Der Spalt im Kopf

Mim
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Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Die Überschrift mag ein wenig komisch klingen, aber genau so fühlt es sich im Moment für mich an. Ich glaube ich möchte einfach nur lesen, dass auch andere das kennen, vielleicht lesen, dass jemand da ne Lösung oder Verbesserung erfahren hat.

Auf Grund zweier Hiobsbotschaften in den letzten Tagen, Sorge um zwei mir wichtige Menschen, spürte ich Heute (wieder einmal), dass mir meine Alltagskontrolle zu entgleiten drohte. Ich lag nachts wach, hatte mit Angst und Wut zu kämpfen, konnte lange nicht schlafen. Erst als ich ein bisschen was aufschrieb, wurde es ruhiger im "Oberstübchen" und ich konnte einschlafen.

Heute Morgen spürte ich schon nach dem aufwachen, dass ich heute würde wachsamer mit mir umgehen müssen. Den Wecker hatte ich eine Stunde weiter gestellt. Den Termin beim Arzt Heute Morgen hätte ich gerne abgesagt - bin trotzdem gefahren. Ich bekämpfte die ganze Zeit den Wunsch, einfach im Bett liegen zu bleiben und mich meinen Sorgen hinzugeben. Decke über den Kopf. Nichts Hören, nichts sehen.
Ein klitzekleiner Grund mag darin liegen, dass Heute die Uni wieder losgeht, zeitgleich mit meinen Nebenjobs. Ich wusste vorher, dass mich das nervös machen würde, bin aber erschrocken, dass das ganze so auf meine Stimmung schlägt.

Ich weiß nicht wie - aber ich habe es geschafft, mich NICHT hinzulegen. Ohne Kämpfergeist, ohne Tatendrang. Habe halbherzig ein paar Angelegenheiten abgearbeitet, mit schlechtem Gewissen, weil - hätte ich ja früher machen können ("hätte"- ich liege nach wie vor VOLL im Zeitplan). Es dauerte ca. zwei Stunden, in denen ich einige Haken setzen konnte und ich spürte, dass sich die innere Lähmung, die tiefe Aggression, die Angst langsam lockerten. Es ist für mich immer wieder faszinierend zu beobachten wie - und DASS es funktioniert. Und genauso ernüchternd, dass es weder ein eindeutiges Rezept gibt um diese tiefe Traurigkeit, die lähmende Angst und die tiefe Wut einfach zu beseitigen. Das macht mich hilflos.

Um es bildlich zu beschreiben - ich war auf meiner inneren Leiter von ziemlich weit unten im mittleren Bereich angekommen. Das reicht mir für Heute - es gibt mir den Schub auch den Rest des Tages gut zu bewältigen - damit kann ich für Heute leben.

Dann entdeckt ich die Mail einer Professorin meiner Uni im Postfach. Ich hatte im letzten Semester eine Hausarbeit bei ihr abgegeben. Hausarbeiten sind für mich immer wieder der Horror: Bin ich zu nah am Text? Darf ich das so schreiben? Ist das relevant? Was will ich überhaupt sagen?
Die Professorin ist sehr anspruchsvoll, hat zu dem speziellen Gebiet über das ich geschrieben habe promoviert, forscht in dem Bereich und richtet immer wieder Ausstellungen dazu aus. Also man könnte sagen sie ist eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Das Thema war für mich schwer greifbar und ich habe mich mühsam durchgehangelt. Nach einem persönlichen Gespräch mit ihr ging ich ernüchternd raus und musste fast mein komplettes Thema umschmeißen. In Gesprächen mit anderen Studenten kamen wir überein, dass die Professorin sehr anstrengend sei, fast alle wären froh, einfach nur "durchzukommen". Ich halt auch. Ich habe mit nichts gerechnet, hätte mich aber über eine gute Note gefreut.
Nun schrieb sie, sie habe sich sehr über meine tolle Arbeit gefreut - ob ich in meinem zweitfach bereits zu diesem Thema geschrieben hätte. Sie sei sehr überzeugt von der Ausarbeitung und Analyse meines Themas :shock: - und - jetzt kommt der Hammer(!!!) sie bot mir an, sollte ich Interesse haben - eine Abschlussarbeit zu diesem Thema zu betreuen. Vielleicht hätte ich sogar Interesse zu diesem Thema zu forschen :shock: Normalerweise sucht man sich die Betreuer für seine Abschlussarbeit aus und hofft, dass jemand Zeit und Lust hat, sich mit dem Thema neben der eigenen Arbeit zu beschäftigen *schluck*

Ich bin zitternd zu meinem besten Freund gelaufen, habe ihm das Schreiben zu lesen gegeben und ihn gebeten, meine nächsten Hausarbeiten eins zu eins mitzubetreuen, weil ich Angst habe, ich hätte irgendwas übersehen, vielleicht nicht korrekt zitiert oder Quellenangaben unterschlagen.

Ich weiß, dass ich das nicht habe und selbst, wenn es in ein oder zwei Fällen der Fall wäre, würde sie mich nicht so gut bewerten - die Quintessenz muss also stimmen.
Trotzdem fühle ich mich wie ein Hochstapler.
Bisher konnte ich tatsächlich immer Ausreden finden: Die erste Hausarbeit war von einer Dozentin sehr gut bewertet worden, die selbst nicht wissenschaftlich arbeitet, eher praktisch orientiert ist. Andere Studenten sind ebenfalls mit einer sehr guten Note bewertet worden, ich konnte mir als glaubhaft einreden, dass ich gar nicht so gut sein kann, sondern sie einfach nur "seicht" bewertet. Auch bei anderen schriftlichen Arbeiten bin ich "so vorgegangen".

Und jetzt fühle ich mich gerade total überfordert - nicht nur, weil es nicht zu meinem Selbstbild passt - ich sehe eben all das, was ich ja eigentlich nicht kann, nicht hinkriege - und dann bringe ich so ne Arbeit zustande?! Welcher Teil in mir war das? Wo kommt das her?
Ich verzweifel zusätzlich an dieser krassen emotionalen Diskrepanz, die in mir vorherrscht. Bis zu dieser Nachricht war mein Denken eigentlich schon wieder davon ausgefüllt, dass ich meine Fächer eh nicht beherrsche. Und klar - mir wird auch immer bewusster - der eigentliche Härtetest wird später in der Praxis kommen. Aber im Grunde ist es tatsächlich so: Noch keiner hat mich bei irgendetwas shclecht bewertet. Das mache nur ich. Und laufe mit entsprechender Furcht durchs Studium.

Vielleicht lautet meine verdammte (allgemein in den Raum gesprochene) Frage einfach: "Wer bin ich, was kann ich wirklich und was sagt das jetzt über mich aus?" :roll:

Womit ich eben zur Überschrift zurückkomme: Meine innere Grundeinstellung und offensichtlich mein immer wiederkehrendes Bemühen, mich in diesem Glauben bestätigt zu sehen - und gleichzeitig im Grunde belegbare Gegenbeweise die ich gerade nicht integrieren kann. Wie ein Spalt im Kopf. Und Angst, weil ich mehrfach die Erfahrung gemacht habe (immer wieder mache) das nach guten Bewertungen der tiefe (selbst herbeigeführte) Aufprall kam.
Vielleicht mag mir jemand ein paar ermutigende Worte schreiben, oder kennt das auch?

Liebe Grüße,

Mim
Zuletzt geändert von Mim am 9. Jan 2017, 22:23, insgesamt 1-mal geändert.
nine73
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von nine73 »

Hallo Mim,

kennst du mich noch...? Ich hab ewig nicht mehr hier geschrieben, aber les auch immer wieder mal mit und habe gesehen, dass du auch wieder da bist...und ich hoffe, du verstehst es richtig, wenn ich sage, dass ich mich gefreut hab :-)

Und zu deinem Post kann ich zumindest sagen, dass ich diese Situation prinzipiell auch kenne- leider fehlt es auch noch an einer Lösung :?
Und zu deinem Post kann ich zumindest sagen, dass ich diese Situation prinzipiell auch kenne- leider fehlt es auch noch an einer Lösung :?
Mir geht das ganz oft so, wenn ich von Menschen signalisiert bekomme, dass sie mich offenbar nett finden, womöglich sogar Zeit mit mir verbringen oder mit mir reden wollen :oops: Ich kann das inzwischen rational wahrnehmen, aber das Gefühl ist nur "Warum??????" bzw. "Wenn die alle wüssten, wie ich wirklich bin..."
Und das macht wirklich Stress- weil es ja nicht sein KANN :? Ich weiss doch, wie ich bin- und ich find das Sch**** Wie sehr muss ich also anderen was Falsches vorgemacht haben, dass sie das nicht sehen??? Und wann werden sie das endlich merken??? Manchmal wünsch ich mir das fast, damit diese Diskrepanz aufhört :oops:
Meine innere Grundeinstellung und offensichtlich mein immer wiederkehrendes Bemühen, mich in diesem Glauben bestätigt zu sehen
Weisst du denn, warum du das tust? Was wäre (über die Anspannung hinaus) die Folge, wenn du die positiven Rückmeldungen annehmen würdest? Was würde deinem Gefühl nach passieren...? Einfach mal so gesponnen?

