Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

danideng
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von danideng »

Hm liebe Xenia, du möchtest Gernervtsein ausschließen. Geht das überhaupt? Und schließ ich nicht gleichzeitig Wut aus?

Meine Therapeutin in der Klinik erklärte mir, ich müsse lernen, Wut zuzulassen, sie sei sehr wichtig.

In dem vorgehenden Thread war ich richtig wütend. Ich lebte die Wut aus, und mir ging es besser. Ich DARF wütend sein. Ist nicht auch das eine Form von Achtsamkeit, Xenia? Ich muss doch auch MEINE Gefühle rauslassen dürfen, auch wenn sie vielleicht manchmal falsch sind.

Natürlich hast du recht, man sollte nichts von der Person, sondern lediglich an der Aussage festmachen. Aber Genervtsein verdrängen? Das ist doch schlecht für mich, denn damit verdränge ich doch schon wieder MEINE Gefühle?! Etwas, was ich persönlich viel zu lange gelebt habe, meine eigenen Gefühle verdrängen, die der anderen sind wichtig...

Liebe Grüße
Dani1112
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Dani,

eben habe ich gerade gemerkt, dass ich mich vielleicht nicht so richtig gut ausgedrückt habe.

Natürlich darf ich genervt sein. Und wenn ich genervt bin, dann drücke ich das auch nicht weg. Ich versuche dann, mein Genervtsein zu reduzieren oder zumindest nicht zu steigern, indem ich z.B. mir meinen Teil denke. Denn wenn ich meinem Genervtsein Ausdruck verleihe, provoziere ich natürlich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Gegenreaktion, die dann wiederum bei mir eine Gegenreaktion provoziert und damit mein Genervtsein nur noch steigert.

Es geht vielleicht eher darum, rechtzeitig aus einer solchen Spirale auszusteigen. Manchmal spreche ich mein Genervtsein bei einer anderen Person an, z.B. nach der Situation bei einer Freundin oder eben bei meiner Therapeutin.

Aber es ist schon auch so, dass die Anfälligkeit fürs Genervtsein oder für Wut mit der Zeit geringer wird, wenn ich mir in solchen Situationen immer wieder bewusst mache, was eigentlich nun wirklich der Auslöser für mein Genervtsein oder für meine Wut ist. Weil ich dann feststelle, wo die für mich gefährlichen Punkte sind. Neulich habe ich mal in einem Thread eine Art Situationsanalyse gemacht. Man mag nun inhaltlich davon halten, was man will. Mir persönlich helfen aber solche Analysen dabei, meine eigenen Anteile rauszufiltern und beim nächsten Mal besser darauf zu achten.

>Meine Therapeutin in der Klinik erklärte mir, ich müsse lernen, Wut zuzulassen, sie sei sehr wichtig.

Das stimmt, war für mich auch extrem wichtig, um nicht zu sagen lebensnotwendig (das meine ich durchaus ernst). Aber im Verlauf der Wut-Übung, also je öfter ich Wut zugelassen habe, desto eher gelang es mir eben auch, sie wieder loszulassen.

> Ich lebte die Wut aus, und mir ging es besser. Ich DARF wütend sein. Ist nicht auch das eine Form von Achtsamkeit, Xenia? Ich muss doch auch MEINE Gefühle rauslassen dürfen, auch wenn sie vielleicht manchmal falsch sind.

Hmm, sind Gefühle jemals falsch??? Ich glaube nicht. Sie sind vielleicht nicht immer angemessen, einen wahren Kern haben sie immer, da sie durch irgendetwas ausgelöst werden. Wenn es Dir nach dem Wutausleben besser geht, ist es natürlich gut. Das Problem ist nur, dass man schauen muss, was man mit seiner Wut beim anderen auslöst und ob man mit seiner Wut dem ganzen Geschehen nicht eine ungute Dynamik verleiht. Vielleicht kommt es hier auch darauf an, rechtzeitig auszusteigen bevor das ganze verletzend wird.

Natürlich geht das nicht immer, aber eben, das ist in meinen Augen auch nicht Sinn der Sache.

