Abgrenzen

Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Abgrenzen

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Knöpfchen,

bei Dir stellt sich mir die Frage, was Du denn wirklich möchtest?

Das Alleinleben hast Du ganz bewusst gewählt und fühlst Dich damit anscheinend auch wohl und zufrieden.
Andererseits möchtest Du um Deiner Selbstwillen geliebt werden und kannst anderen nicht glauben, wie sehr sie Dich mögen, eben weil Du Du bist.

Hier nun mal meine Vorstellung über Deinen Wunsch:
Liebeszollende Person:"Knöpfchen, ich liebe dich, weil du so ein toller Mensch bist."
Knöpfchen:"Nein, nein, du lügst, du liebst mich gar nicht, kannst mich nicht lieben, ich bin nicht liebenswert!"
Liebeszollende Person:"Sag das doch nicht Knöpfchen. Ich liebe dich, weil du du bist."
Knöpfchen:"Nein, du lügst. Ach, ich weiß auch nicht wie ich das jemals glauben sollte. Es kommt bei mir nicht an."

Läuft es in etwa so bei Dir ab?

Mir hilft die bedingungslose Liebe im Umgang mit Tieren. Im besonderen mit Hunden.
Wäre das ein Anfang für Dich, ein Gespür dafür zu bekommen, wie es sich anfühlt wahrhaft und ehrlich geliebt zu werden?

Noch ein Buch-Tipp:
"Liebe dich selbst, sonst liebt dich keiner."

von Sondra Franz

Alles Liebe,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Charlie66
Beiträge: 21
Registriert: 27. Okt 2008, 21:22

Re: Abgrenzen

Beitrag von Charlie66 »

Hallo Knöpfchen,

meine Krankheitseinsicht kam erst 10 Monate nach Bekanntwerden meiner Diagnose. Aber mit dieser Einsicht kann ich nun viel besser leben. Und wirklich abhängig ist mein Sohn ja von mir auch nicht mehr. Er wird nächsten Monat 19 Jahre alt. Er kommt sehr gut ohne mich zurecht.

Das ist in meiner derzeitigen Situation sehr vorteilhaft. (Auch wenn ich ihn manchmal nur ungern in sein eigenes Leben entlassen will.)

Woher nehme ich nun die Gewissheit, dass er mich trotz allem liebt?Schwierig zu beantworten, weil es immer nur Kleinigkeiten sind.

Z. B. wenn ich mich vor Erschöpfung abgelegt habe, fragt er schon mal nach meinem Befinden. Er bekommt dann auch eine ehrliche Antwort. Er nimmt das zur Kenntnis und fordert nicht mehr meine uneingeschränkte Hilfe und Aufmerksamkeit, sondern sagt: "Bleib mal liegen, ich mach das schon selbst" (Er kann sehr gut für sich selber sorgen und tut das auch.)

Aber woran erkennt man nun tatsächlich, ob ein Mensch sich nicht nur anstandshalber mit einem beschäftigt.

Auch hier weiß ich für mich noch keine konkrete Antwort.

Tatsächlich sollte man sich zuerst hinterfragen, was will ich und was erwarte ich.

Da ich mit dieser Problematik auch noch ganz am Anfang stehe, habe ich auf diese konkrete Frage natürlich auch noch keine Antwort. Also warte ich erst einmal ab, was mein Gegenüber äußert und wie er es äußert. Ich versuche dann ganz globale Antworten zu geben. Gleichzeitig hinterfrage ich dann auch schon mal die Antworten aus reinem Interesse. Wenn der andere auch meine Antworten hinterfragt, ist man schon mitten in einem Austausch.

Bei jeder Antwort die ich gebe, frage ich mich, ob ich das eine oder andere wirklich schon mitteilen will. Für diese Art Kommunikation ist ein schriftlicher Austausch besser geeignet, weil man die Möglichkeit hat, die Preisgabe eigener Informationen nochmals zu überdenken.

Ich praktiziere das mittlerweile schon seit mehreren Monaten und ich habe dabei sehr viel über mich selbst erfahren und versuche mir ein Bild von dem anderen zu machen.

Im Gespräch würde ich kläglich versagen.

