Raus mit Euch 35

kormoran
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

liebe gitte!

was du geschafft hast in ziemlich kurzer zeit, das finde ich einfach unglaublich und toll! chapeau!! und ich freue mich sehr für dich.

deine situation ist ziemlich nahe an der von kaitain; ich kann nur theoretisieren. dein beispiel ist wertvoll und macht hoffentlich kaitain und anderen mut. dass es möglich ist, so eine eingefahrene situation zu verlassen - erst mit der inneren haltung, und dann auch äußere grenzen glaubhaft einzufordern.

liebe grüße
kormoranin
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Clown
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Clown »

Hallo Kaitain,

>Du hast recht Clown,
dieser Satz muss aber anders weiter gehen, nämlich so:

"Mein Vater ist ein altes Ekel und kann sich selbst und andere nicht lieben. Ich werde ihn ziehen lassen und mir einen anderen Vater suchen."



Clown
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Alinababina
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Alinababina »

@clown: ich finde es sehr daneben von dir, eine Person, die du nicht persönlich kennst, als "altes Ekel" zu bezeichnen, und sogar gleich 2 Mal. Bin zwar nicht kaitain, aber ich finde deine Wortwahl indiskutabel.

Gruß,

alinababina
Clown
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Clown »

@ Alinababina

>ich finde deine Wortwahl indiskutabel.
Meine Wortwahl stelle ich auch nicht zur Diskussion.

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kaitain
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kaitain »

Clown
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Clown »

Liebe Kaitain,

ich empfinde deine Beiträge als von der Position des Opfers aus geschrieben. Siehst du das auch so?

Ich entschuldige mich im voraus, wenn dich diese Rückmeldung kränkt.



Clown
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von 912318798 »

kaitain
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kaitain »

Zorra
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Zorra »

Hallo Kaitain,

warum du soviel dazu schreibst - vielleicht, weil es dich schier auffrisst?

Ich kann dich in so vielem verstehen bzw. es dir nachempfinden - dieses immer wieder für den Anderen (z. B. deinen Vater) da sein wollen, weil - er hat ja auch seine Geschichte ... und hatte es ja wirklich schwer.

Mit ihm hast du Mitgefühl - und mit dir? Was ist mir dir, mit deinen Gefühlen, mit deinem Leben - wo ist da dein Mitgefühl?
(Ich gebe zu, es anderen zu spiegeln ist einfacher, als es bei sich selber wahrzunehmen - ich gestehe, ich bin da auch unvollkommen.)

In deinem Fall besonders schwierig finde ich noch, dass ihr offensichtlich in einem Haushalt lebt. Das läßt Abrenzung noch viel schwerer zu.

Dennoch glaube ich zu fühlen, dass deine Grenze erreicht ist.

Ich stimme Kormoranin aus eigenem Erleben zu: die Liebe werden wir durch immer wieder Tun nicht erringen. Auch ich gehöre zu denen, die dem Vater zugestehen, durch seine eigene Geschichte nicht anders gekonnt zu haben. Von daher muss ich ihn nicht hassen oder verurteilen.

ABER: ich muss schon selber schauen, was ich für mich tun kann, wie ich mich schütze. Ich stelle mir die Frage, wieviel und welche Verantwortung habe ich ganz konkret ihm gegenüber - und was kann/muss ich auch abgeben.

Und der Psychiaterspruch: Es liegt immer auch in der Entscheidung eines selber (jetzt wandele ich mal ein bisserl ab), wie ich mein Leben gestalte - der gilt doch auch für dich. Kannst du versuchen, auch weich zu sein, weich zu dir selber?

Raus aus der "Opferrolle" - mit therapeutischer Begleitung - sonst gehst du kaputt daran, das ist meine Angst um dich.

Ich weiß, dass das schwer ist - glaub mir, ich ringe auch immer wieder mit dem Thema, aber trotzdem - wir haben in dieser Welt auch nur dieses eine Leben ... und es liegt an uns, es in die Hand zu nehmen, trotz Depressionen, trotz wirklich widriger Umstände.

Unsere Väter sind erwachsene Männer, die ihr Leben nach ihren Möglichkeiten und Unmöglichkeiten gelebt haben und leben. Dieses können wir ihnen gar nicht abnehmen.

Wir sind erwachsene Frauen, die ihr Leben nach ihren Möglichkeiten und auch Unmöglichkeiten leben - die Verantwortung kann uns auch keiner abnehmen.

Ich möchte lernen, meine Möglichkeiten immer wieder zu erweitern, dahingehend, mein EIGENES Leben zu wagen - kann ich dich da vielleicht ein bisserl mitnehmen?