Und vielleicht noch für den Moment: ich glaube, es geht erstmal wieder mal nur ums Feststellen und Erkennen- es ist jetzt gerade so...und nicht darum, dein Gefühl zu verändern...und daran dann zu scheitern und sich doch wieder bestätigt zu fühlen :)
Kannst du damit irgendwas anfangen...?

Ich denke auch jetzt gerade wieder, ich hätte einfach nicht schreiben sollen, wem soll das schon was bringen, ist doch eh nur blabla...aber ich machs jetzt einfach doch...warum auch immer... :oops:
(Wahrscheinlichb trau ich mich, weil noch kein anderer geschrieben hat...)

Wobei mir gerade noch was Paradoxes aufällt: eigentlich denke ich, ich bin das letzte blöde unfähige Nichts- aber gleichzeitig hab ich den Anspruch an mich, die Welt zu retten...wie geht denn das??
Ist das bei dir vielleicht ähnlich? Eigentlich kannst du (deinem Gefühl nach) nichts, aber dennoch "musst" du ein Studium schaffen und das mindestens noch mit links und Auszeichnung, oder ;) ?

Das meine spontanen Gedanken ;)

Liebe Grüße, nine
Mim
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Hallo Nine :)

klar kenn ich Dich noch! Wir haben uns einige Male sehr nett hier im Forum ausgetauscht - und es stimmt, wir hatten viele Gemeinsamkeiten. Das merke ich auch jetzt wieder - ich fühle mich sehr verstanden! Ich freue mich sehr, von Dir zu lesen :) !
Und zu deinem Post kann ich zumindest sagen, dass ich diese Situation prinzipiell auch kenne- leider fehlt es auch noch an einer Lösung :?
Zwischenzeitlich hatte das Thema Zeit zu sacken. Insofern war ich vielleicht wirklich kurzzeitig mit der Mail der Professorin überfordert und es reihte sich gerade in die Kette des "Damit hätte ich nie gerechnet!!!" Wahrscheinlich gibt es gar keine Lösung? Die Studenten, denen ich davon erzählte, haben sich mit mir gefreut. Das fand ich schön, weil ich auch nicht das Gefühl hatte, mit dem Thema aufzuschneiden. Es war einfach voll ok. Irgendwie hatte ich da auch kurz das Gefühl, dass auch meine "Neidproblematik" an dieser Stelle (irgendwann) gelöst werden kann. (Anderes Thema)
Mir geht das ganz oft so, wenn ich von Menschen signalisiert bekomme, dass sie mich offenbar nett finden, womöglich sogar Zeit mit mir verbringen oder mit mir reden wollen :oops: Ich kann das inzwischen rational wahrnehmen, aber das Gefühl ist nur "Warum??????" bzw. "Wenn die alle wüssten, wie ich wirklich bin..."
Ja, genauso kenne und denke ich es auch. Ich muss dazu sagen, dass ich tatsächlich teilweise Vehraltensweisen an den Tag lege, für die auch ich andere nicht unbedingt mögen würde. Wenn ich darüber reflektiere, bin ich aber - zuminddest seit geraumer Zeit - nicht mehr so anstrengend, kann also teilweise glauben, dass man mich mag. Schwierig wird es noch, wenn ich von mir erzählen muss (über die Uni, Arbeitsleben hinaus), also was mich ausmacht, was mich interessiert, etc. Da habe ich mich nie positioniert und gehe schnell aus dem Kontakt.
Mein Grundgefühl ist aber genau das von Dir beschriebene: "Warum mag der/die mich?" Das blöde ist nur, da ich es ja selber nicht glauben kann, kann es passieren, dass ich unbewusst die Beziehung sabottiere.
Und das macht wirklich Stress- weil es ja nicht sein KANN :? Ich weiss doch, wie ich bin- und ich find das Sch**** Wie sehr muss ich also anderen was Falsches vorgemacht haben, dass sie das nicht sehen??? Und wann werden sie das endlich merken??? Manchmal wünsch ich mir das fast, damit diese Diskrepanz aufhört :oops:
Ja, genau so empfinde ich es auch :oops: Blöd nur, dass wir dabei übersehen, dass keines unserer Persönlichkeitsmerkmale oder Verhaltensweisen per se gut oder schlecht ist. Wir machen es dazu und zoomen jede kleine vermeintliche Verfehlung mit dem Vergrößerungsglas heran. Und nehmen an, jedem der uns kennenlernt, muss es genauso gehen. Dabei hat der einen ganz anderen Hintergrund und findet zickige, schwierige, zu Depressionen neigende Frauen mit Selbstwertkomplexen und Brille ja vielleicht ganz süß? Zumindest würde uns vielleicht keiner so schnell verurteilen, wie wir es tun? (Ich schreibe "wir", wenn auf Dich etwas nicht zutrifft, korrigier mich bitte).
Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich genau DAS getan habe - Diskrepanzen beendet. In dem ich Kontakte abgebrochen habe (oder eben auch immer wieder Scheitern herbeiführ(t)e (sehn(t)e), bzw. unzählige Dinge ja gar nicht erst angefangen habe.....
Weisst du denn, warum du das tust? Was wäre (über die Anspannung hinaus) die Folge, wenn du die positiven Rückmeldungen annehmen würdest? Was würde deinem Gefühl nach passieren...? Einfach mal so gesponnen?
Hm. Ich versuche die positiven Rückmeldungen anzunehmen. Es gelingt mir bei Sachen, bei denen ich selber irgendwo weiß, dass ich gut darin bin. Bei der Hausarbeit "konnte" es einfach nicht sein. Weil ich mir das nie zugetraut hätte, nie erwartet hätte.
Hm. Aufs Gefühl betrachtet - erinnerst Du mich wieder daran, mich nicht vorschnell mit einem Gefühl zu identifizieren. Ich hatte einfach, als ich den Post hier schrieb, dass das nicht normal ist. Von "total abgeschnitten" hin zu "wo kommt das jetzt her?" also Ungläubigkeit. Aber vielleicht ist es auch gar nicht gut, wenn ich mich da zu sehr in Metaphern und Gedanken verliere sondern macht wirklich Sinn nur zu schauen, was das für ein Gefühl ist, ohne es zu bewerten. Ändern wollte ich es nicht, ich wollte das Gefühl verstehen. Mir erschien alles so surreal...
Ich denke auch jetzt gerade wieder, ich hätte einfach nicht schreiben sollen, wem soll das schon was bringen, ist doch eh nur blabla...aber ich machs jetzt einfach doch...warum auch immer... :oops:
(Wahrscheinlichb trau ich mich, weil noch kein anderer geschrieben hat...)
Oh neee - bitte schreib weiter, wenn Du magst :oops: Das ist doch gerade das verquere - ich lese Dich und denke "Was macht die da? Warum wertet die sich so ab? *lach* und daraus ziehe ich Rückschlüsse auf mich. Dir scheint es genau so zu gehen?! Du hast mich damals immer schon ein Stück weiter gebracht - und naja - alle meine blinden Flecken kannst und musst Du ja gar nicht kennen ;)
Wobei mir gerade noch was Paradoxes aufällt: eigentlich denke ich, ich bin das letzte blöde unfähige Nichts- aber gleichzeitig hab ich den Anspruch an mich, die Welt zu retten...wie geht denn das??
Ist das bei dir vielleicht ähnlich? Eigentlich kannst du (deinem Gefühl nach) nichts, aber dennoch "musst" du ein Studium schaffen und das mindestens noch mit links und Auszeichnung, oder ;) ?
Das finde ich eigentlich gar nicht paradox (und ja - es geht mir GENAU so). Welchen Wert hat denn ein "blödes unfähiges Nichts" (um mal bei Deinem Wortlaut zu bleiben ;)) Gefühlt keinen. Wie kann es sich in dieser Welt einen Wert verschaffen? Indem es etwas vollbringt, was kein anderer auf der Welt zu vollbringen im Stande ist. Es muss besser sein als alle anderen, um das riesige Loch zu stopfen, durch das jedes Wertgefühl wegsickert. Im wahrsten Sinne ein Faß ohne Boden. Und dann - tja wird an den hohen Ansprüchen gescheitert und der BEweis für die eigene Unfähigkeit - tadaaaaa - wird auf nem Silbertablett präsentiert. Ich denke, das sind einfach "nur" zwei Seiten ein und derselben Medaille :/
Und diesen Studium-Zwiespalt.... Genau darauf macht mich mein bester Freund auch immer aufmerksam *seufz*

Was machst Du denn zur Zeit (nur, wenn Du schreiben magst). In jedem Fall hoffe ich, dass Dein Fortbleiben aus dem Forum auch bedeutet, dass es Dir nicht allzu schlecht geht :)


Ganz liebe Grüße,

Mim
ndskp01
Beiträge: 2874
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Mim,

Es ist schön, dass du so eine tolle Rückmeldung bekommen hast.