Gleichzeitig habe ich die Erfahrung gemacht, dass man einen Menschen nicht finden kann, nur weil man auf der Suche ist. So etwas muss sich von ganz allein ergeben. Bei mir entwickeln sich gerade solche Beziehungen. Trotzdem kann ich auch nicht wissen, wie sich die eine oder andere Beziehung entwickeln wird.

Was meinst du mit "wenn ich dann diesen Menschen verliere?" Wenn ein Mensch deinen Wert erkennt, und dich deinetwegen mag, weshalb solltest du ihn dann verlieren? Wenn du aber nur denkst und fühlst, dass du solch einen Menschen verloren hast, war er in meinen Augen deine Aufmerksamkeit nicht wert. Für mich wäre es dann ein Gewinn und kein Verlust.

Das bedeutet ja nicht, dass ich nicht auch enttäuscht wäre. Aber wie das Wort schon sagt, man hat sich halt getäuscht in diesem Menschen. Beim nächsten Mal macht man es eben anders.

Liebe Grüße

Charlie
Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
Charlie66
Beiträge: 21
Registriert: 27. Okt 2008, 21:22

Re: Abgrenzen

Beitrag von Charlie66 »

Hallo Chiron,

diese übersteigerten Kraftgefühle kann ich gut nachempfinden. Bin mir nämlich auch noch nicht sicher, ob in mir nicht doch so eine kleine manische Ader steckt. Aber ich werde das beobachten.

Gerade wenn ich mich gut fühle, fällt es mir sehr schwer, mich zu Pausen zu zwingen. Auch konnte ich mir bisher nicht wirklich eine gute Tagesstruktur aufbauen. Deswegen und aus anderen Gründen habe ich mich nun entschieden, mich in einer Klinik behandeln zu lassen.

Schon der Gedanke, dass ich mich meinen Problemen und Ängsten stellen will, treibt mir den Schweiß aus den Poren. Aber nun hab ich ohne groß darüber nachzudenken alles in die Wege geleitet. (Irgendwie ist es doch auch eine Art, für sich selbst zu sorgen, oder?)

Um nochmals auf das Beispiel meiner Schwester zurück zu kommen. Irgendwann hab ich mir gesagt, jeder erwachsene Mensch muss seine Entscheidungen alleine treffen und auch mit den Konsequenzen leben. Ich tue das ja schließlich auch. Man kann seine Sichweise vermitteln und auch Bedenken äußern, aber die Entscheidung selbst liegt nicht mehr bei mir. Damit kann ich heute schon sehr gut leben. Hat aber auch 2 Jahre gedauert, bis ich das hinbekommen habe.

Dein Posting und auch das von Knöpfchen haben mich sehr auf meinem derzeitigen Weg bestärkt und Mut gemacht. Vielen Dank dafür.

auch dir liebe Grüße

Charlie
Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
Knöpfchen
Beiträge: 192
Registriert: 22. Jul 2007, 21:55

Re: Abgrenzen

Beitrag von Knöpfchen »

Hallo

@ Chiron

>Das Alleinleben hast Du ganz bewusst gewählt und fühlst Dich damit anscheinend auch wohl und zufrieden. Andererseits möchtest Du um Deiner Selbstwillen geliebt werden und kannst anderen nicht glauben, wie sehr sie Dich mögen, eben weil Du Du bist.<
Was – meist Du – hat das Eine mit dem Anderen zu tun?
Mit dem Alleinleben fühle ich mich wohl und zufrieden, das stimmt. Aber bewusst gewählt? Es ist halt so und ich komme gut damit klar und ich finde das ist gut so, denn sonst würde ich noch viel tiefer in den Depris stecken. Es gibt ja keine andere Möglichkeit. Aber das heißt nicht, dass ich mich nicht oft nach jemand sehne, mit dem ich einfach meine Gedanken austauschen kann.

>Läuft es in etwa so bei Dir ab?<
Njain. Wenn Du Dir das wirklich so vorstellst, also in einem Gespräch, dann hat es so eines noch nie gegeben.

>bei Dir stellt sich mir die Frage, was Du denn wirklich möchtest?<
Das ist eine gute Frage, über die ich heute längere Zeit nachgedacht habe, weil ich nicht so Recht weiß, >wie< ich sie beantworten soll.

