräfte zu sammeln? Ist eine längere Auszeit denkbar und kannst du in der Zeit für dich sorgen. Den einen Weg gibt es nicht und manchmal braucht es (sehr) viel Zeit und Einsicht, um festgefahrene Pfade zu verlassen. Ich persönlich hatte sehr viel Angst vor Veränderung zumal man ja nicht weiß was im Ergebnis steht.
Ich wünsche dir Antworten, aber wahrscheinlich wirst du die eine Antwort im Sinne einer Handlungsanweisung nicht bekommen. In Therapie bist du ja und Erfahrungen mit Medikamenten hast du auch gemacht. Mir hilft in solchen Situationen eine Pro - und Kontraliste.
Alles Gute für dich!
f32-axolotl
Beiträge: 203
Registriert: 17. Jul 2017, 20:43

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von f32-axolotl »

Hallo Topo,

das klingt für mich zumindest auf dem ersten Blick widersprüchlich: Einerseits eine schwergradige Depression - andererseits hochfunktional.

Den Begriff der hochfunktionalen Depression habe ich schon mehrfach gehört. Und meiner Meinung nach beschreibt er eben das, was du an dir auch beschreibst: Eine Depression, bei der der Alltag quasi normal läuft und man eben funktioniert. Also man geht arbeiten, macht seinen Haushalt, kümmert sich ggf. um Kinder und so weiter.
Unter einer schwergradigen Depression stelle ich mir eine solche vor, bei der man so massiv depressiv ist, dass man es nur selten schafft, sich überhaupt um sich selbst zu kümmern. Man putzt sich also nur noch selten die Zähne, duscht kaum, isst unregelmäßig, geht nicht einkaufen ... an Arbeit wäre absolut nicht zu denken.

Und insofern wären die beiden Begriffe aus meiner Sicht nicht vereinbar.

Aber zu deiner eigentlichen Frage, nämlich: Was könntest du tun? Ich glaube, es wäre bei dir umso mehr wichtig, herauszufinden, was die Ursache genau dieser Art von Depression ist. Ich vermute, dass es Aspekte in deiner Lebensgeschichte gibt, die dazu führen, dass du deine Arbeit als eine Art Anker hast, und dass die Ursache der Depression nicht die Arbeit oder dein Verhältnis dazu ist. - Ist jetzt aber von mir auch nur ins Blaue geraten.

f32
Greta1962
Beiträge: 281
Registriert: 21. Sep 2020, 20:13

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Greta1962 »

Hallo!

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das geht - einerseits schwere Depression und andererseits 40 Stunden arbeiten und Freizeitgestaltung, wie mit Freunden treffen und VHS-Kurse.

Das klingt für mich eher wie eine Lokomotive, die unter Volldampf früher oder später gegen die Wand fährt.

Und so ähnlich war es bei mir ja auch. Ich habe nur lange selber gar nichts von meiner Depression gewusst. Ich habe meine Arbeit auch als "Anker" gesehen. Ich war in vielen Belangen sehr überfordert und erschöpft - und mein Hausarzt hat mich schon vor Jahren gewarnt, dass es irgendwann mal "den großen Knall" gibt .. ! Den gab es dann auch - vor einem Jahr - und seitdem bin ich krank geschrieben und raus aus meinem vorherigen Alltag. Meine Depression habe ich immer noch und ich merke, was für einen langen Atem sie hat - aber ich muss mich wenigstens nicht noch zusätzlich durch die Stunden im Job quälen (die zuletzt auch körperlich eine Qual waren, mit Schmerzen, Reizdarm, Reizblase ....)

Alles Gute für dich!
Liebe Grüße von ..... Greta
Herr Keuner
Beiträge: 230
Registriert: 27. Aug 2021, 14:21

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Herr Keuner »

Moin,

Ich kann keinen Rat geben, aber von ähnlichen Erfahrungen erzählen. Mich hat einen großen Teil meines Lebens eine vergleichbare Angststörung begleitet. Es hat etlich Jahre gedauert, bis sie mir bewusst wurde, denn ein Leben ohne die Angst kannte ich nicht und deshalb habe ich sie nicht als solche wahrgenommen. Ich vermute, dass sie erheblich zum Abstieg in die Sucht beigetragen hat und sie machte den Ausstieg doppelt schwer, weil sie dann wieder ungefiltert zum Tragen kam.
Doch nach dem Ende der aktiven Suchtphase habe ich gut funktioniert, war verheiratet und im Job recht erfolgreich. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass ich eine Art von Verhaltenstherapie in Eigenleistung vollbracht habe. Ich habe mich ohne es bewusst zu merken meinen Ängsten gestellt, denn da gab es einen Job, den ich unbedingt haben wollte und der meinen Ängsten entgegenstand. Aber auch da war mir der Grad meiner Störung nicht so recht bewusst. ich habe nur gemerkt, dass manches, vor dem ich Schiss hatte, meinen Kollegen keine Schwierigkeiten bereitete.
Mit 50 wurde mir in einer Situation bewusst, wie ich mich im Laufe der Jahre verändert hatte. Die Ängste hatten sich in kleinen Schritten verflüchtigt und etwas, was ich mit 30 nicht hinbekommen hätte, klappte jetzt.
Ich schätze aber auch, dass die vielen Jahre der "Therapie in Eigenleistung" nicht unerheblich zu dem schlimmen Burnout beigetragen haben. Irgendwann war einfach die Luft raus.
Den Ängsten oder einer Depression nachzugeben und sich auf dem Sofa einzuigeln kann leicht zu einem Teufelskreis werden, sie "hochfunktional" zu ignorieren hat mich vermutlich in den BO geführt. Gibt es einen Mittelweg? Keine Ahnung .....
Ich kann nicht beeinflussen, was andere über mich sagen oder denken. Aber ich kann entscheiden, ob es mich interessiert oder nicht.
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Gertrud Star »