Liebe Grüße von der Maskentänzerin

Edit: Habe gerade deine Antwort an Clown gelesen; du klingst so müde - dann ist es wahrscheinlich besser, erst mal innezuhalten und dich nicht gleich mitnehmen zu lassen ...


Wir sind nicht die Masken, die wir tragen ... doch wenn wir sie zu lange aufhaben, werden wir dann nicht wie sie?

© Aya Yven

Katzenohr
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Katzenohr »

Hallo Kaitan,
das Posting von Maskentänzerin bringt mich dazu doch noch etwas zu schreiben. Ich habe immer mitgelesen und wusste nicht, was ich schreiben sollte. Ich war sprachlos.

Jetzt weiß ich, was ich dir schon die ganze Zeit mitteilen wollte, aber nicht in Worte fassen konnte.

Maskentänzerin schrieb:
Unsere Väter sind erwachsene Männer, die ihr Leben nach ihren Möglichkeiten und Unmöglichkeiten gelebt haben und leben. Dieses können wir ihnen gar nicht abnehmen.
Wir sind erwachsene Frauen, die ihr Leben nach ihren Möglichkeiten und auch Unmöglichkeiten leben - die Verantwortung kann uns auch keiner abnehmen.


M.E. ist es leichter ein Leben zu leben, das von außen vorgegeben und über Jahre hinweg gefordert wurde als sein eigenes Leben zu entdecken und es dann auch zu leben.
Ich will an einem kleinen Bespiel beschreiben was ich meine. Ich wurde durch meine Mutter geprägt. Meine Mutter mag keinen Zimt und ich habe bis zu meinem 51 Lebensjahr behauptet, dass ich ihn ebenfalls nicht mag bis ich diesen Spruch bei meiner Mutter das erste Mal wirklich wahrgenommen habe. Ich habe mich gefragt, ob ich wirklich keinen Zimt mag oder ob ich es nur gelernt habe keinen Zimt zu mögen?

Was soll ich sagen, ich mag Zimt, ich koche inzwischen sogar damit. In diesem Zusammenhang habe ich viele Dinge neu bewertet und versucht herauszufinden wer ich bin und was ich meiner Mutter zuliebe gemacht habe. Denn ich habe versucht ihr Leben zu leben und nicht meines.

Jetzt entdecke ich mit 52 mein Leben und es ist nicht immer leicht, aber es ist meines!

Liebe Grüße Katzenohr

edit: wenn ich total daneben liege, entschuldige bitte. Ich wünsch dir viel Kraft für alles was vor dir liegt KO
Gabriele
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Gabriele »

Liebe Kaitain,

ja klar sehen wir das von der Opferposition. Wir sind ja auch die Opfer, wir haben ja die Depression.
Aber ich wollte da raus. Mir ging es immer schlechter, ich nahm immer mehr ab, ich konnte immer weniger essen, mein Leben war immer eingeschränkter. Rückblickend war mein Leben immer schon von dem Vater bestimmt und kontrolliert. Auch jetzt noch nach dem ich längst ein großes Mädchen bin.

Ja und wann sollte das aufhören? JETZT!
Es reicht wenn er meine Mutter ständig bevormundet und erniedrigt, demütigt.
Ein normales Gespräch war nie möglich, weil er immer und jedem in’s Wort fiel. Aber irgendwann muss man doch einmal als gleichberechtigter (Gesprächs)-Partner gelten dürfen.
Zumal sich die Verhältnisse verschieben. Hat er vor ein paar Jahren noch alles selber erledigt, wird er zunehmend unsicher und hat auch schon schxxx gemacht. Zum Glück ist noch nichts gravierendes passiert, hätte aber ganz leicht sein können. (Hatten wir erst neulich eine solche Situation.)

Auch er hatte noch in den letzten Kriegstagen schlechte Erfahrungen gemacht. (Von der HJ noch schnell zum Wehrdienst eingezogen worden, ganz schnell in Gefangenschaft geraten, von da getürmt und in der Nacht von Tschechien aus nach Hause gelaufen. Klingt harmlos, war es aber nicht.)

Vorsichtiges auf ihn eingehen hat nichts gebracht, da hat er uns Blödheit unterstellt.
Es blieb nur noch der Rückzug.

Mit anderen Worten: der Leidensdruck war groß genug um etwas ändern zu wollen. Wir haben ja nur ein Leben.