Ich wünsche mir eine Person, die mir >das Gefühl< gibt, dass sie mich liebt und das nicht nur sagt. Dabei liegt bei mir der Schwerpunkt weder auf der Aussage „ich liebe dich“, noch auf den Taten, sondern die Kombination.

Vielleicht lebe ich in einer Traumwelt und wünsche mir etwas was es nicht gibt? Ich weiß es nicht. Was ich mir vorstelle ist eine gleichwertige Partnerschaft. Ein gegenseitiges Verständnis für den anderen. Also dass es eben nicht einseitig wird. Dass beide Teile ihr Herz „ausschütten“ können in der Sicherheit, dass der Andere zuhört und darauf entsprechend reagiert, als eben auch selbst zuhört und reagiert. Wenn dann das auch noch mit Worten und lieben Taten untermauert wird, ist das natürlich noch besser.

Bisher waren meine Erfahrungen eben so, dass mir in einem Fall (Mann) wohl gesagt wurde, man würde mich lieben, aber die Taten nicht dazu passten. Ansonsten bin ich für den/die anderen da, aber es kommt nichts zurück. So, als „dürfe“ es mir nie schlecht gehen.

Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt einigermaßen verständlich ausgedrückt habe. Entschuldige bitte, wenn nicht und frag nach. Momentan schaffe ich es nicht besser.

>Mir hilft die bedingungslose Liebe im Umgang mit Tieren. Im besonderen mit Hunden.<
Als ich das gelesen habe, musste ich spontan sofort „ich auch“ sagen. Die Liebe von Tieren spricht mich sehr stark an. Ich könnte, wenn sich z.B. eine Katze an mich schmiegt, sofort anfangen zu heulen. Im Moment habe ich keine Tiere (mehr). Wir hatten früher 2 Katzen und da hab ich das sehr oft erlebt/verspürt. Es geht mir manchmal sogar so, dass ich, wenn ich während der Autofahrt eine Katze sitzen sehe, anfange zu heulen. Wobei ich aber – wenn ich gefragt würde – nicht erklären könnte, warum.

Hunde liebe ich auch (eigentlich so gut wie alle Tiere), aber ich hatte noch nie einen. Allerdings sind an der einen Arbeitsstelle von mir, sowohl 2 Hunde als auch einige Katzen. Es freut mich immer sehr, dass mich die Hunde mit der größten Freude begrüßen.

Ich überlege in letzter Zeit auch öfter, ob ich mir nicht wieder eine Katze zulege. Warum ich im Moment keine habe (seit ich allein lebe) ist eben die Tatsache, dass ich wenig zu Hause bin und die Tiere sehr lange allein wären. Und wenn ich daran denke, dass ich sie eines Tages verlieren werde… ist das wieder ein „vorprogrammierter“ Verlust.

Schade, dass Tiere nicht reden können…

Inwiefern hilft Dir das?


@ Charlie

>weil es immer nur Kleinigkeiten sind.<
Gerade die machen es ja aus!

>Z. B. wenn ich mich vor Erschöpfung abgelegt habe, fragt er schon mal nach meinem Befinden. Er bekommt dann auch eine ehrliche Antwort. Er nimmt das zur Kenntnis und fordert nicht mehr meine uneingeschränkte Hilfe und Aufmerksamkeit, sondern sagt: "Bleib mal liegen, ich mach das schon selbst"<
Das z.B. ist/wäre so eine Reaktion, Situation, die mir das Gefühl geben würde, der andere interessiert sich für mich – liebt mich…

>Für diese Art Kommunikation ist ein schriftlicher Austausch besser geeignet, weil man die Möglichkeit hat, die Preisgabe eigener Informationen nochmals zu überdenken. Ich praktiziere das mittlerweile schon seit mehreren Monaten und ich habe dabei sehr viel über mich selbst erfahren und versuche mir ein Bild von dem anderen zu machen.<
Das kann ich voll unterstreichen. Wobei dabei das „ich hab dich lieb“ von der anderen Seite natürlich mehr in Worten ausgedrückt werden muss, als bei einem persönlichen Zusammensein, da man den Tonfall der Worte, den Gesichtsausdruck und die Gesten des anderen nicht hört bzw. sieht und deshalb geschriebene Worte leider auch oft missverstanden werden können.

