Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Xavro
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Xavro »

Hallo Leute,

ich beim Lesen den Eindruck, dass hier einige Begriffe reichlich durcheinander geworfen werden und dadurch Missverständnisse entstehen.

Wie schon festgestellt sind die drei gängigsten ambulanten Therapieformen:
1. Verhaltenstherapie
2. Tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie
3. Psychoanalyse
Wie ich schon weiter oben erwähnte gibt es noch die Interpersonelle Therapie, aber das lasse ich jetzt mal außen vor.

Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologisch fundierte Gesprächstherapie fallen unter die Rubrik Kurzzeittherapie. Zunächst einmal (im Allgemeinen) 25 Stunden bei einer Stunde wöchentlich. Die Patient sitzt mit Blickkontakt zum Therapeuten bzw. bei Verhaltenstherapie können auch Aktivitäten außerhalb der Praxis vorkommen. Die Krankenkassen zahlen erfahrungsgemäß maximal bis zu 80 Stunden. Wenn das Problem so tief liegt, dass selbst nach 80 Stunden Therapie keine Lösung erreicht wird, hat es normalerweise keinen Zweck mit dieser Therapieform weiter zu machen, daher werden auch keine weiteren Stunden bewilligt. In der Praxis werden diese beiden Therapieformen auch oft etwas vermischt. Zum Wohl des Patienten wird je nach Bedarf etwas aus der jeweils anderen Therapieform hinzugenommen und so die Therapieform individuell angepasst.

Psychoanalyse ist immer eine intensive Langzeittherapie, normalerweise bis zu 300 Stunden. Im Allgemeinen 3x wöchentlich, der Patient liegt auf der Couch ohne Blickkontakt zum Therapeut. Es gibt unterschiedliche Schulen, manchmal sagt der/die Therapeut(in) gar nichts, es gibt aber auch Schulen, in denen eine Art Gespräch entsteht.


Meines Erachtens kann man nicht so einfach sagen, das Verhaltenstherapie nur Symptome zudecken würde. Der "Schaden" entsteht ja nicht unbedingt immer nur durch das traumatisierende Ereignis als solches, sondern auch dadurch, dass eine ungeeignetete Bewältigungstrategie eingesetzt wurde, die wiederum Folgeprobleme verursachen kann. Daran kann mal dann schon mal durch eine "Anpassung seines Verhaltens" was tun.

Bei einer analytisch orientierten Therapie kann es auch okay sein, mal nur über das Wetter zu reden (vor allem am Anfang). Im Laufe der Zeit sollte sich dann das Vertrauen aufbauen und man fängt auch an über "wichtigere" Dinge zu sprechen. Ein(e) Therapeut(in) sollte das auch etwas steuern können. Mit dem Aufbau des Vertrauens und der Kontinuität kann es natürlich hapern, falls die Stunden weit auseinander liegen, daher ist einmal wöchentlich eigentlich schon das Minimum.

Natürlich kann es vorkommen, dass bei analytisch orientierten Therapien unangenehme Dinge hochkommen. Es würde nicht gerade für die Sensibilität des/der Therapeuten/in sprechen, wenn man mitten im tiefsten Drama rausgeschmissen wird, weil die Stunde vorbei ist. Sowas lässt sich meist steuern. Es ist aber auch Sinn, das gewisse Dinge in der geschützten Umgebung der Therapie hochkommen und dann bis zur nächsten Sitzung verdaut werden. Immer schön in kleinen verdaulichen Häppchen.

Im Rahmen einer Psychoanalyse wird es natürlich schon mal etwas intensiver werden, aber nicht zuletzt dies ist auch der Grund für die höhere Frequenz. Wobei 3x wöchentlich eine Stunden schon einen Kompromiss darstellt. Der gute alte Freud hat seine Patienten täglich und auch mehrstündig behandelt, aber wer könnte sich sowas heutzutage leisten?


So, damit will ich es mal bewenden lassen. Ich hoffe, dass ich in meinen Bemühungen die Dinge möglichst verständlich darzustellen, nicht zu sehr vereinfacht habe und ich nicht zuviel Unsinn verbreitet habe.