Du hast ja auch wirklich viel Energie in diese Arbeit reingesteckt, wenn ich mich richtig erinnere.

Liebe Grüße, deine Puk
Mim
Beiträge: 1383
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Hallo Puk,

es ist schon spannend zu beobachten, wie sich das Gefühl seit gestern verändert hat. Ich war sehr euphorisch, aber eben auch überfordert. Jetzt ist gerade wieder mehr Sorge im Vordergrund. Sorge, ich hätte etwas übersehen. Sorge, wie es bei einer nächsten Arbeit wird.... Bescheuert.

Ich habe mich jetzt erstmal für einen Sprechstundentermin bei der Professorin eingetragen. Bis dahin habe ich Zeit, mir die Arbeit nochmal anzuschauen und Fragen zu formulieren. Ich hoffe, das gibt mir etwas mehr Sicherheit.

Die Arbeit die Du meintest, war eine andere ;) Die war zwar auch gut bewertet worden - die jetzige ist aber eine Hausarbeit in einem meiner Studienfächer.

Schön, dass Du hier geschrieben hast :)

Liebe Grüße,

von Mim
ndskp01
Beiträge: 2874
Registriert: 9. Feb 2008, 19:34

Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von ndskp01 »

Ach so! Dann ist es von der Prof. nicht eine völlig abwegige Idee.

Du kannst also schreiben ;-)))

Liebe Grüße, Puk
John Doe
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Registriert: 7. Jan 2017, 17:54

Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von John Doe »

Hallo,
ich kenne diese emotionale Diskrepanz auch, immer wenn ich mal ne gute Note bekommen habe.
Ich glaube, das ist ein weit verbreitetes Phänomen: Misserfolge auf sich beziehen und Erfolge auf externe Umstände.
Vllt könnte dir/euch ein Erfolgstagebuch helfen. Da schreibt man nur Erfolge rein und wie man sich dabei gefühlt hat und was das für einen bedeutet. Irgendwann liest man sich alles mal durch und merkt dann, dass man ja doch nicht so "dumm" etc. ist;) es geht darum sich selbst zu loben, auch wenn das einem anfangs komisch vorkommt und es gesellschaftlich kritisch gesehen wird.
Mim
Beiträge: 1383
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

ich kenne diese emotionale Diskrepanz auch, immer wenn ich mal ne gute Note bekommen habe.
Ich glaube, das ist ein weit verbreitetes Phänomen: Misserfolge auf sich beziehen und Erfolge auf externe Umstände.
Vllt könnte dir/euch ein Erfolgstagebuch helfen. Da schreibt man nur Erfolge rein und wie man sich dabei gefühlt hat und was das für einen bedeutet. Irgendwann liest man sich alles mal durch und merkt dann, dass man ja doch nicht so "dumm" etc. ist;) es geht darum sich selbst zu loben, auch wenn das einem anfangs komisch vorkommt und es gesellschaftlich kritisch gesehen wird.
Liebe(r)

John Doe,

vielen Dank für Deine Gedanken :)

so habe ich diesen Umstand ehrlich gesagt gar nicht gesehen. Aber es stimmt schon, generell rechne ich nicht damit wirkliche, bzw. herausragende Erfolge zu erzielen.
Andererseits ist oben geschriebenes für mich schon sehr ungewöhnlich. Nicht das der Wunsch nach guten Leistungen nicht da wäre, aber ich konnte einfach nicht. Daher war und ist die Rückmeldung der Professorin schon außergewöhnlich für mich.
Das mit dem Erfolgstagebuch werde ich mal probieren. Wobei ich nicht gfenau weiß, ob es das Problem behebt? Für mich geht es glaube ich stark darum, mich in meiner Vielfalt wahrzunehmen, also sowohl Erfolge und Gutes zu sehen, als auch Misserfolge und Schlechtes auszuhalten und mich dadurch nicht komplett abzuwerten.
Ein großes Problem für mich, dass ich entweder nur die eine oder nur die andere Seite sehe - mir täte mehr Balance gut. Vielleicht muss ich das Erfolgstagebuch ein wenig modifizieren?

Liebe Puk,

also... ja - wenn ich nicht komplett aus dem Blauen heraus machen muss, kann ich auch schreiben. Und laut bestem Freund ist meine Wahrnehmung da wohl wirklich verzerrt. Ich denke aber auch, dass gerade bei dieser Arbeit der Anspruch an mich und die Angst es nicht hginzukriegen groß genug waren, um (unbewusst) noch mal ne Schippe drauf zu packen.
Ich lasse das Gespräch mal auf mich zukommen.

In der gleichen Woche hat sich übrigens eine andere Dozentin bei mir gemeldet. Die bot mir eine Hilfsstelle an. Auch das für mich völlig unerwartet - sprechen die sich untereinander ab??? :shock: Auch bei noch so langem Nachdenken kann ich nicht erkennen, worin sich ihre Entscheidung begründet, denn in ihrem Seminar bin ich eher zurückhaltend, finde das Thema eher schwer. Ich sehe dem ganzen mit einer Mischung aus Neugier, Freude und Angst entgegen. Aber es bleibt tatsächlich nach wie vor "unfaßbar". Mal schauen, wie sich das Ganze entwickelt...

Liebe Grüße,

Mim
John Doe
Beiträge: 30
Registriert: 7. Jan 2017, 17:54

Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von John Doe »

Hi Mim,
sorry, dass ich jetzt erst antworte. Natürlich kannst du das Tagebuch modifizieren, probiere einfach aus, was für dich passt. Mir scheint es so, dass deine Dozentinnen etwas in dir sehen, das du nicht sehen kannst. Eine Hilfsstelle angeboten zu bekommen ist ja schon irgendwie ein Kompliment. Ich weiß nicht, ob das dein Ding ist, aber du könntest sie einfach mal nach ihren Beweggründen fragen. Vllt hilft dir das, dich realistischer zu sehen. Wie läuft es denn im Allgemeinen momentan?
Viele Grüße
John
Mim
Beiträge: 1383
Registriert: 21. Dez 2013, 19:41

Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Hallo John Doe,

ich habe bereits letzte Woche ein Gespräch mit der Dozentin gehabt - und sie fragte mich direkt, warum ich überrascht gewesen sei(ich hatte in meiner Antwortmail so eineleitet). Ich erklärte ihr meine Bedenken.
Die hat sie auch gar nicht ausgeräumt, stellte aber klar, dass sie im Grunde niemanden "perfekt ausgebildeten" (meine Worte) sucht, sondern ihre Entscheidung mich anzuschreiben auch pragmatische Gründe hat.

Das Tätigkeitsprofil wurde so eingegrenzt, dass ich dem Ganzen mit sehr viel Spannung entgegensehe. Es ist sehr abwechslungsreich, spannend - aber meine Sorge, einfach "nix zu verstehen" bleibt erstmal. Ich habe aber auch Rücksprache mit der derzeitigen Hilfskraft halten können, so dass ich mich ein wenig beruhigen konnte.

Kann natürlich wirklich sein, dass ich in so einem "offiziellen" Rahmen weniger gut funktioniere, als in einem Seminar. Ich hoffe aber, dass ich damit klar komme und Konflikte und Schwierigkeiten die aufkommen könnten gut bewältige. In jedem Fall muss ich nicht so viel beherrschen, wie ich befürchtete.