>Das ist doch schlecht für mich, denn damit verdränge ich doch schon wieder MEINE Gefühle?!

Natürlich ist das Verdrängen von Gefühlen Gift. Und wo wir schon bei Gift sind: Ich glaube, hier macht die Dosis das Gift, d.h. Gefühle wahrnehmen, annehmen und loslassen ist auch hier das Mittel der Wahl. Denn immer wenn ich ein Gefühl nicht rechtzeitig loslasse, wird es für mich ungut. Ist zumindest meine Erfahrung...

>Etwas, was ich persönlich viel zu lange gelebt habe, meine eigenen Gefühle verdrängen, die der anderen sind wichtig...

Es geht in meinen Augen darum, ein Gleichgewicht zu finden. Vermutlich haben wir alle viel zu lange ausschließlich auf die Gefühle/Bedürfnisse der anderen geachtet.

Viele Grüße

Xenia
danideng
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von danideng »

"Es geht in meinen Augen darum, ein Gleichgewicht zu finden. Vermutlich haben wir alle viel zu lange ausschließlich auf die Gefühle/Bedürfnisse der anderen geachtet."

Damit hast du es auf den Punkt gebracht, Xenia. Natürlich hast du recht, man muss auch rechtzeitig von den Gefühlen ablassen, besonders wenn sie einem auf Dauer nicht gut tun. Wenn ich nur daran denke, wie ich in dieses Forum kam...., derjenige welche ist jetzt übrigens im Krankenhaus, hatte einen Schlaganfall und Herzinfarkt. Er tut mir unendlich leid, aber ich kann mich abgrenzen.

Diesen Zwischenweg zu finden zwischen Gefühle leben, aber nicht Oberhand gewinnen lassen ist m.E. der Weg zur perfekten Achtsamkeit.

Ich merkte schon in der Klinik, dass ich achtsamer mit mir umging. Ich merke es auch jetzt immer wieder, ich passe auch in Alltagssituationen auf mich auf. Manchmal gelingt es mir mehr, manchmal weniger, aber ich denke, nur durch das ständige Üben erlangt man den richtigen Weg. Und Gelegenheit zum Üben haben wir durch den Alltag ja nun wirklich reichlich....

Viele Grüße
Dani1112
kerry
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von kerry »

Hallo...

Ehrlich gesagt hab ich das ganze jetzt nur überflogen.
Ich frage mich die ganze Zeit, wie ich achtsam mit meinen Gefühlen mir gegenüber umgehen soll.
Wie kann ich Sie weg manipulieren oder mich davon abgrenzen??
Sie begleiten mich doch Täglich.
Dazu muß ich sagen, das ich momentan in einer schlechten persönlichen Situation mich befinde.
Ich weiß wirklich nicht wie ich mir und meiner Seele was gutes tun kann.
Ach auch egal...
Hab mich halt dann doch mal wieder hier gemeldet!
Grüßle Kerry
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und Du wirst Glücklich sein..
otterchen
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von otterchen »

Hallo,

Diesen Zwischenweg zu finden zwischen Gefühle leben, aber nicht Oberhand gewinnen lassen ist m.E. der Weg zur perfekten Achtsamkeit.

Daran hapert es bei mir noch gewaltig!
Ich merke, dass ich ständig direkt gegensteuere... wenn ich merke, dass mich ein Gedanke z.B. traurig macht, dann versuche ich direkt, die Situation mal anders zu sehen, ihr einen positive(re)n Anstrich zu geben.
Aber damit verdränge ich wohl wieder das ursprüngliche Gefühl, hm?

Ich bin da derzeit noch sehr unsicher, weiß schlecht das Maß zu halten zwischen "Gefühl zulassen" und "Gedankenkontrolle". Meine Gefühle kann ich ja quasi beherrschen, und das ist schonmal besser, als wenn meine Gefühle mich beherrschen würden - aber ich fürchte, ich tue des Guten zuviel.

Ich hoffe, dass ich hier mit Euch vielleicht eine Möglichkeit finden kann, dies etwas maßvoller für mich zu gestalten.