Gruß
Xavro
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Ele
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Ele »

Hallo Xavro,

danke für Deine ausführliche Erklärung. Der Unterschied ist mir schon klar, aber leider weiß ich immer noch nicht, für welche Therapieform ich mich entscheiden soll. Meine Erfahrung ist: Fragt man einen V-Therapeuten, rät der zur VT, fragt man einen analytisch orientierten, wird einem Analyse empfohlen.

Vermutlich wird sich erst hinterher raussstellen, welche die Richtige gewesen wäre. Die Therapeutin meines Youngsters (eine analytisch orientierte Therapeutin) hat mir heute zu Analyse geraten (was auch sonst). Allerdings hat sie mir empfohlen, auch mal VT anzuschauen.

Jetzt werde ich erst mal 5 probatorische Sitzungen bei der Analytikerin machen und dann noch 5 bei einer VT...

...und in 5 Jahren sage ich Euch dann, ob ich die richtige Therapieform gewählt habe.
Bis die Tage
Eure müde Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

BeAk

Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von BeAk »

Liebe Ele,

und wer bezahlt die 10 Sitzungen?
Die Krankenkasse übernimmt nur 5 Probatorische Sitzungen insgesammt, ob Du die nun bei einem Therapeuten verbringt oder bei 2en, ist Deine Sache.
BeAk

Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von BeAk »

Liebe Manuela,

gut, das Du Dich zu einem Wechsel entschlossen hast. Da Du ja schon festgestellt hast, das es bei Euch jede Menge Therapeuten gibt, hast Du ja Auswahl genug und wirst sicher einen mit kurzer Warteliste finden. Nur Mut, es kann nur besser werden.
Dendrit
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Dendrit »

Danke Xavro,

für die Übersicht. Wenn ich das jetzt noch X-Mal durchlese, kann ich mir wenigstens was behalten. Ich weiß zwar noch, dass ich mir dachte, die Therapie würde mir zusagen, ich kann aber nicht mehr sagen, was es war. Wenigstens habe ich zur Orientierung das Gefühl behalten. Aber wenn ich das jetzt so alles durchlese frage ich mich, was das in den 1,5 y (wenn ich 0,5 y Klinikaufenthalt abziehe) war? Was mir mal am Herzen lag: über Suizidgedanken zu sprechen. Es endete jedes Mal bei Nah-Tod-Erfahrungen, wobei das mir als Sprungbrett zum Themawechsel verhalf. Nach dem dritten oder vierten Mal ließ ich es sein.

Liebe Beatrix,

was ich hier so über die Wartezeiten las, rechnete ich mal vorab mit einem halben bis drei Viertel Jahr. Und im Prinzip ist es ja genau genommen egal, ob ich noch ein halbes Jahr GT für nix habe, die Std. abgezogen werden und im Prinzip den Psychiater als Therapeuten habe oder ob das letztere bleibt und die Zeiten "gestundet" werden. Bei dem ich gestern angerufen habe, hat gesagt von einem halben Jahr aufwärts. Allerdings habe ich für Juni einen "Schnupper"-Termin bekommen. Wenn dann nichts 'rüberkommt bzw. spontan etwas Vertrauen da ist, werde ich wohl weitersuchen müssen.

Ich weiß auch nicht, wenn ich darüber rede (bzw. schreibe) wird mir schlecht. Warum? Ist ja auch egal, meine Haare warten.

Liebe Ele,

ich kann Deine Unentschiedenheit nachvollziehen. Nachdem aber 6 Ärzte davon sprachen, ich solle eine VT machen und ich mir nicht vorstellen kann, dass sich die auf drei Kliniken (2 auch regional) weit auseinander sind, sich so irren können. Meinst Du, ein "Vertrauensarzt" (z.B. HA) könnte Dir einen Tipp geben?

