Liebe "Neue"
Du glaubst gar nicht, wie sehr mich Dein Post freut! Ich fühle mich gerade sehr verstanden. Meine permanenten Zweifel und Anschuldigungen sind gerade ein bisschen kleiner geworden, weil ich beim Lesen Deines Posts gerade immer wieder innerlich nicken musste!
ich kenne es bei mir zwar nicht so krass, dass ich versuche meine Erfolge niederzumachen, aber bei mir war es während des Studiums immer so, dass ich sehr gute Noten geschrieben habe und der Erfolg einfach an mir abgeprallt ist. Außerdem wusste ich zwar, dass ich etwas kann, aber ich hatte trotzdem immer Schiss, dass ich das alles nicht schaffe.
Nein, meine Erfolge mache ich tatsächlich auch nicht runter. Ich neige aber schon dazu, sie zu relativieren - wenn z.B. viele andere in dem selben Bereich erfolgreich sind. Dann bewertet der Dozent eben sehr gut, oder das Fach ist nicht so schwer, etc...
Was mir zu dem Thema "Diskrepanz zwischen deiner Sicht und der Sicht der Dozenten" einfällt, ist...
Irgendwann später hab ich gemerkt, dass ich ihr gar nicht die korrigierte Version abgeschickt hatte, sondern die unkorrigierte und da waren bei den Antworten der Anderen zieeeemlich viele Rechtsschreib-/Komma-/Tippfehler drin...
NIE im Leben hätte ich die Version unkorrigiert abgegeben!! Vor allem nicht im Fach DEUTSCH!
Aber anscheinend reicht es manchmal schon, was wir machen, und es wird gar nicht 100% Fehlerfreiheit erwartet. So wie bei dir mit dem, dass sie gar keine "perfekt ausgebildete" Kraft brauchen.
Uff, ja - da finde ich mich durchaus wieder, auch wenn ich ein solches Erlebnis selbst noch nicht hatte. Wobei es vielleicht auch mal ganz heilsam wäre für mich
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Ich merke aber oft, wenn ich Arbeiten anderer Studenten mal gegenlese, oder eben jetzt Protokolle, dass mir Rechtschreibfehler, Ausdruck und Satzbau sehr stark auffallen, oder auch, wenn meiner Meinung nach die zentrale Bedeutung nicht exakt genug herausgearbeitet wurde. Ich weiß nicht, ob ich da zu streng bin? Eine der Professorinnen, für die ich ein Tutorium gebe erzählte mal, das ihr auffällt, dass die Studenten meist strenger seien, als sie selbst
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. Wahrscheinlich passt man mit fortschreitender Erfahrung seine Ansprüche ein bisschen an.
Zumal ich ja auch nicht frisch von der Schule bin (Zweitstudium) und früher bestimmt auch größere Schwierigkeiten hatte einen Text zu formulieren, als Heute.
Mein Studium ist schon etwas länger her und wie ich schon sagte, sind meine Erfolge bei mir wirklich immer abgeprallt. Kaum war eine Arbeit bewertet, war ich schon wieder bei der nächsten ohne mich über die Arbeit gefreut zu haben. Sondern schon wieder beim nächsten Berg, den es zu erklimmen galt und ich wieder die (eigentlich unnötige) Angst hatte, es nicht zu schaffen.
Jetzt im Nachhinein, wenn ich meine Unisachen anschaue, die ganzen Ordner und Skripte und auch meine Notenliste, dann denke ich mir immer "Waaaahnsinn, war ich gut! Kraaaass!! Wie hab ich das gemacht???"
Erst jetzt sehe ich, wie gut ich war und was ich da geleistet habe. Vielleicht sieht man erst mit mehr Abstand, wie gut man eigentlich ist.