Vielleicht geht es ja um eine schon länger andauernde schwere Überforderung, die sich auch als Depression zeigt, aber nicht als schwere Depression, obwohl der Körper schon länger "stopp" sagt, und man immer weiter funktioniert.

Dann wäre die Frage, was hält einen am Funktionieren?

Ich beispielsweise habe in der Kindheit gelernt, dass ich brav zu sein habe und nicht zu stören.
Als Jugendliche habe ich gelernt, dass ich nix wert bin, obwohl ich in der Schule super war, und dass ich auch nicht zum Abi komme, die Freundin (umzugsbedingt) geht, nirgends Platz für meine Wünsche, Sorgen, Ängste ist, ich immer nur störe und unmöglich und stinkefaul bin. Dabei war ich fast 50 Stunen pro Woche in der Schule und auf dem Schulweg, und stoffmäßig in der Schule nicht unbedingt ausgelastet vom Schwierigkeitsgrad her. Man wurde daheim nur zusammengefaltet, in der Schule war man viele Stunden am Tag. Freizeit/Freiraum war Fehlanzeige, sowohl bei etwas älteren Kindern als auch Eltern. Ich wuchs voll in ein überfordertes Umfeld hinein, und das war normal.
Dazu kam, dass ich alkohlolkranke Leute dahin siechen und jung sterben sah, und erlebte mit ihnen teils selber unangenehme Sachen.

In Berufsausbildung mit Abi und Studium kam ich leistungsmäßig gut klar, aber trotzdem war ich unsicher, überfordert, gestresst, konnte nicht wirklich abschalten - aber zum ersten mal konnte ich zeigen, was ich konnte und wurde nicht mehr so zusammen gefaltet.

Ich denke da habe ich einiges an Unsicherheit und Ängsten mit bekommen.

Nach der deutschen Wiedervereinigung während meiner Überschuldung landete ich in Arbeitsumständen, die nur noch ein Bissl mehr von dem von früher waren: Fernpendeln über 350 km einfache Strecke plus Tagespendeln für einen Anlernjob, von dem aus es nicht weiter ging.
Vorher der Versuch, im Studienberuf zu funktionieren, bis dann im Ramen von Massenentlassungen die Kündigung kam.

Mich versuchte man zu therapieren, während ich im Anlernjob wegen meiner Schulden arbeitete. Ein aussichtsloses Unterfangen.
Jetzt lebe ich nach mehreren gescheiterten Therapieversuchen, Tablettenversuchen usw. mit der aufstockenden Sozialhilfe in Erwerbsmidnerungsrente.

Bis zu einem gewissen Grad ist funkionieren nicht schlecht, nur muss man nicht übertreiben damit.
Und ich finde, die Behandler, die nix anderes auf Lager haben als zu sagen, man soll in Bewegung bleiben, machen es sich etwas zu einfach.
Die größte Erschöpfung hatte ich auch mit etwa 50, und da gingen mir einige Lichter auf.
Zu viel funktinieren tue ich auch immer noch, mit dem Preis. Mich noch zu therapieren, wäre eine enorme Herausforderung, weil zuviele Jahrzehnte lang zu viel schief ging.
Marleo84
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Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Topo,

Ich fühle mit dir. Auch ich leide unter schweren Depressionen und bewältige trotzdem meinen Alltag mit Arbeit und Kindern und Freizeit, Freunden etc ... Noch ganz gut. An alle die hier zweifeln: ja, das geht. Schwere Depressionen können sich in verschiedenen Arten und Weisen zeigen.

Ich persönlich habe eine ähnliche"Strategie" wie du und versuche so viel, wie es mir geht, am Leben teilzuhaben, weil ich mir ganz sicher bin, dass es diese von dir beschriebene positive Rückkopplung braucht. Gleichzeitig versuche ich mir so viele Pausen zu gönnen wie nötig. Ähnlich wie es weiter oben jemand geschrieben hat, glaube ich nicht, dass einigeln auf dem Sofa mir langfristig helfen würde.