Bis bald!
LG Manuela
Xavro
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Xavro »

Hallo Leute,

also ich muss sagen, dass ich da mit Therapeuten wohl etwas bessere Erfahrungen gemacht habe. Mindestens zwei mal war ich bei solchen, die mir direkt gesagt haben, dass sie mir eigentlich eine andere Therapieform empfehlen. Um eine neutralere Meinung zu bekommen würde ich empfehlen einfach eine(n) Psychiater(in) zu fragen. Der/die hat ja im Allgemeinen kein Interesse daran eine bestimmte Therapieform zu verkaufen. Ich hatte auch mal ein sehr informatives Gespräch mit einer Beraterin meiner damaligen Krankenkasse. Dort zu fragen kann sicher auch nicht schaden (die haben z.B. auch Listen von Therapeuten auch solcher, die nicht in den Gelben Seiten stehen - sehr hilfreich).


Nur um allen Missverständnissen vorzubeugen: eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie - die oft vereinfacht Gesprächstherapie genannt wird - basiert zwar auf den psychonalytischen Prinzipien, ist aber in diesem Sinne keine "Analyse".

Hinsichtlich der Wahl der Therapieform schätze ich, dass es einfach Fälle gibt, in denen man einfach nicht sagen kann, dies oder jenes wäre besser. Zumindest sofern man von einer reinen Diagnose "Depression" ausgeht. Das hängt halt auch vom einzelnen ab, z.B. auch ob man eher ein "Macher-Typ" (dann eher Verhaltenstherapie) oder ein "Denker-Typ" (dann eher analyisch) ist (wobei ich mich mit dieser groben Klassifizierung sehr weit aus dem Fenster lehne). Insbesondere die Psychoanalyse verlangt z.B. auch ein gewisses Minimum an intelektueller Qualität und Reflektions- und Ansprachefähigkeit.

Und bitte nicht vergessen, dass sich das Bild beim Vorhandensein von z.B. Angst, Panik, Persönlichkeitsstörungen ("Charakterneurosen") durchaus wieder ändern kann.

Langer Rede kurzer Sinn: es gibt kein verbindliches Kriterium. Im Zweifelsfall muss man es einfach ausprobieren, was einem liegt.


Gruß
Xavro
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Regenwolke
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Ele,

finde ich eine sehr gute Idee, Dir die Analytikerin anzusehen und dann auch noch einen Verhaltenstherapeuten/in zu konsultieren, so viel ich weiß (diese Info hab ich auch hier im Forum nochmal gefunden) kannst Du bei jedem Therapeuten 5 probatorische Sitzungen machen, bei einer Psychoanalyse werden glaub ich sogar 8 bezahlt, Du kannst da aber auch bei Deiner Kasse nachfragen.

Ich denke, es ist schwierig, so eine Entscheidung allein aufgrund des therapeutischen Verfahrens zu treffen, wichtiger als das ist, daß die Chemie zwischen Dir und der Therapeutin stimmt und Du das Gefühl hast, ihr könnt gut zusammen arbeiten, sie nimmt Dich ernst, versteht Dich und ihre Art - auch das therapeutische Vorgehen - ist stimmig für Dich. Die Besonderheit von psychoanalytischer Therapie (nicht von der verwandten tiefenpsychologisch fundierten) liegt natürlich auch darin, daß viel mehr Stunden als bei den anderen Verfahren abgerechnet werden können, deshalb wird manchmal bei sehr tief sitzenden Problemen zur Analyse geraten, einfach, weil man dann mehr Zeit zur Verfügung hat. Aber genauso wird gerade bei Depressionen oft zur kognitiven VT geraten, weil sie Studien zufolge lange Zeit als wirksamstes Verfahren galt. In letzter Zeit haben allerdings die stärker beziehungsorientierten tiefenspychologischen Therapien hier wieder aufgeholt. Es führen also mehrere Wege nach Rom und viele Therapeuten haben - wie hier auch schon geschrieben wurde - mehrere Ausbildungen und beziehen unterschiedliche Verfahren in die Behandlung ein. Gerade deshalb macht es Sinn, sich den konkreten Therapeuten anzugucken und danach zu entscheiden.
Die Psychoanalyse ist übrigens kein Verfahren, bei dem die Verarbeitung von Traumata im Vordergrund steht, es geht eher um ein Verstehen und Aufarbeiten der Lebensgeschichte und deren Auswirkungen auf das aktuelle Leben. Für eine spezielle Traumabehandlung gibt es besondere Verfahren, die von Therapeuten aller Richtungen in Zusatzausbildungen erlernt werden können. Wie schon geschrieben wurde, wird dabei in der Therapie zunächst mal stabilisierend gearbeitet, bevor man sich an die traumatischen Erlebnisse rantraut.

