Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

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moritzzz
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Registriert: 19. Jul 2023, 16:46

Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von moritzzz »

Hallo zusammen, ich heiße Moritz und studiere auf Lehramt. Leider habe ich in den letzten 2 Jahren Recht stressige Jahre gehabt: Angefangen mit einer Trennung, danach in ein tiefes Loch gestürzt und mich von mir und meinem damaligen Ich ziemlich entfremdet ... Danach hab ich lange Zeit nicht verstanden, warum es mir so schlecht ging und ich keine Freude mehr empfunden konnte... konnte es im ganzen letzten Jahr 2022 nicht für mich akzeptieren und hab immer gedacht, es würde an äußeren Umständen liegen. Der Gedanke, es könne eine Depression sein, kam mir gar nicht. Also entschied ich, meinen Wohnort zu Wechseln in der Hoffnung mir würde es dann besser gehen (großer Fehler im Rückblick!!)

Na ja lange Rede kurzer Sinn... es waren zwei echt anstrengende und auch sehr verschwommene Jahre: Mittlerweile wohne ich wieder bei meinen Eltern und Versuche für mich zur Ruhe zu kommen: Diagnose: Anpassungsstörung mit depressiver Symptomatik.
Seit Februar besuche ich eine Therapeutin, bislang noch unregelmäßig aber ab August dann auch regelmäßiger. Ich hoffe, ab Oktober mein Studium wieder in Angriff nehmen zu können.
Ich fühle mich immer noch sehr unkonzentriert und habe starke Kopfschmerzen. Niedergeschlagenheit und das Gefühl, wenig Freude zu empfinden. Das Gefühl, den Tag nicht einfach frei gestalten und planen zu können ... Ist das normal? So als wäre Watte im Kopf und man kann nicht klar denken oder einfache Entscheidungen treffen ... Oh Mann, das größte Problem ist dass ich diesen Zustand für mich nur schwer akzeptieren kann und daher sehr viel Grübelgedanken über sie Symptome habe: Fragen wie z.b. Was wird aus meinem Studium und meinem Berufswunsch? Warum ich? ...Zukunftsängste und so weiter... Zum Glück fühle ich mich nicht antriebslos, aber das Grübeln ist wirklich ein ständiger Begleiter und macht einen normalen Alltag unmöglich. Ich würde mich auf alle Fälle freuen einfach ein bisschen in den Austausch zu kommen und eure Erfahrungen zu hören. Das würde mir schon ein bisschen helfen :) Vielen Dank schonmal und ganz liebe Grüße

Moritz
Bittermandel
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Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Moritz

Ja das grübeln und Watte im Kopf ist in einer Depression völlig normal. Manchmal können Medikamente hilfreich sein um die Symptome zu mildern. Ein weiterer Baustein ist die Therapie und es sollte regelmäßig stattfinden. Du brauchst Geduld und musst dir Zeit nehmen um dich mit der Krankheit zu arrangieren. Vielleicht ist es bei dir eine einmalige Episode ausgelöst durch den Stress. Das wird die Zeit bringen. Vielleicht gibt es für dich als Student auch Hilfe über die Uni. Da kenne ich mich nicht aus. Auch der sozialpsychatrischer Dienst könnte ein Ansprechpartner für dich sein.

Liebe Grüße Bittermandel
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von DieNeue »

