Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Lupine_84
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo Otterchen und Mim!

So, ich baue mal meine Tabelle hier auf:


_____________________________________________Tag 1 2 3 4 5 6 7 8 9.........................................31

Urlaubs-/Erkundungs-Lust
"guter Dinge Stimmung"
Pläne machen
Backen
Shopping-Lust/materielle Wünsche
Ordnung erzeugen
Lust auf nächste Jahreszeit
Foto-Hobby
Geschenkideen möglich
Kochen möglich
Einkauf möglich
Arbeit läuft gut
Essen einpacken für Arbeit
Badzeit morgens 30-35min
***********************************************************************************
***********************************************************************************
Badzeit morgens 40-45min
Arbeit quält, nur Routine möglich
Müdigkeit
Schlafstörungen leicht
Geräuschempfindlich
Eindrücke schlecht zu filtern
verkrampte Stirn
Schlafstörungen schwer
geringe Motivation, Rückzug, Ruhe
Übelkeit, Herzprobleme
langsames Denken
Entscheidungsfindung schwierig
Couch dösen bis 2h während d. Tages
Couch schlafen bis 1h während d. Tages
tagsüber Bett bis 2h
tagsüber Bett bis 4h
Lähmungsgefühl, Schweregefühl
Engergie fließt von mir weg, auch in Ruhe
-----------------------------------------------------------------------------------
freier Tag/ Urlaub(Zeile ebenfalls zum Ankreuzen)__________________________________________________________


besondere Ereignisse/Anstrengungen: Datum, Ereignis:___________________________________________


Da ich 5 Monate unsicher war, ob ich eine neue depressive Episode habe, habe ich gewisse Dinge protokolliert von Dezember 2013 an.
Als ich im Mai wieder mit den ADs begonnen habe, merkte ich schnell die generelle Aufwärtstendenz, aber mit unendlich starken und abrupten Schwankungen. Also auf einen echt miesen Tag konnte ein richtig guter folgen, an dem mir sehr bewusst wurde, in welchem Maß mich meine Depression einschränkt. Ich habe die Tabelle erst letzten Monat erstellt, im Prinzip aus gesammelten Daten seit Jahresanfang.

Zur weiteren Erklärung, ich weine nicht in der Depression, ich habe eher Probleme mit dem Totalausfall meines Gehirns. Daher ist auf meiner Tabelle keine Spalte für Tränen oder Traurigkeit.
Hobbys habe ich auch nicht wirklich. Nur dass ich gerne Fotos mache und die auch in Alben einklebe. Trotz toller Anlässe hatte ich das Dez. bis Mai nicht machen *können*.

Die Sternchen-Linie ist die Grenze zwischen gut und schlecht. In beide Richtungen ist es aufsteigend zu lesen. Also oben: extrem gut, keine Depression, ganz unten: heftige Symptome und Einschränkungen.
Meine Tabelle ist eine Indizien-Liste, die mir helfen soll meinen Zustand realistisch einzuschätzen und ernst zu nehmen.

Kurz vor Mai konnte ich zwar noch der Arbeitsroutine folgen, aber fast alles andere wurde mir unmöglich und ein riesen Kraftakt. Ich war schon wochenlang nicht in der Lage mir Essen für die Arbeit zusammen zu stellen und einzupacken.

Mein erstes Indiz ist die Zeit, die ich morgens nach dem Aufstehen brauche. Ich habe erst nach einer Weile AD-Einnahme quasi durch Zufall bemerkt, dass ich auf einmal morgens wieder viel mehr Zeit habe. So kam dieses Kriterium zu Stande.

Leichte Schlafstörungen heißen bei mir ca. 1,5h wach liegen. Starke bedeuten ich bin wach bis 5 Uhr morgens und schlafe erst dann ein (bis der Wecker klingelt).

Die „verkrampfte Stirn“ ist etwas sehr Individuelles. Ich hatte das bei meiner Depression 2011 auch schon. Besonders abends und im Bett habe ich die Empfindung, dass mir Grimassen über die Stirn wabern. Es ist eine Verkrampfung die ich nicht mit Willen lösen kann. Ich weiß gar nicht, ob da wirklich Muskeln krampfen, denn äußerlich sieht man nichts.