Uff, viel Information, ich hoffe, das klingt jetzt nicht so klugscheißerisch, aber ich bin selbst Psychologin, was mir etwas Wissen verschafft, mir aber leider die Depressionen nicht vom Hals hält. Mit VT habe ich keine Erfahrung, gute Erfahrungen habe ich mit Gesprächspsychotherapie nach Rogers (wurde früher mal von den Kassen bezahlt) und teilweise gute mit tiefenpsychologisch fundierter Therapie. Ich möchte demnächst auch wieder eine Therapie beginnen und weiß auch noch gar nicht so genau, was ich da will. Ich werde es auch so machen, daß ich mir zwei oder drei unterschiedliche Therapeuten ansehe.

Liebe Grüße,
Regenwolke
Regenwolke
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Ele,

finde ich eine sehr gute Idee, Dir die Analytikerin anzusehen und dann auch noch einen Verhaltenstherapeuten/in zu konsultieren, so viel ich weiß (diese Info hab ich auch hier im Forum nochmal gefunden) kannst Du bei jedem Therapeuten 5 probatorische Sitzungen machen, bei einer Psychoanalyse werden glaub ich sogar 8 bezahlt, Du kannst da aber auch bei Deiner Kasse nachfragen.

Ich denke, es ist schwierig, so eine Entscheidung allein aufgrund des therapeutischen Verfahrens zu treffen, wichtiger als das ist, daß die Chemie zwischen Dir und der Therapeutin stimmt und Du das Gefühl hast, ihr könnt gut zusammen arbeiten, sie nimmt Dich ernst, versteht Dich und ihre Art - auch das therapeutische Vorgehen - ist stimmig für Dich. Die Besonderheit von psychoanalytischer Therapie (nicht von der verwandten tiefenpsychologisch fundierten) liegt natürlich auch darin, daß viel mehr Stunden als bei den anderen Verfahren abgerechnet werden können, deshalb wird manchmal bei sehr tief sitzenden Problemen zur Analyse geraten, einfach, weil man dann mehr Zeit zur Verfügung hat. Aber genauso wird gerade bei Depressionen oft zur kognitiven VT geraten, weil sie Studien zufolge lange Zeit als wirksamstes Verfahren galt. In letzter Zeit haben allerdings die stärker beziehungsorientierten tiefenspychologischen Therapien hier wieder aufgeholt. Es führen also mehrere Wege nach Rom und viele Therapeuten haben - wie hier auch schon geschrieben wurde - mehrere Ausbildungen und beziehen unterschiedliche Verfahren in die Behandlung ein. Gerade deshalb macht es Sinn, sich den konkreten Therapeuten anzugucken und danach zu entscheiden.
Die Psychoanalyse ist übrigens kein Verfahren, bei dem die Verarbeitung von Traumata im Vordergrund steht, es geht eher um ein Verstehen und Aufarbeiten der Lebensgeschichte und deren Auswirkungen auf das aktuelle Leben. Für eine spezielle Traumabehandlung gibt es besondere Verfahren, die von Therapeuten aller Richtungen in Zusatzausbildungen erlernt werden können. Wie schon geschrieben wurde, wird dabei in der Therapie zunächst mal stabilisierend gearbeitet, bevor man sich an die traumatischen Erlebnisse rantraut.

