Mit 25 am Ende der Kräfte

TheGame
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Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von TheGame »

Hallo,

Ich möchte mich erstmal bedanken, dass es die Möglichkeit gibt sich in solchen Foren mit Menschen auszutauschen, die sich vielleicht ähnlich fühlen und so etwas die Scheu verliert über seine Probleme offen zu reden!

Ich bin 25 Student und seit ca. letztes Jahr im Frühling merke ich wie es mir immer schlechter geht. Ich habe nach dem Abitur mit 19 ein Jahr Zivildienst in einem Krankenhaus gemacht und war bis zu der Zeit eigentlich immer ganz zufrieden mit meinem Leben, ich hatte ein gutes Abi war jung, hab eine große Familie, die sich immer um mich als Jüngsten besonders gekümmert hat und mir standen alle Möglichkeiten offen. Nur mit der Liebe sollte es bis dahin einfach nicht sein, mit 19 noch nie eine Freundin gehabt zu haben, geschweige den eine Frau geküsst zu haben war mir zu der Zeit zwar schon bewusst aber nicht wirklich wichtig. Ich hatte immer die positiven Gedanken, dass es noch kommen würde und dass ich mir da kein Stress machen soll.
Mit 20 habe ich mich schließlich für ein Studium an einer Universität entschieden. Die erste Zeit wird man ins kalte Wasser geschmissen und ich war sehr stark überfordert und hätte nach den ersten Klausuren mit einem Freund fast an die FH gewechselt, wir hatten beide bereits eine Zusage bekommen. Als ich gemerkt hatte, dass ich die Klausuren einigermaßen gut geschrieben hatte, dachte ich mir eigentlich war das ja gar nicht so schlimm, jetzt ziehst dus einfach durch. Mein Freund hat allerdings gewechselt.

Die ersten 2 Jahre lief eigentlich alles super, hatte mit 2 Freunden eine WG gegründet und viele Freunde gefunden in der neuen Stadt. Am Wochenende bin ich meistens nach Hause zu meinen Eltern gefahren. Die Uni war hart aber ich habe alle Hürden einigermaßen gemeistert. Allerdings war mir klar, dass ein Bachelor in 6 Semestern sehr unrealistisch sei. Ich dachte mir, egal dann brauche ich halt 1-2 Semester länger, ist kein Beinbruch und da war ich bei weitem nicht der Einzige.
Ende 2013 fing ich meine Bachelorarbeit, welche mich sehr viel Kraft gekostet hat. Das wurde mir auch mit einer 1,3 gedankt.

Zudem Zeitpunkt gingen dann die Probleme los...Mein ältester Bruder, der schon über 10 Jahre verheiratet war und 3 Kinder hat, musste erfahren, dass seine Frau ihn betrogen hat. Seit dieser Zeit bis jetzt, sind Sachen passiert, die man nur aus Seifenopern kennt. All das zu erzählen, würde Tage kosten! Im Endeffekt haben sie sich getrennt und wir haben es Gott sei Dank geschafft die Kinder und das Haus bei meinem Bruder zu lassen. Das Gericht und der Sorgerechtsstreit läuft immer noch aber langsam ist Normalität eingekehrt, meine Mutter ist unter der Woche immer da und hilft meinem Bruder mit den Kindern. Mein anderer Bruder und ich ünterstützen ihn auch so gut wir können. Das hat natürlich nicht wirklich was mit mir zu tun aber meine Geschwister und ich haben eine starke Bindung zueinander, sodass wir uns immer gegenseitig helfen, daher hat uns das alles natürlich auch sehr belastet. Wie gesagt, fing dies alles zu der Zeit an, an dem ich an meiner Thesis saß.
Ich war im 7 Semester hatte nur noch die Thesis und 6 Klausuren vor mir für meinen Abschluss!
Nach meiner Thesis, wollte ich die restlichen Klausuren schreiben. Da ich den Zeitaufwand unterschätzt habe, konnte ich leider nur eine Prüfung schreiben. Das war alles nicht weiter schlimm, was sind schon 5 Klausuren in einem Semester, ich hatte in der Vergangenheit 8 oder mehr pro Semester geschrieben!
Aber dann gings los...etwas in mir hat sich verändert, ich hatte plötzlich keine Lust und vor allem keine Kraft mehr, mich auf die letzten Prüfungen vorzubereiten. Jeder Tag an dem ich gelernt habe, war eine Quahl. Mein Ziel war es die restlichen Klausuren zu schreiben und endlich fertig zu werden. Gegen Ende merkte ich, es wird nix mehr. Habe wieder nur eine Klausur geschrieben und mir danach eine Auszeit gegönnt. Ich habe mich von den restlichen Prüfungen abgemeldet und bin zu meiner Schwester nach Bremen für über einen Monat gefahren, um neue Energie zu tanken und alles erstmal ruhen zu lassen. Als ich wieder kam, startete das 9 Semester letzten Oktober,ich war wieder voll motiviert alles zu schaffen und habe dann such direkt losgelegt und sogar nebenbei einen Business Englischkurs belegt. Anfangs lief alles gut aber dann ging wieder alles von vorne los. An Weihnachten hatte ich einen kleinen Nervenzusammenbruch, ich bin mit dem ständigen Druck nicht mehr klargekommen und war kurz davor alles hinzuschmeißen. Ich entschied mich dann eine Psychotherapie zu starten, welche ich seit dem einmal die Woche besuche. Ausserdem habe ich Beruhigungstabletten bekommen, die ich bei Bedarf nehme.
Nun ist es fast März, ich bin 25 geworden und habe mich wieder von allen Prüfungen außer von einer, der Schwersten für die ich von Anfang an lerne, abgemeldet. Ich hab mir geschworen, wenigstens diese zu schreiben, sonst war all der Stress die letzten Monate umsonst. Seit Oktober wohne ich auch wieder zu Hause, da mir das WG-Zimmer finanziell zu teuer wurde, seit dem 6 Semester bekomme ich kein Bafög mehr. Ich bin an einen Punkt angekommen, an dem irgendwie nix mehr geht. Ich kann nicht mehr abschalten, wache morgens mit Panikattacken und Angstzuständen auf und bin tagsüber nur noch deprimiert. Ich kann mich auf nix mehr freuen, zwinge mich wenigstens die eine Prüfung noch zu schreiben aber je näher der Termin kommt, umso schlechter geht es mir.

Die Angst wegen der Uni ist die eine Sache, was mich aber innerlich seit Jahren langsam auffrisst ist, dass ich es nicht schaffe eine Freundin zu finden. Jeder Versuch ging bisher in die Hose, man lernt sich kennen, unternimmt viel zusammen und wenn man dann derjenigen seine Gefühle zeigt, wird man abgelehnt. Das ist mir nun so oft passiert, dass ich mir selber viele Vorwürfe mache und kaum noch Selbstvertrauen habe. Ich muss erhrlich zugeben, dass ich nie mit meinem Aussehen zufrieden war und mich im Spiegel nicht gerne sehe. Auch wenn ich von anderen Leuten das Gegenteil höre, fühle ich mich im Inneren hässlich, das macht es umso schwerer jemanden kennenzulernen. Diese Dinge lassen mich seit letztem Jahr nicht mehr los, ich sitze meist da und sehe auf mein Leben zurück und denke mir, was hast du mit deinen 25 Jahren vorzuweisen?
Du lebst immer noch zu Hause, du hast diesen popligen Bachelor immer noch nicht fertig, du kriegst es nicht hin eine Freundin zu finden, du stehst finanziell auch nicht grad gut dar...usw. Diese Stimmen und Selbstvorwürfe laufen von morgens bis abends in meinem Kopf, sodass sie mich körperlich auch langsam kaputt machen. Ich hab sehr viele graue Haare bekommen, bin dünn geworden und fühle mich als wäre ich um 10 Jahre gealtert.

Jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich nicht weiß was ich tun soll. Kurz vor dem Ziel alles hinzuschmeißen wäre die einfachste Lösung aber nach all den Jahren ohne Abschluss da zustehen, kann auch nicht der richtige Weg sein. Mich zusammen zu reißen und es durchzuziehen ist mein Ziel aber körperlich und psychisch stellt sich mir eine Blockade auf. Ich fühle mich wie gelähmt die letzte Zeit und hab das Gefühl ich bin in einer Sackgasse aus der ich nicht mehr rauskomme...