Und... schön, dass wir hier jetzt zusammengefunden haben, ich empfinde es hier derzeit als sehr angenehm.
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ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Kerry,

>Ach auch egal...

Was jetzt, egal oder ist Dir Deine Frage wichtig? Wenn sie nämlich egal ist, dann brauchen wir uns ja eigentlich keine Mühe geben, oder?

Merkst Du, was für eine Auswirkung es auf andere haben kann, wenn Du selbst Dich nicht für wichtig nimmst? Dann kann es nämlich gut passieren, dass die anderen Dich ebenfalls nicht als wichtig erachten! Okay, das Beispiel war jetzt von mir ein wenig übertrieben, aber ich denke, dass daran schon etwas ist. So wie Du Dich siehst, sehen andere Dich im Zweifel halt auch.

Zu Deiner Frage mit dem achtsamen Umgang mit den eigenen Gefühlen.

Ich habe mir eben überlegt, dass es mit Gefühlen ja eigentlich ganz ähnlich ist wie mit Kindern: je mehr ich Kinder manipuliere oder je mehr ich sie verdränge (= nicht wahrnehme oder sie als nicht zu mir gehörig deklariere), desto fordernder werden sie. Wenn ich einem Kind aber ausreichend (und das ist wichtig, nicht zu wenig, aber auch nicht zu viel) Aufmerksamkeit gebe, wird ein Kind vermutlich nicht zu fordernd sein und auch wieder sich selbst zuwenden.

So sehe ich es auch mit den Gefühlen: schau sie Dir an, anerkenne deren Berechtigung im aktuellen Moment, gib ihnen Aufmerksamkeit. Aber mache Dir auch bewusst, dass Du nicht Dein Gefühl bist und ein Gefühl niemals ewig anhält. Es geht irgendwann vorbei. Das ist so. Basta.

Mir persönlich hat es geholfen, mir dies immer wieder klar zu machen. Ein Gefühl ist da, es verdient Aufmerksamkeit, aber es ist nicht für immer da. Das alles klappt natürlich nicht auf Anhieb, man muss es üben und es ist sicher auch nicht ein allgemeingültiger Weg, den alle gehen müssen. Vielleicht haben andere Menschen andere Wege für einen achtsamen Umgang mit den eigenen Gefühlen?

Sorry, zu mehr reicht meine Aufmerksamkeit gerade nicht mehr, bin schon auf dem Weg ins Bettchen.

Viele Grüße und 'ne gute (erträgliche) Nacht

Xenia
P.S. Dani: freut mich, wenn Du aus meinen Postings etwas für Dich Brauchbares ziehen konntest!
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Otterchen,

ganz kurz nur:

>Ich merke, dass ich ständig direkt gegensteuere... wenn ich merke, dass mich ein Gedanke z.B. traurig macht, dann versuche ich direkt, die Situation mal anders zu sehen, ihr einen positive(re)n Anstrich zu geben.
Aber damit verdränge ich wohl wieder das ursprüngliche Gefühl, hm?

Wie wäre es, wenn Du vor der Neubewertung der Situation Deine Trauer anerkennst und auch zulässt und erst dann schaust, ob man die Situation auch aus einem anderen Blickwinkel sehen könnte?

Jetzt aber endgültig: Gute Nacht!
danideng
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von danideng »

Hallo Xenia,

"P.S. Dani: freut mich, wenn Du aus meinen Postings etwas für Dich Brauchbares ziehen konntest!"

Ich zieh verdammt viel Brauchbares aus deinen Postings und auch aus den Threads allgemein, seit du den ersten aufgemacht hast.

Und ich habe heute auch deinen Rat befolgt, und mich in Teil II zurückgehalten.

Viele Grüße
Dani1112
otterchen
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von otterchen »

Hallo liebe Xenia,

Wie wäre es, wenn Du vor der Neubewertung der Situation Deine Trauer anerkennst und auch zulässt und erst dann schaust, ob man die Situation auch aus einem anderen Blickwinkel sehen könnte?