Hi,

Ja, das ist leider alles normal bei Depressionen, was du beschreibst. Das mit der Watte im Kopf kenne ich nur zu gut. Man wird irgendwie total ausgebremst durch das alles.
Mach bitte nicht den Fehler wieder zu früh mit dem Studium weiterzumachen. Fang erst wieder an, wenn du fit bist und nicht früher, nur weil du unbedingt weitermachen willst. Ich bin selber im Studium erkrankt und musste es wegen der Krankheit leider abbrechen. Ich weiß, dass die Regelungen mit Krankheitssemestern usw. nicht so ohne sind. Aber deine Gesundheit ist viel wichtiger! Ich denke mir heute, ich hätte schon vor dem Studium in eine Tagesklinik gehen sollen, als es losging und nicht erst, nachdem ich dann im Studium komplett zusammengebrochen bin.
Hast du schon mal über einen Aufenthalt in einer Tagesklinik nachgedacht? Wenn du bei deinen Eltern bist und es bei euch in der Nähe eine Tagesklinik gibt, wäre das eine gute Chance. Wenn du wieder alleine lebst, ist so ein Aufenthalt schwieriger und anstrengender, weil du deinen Alltag nebenher alleine stemmen musst. Ich war damals auch wieder bei meinen Eltern und dort in der Tagesklinik. Ist halt was anderes als stationär. Da ist man dann in seiner eigenen Blase und muss danach erst wieder im Alltag ankommen.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Cailyn
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Registriert: 12. Okt 2018, 21:11

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von Cailyn »

Hallo Moritz,

wurden die Kopfschmerzen mal abgeklärt oder kannst du sicher sagen, dass sie psychosomatisch bedingt sind?
Wenn sie stressbedingt sind, helfen dir vielleicht Entspannungsübungen, z.B. Muskelrelaxation nach Jacobson oder autogenes Training, um zumindest ein wenig Erleichterung zu finden.

Wie die anderen schon schrieben sind deine Symptome normal für eine Depression. Gegen das Wattegefühl haben mir Medikamente geholfen. Andere schreiben so viel wie möglich auf, betätigen sich künstlerisch, machen Meditation oder lange Spaziergänge, um das alles ein wenig einzudämmen. Da musst du selbst testen, was für dich am besten wirkt und umsetzbar ist.
Bezüglich deiner Zukunft unternimmst du ja grade schon etwas. Du kümmerst dich jetzt um dich, damit es dir in Zukunft wieder besser geht und du dein Leben so gestalten kannst, wie du es dir vorstellst. Sich über alles weitere den Kopf zu zerbrechen macht meiner Meinung nach wenig Sinn, solange du keine mentale Kapazität hast, das anzugehen. Besser jetzt die Nerven schonen und die Energie sparen (ja, ich weiß, wenns so einfach wäre... :) ).

Wünsche dir viel Erfolg mit deiner Therapie ab August. Und wie Bittermandel schon schrieb, schau auch mal an deiner Uni, die bieten auch manchmal Workshops und ähnliches zur Unterstützung, Stressregulierung, usw an.

Viele Grüße
moritzzz
Beiträge: 30
Registriert: 19. Jul 2023, 16:46

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von moritzzz »

Hallo ihr Lieben,

vielen lieben Dank für Eure ausführlichen und super hilfreichen Antworten. Das gibt ein wirklich gutes Gefühl, nicht allein damit zu sein. @DieNeue: du hast absolut Recht. Mich hat die Symptomatik echt aus der Bahn geworfen und im Studium ausgebremst. Aber ich versuche es Stück für Stück zu akzeptieren.
Danke auch für die Idee mit der Tagesklinik. Da informiere ich mich morgen mal genauer und rufe ggf. an. :)
Wünsche euch einen tollen Sonntag.

Moritz
Lavendel64
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Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo Moritz,