Sorry für den langen Text aber alleine das alles mal aufzuschreiben hat schon etwas geholfen. Ich hoffe ihr könnt meine Lage erwas nachvollziehen und mir einen Rat geben, was ich tun könnte.
Danke :)
katyfel
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Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von katyfel »

Hallo TheGame,

ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob du Antworten suchst, Fragen, ... aber da meine Situation und deine sich in großen Teilen sehr ähneln, wollte ich dir jetzt doch mal schreiben;
Vielleicht erstmal von mir; ich bin 24, Studentin, allerdings schon seit gefühlten Ewigkeiten und habe (tataa... ;) ) meinen Bachelor immernoch nicht fertig, weil immer wieder "Krankheitssemester" dazwischen kamen, ink. Klinikaufenthalten etc.

Deswegen habe ich nachvollziehbarerweise auch (noch?) keine Lösung für diese schwierige Situation, aber ich kann viel verstehen und mitfühlen von dem, was du schreibst.
Ich hoffe es ist okay, wenn ich einfach mal ein paar Fragen in den Raum stelle...

Ist es für dich gut, bei deinen Eltern zu wohnen? Tut es dir gut, ihre Gesellschaft zu haben, eine Grundversorgung,... überwiegt das Gefühl, dort ein Zuhause zu haben?
Ich frage deshalb, weil mir z.t. auch geraten wurde, wieder zurückzuziehen (ich studiere in einer anderen Stadt, habe hier erst in einer WG gewohnt und jetzt seit ein paar Jahren allein), ich könnte es mir allerdings niemals vorstellen... So sehr diese praktischen Dinge helfen mögen, so schlimm und unter Druck würde ich mich dort fühlen, das merke ich schon bei kurzen Aufenthalten.

Hast du dir schon mal professionelle Hilfe jenseits der normalen Therapie gesucht?
Meine erste Anlaufstelle war die Psychosoziale Beratungsstelle an meiner Uni, die gibt es ja inzwischen fast überall, und habe dort überwiegend gute Erfahrungen gemacht... Abgesehen davon, dass dort Kurse angeboten werden (auch zu Prüfungsangst, Abschluss-Problemen, Zeitmanagement,...) hat mir die Einzelberatung dort sehr geholfen; jemand, der gleichzeitig einen Einblick in die Uni hatte und eine psychotherapeutische Ausbildung... Wär das auch was für dich? Um Perspektiven zu entwickeln vielleicht, aber auch erstmal mit der jetzigen Situation klarzukommen?!

Wie sehr hilft da deine Therapie?
Du erwähnst die zwar, aber wie hilfreich ist sie, kannst du all das dort ansprechen? Könnt ihr gemeinsam an deiner Situation arbeiten?

Sonst gibt es natürlich auch noch den SPDi, kirchliche Angebote,.. als erste Anlaufstellen.
Und wie sieht es bei dir mit ärztlicher Begleitung aus? Hast du einen guten Hausarzt oder sogar einen Facharzt (Neurologe/PSychiater)? Grade wenn du auch von körperlichen Problemen schreibst, könnte das sinnvoll sein... jenseits der Beruhigungsmittel, von denen du schreibst. Die sind sicherlich nur in Ausnahmefällen sinnvoll, oder?!

Liebe Grüße erstmal von mir...
Sinfonia
Gerbera
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Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Gerbera »

Hallo TheGame,

wichtigste Frage zuerst: welche Art Therapie machst Du? Hast Du jemals über die Einnahme von Antidepressiva nachgedacht? Seit wann machst Du die Therapie? Wieviel Ursachenforschung ist schon betrieben worden? Zu wissen, warum ich depressiv geworden bin, war mir - wie vielen anderen Depressiven - damals immens wichtig. Dir auch?

Zum Studium: glaubst Du, dass Du das richtige Studienfach gewählt hast? Oder könnte es sein, dass Du mit Deiner Wahl längst nicht mehr glücklich bist? Alles hinzuschmeißen halte ich nicht für eine gute Idee, denn dann waren die vielen Semester vergebens. Aber vielleicht kannst Du die Richtung ändern. Mein Sohn hat nach 4 Semestern das Studienfach gewechselt, von Physik zu Informatik, und das war so etwas wie eine Befreiung. Während er in Physik seine Klausuren immer gerade so geschafft hat, war er in Informatik bei den Besten. Das hat auch ihn sehr verändert. Er war insgesamt glücklicher, zufriedener.

Bachelor-Thesis 1,3 - alle Achtung! Wieviel Ehrgeiz steckt in Dir? Erwartest Du selbst möglicherweise mehr als Du geben kannst ohne Schaden zu nehmen? Wenn der Körper bzw. die Psyche die Notbremse ziehen, hat das in der Regel einen Grund, oder auch mehrere Gründe. Dass alleine die fehlende Partnerin dieser Grund sein soll, ist für mich nur schwer vorstellbar. Es hat Dich nach Deiner eigenen Aussage bisher nicht großartig gestört, keine Freundin zu haben. Warum gerade jetzt?

Es ist sehr schön, dass Du und Deine Familie Deinen Bruder so sehr unterstützt. Offenbar hat Dich die ganze Geschichte ziemlich mitgenommen. Wie sehr und warum? Bist Du ein Mensch, der sich von den Stimmungen anderer beeinflussen lässt? Oder hast Du den Wunsch, Andere zu schützen, ihnen zu helfen o.ä.? Hast Du jemals Deine Motive hinterfragt?

Zurück zu den Eltern kann Wunsch oder Notwendigkeit sein. Was überwiegt - der Wunsch nach Geborgenheit oder das fehlende Geld für eine eigene Wohnung/die WG?

Viele Fragen, zum Teil sehr persönliche. Sei mir bitte nicht böse deswegen. Dahinter steht sehr viel eigene Erfahrung und das Wissen, dass es manchmal sehr schwierig ist, mit sich selbst konfrontiert zu werden. Aber es ist wichtig zu wissen, wer man wirklich ist statt sich mit einem Idealbild herumzuschlagen, das man nie erreichen kann.

Im Übrigen finde ich die Tipps von Katyfel sehr gut, vorausgesetzt, bei Deiner Uni gibt es entsprechende Angebote.

Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Du alles rechtzeitig wieder auf die Reihe bringst.

Herzliche Grüße,
Gerbera
TheGame
Beiträge: 16
Registriert: 14. Feb 2015, 12:51

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von TheGame »

Erstmal Danke, dass ihr euch meine Probleme durchgelesen habt und euch die Zeit genommen habt, hilfreiche Tipps zu geben :)

Zunächst erstmal, dass ich wieder bei meinen Eltern wohne liegt vor allem daran, dass ich ohne Bafög mir das Leben dort nicht mehr finanzieren kann bzw. nur sehr schwer. Mein Studienort ist ca. 1 Stunde mit Bus & Bahn entfernt, deshalb ist es auch nicht ganz so schwierig für mich zu pendeln. Für diese letzten Prüfungen, muss ich auch nicht wirklich in die Vorlesungen. Ein anderer Grund ist, dass ich seit letztem Sommer wo die Probleme richtig aufgetreten sind irgendwie nicht mehr dort leben konnte. Ich hatte plötzlich richtig Heimweh und habe meine Familie stark vermisst, auch wenn sie nicht wirklich weit weg waren. Die Einsamkeit dort hat mir zu schaffen gemacht, deshalb wollte ich auch schnell wieder zurück. Ich bin sogar einen Monat lang zu Hause geblieben und hab praktisch umsonst Miete für die Zeit bezahlt.
Meine WG-Mitbewohner kannte ich schon seit Studienbeginn, einen sogar seit dem Zivildienst. Das Leben mit ihnen war ganz schön trotz Unterschieden in Sachen Hygiene, ich hatte eine coole Zeit aber ich hab mich irgendwie immer als drittes Rad am Fahrrad gefühlt. Die beiden kannten sich schon ewig und ich hatte einfach nicht den gleichen Bezug zu den Beiden. Irgendwie hab ich keine Lust mehr gehabt mit den Beiden zu wohnen, das war sicherlich auch ein Grund zurück zu ziehen. Wenn ich gesehen habe, wie sie fast jedes Wochenende feiern waren, ständig neue Frauen kennenlernten (und mitbrachten) und trotzdem ihre Klausuren locker schafften, hatte mich das mit der Zeit nur noch mehr fertig gemacht. Natürlich gönne ich Ihnen das aber man denkt sich halt immer, warum klappts bei mir nicht so einfach...