Ja, das will ich gerne versuchen und bin gerade dabei. Aktuell gibt's da was, was ich genauso angehen werde (hat mit Silvester zu tun).


vom Zickchen (pfffff)
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chrigu
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von chrigu »

Hallo,

da bin ich auch wieder.
Danke Xenia, dass Du meine Lieblings-Achtsamkeitsübung reinkopiert hast!

Ich habe in den letzten Tagen versucht, möglichst viel Achtsamkeit in meinen Alltag hineinzubekommen. Es geht mir zur Zeit nicht besonders gut und ich merkte, wie ich langsam wieder in so eine Wattewelt glitt.
Aber dann habe ich versucht, achtsam zu sein, und zwar bei den einfachsten Dingen. Ich habe heute gekocht und mich auf das Zubereiten konzentriert, auf meine Handbewegungen beim Gemüse schneiden, auf die Gerüche, die Geräusche, die verschiedenes Gemüse in der Pfanne macht (Pilze pfeifen ).

Natürlich ist mir das nicht die ganze Zeit gelungen, aber ich habe es eben immer wieder versucht und merke, wie mich diese Achtsamkeit insgesamt ruhiger macht und näher an mich dran bringt. Das Wattegefühl ist wieder abgerückt.

Mein erleichterndes Fazit aus diesem "Kochen mit Achtsamkeit" ist, dass Achtsamkeit auf die eine oder andere Weise immer funktioniert und mir wirklich hilft. Und ich allein dadurch, dass ich mehr darauf achte, was ich gerade tue und welche Eindrücke sich sammeln, ich die Achtsamkeit hoffentlich immer mehr in meinen Alltag einbauen kann.

Eigentlich hatte ich auch noch ein andere paar Gedanken im Kopf, als ich Eure Posts gelesen habe, aber das ist mir heute doch ein bisschen zuviel. Ich belasse es mal bei dieser absolut praktischen und anwenderfreundlichen Erfahrung.

Viele Grüße
Chrigu
obsidiana

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von obsidiana »

Grosses seufz...

hier werden etliche Beispiele aus der Vipassana Meditaion beschrieben und es soll hier ohne Meditation gehen??

Vllt. sollte der threaderöffner mal genau googeln was Meditation bedeutet????...

Aber weiter viel Spaß - wenns hilft...oft wird ja gerne vom Eigentlichen abgelenkt..

LG obsi
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Zicken-Otterchen

>Aktuell gibt's da was, was ich genauso angehen werde (hat mit Silvester zu tun).

Tja, mit Sylvester geht es mir ähnlich. Ich habe ein Experiment vor. Da ich nämlich dieses Jahr alleine zu Hause sein werde möchte ich die Zeit für eine innere Einkehr nutzen und mich bewusst vom Jahr 2007 verabschieden und das Jahr 2008 willkommen heißen. Beides ohne zu bewerten, wobei mir das beim Jahr 2007 schwer fallen wird, da es gespickt war von einigen Herausforderungen, die ich gar nicht so leicht bewältigen konnte. War ein hartes Jahr, allerdings nicht in psychischer Hinsicht.

Momentan bin ich noch am Überlegen, wie ich den morgigen Abend dann gestalten möchte. Momentan freunde ich mich gerade mit dem Gedanken an, mir eine Flasche Wein zu kredenzen.

Viele Grüße

Xenia
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Chrigu,

Deine Übung habe ich reinkopiert, weil ich sie einfach klasse finde. Besser (= machbarer) als meine Apfel-Beobachtungsübung, finde ich.

>Natürlich ist mir das nicht die ganze Zeit gelungen, aber ich habe es eben immer wieder versucht und merke, wie mich diese Achtsamkeit insgesamt ruhiger macht und näher an mich dran bringt. Das Wattegefühl ist wieder abgerückt.

Vielleicht kann eine solche Übung ja auch gar nicht perfekt gelingen? Muss sie das denn auch überhaupt?