>Gleichzeitig habe ich die Erfahrung gemacht, dass man einen Menschen nicht finden kann, nur weil man auf der Suche ist. So etwas muss sich von ganz allein ergeben<
Auch das kann ich voll unterschreiben. Das ist ja auch der Grund, warum meine Wünsche immer wieder auftauchen. Ich kenne sehr viele Leute mit denen ich zu tun habe und die freundlich zu mir sind und meine Taten schätzen. Aber wenn – wie man so schön sagt – die Chemie nicht stimmt, nützt es alles nichts. Man kann eine Freundschaft nicht „planen“.

LG Knöpfchen
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Abgrenzen

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Charlie,

das mit der Klinik halte ich für eine gute Idee und kann Deine Ängste diesbezüglich auch voll und ganz nachvollziehen.

Hier die Vorteile aus meiner eigenen Erfahrung:
- Du bist raus aus dem Alltag auf Dich und Deine Person gerichtet.
- Es gibt eine Tagesstruktur.
- Du bekommst verschiedene Therapieangebote und wirst entdecken alle haben ihre Berechtigung und helfen Dir auf dem Weg zu Dir selbst.
-Durch den Kontakt zu Mitpatienten kann die Selbstwahrnehmung korrigiert werden.

Wurdest Du denn schon mal auf den Verdacht bipolar untersucht?
Bei mir dauerte es vom Ausbruch der Krankheit bis zur gesicherten Diagnose-Stellung ca. 30 Jahre.

Aber Vorsicht, manchmal habe ich das Gefühl es ist derzeit eine Modediagnose, so ähnlich wie ADS. Plötzlich sind alle ADS.
Und jeder von uns, ist nach dem Überwinden der Depression erst mal erleichtert und froh wieder aktiv sein zu können, was nichts mit Hypomanie oder gar Manie zu tun hat.

Gute Fortschritte und Erholung in der Klinik,
wünscht Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Abgrenzen

Beitrag von Chiron »

Guten Morgen Knöpfchen,

mein Gesprächsbeispiel war mit Absicht deutlich überzogen.
Damit wollte ich Dir klar machen, wie groß Dein Schrei nach Liebe ist.

Ich denke in der Liebe ist es wie bei einer Bewerbung im Job.
Würdest Du einen Bewerber einstellen, der sich selbst für unfähig hält, dem Du ständig klar machen musst, er sei spitze bei der Arbeit?

Zu Deinem Alleinleben:
Das verstand ich so, dass Du keinen Partner hast und auch nicht unbedingt möchtest.

Du kannst den Richtigen finden, wenn Du ihn suchst und Dir dessen genau bewusst bist, was Du willst.
Wenn Du eine Wohnung suchst, bleibst Du schließlich auch nicht zu Hause sitzen und wartest auf den Mietvertrag, sondern studierst Inserate, machst Besichtigungstermine....
Warum denken dann so viele, die Liebe darf man nicht suchen?
Ich habe das Gefühl, Du weißt genau wie der Mann Deiner Träume sein muss, mach die Augen auf und Du wirst ihn erkennen, sobald er vor Dir steht.
Am besten vorher ganz klar wünschen, vergessen und abwarten....

Und vor allem sei Dir Deiner selbst bewusst.
Du lebst glücklich alleine und wünscht Dir als Bereicherung eine Partnerschaft.
Das bedeutet, Du hast alle Zeit der Welt einen Mann genauer kennenzulernen, Dich von einem "Fehlgriff" wieder zu trennen, bis Du den richtigen, der Dir gut tut, kennenlernst.

Die besondere Vorliebe für Hunde entwickelte ich wohl, weil ich sofort nach der Ankunft auf der Erde von einem schwarz-weißen Mischlingsmix in Empfang genommen wurde.
Meine Mutter erklärte unserem damaligen Familienhund:"Schau her, das ist unser Kind, ab sofort gehört es zur Familie dazu und du passt schön darauf auf."
Und so kam es auch.

Zum Tod von Tieren:
Damit gehe ich relativ gelassen um. Der Tod gehört zum Leben dazu.
Meine Mutter bereitete mich schon recht frühzeitig darauf vor.
Ein Leitspruch im Umgang mit geliebten Tieren in unserer Familie:
"Wenn ein Tier krank wird und keine Aussicht auf Heilung besteht, nur auf weitere Qualen und Schmerzen, so darf es eingeschläfert werden, um ihm weiteres Leid zu ersparen."