Seit der Thesis hatte ich irgendwie die Lust auf alles verloren, vor allem weil ich die Klausuren deshalb fast alle schieben musste. Ich kam im Sommer in die Uni und hatte das erste mal seit meinem Studium richtige Magenkrämpfe und Übelkeit als ich in den Unigebäuden ankam. Ich konnte nicht mehr in dessen Nähe, ich hatte nur noch ein schlechtes Gefühl. Als ich merkte es stimmt was nicht, habe ich die psychologische Beratungsstelle unserer Uni aufgesucht und ein paar Sitzungen gehabt. An sich war es nicht schlecht aber irgendwie hat es mir nicht wirklich weiter geholfen.
Ich wollte mich wirklich nochmal zusammen reißen und diese letzten Prüfungen hinter mich bringen aber genau das Gleiche wie im Semester zuvor ist passiert. Ich hab wieder nur eine Prüfung geschrieben und hatte danach absolut keine Kraft mehr. Früher konnte ich 6-8 Prüfungen problemlos schreiben und jetzt schaff ich grad so noch eine. Ich fühl mich nur noch ausgelaugt, ohne Kraft und bin nach 1-2 Stunden so müde, dass ich meist danach erstmal stundenlang schlafen gehe.

Seit letztem Oktober habe ich dann professionelle Hilfe aufgesucht mit Absprache meines Hausarztes, der meine Probleme auch gut kennt. Nach einigen Probesitzungen habe ich mich für eine Psychotherapeutin entschieden, bei der ich einmal die Woche für 50 Minuten eine Sitzung habe. Bei ihr geht es vor allem darum die Gründe für meine ganzen Symptome ausfindig zu machen und mir die Angst wieder etwas zu nehmen. Ich habe bei ihr schon das Gefühl, dass ich mich aussprechen kann aber es gibt noch ein paar Hürden. Ich habe ehrlich gesagt starke Hemmungen ihr wegen meinem Empfinden zu meinem Aussehen etwas zu erzählen. Erstens aus Scham und zweitens könnte sie mir da auch nicht wirklich weiterhelfen. Das ich mich dort aussprechen kann hat schon etwas geholfen aber irgendwie hab ich bisher noch keine wirkliche Besserung empfunden.

Es ist einfach der Druck und die Angst vor dem Versagen so kurz vor dem Ziel und andererseits die Unlust sich nochmal aufzuraffen und zu lernen. Ein Hauptproblem ist, dass 3 der 4 Prüfungen Zweitversuche sind. D.h. ich bin dort schonmal durchgefallen, das macht die Angst besonders schlimm nochmal zu versagen. Vor allem weiß ich wie viel es zu lernen gibt in diesen Fächern, diese Masse pro Fach alleine wirkt wie ein Berg vor einem, den man unmöglich überwinden kann. Ich habe wie gesagt, mich wieder von allen Prüfungen abgemeldet außer von der Schwersten Ende März. Da ich seit Oktober für diese lerne, hab ich mir geschworen diese auf jeden Fall zu schreiben. Aber die letzten Wochen wache ich morgens mit Panikattacken auf und schlafe abends schlecht ein. Trotz monatelangem Lernen fühle ich mich wieder so als würde ichs nicht mehr packen, diese Prüfung besteht aus 2 Teilen a 90 Minuten und die Durchfallquote war immer sehr hoch. In einer anderen Prüfung bin ich wegen einem Punkt durchgefallen, da ist es wirklich für mich schlimm nochmal alles zu lerne, zumal ich es eigentlich alles konnte und den Anderen meist alles erklärt habe und die natürlich alle bestanden haben. Es kotzt einen einfach nur noch alles an...

Mit den Frauen war es bisher eigentlich schon immer so, dass ich mir eine Freundin gewünscht habe. In der Schule, im Abi und in der Uni habe ich einfach keine feste Freundin finden können. Damals war es mir noch nicht so wichtig, ich dachte immer es wird schon noch klappen. Jetzt bin ich 25 geworden und habe langsam die Hoffnung aufgegeben, ich sehe nur Leute um mich herum die einen Partner haben und sich ein eigenes Leben aufbauen. Meine Geschwister haben alle eine eigene Familie und Kinder. Man freut sich für sie aber wie kann es sein, dass es einem über so viele Jahre nicht gelingt jemanden zu finden? Ich bin nicht der Typ der in Bars oder Clubs die Frauen anquatscht, ich bin schon etwas schüchtern das gebe ich zu. Aber die paar Male als ich wirklich nette Mädchen kennengelernt habe und mit ihnen viel unternommen habe, telefoniert habe usw. musste ich immer ne Abfuhr bekommen und das Schlimme ist, diejenigen sind fast alle jetzt verheiratet.

Weder die Sache mit der Uni, noch die Sache mit der Liebe will einfach klappen, das sind die Dinge die mich einfach nur noch fertig machen. Ich bin teilweise wie gelähmt bei diesen ganzen Gedanken und weiß nicht mehr wie es weitergehen soll, ich gehe immer mehr kaputt und bin wie in einem Loch gefangen, aus dem ich nicht mehr rauskomme, einfach nur noch hilflos.

Über die Einnahme von Antidepressiva habe ich schon nachgedacht und auch meine Therapeutin meinte, dass es vielleicht helfen könnte. Aber ich habe ehrlich gesagt Angst sowas zu nehmen, ich hab schon von Bekannten gehört und gesehen, was für Nebenwirkungen auftreten können. Deshalb will ich das nur als letzte Lösung in Erwägung ziehen.

Mein Hauptziel ist es diesen Sommer die Prüfungen irgendwie zu schaffen, das wäre dann wie ein Befreiungsschlag. Danach kann ich wieder mein Leben leben und alles erstmal hinter mir lassen. Aber bis dahin muss ich irgendwie versuchen, meine jetzige Position zu ändern und irgendwas zu unternehmen, um wieder Kraft zu schöpfen...das Problem ist, ich weiß nicht wie :(
Gerbera
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Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Gerbera »

Hallo TheGame,

die Einnahme von Antidepressiva ist hier im Forum ziemlich umstritten, und auch Du hast Zweifel wegen der möglichen Nebenwirkungen. Nur, wenn Du den Pillen keine Chance gibst, können sie auch nicht wirken. Zudem wirken sie leider nicht sofort sondern erst nach 2 - 4 Wochen, vermutlich zu spät für Deine Klausur.

Andererseits steckst Du mitten in einer heftigen Depression. Wie sieht es aus: könntest Du Dich von Deiner Therapeutin prüfungsunfähig schreiben lassen und erstmal wieder Boden unter den Füßen gewinnen? Wäre das trotz Deiner Aussage, diese Prüfung unbedingt schreiben zu wollen, eine Option für Dich?

Solange Du so wenig Energie hast und Dir so viele Gedanken im Kopf kreisen, die sich ums Versagen drehen, wird es ziemlich schwer sein, Dich aufs Lernen und die Prüfung zu konzentrieren. Kannst Du Dich überhaupt längere Zeit konzentrieren? Hast Du eine reelle Chance, die Prüfung von Deinem Gesundheitszustand her zu schaffen?

Wenn man psychisch angeschlagen ist, ist Stress besonders schädlich. Hast Du mit Deiner Therapeutin mal darüber gesprochen, wie Du Stress abbauen kannst, mit Sport zum Beispiel, Entspannungsübungen oder einer Beschäftigung, die Dir Spaß macht und Dir ein Erfolgserlebnis beschert?

Was hast Du eigentlich für ein Problem mit Deinem Aussehen? Bist Du zu klein, zu dick, das Gesicht voller Pickel oder wo ist das Problem? So schlimm kann's doch eigentlich nicht sein. Du hast ein paar nette Mädchen kennengelernt, soll heißen, sie haben sich von Deinem Aussehen nicht abgestoßen gefühlt.