mir kam die Idee mit der Tagesklinik auch sofort. Verglichen mit der ambulanten Therapie hast du dort weitergehende Hilfe, indem Du z.B. lernst, Grübelschleifen zu unterbrechen, Dich in Stress-Situationen zu entspannen. In meiner ersten Episode war ich Gefühlen und Gedanken hilflos ausgeliefert, habe alles übermich ergehen lassen. Die Zeit in der Tagesklinik (8 Wochen) half mir einerseits, meine persönliche Situation zu entwirren, Überlastungen frühzeitig zu erkennen und denen entgegen zu wirken, d.h. gezielt nach Zeitfenstern zu suchen, in denen ich es mir gut gehen lassen kann. Mal in Ruhe (!!! - ohne Handy) eine Tasse Kaffee in einem Café zu trinken, einfach nur im Park zu sitzen, die Wolken ziehen lassen ... und mir auch Zeit für die Gedanken zu geben. Wenn ICH es möchte. Ich habe dort die Malerei für mich entdeckt (völlig in der Alltagshektik vergessen, dabei habe ich in meiner Kindheit/Jugend viel gemalt) . Es war eine Zeit der Tränen, die aber geholfen hat.
Nach der Zeit dort war ich noch lange nicht gesund. Das wirkt nach und man braucht einige Wochen, um wieder im Leben anzukommen. Es ist wie nach einer Operation - aus dem Krankenhaus entlassen bedeutet noch keine volle Leistungsfähigkeit. Das Umsetzen der Techniken benötigt Übung und Zeit. Letztlich muss Dein Arzt mit Dir entscheiden, ob dies der richtige Weg ist. Wenn die Tagesklinik eine Ambulanz hat, kannst du auch dort einen Termin machen und bekommst eine fachliche Einschätzung.

Auch mein Rat wäre, das Studium nicht zu früh wieder zu beginnen, sondern tatsächlich zu schauen, was mit Dir los ist.

Liebe Grüße Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
moritzzz
Beiträge: 30
Registriert: 19. Jul 2023, 16:46

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von moritzzz »

Hallo zusammen,
ich melde mich noch einmal bei Euch :) Vielen Dank für die Nachrichten.
Der Gedanke, dass man viel Geduld und Ruhe braucht, ist wirklich wahr! Aber auch genauso schwierig in der Umsetzung für mich... Meine Aufmerksamkeit ist immer noch sehr viel auf den Moment gerichtet und auf meinen derzeitigen (schlechten) Gesundheitszustand... Wegen der Depri hab ich solche Schwierigkeiten, einen langfristigen Blick auf die Zukunft mit positiver Perspektive einzunehmen. Stattdessen kreisen die Gedanken um die Frage, ob dadurch dein ganzen weiteres Leben und alle Ziele, die du dir vorgenommen hast, für immer unerreichbar sind... Solche starken Katastrophengedanken....Heute hatte ich noch einen Termin bei meiner Psychiaterin (nehme jetzt 10 mg Escitalopram) und als sie nur kurz sagte, dass wir auf jeden Fall "eine Chronifizierung vermeiden sollten", hat meine Depression diesen Begriff direkt aufgeschnappt und in meinen Gedanken festgeklebt.
Seitdem kreist mein Grübeln um die Sorge darum, dass es sich niemals bessern wird... (auch wenn ich eigentlich rational weiß dass ich ja noch ganz am Anfang der Behandlung stehe...) Kennt das jemand von euch? Die Angst, dass die Behandlung und jegliche Therapie nicht schnell genug geht und dass man dadurch wertvolle Zeit verlieren könnte? Oder ist das ein unbegründeter Gedanke und nur Teil des Depressiven Katastrophisierens?
Ansonsten gibt es auch eine positive Nachricht: Ich stehe auf der Warteliste für einen Platz in der Tagesklinik, ich denke das ist eine prima Idee von Euch gewesen... :)

Viele Grüße
Moritz
Cailyn
Beiträge: 17
Registriert: 12. Okt 2018, 21:11

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von Cailyn »