Deine Wahrnehmung kann ich für mich bestätigen. Mir geht es dann auch so, dass ich insgesamt wieder mehr zu mir finde. Und dann unbefangener an eine Sache herangehen kann oder überhaupt erst in der Lage bin, eine Botschaft zu verstehen (so wie bei meinem oben beschriebenen Kommilitonen-Beispiel).

>Mein erleichterndes Fazit aus diesem "Kochen mit Achtsamkeit" ist, dass Achtsamkeit auf die eine oder andere Weise immer funktioniert und mir wirklich hilft. Und ich allein dadurch, dass ich mehr darauf achte, was ich gerade tue und welche Eindrücke sich sammeln, ich die Achtsamkeit hoffentlich immer mehr in meinen Alltag einbauen kann.

Ich denke, das macht vielleicht nicht nur Dir Mut, oder?! Und ich glaube schon, dass man nach und nach solche Dinge mehr in den Alltag einbauen kann, weil Achtsamkeit durch das wiederholte Anwenden vermutlich nicht mehr so viele Aufmerksamkeitsressourcen benötigt und damit weniger anstrengender wird (ein normaler Lernprozess, in meinen Augen).

Viele Grüße

Xenia
otterchen
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von otterchen »

Hallo Xenia,

möchte ich die Zeit für eine innere Einkehr nutzen und mich bewusst vom Jahr 2007 verabschieden und das Jahr 2008 willkommen heißen

Das klingt gut... ich bekomme direkt Lust, das auch für mich zu machen. Vielleicht mal ein richtiges Ritual daraus machen? All das, was das vergangene Jahr ausgemacht hat (gut wie schlecht), auf Zettel schreiben, diese dann um Mitternacht zerreißen und im Wind fliegen lassen - als Symbol für das Loslassen von was Vergangenem?
Hm... da würde mir vorher ja noch das Annehmen fehlen... *grübel*

Vielleicht fällt mir ja noch was dazu ein... oder hättest Du noch eine Idee dazu?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
danideng
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von danideng »

Hallo,

ich stelle fest, dass ich durch diesen Thread bei allem und jedem achtsamer werde, ich achte mehr auf mich, höre mehr in mich hinein, oder nehme beim Hundespaziergang ganz bewusst die Umwelt wahr. Und komisch, seit ich das mache, gehen die Leute ganz anders auf mich zu, ich hab sozusagen gerade "einen Lauf". Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich etwas anderes ausstrahle, oder was auch immer, aber beides zusammen gefällt mir ausgesprochen gut.

Was Silvester betrifft: Ich habe 7 absolut beschissene Jahre hinter mir, mit Krankheiten, Tod meines Mannes, etc. etc., so dass ich hoffe, nach der magischen 7 geht es nun wieder bergauf. Ich freue mich sehr, dass meine Kinder dieses Jahr Silvester bei mir sein werden. Ich muss zu Hause bleiben, da mein lieber Hund nicht schussfest ist.

Ich schaue nun positiv und bewusst in das neue Jahr mit dem festen Glauben, dass nun alles besser wird.

Viele Grüße
Dani
Dani1112
kerry
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von kerry »

Nabend Xenia...

Danke für deine Antwort !!!
Ja du hast mir einiges zu Denken gegeben.
Leider bin ich ( hab mein Stangyl schon genommen ) nicht in der Lage weiter hier zu Schreiben.
Werde mich morgen aber melden.
Ich hoffe das mein Stangyl mir eine erträgliche Nacht bereitet.
Danke noch mal... Gruß Kerry
Schenke jeden Tag ein Lächeln

und Du wirst Glücklich sein..
Anita2
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von Anita2 »

Hallo Dani,
ich habe genau das auch erlebt und mir auch die gleichen Fragen gestellt.
Es war der Anfang meiner Veränderungen, der veränderten Wahrnehmung meiner selbst und der Umwelt.
Ich habe bewusst auf die Reaktionen auf mich geachtet, aufgesogen und als Bestätigung, Bestärkung, auf einem guten Weg zu sein, mir immer wieder hervor geholt und verarbeitet.

Ich denke durch meine andere, neue Ausstrahlung, die nicht zuletzt durch diese Erfahrung, gewachsen ist habe ich einen Mann kennen gelernt mit dem ich eine wunderbare Beziehung erlebe.