Hm. Ja, da fehlt mir bis Heute eigentlich der Vergleich. Nach meinem ersten Studium habe ich alle Unterlagen vernichtet. Ich wollte das alles einfach nicht mehr sehen (Scham?) - zumal ich in dem BEreich ohnehin nichts mehr machen wollte. Außer der Magisterarbeit habe ich allerdings auch nicht viele schriftliche Arbeiten verfasst - ich weiß also tatsächlich nicht, ob ich eigentlich "gut" bin.
Tatsächlich erzählte mir aber ein Dozent, der meine praktischen Arbeiten sehr gut bewertete (Zeichnungen), dass es wichtig wäre, nach einiger Zeit nchmal mit etwas Distanz auf die Arbeiten zu schauen. Man verliere nämlich die Distanz zu seinen Bildern. Im schriftlichen Bereich ist es sicher ähnlich - nur vergesse ich das oft. Da hast Du schon Recht, wenn Du schreibst, Abstand sei wichtig
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.
Weißt du, wie gut deine Kommilitonen sind? Kommen sie gut mit? Verstehen sie alles?
Es kann ja sein, dass es anderen ja auch so geht, dass sie mit einem Thema nicht so gut klarkommen. Nur merkt man das an der Uni meistens nicht so (war zumindest bei mir), weil man mit vielen Leuten gar nichts zu tun hat, bzw. weil man ja immer mit anderen Leuten in den Kursen sitzt und man deshalb nicht so mitbekommt, wer jetzt wirklich ständig gute Noten bekommt und wer nur in bestimmten Kursen gut ist. Gibt es bei euch Notenlisten, die öffentlich aushängen oder sieht jeder nur seine eigenen Note? Bei uns hingen die manchmal aus. Da konnte man sich dann auch etwas einordnen, wie gut man war. Wenn man weiß, dass die beste Note ne 3 war, dann kann man auch mit einer 3,3 gut sein. Wenn man das aber nicht weiß, kann man sich nur an sich selber messen. Und da ist der Anspruch ja meistens sehr hoch.
Das ist mal so und mal so. Ich kenne aber schon Seminare, wo ich das Gefühl habe, jeder kann etwas beitragen, nur ich nicht. Tatsächlich war das Seminar in dem ich die Hausarbeit geschrieben habe so eines. Ich merke aber auch, dass ich schriftlich natürlich mehr Zeit und mehr Möglichkeiten habe, mich auszudrücken. Mündlich ringe ich oft nach Worten oder bin sehr umständlich. Dann sind Fragen oft schon beantwortet. Ich fühle mich dann schon oft dumm, weil ich meine, ich müsste schneller denken können.
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Und im Endeffekt weiß ich eben halt auch nicht alles, oder halt nur ein bisschen was, etc ....Aber es stimmt schon: Oft mache ich mir ein Bild von vielen Kommilitonen - ordne sie anhand ihrer generellen Aussagen schnell ein - weiß aber gar nicht, welche Leistungen sie im Durchschnitt erbringen. Also bleibt tatsächlich nur der eigene hohe Anspruch. Hmm - so hab ich das noch gar nicht betrachtet.
Ich hatte auch mal so ein Hausarbeitsthema... da war ich auch bei der Dozentin und hinterher wusste ich jedes Mal genauso wenig wie vorher.
Ich schrieb die Gliederung, die fand sie toll. Aber ich hatte irgendwie trotzdem keinen Plan, wie ich den praktischen Teil gestalten sollte usw., aber da kam irgendwie keine konkrete Hilfe.
Die Hausarbeit hat sie mit sehr gut bewertet und als ich dann bei ihr zur Einsicht war, hat sie gemeint, wenn ich 10 Seiten mehr geschrieben hätte, dann hätte ich eine Bachelorarbeit daraus machen könnte, so gut sei der praktische Teil. Und Text im Anhang würde ja noch so viel hergeben und Beispiele enthalten, mit denen man was machen könnte. Und ich hab mir nur gedacht "Aaaaaha. Hm. Ich war froh, dass ich da überhaupt Beispiele gefunden habe!"
