Trotz und Wut

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Wandervogel
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Trotz und Wut

Beitrag von Wandervogel »

Hallo Leute :hello:

ich fühle mich gerade trotzig und wütend.

Ich habe kein Bock mehr, mich traurig, niedergedrückt, ängstlich und einsam zu fühlen.
Ich habe kein Bock auf meine Depressionen (leider chronisch) und mein generalisierte Angststörung.

Ich habe mir zwei Bücher gekauft.
Von Dr. Doris Wolf "Ängste verstehen und überwinden" und "Einsamkeit überwinden".

Nach dem ersten Durchlesen fühlte ich mich angesprochen.
Ich habe mir vorgenommen ab morgen die Übungen aus beiden Büchern zu machen.

Ich bin es leid immer über meine Ängste und Einsamkeit zu reden.
Ich bin eigentlich lösungsorientiert und packe eigentlich immer den Stier bei den Hörnern.

Ich weiß, dass man nicht einfach beschließen kann keine Depressionen und Ängste mehr zu haben. Aber vielleicht helfen mir die Übungen ja.

Meine Thera ist jetzt 4 Wochen in Urlaub. Da habe ich ja genügend Zeit schon mal was zu erarbeiten. Wenn ich irgendwo hänge, kann ich es ja so lange beiseite legen. Was eigentlich blöd wäre (oooohhhh meine Ungeduld :roll: :roll: :roll: ).

Aber vielleicht kann ich das ja auch hier reinbringen und bekomme vielleicht dann die eine oder andere Anregung. Wäre echt toll :oops:
Wenn es aber zu viel wäre, wäre ich auch nicht böse ;)

Liebe Grüße
Femme
Beiträge: 34
Registriert: 5. Apr 2020, 18:33

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Femme »

Hallo Wandervogel,

ich kenne diese Wut und den Zorn auch. Bevor bei mir die Diagnose über die Depri gestellt wurde, bekam ich vor Jahren eine Autoimmunerkrankung.

Ich hatte lange gebraucht um diese anzunehmen, jedoch im Endeffekt hat es für mich dieses Annehmen, der Umgang damit erleichtert.

Ok bei der Depression ist es leider nicht ganz so einfach da mich oft diese Gefühle wie Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit überkommen. Und doch macht es da annehmen etwas leichter.

Wenn sich dann die Wut darüber einstellt, nehme ich auch diese an und widme mich ihr. Ich nutze sie sogar und hinterfrage sie warum sie da ist, warum sie gekommen ist?

So bin ich schon auf die ein oder andere Antwort gekommen.

Mich würde interessieren ob diese Übungen Dir helfen.

Ich wünsche Dir viel Erfolg.

Liebe Grüße Femme
Nichts ist so wie es scheint.
Ich bin eine Romanfigur von Franz Kafka, ich weiß nie ob ich spinne oder die anderen.
Traktorfahrer
Beiträge: 58
Registriert: 23. Dez 2019, 19:14

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Traktorfahrer »

Wie geht ihr eigentlich mit down-Phasen um. Die halten bei mir Monate an. In Den Phasen hab ich hauptsächlich negative gedanken und kriege überhaupt nichts hin. Oder ist das nur bei mir so.
Wandervogel
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Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Wandervogel »

Hallo Traktorfahrer,

ich hatte gerade vor 4 Wochen eine richtige Downphase und mir geht es heute zwar viel besser, aber noch nicht wieder richtig gut. Also ich bin da noch nicht ganz raus.

Als es bei mir vor 4 Wochen so richtig heftig wurde, habe ich das ersteinmal genommen wie es ist -nämlich als eine depressive Episode. Ich habe dann 3 Wochen lang - so lange dauerte ca. die schlimmste Phase - gar nichts gemacht. Außer mein obligatorisches Zirkeltraining ;) . Vom Bett ins Bad, vom Bad an den Frühstückstisch, vom Frühstückstisch auf die Couch vor den TV und abends wieder ins Bett. ;) ;)

Ich habe in der Zeit auch nichts auf die Reihe bekommen und es halt akzeptiert dass es so ist.
Ich habe mich dann auch richtig krank gefühlt. So als hätte ich ne schwere Grippe, ohne eine Grippe zu haben - war halt ne schwere Depriphase.

