Ich möchte mich erstmal bedanken, dass es die Möglichkeit gibt sich in solchen Foren mit Menschen auszutauschen, die sich vielleicht ähnlich fühlen und so etwas die Scheu verliert über seine Probleme offen zu reden!
Ich bin 25 Student und seit ca. letztes Jahr im Frühling merke ich wie es mir immer schlechter geht. Ich habe nach dem Abitur mit 19 ein Jahr Zivildienst in einem Krankenhaus gemacht und war bis zu der Zeit eigentlich immer ganz zufrieden mit meinem Leben, ich hatte ein gutes Abi war jung, hab eine große Familie, die sich immer um mich als Jüngsten besonders gekümmert hat und mir standen alle Möglichkeiten offen. Nur mit der Liebe sollte es bis dahin einfach nicht sein, mit 19 noch nie eine Freundin gehabt zu haben, geschweige den eine Frau geküsst zu haben war mir zu der Zeit zwar schon bewusst aber nicht wirklich wichtig. Ich hatte immer die positiven Gedanken, dass es noch kommen würde und dass ich mir da kein Stress machen soll.
Mit 20 habe ich mich schließlich für ein Studium an einer Universität entschieden. Die erste Zeit wird man ins kalte Wasser geschmissen und ich war sehr stark überfordert und hätte nach den ersten Klausuren mit einem Freund fast an die FH gewechselt, wir hatten beide bereits eine Zusage bekommen. Als ich gemerkt hatte, dass ich die Klausuren einigermaßen gut geschrieben hatte, dachte ich mir eigentlich war das ja gar nicht so schlimm, jetzt ziehst dus einfach durch. Mein Freund hat allerdings gewechselt.
Die ersten 2 Jahre lief eigentlich alles super, hatte mit 2 Freunden eine WG gegründet und viele Freunde gefunden in der neuen Stadt. Am Wochenende bin ich meistens nach Hause zu meinen Eltern gefahren. Die Uni war hart aber ich habe alle Hürden einigermaßen gemeistert. Allerdings war mir klar, dass ein Bachelor in 6 Semestern sehr unrealistisch sei. Ich dachte mir, egal dann brauche ich halt 1-2 Semester länger, ist kein Beinbruch und da war ich bei weitem nicht der Einzige.
Ende 2013 fing ich meine Bachelorarbeit, welche mich sehr viel Kraft gekostet hat. Das wurde mir auch mit einer 1,3 gedankt.
Zudem Zeitpunkt gingen dann die Probleme los...Mein ältester Bruder, der schon über 10 Jahre verheiratet war und 3 Kinder hat, musste erfahren, dass seine Frau ihn betrogen hat. Seit dieser Zeit bis jetzt, sind Sachen passiert, die man nur aus Seifenopern kennt. All das zu erzählen, würde Tage kosten! Im Endeffekt haben sie sich getrennt und wir haben es Gott sei Dank geschafft die Kinder und das Haus bei meinem Bruder zu lassen. Das Gericht und der Sorgerechtsstreit läuft immer noch aber langsam ist Normalität eingekehrt, meine Mutter ist unter der Woche immer da und hilft meinem Bruder mit den Kindern. Mein anderer Bruder und ich ünterstützen ihn auch so gut wir können. Das hat natürlich nicht wirklich was mit mir zu tun aber meine Geschwister und ich haben eine starke Bindung zueinander, sodass wir uns immer gegenseitig helfen, daher hat uns das alles natürlich auch sehr belastet. Wie gesagt, fing dies alles zu der Zeit an, an dem ich an meiner Thesis saß.
Ich war im 7 Semester hatte nur noch die Thesis und 6 Klausuren vor mir für meinen Abschluss!
Nach meiner Thesis, wollte ich die restlichen Klausuren schreiben. Da ich den Zeitaufwand unterschätzt habe, konnte ich leider nur eine Prüfung schreiben. Das war alles nicht weiter schlimm, was sind schon 5 Klausuren in einem Semester, ich hatte in der Vergangenheit 8 oder mehr pro Semester geschrieben!