Können Katzen, wenn man sie zu zweit in der Wohnung hält, nicht länger alleine bleiben?
Ich kenne mich da nicht so gut aus.

Im Übrigen kann ich Vieles in puncto Abgrenzen aus eigener Erfahrung nachvollziehen.

Ein schönes Wochenende,
wünscht Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Cookie
Beiträge: 290
Registriert: 26. Jun 2006, 17:55

Re: Abgrenzen

Beitrag von Cookie »

Hallo Knöpfchen,
hab jetzt nicht alles gelesen, also entschuldige falls ich was wiederhole.
Überleg doch mal, wen du liebst. Und dann überleg mal, ob du den nur liebst, weil er was Tolles macht. Ist es nicht vielmehr so, dass man jemanden einfach liebt, egal, was er macht? Man sieht ihn oder sie an und kriegt so ein warmes Gefühl. Man ist gern mit der Person zusammen, man weiß gar nicht so genau warum. Man fühlt sich wohl und entspannt.
Also ich hab zum Beispiel ´ne Freundin, die macht nur Mist, aber ich hab sie trotzdem lieb.

Also klappt das schonmal nicht, mit dem Geliebtwerden durch tolle Taten.
Es kann ja auch extrem nerven, wenn einer sich immer vordrängelt und "helfen" will. Dann auch noch erwartet, dass man ihn dafür liebt.
Entweder wirst du ausgenutzt oder ausgebremst.
Beides doof.
Also vergiss es. Wenn du morgen vom Bus überfahren wirst, dreht die Welt sich auch weiter. So große Auswirkungen hat es auch nicht, wenn du mal nein sagst.
Du hast nicht die Verantwortung für Hinz und Kunz. Sondern für dich!
Grüße
luna
Charlie66
Beiträge: 21
Registriert: 27. Okt 2008, 21:22

Re: Abgrenzen

Beitrag von Charlie66 »

Hallo Knöpfchen,

als ich heute morgen dein Posting las, war ich sehr positiv überrascht. Du hast ganz konkrete Vorstellungen von einer Beziehung, die du dir wünschst. Das ist ein riesengroßer Schritt in die Richtung deines Zieles, weil du es klar definieren kannst.

Im Dezember letzten Jahres war ich das erste Mal in einer psychos. Klinik ohne überhaupt zu wissen, weshalb ich dort war, weil ich aus somatischen Gründen eingewiesen wurde. Dort habe ich viele Menschen kennengelernt. Davon bestehen heute noch 3 engere und 1 oberflächlicher Kontakt.

Mir hilft meine konkrete Formulierung, die ganzen Beziehungen besser zu durchleuchten. So hat sich z. B. herausgestellt, dass davon ein Kontakt, genau meiner Wunschvorstellung entspricht. Die beiden anderen lassen einen tiefen Austausch nicht zu. Obwohl ich beide Menschen sehr mag, bin ich auch enttäuscht, dass mir nicht das entgegengebracht wird, was ich erwarte. Aber ich halte mir mein Ziel immer vor Augen, um mich nicht davon abbringen zu lassen. Ich bin sehr wachsam geworden.

Genau wie vielen anderen, fällt auch mir das Loslassen sehr schwer. Eine konsequente Trennung ist derzeit deshalb unmöglich. Auch bin ich mir selbst noch nicht sicher, ob ich eine rigorose Trennung überhaupt möchte und mir evtl. ein oberflächlicher Austausch nicht doch gut tut bzw. mich bereichern kann.

Die Worte "ich hab dich lieb" müssen nicht unbedingt geschrieben stehen. In der Art, wie sensibel der andere mit dir umgeht, deine Probleme ernst nimmt und deine Gefühle und Motivation hinterfragt, wirst du erkennen, wie sehr er dich schätzt. Jetzt, wo du genau weißt, was du willst, wird es dir immer eher gelingen, zu erkennen, inwieweit der andere deinen Ansprüchen genügt. Jedenfalls sind das meine derzeitigen Erfahrungen.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Kraft und Geduld im Umgang mit dir selbst und kann dich nur ermutigen, weiter zu machen.