Irgendwann kehrte dann meine Lebensgeister langsam wieder zurück und ich fing an wieder spazieren zu gehen, mich mit Bekannten zu treffen und jetzt - seit gestern - arbeite ich auch wieder.

Mir geht es noch nicht optimal. Da sind noch diese Ängste und diese Einsamkeitsgefühle. Aber die will ich ja jetzt angehen. Ich versuche es zumindest :oops:

Du schreibst, dass Du Dich nicht mit Medikamenten betäuben willst. Das kann ich gut verstehen.
Erlaube mir dennoch eine Frage. Meinst Du nicht, dass Du Dich stattdessen mit Alkohol betäubst? :oops:

Liebe Grüße
Marlene57
Beiträge: 504
Registriert: 20. Mär 2018, 16:39

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Marlene57 »

Guten Morgen Wandervigel,
bist du dann mit Hilfe von Medikamenten wieder raus gekommen?
Der Ausdruck Zirkeltraining ist klasse. Dachte schon was hat sie denn, wenn sie immerhin ins Fitnesstudio geht.
Mir geht mittlerweile nach einigen Depriphasen in den letzten gut 2 Jahren richtig gut. Aber da habe ich dann auch Zirkeltaining gemacht. Hoffe das ich das jetzt entgültig hinter mir lassen kann, da ich jetzt in meinem Rentnerleben angekommen bin.
LG Marlene
Wandervogel
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Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Wandervogel »

Guten Morgen Marlene,

ja ich nehme schon seit längerem regelmäßig Medikamente (seit fast 20 Jahren). Sogar einen ganzen Cocktail.

Ich hatte die Medikamente reduziert und schon kam der Absturz. Nun schleiche ich sie langsam wieder ein, um zu sehen welche Dosis dann nun wirklich reicht. Vielleicht brauche ich ja nicht mehr gar so viele.

Als ich noch die volle Dröhnung genommen hatte, habe ich 6 Jahre lang keine schwere Depriphase und Ängste mehr gehabt.

Also, die Medis haben mir schon sehr geholfen und das Ausschleichen war keine so gut Idee :? :?

Liebe Grüße
Elly10
Beiträge: 6
Registriert: 16. Jun 2020, 16:05

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Elly10 »

Hallo,
ganz kurz... ZIRKELTRAINING !! Herrlich ( leider find ich grad die Emojis nicht, haben sich versteckt)
Auch wir können einen wunderbaren Humor haben...sooo schön, tut richtig gut!
Zirkeltraining :-))
Liebe Grüße
Traktorfahrer
Beiträge: 58
Registriert: 23. Dez 2019, 19:14

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Traktorfahrer »

Hey danke wandervogel.
Also Alkohol trinke ich nicht. Aber ich werde es wahrscheinlich nochmal versuchen mit AD's
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo an alle,

also ich habe mir das Buch "Einsamkeit überwinden" vor genommen.

Frau Dr. Doris Wolf schreibt (Zitat): "Wer mit sich selbst klarkommt, findet auch Freunde.... . Ganz im Gegenteil zur der Meinung der meisten einsamen Menschen ist der Kontakt zu anderen nicht die Lösung ihrer Einsamkeitsprobleme. Die Isolierung und die Abgesondertheit von anderen hat ihre Ursache in der persönlichen Einstellung des Einzelnen zu sich selbst. Und bevor der Einzelne seine negativen Einstellungen zu sich selbst nicht grundlegend verändert hat, kann er keine dauerhafte und erfolgreiche Beziehung zu anderen knüpfen. (Zitat Ende)

:?: Hm...hm. Leuchtet mir auf einer Seite schon ein. Es liegt ja nicht nur an den anderen, dass man einsam ist. Es hat schon was mit der eigenen Einstellung zu tun.

Allerdings, ich bin jetzt 51 Jahre alt. Bin ich nicht schon zu alt, um meine Einstellung ändern zu können. Ist es nicht so, dass man einem alten Hund keine neuen Kunststücke mehr beibringen kann? :?

Vielleicht sollte ich diese Bedenken einfach mal beiseite schieben und es einfach versuchen. :?
Ich kann ja mal mit dem Buch arbeiten. Eigentlich habe ich ja nichts zu verlieren. Das schlimmste was passieren kann, ist das ich mich weiterhin einsam fühle. :?