Heute fand auch das Gespräch mit der ersten Doktorandin (Hausarbeit) statt. Die betreut so viele Studenten, dass sie mich gar nicht mehr zuordnen konnte :lol: :lol: Aber dann erinnerte sie sich doch. Ich war ja in ihrer Sprechstunde um mir nochmal eine Rückmeldung bezüglich der Hausarbeit einzuholen. Meine Sorgen Quellen unterschlagen oder nicht richtig belegt zu haben, waren unbegründet, denn das, was sie hervorhob bezog sich auf meine - ihrer Meinung nach - gute Struktur und den Einbezug internationaler Literatur - also nichts, wo ich hätte Quellen unterschlagen können. Gut fand sie wohl auch, dass es zu dem Thema im Grunde keine Literatur gab und ich quasi eine reine Transferleistung bringen musste (wofür ich tatsächlich keine Vorlage hatte und entsprechend sicher sein kann, hier nicht plagiiert zu haben).

Was mir jedoch auffällt: Trotz (oder gerade?) wegen dieser guten Neuigkeiten werden meine Ängste und Sorgen größer. Ich fühle mich nicht wirklich besser - eher verstärkt sich das Gefühl, Zufallstreffer gelandet zu haben :? In den Gesprächen selber ist mein Hirn so blank, dass ich froh bin, meinen eigenen Namen zu kennen, aber auch so, könnte ich nichts von dem rekapitulieren, was ich da mal verfasst habe. Bin ich zu streng? Kann ich vielleicht nur schriftlich?
Momentan sehe ich echt wieder nur die Schwierigkeiten - wie schwer es mir fällt Wissen aufzunehmen und zu vermitteln (Nachhilfe, Tutorium --> ich müsste mich viel intensiver vorbereiten), das Gefühl ich sei viel zu streng (Korrekturen - was wenn ich einfach nur nicht kapiere, was die Studenten da protokollieren?), etc. etc....Auch hier waren die Rückmeldungen wirklich gut - und ich mache daraus: Jaaaaaa - die kennen sich ja selbst mit dem Thema nicht aus. So allgemein, wie ich formuliere, muss ja irgendwas richtiges dabei sein...

Und gleichzeitig: Ich bin irgendwo auch stolz :oops: - habe aber Angst abzuheben. Ich will mir das nochmal genauer anschauen. Vielleicht ist soviel fachlich-positives Feedback nicht gut für mich (bzw. den Teil, der sowieso nach Anerkennung schreit?) :oops:

Liebe Grüße,

Mim
DieNeue
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von DieNeue »

Hallo Mim,

ich kenne es bei mir zwar nicht so krass, dass ich versuche meine Erfolge niederzumachen, aber bei mir war es während des Studiums immer so, dass ich sehr gute Noten geschrieben habe und der Erfolg einfach an mir abgeprallt ist. Außerdem wusste ich zwar, dass ich etwas kann, aber ich hatte trotzdem immer Schiss, dass ich das alles nicht schaffe.

Was mir zu dem Thema "Diskrepanz zwischen deiner Sicht und der Sicht der Dozenten" einfällt, ist...
...ich hatte mal ein Seminar, da mussten wir immer in einer Gruppe Aufgaben bearbeiten und die dann online einreichen. Das war ein Seminar im Bereich Didaktik für Deutsch als Fremdsprache. Ich habe meistens am Schluss noch mal alles Korrektur gelesen, auch das was die anderen geschrieben haben, damit ja kein Fehler drin ist, wenn wir das der Dozentin schicken...
Einmal habe ich ihr die Hausaufgaben geschickt und sie hat geschrieben, dass sie die Ausarbeitung sehr, sehr gut fand, toller Ansatz etc. Sonst war die Dozentin ziemlich zurückhaltend mit Lob.
Irgendwann später hab ich gemerkt, dass ich ihr gar nicht die korrigierte Version abgeschickt hatte, sondern die unkorrigierte und da waren bei den Antworten der Anderen zieeeemlich viele Rechtsschreib-/Komma-/Tippfehler drin...
NIE im Leben hätte ich die Version unkorrigiert abgegeben!! Vor allem nicht im Fach DEUTSCH!
Aber anscheinend reicht es manchmal schon, was wir machen, und es wird gar nicht 100% Fehlerfreiheit erwartet. So wie bei dir mit dem, dass sie gar keine "perfekt ausgebildete" Kraft brauchen.

Mein Studium ist schon etwas länger her und wie ich schon sagte, sind meine Erfolge bei mir wirklich immer abgeprallt. Kaum war eine Arbeit bewertet, war ich schon wieder bei der nächsten ohne mich über die Arbeit gefreut zu haben. Sondern schon wieder beim nächsten Berg, den es zu erklimmen galt und ich wieder die (eigentlich unnötige) Angst hatte, es nicht zu schaffen.
Jetzt im Nachhinein, wenn ich meine Unisachen anschaue, die ganzen Ordner und Skripte und auch meine Notenliste, dann denke ich mir immer "Waaaahnsinn, war ich gut! Kraaaass!! Wie hab ich das gemacht???"
Erst jetzt sehe ich, wie gut ich war und was ich da geleistet habe. Vielleicht sieht man erst mit mehr Abstand, wie gut man eigentlich ist.

Weißt du, wie gut deine Kommilitonen sind? Kommen sie gut mit? Verstehen sie alles?
Es kann ja sein, dass es anderen ja auch so geht, dass sie mit einem Thema nicht so gut klarkommen. Nur merkt man das an der Uni meistens nicht so (war zumindest bei mir), weil man mit vielen Leuten gar nichts zu tun hat, bzw. weil man ja immer mit anderen Leuten in den Kursen sitzt und man deshalb nicht so mitbekommt, wer jetzt wirklich ständig gute Noten bekommt und wer nur in bestimmten Kursen gut ist. Gibt es bei euch Notenlisten, die öffentlich aushängen oder sieht jeder nur seine eigenen Note? Bei uns hingen die manchmal aus. Da konnte man sich dann auch etwas einordnen, wie gut man war. Wenn man weiß, dass die beste Note ne 3 war, dann kann man auch mit einer 3,3 gut sein. Wenn man das aber nicht weiß, kann man sich nur an sich selber messen. Und da ist der Anspruch ja meistens sehr hoch.

Ich hatte auch mal so ein Hausarbeitsthema... da war ich auch bei der Dozentin und hinterher wusste ich jedes Mal genauso wenig wie vorher.
Ich schrieb die Gliederung, die fand sie toll. Aber ich hatte irgendwie trotzdem keinen Plan, wie ich den praktischen Teil gestalten sollte usw., aber da kam irgendwie keine konkrete Hilfe.
Die Hausarbeit hat sie mit sehr gut bewertet und als ich dann bei ihr zur Einsicht war, hat sie gemeint, wenn ich 10 Seiten mehr geschrieben hätte, dann hätte ich eine Bachelorarbeit daraus machen könnte, so gut sei der praktische Teil. Und Text im Anhang würde ja noch so viel hergeben und Beispiele enthalten, mit denen man was machen könnte. Und ich hab mir nur gedacht "Aaaaaha. Hm. Ich war froh, dass ich da überhaupt Beispiele gefunden habe!"
Nach außen hin sah es so aus, als hätte ich voll den Plan (von dem, was ich geschrieben hatte, hatte ich den dann auch) und hätte nur nen Teil von dem gemacht, was ich eigentlich weiß, aber eigentlich war da schon meine Kompetenz-Grenze erreicht. Irgendwie haben Dozenten manchmal wirklich eine andere Sicht.
Aber hier kommt auch wieder der Vergleich mit den Kommilitonen ins Spiel:
Die Dozenten kennen die Noten von allen Leuten und wissen auch, wie die Qualität von Hausarbeiten im Allgemeinen sind, was andere Leute für Arbeit abliefern, wie andere Studenten arbeiten.
Ich musste mal für ein Referat oder ne Hausarbeit in die Sprechstunde zur Dozentin. Das musste jeder, weil sie die Struktur und das Thema mit einem besprechen wollte. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, um was es geht und wie ich das Ganze in etwa strukturieren würde.
Später hat mir die Dozentin gesagt, dass sie es sehr positiv fand, dass ich schon mit einem Vorschlag zur Sprechstunde gekommen bin, dass ich das sehr selbstständig gemacht hätte und: Das wäre nicht die Regel!
Ich war echt überrascht, weil das für mich selbstverständlich war. Ich wäre nie auf die Idee zu kommen, ohne Vorbereitung da hinzugehen...
Wahrscheinlich ist es bei dir auch so... du siehst nur das, was du machst und kannst. Du siehst auch nur deine Grenzen, aber diese Komplett-Sicht von den Dozentin haben wir nicht.
Mim hat geschrieben:Das finde ich eigentlich gar nicht paradox (und ja - es geht mir GENAU so). Welchen Wert hat denn ein "blödes unfähiges Nichts" (um mal bei Deinem Wortlaut zu bleiben ;)) Gefühlt keinen. Wie kann es sich in dieser Welt einen Wert verschaffen? Indem es etwas vollbringt, was kein anderer auf der Welt zu vollbringen im Stande ist. Es muss besser sein als alle anderen, um das riesige Loch zu stopfen, durch das jedes Wertgefühl wegsickert. Im wahrsten Sinne ein Faß ohne Boden. Und dann - tja wird an den hohen Ansprüchen gescheitert und der BEweis für die eigene Unfähigkeit - tadaaaaa - wird auf nem Silbertablett präsentiert. Ich denke, das sind einfach "nur" zwei Seiten ein und derselben Medaille :/
Das ist gut erklärt. Ich habe das auch... so diese zwei Seiten... ich kann gar nichts/ich schaff das nicht vs. ich kann alles/warum sollte ich irgendwas nicht können?Ich hab doch alles geschafft...