Liebe Grüße

Charlie
Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
Charlie66
Beiträge: 21
Registriert: 27. Okt 2008, 21:22

Re: Abgrenzen

Beitrag von Charlie66 »

Hallo Chiron,

auf eine bipolar Störung wurde ich noch nicht untersucht. Wusste gar nicht, dass man das untersuchen kann!

Wie an Knöpfen bereits geschrieben, wurde ich aus somatischen Gründen im Dezember letzten Jahres in eine psychos. Klinik eingewiesen. Deshalb weiß ich ungefähr, was auf mich zukommen wird. Dort wurde mir erstmals meine Diagnose "Depression" mitgeteilt. Rückblickend kann ich sagen, dass mich bereits seit meiner Teenagerzeit diese Krankheit hin und wieder im Griff hatte.

Nur bin ich mir unsicher in der Wahl der Klinik, weil ich die Unterschiede nicht kenne. Akutklinik, Sanatorium, Reha, Kur usw. Ich hab mich jetzt erst einmal für die Parkklinik in Bad Kissingen entschieden. Diese Klinik ist für Selbstzahler und es werden vorrangig Gruppentherapien angeboten. (Mein Alptraum!) Jedenfalls hoffe ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.

Auf eine evtl. manische Seite hat mich eigentlich meine Freundin hingewiesen, weil sie sich manche Gefühlsausbrüche nicht erklären konnte. Daraufhin konnte ich auch die innerliche Veränderung spüren. Wenn überhaupt, ist sie nicht sehr stark ausgeprägt. Ich gebe mich dann schon mal überschwenglicher aber weil ich dieses Gefühl jetzt einordnen kann, handle ich rein kognitiv.

Meiner Ärztin habe ich erstmals letzte Woche davon berichtet. Sie will es vorerst im Auge behalten, was ich für einen guten Ansatz halte. Vielleicht gehört es ja sogar zu meinem Naturell. Sie wird es im Kurzbericht an die Klinik mit erwähnen, dass man es weiter beobachten kann.

Wünsche auch dir ein erholsames Wochenende

Charlie
Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
Charlie66
Beiträge: 21
Registriert: 27. Okt 2008, 21:22

Re: Abgrenzen

Beitrag von Charlie66 »

Hallo Chiron,

nun bin ich mal mutig und frag mal nach, wie äußert sich denn eine bipolar affektive Störung bei dir genau?

LG Charlie
Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
Knöpfchen
Beiträge: 192
Registriert: 22. Jul 2007, 21:55

Re: Abgrenzen

Beitrag von Knöpfchen »

Hallo!

Es stimmt, ich habe keinen Partner, was aber nicht heißt, dass ich einen haben will. Ich suche bewusst nicht danach. Sollte es sich ergeben – so wie Du das beschreibst – werde ich mich nicht kategorisch dagegen wehren, aber ich von meiner Seite aus habe nicht vor etwas zu unternehmen. Dazu habe ich viel zu viel Angst vor einer neuen Enttäuschung und davor, wieder jemand zu vertrauen.

Das was ich mir wünsche, muss keine Partnerschaft sein. Ich wünsche mir einfach einen Menschen, der mit mir klar kommt und mir das Gefühl gibt, mich lieb wirklich zu haben. Das kann jederzeit auch eine Freundin sein.

Was den Tod – insbesondere von Tieren – betrifft wäre das für mich wiederum ein Verlust. Ich würde wieder allein dastehen und müsste eine neue „Partnerschaft“ suchen…

Die Wunde die mir 40 Jahre lang zugefügt wurde, ist einfach zu groß, als dass sie „einfach so“ in – im Verhältnis dazu – kurzer Zeit heilen würde. Schon gar nicht, wenn wieder jemand kommt und sie ankratzt.