Ich hatte schon geschrieben, dass ich im letzten halben Jahr in einem Pflegeheim gearbeitet habe.
Eine Physiotherapeutin mit der ich sprach, hatte ähnliche Erfahrungen wie ich, aber die gleiche Wohnsituation wie Du, die gleichen Erfahrungen mit ihrem Vater wie wir.
Eines Tages hat er sich geweigert die Zuckerwerte bestimmen und sich spritzen zu lassen (jetzt nicht, will erst Fußball sehen.). Alles anlegen half nichts. Am Ende hat sie es darauf ankommen lassen und ihm seinen Willen gelassen. Sie hat ihm aber auch die Folgen klar gemacht und das sie heute nicht noch einmal nach ihm sehen wird. Solche Auseinandersetzungen hat es bei ihr nie wieder gegeben.

Es wird Dir, wenn Dir an Veränderung gelegen ist, nichts anderes übrig bleiben, als ihm klar zu machen, dass Du nicht mehr anders kannst. Dass Deine Kräfte für diese ewigen Auseinandersetzungen nicht mehr ausreichen und entweder er „arbeitet“ mit, ist kooperativ, oder Du schränkst Deine Hilfe ihm gegenüber ein. Vielleicht kann ja eines Deiner Geschwister ihn mal eine bestimmte Zeit bei sich aufnehmen.

>egal was jemanden zugestoßen ist, er hat jeden Tag neu die Wahl, ob er weich damit umgehen möchte oder hart wird.<
Möchte ich noch ergänzen mit „egal wie alt man ist“.

Ich wünsche Dir die Kraft die Dinge anzugehen, weil Dir eines Tages doch nichts anderes übrig bleiben wird.

Liebe Grüße, Gitte
kormoran
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

hallo ihr,

zum stichwort opferrolle und diese verlassen möchte ich gerne etwas anmerken.

( ... nur für den fall, dass vielleicht auch bei kaitain oder anderen so wie bei mir dieser reflex eingebaut ist, der da lautet: wenn ich jetzt aus der opferrolle treten kann, dann war es doch immer falsch, darin zu sein, ich bin schuld und war blöd, mich als opfer zu sehen.)

jede/r von uns hat so gehandelt, wie sie/er eben konnte.

bitte, kaitain, verschwende keine energie für selbstvorwürfe, dass du es nicht anders gemacht hast. vergib dir für das, was aus heutiger sicht nicht gut für dich war.
und wende dich liebevoll dir selbst und dem jetzt und der zukunft zu: was zählt, ist jetzt jeder schritt, wo du bewusst für dich die richtige entscheidung triffst und zu dir selbst und deinen handlungen stehst.

liebe grüße
kormoranin
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Zorra
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Zorra »

Liebe Kormoranin,

das, was du geschrieben hast möchte ich wirklich unterstreichen.

Ich bin leider gar nicht auf die Idee gekommen, dass jemand die Schuldfrage stellen könnte.

Da hast du Gott sei Dank besser gelesen.

Ich schreibe an meiner Depression sowie an meiner Situation niemandem eine "Schuld" zu. Das heißt im Umkehrschluss konsequenterweise aber auch, dass ich selber auch nicht "schuld" daran bin.

Dadurch, dass du es thematisierst, wird mir noch mal klarer, dass das gar nicht so selbstverständlich ist.

LG euch allen von der Maskentänzerin

die heute kurz draußen war und den Crosstrainer getreten hat - gegen die Depression


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rm
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von rm »

Liebe Kaitain,
Liebe Alle,

..eigentlich würde es auch in elas thread, oder in 'meinen', oder...oder passen, aber ich schreibe es ganz bewußt heute an Kaitain, deren Familie und an ihren Vater (vielleicht kennt er ja Gedichte von Hermann Hesse )....

Das Gedicht von Hermann Hesse habe ich von einer mich sehr beeindruckenden Frau gehört. Es heisst:

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft,zu leben.

Wir sollten heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen.
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!!

>Hermann Hesse<

Damit will ich es heute bewenden lassen und nehme dies Gedicht mit in meinen Schlaf.
Eine gute Nacht und viiiieeel Erholung für Euch alle hier wünsche ich,

Reinhart

P.S. Wunderschön übrigens, wie sich manche Themen hier entwickeln! Danke dafür !
steppenwolf1

Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von steppenwolf1 »

ich liebe Hermann Hesse,

ja das Gedicht ist wirklich toll.

Wünsch Euch eine gute Nacht.

Gruß, wölfin
Clown
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Clown »

Hallo Kaitain und Katzenohr,

ihr habt elektronische Post!

Und an der Hafenmole war ich vorhin auch, bei Wind und Sonne und so eine klare Luft!