Liebe Grüße
Femme
Beiträge: 34
Registriert: 5. Apr 2020, 18:33

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Femme »

Wandervogel hat geschrieben::hello: Hallo an alle,

also ich habe mir das Buch "Einsamkeit überwinden" vor genommen.

Frau Dr. Doris Wolf schreibt (Zitat): "Wer mit sich selbst klarkommt, findet auch Freunde.... . Ganz im Gegenteil zur der Meinung der meisten einsamen Menschen ist der Kontakt zu anderen nicht die Lösung ihrer Einsamkeitsprobleme. Die Isolierung und die Abgesondertheit von anderen hat ihre Ursache in der persönlichen Einstellung des Einzelnen zu sich selbst. Und bevor der Einzelne seine negativen Einstellungen zu sich selbst nicht grundlegend verändert hat, kann er keine dauerhafte und erfolgreiche Beziehung zu anderen knüpfen. (Zitat Ende)

:?: Hm...hm. Leuchtet mir auf einer Seite schon ein. Es liegt ja nicht nur an den anderen, dass man einsam ist. Es hat schon was mit der eigenen Einstellung zu tun.

Allerdings, ich bin jetzt 51 Jahre alt. Bin ich nicht schon zu alt, um meine Einstellung ändern zu können. Ist es nicht so, dass man einem alten Hund keine neuen Kunststücke mehr beibringen kann? :?

Vielleicht sollte ich diese Bedenken einfach mal beiseite schieben und es einfach versuchen. :?
Ich kann ja mal mit dem Buch arbeiten. Eigentlich habe ich ja nichts zu verlieren. Das schlimmste was passieren kann, ist das ich mich weiterhin einsam fühle. :?

Liebe Grüße
Hallo Wandervogel,

ich habe damit als erstes begonnen mich selbst zu lieben und anzunehmen wie ich bin. Ist zwar immer noch nicht ganz so wie ich es gerne hätte, aber dran bleiben.

Das habe ich schon lange gewusst das man nur sich selber ändern kann und die anderen nicht. Zumal es keinem zusteht jemanden zu verändern wollen.

Ach ja ich bin 53 und habe damit vor einem Jahr begonnen. Nur Mut, es kann nur besser werden. :)

Lieben Gruß Femme
Nichts ist so wie es scheint.
Ich bin eine Romanfigur von Franz Kafka, ich weiß nie ob ich spinne oder die anderen.
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Wandervogel »

Danke liebe Femme, :hello:
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Wandervogel »

Moin,

ich habe heute einen tollen Satz in einem Buch gelesen. (Das Ende der Einsamkeit von Benedict Wells).

Zitat: Das Gegengift zur Einsamkeit ist nicht das wahllose Zusammensein mit irgendwelchen Menschen. Das Gegengift zur Einsamkeit ist Geborgenheit. Zitat Ende

Ich finde das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf.

Ich war vor Corona in vielen Gruppen. Spielegruppe, Boule-Gruppe, SH-Gruppe. Dann habe ich mich mit Bekannten zum Essen/Kaffeetrinken verabredet oder wir sind mal in eine Ausstellung gegangen.
Meine Einsamkeitsgefühle waren dann trotzdem nicht weg. Sie wurden nur leiser. In dem Moment war es ganz nett, aber hinterher habe ich mich wieder leer und einsam gefühlt. Weil es eben nur das gemeinsame Spielen, Essen und so war. Es herrschte wirkliche Verbindung. Auch wusste ich, dass ich mich mal wieder um die nächste Verabredung bemühen musste. Von den anderen kommt nichts.

Tschüß
Edith_Ruth
Beiträge: 73
Registriert: 1. Aug 2020, 17:53

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Edith_Ruth »

Hallo Wandervogel
Das sind doch schon sehr wertvolle Erkenntnisse.
Das Buch scheint ergiebig zu werden. Bin gespannt, was Du noch daraus zitierst.

Ich kenne diese Einsamkeit inmitten von gepflegten Kontakten auch. Es hat wohl eher mit der eigenen Innenwelt zu tun, ein Gefühl des Verlusts, was das Ich mit Einsamkeit gleichsetzt. Eigentlich ist es ein Ich-Verlust. Das Ich ist zu wenig ausgefüllt, es schwächelt, kann sich nicht gut steuern und es verliert an Selbstbewusstsein.