Ob das richtig ist, keine Ahnung. Mal geht es mir besser, mal schlechter. Vielleicht kannst du deine Arbeitsstunden etwas reduzieren, oder auf vier Tage gehen? Das hat mir persönlich sehr geholfen. Ansonsten versuche ich mich grob an dem zu orientieren, von dem ich weiß, dass es Wirksam ist: Sport, Soziale Kontakte, Bewegung, Tagesstruktur, Auszeiten, Selbstfürsorge, Selbstwirksamkeit (da spielt zum Beispiel Arbeit bei mir eine große Rolle!).

So richtig Spaß macht das natürlich nicht! Ich bin oft ziemlich fertig. Aber das bin ich irgendwie auch, wenn ich länger den ganzen Tag Zuhause bin, nur anders fertig :)

Kleine fachliche Anmerkung noch dazu: Hochfunktionale Depression heißt nicht unbedingt, dass man das funktionieren unterbrechen muss, es gibt viele Studien die belegen, dass aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben heilsam sein kann bzw. ist. Man darf da die Begriffe nicht durcheinander bringen. Hochfunktional beschreibt in dem Zusammenhang lediglich Menschen, die trotz einer schweren Depression ihren Alltag noch bewältigen können.

Liebe Grüße,

Marleo.
Suchende2
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Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Topo,

ich kann Dir nur raten, Deinen guten Freunden wirklich zu erzählen, wie es Dir geht!
Meine guten Freunde wissen es und es ist sehr entlastend. Wieviel über die Depression gesprochen wird, entscheide ich! Wir können trotzdem zusammen lachen, positive Gespräche führen und ich schöpfe Kraft aus diesen Gesprächen.

Alles Gute,
Suchende
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von DieNeue »

Hallo Topo,
Topo hat geschrieben:
Meine Idee ist, dass Smalltalk und positive Gespräche ohne das Wissen über meinen Gesundheitszustand mir Positivität und Kraft schenkt. Aber zugleich fühle ich mich so allein.
Ich denke, positive Gespräche können einem schon gut tun, aber mir würde in der Freundschaft etwas fehlen, wenn man nicht auch mal über Schweres oder Tiefergehendes reden kann. Vielleicht wäre es schon ein Schritt, deinen Freunden zu erzählen,wie es dir wirklich geht. Meiner Erfahrung nach öffnen sich andere Leute dann auch eher und die Beziehung wird besser und tiefer. Vielleicht würde dir auch eine Selbsthilfegruppe helfen, wo du auch andere Leute mit ähnlichen Problemen treffen kannst?
Topo hat geschrieben:
Die Tipps verschiedener Verhaltenstherapeuten sind im wesentlichen "einfach weitermachen"
Also den Tipp finde ich etwas komisch. Es gibt doch den Spruch (angeblich von Albert Einstein), dass es verrückt ist, immer wieder das gleiche zu tun, dabei aber andere Ergebnisse zu erwarten. Wenn du seit 4 Jahren drunter leidest und sich nicht merklich was tut, würde ich nicht immer einfach so weitermachen.
Was für Therapien hast du denn schon alles gemacht? Wenn du nur Verhaltenstherapie gemacht hast, wäre vielleicht eine tiefenpsychologische Therapie oder eine andere Richtung sinnvoll.
Wenn du zusammenbrechen solltest, sobald die Arbeit und die Anforderungen wegfallen, und du machst so weiter wie bis jetzt, dann wirst du spätestens zusammenbrechen, wenn du in Rente gehst, denn da fällt das ja auch alles weg...
Ich würde vielleicht schon mal überlegen, ein bisschen was zu reduzieren und dann schauen, wie du damit klarkommst. Man muss ja nicht auf dem Sofa versacken, wenn einem das nicht behagt, man kann ja auch schöne Dinge machen und sich beschäftigen, aber halt ohne Druck.

Liebe Grüße,
DieNeue
Topo
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Registriert: 15. Sep 2021, 22:32

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Topo »

Hi Leute,

vielen Dank für die vielen hilfreichen Tipps. Als Fazit lässt sich wohl festhalten, dass es verschiedene Wege gibt, wie man damit umgeht. Aber es beruhigt mich, dass manche die Situation nachvollziehen können und sich ähnlich verhalten. Ich finde es auch manchmal seltsam, wenn mir die Psychiaterin mittags Elektrokrampftherapie empfiehlt und ich abends lächelnd beim Malkurs sitze. Aber für den Moment ist es wohl schon der beste Weg.

Die oben beschriebenen Kindheitserfahrungen als Auslöser finde ich auch spannend. Ich bemühe mich auch, vielleicht einen Platz für CBASP Therapie zu finden oder nochmal einen Klinikaufenthalt zu machen; der Hinweis, dass man nicht immer dasselbe immer weiter machen und andere Ergebnisse erwarten kann, ist natürlich nicht verkehrt. Bisher habe ich tatsächlich nur übliche Verhaltenstherapie gemacht. Mich meinen Freunden mehr zu öffnen, werde ich auf jeden Fall auch versuchen.