„Ordnung erzeugen“ kreuze ich sowohl an, wenn ich Kraft genug hatte zu putzen oder aufzuräumen. Aber auch wenn ich ausmiste oder z.B. Unterlagen sortiere um sie in ein Bankschließfach zu bringen. Diese Art das Leben zu ordnen und aufzuräumen ist nämlich im Prinzip etwas, was meiner Seele sehr gut tut.

Als es schlecht war hat es mich Minuten Überwindung gekostet die Gießkanne zu nehmen um die Zimmerpflanzen zu gießen. Oder ich habe den Wäschekorb einfach einen Tag länger stehen gelassen, weil ich nicht genug Kraft und Elan hatte um ihn ins andere Stockwerk mitzunehmen.

„Geschenk Ideen“ ist gleichbedeutend mit: Einen Gedanken auf ein Ergebnis richten können.
In der Depression bringen mich Einladungen von Freunden zum Verzweifeln, weil es mir nicht möglich ist klare Gedanken zu fassen und so denke ich täglich immer ein bisschen daran, komme nicht weiter und spüre Druck und Zeitnot.

Nun, inzwischen mache ich jeden Tag meine Kreuze, was war los, was ging gut, etc. Sind Häufungen eher oben und auch ganz oben, oder eher unten.
Natürlich heißt es nicht, dass ich einen Depri-Tag habe, wenn ich mal bei "Kochen möglich" kein Kreuz habe. Das ist nur dann relevant, wenn auf der schlechten Seite diverse Kreuze das Gesamtbild vervollständigen. Natürlich muss ich nicht täglich Einkaufen, oder habe schlicht mal keine Lust zu kochen, aber ich spüre ja den Unterschied zu normalem "keine Lust".
Sollte ich Depri-bedingt einen Einkauf nicht geschafft haben, obwohl er echt super dringend gewesen wäre, dann kann ich auch in das Feld Einkauf möglich einen Strich machen. Der sagt mir dann, dass ich an diesem Tag tatsächlich an dieser Aufgabe gescheitert bin.

Salvatore hatte die Idee besondere Ereignisse zu vermerken (unten auf der Linie) damit ich auch herausfinden könnte, wie die guten und schlechten Phasen vielleicht in Zusammenhang mit etwas stehen. Daher habe ich auch eine Spalte mit frei/Urlaub. Aber bisher folgten meine Phasen eher dem Zufallsprinzip, was es entsprechend schwer macht, darauf wirklich einzuwirken und sich selbst helfen zu können.

Ein "typischer" unschöner Depri-Tag des letzten Monats hatte z.B. 7 Kreuze auf der negativen Seite (bis runter zu Lähmungsgefühl) und nur 1 Kreuz nach oben bei Essen-einpacken. Das gibt dann ein deutliches Gesamtbild.
Und da mehrere gute und mehrere schlechte Tage in Folge einen gerne den jeweils anderen Zustand vergessen lassen, finde ich es hilfreich das für mich zu protokollieren.
Von daher: Gut geht es mir, wenn auf der negativen Seite keine Kreuze sind! :)
Die negative Seite ist mir an guten Tagen auch völlig fremd, ich blicke dann kurz drüber und denke: nee passt alles gar nicht, quatsch, alles gut! :D

Wenn ihr nach diesem Prinzip vorgehen möchtet, müsst ihr vor allem die Unterschiede zwischen gut und schlecht sammeln.
Und das auf euch stark individualisieren. Sicher werden viele eine Zeile mit Traurigkeit oder Einsamkeit einfügen müssen.
Oder eine Zeile, die sich auf den Kontakt mit Mitmenschen bezieht und wie gut dieser gelungen ist.

Soweit, viel Erfolg euch ;)

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
MaritaT
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von MaritaT »

Hallo Ihr Lieben, boah seid Ihr fleissig, ich schaffe es ja kaum diese langen Texte zu lesen, geschweige denn noch so eine große Liste zu führen.

Trotzdem interessiert diese Frage mich auch brennend. Vor allem, weil ich mich auch schon öfters getäuscht habe, dachte es geht mir gut, dabei stand das dann auf tönernen Füßen. Am wenigsten kann ich mich einschätzen wenn ich passiv bin, also z.B. auf der Couch sitze und fernsehe. Wehe es kommt dann irgendeine Herausforderung, ging es mir eben noch gut, bin ich dann sehr schnell überfordert.