Mit 25 muss man auch noch nicht fest gebunden oder gar verheiratet sein. Ich war 26, als ich meinen Mann kennengelernt habe, 29, als das erste Kind zur Welt kam. Inzwischen bin ich Oma. Also keine Panik, das wird schon noch! Und glaub nicht, dass ich mir nicht vorstellen kannst, was Du jetzt denkst :-). Ging mir damals genauso.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du aus Deinem Tief bald herausfindest.

Viele Grüße,
Gerbera
katyfel
Beiträge: 1181
Registriert: 21. Aug 2011, 18:08

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von katyfel »

Hallo TheGame,

das ist alles ziemlich viel, was du schreibst, aber es bleibt so, dass res zu mir einige Parallelen gibt...
Ich habe ja schon einiges vorgeschlagen, vielleicht nochmal was, du kannst dir ja aussuchen, was davon passt oder nicht;
- Speziell für die Prüfungsvorbereitung mag es sinnvoll sein, sich dafür nochmal Hilfe zu suchen. Wenn das nicht in der Therapie stattfinden soll/kann, mag es sinnvoll sein, z.B. Ergotherapie in Anspruch zu nehmen. Die dort aufgestellten Tages- oder eben Lernpläne, auch eingeübte Methoden gegen Prüfungsangst und zur Beruhigung vorher,... können echt hilfreich sein.
Die Verschreibung kann ein Haus- oder Facharzt machen und das geht häufig sehr schnell, da jemanden zu finden. Deshalb hilft das vielleicht.

- Was die Partnersuche angeht würde ich mir auch nicht so einen Stress machen... Ich bin selbst 24 und habe schon lange keinen Freund gehabt. Ich sage mir allerdings auch, dass das jetzt grade nicht unbedingt sein muss. Je mehr Stress ich mir damit machen würde, je größer der Druck würde, desto fragwürdiger wäre doch der "Erfolg"...
Danke für das Beispiel Gerbera :)
Ich habe auch in meinem Freundeskreis glücklicherweise eine Mischung aus glücklich Vergebenen und Singles, also vielleicht auch weniger sozialen Druck als du. Aber... letztendlich kann ich mir den passenden Mann nicht backen oder so, es ist also ziemlich sinnlos, mir da so einen Stress zu machen.

Das erstmal von mir...
Liebe Grüße
Sinfonia
Werther12
Beiträge: 1
Registriert: 2. Apr 2015, 13:21

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Werther12 »

Lieber The Game,

ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen, aber deinen natürlich.

Ich kann dir sagen: ich verstehe dich total und bin in der gleichen Situation, nur dass ich jetzt wirklich kurz vor dem Ende meines Master-Studiums stehe. Bei mir fing das alles vor ungefähr 8 Monaten an, nachdem ich in dem Semester zuvor meine Bachelorarbeit mit über 90 statt 30 Seiten geschrieben habe, schon da merkte ich, dass meine Kräfte nachließen, aber man macht halt weiter ne? Dann kamen wie bei dir Veränderungen in der Familie dazu und aufeinmal hat es Peng! gemacht. Ich konnte dann ein Semester gar nicht mehr zur Uni gehen und hab alles sein lassen und schaff auch jetzt noch nicht mein vorheriges Pensum. Ich zweifel praktisch jeden Tag daran, ob ich das Studium noch schaffe und vor allem wie es danach weitergehen soll, da mit meinem Studium der eigentliche Stress erst dann beginnt. Mit Beziehungen lief es bei mir ähnlich wie bei dir. Es ist glaub ich, in unserem Alter extrem beschissen (sorry für den Ausdruck), weil man noch keine gefestigte Position hat (keinen Abschluss, keinen Job, den man notfalls wechseln könnte, ein Partner, der notfalls in die Presche springt, usw.), es ist alles unsicher und was passiert, wenn das mit dem Studium und anschließendem Job nicht funktioniert? Was mach ich dann? Hab ich die Zeit vergeudet?

Was ich dir mitgeben will: Mach dein Studium fertig, wenn es irgendwie möglich ist. Ich quäle mich auch durch Tage und hab eigentlich täglich mit Ängsten zu kämpfen, aber so kurz vor dem Ende möchte ich nicht aufgeben. Versuch einfach jeden Tag anzunehmen wie er ist und vll alles ein wenig entspannter zu sehen. Ich meine, du scheinst ja Eltern zu haben, die dich auffangen und wohin du zurück kannst, wenn alle Stricke reißen, das ist schonmal ein großer Vorteil! Ich weiß, dass ist alles leichter gesagt als getan und ich kann das auch nicht wirklich.

Die Unlust sich aufzuraffen kenn ich nur zu gut, ich verfalle dann meistens in Arbeitswahn, weil ich denke, ich muss irgendwas machen. Mein Motto ist dabei immer: Angst entsteht im Kopf und so ist es tatsächlich, wenn ich die Dinge erstmal mache, dann funktioniert es auch. Versagensängste sind ganz normal, vor allem, weil ich mal schätze, dass du von dir selbst nicht gewohnt bist, nicht das leisten zu können, was du dir vorgenommen hast? Nicht mehr zu funktionieren?

Zum Thema Antidepressiva und Nebenwirkungen: Klar, die gibt es. Aber dafür steht man in engem Kontakt mit dem Arzt und bespricht, ob die Medikamente die richtigen sind. Ich habe meine auf eigene Faust zum zweiten Mal abgesetzt und bleibe auch medikamentenlos, bedeutet für mich halt im Moment fast tägliches Spazierengehen...Versuchs, vll gehts dir besser...
TheGame
Beiträge: 16
Registriert: 14. Feb 2015, 12:51

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von TheGame »

Danke für die hilfreichen Antworten :)

Wegen meiner letzten Prüfung, konnte ich zeitbedingt leider nicht antworten.
Ich habe am 30.03 meine Prüfung geschrieben, die zu den schwersten in meinem Studiengang zählt. Seit November habe ich für diese Prüfung gelernt, da ich auch schonmal durchgefallen bin. Wieder hab ich dafür die restlichen 3 Prüfungen für den Bachelor geschoben. Die Wochen vor der Prüfung waren für mich extrem hart, ich hatte noch nie im Leben solche Angstzustände erlebt...
Umso glücklicher war ich, als ich die Prüfung hinter mir hatte und auch mit gutem Gefühl. Das Ergebnis ist noch nicht draußen aber zum Bestehen müsste es definitiv gerreicht haben!

Die ersten Tage nach der Prüfung ging es mir endlich wieder besser. Ich habe alles was mit der Uni zu tun hat erstmal zur Seite gelegt und viel unternommen...
Aber seit dieser Woche hab ich das Gefühl, es geht wieder alles von vorne los. Ich stehe morgens zitternd auf und fühle mich wie gelähmt. Die Gedanken kreisen in meinem Kopf und neuerdings habe ich richtige Stiche im Herzen.
Die letzten 3 Prüfungen sind Ende Juli und Anfang August. In 2 dieser Prüfungen bin ich schonmal durchgefallen.

Diese Ängste beziehen sich gar nicht so sehr auf die Prüfungen selbst, vielmehr kommen immer wieder die gleichen Gedanken hoch:
- Du bist mit 25 noch nicht mal fertig mit dem Bachelor!
- Im Oktober werden es jetzt 5 Jahre Studium ohne Abschluss!
- Wenn du diesen Sommer nicht fertig wirst, kannst du erst im Februar wieder die Prüfungen schreiben mit 26!
- Du hast bis jetzt immer noch keine Freundin gehabt!
- Wie soll es nach dem Bachelor weitergehen?

Ich verfalle täglich in diese Gedanken und verliere dann wieder die Lust an allem. Ich hatte mir vorgenommen dieses Semester die restlichen 3 Prüfungen zu schreiben und danach ein Auslandspraktikum zu machen, hauptsache erstmal weg und alles hinter mir lassen. Ausserdem fange ich nächste Woche einen Werkstudentenjob an und habe deshalb auch schon wieder Angst, es wird zu viel und ich pack das nicht.
Die Angst beherrscht seit meiner Thesis mein Leben, ich konnte seit dem nicht einen Tag abschalten und ständig kommen die Sorgen und Zukunftsängste hoch!
Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Mione »

Hallo in die Runde!

Lieber TheGame,

ich kann viele deiner Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehen, sie könnten auch von mir stammen.