Ich genieße jeden Tag an dem wir uns treffen und bin gleichzeitig sehr achtsam mit dem gesamten Geschehen (mit meinen Gefühlen und aber auch im Umgang mit ihm).
Ich lebe langsamer und bewusster, lasse mir für alles mehr Zeit.
Ich sage heute nicht immer sofort nein, sondern auch oft erst einmal "Vielleicht". Hierdurch gewinne ich Zeit und gebe mir eine weitere Chance.

Liebe Dani, wollte Dir gerne Mut machen, dass das was Du gerade erlebst bei mir der Beginn der eigenen Wahrnehmung meiner positiven Wirkung auf andere und somit aller positiven Veränderungen war.

Ich wünsche allen hier einen guten Start in das Jahr 2008 und viel Erfolg bei allem was Ihr tun wollt. Achtet auf Euch.

Anita
s-ch
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Registriert: 6. Jul 2008, 23:44

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von s-ch »

das sind schöne Berichte und ich wünsche jedem hier das Allerbeste, auf sich selbst zu achten.

Achtsamkeit für sich selbst hat auch viel mit Wertschätzung für sich selbst zu tun, diese fehlt bei mir komplett. Ich nehme aber das Befinden anderer sehr viel hellhöriger wahr, meine eigenen Bedürfnisse negiere ich massiv. Vielleicht auch eine Angst, in den Abgrund in sich hineinzusehen und sich dann einzugestehen, dass es eigentlich so nicht mehr weitergehen kann, eine Form von Feigheit.

Viele Grüße S.
danideng
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von danideng »

Liebe Anita,

ich danke dir für deinen schönen, Hoffnung machenden Bericht. Naja, so weit bin ich noch lange nicht, bei mir ist gerade alles in den Anfängen. Es entwickelte sich erst durch die Klinik, jetzt aber auch bewusst durch diesen Thread, der mir unheimlich hilft. Ich empfinde ihn wie zwei Krücken, die mir das "neue" Gehen erleichtern . Verständlich?

Ich hoffe, dass ich so weitermachen kann, immer achtsamer werde und eines Tages auch einen so schönen mutmachenden Beitrag schreiben kann wie du

Liebe Grüße und DANKE!
Dani1112
carina
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von carina »

Hallo s-ch und alle anderen,

ich fühle auch eher die Bedürfnisse meiner Mitmenschen als meine eigenen. Achtsam mit mir selbst umgehen lerne ich erst, aber ich mache Fortschritte.

Ich habe keine Angst in mich hinein zu schauen. Nur war da in Zeiten meiner schlimmsten Depression einfach Leere. Sonst nichts. Jedenfalls nichts schlimmes oder so.

Achtsamkeit bedeutet für mich vor allem, dass ich freundlich mit mir umgehe. Ich mag z.B. morgens nicht gerne aufstehen. Bin ist streng zu mir (Jetzt steh doch endlich auf...)werde ich bockig. Rede ich mir jedoch gut zu, dann fällt es mir leichter aus dem Bett zu krabbeln.

Viele Grüße

Carina
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Otterchen,

>Das klingt gut... ich bekomme direkt Lust, das auch für mich zu machen.

Und, hast Du Dich dazu entscheiden können?

>Vielleicht mal ein richtiges Ritual daraus machen? All das, was das vergangene Jahr ausgemacht hat (gut wie schlecht), auf Zettel schreiben, diese dann um Mitternacht zerreißen und im Wind fliegen lassen - als Symbol für das Loslassen von was Vergangenem?
Hm... da würde mir vorher ja noch das Annehmen fehlen... *grübel*

Das ist eigentlich eine gute Idee! Wäre nur wichtig, dass man keinen Gegenwind hat (kleiner, aber schlechter Scherz am Rande). Und vielleicht nimmt man die Dinge ja schon an, wenn man sie in Ruhe (!) aufschreibt und sich nicht von unguten Gefühlen ablenken lässt. Und zur Not hilft ja immer noch die radikale Akzeptanz: Was vergangen ist, kannst Du ohnehin nicht mehr verändern, nur akzeptieren und in Dein Leben integrieren kannst Du es...