Also versuche ich mich einzuschätzen, wenn sich eine Herausforderung stellt. Heute z.B. war ich erstmals beim Rehasport, die Übungen dort übersteigen bei weitem meine körperlichen Fähigkeiten, vieles geht einfach noch nicht. Mir stiegen die Tränen in die Augen, mein Kopf war so leer, es war kurz vor einer Panikattacke, ich habe mich trotzdem da durchgequält. Das war nicht leicht. Auf dem Rückweg nachhause war ich dann doch stolz auf mich nicht abgebrochen zu haben, es war eine Zufriedenheit in mir, die ich nicht sehr oft erlebe. Deshalb sage ich jetzt einfach, es geht mir gut, erstens durchgehalten und zweitens Zufriedenheit gespürt. Beim Gutgehen gehe ich also einen Weg der kleinen Schritte, solch eine lange Liste würde mich total überfordern. Aber vielleicht komme ich auch irgendwann mal dahin. Ich werde diesen Ratschlag einer Liste für mich auch im Hinterkopf behalten, danke dafür.

Und solange versuche ich eben mir die kleinen Erfolge bewusst zu machen, sie sind es schliesslich auch wert beachtet zu werden.
Beim ersten durchlesen der Frage kam mir übrigens in den Sinn, nur ein depressiver Mensch kann solch eine Frage stellen. Ein Normalo würde sein Gutgehen einfach nur geniessen, ohne das zu hinterfragen.

Naja, vielleicht schaffe ich das auch noch, also einfach nur geniessen, konnte ich doch früher auch.

Ich wünsch Euch eine gute Zeit, denn einen Vorteil hat diese Fragerei ja doch. Wir wissen es wenigstens zu schätzen und lassen diesen Augenblick nicht ungenutzt verstreichen.

Liebe Grüße von Marita
Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist: Jetzt.
afrikanische Weisheit
Lupine_84
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo MaritaT!

Keine Sorge, dass soll keinen Druck machen! Es ist nur ein Beispiel.
Ich habe die Tabelle auch nur erstellen können, als er mir gut ging.
Ich habe monatelang nur in einzelnen Worten notiert "wie schlecht" es mir geht bzw. das Erwachen der Impulse an den guten Tagen festgehalten.

Folglich hatte ich monatelange Aufzeichnungen von Symptomen in beide Richtungen. Irgendwann merkte ich, dass ich meine Smileys und Worte nicht so hilfreich finde und alles so unübersichtlich war.

An einem guten Tag an dem ich "Pläne machen" und "Ordnung erzeugen" ankreuzen würde, kam dann die Tabelle zu Stande. An einem Tag, an dem Depri-Symptome fehlten oder nur vereinzelt vorhanden waren.

In der Depri kann ich über so eine Tabelle nicht mal nachdenken.
Es ging mir mal so schlecht, dass ich einen 3-Bilder-Comic nicht erfassen konnte... da braucht mir dann auch niemand mit einer solchen Tabelle zu kommen.

Nun habe ich sie ja aber und in schlechten Phasen braucht es nur noch ein paar Kreuze. Damit kann ich einer Tendenz auch glauben und sie besser dem Arzt erklären. Denn mit meinen Notizen im Kalender gab es kaum ein stimmiges Bild. Ich schöne es dann eher gedanklich.

Dabei ist es ganz klar, wenn es gut läuft, wenn es NORMAL läuft, dann habe ich vielleicht *keinen Bock* auf irgendetwas, aber dann ist KEIN EINZIGES Kreuz auf der negativen Seite.
Ganz einfach :D

Das habe ich für mich ganz individuell herausgefunden. Für manche mag die Tabelle nicht annähernd hilfreich sein....

LG
Lupine
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MaritaT
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von MaritaT »

Hallo Lupine, das sollte aber jetzt keine Kritik an Deiner Liste sein. Im Gegenteil, ich finde es wahnsinnig spannend wie andere Menschen ein Problem angehen das ich auch habe. Noch traue ich mir solch eine Liste nicht zu, aber wenn Du das irgendwann geschafft hast, dann schaffe ich das ja vielleicht auch irgendwann.