- mit 26 die Bachelorarbeit abgeben, während ehemalige Klassenkameraden und Freunde teils schon den Master und/oder einen guten Job haben
- 6 Jahre fürs Studium gebraucht, wofür ich mich schäme, habe ich in der Schule doch nie eine Klasse wiederholt und war eine gute Schülerin
- die Unsicherheit, wie es nach dem Bachelor beruflich weiter gehen wird, Sorgen um die Zukunft
- der große innere Druck, den man bei den letzten Prüfungen empfindet und das Gefühl, nur noch schwer abschalten zu können
- finanzielle Probleme, die sich aus der Regelzeitüberschreitung ergeben

Ich möchte dir mit der Aufzählung zeigen, dass du nicht allein bist. Wenn man einmal genauer hinschaut, sind es auch gar nicht so wenige Studenten, die über die Regelstudienzeit kommen. Ich finde, allgemein wird einem oft suggeriert, dass es alles "Bummelstudenten", aber es gibt so viele verschiedene Gründe, die nicht immer in der eigenen Macht liegen: eine (längerfristige) Erkrankung, Schwangerschaft bzw. das Sorgen für ein Kind, Pflege eines Angehörigen, finanzielle oder familiäre Probleme ...
Wir können nicht immer beeinflussen, was uns in der Studienzeit passiert, aber wir können lernen, damit umzugehen.

Das ist jetzt leicht geschrieben und schwerer getan, ich kämpfe z.B. selbst noch sehr oft mit Schuldgefühlen und Scham und vergleiche mich mit anderen. Aber ich habe in den letzten Wochen auch gemerkt, dass ich mich durch solche Gedanken noch schlechter fühle. Ich putze mich selbst herunter und lähme und stresse mich dadurch selbst enorm, habe z.B. dann Panikattacken.

Stattdessen möchte ich jetzt versuchen, aus dieser negativen Gedankenspirale auszubrechen und meine Situation so anzunehmen, wie sie ist: Ja, ich habe länger gebraucht als die meisten anderen. Aber ich habe auch viel in meinem Studium gelernt und bin stolz (trotz Erkrankung) soweit gekommen zu sein.
Bei Bewerbungsgesprächen schäme ich mich insgeheim immer und denke mir, was der Personalchef wohl von mir denkt, wenn er auf meine Studiendauer schaut. Aber tatsächlich kann ich sagen, dass bisher keine oder wenn nur kurze Fragen dazu kamen und nie eine blöde Reaktion. Viel interessanter waren andere Dinge wie meine gesammelten praktischen Erfahrungen und Studienschwerpunkte und mein Auftreten im Gespräch. Eine Freundin von mir, die ähnlich lang gebraucht hat, hat ähnliche Erfahrungen gemacht und nun eine schöne Stelle gefunden.

Ich finde, du kannst stolz auf dich sein, trotz allem nicht aufgegeben zu haben. Du hast deinen Bruder in einer schwierigen Zeit unterstützt, eine sehr gute Bachelorarbeit geschrieben, jetzt einen Werkstudentenjob gefunden - das ist klasse!

Ein guter Arzt/Therapeut kann dich weiter auf deinem Weg unterstützen und dir helfen, Strategien im Umgang mit der Depression zu finden.

Alles Gute und viele liebe Grüße
Mione
TheGame
Beiträge: 16
Registriert: 14. Feb 2015, 12:51

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von TheGame »

Liebe Mione,

Danke für deine aufbauenden Zeilen, es ist schön zu wissen, dass man nicht alleine ist :)
Ich versuche jeden Tag die negativen Gedanken abzuschalten und mir immer meine bisherigen Erfolge vorzuhalten. Im Laufe des Tages geht es mir meist wieder besser, es ist immer morgens, wo sich alles wiederholt und die Panik aufkommt. Ich komme dann einfach nicht aus dem Bett und bin wie gelähmt... Ich werde beim nächsten Termin meine Therapeutin darauf ansprechen und ihr vielleicht vorschlagen, mir vorerst bis nach den Klausuren etwas zur Beruhigung zu verschreiben. Es kostet mich einfach zu viel Energie, jeden Tag das alles durchzumachen.
Mione
Beiträge: 284
Registriert: 17. Okt 2010, 16:41

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Mione »

Hallo :-)

Das das Problem mit dem fehlenden Antrieb und den Ängsten morgens am größten ist, kenne ich gut ... Mit Fortschreiten des Tages wird es besser und abends kommt es mir manchmal vor, als sei nichts gewesen, weil alle Symptome weg sind. Irgendwann hatte ich dann mal meine Ärztin darauf angesprochen, weil ich dachte, ich bilde mir das nur ein. Sie meinte dann, das wäre das so genannte "Morgentief" und typisch für Depressionen (es gibt hier im Forum auch noch ein paar ältere Threads dazu).
Ich habe gemerkt, dass mir eine feste Struktur dagegen hilft. Es hat gedauert, weil sich vor allem morgens, wie du schon geschrieben hast, jeder Handgriff unglaublich mühsam anfühlte und ich mich generell sehr kraftlos, aber irgendwann wurde es dann deutlich besser. Ich versuche nun an Tagen, wo mir eine Struktur nicht durch Uni oder Arbeit vorgegeben ist, selbst Fixpunkte zu setzen.

Mit deiner Therapeutin zu sprechen klingt doch nach einer guten Idee!
Sunshine90
Beiträge: 167
Registriert: 18. Jan 2015, 20:12

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Sunshine90 »

Lieber TheGame,

ich finde den Begriff "Regelstudienzeit" sehr irreführend. Für mich klingt das so, als würde ein Großteil der Studenten ihr Studium in dieser Zeit schaffen, also klingt es für mich nach einer Art "Durchschnittsstudiendauer", was aber bei weitem so nicht stimmt. Für meinen Studiengang kann ich sagen: Es haben Schätzungsweise 120 Leute im ersten Jahr angefangen, 4 davon haben ihn in Regelstudienzeit abgeschlossen, das ist doch mal weit entfernt vom Durschnitt (der das Studium überhaupt nicht abschließt, nie!). Ich selbst bin im 4. Semester (von 6 nach Regelstudienzeit) und da noch sehr gut im Regelstudienplan, aber wenn ich mir die Pläne und die Vorstellungen dafür in diesem und den nächsten 2 Semestern angucke, frage ich mich, wer sich das ausgedacht hat und wann ich das alles machen soll und plane mindestens ein Semester (!) mehr ein, weil ich nicht weiß, wie das anders zu schaffen sein soll. Teile meiner Kommilitonen bewundern mich, dass ich noch im Regelstudienplan bin ("Das ist auch selten") und anderen geht es wie mir, das alles in noch 3 Semestern? Wie und wann? Und wir sind keine Bummelstudenten, die nur auf der faulen Haut liegen und weder geistig, noch seelisch noch körperlich auf irgendeine Art und Weise beeinträchtigt und zu mir kann ich auch sagen ich bin sehr zielstrebig, habe viel Durchhaltevermögen und lerne auch im Vergleich zu anderen schnell und leicht.

Langer Rede kurzer Sinn: Nach meinen Erfahrungen ist die Regelstudienzeit eine Illusion, teilweise einfach nicht zu schaffen und der Begriff, zumindest für mich, da sehr ungünstig gewählt. Das über die Regelstudienzeit hinaus studiert wird, ist nach dem was ich so mitbekomme eher die Regel, denn die Ausnahme. Es ist also überhaupt keine Schande, länger für sein Studium zu brauchen und solange es in einem gewissen Rahmen bleibt (über 20 Semester...o.ä.), ist das denke ich auch kein allzugroßes Jobhindernis, das habe ich auch schon oft bestätigt gekommen.

Vielleicht kann ich dir damit etwas Mut machen und die Angst nehmen, du bist nicht allein.

Liebe Grüße
Sunshine
"Life isn't about waiting for the storm to pass...
it's about learning to dance in the rain."
-Vivian Greene-
TheGame
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Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von TheGame »

Ich danke euch vielmals für die Tipps und die aufbauenden Worte! Vor allem den Vorschlag mit dem Setzen von Strukturen und Fixpunkten werde ich zukünftig versuchen umzusetzen. Oft lebt man als Student in den Tag hineien und hat keine festen Termine, ich habe nur 2 Tage wo ich zur Uni muss. Deshalb liege ich oft morgens mit diesen Angstzuständen da und fange an unnötig lange Zeit an zu grübeln. Ich muss einfach versuchen wieder einen geregelten Tagesablauf zu planen...