Einen schönen Abend! :)
Muschelsammlerin
Beiträge: 206
Registriert: 18. Dez 2016, 18:34

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Muschelsammlerin »

Du sitzt in einer Art Lebens-D-Zug, der nicht anhält....aber im Prinzip möchtest Du aussteigen.
Meiner Meinung nach ist es auf Dauer nicht zu schaffen, mit schweren Depressionen einfach immer so weiterzumachen. Ich habe auch jahrelang weitergemacht, zuerst weil ich musste (kleine Kinder, Mann nie zu Hause), dann weil ich glaubte, ich sei "nur faul" und müsse mich zwingen zu funktionieren. Dann kam ein körperlicher Zusammenbruch, ich lag quasi drei Monate flach und konnte nicht mehr aufrecht stehen....
Was ich Dir empfehlen würde: Mache eine mehrwöchige psychosomatische Reha, weit weg von zu Hause in einer schönen Umgebung. Ich war 6 Wochen im Schwarzwald, hatte das Glück sowohl einen tollen Therapeuten als auch sehr nette Mitpatienten vorzufinden. Du hast die Möglichkeit in einer anderen Umgebung mal zu Dir zu kommen, Dich mit Leidensgenossen auszutauschen, Resilenz aufzubauen,Methoden zur Entspannung und zur Angstbewältigung zu erlernen.
Für mich war es eine Offenbarung.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
FrequentFlyer
Beiträge: 293
Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo Topo!

Als ich deinen Eintrag gestern gelesen habe, ist mir sofort etwas eingefallen was in die Richtung von Muschelsammlerin geht.

Kurz zu mir: Ich bin kein Betroffener, sondern meine Freundin. Bei ihr würde ich auch von einer hochfunktionalen Depression sprechen, die allerdings nur in Episoden vorkommt. Bei ihr fehlt es darüber hinaus auch an einer Krankheitseinsicht, denn laut ihrer Definition ist man nur krank, wenn man auch krankgeschrieben ist. So typische Dinge bei ihr sind, dass sie zum Beispiel Angst hat das sie mal tatsächlich wegen einer Grippe beispielsweise krankgeschrieben wird – da werden dann lieber fiebersenkende Medikamente genommen. Oder freie Tage sind während ihrer Episoden der Horror für sie. Die werden vollgepackt mit Dingen. Dies dient nur dazu das man am Tag eine Aufgabe hat. Wie bei dir ist da die Angst vorherrschend, dass nichtstun und langeweile, also keine Aufgabe zu haben, zum endgültigen Absturz führt. Allerdings nach der Arbeit, nachdem man mit Freunden aus war, ist da jedes mal ein großes Loch. Eine Beziehung führen geht während dieser Episoden gar nicht – vermutlich weil sie dann auch noch auf emotionaler Ebene funktionieren müsste. Irgendwo muss halt dann Energie gespart werden. Kennzeichnend ist nach meiner Beobachtung auch, dass sie während dieser Episoden geradezu Raubbau an ihrem Körper betreibt. Nur als Beispiel: Wenn sie abends während einer Episode zum Tanzen geht, dann tanzt sie sechs Stunden durch bis nichts mehr geht - also wirklich gar nichts mehr.
Hier ist es ja auch schon angeklungen, dass solch ein Verhalten gar keine „echte“ Depression sei... allerdings sind viele Glaubenssätze die gleichen, wie etwa das alles auf die Zukunft gerichtete schief gehen wird, ihre innere Leere...
Ich habe am Anfang als Außenstehender oft gedacht, dieser „Aktionismus“ dient nur dazu die Krankheit leugnen zu können - es wäre ein Aufbäumen gegen die Krankheit. Mittlerweile, durch einen Hinweis durch eine private Nachricht hier, bin ich zu dem Bild gekommen, dass es eventuell wie bei Koffein ist. Die meisten Menschen putscht es auf, einige Wenige werden müde davon. Okay, vielleicht ein doofer Vergleich. Aber anstatt wie es wohl bei den meisten ist, die unter Depressionen leiden, hat sie keine Antriebslosigkeit, sondern powert sich jeden Tag total aus. Und wenn es nur diese acht Stunden Arbeit sind und noch jemand auf ein Kaffee treffen.... und danach auf die Couch und die Wand gegenüber anstarren. Aber wenn man das ja schafft, dann ist man ja nicht krank.
Ich glaube das wirklich fatale ist, dass dies niemand sieht. Meine Freundin ist beruflich sehr erfolgreich. Das Funktionieren klappt - wenn sie alleine ist, klappt sie zusammen. Und was wahrscheinlich noch viel schlimmer ist, ist das viele Betroffene ihre Krankheit gar nicht sehen. Es klappt ja. Und das allerschlimmste könnte sein, dass Therapeuten und Ärzte dies nicht sehen. Genau das was sie Betroffenen predigen, klappt ja in dem Fall - sie arbeiten und treffen sogar Freunde. Eine fatale Falle... Fatal dabei ist auch, dass diese Menschen handlungsfähig sind und suizidale Gedanken dann auch tatsächlich umsetzen können. Denkt an Robert Enke oder den Germanwings Piloten... die waren mit Sicherheit höchstfunktional.