Hallo Moritz,

das mit der Ungeduld und dem so schnell wie möglich wieder gesund werden wollen kennen wohl viele, mich eingeschlossen.
Aber die Depression kommt ja meist auch nicht von heut auf morgen, sondern schleicht sich in dein Leben und fängt dann an, zu wachsen, meist für eine ganze Weile (auch hier gibt es natürlich andere Fälle). Zudem führt die Krankheit an sich ja dazu, dass man sich wahrscheinlich nicht rechtzeitig um ärztlichen Beistand bemüht, grade wenn es die erste Phase ist. Die langen Wartezeiten tun dann ihr übriges...
Und nun musst du dich in der Therapie nicht nur mit der Depression an sich, sondern auch mit den Faktoren auseinandersetzen, die dazu führten. Ist also schon einiges an Arbeit, die man weder nebenbei noch schnell hinter sich bringen kann. Die Depression ist wie ein Knochenbruch, der durch Unterversorgung entsteht. Und da hilft es leider nicht viel, dem Knochen zu sagen, er solle doch bitte schneller heilen. Und um eine erneute Unterversorgung zu vermeiden, musst du lernen, wie diese entstand und wie du sie vermeidest. Du brauchst Geduld und Durchhaltevermögen, um mit Hilfe der Ärzte deine alte Beweglichkeit wiederherzustellen.
Ich weiß, dass es nervt, dass man diesen "Knochen" nicht einfach ersetzen kann und weiter gehts. Aber wenn du dich deswegen nicht auf die Therapie einlässt oder sie sogar abbrichst, heilt da auch nichts schneller. Natürlich kannst du das trotzdem bei der Therapie ansprechen, vielleicht gibt es dort noch ein paar hilfreichere Worte als von mir hier ;)
Unruhe und agitiert sein sind aber auch an sich Symptome, die in einer Depression auftreten können. Hier können Medikamente helfen (wobei Escitalopram glaub ich eher aktivierend wirkt?) oder auch therapeutische oder entspannungstechnische Ansätze.
Allerdings wüsste ich nicht, warum so ein vorübergehender Knochenbruch, den du ja jetzt mit professioneller Hilfe behandelst, deine gesamte Zukunft "versauen" sollte. Im Zweifelsfall gehst du gestärkt daraus hervor, weil du weißt, wie und wo du auf dich besser achten solltest, um auch zukünftige stressige Phasen besser zu überstehen.

Ich hoffe, dein Gedankenkreisen legt sich bald ein wenig und die TK kann dir ebenfalls weiterhelfen.

Viele Grüße
moritzzz
Beiträge: 30
Registriert: 19. Jul 2023, 16:46

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von moritzzz »

Hallo zusammen,
danke für die ausführlichen und hilfreichen Antworten. Man hat so viele offene Fragen und da bin ich wirklich sehr dankbar für den Austausch in diesem Forum.
Eine Frage hätte ich noch an Euch: Also ich stehe gerade in meinem Leben etwas "in der Schwebe"... Was ich damit meine: Mein Studium habe ich seit einem Jahr ausgesetzt, da ich mich kognitiv überhaupt nicht darauf einlassen kann und es mir zu anspruchsvoll erscheint. Gleichzeitig hatte ich - um ein bisschen Tagesstruktur zu bekommen - von Februar 2023 bis Juni ein Schulpraktikum gemacht und konnte dort ein bisschen im Unterricht mithelfen. Das war mit der akuten Depression zwar sehr anstrengend aber auch ganz gut, dass man einfach etwas zu tun hatte und nicht nur zu Hause sitzt... Das Praktikum ist jetzt wegen der Sommerferien beendet und ich stehe kurz vor Beginn meiner Psychotherapie. Ab Oktober wieder mein Studium aufzunehmen, halte ich gerade noch für unrealistisch - auch wenn ich dann ein Jahr verliere, aber was nicht geht das geht nicht... Na ja bis Oktober ist ja auch noch etwas Zeit, mal sehen. Angenommen, ich kann ab Oktober noch nicht wieder studieren, meint ihr, es ist sinnvolle eine andere Tätigkeit für die nächsten Monate zu organisieren, um ein bisschen beschäftigt zu sein und eine Alltagsstruktur zu bekommen? Die Therapeuten empfehlen ja immer, möglichst aktiv zu werden. Allerdings wüsste ich gerade noch nicht, welche Tätigkeit ich machen könnte in der Zeit der Genesung. Aber Zuhause sitzen tut auf jeden Fall nicht gut, das merke ich. Hinzu kommt auch noch dass ich in ein paar Monaten ggf..eine Tagesklinik besuchen kann, sodass ich in der Zeit dann auch die Tätigkeit wieder unterbrechen müsste. Mich würde es sehr interessieren zu hören, wie ihr eure akuten depressiven Episoden im Alltag gestaltet :))