Meine schlimmste Deprizeit ist ja erstmal Vergangenheit, glaub ich zumindest und ich kann die nächsten Schritte gehen. 3 Bilder Comics können übrigens höchst kompliziert sein, da hilft wahrscheinlich nur Humor um damit umzugehen. Also lieben Dank für die Anregung, das ist ja das Tolle an diesem Forum, jeder versteht hier auch die schrägsten Gedanken. Ich empfinde das als beruhigend, so bin ich wenigstens nicht allein damit.

Obwohl ich natürlich niemanden diese Krankheit wünsche.

Danke nochmal für die gute Erklärung für die Entstehung der Liste, ich werde es im Hinterkopf behalten

Liebe Grüße von Marita
Die beste Zeit einen Baum zu pflanzen war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist: Jetzt.
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otterchen
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von otterchen »

Hallo,

ja, diese Liste müsste jeder schon individuell für sich entwerfen - es sind bei jedem andere Dinge, die in einem Tief nicht funktionieren bzw. dann auftauchen,
und wieder andere Dinge, die den "Normalzustand" kennzeichnen.

Jedenfalls: vielen lieben Dank, Lupine.

*wink*
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
otterchen
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von otterchen »

Mal nachdenken, was bei mir so auf der Liste stünde...

Um Haushalt kümmern ja/nein
Projekte durchziehen
Musik im Auto hören und mitsingen ja/nein
Auf die Terrasse gehen können; das Haus verlassen
Verwöhn-Aktionen wie Frisör, Massage etc.
tagsüber müde? dafür abends Einschlafschwierigkeiten?

Hmmm.. ich glaube, wenn es mir wirklich GUT ginge, dann hätte ich auch Besuch, mehr Kontakte, mehr Unternehmungen, mehr Konfliktbereitschaft... also insgesamt mehr Lebendigkeit. Pläne. Vorfreude.
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Mim
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Registriert: 21. Dez 2013, 19:41

Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von Mim »

Hallo Lupine,

auch von mir nochmal ein Danke, dass Du die Liste eingestellt hast. Ich habe gleich angefangen zu noteren, welche Punkte bei mir in Frage kommen und konnte mch gut an einigen Dener Punkte orientieren.
Danke auch nochmal für Deinen Hinweis, dass Du die Liste in guten Zeiten erstellt hast - ich habe nämlcih schon wieder das Gefühl dement und verblödet zu sein ... Vielleicht sollte ich das als Symptom in meine "nah an der Depression"-Liste aufnehmen?

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich mich sicherer fühle, wenn ich diese Liste erstmal angefertigt habe :)

Liebe Grüße,
Mim
Lupine_84
Beiträge: 678
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von Lupine_84 »

Hallo Mim!

Bitte, gerne!
Schön, wenn dir dieses Gerüst eine kleine Hilfe ist!
Mim hat geschrieben:ich habe nämlcih schon wieder das Gefühl dement und verblödet zu sein ... Vielleicht sollte ich das als Symptom in meine "nah an der Depression"-Liste aufnehmen?
Ja passt ;) wenn du dort gerne "verblödet" und "dement" stehen haben möchtest.
Bei mir geht das dann in die Kategorie "langsames Denken" "Entscheidungsfindung schwierig".
Vielleicht auch einfach "Gedächtnisstörungen" oder "Gedanken nicht richten können" usw. :)
otterchen hat geschrieben:Um Haushalt kümmern ja/nein
ja passend! Bei mir purzelt das ja alles zu "Ordnung erzeugen", ist aber halt nicht eng definiert.
otterchen hat geschrieben:Verwöhn-Aktionen wie Frisör, Massage etc.
sollte ich evtl. aufnehmen, alleine um darauf zu achten, mir etwas Gutes zu tun. Meine letzte Massage ist sicher 1,5Jahre her, dabei mag ich es seeeeeehr gerne.
otterchen hat geschrieben: mehr Lebendigkeit. Pläne. Vorfreude.
Ja, sehr gut! Vorfreude ist besonders wichtig! Sie ist eindeutig antidepressiv! Ein deutliches Indiz!