Uff, viel Information, ich hoffe, das klingt jetzt nicht so klugscheißerisch, aber ich bin selbst Psychologin, was mir etwas Wissen verschafft, mir aber leider die Depressionen nicht vom Hals hält. Mit VT habe ich keine Erfahrung, gute Erfahrungen habe ich mit Gesprächspsychotherapie nach Rogers (wurde früher mal von den Kassen bezahlt) und teilweise gute mit tiefenpsychologisch fundierter Therapie. Ich möchte demnächst auch wieder eine Therapie beginnen und weiß auch noch gar nicht so genau, was ich da will. Ich werde es auch so machen, daß ich mir zwei oder drei unterschiedliche Therapeuten ansehe.

Liebe Grüße,
Regenwolke
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Ele,

finde ich eine sehr gute Idee, Dir die Analytikerin anzusehen und dann auch noch einen Verhaltenstherapeuten/in zu konsultieren, so viel ich weiß (diese Info hab ich auch hier im Forum nochmal gefunden) kannst Du bei jedem Therapeuten 5 probatorische Sitzungen machen, bei einer Psychoanalyse werden glaub ich sogar 8 bezahlt, Du kannst da aber auch bei Deiner Kasse nachfragen.

Ich denke, es ist schwierig, so eine Entscheidung allein aufgrund des therapeutischen Verfahrens zu treffen, wichtiger als das ist, daß die Chemie zwischen Dir und der Therapeutin stimmt und Du das Gefühl hast, ihr könnt gut zusammen arbeiten, sie nimmt Dich ernst, versteht Dich und ihre Art - auch das therapeutische Vorgehen - ist stimmig für Dich. Die Besonderheit von psychoanalytischer Therapie (nicht von der verwandten tiefenpsychologisch fundierten) liegt natürlich auch darin, daß viel mehr Stunden als bei den anderen Verfahren abgerechnet werden können, deshalb wird manchmal bei sehr tief sitzenden Problemen zur Analyse geraten, einfach, weil man dann mehr Zeit zur Verfügung hat. Aber genauso wird gerade bei Depressionen oft zur kognitiven VT geraten, weil sie Studien zufolge lange Zeit als wirksamstes Verfahren galt. In letzter Zeit haben allerdings die stärker beziehungsorientierten tiefenspychologischen Therapien hier wieder aufgeholt. Es führen also mehrere Wege nach Rom und viele Therapeuten haben - wie hier auch schon geschrieben wurde - mehrere Ausbildungen und beziehen unterschiedliche Verfahren in die Behandlung ein. Gerade deshalb macht es Sinn, sich den konkreten Therapeuten anzugucken und danach zu entscheiden.
Die Psychoanalyse ist übrigens kein Verfahren, bei dem die Verarbeitung von Traumata im Vordergrund steht, es geht eher um ein Verstehen und Aufarbeiten der Lebensgeschichte und deren Auswirkungen auf das aktuelle Leben. Für eine spezielle Traumabehandlung gibt es besondere Verfahren, die von Therapeuten aller Richtungen in Zusatzausbildungen erlernt werden können. Wie schon geschrieben wurde, wird dabei in der Therapie zunächst mal stabilisierend gearbeitet, bevor man sich an die traumatischen Erlebnisse rantraut.

Uff, viel Information, ich hoffe, das klingt jetzt nicht so klugscheißerisch, aber ich bin selbst Psychologin, was mir etwas Wissen verschafft, mir aber leider die Depressionen nicht vom Hals hält. Mit VT habe ich keine Erfahrung, gute Erfahrungen habe ich mit Gesprächspsychotherapie nach Rogers (wurde früher mal von den Kassen bezahlt) und teilweise gute mit tiefenpsychologisch fundierter Therapie. Ich möchte demnächst auch wieder eine Therapie beginnen und weiß auch noch gar nicht so genau, was ich da will. Ich werde es auch so machen, daß ich mir zwei oder drei unterschiedliche Therapeuten ansehe.

Liebe Grüße,
Regenwolke
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Regenwolke »

oh nooooo,

mein altersschwacher Rechner hat mir dauernd angezeigt, daß er keine Daten überträgt, deshalb hab ich das Posting mehrfach abgeschickt. Sorry... Ich weiß leider auch nicht, wie ich das wieder löschen soll...
Ele
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Ele »

Hallo Regenwolke,

durch Dein Posting ist mir etwas klar geworden: ich alleine muss mich entscheiden, es gibt keine allgemeingültige Regel, was wann wieso und weshalb wo hilft. Nachdem ich ja leider nicht zu den entscheidungsfreudigsten Menschen gehöre, hätte ich diese Verantwortung gerne abgegeben.