Meine Erfahrung damit: Je mehr ich mich selbst aufbauen kann, desto weniger einsam fühle ich mich.
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Wandervogel »

:hello: Hallo Leute

ich habe heute seit einer Woche eine Übung gemacht.

Dr. Wolf schreibt in ihrem schlauen Buch folgendes, bevor man mit der eigentlichen Arbeit startet.

Lehnen sie sich zurück und akzeptieren sie, dass sie einsam sind.
Lassen sie zu, dass sie im Moment alleine sind.
Lassen sie zu, dass sie im Moment keine Freunde haben.

Nun...ich habe daraus mal eine Selbstsuggestion gemacht.

Ich mache den Body-Scan oder die Sitzmeditation (2 Achtsamkeitsübungen von Karbat-Zinn) oder die progressive Muskelentspannung. Im Anschluß sage ich mir (immer noch im entspannten Zustand) folgende Sätze 10 x hintereinander in Gedanken auf.

Ich lasse zu, dass ich im Moment alleine bin
Ich lasse zu, dass ich im Moment keine Freunde habe
Ich akzeptiere, dass ich im Moment einsam bin.

Klingt vielleicht irgendwie irre :? :?
Ich dachte mir nur, kann ja nichts schaden und zu verlieren habe ich ja nichts.

Wie gesagt, seit einer Woche mache ich das jetzt und die Einsamkeitsgefühle haben sich beruhigt. Zufall :?: :?: :?:

Ich hatte mich zwischenzeitlich mit 2 Bekannten zum Spaziergang getroffen. War sehr schön und nett. Das hat bestimmt auch seinen Teil dazu beigetragen.

Liebe Grüße
SunnyMerle
Beiträge: 82
Registriert: 31. Mär 2020, 17:00

Re: Trotz und Wut

Beitrag von SunnyMerle »

Hallo Wandervogel.

Deine Übungen klingen überhaupt nicht verrückt, im Gegenteil, sie klingen toll.

Sie erinnern mich an eine meiner liebsten Übungen von Robert Betz.
"Alles was ist, darf jetzt da sein"
Könnte so etwas wie die Überschrift sein, man meditiert 5 - 7 Minuten und erlaubt halt "allen Gefühlen" einfach "da" zu sein. Ohne Bewertung ob sie nun "gut" oder "schlecht" sind und dein Mantra erlaubt dir eben das "Einsamkeitsgefühl" auszuleben ohne es großartig zu bewerten, dann ist es kein Wunder das sich eine Veränderung bemerkbar macht.

Ich bin ein sehr holistischer Mensch und sehe gerade eine Verbindung zu einer Hörspielreihe, aber "aus dem Zusammenhang gerissen", macht eine Weisheit die in den Offenbarung 23 angemerkt wird durchaus Sinn.

Die Wahrheit, deine Wahrheit, als gesprochenes Wort oder eben im inneren deiner Mediation, setzt sich bei dir fest... sie sagen manchmal "wie ein Virus". Dies liegt mehr an der Computerszene und dem Hacker als Hauptcharakter als an etwas anderen.
Aber irgendwie gefällt mir halt der Gedanke, "Das gesprochene Wort" wie sie sagen "hat Macht". In diesem Fall, die Macht/Kraft eine andere Einstellung zu bekommen und ich habe immerhin auch etwas von diesem Beitrag.

Diese Zitate sind echt großartig.

Also Danke.

Gruß Merle
We are all stories in the end, lets make a good one.
Wandervogel
Beiträge: 336
Registriert: 3. Aug 2020, 14:04

Re: Trotz und Wut

Beitrag von Wandervogel »

Hallo SunnyMerle,
Hallo an alle anderen, :hello:

ich mache die Übungen. Man soll sich Zeit nehmen. 30 Tage für jede einzelne Übung. Dann bin ich ja erst in einem Jahr damit durch :(

Ich bin so ungeduldig. Möchte jeden Tag eine neue Übung machen.
Ja, ja ich weiß. Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht. ;) ;)
Immer diese Ungeduld. Geduld gehörte noch nie zu meinen Tugenden.

Liebe Grüße :hello:
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