Eine konkrete Vorstellung von einer Beziehung die ich mir wünsche habe ich schon seit meiner Kindheit. Genau so:
>Man sieht ihn oder sie an und kriegt so ein warmes Gefühl. Man ist gern mit der Person zusammen, man weiß gar nicht so genau warum. Man fühlt sich wohl und entspannt.<
Im Laufe meines Lebens hatte/habe ich – bis heute - viele so Beziehungen, wie sie Charlie beschreibt:

>Obwohl ich beide Menschen sehr mag, bin ich auch enttäuscht, dass mir nicht das entgegengebracht wird, was ich erwarte, mir evtl. ein oberflächlicher Austausch nicht doch gut tut bzw. mich bereichern kann <
Es sind für mich Beziehungen, in denen es einen „oberflächlichen Austausch“ gibt, der mir auch ganz gut tut. Aber eben nicht mehr. Das bedeutet für mich, dass ich sie weiter pflege. Sollten sie aber aus irgendwelchen Gründen „einschlafen“, würde es mir nicht viel ausmachen. Ich würde nicht darum kämpfen. Es ist aber auch keine dabei, bei der ich eine Abgrenzung – so wie ihr sie mir erklärt habt – notwendig finden würde.

Und dieser eine – erste – Kontakt in meinem Leben der
>genau meiner Wunschvorstellung entspricht. Die beiden anderen lassen einen tiefen Austausch nicht zu.<
ist eben dabei, degradiert zu werden, zu einem, in dem nur noch „oberlächlicher Kontakt“ möglich ist…

Aber ich werde wohl darauf nicht näher eingehen. Zum einen würde es dann zu persönlich und zum anderen würde ich mich wiederholen…

LG Knöpfchen
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Abgrenzen

Beitrag von Chiron »

Liebe Charlie,

die Untersuchung einer psychischen Erkrankung erfolgt meiner Erfahrung nach, durch intensive Gespräche, Beobachtung während des Klinikaufenthaltes und psychologische Tests.

Hier ein Info-Link:

http://www.bipolar-forum.de/read.php?7,20

Dort kannst Du einen Fragebogen als ersten Hinweis downloaden.

Bipolar, früher manisch-depressiv bedeutet den Wechsel zwischen, je nach Krankheitsausprägung, himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt.

Wie bei allen Erkrankungen gibt es auch hier verschiedene Symptome, Ausprägungen und was ich ganz wichtig finde, unterschiedliche Charaktere.
In der SHG merke ich oft, wir haben zwar die gleiche Störung und die ist nicht selten recht unterschiedlich ausgeprägt, sondern ganz differenzierte Charaktere.

Zu mir.

Anzeichen einer beginnenden Hypomanie:
-Unbändiger Rededrang (andere kommen nicht zu Wort)
-Ideenflut, geringes Schlafbedürfnis...
und dann muss ich auch schon ganz schnell gegensteuern, sprich mit dem Kopf arbeiten, Ruhepausen einlegen...

Anzeichen einer beginnenden Depression:
-Schlafstörungen, Albträume, Traurigkeit, Wortkargheit.(Alarmsignal für meine Familie/gute Freunde)... Und wieder gilt gegensteuern mit dem Kopf, zu nichts zwingen, sich was Gutes tun...

Zurzeit kämpfe ich wieder gegen diese wahnsinnige Erschöpfung und das Abtauchen in die Depri.

Liebe Grüße,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Abgrenzen

Beitrag von Chiron »

Liebe Knöpfchen,

sorry, momentan habe ich keine Kraft weiter zu versuchen Dich aus Deinem "selbstgewählten" Loch zu hiefen.

Ich denke, sobald Dein Leidensdruck groß genug ist, wirst Du einen Weg suchen und finden, die erlittenen Traumata heilen zu lassen, um in Zukunft ein glücklicheres Leben führen zu können.
Aber vielleicht bist Du auch zufrieden damit, so wie es ist. Wer weiß das schon.

Alles Liebe und Gute für Dich,
muss mich wieder ausruhen....

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Knöpfchen
Beiträge: 192
Registriert: 22. Jul 2007, 21:55

Re: Abgrenzen

Beitrag von Knöpfchen »

Hallo Chiron!

Mach dich bitte wegen mir nicht fertig. Das ist es nicht wert. Du musst dich doch um dich selber kümmern. Aber vielen Dank, dass du dir so viel Mühe gibst!! Es hat gut getan!

Ich bin halt momentan in einer seelischen Achterbahn und - wie man so schön sagt - sehr dünnhäutig. Denke/hoffe, das Fell wird mir schon wieder wachsen. Momentan wirft mich halt jede Kleinigkeit wieder um.