Lieben Gruß,

Clown
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Zorra
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Zorra »

Also ich war heute nur kurz einkaufen und bin jetzt so ein bisserl erschlagen. Allerdings hier war nix mit Sonne - es hat geschüttet und ist dunkel ... nehme ich heute mal als "Entschuldigung".

Morgen will ich wieder ein bisserl sporteln und in die Sauna - gut, dass ich da verabredet bin ... sonst wird das wohl nichts muss mich mal selbst in den Hintern treten - weil, hinterher geht es mir dann doch ganz gut.

Aber freut mich Clown, dass es bei euch so schön ist - Sonne bräuchte ich auch mal wieder *seufz* - schickst mir nur so ein bisserl davon, bitte? Dann könnte ich morgen nach dem sporteln mit meinem LG und meiner Tochter noch an der Saale sitzen und einfach nur genießen ... *träum*

LG von der Maskentänzerin


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Katzenohr
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Katzenohr »

Danke Clown .
Ich war heute in meiner alten Heimat joggen und bin meine damals übliche Strecke gelaufen. Viele Erinnerungen, die mich doch belasten. Ich habe sie nicht ganz im Boden versickern lassen können.
Ich werde es morgen noch einmal versuchen. Ich möchte mich auch hier wohlfühlen können.
Der Norden ist so schön.
Lg Katzenohr
kormoran
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

ha, opferrolle ...

ich hatte dieser tage am arbeitsplatz eine unerwartete begegnung mit dem alten mechanismus. völlig zu erstarren, zu spüren, wie die grenzen überschritten wurden und nicht in der lage zu sein, auf der stelle zu handeln.

ich war nach dem vorfall total aufgewühlt und in mich gekehrt und wütend, aber diese hilflose wut die innen steckenbleibt.

nun, die gute nachricht: ich konnte abstand nehmen, musste sowieso zum mittagessen raus und habe mich langsam sortiert und beruhigt. habe gesehen, dass ich mich zur wehr setzen muss; erstens der sache wegen; und ebenfalls erstens für mich selbst: es ist eine alte geschichte, die sofort wachgerufen wird: ich habe mich nicht gewehrt. aber heute kann ich das sehen und muss nicht in der starre und nach innen gekehrten wut bleiben. ich kann für mich eintreten. man kann nicht einfach etwas mit mir machen, ich stehe hinter mir und wahre meine grenzen.

die ganze sache hat mich emotional ziemlich beschäftigt. zum einen ist es eine positive erfahrung, weil ich sehe: ich kann heute anders damit umgehen, ja, ich habe gelernt, für mich einzutreten und kann das anwenden. das ist super.

die andere seite ist, dass das ganze eine person betrifft, die ich bisher ganz arg mochte. es ist super, wenn man mit den kollegen in der arbeit eine gute, konstruktive, wertschätzende arbeitsbeziehung hat. es ist schön, wenn es dann auch noch vielleicht ein, zwei gibt, zu denen man auch auf persönlicher ebene einen draht hat. und so ging es mir mit der person; umso mehr hat mich dieser seltsame vorfall verstört.

ich muss mit der angelegenheit sehr sorgsam umgehen. zum einen gilt es, in der arbeit sehr auf grenzen und auf die wahrung der "arbeits-ebene" zu achten, einfach, damit die arbeit nicht beeinträchtigt wird.

auf der anderen seite geht es wieder mal um die frage: wo habe ich meine sozialen kontakte? habe ich ein stabiles soziales gerüst außerhalb der arbeit - sodass ich nicht übermäßig bedürftig oder abhängig bin vom gelingen etwaiger persönlicher beziehungen zu menschen am arbeitsplatz?

ich gestehe mir ein, ich hätte gerne etwas mehr nähe, offenheit im kontakt zu dieser frau. ich wundere mich über manche gefühle von mir ihr gegenüber . ich bin mir sicher, dass ich mich da gehörig hineintheatere. ich projiziere wohl einiges an bedürftigkeit nach freundschaft in diese person; vielleicht auch, weil ich den eindruck habe, dass sie auch gerne mit mir in kontakt ist. und vor lauter haltung bewahren in der arbeit, nicht zuletzt, weil ich mit dem vorsatz dort hineingegangen bin, mein privatleben zur sicherheit draußen zu halten, gelingt es irgendwie nicht, entspannt miteinander umzugehen (das wäre jetzt meine erklärung dafür, warum ich das alles so schwierig finde und folglich völlig verquere missverständnisse entstehen).

und was hat das mit rme zu tun, von depri ganz zu schweigen ??

ich bin RAUS aus einem alten muster, in dem oben angesprochenen vorfall.