Ich liebe Weihnachten über alles und gehe total auf in dieser Stimmung und Atmosphäre. Als ich das erste mal (schlimm) krank wurde war es wenige Tage vor Weihnachten. Ich war kaum in der Lage unseren Adventskalender zu leeren, weil ich überfordert war, den Geschenken einen neuen Platz zuzuordnen. Unser Ritual, Weihnachtsbaum holen, habe ich gefühlt mit aller letzter Kraft mitgemacht, dabei musste ich mich nur ins Auto setzen. Baum schmücken war eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Ich konnte mich über nichts freuen, ich konnte all meine Rituale nicht leben, ich habe mich einfach nur mitschleifen lassen.
Es war das aller traurigste Weihnachten was ich mir vorstellen kann, ich hatte keinen Zugang zu all dem was mir sonst wochenlange Vorfreude bereitet.

Ich denke man kann ganz in Ruhe sammeln, mit der Zeit fallen einem immer mal Dinge ein, die einem ein Signal sind, mal in die eine mal in die andere Richtung.
Und entweder es wird irgendwann eine Stimmungstabelle daraus oder eben nicht. Aber man schult sich selbst. Man wird Experte in eigener Sache um ggf. rechtzeitig Hilfe holen zu können :)

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
hier_und_jetzt
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von hier_und_jetzt »

Liebe Lupine
Auch von mir ein grosses danke fuer die Liste. es ist etwas sehr persönliches, ich finde es trotzdem total hilfreich das Beispiel von dir zu haben und habe gleich angefangen MEINE Liste zu machen....
ich fühle mich oft verloren und weiss nicht wie es mir geht, und mit der depri ist es bei mir ein heftiges auf und ab... ich hatte zum Beispiel drei Wochen Urlaub und es ging mir ok, aber auch nicht wirklich gut... Ich könnte mich nur schwer freuen, außer wenn ich ein spannendes Buch las... Nun, immerhin!
nach meinen ersten Arbeitstag heute fühl ich wieder einen Abdrift-Trend...Alles ist soooo scheisse!
So eine Liste kann mir vielleicht helfen mich besser zu verstehen...

Hilft die Liste dir über die Bestandsaufnahme hinaus auch im Sinne von sich bewusst fuer Aktivitäten entscheiden, von den du weist dass sie dir gut tun? bei mir steht zum Beispiel bei guter Stimmung, zur Therapie hingehen und bei schlechter Therapiesitzungen unter scheinheiligem Vorwand ausfallen lassen.... Da merk ich dich grad das es vielleicht in der Tat lohnt hin zu gehen...

interessant ist deine Bemerkung, Otterchen, zu der Dominanz von Lebensthemen und dem Kummer der daraus entsteht... Trifft grad bei mir einen Nerv... bei mir ist es oft die Sinnhaftigkeit meiner Arbeit... Meine begrenzte Eignung fuer die Arbeit die ich habe... Mein Arbeit als Trigger... Usw... Im Urlaub könnte ich davon in der tat abschalten.... Stattdessen kamen dann aber sofort andere "Lebensthemen" gekleidet in lauter negativen Zwangsgedankenzeugs.... Diese Themen sind anscheinend wichtig fuer mich... Nur finde ich es so schrecklich ermüdend wenn meine Gedanken sich wenig differenziert nur um deren negative Aspekte und das vorstellen von horroszenarien drehen....

viele Grüße an alle und mal sehen wie es mit der Stimmungstabelle läuft...
Pia

Auch geht es mir besser wenn ich im Forum mitschreibe und schlechter wenns ich NUR mitlese...da bin ich doch tatsächlich gerade froh dass das Forum und euch hier gibt!

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otterchen
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von otterchen »

Hallo zusammen!

Oh, da wird meine Sammlung gerade ergänzt:

schreiben!
sich hinsetzen, Zeit für sich nehmen und die Gedanken schriftlich sortieren... geht in einem Tief irgendwie nicht

lesen!
ich lese sehr gerne, aber manchmal kann ich mich einfach nicht in mein Buch "fallen lassen". Könnte am Buch liegen ;-) aber wohl auch oft daran, dass der Kopf voll ist.
Wenn ich über längere Zeit nicht lesen kann, könnte dies ein Indiz dafür sein, dass es abwärts geht.