Schön lieber Topo ist, dass du das Problem erkannt hast. Problem erkannt, Gefahr gebannt ;-)
Und da du nach einer Idee fragst. Mir ist spontan beim Lesen deiner Zeilen eines eingefallen, was ich meiner Freundin auch schon mal vorgeschlagen habe, was sie aber nicht tun wollte da sie ja nicht krank ist – Eine Kur. Eigentlich auch egal für oder gegen was. Der Vorteil einer Kur ist für dich, dass du da auch wie gewohnt funktionieren musst. Das ist ja kein Erholungsurlaub. Klingt vielleicht bescheuert, ist aber genau das was du schon die ganze Zeit machst – Funktionieren. Es gibt klare Essenszeiten und danach Anwendungen die dich über acht Stunden auf Trab halten. Allerdings sind es acht Stunden die du nur für dich machst, bei dem sich alles nur um dein Wohl dreht – etwas was du wahrscheinlich gar nicht gewohnt bist. Und das ganze noch mit dem Vorteil einer klaren Vorgabe. Könnte vielleicht ein sehr niederschwelliger Anfang sein auf dem Weg zur Besserung. Das was Muschelsammlerin vorschlägt, eine psychosomatische Reha, wäre bestimmt besser. Aber die wirst du wahrscheinlich nicht bekommen, da du ja noch nie wegen Depressionen krank geschrieben warst. Hochfuntktionale passen halt einfach nicht in das Raster rein.

Viel Glück
Marleo84
Beiträge: 157
Registriert: 13. Mär 2021, 15:17

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Marleo84 »

Hallo Topo,

Ich wollte dir noch gerne sagen, dass jeder Weg, damit umzugehen in Ordnung ist. Du wirst deinen eigenen Weg schon finden. Ich kenne auch gut dieses "Doppelleben". Abends will meine Therapeutin mich in die Klinik bringen und am nächsten Morgen halte ich strahlend einen Vortrag. Und beides hat seine Berechtigung, finde ich.

FrequentFlyer hat zwei wichtige Punkte erwähnt: einmal das Thema Glaubhaftigkeit, das ist ja hier unter dem Beitrag auch schon passiert. Klienten mit hochfunktionaler Depression haben es schwerer, gesehen zu werden. Und das Thema Suizidgefahr ist auch berechtigt!

Alles Gute dir!
Gartenkobold
Beiträge: 2061
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Topo,

es gibt ja auch die agitierte Depression (kann man auch recht unwissenschaftlich unter "Sissi Syndrom" im Netz finden). Eine agitierte Depression äußert sich so wie Frequent Flyer es beschreibt, den Tag mit Aktivitäten vollpacken damit man nicht zusammen klappt. Man kann durchaus im Alltag "normal funktionieren" und trotzdem schwer depressiv sein. Bei mir nimmt die Agitation zu wenn die Depression schlimmer wird und auch Suizitalität ist ein Thema, besonders bei agitierten Depressionen. Bei mir wurde das über viele Jahre von Ärzten und Therapeuten nicht gesehen, besonders von Therapeuten. Wenn Du den Tipp bekommst Du sollst einfach weiter machen, dann würde ich das Gespräch mit dem Therapeuten dazu suchen... Ich wandle Angst in Bewegung um und nehme die Angst als solche gar nicht bewusst war. Mir hilft Sport und Entspannung(sverfahren), allerdings erst nach Jahren. Sport hilft eigentlich immer, aber um mich ruhig auf eine Decke zu legen, da wäre ich vor ein paar Jahren nicht in der Lage dazu gewesen, ich hätte nicht still halten können. Medikamente haben mir auch geholfen und eine berufliche Pause (in der ich so richtig zusammen gebrochen bin und dann erst mal die körperlichen Schäden = 10 kg Gewichtsverlust, wieder aufbauen musste). Wenn ich wieder anfange zu arbeiteten, dann mit wesentlich weniger Stunden und in einer anderen Tätigkeit.
Ich würde jetzt etwas unternehmen und nicht "immer so weitermachen", dass kann nicht gut sein sagt mir mein Gefühl.

LG Gartenkobold
Gartenkobold
Beiträge: 2061
Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Topo,
welche Medikamente hast Du denn probiert und warum sind diese ausgeschöpft?
Citalopram, Escitalopram usw. helfen mir auch nicht und steigern nur die Agitation zudem habe ich eine "Allergie" gegen SSRI und SNRI (Nesselsucht). Es gibt trotzdem ein paar Medikamente, die mir helfen und ich habe noch nicht alles probiert (MAO-Hemmer, Neuroleptika, Lithium...da ist noch Luft nach oben). Was hast Du denn probiert?