Nach außen hin sah es so aus, als hätte ich voll den Plan (von dem, was ich geschrieben hatte, hatte ich den dann auch) und hätte nur nen Teil von dem gemacht, was ich eigentlich weiß, aber eigentlich war da schon meine Kompetenz-Grenze erreicht. Irgendwie haben Dozenten manchmal wirklich eine andere Sicht.
*lach* GENAU SO habe ich mich gefühlt
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Ich bin erleichtert, dass Du das auch kennst, denn ich laufe seitdem mit dem Gefühl durch die GEgend, eigentlich eine Betrügerin zu sein.
Aber hier kommt auch wieder der Vergleich mit den Kommilitonen ins Spiel:
Die Dozenten kennen die Noten von allen Leuten und wissen auch, wie die Qualität von Hausarbeiten im Allgemeinen sind, was andere Leute für Arbeit abliefern, wie andere Studenten arbeiten.
Ja das stimmt. Und genau die Übersicht habe ich eben nicht. Ich messe mich (lt. Rückmeldung) an Doktorarbeiten. Das kann eigentlich nicht funktionieren, wenn man überlegt wieviele Jahre die Leute da teilweise dran sitzen (gemessen an meinen vier Wochen, die ich mir einräume.) Super Erkenntnis - Danke dafür!
Ich war echt überrascht, weil das für mich selbstverständlich war. Ich wäre nie auf die Idee zu kommen, ohne Vorbereitung da hinzugehen...
Wahrscheinlich ist es bei dir auch so... du siehst nur das, was du machst und kannst. Du siehst auch nur deine Grenzen, aber diese Komplett-Sicht von den Dozentin haben wir nicht.
Hmja. Ich bin schon eher schlurig und mit Struktur überfordert. Aber Panik mache ich mir eben trotzdem, während viele die ich kenne da viel lockerer mit umgehen. Ich muss mich also viel mehr zu Ordnung zwingen, gerade weil es mir schwer fällt. Das Resultat dürfte aber ähnlich sein, wie bei Dir - es ist im Endeffekt dann überzeugend.
Mim hat geschrieben:Das finde ich eigentlich gar nicht paradox (und ja - es geht mir GENAU so). Welchen Wert hat denn ein "blödes unfähiges Nichts" (um mal bei Deinem Wortlaut zu bleiben
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) Gefühlt keinen. Wie kann es sich in dieser Welt einen Wert verschaffen? Indem es etwas vollbringt, was kein anderer auf der Welt zu vollbringen im Stande ist. Es muss besser sein als alle anderen, um das riesige Loch zu stopfen, durch das jedes Wertgefühl wegsickert. Im wahrsten Sinne ein Faß ohne Boden. Und dann - tja wird an den hohen Ansprüchen gescheitert und der BEweis für die eigene Unfähigkeit - tadaaaaa - wird auf nem Silbertablett präsentiert. Ich denke, das sind einfach "nur" zwei Seiten ein und derselben Medaille :/
Das ist gut erklärt. Ich habe das auch... so diese zwei Seiten... ich kann gar nichts/ich schaff das nicht vs. ich kann alles/warum sollte ich irgendwas nicht können?Ich hab doch alles geschafft...
Puuh, da bin ich erleichtert...
Wie geht man damit um? Wahrscheinlich vorwurfsfrei wahrnehmen?
Zum Thema "Neid": Ich finde es immer schwierig, mich über Erfolge zu freuen, wenn andere Leute das gleiche gemacht haben, aber nicht so gut abgeschnitten haben. Und auf der einen Seite will ich aus mir das beste rausholen/die beste Note (für mich! aber nicht unbedingt besser als Andere), aber auf der anderen Seite komm ich mir auch blöd vor, wenn ich immer besser bin als andere. Da denke ich mir, die müssen doch voll neidisch auf mich sein... Von daher unterdrück ich da die Freude über und den Stolz auf meine Leistung schon auch irgendwie.