Zum Thema "Neid": Ich finde es immer schwierig, mich über Erfolge zu freuen, wenn andere Leute das gleiche gemacht haben, aber nicht so gut abgeschnitten haben. Und auf der einen Seite will ich aus mir das beste rausholen/die beste Note (für mich! aber nicht unbedingt besser als Andere), aber auf der anderen Seite komm ich mir auch blöd vor, wenn ich immer besser bin als andere. Da denke ich mir, die müssen doch voll neidisch auf mich sein... Von daher unterdrück ich da die Freude über und den Stolz auf meine Leistung schon auch irgendwie.

Das waren so mal meine Gedanken...
Liebe Grüße,
DieNeue
John Doe
Beiträge: 30
Registriert: 7. Jan 2017, 17:54

Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von John Doe »

Ich finde es gut, dass du dich deinen Bedenken stellst Mim! Darauf kommt es ja an, denn: Wer ist schon perfekt ausgebildet? Und wieso sollte positives Feedback nicht gut für dich sein? Ich glaube, du bist viel zu streng mit dir selbst:) Vllt brauchst du mehr positive Erfahrungen um dich daran zu gewöhnen und es annehmen zu können.
Ich kenne das auch, dass man zwischen "ich kann das nicht" und "das ist alles kein Problem" schwankt, wobei ersteres deutlich öfter vorkommt.
Ein Dozent hat mich mal für einen Vortrag gelobt, bei dem ich einen Fachartikel vorstellen musste. Einen Teil fand ich ziemlich schwierig zu verstehen (theoretische Herleitung von einem Kausalzusammenhang natürlich auf Englisch) und selbst nach dem Lob, dass ich das gut dargestellt habe, war ich der Meinung, den Text nicht ganz verstanden zu haben. Und zwischendurch hatte ich den vollen Überblick und fand es ganz einfach. Schon komisch.
Mim
Beiträge: 1383
Registriert: 21. Dez 2013, 19:41

Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Liebe "Neue" :)

Du glaubst gar nicht, wie sehr mich Dein Post freut! Ich fühle mich gerade sehr verstanden. Meine permanenten Zweifel und Anschuldigungen sind gerade ein bisschen kleiner geworden, weil ich beim Lesen Deines Posts gerade immer wieder innerlich nicken musste!
ich kenne es bei mir zwar nicht so krass, dass ich versuche meine Erfolge niederzumachen, aber bei mir war es während des Studiums immer so, dass ich sehr gute Noten geschrieben habe und der Erfolg einfach an mir abgeprallt ist. Außerdem wusste ich zwar, dass ich etwas kann, aber ich hatte trotzdem immer Schiss, dass ich das alles nicht schaffe.
Nein, meine Erfolge mache ich tatsächlich auch nicht runter. Ich neige aber schon dazu, sie zu relativieren - wenn z.B. viele andere in dem selben Bereich erfolgreich sind. Dann bewertet der Dozent eben sehr gut, oder das Fach ist nicht so schwer, etc...