Ich werde mich nächste Woche erst mal bei der Krankenkasse und ggf. bei der Psychoanalytikerin informieren, wie das mit den probatorischen Sitzungen ist (1 x 5 oder bei jedem 5) und dann eine Entscheidung fällen.

Es gibt in meinem Leben viel zu hinterfragen und ich will verstehen, warum manches so gelaufen ist, wie es gelaufen ist, andererseits geht es natürlich auch um praktische Hilfe, bzw. was nützt mir konkret um meinem Leben eine neue Wende zu geben.

Und schon drehen sich die Gedanken wieder....
Hab mir heute von 2 Freundinnen sagen lassen, dass ich viel zu wenig Geduld habe (ging dabei um das ADS meines Sohnes, bei dem ich die Tabletten abgesetzt habe)und nicht erwarten könne, dass es Veränderungen innerhalb einer Woche gäbe.

Die Therapeutin meines Sohnes hat am Donnerstag tief durchgeatmet, als ich ihr erzählt habe, was sich zur Zeit bei uns so bewegt, selber nimmt man das ja gar nicht so wahr. Es geht vorwärts, sogar sichtbar für Aussenstehende!

Alles in allem, werde ich versuchen auch bei der Wahl meiner Therapeutin Geduld zu haben.

In diesem Sinne....
Ein schönes Wochenende!
Ele
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Friedrich Nietzsche

Regenwolke
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Ele,

freut mich, daß ich Dir ein bißchen weiterhelfen konnte.
Deine Wünsche und Erwartungen an eine Therapie solltest Du auf jeden Fall mit der Therapeutin besprechen, auch dazu sind probatorische Sitzungen da.

Ich wünsch Dir Geduld, eine gute Entscheidung und eine/n TherapeutIn, der/die Dich so unterstützt, wie Du es Dir wünschst.

Schönes Wochenende,
Regenwolke
Nico Niedermeier
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Was Bea geschrieben hat stimmt definitiv NICHT...es sind bei jedem Therapeuten fünf..
Gruß
Dr. Niedermeier
Dendrit
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Dendrit »

Aha ...

komm ja aus dem Staunen nicht mehr 'raus. Versteh ich das dann richtig: wenn ich nach einigen Jahren den Therapeuten wechsle, gelten da dann also auch die ersten fünf probatorisch. ... Habe das auch so von den Ärzten verstanden, wie Bea es schreibt.

Ich glaub, ich muss mir die Seite ausdrucken.

LG und einen schönen Montagmorgen!

Manuela
BeAk

Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von BeAk »

Danke Dr. Niedermeier,

ich habe es auch so von einem Therapeuten erfahren, gut das meine Information richtig gestellt haben.
sabiosa

Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von sabiosa »

Hallo Ele, hallo an alle anderen!


Erst einmal: Die Erklärungen von Lioness, Regenwolke "& Co" fand ich ganz toll, danke!!


Ele, du sprichst mir aus der Seele, deshalb lasse ich mich wieder hier im Kompetenznetz blicken, weil auch ich nicht weiß, wie es weiter gehen soll...

Auch ich habe Probleme, die definitiv mit meiner Mutter zu tun haben.

Vor Kurzem, als es mir wieder ziemlich schlecht ging, war ich noch überzeugt, ich möchte eine Analyse machen. Ich möchte verstehen, warum es mir so geht, warum ich in manchen Situationen so (für mich) "falsch" reagiere.
Doch kaum geht es mir wieder besser, habe ich "keine Lust" mehr, mich mit dieser verkorksten Vergangenheit zu beschäftigen.. Ich will endlich leben!!

Aber VT habe ich schon gemacht, 36 Stunden, und als neue Stunden hätten beantragt werden müssen, habe ich aufgehört, weil es nicht den "gewünschten" Erfolg hatte.