Viele Grüße und dankee
Moritz
MaWe
Beiträge: 174
Registriert: 8. Feb 2020, 10:03

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von MaWe »

Nach deiner Schilderung im ersten Beitrag würde ich sagen, du hast keine Anpassungsstörung (das ist gewissermaßen so eine Art psychischer Störung sehr geringer Art), sondern eine voll ausgeprägte Depression. (Bin vom Fach, aber auch selbst von Depressionen betroffen)

Zu den Alltagsaktivitäten:
Versuch mal eine Liste zu machen von Aktivitäten, bei denen es dir etwas besser geht. Völlig egal was. Und versuch dann, solche Sachen in deinen Tagesablauf zu integrieren.
moritzzz
Beiträge: 30
Registriert: 19. Jul 2023, 16:46

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von moritzzz »

Hallo zusammen,
danke für die Antworten und Reaktionen zu meiner Situation. Ich merke sehr, wie es mir gut tut, sich hier auszutauschen
.. das Gefühl, mit alle dem nicht alleine zu sein ist so bestärkend. Kurzes Update zu meinem Zustand: Ich nehme nun seit 2 Wochen Escitalopram (erst 5, dann 10 mg) und was soll ich sagen: Das Medikament hat bei mir nach etwa 10 Tagen eine deutliche Verbesserung gebracht. Insbesondere das Gedankenkreisen, was lange Zeit dazu geführt hatte, dass ich nicht mehr ich selbst sein konnte, hat sich gelegt und ist seit dem deutlich zurückgegangen. Vormittags grübel ich noch viel über meinen schlechten Zustand nach und alles fühlt sich komisch an, aber vor allem nachmittags (ab ca. 13 Uhr) geht es mir verhältnismäßig echt gut: Ich kann Dinge planen, habe etwas mehr Konzentration und Freude und kann meine Aufmerksamkeit auf Dinge gezielt ausrichten... Vormittags ist mein Kopf noch voller Watte und ich kann nicht klar denken, aber das legt sich dann meist gegen 13 Uhr. Kennt das jemand? Hat jemand ähnliche Tagesschwankungen ? Von dem Medikament bin ich positiv überrascht: Es ist, als würde es die Depression wie ein schwarzes Tuch aus meinem Kopf herausziehen und dadurch mich wieder zu dem machen, der ich bin. Habt ihr auch so positive Erfahrungen durch die Medikamente gemacht und möchtet davon berichten? Darüber würde ich mich freuen.
Mich würde es auch sehr interessieren zu hören, wie es sich bei euch angefühlt hat, wenn die akuten Depressionssymptome immer weiter verschwinden und die Depression abklingt?: Welche Restsymptome hielten sich am hartnäckigsten bei Euch? Ich freue mich über Antworten :) Viele Grüße
Moritz
Mario81
Beiträge: 273
Registriert: 5. Mär 2023, 12:03

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von Mario81 »

Hallo Moritzzz...

Ich hatte auch Escitalopram. Bei mir wirkte es nicht so schnell. Ich merkte erst nach 5-6 Wochen leichte Besserung. Ich bekam dann auch 20 mg.
Bei mir war es dann auch so, das es gegen Mittag besser wurde. Konzentration und Vergesslichkeitsprobleme habe ich jetzt noch. Bin seit Anfang Januar krank.
Auch dauerte es bei mir länger bis ich mir richtig was vornehmen konnte. Ich glaub nach 3-4 Monaten wurde es wesentlich besser. Das ich mehr gute als schlechte Tage hatte. Dadurch bemerkte ich aber gewisse Nebenwirkungen eben erst im Mai. Darum musste ich Escitalopram leider absetzen und Bupropion nehmen. Da ging leider wieder alles von vorn los, durch den Wechsel.