Was die Regelstudienzeit angeht habt ihr recht. Mein Studiengang gehört zu einem der schwersten an unserer Uni und viele die mit mir angefangen haben liegen noch sehr viel weiter hinten oder haben abgebrochen. Umso stolzer bin ich überhaupt soweit gekommen zu sein und die Hürden gemeistert zu haben...
die Sache ist nur, ich war immer sehr zielstrebig, habe die Schulzeit ohne Probleme durchlaufen, das Abi gut abgeschlossen und nach dem Zivildienst direkt voller Ehrgeiz mit dem Studium begonnen. Ich hatte so viel vor, ein Auslandspraktikum, eine Fremdsprache lernen, in Hochschulgruppen mitarbeiten aber nix davon habe ich bisher geschafft. Ich habe die letzten Jahre meine ganze Kraft in das Lernen gesteckt und teilweise wird es einem einfach nicht an dieser Uni gedankt. Ständig fällt man trotz monatelanger Vorbereitung durch, da bin ich bei weitem nicht der Einzige dem es so geht. Ich bin die letzten Monate wirklich an diesen Punkt der Antriebslosigkeit gekommen, ich kann und will nicht einfach nicht mehr. Für die letzte Prüfung habe ich 5 Monate fast täglich von morgens bis abends gelernt, da sollte man doch eine gute Note erwarten dürfen? Stattdessen wieder nur befriedigend mit über 70% Durchfallquote. Natürlich habe ich mich darüber gefreut bestanden zu haben aber man lernt alles für diese Fächer und die Klausur sieht dann wieder ganz anders aus, da fühlt man sich doch einfach nur noch verarscht (sorry für den Ausdruck).
Mittlerweile hab ich beschlossen mich nicht für den Master einzuschreiben, die letzten 3 Prüfungen irgendwie zu überstehen ist mein einziger Gedanke. Ich fühle mich einfach ausgebrannt und frage mich die letzten Monate immer wieder, ob es das überhaupt alles Wert war. Dieser Gedanke und das Hinterfragen ist es was mich seit Monaten verfolgt und diese Angstzustände und Morgendepression auslöst. Ich hoffe einfach nur, ich kann irgendwie noch die letzten Reserven aufbringen um es zu schaffen. Danach wird es glaub ich wie ein Befreiungsschlag sein und dann kann ich vielleicht endlich wieder wie früher weiterleben...
TheGame
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Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von TheGame »

Heute geht es mir so schlecht wie seit langem nicht mehr! Ich habe eigentlich wieder noch lange Zeit bis zu den 3 Prüfungen aber die Angst vor diesen ist mittlerweile so extrem geworden, dass ich vor allem morgens richtig Herzrasen und -stechen habe und mir der Magen umdreht. Es ist ein Gefühl der unendlichen Schwere und Panik, die mich nicht schlafen lässt und wieder Stunden lang lähmt.
Ich war vorgestern in der Bibliothek und wollte langsam mit dem Lernen beginnen, da fingen die Schwindelgefühle an. Ich konnte mich auf nix konzentrieren, musste den selben Satz mehrfach durchlesen, um ihn zu verstehen. Mir ging es so elend, ich hätte dort direkt anfangen können zu heulen. Diese Phasen werden immer schlimmer, hab ich das Gefühl.

Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, bin ich mittlerweile schon so weit, dass ich starke Medikamente brauche oder mich in eine Klinik einweisen lassen soll? Das ist kein Leben mehr, Stück für Stück geht es mir jeden Tag schlechter wegen dieser Uni. Nächste Woche fang ich mit dem Werkstudentenjob an und habe selbst davor nur noch Panik. Egal was, die Angst ist echt zum Dauerzustand geworden :(
Sonnenblume14
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Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo TheGame,

ich mische mich einmal mit einigen Fragen ein, die für mich während der Therapie hilfreich waren. Zum einen: WER macht dir den Stress und WER setzt die Ziele? In den meisten Fällen wirst du feststellen, dass es sich um Anforderungen handelt, die DU selbst an dich stellst. Ehrgeizige Ziele sind gut und schön, aber wenn es nich tklappt muss man nachjustieren und die Ansprüche etwas herunterschrauben.
DU bestimmst über dein Leben und wer sagt, dass man mit 25 im Beruf stehen muss? Wenn du dir den Druck selber machst, kannst auch nur du selber ihn wieder nehmen.

Die Beschreibungen sagen mir, dass irgend etwas in dir sich strikt gegen das jetzige Leben sträubt. Achte auf dein Inneres, nimm es wahr! Widerstrebt dir der studiengang, das Umfeld ... das ist sicher nicht einfach herauszufinden, aber sinnvoll, sich an dieser Aufgabe zu versuchen.

Bezüglich der Beziehung entfleuchte mir (sorry) ein Grinsen. Auch hier machst du dir den Druck selbst. Du sehnst dich nach einer Freundin ... siehst im Umfeld die Paare, Familien usw. Bist du sicher, dass dies ein ewiges Glück ist? Du siehst nur kurze Momente, Eindrücke. Die hohen Scheidungsraten besagen etwas anderes ;) Alles eine Frage der Sichtweise. ich denke, die sehnsucht nach einem Partner ist normal, aber es muss schon der Richtige sein - und auf den lohnt sich das Warten.
Ein Beispiel gefällig? Ich lernte meinen Mann kennen, da war ich 25 und er 30. Für uns beide übrigens die erste feste Beziehung. Nächstes Jahr feiern wir Silberhochzeit.

Zur Klinik .. hast du in der Nähe (also erreichbar) eine Klinik mit psychiatrischer Abteilung? Dann schau mal nach einer Institutsambulanz und versuche, dort einen Termin zu machen. Erkläre deine Situation - und erläutere deine Gedanken im Gespräch. Die können dir nämlich am ehesten sagen, ob ein Klinikaufenthalt erfolgreich sein kann oder nicht. Er würde dir sicher Zeit geben, um zur Ruhe zu kommen und zu erkennen, wo deine Fähigkeiten liegen. Dort sind auch sozialarbeiter, die dir berufliche Möglicheiten aufzeigen.

Ich würde an deiner Stelle die Fortführung des Studiums als EINE Möglichkeit sehen. Eine von mehreren. Aber wenn es JETZT nicht möglich ist, das Studium fortzusetzen, dann ebennächstes Jahr. Wenn du Zeit für dich brauchst, nimm sie dir.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
retrochallenge1
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Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von retrochallenge1 »

Hallo The Game,

aus der zeitlichen Entfernung kann ich nur sagen, es lohnt sich sein Studium zu beenden! Ich habe vor einigen Tagen mein altes Studienbuch gefunden. Ich habe 22 Semester gebraucht, allerdings hatte ich zwei schwer behinderte und pflegebedürftige Kinder und hatte mich vom Vater wegen unüberbrückbarer Schwierigkeiten getrennt. Ich habe bis ich 29 war zu hause bei meiner Mutter gelebt.
Ich kenne deine Ängste gut. Vielleicht muss man auch einfach seinen eigenen Anspruch etwas herunterschrauben. Der Perfektionismus macht es einem bei Depressionen ganz besonders schwer.
Ich orientier mich immer an dem, was eine Freundin zu mir sagte: 80 % tun es auch. Das gilt allerdings, so meine ich, nur für gute Zeiten.

Letztendlich bist du nur dir selbst gegenüber verpflichtet , denn du machst die Ausbildung ja für dich . Menschen , die nicht in unserer Situation sind können es gar nicht nachempfinden, wie die Depression einen lähmt.

Es ist ein großer Schritt, wenn es wieder voran geht. Wichtig ist aber dann, so meine ich, dass man auch mit kleinen Schritten zufrieden ist.