>oder hättest Du noch eine Idee dazu?

Nö, nicht so wirklich. Habe bisher nur vor, mich dem vergangenen Jahr gedanklich und emotional zu widmen, Bilanz ziehen auf achtsame Weise und die guten Ereignisse nicht vergessen. Ich habe z.B. zwei wichtige und nervenaufreibende „Kämpfe“ durchfechten müssen, die ich jedoch entgegen jeder Prognose für mich entscheiden konnte. Nun kann ich entweder die Tatsache, dass es diese „Kämpfe“ gab in den Vordergrund rücken oder aber, dass sich meine Hartnäckigkeit und Unbeirrbarkeit auch diesmal ausgezahlt haben. Ich möchte versuchen, das Gewicht mehr auf die positiven Aspekte des Jahres zu legen und darauf aufbauend mit einer positiven „Kampfstimmung“ (mir fällt gerade kein besseres Wort ein) das neue Jahr zu beginnen, zumal ein dritter Kampf noch andauert, aber vermutlich in der ersten Jahreshälfte nach zwei Jahren Dauer entschieden werden wird.

Viele Grüße

Xenia
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Dani,

>ich stelle fest, dass ich durch diesen Thread bei allem und jedem achtsamer werde, ich achte mehr auf mich, höre mehr in mich hinein, oder nehme beim Hundespaziergang ganz bewusst die Umwelt wahr. Und komisch, seit ich das mache, gehen die Leute ganz anders auf mich zu, ich hab sozusagen gerade "einen Lauf".

Das freut mich sehr!

>Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich etwas anderes ausstrahle, oder was auch immer, aber beides zusammen gefällt mir ausgesprochen gut.

Meine Erfahrung ist, dass man dann eine positivere und offenere Wirkung auf andere hat. Es ist so ähnlich wie das, was ich an Kerry geschrieben hatte: So wie ich auf die anderen zugehe, so werden diese auf mich zugehen. Und es fängt wirklich schon bei Dingen an, auf die man in seinem Alltagstrott nicht unbedingt achtet, z.B. wenn man einfach mal versucht, aufrecht zu gehen und einen freundlichen Gesichtsausdruck zu haben und es geht weiter mit Dingen wie z.B. Kleidung. Gerade wenn man sich einen Partner wünscht, sind diese beiden Aspekte gar nicht unwesentlich, so zumindest meine Erfahrung.

>Was Silvester betrifft: Ich habe 7 absolut beschissene Jahre hinter mir, mit Krankheiten, Tod meines Mannes, etc. etc., so dass ich hoffe, nach der magischen 7 geht es nun wieder bergauf.

Bei mir waren es auch sieben Jahre Unglück... Irgendetwas scheint vielleicht wirklich dran zu sein.

>Ich schaue nun positiv und bewusst in das neue Jahr mit dem festen Glauben, dass nun alles besser wird.

Hmm, ich würde eher darauf bauen, dass es anders wird. Denn „besser“ beinhaltet ja schon wieder eine Bewertung und einen Leistungsaspekt.

Viel Spaß dann mit Kindern und Hund! Ich – als Tochter – empfinde solche Anlässe, an denen die Familie zusammenkommt, meistens als schön (bei uns laufen Feste aber auch völlig ungezwungen ab und niemals in irgendwelchen Gasthäusern oder Hotels).

Viele Grüße

Xenia
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo Anita,

Dein Posting ist wirklich Mut machend!

>Ich denke durch meine andere, neue Ausstrahlung, die nicht zuletzt durch diese Erfahrung, gewachsen ist habe ich einen Mann kennen gelernt mit dem ich eine wunderbare Beziehung erlebe.

So sehe ich es auch und es ist mir ähnlich ergangen. Denn man wird mit der Zeit wirklich offener und nimmt Dinge in seiner Umwelt wahr, für die man vorher keinen Platz hatte, weil die gesamte Aufmerksamkeit auf das gerichtet war, was man ohnehin schon kannte und das war ja zumeist nichts Schönes.