LG Gartenkobold
Gertrud Star
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Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Gertrud Star »

Das was Muschelsammlerin vorschlägt, eine psychosomatische Reha, wäre bestimmt besser. Aber die wirst du wahrscheinlich nicht bekommen, da du ja noch nie wegen Depressionen krank geschrieben warst. Hochfuntktionale passen halt einfach nicht in das Raster rein.
Das muss nicht so sein.
Enscheidend ist immer, ob die Erwerbsfähigkeit gefährdet ist, und das ist auch eine Sache, wie der behandelnde Facharzt das sieht.
Ich selbst beantragte vor vielen Jahren eine Reha, da war ich denke nur kurz krank geschrieben wegen der psychischen Krankheiten und musste ja auch funktionieren, wegen der Schulden. In Behandlung war ich auch noch nicht so lange. In die Reha kam ich nach einer normalen Wartezeit der Klinik. Dass die Klinik nicht richtig geholfen hat, hatte mehrere Gründe. Aber aus dem Arbeitsprozess raus zu sein, war schonmal gut. Ich kannte ja seit annähernd 20 Jahren fast nur Schule/Schulweg, Vollzeitstudium/Fernpendeln und Arbeit/Fernpendeln.

Als ich dann den Wohnort beim Arbeitsort hatte (fast gar kein Arbeitsweg) und die tarifliche Arbeitszeit nur 30 Stunden war, war mir schon langeweilig. Die Therapeutin kam auf die Idee, mir etwas "Freizeitstress" zu verpassen. Da war ich an einem Abend bei der Gymnastik in der VHS, an einem anderen bei einem Stammtisch. An noch einem anderen Tag war ich dann beim Kurs autogenes Training, und freitags beim Kegelverein. An irgendeinem der Wochentage war ich dann beim Therapietermin. Musste ich zum Psychiater, war das mit erheblichen Wartezeiten verbunden, unter 2,5 Stunden in der Praxis lief es seltenst. Samstag war dann Wohnung putzen, einkaufen und Hausordnung angesagt, wenn ich die Hausordnung nicht schon freitags erledigt hatte.
Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass dieses sehr aktiv Sein einerseits die Spannung aufrecht erhalten hat, die ich zum Bewältigen der seltsamen Lebenssituation hatte. Andererseits verstellte sie den Blick auf alles, was mal zu betrachten gewesen wäre, und um auch ausreichend enstpannen zu können.

Im späten Frühjahr um die Zeit meiner Corona-Impfung war ich ja auch sehr aufgedreht. Nach der Impfung bin ich ersmal schön in die Heia gegangen zum Ausschlafen, das war dringend nötig. Aber dieses Aufgedrehtsein kannte ich auch schon von früher als Kind, ohne Depris. Meist gabs da einen Anschiss und anschließendes Schmollen oder sich verziehen meinerseits.

Ich bin auch öfters eher überaktiv, so dass mich mal eine Psychiaterin fragte, ob ich nicht auch ADHS haben könnte. Das wiederum glaube ich nicht so ganz.

Was die Aktivitäten angeht, ist öfter mal weniger eigentlich mehr, weil man dann auch etwas in den Genuss kommt. Oder man macht mal etwas, was man sehr genießen kann, oder wo man sich mehr verausgabt - Sport, musizieren oder was auch immer. Manchmal hat man auch einfach etwas vergessen, was einem für die Seele wichtig ist, beispielsweise mal bei wichtigen Leuten sich zu melden (trifft besonders die Arbeitstiere, die für das Regeln der Privatangelegenheiten samt Planen angenehmer Aktivitäten oft am besten einen Sekretär hätten ;) )
Topo
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Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Topo »

Gartenkobold hat geschrieben:Hallo Topo,
welche Medikamente hast Du denn probiert und warum sind diese ausgeschöpft?
Citalopram, Escitalopram usw. helfen mir auch nicht und steigern nur die Agitation zudem habe ich eine "Allergie" gegen SSRI und SNRI (Nesselsucht). Es gibt trotzdem ein paar Medikamente, die mir helfen und ich habe noch nicht alles probiert (MAO-Hemmer, Neuroleptika, Lithium...da ist noch Luft nach oben). Was hast Du denn probiert?

LG Gartenkobold

Danke für die Tipps :) Ich habe bereits Citalpram, Venlafaxin, Elontril, Moclobemid (MAO), Lithium und Quetiapin probiert. Ein paar einzelne Medis mit anderen Wirkmechanismen gibt es natürlich noch aber ich erhoffe da nicht mehr soviel, meine Psychiaterin auch nicht. Ketamin oder EKT wäre nach Leitlinie wohl aktuell die nächste Stufe, aber da habe ich Respekt vor.