ich muss RAUS aus meiner sozialen einsiedelei, damit ich nicht so abhängig und bedürftig durch die welt wanke; ich muss mehr raus!, um ganz bei mir zu sein und mit mir selbst einverstanden und offen für die welt - mit klaren, starken, auch von mir gut wahrgenommenen grenzen.

seufz. sorry, leute.
thanx for listening

... und jetzt RAUS aus der höhle!

kormoranin
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Clown »

Hallo Kormoranin,

>ich muss RAUS aus meiner sozialen einsiedelei, damit ich nicht so abhängig und bedürftig durch die welt wanke;
Ich finde, abhängig und bedürftig darf ich ja sein (bin ich ja nun mal, das ist Fakt), ich darf nur nicht erwarten bzw. darauf warten, dass das Stillen dieser Bedürfnisse von außen kommt.

Klar kommt es dann manchmal von außen: Wenn z.B. die Chornachbarin sich freut, dass ich zur Probe komme oder, noch schöner, wenn der Herzensmann mich in den Arm nimmt ...

Aber, absolute Voraussetzung ist, habe ich für mich festgestellt, dass ich schon vorher eine liebe- und hingebungsvolle Mutter in mir selbst installiert habe, die rund um die Uhr für meine Bedürftigkeiten da ist.

Und ich habe entdeckt, dass ein Teil von mir diese Mutterrolle bisher abgelehnt hatte. (Die Übung mit dem Wunderpunkt hat mich dann von dieser Ablehnung befreit, aber damit komme ich dir nicht mehr ... )

Grüße vom sonnigen Deich,

Clown
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von kormoran »

hi clown,

tja, das ist der wunde punkt: ich muss mich auf die liebe, die in mir selbst ist, besinnen. vom suchen außen bewusst ablassen, ruhig werden, und wieder wahrnehmen, was da schon ist. und das liebevoll annehmen.

(vielleicht sollte ich auch über meinen schatten springen und schauen, ob die wunderpunktübung dabei helfen kann)

irgendwie ist mir das ganz klar. es fehlt zur zeit wohl ein bisschen an achtsamkeit, an sicherheit. dass es stimmungsmäßig auf und ab geht und ich dazuschauen muss, nicht dem blöden schwarzen hund auf den leim zu gehen, macht die sache nicht einfacher (wobei, da beißt sich natürlich die katze in den schwanz, weil es geht nur mit achtsamkeit und selbstakzeptanz. nur so kann ich unbeschadet durch die etwas wackelige phase jetzt kommen, und dann auch wissen, ob ggf. meine grenzen erreicht sind und es doch nicht ohne AD geht.)

danke dir und liebe grüße
kormoranin
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von petra3741 »

Hallo miteinander,

ich bin gerade raus das erste mal dieses jahr vor ein cafe draußen sitzen.
ging so, aber ich hab gerade wieder ein depressionsanflug und da muß ich gegen steuern.
oh mann ist das immer wieder ein kampf.

lg petra
Zorra
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Zorra »

Hallo zusammen,

ich bin einfach nur unendlich dankbar für einen sonnigen Tag

Vormittag auf dem Balkon lesend, Nachmittag dann im Fitness-Studio mit leichtem Krafttraining und danach Sauna.

Zum Abschluss haben wir uns wirklich noch eine halbe Stunde gleich in der Nachbarschaft in einen Biergarten gesetzt und die Sonne genossen.

Jetzt bin ich zwar total müde - aber es ist heute ein gutes Gefühl.

Euch einen guten Abend.

LG von der Maskentänzerin


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© Aya Yven

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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von 270792 »

Hallo!

Ich habe heute wieder meine Nordic-Walking-Runde um den See gemacht und meinen bisherigen Rekord um 13 Sekunden verbessert.

Und im gerade beendeten 10-tägigen Nordseeurlaub bin ich insgesamt 200 km Rad gefahren, trotz des teils heftigen Windes. Auf dem Deich entlang radeln, den Wind um die Nase... man spürt, dass man lebt... Es tat einfach gut, obwohl es anstrengend war.

Liebe Grüße

Annette
Nichts im Leben ist hoffnungslos traurig; selbst eine Träne, die die Wange hinabrollt, kitzelt.
Clown
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Re: Raus mit Euch 35

Beitrag von Clown »

Schau an, noch ein Nordsee-Freak

Wo warst du denn, Annette, verrätst du das?

>Auf dem Deich entlang radeln, den Wind um die Nase... man spürt, dass man lebt...
Ja, genau!

Grüße vom Deich,

Clown
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