Freut mich für dich das es so gut anschlägt. Und die Nebenwirkungen müssen bei dir ja nicht auftreten. Wenn du genaueres wissen möchtest, bitte per PN.

Liebe Grüße
Mario
"Du darfst nicht alles Glauben,was Du denkst." Alexander Bojcan
moritzzz
Beiträge: 30
Registriert: 19. Jul 2023, 16:46

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von moritzzz »

Hallo zusammen,

ich dachte ich melde mich einfach Mal wieder bei euch und freue mich, von euch zu hören :)Danke für die bisherigen Nachrichten.
Bin seit 5 Wochen auf Escitalopram (10 mg) und das hat zum Glück relativ schnell angeschlagen, also meine Vergesslichkeit ist ein bisschen besser geworden und ich kann meinen Tag auch einigermaßen gestalten. Antrieb war ja zum Glück nie das Problem, aber was am besten ist: das Medikament hat mein ewiges lautes Grübeln beruhigt. Dadurch dass es in meinem Kopf nun ein bisschen klarer ist, kann ich aber noch deutlicher erkennen, welche starken und beängstigenden Symptome noch da sind: Vor allem leide ich noch unter einem starken Wattegefühl, ich finde es sehr schwierig das zu beschreiben, aber vielleicht kennen das ja manche von euch. Es ist, als wäre man in sich eingesperrt und kann daher nicht so richtig intensiv seine Umgebung wahrnehmen und erleben/erfahren. Alles wirkt dumpf und Intensive Gefühle bleiben aus. Kennt jemand diesen Nebel? Wenn ich mir zum Beispiel Fotos anschaue, auf denen ich zu sehen bin, habe ich ein ganz komisches Gefühl, weil ich mich darauf z.t. nicht so richtig erkenne... Ich habe die Situation auf dem Foto selber dann gar nicht richtig Intensiv wahrgenommen und deshalb bleibt bei mir kaum eine Erfahrung am Tag hängen... Ein Tag geht einfach so in den anderen über.. Fällt mir - ehrlich gesagt - immer schwerer diese gruseligen Zustände auszuhalten und zu akzeptieren (es geht eben schon alles sehr lange...) na ja :)
Gleichzeitig habe ich mit Schwindel zu tun und meine Konzentration ist immer noch sehr schlecht. Kennt ihr das auch, dass ihr euren Körper und euch selbst in einer depressiven Episoden nicht so richtig intensiv spüren könnt bzw. dass eure Selbstwahrnehmung gestört ist. Ich glaub mein Denken ist nach wie vor noch sehr blockiert... Manchmal kommt mir alles um mich herum fremd vor.
Na ja, Geduld ist wahrscheinlich der einzige Weg daraus ... Alles Liebe euch und Liebe Grüße
Moritz
Senif
Beiträge: 1307
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Neu hier: Ist das normal bei Depressionen?

Beitrag von Senif »

Hallo Moritz,

freut mich, dass das Medikament bei dir anschlägt. Ich nehme auch Escitalopram, bei mir hat es den Antrieb gesteigert. Das Gefühl des in sich eingesperrt sein, kenn ich auch. Begleitet wird das oft von einer Art Panik und dem Gefühl, dass alles unreal wirkt und dass ich mich auflöse. Ich hatte das zum Glück lange nicht mehr gehabt.

Was die Tagesschwankungen angeht. Das nennt sich Morgentief (auch wenn es bis 13 Uhr anhält) und ist typisch für eine Depression. Komisch finde ich manchmal, dass man so Uhrzeiten danach stellen kann. (bei mir früher, Schlaf von 23 - 1 Uhr. Ansonsten wach, obwohl man so fertig ist.)

Ich fühle mich derzeit nicht mehr depressiv, obwohl ich einen jahrelangen Kampf hinter mir hab. Man kann also wieder gesunden - das ist wichtig, dass einem auch positive Geschichten über den Weg laufen.

Alles Gute für Deinen weiteren Weg.

Senif
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