Ich wünsche dir alles Gute und eine schnelle Besserung . Und denke daran : Der Weg ist das Ziel.
Ganz liebe Grüße
retrochallenge 1 :hello:
TheGame
Beiträge: 16
Registriert: 14. Feb 2015, 12:51

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von TheGame »

Danke für eure Ratschläge!
Ich hatte am Montag wieder einen Termin bei meiner Therapeutin, sie versucht den Ursprung meiner Ängste zu finden und Stück für Stück dagegen zu wirken. Es hilft etwas aber sie beschränkt sich meist auf meine Kindheitserfahrungen und Ängste, natürlich sind das auch Faktoren, die mit einfließen aber ich glaube so weit muss man nicht zurück gehen. Es ist einfach die Angst vor dem Versagen und gleichzeitig die Lustlosigkeit zum Lernen so kurz vorm Ziel.
Es ist jeden Tag das Gleiche:
- unruhiges Aufstehen morgens und tausend Gedanken und Ängste schießen einen in den Kopf
- fühle mich wie gelähmt und komme kaum aus dem Bett, fühle mich von allem überfordert
- nach langem hin und her schaffe ichs raus und frühstücke
- im Laufe des Tages gehts mir immer besser und ich kann mir den Druck schrittweise nehmen
- immer während der ersten Zeit, wo ich mit dem Lernen beginne, fange ich an leicht zu zittern und ein Schwindelgefühl setzt sein. Erst nach einer gewissen Zeit klingt es ab.
- Abends gehts mir meist wieder gut und denke, ich schaff das schon.

Es ist vor allem morgens, das habe ich auch alles meiner Therapeutin geschildert. Ich hab ihr den Vorschlag gemacht, wenigstens bis nach den Prüfungen etwas dagegen einzunehmen. Sie war einverstanden und hat mir die Nummer eines Arztes gegeben, der mit ihr arbeitet, da sie die Verschreibung von Medikamenten abgegeben hat...jetzt bin ich nicht sicher ob ich wirklich was nehmen soll, ich hab irgendwie Angst vor Nebenwirkungen oder Abhängigkeit
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Gerbera »

Hallo The Game,

es gibt Antidepressiva und andere Medikamente, die abhängig machen, körperlich und/oder psychisch. Es gibt aber auch andere. Vielleicht redest Du erstmal mit dem Arzt, was er Dir konkret verschreiben möchte und wie groß die Gefahr der Abhängigkeit ist.

Ich nehme seit Anfang 2012 Citalopram, hatte keine Nebenwirkungen, und die langsame Reduzierung hat bisher keine negativen Folgen gezeigt. Klar gibt es jede Menge Berichte über mögliche und tatsächlich eingetretene Nebenwirkungen, aber wer sagt, dass Du nicht auch zur Gruppe ohne negative Folgen der Medi-Einnahme gehörst? Wenn Du es nicht versuchst, wirst Du nie erfahren, ob die Medis Dir was bringen, Nebenwirkungen auftreten oder im Vergleich zu Deinem jetzigen Zustand so schlimm sind, dass ein Absetzen notwendig wird.

So wie Du das schilderst, bist Du ziemlich am Ende. Ich denke, Du hast nur die Wahl weiterzuleiden oder einen Versuch mit den Medis zu wagen. Überleg Dir's bitte, schon Dir selbst zuliebe. MIR haben die Medis zusammen mit der Therapie geholfen, aber es hat gedauert...

Herzliche Grüße,
Gerbera
bingo123

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von bingo123 »

Hi The Game,

deine Zweifel, Medikamente einzunehmen, kann ich verstehen.
Es spielt keine Rolle, welcher Hintergrund Dich dazu bewegt darüber nachzudenken Tabletten zunehmen.

Du willst dich wieder gut fühlen. Ich selber hatte diese Gedanken auch schon mehrere Male.
Es ist in deinem Fall, meiner Meinung nach sinnvoll darüber nachzudenken eine Zeit lang ein Präparat zu nehmen, damit es Dir besser geht.

Auf lange Sicht solltest Du dich aber wirklich auf deine Therapie einlassen, um heraus zu finden, warum
das alles ist. Irgendeinen Grund, selbst wenn er nicht in der Kindheit liegen mag, gibt es.

Und mit den Medikamenten betäubst du nur die Angst, um sie vollständig und wenn es gut läuft auch dauerhaft zu bekämpfen, musst du den Kern aufbrechen.

Ich wünsche Dir viel Kraft dafür. Du bist noch viel zu jung.
Und Du hast auch noch viel Zeit um all deine Wünsche oder Vorstellungen im Leben zu erreichen.
bingo123

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von bingo123 »

Hi The Game,

deine Zweifel, Medikamente einzunehmen, kann ich verstehen.
Es spielt keine Rolle, welcher Hintergrund Dich dazu bewegt darüber nachzudenken Tabletten zunehmen.

Du willst dich wieder gut fühlen. Ich selber hatte diese Gedanken auch schon mehrere Male.
Es ist in deinem Fall, meiner Meinung nach sinnvoll darüber nachzudenken eine Zeit lang ein Präparat zu nehmen, damit es Dir besser geht.

Auf lange Sicht solltest Du dich aber wirklich auf deine Therapie einlassen, um heraus zu finden, warum
das alles ist. Irgendeinen Grund, selbst wenn er nicht in der Kindheit liegen mag, gibt es.

Und mit den Medikamenten betäubst du nur die Angst, um sie vollständig und wenn es gut läuft auch dauerhaft zu bekämpfen, musst du den Kern aufbrechen.

Ich wünsche Dir viel Kraft dafür. Du bist noch viel zu jung.
Und Du hast auch noch viel Zeit um all deine Wünsche oder Vorstellungen im Leben zu erreichen.
duck
Beiträge: 44
Registriert: 15. Apr 2015, 17:38

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von duck »

Hallo TheGame,

auch ich hatte starke Zweifel was die Einnahme von Medikamenten angeht und habe jetzt vor allem Angst vor der Zeit, wo ich sie wieder absetzen werde (Entzugserscheinungen etc.). Aber ich merke, dass sie mir ein wenig helfen. Vielleicht ist es nur der Placeboeffekt, aber ich fühle mich ein wenig ruhiger und bin seit der Zeit immerhin nicht mehr heulend zusammen gebrochen...

Ich setze mich auch sehr stark unter Druck, habe sehr hohe Ansprüche an mich, die ich im Moment einfach nicht in der Lage bin zu erfüllen. Dies zu akzeptieren fällt mir äußerst schwer. Verdammt noch mal, ich bin erwachsen! Ich bin sogar promoviert! Wieso fühle ich mich bei den kleinsten Dingen überfordert wie ein kleines Kind? :cry:
Mein Therapeut versucht mir seit langem schon beizubringen, dass dies eben Ausdruck meiner Krankheit ist. Aber ich denke immernoch, ich muss mich nur zusammenreißen und darf nicht so faul sein. Verdammt noch mal, irgendwie muss ich doch funktionieren!

Wenn Du wirklich für deine Prüfungen lernen willst und es Dir morgens schwer fällt, den richtigen Antrieb zu finden, dann lass es. Setz Dich nicht unter Druck! Wenn es über den Tag besser wird, dann fängst Du eben erst am Nachmittag oder am Abend an zu lernen. Beginne mit etwas leichtem, z.B. einfach nur Deine Vorlesungsaufzeichnungen durchlesen. Keine Notizen machen oder Übungsaufgaben nachrechnen. Nur so, um in das Thema reinzukommen. Bis zu den Prüfungen ist noch etwas Zeit. Versuche also ruhig langsam zu beginnen.

Ich weiß, dass es nicht einfach ist. Versuch vielleicht am Vormittag etwas zu tun, was Dir Spaß macht oder einfach etwas, dass Dich entspannt. Wenn Du lieber vormittags länger schlafen willst, dann tu das. Wenn Du Dich zu ein bisschen Sport durchringen kannst (bis zu Supermarkt radeln, um für die Lernphase Nervennahrung zu besorgen ;) ), dann bring eben Deinen Kreislauf etwas in Schwung.

Bitte habe aber kein schlechtes Gewissen, wenn Du den Vormittag nicht lernst, sondern etwas für Dich tust. Ich weiß, das ist besonders schwer und ich kenne das sooo gut und kämpfe auch jeden Tag mit mir. Und gerade etwas zu tun, was mir gut tut, ist mir fast unmöglich. Ich hoffe Dir gelingt es vielleicht besser :?