Zur Reha Idee: Man kann sich statt Reha auch ohne große Beantragung in ein Akut-psychosomatisches Krankenhaus einweisen lassen. Das sind oft sogar dieselben Häuser, in denen auch Rehas stattfinden aber ohne dass die Krankenkasse erst zustimmen muss. Vielleicht ist das ja für die, die das noch nicht wussten, eine Idee!
Gartenkobold
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Registriert: 9. Jul 2020, 09:26

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Gartenkobold »

Hallo Topo,

da warst Du mit Medikamenten mutiger. Ich habe mich weder an MAO-Hemmer noch an Neuroleptika rangetraut. Meine Einstellung - das muss auch mit Therapie gehen. Medikamente sind für mich keine Alternative zu einer Therapie, sie können nur unterstützen, deshalb sage ich bei für mich nicht akzeptabelen NW NEIN. Bisher wurde das von meinen Behandlern akzeptiert und wenn nicht, bin ich da nach einem klärenden Gespräch nicht mehr hin gegangen, dann passt es dort aus meiner Sicht nicht. Ich nehme wegen der Nesselsucht Tianeurax. Einen Versuch wäre es wert, es hat sehr geringe NW. Viel antidepressive Wirkung würde ich mir davon aber nicht versprechen...
Hast Du einen Tagesrhythmus, bzw. Schlafstörungen? Dann wäre die Kombination aus einem antriebsteigernden AD morgens und einem sedierenden Medikament abends (Mirtazapin (AD) oder Quetiapin (Neuroleptikum)) möglich. Vielleicht hast Du die Kombination noch nicht ausprobiert? Die antidepressive Wirkung soll laut Literatur so potenziert werden (kannst ja mal california rocket fuel googlen). Elontril z.B. wollte mir meine Psychiaterin nicht verschreiben, da ich O-Ton: "Dann völlig durch den Wind und abgeschossen wäre". Vielleicht möchtest Du mit Deinem Arzt\Ärztin mal über die Kombi sprechen. Ansonsten, da bleibt so viel nicht mehr übrig, Valdoxan und Milneurax fallen mir noch ein. Doch da würde ich auch keine großartige Wirkung erwarten. Die älteren TCA würden auch gehen und sind größtenteils sedierend, können aber auch einen Überhang am Morgen bewirken. Da können andere User und ein Facharzt\Ärztin Dir bestimmt weiter helfen. Ausprobiert habe ich nur Tianeurax als atypisches TCA.
Es scheint so, als wären bei Dir Medikamente nicht die "Hauptlösung".
Mir hilft auch psychisch funktionelle Ergotherapie sehr, vielleicht ist das ja etwas für Dich?

LG Gartenkobold
Topo
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Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Topo »

Gartenkobold hat geschrieben:Hallo Topo,

da warst Du mit Medikamenten mutiger. Ich habe mich weder an MAO-Hemmer noch an Neuroleptika rangetraut. Meine Einstellung - das muss auch mit Therapie gehen. Medikamente sind für mich keine Alternative zu einer Therapie, sie können nur unterstützen, deshalb sage ich bei für mich nicht akzeptabelen NW NEIN. Bisher wurde das von meinen Behandlern akzeptiert und wenn nicht, bin ich da nach einem klärenden Gespräch nicht mehr hin gegangen, dann passt es dort aus meiner Sicht nicht. Ich nehme wegen der Nesselsucht Tianeurax. Einen Versuch wäre es wert, es hat sehr geringe NW. Viel antidepressive Wirkung würde ich mir davon aber nicht versprechen...
Hast Du einen Tagesrhythmus, bzw. Schlafstörungen? Dann wäre die Kombination aus einem antriebsteigernden AD morgens und einem sedierenden Medikament abends (Mirtazapin (AD) oder Quetiapin (Neuroleptikum)) möglich. Vielleicht hast Du die Kombination noch nicht ausprobiert? Die antidepressive Wirkung soll laut Literatur so potenziert werden (kannst ja mal california rocket fuel googlen). Elontril z.B. wollte mir meine Psychiaterin nicht verschreiben, da ich O-Ton: "Dann völlig durch den Wind und abgeschossen wäre". Vielleicht möchtest Du mit Deinem Arzt\Ärztin mal über die Kombi sprechen. Ansonsten, da bleibt so viel nicht mehr übrig, Valdoxan und Milneurax fallen mir noch ein. Doch da würde ich auch keine großartige Wirkung erwarten. Die älteren TCA würden auch gehen und sind größtenteils sedierend, können aber auch einen Überhang am Morgen bewirken. Da können andere User und ein Facharzt\Ärztin Dir bestimmt weiter helfen. Ausprobiert habe ich nur Tianeurax als atypisches TCA.
Es scheint so, als wären bei Dir Medikamente nicht die "Hauptlösung".
Mir hilft auch psychisch funktionelle Ergotherapie sehr, vielleicht ist das ja etwas für Dich?

LG Gartenkobold
Hi Gartenkobold,

vielen Dank für die Unterstützung! California rocket fuel klingt ja Marketing-mäßig auf jeden Fall überzeugend, hehe. Davon habe ich auch schon mal gehört. Ich hatte mal Mirtazapin solo probiert und hatte die Standart-Nebenwirkung der extremen Gewichtszunahme; das dann noch in Kombination mit der sexuellen Disfunktion durch SSRI ist ein großer Einsatz. Allerdings habe ich auch nicht viel zu verlieren und vl. spreche ich meine Psychiaterin mal darauf an. Auf Tianeurax etc. hatte ich nach Berichten im Internet auch viel gesetzt aber habe leider auch von der Psychiaterin gehört, dass diese ganzen "alternativen" neueren Medikamente in der Praxis nur geringe antidepressive Wirkung haben.