Was mir zu dem Thema "Diskrepanz zwischen deiner Sicht und der Sicht der Dozenten" einfällt, ist...
Irgendwann später hab ich gemerkt, dass ich ihr gar nicht die korrigierte Version abgeschickt hatte, sondern die unkorrigierte und da waren bei den Antworten der Anderen zieeeemlich viele Rechtsschreib-/Komma-/Tippfehler drin...
NIE im Leben hätte ich die Version unkorrigiert abgegeben!! Vor allem nicht im Fach DEUTSCH!
Aber anscheinend reicht es manchmal schon, was wir machen, und es wird gar nicht 100% Fehlerfreiheit erwartet. So wie bei dir mit dem, dass sie gar keine "perfekt ausgebildete" Kraft brauchen.
Uff, ja - da finde ich mich durchaus wieder, auch wenn ich ein solches Erlebnis selbst noch nicht hatte. Wobei es vielleicht auch mal ganz heilsam wäre für mich ;)
Ich merke aber oft, wenn ich Arbeiten anderer Studenten mal gegenlese, oder eben jetzt Protokolle, dass mir Rechtschreibfehler, Ausdruck und Satzbau sehr stark auffallen, oder auch, wenn meiner Meinung nach die zentrale Bedeutung nicht exakt genug herausgearbeitet wurde. Ich weiß nicht, ob ich da zu streng bin? Eine der Professorinnen, für die ich ein Tutorium gebe erzählte mal, das ihr auffällt, dass die Studenten meist strenger seien, als sie selbst :D . Wahrscheinlich passt man mit fortschreitender Erfahrung seine Ansprüche ein bisschen an.
Zumal ich ja auch nicht frisch von der Schule bin (Zweitstudium) und früher bestimmt auch größere Schwierigkeiten hatte einen Text zu formulieren, als Heute.
Mein Studium ist schon etwas länger her und wie ich schon sagte, sind meine Erfolge bei mir wirklich immer abgeprallt. Kaum war eine Arbeit bewertet, war ich schon wieder bei der nächsten ohne mich über die Arbeit gefreut zu haben. Sondern schon wieder beim nächsten Berg, den es zu erklimmen galt und ich wieder die (eigentlich unnötige) Angst hatte, es nicht zu schaffen.
Jetzt im Nachhinein, wenn ich meine Unisachen anschaue, die ganzen Ordner und Skripte und auch meine Notenliste, dann denke ich mir immer "Waaaahnsinn, war ich gut! Kraaaass!! Wie hab ich das gemacht???"
Erst jetzt sehe ich, wie gut ich war und was ich da geleistet habe. Vielleicht sieht man erst mit mehr Abstand, wie gut man eigentlich ist.
Hm. Ja, da fehlt mir bis Heute eigentlich der Vergleich. Nach meinem ersten Studium habe ich alle Unterlagen vernichtet. Ich wollte das alles einfach nicht mehr sehen (Scham?) - zumal ich in dem BEreich ohnehin nichts mehr machen wollte. Außer der Magisterarbeit habe ich allerdings auch nicht viele schriftliche Arbeiten verfasst - ich weiß also tatsächlich nicht, ob ich eigentlich "gut" bin.
Tatsächlich erzählte mir aber ein Dozent, der meine praktischen Arbeiten sehr gut bewertete (Zeichnungen), dass es wichtig wäre, nach einiger Zeit nchmal mit etwas Distanz auf die Arbeiten zu schauen. Man verliere nämlich die Distanz zu seinen Bildern. Im schriftlichen Bereich ist es sicher ähnlich - nur vergesse ich das oft. Da hast Du schon Recht, wenn Du schreibst, Abstand sei wichtig ;).
Weißt du, wie gut deine Kommilitonen sind? Kommen sie gut mit? Verstehen sie alles?
Es kann ja sein, dass es anderen ja auch so geht, dass sie mit einem Thema nicht so gut klarkommen. Nur merkt man das an der Uni meistens nicht so (war zumindest bei mir), weil man mit vielen Leuten gar nichts zu tun hat, bzw. weil man ja immer mit anderen Leuten in den Kursen sitzt und man deshalb nicht so mitbekommt, wer jetzt wirklich ständig gute Noten bekommt und wer nur in bestimmten Kursen gut ist. Gibt es bei euch Notenlisten, die öffentlich aushängen oder sieht jeder nur seine eigenen Note? Bei uns hingen die manchmal aus. Da konnte man sich dann auch etwas einordnen, wie gut man war. Wenn man weiß, dass die beste Note ne 3 war, dann kann man auch mit einer 3,3 gut sein. Wenn man das aber nicht weiß, kann man sich nur an sich selber messen. Und da ist der Anspruch ja meistens sehr hoch.
Das ist mal so und mal so. Ich kenne aber schon Seminare, wo ich das Gefühl habe, jeder kann etwas beitragen, nur ich nicht. Tatsächlich war das Seminar in dem ich die Hausarbeit geschrieben habe so eines. Ich merke aber auch, dass ich schriftlich natürlich mehr Zeit und mehr Möglichkeiten habe, mich auszudrücken. Mündlich ringe ich oft nach Worten oder bin sehr umständlich. Dann sind Fragen oft schon beantwortet. Ich fühle mich dann schon oft dumm, weil ich meine, ich müsste schneller denken können. :oops: Und im Endeffekt weiß ich eben halt auch nicht alles, oder halt nur ein bisschen was, etc ....Aber es stimmt schon: Oft mache ich mir ein Bild von vielen Kommilitonen - ordne sie anhand ihrer generellen Aussagen schnell ein - weiß aber gar nicht, welche Leistungen sie im Durchschnitt erbringen. Also bleibt tatsächlich nur der eigene hohe Anspruch. Hmm - so hab ich das noch gar nicht betrachtet.
Ich hatte auch mal so ein Hausarbeitsthema... da war ich auch bei der Dozentin und hinterher wusste ich jedes Mal genauso wenig wie vorher.
Ich schrieb die Gliederung, die fand sie toll. Aber ich hatte irgendwie trotzdem keinen Plan, wie ich den praktischen Teil gestalten sollte usw., aber da kam irgendwie keine konkrete Hilfe.
Die Hausarbeit hat sie mit sehr gut bewertet und als ich dann bei ihr zur Einsicht war, hat sie gemeint, wenn ich 10 Seiten mehr geschrieben hätte, dann hätte ich eine Bachelorarbeit daraus machen könnte, so gut sei der praktische Teil. Und Text im Anhang würde ja noch so viel hergeben und Beispiele enthalten, mit denen man was machen könnte. Und ich hab mir nur gedacht "Aaaaaha. Hm. Ich war froh, dass ich da überhaupt Beispiele gefunden habe!"
Nach außen hin sah es so aus, als hätte ich voll den Plan (von dem, was ich geschrieben hatte, hatte ich den dann auch) und hätte nur nen Teil von dem gemacht, was ich eigentlich weiß, aber eigentlich war da schon meine Kompetenz-Grenze erreicht. Irgendwie haben Dozenten manchmal wirklich eine andere Sicht.
*lach* GENAU SO habe ich mich gefühlt :D Ich bin erleichtert, dass Du das auch kennst, denn ich laufe seitdem mit dem Gefühl durch die GEgend, eigentlich eine Betrügerin zu sein.
Aber hier kommt auch wieder der Vergleich mit den Kommilitonen ins Spiel:
Die Dozenten kennen die Noten von allen Leuten und wissen auch, wie die Qualität von Hausarbeiten im Allgemeinen sind, was andere Leute für Arbeit abliefern, wie andere Studenten arbeiten.
Ja das stimmt. Und genau die Übersicht habe ich eben nicht. Ich messe mich (lt. Rückmeldung) an Doktorarbeiten. Das kann eigentlich nicht funktionieren, wenn man überlegt wieviele Jahre die Leute da teilweise dran sitzen (gemessen an meinen vier Wochen, die ich mir einräume.) Super Erkenntnis - Danke dafür!
Ich war echt überrascht, weil das für mich selbstverständlich war. Ich wäre nie auf die Idee zu kommen, ohne Vorbereitung da hinzugehen...
Wahrscheinlich ist es bei dir auch so... du siehst nur das, was du machst und kannst. Du siehst auch nur deine Grenzen, aber diese Komplett-Sicht von den Dozentin haben wir nicht.
Hmja. Ich bin schon eher schlurig und mit Struktur überfordert. Aber Panik mache ich mir eben trotzdem, während viele die ich kenne da viel lockerer mit umgehen. Ich muss mich also viel mehr zu Ordnung zwingen, gerade weil es mir schwer fällt. Das Resultat dürfte aber ähnlich sein, wie bei Dir - es ist im Endeffekt dann überzeugend.
Mim hat geschrieben:Das finde ich eigentlich gar nicht paradox (und ja - es geht mir GENAU so). Welchen Wert hat denn ein "blödes unfähiges Nichts" (um mal bei Deinem Wortlaut zu bleiben ;)) Gefühlt keinen. Wie kann es sich in dieser Welt einen Wert verschaffen? Indem es etwas vollbringt, was kein anderer auf der Welt zu vollbringen im Stande ist. Es muss besser sein als alle anderen, um das riesige Loch zu stopfen, durch das jedes Wertgefühl wegsickert. Im wahrsten Sinne ein Faß ohne Boden. Und dann - tja wird an den hohen Ansprüchen gescheitert und der BEweis für die eigene Unfähigkeit - tadaaaaa - wird auf nem Silbertablett präsentiert. Ich denke, das sind einfach "nur" zwei Seiten ein und derselben Medaille :/
Das ist gut erklärt. Ich habe das auch... so diese zwei Seiten... ich kann gar nichts/ich schaff das nicht vs. ich kann alles/warum sollte ich irgendwas nicht können?Ich hab doch alles geschafft...
Puuh, da bin ich erleichtert...
Wie geht man damit um? Wahrscheinlich vorwurfsfrei wahrnehmen?
Zum Thema "Neid": Ich finde es immer schwierig, mich über Erfolge zu freuen, wenn andere Leute das gleiche gemacht haben, aber nicht so gut abgeschnitten haben. Und auf der einen Seite will ich aus mir das beste rausholen/die beste Note (für mich! aber nicht unbedingt besser als Andere), aber auf der anderen Seite komm ich mir auch blöd vor, wenn ich immer besser bin als andere. Da denke ich mir, die müssen doch voll neidisch auf mich sein... Von daher unterdrück ich da die Freude über und den Stolz auf meine Leistung schon auch irgendwie.
Ich kann mich erhlich gesagt sehr über Erfolge freuen, muss sogar aufpassen, andere nicht damit überzustrapazieren. Den wichtigen Menschen habe ich auch davon erzählt - die meisten haben sich mit mir gefreut. Und ich erlebe, dass manche auch genau so vorgehen: Sie erzählen mir von ihren Erfolgen. Da es hier auch viel um praktische Arbeiten geht, komm ich gar nicht drum herum, mir anzusehen, welche tollen Bilder/Arbeiten meine Kommilitonen so anfertigen.
Ich weiß von mir, dass ich schnell neidisch bin, oder mich entsprechend abwerte. Wie es bei anderen ist, weiß ich nicht. Ich kann es nicht einschätzen.
Freude unterdrücken möchte ich nicht. Wem ist damit geholfen? Vielleicht müssen wir nur üben, es "angemessen" zu äußern? Also nicht zu prahlen oder anzugeben - wobei die Furcht davor doch auch wieder zeigt, dass wir selbst damit ein Problem haben - unsere Umwelt aber vielleicht gar nicht so. Ich glaube aber, dass es sehr vielen so geht. Die Dozentin, deren Hilfskraft ich werden soll, erzählte mir, in welchen verschiedenen Bereichen sie derzeit aktiv ist - einfach, damit ich auch einen Überblick über die universitäre Struktur und mein Tätigkeitsfeld erhalte. Irgendwann brach sie ab mit der Bemerkung sie wolle aber gar nicht angeben. Ich habe das aber überhaupt nicht so empfunden und bilde mir auch ein, einschätzen zu können, ob jemand gerade rumprahlt, oder eben nicht. Naja und ich weiß eben, dass Neid in meiner Verantwortung liegt - da kann mein Gegenüber ja nichts für - wenn er/sie mich nicht gerade aktiv runtermacht...