Aber dann gings los...etwas in mir hat sich verändert, ich hatte plötzlich keine Lust und vor allem keine Kraft mehr, mich auf die letzten Prüfungen vorzubereiten. Jeder Tag an dem ich gelernt habe, war eine Quahl. Mein Ziel war es die restlichen Klausuren zu schreiben und endlich fertig zu werden. Gegen Ende merkte ich, es wird nix mehr. Habe wieder nur eine Klausur geschrieben und mir danach eine Auszeit gegönnt. Ich habe mich von den restlichen Prüfungen abgemeldet und bin zu meiner Schwester nach Bremen für über einen Monat gefahren, um neue Energie zu tanken und alles erstmal ruhen zu lassen. Als ich wieder kam, startete das 9 Semester letzten Oktober,ich war wieder voll motiviert alles zu schaffen und habe dann such direkt losgelegt und sogar nebenbei einen Business Englischkurs belegt. Anfangs lief alles gut aber dann ging wieder alles von vorne los. An Weihnachten hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch, ich bin mit dem ständigen Druck nicht mehr klargekommen und war kurz davor alles hinzuschmeißen. Ich entschied mich dann eine Psychotherapie zu starten, welche ich seit dem einmal die Woche besuche. Ausserdem habe ich Beruhigungstabletten bekommen, die ich bei Bedarf nehme.
Nun ist es fast März, ich bin 25 geworden und habe mich wieder von allen Prüfungen außer von einer, der Schwersten für die ich von Anfang an lerne, abgemeldet. Ich hab mir geschworen, wenigstens diese zu schreiben, sonst war all der Stress die letzten Monate umsonst. Seit Oktober wohne ich auch wieder zu Hause, da mir das WG-Zimmer finanziell zu teuer wurde, seit dem 6 Semester bekomme ich kein Bafög mehr. Ich bin an einen Punkt angekommen, an dem irgendwie nix mehr geht. Ich kann nicht mehr abschalten, wache morgens mit Panikattacken und Angstzuständen auf und bin tagsüber nur noch deprimiert. Ich kann mich auf nix mehr freuen, zwinge mich wenigstens die eine Prüfung noch zu schreiben aber je näher der Termin kommt, umso schlechter geht es mir.
Die Angst wegen der Uni ist die eine Sache, was mich aber innerlich seit Jahren langsam auffrisst ist, dass ich es nicht schaffe eine Freundin zu finden. Jeder Versuch ging bisher in die Hose, man lernt sich kennen, unternimmt viel zusammen und wenn man dann derjenigen seine Gefühle zeigt, wird man abgelehnt. Das ist mir nun so oft passiert, dass ich mir selber viele Vorwürfe mache und kaum noch Selbstvertrauen habe. Ich muss erhrlich zugeben, dass ich nie mit meinem Aussehen zufrieden war und mich im Spiegel nicht gerne sehe. Auch wenn ich von anderen Leuten das Gegenteil höre, fühle ich mich im Inneren hässlich, das macht es umso schwerer jemanden kennenzulernen. Diese Dinge lassen mich seit letztem Jahr nicht mehr los, ich sitze meist da und sehe auf mein Leben zurück und denke mir, was hast du mit deinen 25 Jahren vorzuweisen?
Du lebst immer noch zu Hause, du hast diesen popligen Bachelor immer noch nicht fertig, du kriegst es nicht hin eine Freundin zu finden, du stehst finanziell auch nicht grad gut dar...usw. Diese Stimmen und Selbstvorwürfe laufen von morgens bis abends in meinem Kopf, sodass sie mich körperlich auch langsam kaputt machen. Ich hab sehr viele graue Haare bekommen, bin dünn geworden und fühle mich als wäre ich um 10 Jahre gealtert.
Jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht weiß was ich tun soll. Kurz vor dem Ziel alles hinzuschmeißen wäre die einfachste Lösung aber nach all den Jahren ohne Abschluss da zustehen, kann auch nicht der richtige Weg sein. Mich zusammen zu reißen und es durchzuziehen ist mein Ziel aber körperlich und psychisch stellt sich mir eine Blockade auf. Ich fühle mich wie gelähmt die letzte Zeit und hab das Gefühl ich bin in einer Sackgasse aus der ich nicht mehr rauskomme...
Sorry für den langen Text aber alleine das alles mal aufzuschreiben hat schon etwas geholfen. Ich hoffe ihr könnt meine Lage erwas nachvollziehen und mir einen Rat geben, was ich tun könnte.
Danke
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