Meine Liste wächst. ^^



Edit: ach herrje, gerade entdeckt: der schlappe Bär: https://pbs.twimg.com/media/BxogHvnIIAEDrFP.jpg
Passt gut.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Lupine_84
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Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von Lupine_84 »

Otterchen,

die Eisbären sind klasse :D
hier_und_jetzt hat geschrieben:Hilft die Liste dir über die Bestandsaufnahme hinaus auch im Sinne von sich bewusst fuer Aktivitäten entscheiden, von den du weist dass sie dir gut tun? bei mir steht zum Beispiel bei guter Stimmung, zur Therapie hingehen und bei schlechter Therapiesitzungen unter scheinheiligem Vorwand ausfallen lassen.... Da merk ich dich grad das es vielleicht in der Tat lohnt hin zu gehen...
Hallo Pia, nein die Liste hilft mir nicht um mich bewusst für Aktivitäten zu entscheiden. Ich nehme sie wirklich nur, um zu wissen, wo ich stehe. Denn wenn ich viele Kreuze "oben" habe, dann läuft mein Tag ja einfach rund und ich habe immer mal Impulse, was ich machen möchte. Dann denke ich, ja, ich mache mal wieder einen Massage-Termin! Ich ziehe vielleicht in der freien Zeit los und gehe Bummeln, ich verschönere meine Wohnung etc.

Habe ich "Übergewicht" unten auf der Liste, KANN ich nichts angehen. Ich schleppe mich dann durch den Arbeitstag und lasse ALLES links liegen was geht und gehe nur noch auf die Couch.

Ja, hier schreiben können ist auch ein gutes Indiz. Wenn die Kraft nicht reicht geht nur ein kleines "Hallo".

Pia, Therapie unter einem Vorwand ausfallen lassen :ugeek: na, na, na! Gut, erkannt, da wo du sie ausfallen lassen möchtest, solltest du am dringendsten hingehen!!! :D
Ich habe Therapie noch nicht abgesagt bisher, mir ist es einfach eine Stütze.

LG
Lupine
"Glück hängt nicht von äußeren Dingen ab, sondern von der Art, wie wir sie sehen" - Leo N. Tolstoj -
Sonnenblume14
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Registriert: 16. Sep 2014, 18:36

Re: Woran merkt man eigentlich, dass es einem "gut" geht?

Beitrag von Sonnenblume14 »

Ach Leute, Ihr sprecht mir so aus dem Herzen! Ich versuche das auch für mich schon seit geraumer Zeit zu analysieren.

Für mich ist der Unterschied klar die Freude. Auch etwas, das ich im Tief als besonders schlimm empfinde: Dinge, die so viel Spaß gemacht haben, will man gar nicht mehr. Man sitzt vor dem Tag, hat jede Menge Zeit und irgendwie keine Energie, etwas damit anzufangen.

Ich habe mir immer eine einsame Insel gewünscht und viel Zeit zum Lesen und Schreiben. Nun gab mir jemand diese Zeit und ich konnte sie nicht für mich nutzen (jedenfalls nicht in dieser Form). dAs war eigentlich der Grund, weshalb ich darüber nachgedacht habe.

In guten Zeiten denke ich nicht darüber nach, ich erledige Dinge, ohne groß zu denken. Im Tief geht das nicht. Das Sofa lockt und ich weiß genau, lege ich mich hin, fallen mir tausend Sachen ein, die ich erledigen müsste, aber nicht kann.

Mir geht es jetzt besser, aber es bleibt das Gefühl von "Sand im Getriebe" - bin ich nur achtsamer oder stimmt tatsächlich etwas noch nicht? Etwas, das mich sehr beschäftigt. Ich glaube, solange die Bücher noch ungelesen im Regal stehen, die Kamera weiterhin ihr einsames Dasein fristet ... muss ich weiter Geduld haben.

Allerdings sagte eine Therapeutin zu mir, dass dieses Gefühl wichtig sei. Weil es zur Achtsamkeit aufrufe, die für uns enorm wichtig ist. So kann man es trotz allem als etwas Positives annehmen.
"Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche, sondern dafür, dass jemand zu lange zu stark sein musste" (Johnny Depp)

"Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts." Sören Kierkegaard
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