Liebe(r) JohnDoe (hab ich überlesen, ob Du männlich oder weiblich bist? ;) )

Du sprichst einen sehr wichtigen Punkt an! Ich erlaube mir tatsächlich wenig positives Feedback und finde mich daher immer unglaublich verkrampft, bzw. druckse herum, wenn ich es mir doch einhole. Weil ich es mir innerlich nicht erlaube. Das ist ein Problem, weil ich a) Schwierigkeiten damit habe, wenn andere "wie selbstverständlich" positives Feedback bekommen und b) ich dazu neige aufzuschneiden, zu übertreiben (so erlebe ich es oft). Wenn ich so überlege, ich bekomme/bekam eigentlich sehr oft positives Feedback, aber genau das setzt mich auch gleichzeitig unter Druck, weil ich damit auch immer verbinde in allen Bereichen perfekt sein zu müssen. Das bin ich aber nicht. So werte ich mich bei kritischen >Rückmeldungen gleich wieder vollständig ab, kann nur ganz schwer differenzieren, worum es gerade geht - und klammere mich dann natürlich an jeden greifbaren Strohhalm (sprich Lob), der mir dann ggf. wieder gereicht wird.
Ein Dozent hat mich mal für einen Vortrag gelobt, bei dem ich einen Fachartikel vorstellen musste. Einen Teil fand ich ziemlich schwierig zu verstehen (theoretische Herleitung von einem Kausalzusammenhang natürlich auf Englisch) und selbst nach dem Lob, dass ich das gut dargestellt habe, war ich der Meinung, den Text nicht ganz verstanden zu haben. Und zwischendurch hatte ich den vollen Überblick und fand es ganz einfach. Schon komisch.
Oh ja, das kenne ich auch! Ich glaube gerade, wenn Wissen neu ist und sich noch nicht an bereits vorhandenes Wissen andocken konnte, entgleitet einem das, was man kurzfristig mal verstanden hat auch wieder. Es ist zu frisch, um wie selbstverständlich abgerufen werden zu können. Wir schieben dann gleich Panik, weil uns dieses Erleben darin bestätigt, tatsächlich nichts verstanden zu haben, weil der Anspruch ist, ALLES problemlos abrufen zu können.

Danke euch beiden für diese Rückmeldungen :)
John Doe
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von John Doe »

Hi,
ich bin männlich, ansonsten würde ich wahrscheinlich Jane Doe heißen, Hauptsache so anonym wie möglich, wobei das so ne Sache ist in einem Forum, in dem man sehr persönliches Preis gibt.... :)
Ich verstehe schlechte Noten leider nicht in diesem Sinne: "ich habe nicht genug gelernt...meine Klausur ist schlecht", sondern "ich als Mensch bin schlecht". Habe ich das richtig verstanden, dass du das auch so ähnlich siehst? Daher kommen auch meine Versagensängste, weshalb ich viele HAs gar nicht abgegeben habe und mich von der Prüfung abgemeldet habe. Was wiederum mein Selbstbild als "Versager" bestätigt. Und trotzdem scheine ich unbewusst zu denken: lieber nicht versuchen (was auch letztenendes scheitern bedeutet) als scheitern.
note: ich finde, vieles was ich geschrieben habe, hört sich grammatikalisch komisch an, aber ich bin übermüdet und nicht ganz bei mir. Und ich stehe mal wieder vor der entscheidung noch für eine klausur zu lernen oder eben nicht. ich glaube zeitlich schaffe ich das nicht mehr, was mich deprimiert und etwas verzweifeln lässt. und ich bin schnell entmutigt, also meine frustrationstoleranz ist extrem niedrig. soviel dazu.
Mim hat geschrieben: Oh ja, das kenne ich auch! Ich glaube gerade, wenn Wissen neu ist und sich noch nicht an bereits vorhandenes Wissen andocken konnte, entgleitet einem das, was man kurzfristig mal verstanden hat auch wieder. Es ist zu frisch, um wie selbstverständlich abgerufen werden zu können. Wir schieben dann gleich Panik, weil uns dieses Erleben darin bestätigt, tatsächlich nichts verstanden zu haben, weil der Anspruch ist, ALLES problemlos abrufen zu können.
Auf diese idee bin ich gar nicht gekommen, ist aber gut möglich :)
LG
Mim
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Hallo John Doe,

*lach* - wer lesen kann ist klar im Vorteil :D - da steht ja ganz klar ein männlicher Name ;)

Oh ja - diese Gleichung "schlechte Note=schlechter Mensch, die kenne ich auch - sehr gut sogar. Kleinere Sachen gebe ich auch manchmal nicht ab, bzw. ich neige dazu - gerade jetzt im praktischen Bereich - und es hat immer mit der Angst zu tun, nicht zu genügen. Aber ich merke, dass es eben auch gut ist, Hausarbeiten, Arbeiten abzugeben, es zu versuchen. Gerade weil die Rückmeldung oft eben eine andere ist.
Momentan hilft mir auch manchmal der Austausch mit anderen Kommilitonen - um überhaupt reflektieren zu können, was da gerade in mir vorgeht. Vielen geht es ja auch ähnlich.

Von meiner allerersten Prüfung - für mein erstes Studium - hätte ich mich auch fast abgemeldet. Eine Freundin von mir hat mit dem Prüfer gesprochen und der war sehr, sehr verständnisvoll. Anders hätte ich es nicht geschafft. Aber das ist tatsächlich besser geworden. Also die Angst. Nicht gut - ich steigere mich immer noch sehr rein - aber besser.
Ich wünsche Dir, dass Du da ebenfalls den Dreh bekommst - vielleicht ist unser Austausch hier sogar hilfreich? Mir hilft er in jedem Fall.

Übrigens schreibe ich Morgen auch eine Klausur - tja und so richtig sitzt der Stoff auch nicht. Also bleibe ich in der Uni und lerne noch ne Runde. Irgendwie wird es schon klappen - mit viiieeeel Kaffee ;)

Liebe Grüße,

Mim
John Doe
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von John Doe »

Hi Mim,
ja den Austausch finde ich gut:) aber manchmal hilft nichts, dann ziehe ich mich einfach zurück, wie jetzt nach meiner Klausur, die nicht gut lief. Ich traue mir kaum noch was zu, jeder Misserfolg führt mich näher an einen Abbruch heran und das wäre eherlich gesagt eine Katastrophe für mich. Naja jetzt hab ich mich jedenfalls mal wieder gemeldet:)
LG
Mim
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Hallo John Doe,

ich kann Dich gut verstehen. Es tut mir leid, dass die Klausur nicht gut gelaufen ist. Kannst Du es als Ausrutscher, oder Ergebnis Deines momentanen schlechten Zustandes ansehen? Wenn der Kopf voll ist und jede Menge Chaos vorherrscht, fällt das Lernen schwer, bzw. ist eben auch unmöglich.
Ich weiß nicht, ob es in Deinem Studium etwas gibt, womit Du kleinere Erfolge feiern könntest, so dass Du Dich wieder mehr auf das konzentrieren kannst, was funktioniert? Oder das Studium eben als das sehen was es ist - als TEIL des Weges zu Deinem erwünschten Beruf (in dem dann meist eh noch ganz andere Dinge verlangt sind).

Im Endeffekt habe ich da die Weisheit aber auch nicht mit Löffeln gefressen... Ich sitze auch schon wieder in der Uni und lerne für eine mündliche Prüfung. Gut geht es mir damit nicht. Noch viel zu wenig Struktur und ich bin hypernervös. Irgendwie werde ich es schon schaffen - aber bis dahin... ich fühle mich dabei aber auch dumm - und es geht mir soviel anderes im Kopf herum. Echt nicht auszuhalten. Warum nicht einfach mal zufrieden sein mit sich?! Wie geht sowas?!

Ich drücke Dir die Daumen, dass das nächste Semester besser - anders - verläuft. Ich vermute, du hast jetzt auch Semesterferien?

Liebe Grüße,

Mim
John Doe
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von John Doe »

Hi Mim,
ich war hier ewig nicht mehr unterwegs und vieles hat sich verändert. Wie gehts dir? Hast du die Prüfung gut überstanden?
Sorry, für mehr reicht es grade nicht
LG John
Mim
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Hallo JohnDoe,

irgendwie hab ich Dein Fehlen gar nicht wahrgenommen, weil ich selber nur sporadisch hier bin und auch, weil hier noch jemand als "JaneDoe" schreibt. Ich hab euch wahrscheinlich in einen Topf geworfen ;) . Aber ich weiß schon, Du warst ja männlich ;)

Schön, dass Du den Thread wieder hochgeholt hast.

Es liest sich so, als ginge es Dir nicht so gut - das tut mir leid. Vielleicht magst und kannst Du bei Gelegenheit darüber schreiben? Kein muss - nur wenn Du das Gefühl hast, es hilft Dir.