Wird sich schon (hoffentlich) wieder einrenken. Bis jetzt bin ich damit ja relativ gut klar gekommen. Ist halt immer nur dann besonders schwer, wenn Situationen auftreten, die die ganze Misere wieder aufwühlen. Dann muss ich sie halt wieder runter schlucken.

Aber vllt bringt die Thera im Laufe der Zeit doch was...

Alles Gute dir!!!
LG Knöpfchen
Charlie66
Beiträge: 21
Registriert: 27. Okt 2008, 21:22

Re: Abgrenzen

Beitrag von Charlie66 »

Liebe Knöpfchen,

eine nähere Erklärung hierzu ist gar nicht notwendig, da ich mir sehr gut vorstellen kann, was genau du suchst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nur sehr wenige Menschen gibt, die sich auf solch eine intensive Beziehung einlassen wollen oder können.

Ich kann dich nur ermutigen, deine Hoffnung nicht aufzugeben. Wer weiß schon, was einem das Leben noch so alles bieten kann. Alles ist doch irgendwie auch möglich, auch wenn wir uns das Eine oder Andere heute nicht vorstellen können.

Wünsche dir dafür ausreichend Kraft und und immer einen objektiven Blick für die Kulissen dahinter.

Liebe Grüße

Charlie
Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
Charlie66
Beiträge: 21
Registriert: 27. Okt 2008, 21:22

Re: Abgrenzen

Beitrag von Charlie66 »

Liebe Chiron,

habe mich seit ein paar Tagen zurückgezogen, weil es mir nicht so gut ging. Konnte die Depri auch nicht mehr aufhalten. Da es heute wieder besser geht, möchte ich mich bei dir ganz herzlich für deine ausführliche Antwort bedanken.

Auch wenn ich heute noch nicht beurteilen kann, ob da etwas Manisches in mir steckt, so hilft es mir doch, genauer hinzusehen und besser in mich hinein zu horchen.

Dir scheint es gerade nicht sonderlich gut zu gehen. Deshalb wünsche ich dir nicht nur ein schönes Wochenende, sondern auch viel Kraft, um wieder aus deinen Abgründen auftauchen zu können.

Liebe Grüße

Charlie
Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
Charlie66
Beiträge: 21
Registriert: 27. Okt 2008, 21:22

Re: Abgrenzen

Beitrag von Charlie66 »

Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
Charlie66
Beiträge: 21
Registriert: 27. Okt 2008, 21:22

Re: Abgrenzen

Beitrag von Charlie66 »

Wenn der Tag nicht dein Freund ist, so ist er dein Lehrer
Knöpfchen
Beiträge: 192
Registriert: 22. Jul 2007, 21:55

Re: Abgrenzen

Beitrag von Knöpfchen »

Hallo Charlie!

Danke, dass du dich wieder gemeldet hast! Freut mich auch, dass es dir wieder etwas besser geht!

Nicht aufgeben. Ja. Ist halt nicht so einfach. Ich bin ja nicht mehr die Jüngste und bis jetzt hatte ich noch nie eine wirkliche Freundschaft. Eine Beziehung, in der man mich genommen hat wie ich bin, zu mir gehalten hat, egal was kommt. Es hat nur immer eine Zeit lang geklappt, solange ich meine Wünsche und Bedürfnisse unterdrückt und zurück gestellt - die des anderen akzeptiert und erfüllt habe.

Da ich mir aber halt eine Beziehung/Freundschaft wünsche, in der jeder für den anderen da ist, versuche ich darum zu kämpfen. Falls es nicht klappen sollte,werde ich nie wieder einen Versuch starten. Es tut zu sehr weh immer wieder spüren und erkennen zu müssen, dass man mit mir einfach nicht klar kommt. Dass ich nur eine Belastung für andere bin. Ich halte das nicht mehr aus. Ich bin jetzt schon an der absoluten Grenze...

Na ja, einen ganz kleinen Hoffnungs-Schimmer habe ich noch. Wenn ich die Empfehlung meines Therapeuten befolgen würde, wäre es sowieso schon aus...

Danke für deine ermunternden Worte!
Wünsche dir auch, dass du weiter die Kraft hast zu kämpfen. Und Erfolg dabei.

LG Knöpfchen
Antworten