Wichtig ist, eine gewisse Struktur in den Tag zu bringen und einige Rituale zu etablieren. Um 10 Uhr frühstücke ich z.B. jeden Tag, denn dann nehme ich meine Medikamente ein und die müssen eben mit einer Mahlzeit eingenommen werden. Länger im Bett liegen ist dann nicht. Wäsche wasche ich meist am Montag. Jeden Freitag putze ich die Wohnung (erst saugen, dann Bad putzen, dann wischen...), damit sie für das Wochenende sauber ist, wenn mein Freund zu Hause ist (mir selbst ist es eigentlich egal, aber mein Freund ist die ganze Woche meist sehr lange am arbeiten und zum WE will ich, dass er sich zu Hause wohl fühlt.). Jeden Donnerstag zwingt mich meine Mutter mit ihr schwimmen zu gehen... Üblicherweise immer alles zur gleichen Uhrzeit.

Viele Grüße und halt die Ohren steif,
duck
TheGame
Beiträge: 16
Registriert: 14. Feb 2015, 12:51

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von TheGame »

Hallo,

Nochmals vielen Dank für eure Ratschläge und Zusprechen!
Es sind nun ein paar Monate seit meinem letzten Eintrag hier vergangen. Ich hatte die Prüfung Ende März geschrieben und gut bestanden. Danach ging es mir die ersten Wochen wieder zunehmend besser und ich hatte wieder Freude im Leben.
Mir bleiben nur noch 3 Prüfungen für meinen Abschluss und das letzte Prüfungsergebnis hat mir wieder Mut gegeben. Also hab ich mich zusammen gerissen und die letzten Monate gelernt und Übungen, Vorlesungen etc. besucht. Aber mit der Zeit ging es mir wieder zunehmend schlechter. Mittlerweile hab ich einen neuen Tiefpunkt erreicht. Ich wache täglich jeden morgen gegen 3h auf und habe starkes Herzpochen. Die Gedanken lassen sich nicht abschalten und ich lieg stundenlang wach, wie jetzt wieder :(
Morgens bin ich dann gerädert und wie gelähmt, will dann am liebsten gar nicht mehr aufstehen.

Ich habe mich dazu überwunden nun auch ein Antidepressiva zu nehmen, um diesen Symptomen gegen zu wirken, wenigstens bis nach nach den Prüfungen. Diese nehme ich seit ein paar Tagen jeden morgen aber die Wirkung soll erst nach 2-3 Wochen einsetzen.

Ich hab wieder das Gefühl die Prüfungen nicht mehr zu schaffen. Anfangs war ich so motiviert und gut dabei, mittlerweile fühle ich mich überfordert und kriege nur bei dem Gedanken an das Lernen Magenkrämpfe und Herzstiche. Ich bin jetzt im 10 Semester und schlage mich seit letztes Jahr mit wenigen lächerlichen Klausuren rum. Der Gedanke wieder nicht fertig zu werden, macht mich krank. Ich bin nach fast 5 Jahren immer noch nicht mit dem Bachelor fertig, jeden Tag wünsche ich mir, ich hätte das Studium nie gemacht. Einfach so kurz vorm Ziel aufgeben, würde ich mir aber nie verzeihen. Ich befinde mich grad in einer Sackgasse und weiß einfach nicht mehr weiter...
eine der 3 Prüfungen muss ich schieben, da es ein Zweitversuch ist und ich wegen der Depression zu wenig dafür gemacht habe. Für die anderen beiden habe ich bisher viel gemacht, sie sind in 4 Wochen aber ich merke wieder zunehmend wie mir die Kraft bis dahin schwindet.
Die Zukunftsängste und das Bereuen des Studiums qüälen mich jede Sekunde und ich fühle mich nur noch elend. Ich empfinde an nix mehr Freude und bin total abgestumpft, das ist echt kein Leben mehr. Ich denke die ganze Zeit nach das Studium abzubrechen, auch wenns dafür echt sehr spät ist, weiß aber nicht, was ich dann machen soll...
Sonnenblume14
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Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Sonnenblume14 »

Hallo,

das hört sich für mich ganz stark nach Depressionen an - eine Diagnose kann ich natürlich von hier aus nicht stellen. Hast du therapeutische Hilfe?

Du hast gesehen, wie es laufen kann - hast du in der Zeit, als du motiviert warst, das Studium auch bereut? Denk daran, dass die Depression dir "falsche" Gedanken vorgibt, dir Dinge vorgaukelt, die gar nicht real sind. Das ist in einer Tiefphase schwer auseinander zu halten.

Du hast deinen Ausweg selber beschrieben - du könntest das Studium abbrechen. Dass du zögerst, ist klar - du bist schon einen so langen Weg gegangen. Für die Prüfungen würde ich sagen: mach, so gut du kannst - sie sind eine Chance, aber ebenauch nicht deine letzte.

Es geht immer irgendwie weiter. Ganz viele deiner Gedanken sind krankheitsbedingt. Und nur du kannst entscheiden, wie weit du fähig bist, diese Prüfungshürde noch zu nehmen. Du MUSST gar nichts.

LG Sonnenblume
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
Gerbera
Beiträge: 619
Registriert: 31. Mär 2013, 00:24

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von Gerbera »

Hallo TheGame,

erstmal Glückwunsch zur bestandenen Prüfung vom März! Ich freue mich riesig, dass zumindest diese Prüfung ein Erfolgserlebnis für Dich war.

Zum derzeitigen Stand eine eindringliche Bitte: triff gerade jetzt keine Entscheidungen, die Auswirkungen auf Dein weiteres Leben haben. Deine Gedanken sind depressiv verändert, entsprechen zwar Deiner Realität, aber nicht der objektiven Realität.

Versuche, Deine Prüfungen so gut Du kannst, hinter Dich zu bringen, psychisch wieder Auftrieb zu finden - am besten mit Medikamenten UND Therapie, und erst, wenn Du Dich wieder gut fühlst, ist es Zeit, Dir Gedanken über Dein Studium bzw. einen Studienabbruch zu machen. So wie ich Dich verstehe, willst Du Dein Studium in guten Zeiten aber gar nicht abbrechen sondern erfolgreich abschließen.

Wie Sonnenblume schon geschrieben hat: die Prüfungen sind eine Chance, aber nicht Deine letzte. Übersetzt heißt das: mach Dir nicht unnötigen Druck und versuche, so gelassen wie nur möglich in die Prüfungen zu gehen. Es gibt immer einen (anderen) Weg, wenn der eine nicht zum gewünschten Ziel führt.

Auch wenn es Dir schwer fällt: gib nicht auf! Es dauert, bis die Medis wirken, aber dann sollte es deutlich bergauf gehen. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass es Dir bald besser geht!

Herzliche Grüße,
Gerbera
TheGame
Beiträge: 16
Registriert: 14. Feb 2015, 12:51

Re: Mit 25 am Ende der Kräfte

Beitrag von TheGame »

Gerbera und Sonnenblume, danke für eure aufbauenden Zeilen!
Ich kriege wirklich viel Unterstützung, gerade von meiner Familie. Sie versuchen mich auch fast jeden Tag aufzubauen.
Ich versuche mir selber den Druck zu nehmen und sage mir, hauptsache die beiden Prüfungen erstmal gut bestehen und die letzte dann einfach nächstes Semester machen, lieber auf Nummer sicher gehen...

Ich wunder mich jeden Tag wie ich mich die letzten Jahre verändert habe und was das Studium aus mir gemacht hat, ich erkenne mich gar nicht mehr wieder. Früher war ich ein lustiger, lebensfroher Mensch, der viel unternommen hat. Mittlerweile bin ich nur noch ein Häufchen Elend, ständig am zittern und lebe nur noch in Angst. Seit ein paar Tagen kann ich auch nicht mehr durchschlafen, ich wache 2-3 mal nachts auf, völlig fertig und mein Herz schlägt rasent schnell. Ich hatte gehofft, nach den Klausuren dieses Semster diesen Lebensabschnitt endlich hinter mir zu lassen, umso quälender ist der Gedanke wieder nicht fertig zu werden.
Ich bin heute erstmal weggefahren zu meinem Bruder, um vielleicht in einer anderen Umgebung wieder etwas runter zu kommen, ich hoffe es stabilisiert sich die Tage wieder etwas
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