Ich kann mich erhlich gesagt sehr über Erfolge freuen, muss sogar aufpassen, andere nicht damit überzustrapazieren. Den wichtigen Menschen habe ich auch davon erzählt - die meisten haben sich mit mir gefreut. Und ich erlebe, dass manche auch genau so vorgehen: Sie erzählen mir von ihren Erfolgen. Da es hier auch viel um praktische Arbeiten geht, komm ich gar nicht drum herum, mir anzusehen, welche tollen Bilder/Arbeiten meine Kommilitonen so anfertigen.
Ich weiß von mir, dass ich schnell neidisch bin, oder mich entsprechend abwerte. Wie es bei anderen ist, weiß ich nicht. Ich kann es nicht einschätzen.
Freude unterdrücken möchte ich nicht. Wem ist damit geholfen? Vielleicht müssen wir nur üben, es "angemessen" zu äußern? Also nicht zu prahlen oder anzugeben - wobei die Furcht davor doch auch wieder zeigt, dass wir selbst damit ein Problem haben - unsere Umwelt aber vielleicht gar nicht so. Ich glaube aber, dass es sehr vielen so geht. Die Dozentin, deren Hilfskraft ich werden soll, erzählte mir, in welchen verschiedenen Bereichen sie derzeit aktiv ist - einfach, damit ich auch einen Überblick über die universitäre Struktur und mein Tätigkeitsfeld erhalte. Irgendwann brach sie ab mit der Bemerkung sie wolle aber gar nicht angeben. Ich habe das aber überhaupt nicht so empfunden und bilde mir auch ein, einschätzen zu können, ob jemand gerade rumprahlt, oder eben nicht. Naja und ich weiß eben, dass Neid in meiner Verantwortung liegt - da kann mein Gegenüber ja nichts für - wenn er/sie mich nicht gerade aktiv runtermacht...
Liebe(r) JohnDoe (hab ich überlesen, ob Du männlich oder weiblich bist?
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)
Du sprichst einen sehr wichtigen Punkt an! Ich erlaube mir tatsächlich wenig positives Feedback und finde mich daher immer unglaublich verkrampft, bzw. druckse herum, wenn ich es mir doch einhole. Weil ich es mir innerlich nicht erlaube. Das ist ein Problem, weil ich a) Schwierigkeiten damit habe, wenn andere "wie selbstverständlich" positives Feedback bekommen und b) ich dazu neige aufzuschneiden, zu übertreiben (so erlebe ich es oft). Wenn ich so überlege, ich bekomme/bekam eigentlich sehr oft positives Feedback, aber genau das setzt mich auch gleichzeitig unter Druck, weil ich damit auch immer verbinde in allen Bereichen perfekt sein zu müssen. Das bin ich aber nicht. So werte ich mich bei kritischen >Rückmeldungen gleich wieder vollständig ab, kann nur ganz schwer differenzieren, worum es gerade geht - und klammere mich dann natürlich an jeden greifbaren Strohhalm (sprich Lob), der mir dann ggf. wieder gereicht wird.
Ein Dozent hat mich mal für einen Vortrag gelobt, bei dem ich einen Fachartikel vorstellen musste. Einen Teil fand ich ziemlich schwierig zu verstehen (theoretische Herleitung von einem Kausalzusammenhang natürlich auf Englisch) und selbst nach dem Lob, dass ich das gut dargestellt habe, war ich der Meinung, den Text nicht ganz verstanden zu haben. Und zwischendurch hatte ich den vollen Überblick und fand es ganz einfach. Schon komisch.
Oh ja, das kenne ich auch! Ich glaube gerade, wenn Wissen neu ist und sich noch nicht an bereits vorhandenes Wissen andocken konnte, entgleitet einem das, was man kurzfristig mal verstanden hat auch wieder. Es ist zu frisch, um wie selbstverständlich abgerufen werden zu können. Wir schieben dann gleich Panik, weil uns dieses Erleben darin bestätigt, tatsächlich nichts verstanden zu haben, weil der Anspruch ist, ALLES problemlos abrufen zu können.
Danke euch beiden für diese Rückmeldungen
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