Die Klausur habe ich gut bestanden. Es war eine recht leichte Klausur - in diesem Semester schreibe ich den zweiten Teil. Wird wohl schwerer, weil ich in dem Seminar kaum anwesend war - naja.

Ansonsten geht es mir so lala. Manche Tage verlaufen gut, an vielen dümpel ich vor mich hin, verliere mich in Kleinigkeiten, obwohl ich soviel zu tun hätte. Gerade jetzt (wie könnte es anders sein), kommen von verschiedenen Arbeitgebern Wünsche, die alle zur selben Zeit fertig werden müssen, Uni neigt sich dem Ende zu (mit besagter Klausur), ein Schulpraktikum steht an, ein offenes Projekt, zwei Seminararbeiten.....hach ja. Wenn ich erst mal ins rollen gekommen bin und drin bin, isses ok - aber so hab ich gerade Chaos im Kopf. Ins solchen Zeiten rast mein Leben irgendwie an mir vorbei. Ich frage mich dann, woraus mein Leben noch so besteht - und leider ist es wirklich überwiegend Arbeit, Uni.... auch wenn ich immer wieder versuche bewusst Unternehmungen mit Freunden dazwischen zu schieben. Es reicht irgendwie nicht - hängt aber auch damit zusammen, dass so vieles einfach in der Schwebe steht.

So viel erst mal. Ich würde mich freuen von Dir zu lesen :)

Liebe Grüße,

Mim
John Doe
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von John Doe »

Hi Mim :)
ja solche stürmischen Zeiten gibt es. Ich hoffe für dich, dass es auch wieder ruhiger wird und du auch mal entspannen kannst. Wenn nicht, musst du dir die Zeit einfach herausnehmen, egal was andere sagen oder wollen. Ich weiß, das ist gerade die Schwierigkeit...aber vllt kannst du dir Mut machen indem du sagst: das geht auch wieder vorbei und wenn ich selbst dafür sorge! Also: Stell dich an die erste Stelle
oh Mann was für eine Klischeeantwort... naja kann ja trotzdem was dran sein;)
Ich hab einen neuen Thread aufgemacht, da kannst du lesen wie es gerade bei mir aussieht.
LG
John

PS: ein Standardsatz geht noch: du könntest versuchen das positive zu sehen, nämlich dass du die uni bald hinter dir hast und dass es voran geht, an mir sieht man zb, dass das keine selbstverständlichkeit ist.
Mim
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Lieber JohnDoe, liebe Alle (wer auch immer mal reinlinst ;))

Danke für Deine Antwort. Ich weiß nicht, momentan habe ich das Gefühl, die stürmischen Zeiten gehen nie vorbei, bzw. werden durch immer neue abgelöst. Immer wieder irgendetwas anderes, wofür ich mich vorbereiten muss (eigentlich nichts großes jeweils) - und meine gewohnten Muster melden sich. Gereiztheit, Müdigkeit, Wohnung sieht aus wie ein Schlachtfeld, ich habe alle angenehmen Aktivitäten eingefroren - bzw. angenehm bedeutet für mich, am Ende eines Tages vor dem Fernseher oder im Internet zu versacken.

Gerade bereite ich mich wieder auf eine Klausur vor - die Folgeklausur zu der, die ich im letzten Semester geschrieben habe. Leider ging lernen erst auf den letzten Drücker und ich bin so dicht.....

Ja - ich werde auch das schaffen. Wenn ich Pech habe, falle ich durch und muss die Klausur dann wiederholen, wenn ich eigentlich meine BAchelorarbeit schreiben wollte.
Und im Anschluss geht es gleich weiter: Semesterarbeiten, Brotjob, Schulpraktikum... Das ich dazwischen auch Urlaub mache, fühlt sich momentan wie eine Belastung an. Keine Freude - eher GEldsorgen und die Frage: Wann hört das alles auf.

Ja - es geht mir mies gerade. Ich versuche krampfhaft alles in Häppchen aufzuteilen, aber momentan erscheint mir der Berg - mein Leben generell - unüberwindlich.

Immerhin. Ich ahne, dass meine Sorge vor dieser dämlichen Klausur alles gerade in ein grauschwarzes Licht taucht. MEhr, als es das müsste. Aber - was kommt danach?

Ich sollte Tagebuch führen oder irgendwie anders meine Tage visualisieren, damit ich immer mal wieder erkennen kann, dass es sich um Wechsel handelt. Zeiten die kommen und vergehen.
Nur gerade fühle ich mich wie in einer Dauergegenwartsschleife gefangen :|

WIe geht es Dir, John Doe?
Die Antworten zu Deinem Thema fand ich sehr nachdenkenswert - konntest Du damit etwas anfangen? Auch ich tendiere schnell dazu, den Therapeuten einfach nur für "bescheuert" zu halten, aber bei genauerer Draufsicht entpuppen sich viele Fragen als hilfreich (wenn auch schmerzhaft). Gut ist, wenn Du dann einen Therapeuten hast, der ganz bei sich bleiben kann und auch Deine Abwehr aushalten und trotzdem hartnäckig bleiben kann.
Machst Du die Therapie weiter?

Nicht so ausführlich - entschuldige. Aber mein Kopf ist einfach nur übervoll und ich zu keinen sinnvollen Kommentaren fähig. Ich muss wieder lernen - drückt mir die Daumen.

Liebe Grüße,

Mim

Edit: Puha. Kopf wird immer voller und hängen bleibt gerade eigentlich nichts. Ich schreibe aber hier, um mich weiter zu motivieren. Ich bin gerade so müde, dass ich einschlafen könnte - habe aber leider gar keine Zeit dazu :? Also durchschnaufen und weitermachen. Dafür lass ich um Punkt 19 Uhr Stift und Karteikarten fallen und gehe Essen oder in die Sauna *mir fest vornehm*
Mim
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Ok...

aus dem gestrigen "Veröhnprogramm" ist nichts geworden - egal, anderes Thema.

Dafür push ich mir hier selbst nochmal ein bisschen, weil ich gerade lernenderweise etwas schwächel. Drei Stunden sind geschafft (mit Pausen dazwischen) - aber zwei möchte ich noch. Ich denke dann habe ich für Heute das Gefühl eine gute Ausgangsbasis für die nächsten zwei Tage zu haben.

JohnDoe, wie geht es Dir?

Liebe Grüße,

Mim
Flussi
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Flussi »

Lieber Mim,

Deine Bewertung sagt was über deine Leistung, deine Beschreibung sagt was über die verzehrte Wahrnehmung von depressiven Menschen. Ich habe oft die gleiche Erfahrung gemacht. Ich hatte sogar mal Prüfungsangst und dann den besten Abschluss gemacht. So ist das mit dem Selbstbild.

Liebe Grüße Flussi
Mim
Beiträge: 1383
Registriert: 21. Dez 2013, 19:41

Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von Mim »

Liebe(r)? Flussi,

ja stimmt. Manchmal erinnere ich mich daran, dass es so ist.
Aber sehr oft vergesse ich es einfach. Kann dann eben nur sehen, was nicht gut läuft.

Die BEwertung von der ich hier im Thread schrieb ist ja jetzt schon ne weile her - derzeit habe ich wenig Abgeschlossenes und nichts, was bewertet wurde. Studium halt. Und sofort geht mein GEfühl, überhaupt etwas zu können "flöten". Ich brauche Rückmeldung - aber das geht wohl jedem so.

So - Lernen habe ich nicht ganz geschafft. Bin vorher versackt - mehr als ich wollte. Aber gut, is jetzt, wie es is.
Ich schau mir gleich noch ein paar Lernkärtchen an und dann ist Schluss für Heute.

Liebe Grüße,
Mim (weiblich ;) )
John Doe
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Re: Der Spalt im Kopf

Beitrag von John Doe »

Liebe Mim,
mir gehts, wie immer, sehr wechselhaft. Mit den Antworten konnte ich nicht so viel anfangen, vergeben ist nicht gerade meine Stärke. Aber immerhin hatte ich seitdem ein paar Erkenntnisse, mal sehen was ich daraus machen kann. Die Therapie hab ich abgebrochen und jetzt wohne ich wieder in meiner Heimatstadt bis Anfang Oktober. Dadurch habe ich momentan zu viel Freizeit, aber andererseits fühle ich mich zu allem zu schwach, wie zB. für nen Nebenjob. Naja das Übliche halt.
Wann schreibst du die Klausur oder hast du sie schon geschrieben?
Viele Grüße
John
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