>Ich lebe langsamer und bewusster, lasse mir für alles mehr Zeit.

Das muss ich mir allerdings wieder mehr aneignen... Vor allem, dass ich mein Tempo dann ohne schlechtes Gewissen leben kann. Das ist mir ein wenig verlorengegangen, vermutlich auch weil ich im vergangenen Jahr sehr viel um die Ohren hatte.

>Ich sage heute nicht immer sofort nein, sondern auch oft erst einmal "Vielleicht". Hierdurch gewinne ich Zeit und gebe mir eine weitere Chance.

So handhabt es ein guter Freund von mir auch bei Menschen von denen er weiß, dass sie dazu neigen, ihn auszunutzen. Anfangs fanden seine Mitmenschen das wohl ziemlich blöd von ihm, mittlerweile haben sie sich aber daran gewöhnt.

Viele Grüße

Xenia
ANOVA
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von ANOVA »

Hallo S.,

ich war zugegebenermaßen überrascht, wieder von Dir zu lesen! Dachte nämlich, dass wir Dir zu sehr auf die Pelle gerückt seien. Schön, dass Du Dich nicht ganz zurückgezogen hast.

>Achtsamkeit für sich selbst hat auch viel mit Wertschätzung für sich selbst zu tun, diese fehlt bei mir komplett.

Das heißt aber nicht, dass das für immer so sein wird!

>Ich nehme aber das Befinden anderer sehr viel hellhöriger wahr, meine eigenen Bedürfnisse negiere ich massiv.

Das ist vor dem Hintergrund dessen, was Du in der Kindheit gelernt hast auch völlig normal.

>Vielleicht auch eine Angst, in den Abgrund in sich hineinzusehen und sich dann einzugestehen, dass es eigentlich so nicht mehr weitergehen kann, eine Form von Feigheit.

Nun ja, wie wäre es mal mit einer kleinen Dosis Achtsamkeit und Du versuchst, den Satz für Dich neu zu formulieren ohne das abwertende "Feigheit"? Ich sehe es nämlich nicht als Feigheit. Du hast es einfach niemals gelernt, in Dich hineinzuschauen und das, was in Dir ist, ist vermutlich auch nicht einfach mal so anzuschauen. Wie soll es also plötzlich auf einmal klappen?

Viele Grüße und viel Mut für das nächste Jahr!

Xenia
danideng
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Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Beitrag von danideng »

Hallo Xenia,

ich denke da ist wirklich etwas dran, es liegt viel daran, wie ich auf die anderen zugehe, und momentan gelingt mir das irgendwie mit Leichtigkeit. Das ist ein sehr schönes Gefühl, und ich hoffe, dass es anhält.

"Hmm, ich würde eher darauf bauen, dass es anders wird. Denn „besser“ beinhaltet ja schon wieder eine Bewertung und einen Leistungsaspekt."

Tja, aber wir reden von dem gleichen. Denn "anders" wäre in jedem Fall "besser" . Ja, vielleicht ist was dran mit den 7 Jahren, ich hoffe sehr, dass nun wieder eine gute Zeit beginnt.

"Viel Spaß dann mit Kindern und Hund! Ich – als Tochter – empfinde solche Anlässe, an denen die Familie zusammenkommt, meistens als schön (bei uns laufen Feste aber auch völlig ungezwungen ab und niemals in irgendwelchen Gasthäusern oder Hotels)."

Ich bin ja nicht nur Mutter, sondern nebenbei auch noch Tochter. Meine Eltern waren Weihnachten hier, und das war auch gemütlich und zwanglos, und wie du schon sagst, niemals in irgendwelchen Gasthäusern oder Hotels!

Liebe Xenia, dieser Thread hilft mir unheimlich, er begleitet mich sozusagen auf dem richtigen Weg!

Ich wünsche auch dir alles erdenklich Gute und Gesundheit für das Neue Jahr und dass du gut hinüberrutscht!

Liebe Grüße
Dani
Dani1112
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