Bzgl. der Ergotherapie werde ich mich mal erkundigen, das klingt echt interessant!

Um auch einen Tipp zurückzugeben, kann ich nur berichten, dass Moclobemid als MAO gut verträglich ist. Da muss man keine Einschränkungen bei Nahrungsmitteln machen, wie es bei dem anderen MAO Jatrosom ist. Bei mir wirkt aber leider Moclobemid auch nur minimal antidepressiv aber bei anderen ist es wohl wirksamer.

Viele Grüße!
participant
Beiträge: 57
Registriert: 23. Jul 2021, 12:08

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von participant »

Hier ist noch ein Faden zu diesem Thema.
Manchmal denke ich das es nur andere Bezeichnungen sind .

https://www.psychisch-erkrankt.de/agita ... epression/" onclick="window.open(this.href);return false;

Was denkt ihr?
Schließe keine Kompromisse mit dir. Du bist alles, was du hast.~Janis Joplin
Meamfara
Beiträge: 82
Registriert: 13. Feb 2022, 13:45

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von Meamfara »

participant hat geschrieben:Hier ist noch ein Faden zu diesem Thema.
Manchmal denke ich das es nur andere Bezeichnungen sind .

https://www.psychisch-erkrankt.de/agita ... epression/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Was denkt ihr?
Hm ich würde sagen das passt bei mir nur teilweise. Ja es gibt Tage / Momente / Phasen wo ich wie getrieben bin, aber es gibt auch die der Antriebslosigkeit. Das ist irgendwie schwer zu beschreiben.

Ich glaube, dass wenn ich keine Zeit habe zur Ruhe zu kommen, dann funktioniere ich immer weiter. Aber wehe ich gönne mir eine Pause, dann kippt es ganz schnell und es geht nichts mehr.

So kommt es manchmal vor, dass ich bis Mittag mehr schaffe, als andere am ganzen Tag. Dann setze ich mich „kurz“ auf die Couch, zBsp um einen Tee oder so zu trinken und ich merke wie die Stimmung kippt und nichts mehr geht. Von Antriebslosigkeit bis hin zu mein Kopf sagt steh auf aber mein Körper macht nichts ist dann alles möglich.

Die Angstzustände passen wieder. Nicht klagen jedoch nicht immer. Auch das ist bei mir sehr unterschiedlich und hängt von Zustand und Person ab, ob ich stark tue und die Maske trage oder fast schon jammere.

Sport Interessen gibt es auch eher nicht. Funktioniere nur da, wo es sein muss um den Schein aufrecht zu erhalten. Arbeit, Freunde, zu Hause. Nutze aber jede glaubhafte Entschuldigung um Kapazitäten einsparen zu können.

Und mir ist teilweise durchaus bewusst, dass bei mir was nicht stimmt und ich psychische Probleme habe. Kann mich und meine Probleme auch ganz gut reflektieren. Außer in den Momenten wo ich ganz tief unten bin.

Mein Leben ist irgendwie ein Widerspruch in sich. Man kann es irgendwie so beschreiben, dass ich mich nicht mal auf mich selbst verlassen kann. Weil es irgendwie nie gleich ist.

Das einzige, dass fast immer konstant ist, dass ich mich irgendwie leer fühle und mir einfach wünsche normal und glücklich zu sein. Die Momente wo ich wirklich ehrlich glücklich bin, werden immer seltener
skywalker7

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von skywalker7 »

Ich hab mal den Begriff "Lächelnde Depression" gehört.

Ich selber kenne das nicht. Am Anfang habe ich zwar auch nur funktioniert und größter Kraftanstrengung, aber irgendwann kam der Punkt, an dem nichts mehr ging.

Ob der Begriff jetzt eine offizielle Bezeichnung ist, weiß ich nicht. Aber vielleicht kann google helfen.

LG skywalker
AnnaD
Beiträge: 163
Registriert: 30. Mär 2014, 10:46

Re: Hochfunktionale schwere Depression

Beitrag von AnnaD »

participant hat geschrieben:Hier ist noch ein Faden zu diesem Thema.
Manchmal denke ich das es nur andere Bezeichnungen sind .

https://www.psychisch-erkrankt.de/agita ... epression/" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Was denkt ihr?

Was hier beschrieben ist, ist etwas anderes.

Ich (funktional depressiv) wusste immer, dass etwas nicht stimmt.
Schon als Kind war ich meist traurig, melancholisch, antriebslos.
Mit der Zeit habe ich gelernt, am Arbeitsplatz gut zu funktionieren, bis zum burn out.
Mit bestimmten Menschen ( die Auswahl ist sehr klein) fühle ich mich wohl. Der Rest ist Kampf.
Kampf um jede Aktivität. Kampf um "Normalität".
Das ist im Laufe der Jahre schlimmer geworden. Trotz Medikamenten.

LG Anna
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