Also dachte ich, als "Kompromiss" vielleicht eine tiefenpsychologische Therapie. Bei der tiefenpsychologischen merke ich schon beim ersten Gespräch mit einem evt. neuen Therapeuten den Unterschied zur VH, nämlich, dass ich ziemlich schnell heule... Weil es auch in die "Tiefe", an die Substanz geht. Und ich will nicht mehr heulen....

Zwei tiefenps. Therapeuten/-in rieten mir eher von der tiefenps. Therapie ab (man höre und staune!); bei der Ersten weiß ich die Begründung nicht mehr, und der Zweite meinte, analytisch wäre eher geeignet für mich, mit der Begründung u.a., weil ich zur Zeit nicht arbeite und mir so die sozialen Kontakte fehlen würden, zum "Üben" quasi. Ich finde, da durch habe ich zwar natürlich weniger Kontakte (zum Glück.....), aber ich möchte auch nicht an neuen Kollegen "üben" (und zu meinen alten gehe ich auf keinen Fall zurück!); ich möchte, wenn ich wieder arbeiten gehe, einen gewissen "Stand" erreicht haben.

Also habe ich Dienstag meinen Psychiater gefragt:

Er meint, eine analytische wäre grundsätzlich eher hilfreich (sinngemäß), aber, wie schon beschrieben, sehr heftig, ca. 3 mal die Woche und über mehrere Jahre. Eine tiefenps. würde auch so 2-3 Jahre gehen, er meint, bei mir eher mehr... Und die VT könnte schneller helfen. Es wäre also eine Frage, wie weit ich bereit bin, Zeit und Kraft zu investieren. Ob ich meine, eine längere Therapie durchzuhalten, wenn ich doch keine "Lust" mehr habe, sobald es mir besser geht.

Hatte ich bei meiner VT vielleicht nicht die richtige Therapeutin..?

Ich finde es sehr schwer, den/die richtige zu finden; ich glaube, ich habe an jedem/-r was zu meckern bzw. bin ziemlich schnell beleidigt und "angefressen" (eins meiner Probleme...).

Auch deshalb ist mir die Therapieart sehr wichtig.

Mein jetziger (heutiger) Stand ist jedenfalls, es doch lieber noch mal mit einer VT zu versuchen (ein "letztes Mal"... ;-s ).


So, nun hab ich dich hoffentlich nicht wieder verunsichert und vor allem genug vollgelabert.. (Aber tat gut ) Ich finde, du gehst das richtig an, Ele! Lass doch mal bitte hören, wofür du dich entschieden hast, ja?!


Liebe Grüße an alle!

Steffi
Ele
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Ele »

Hallo Steffi,

beruhigend, dass auch Andere das Problem haben, die richtige Therapieform für sich zu finden.

Nach meiner ersten Analysestunde war ich ja sehr euphorisch. Nach der 2. hatte ich meine alten Zweifel wieder. Was ich dort von mir preis gebe, habe ich schon so eingeübt, dass ich nichts dabei spüre, aber was ist, wenn sie da kratzt, wo es dann weh tut, was bestimmt irgendwann so sein wird? Komme ich dann damit zurecht? Schaffe ich es das dann zu bearbeiten, oder schlucke ich es nochmal runter und handle mir dabei wiederum Magenschmerzen ein?

Manchmal fühle ich mich stark, dann denke ich: "Ich packs,ich gebe meinem Leben eine neue Richtung." Aber wenn ich so wie heute dasitze wie ein Häufchen Elend, wie soll ich meine alte Mauer dann einreissen, wenn ich mich schon kaum aufrecht halten kann?

Wäre sogesehen kognitive Verhaltenstherapie nicht besser? Wäre es nicht erst sinnvoller, negative Gedankenmuster aus dem Hirn zu kriegen, bevor man sich an die gefühlsmäßige Unterwelt macht? Aber wie bitte soll das gehen, wenn man ein Leben lang fast immer negative Botschaften bekommen und das so verinnerlicht hat, dass man es selber glaubt?

Ich habe mal versucht mich jeden Morgen im Spiegel anzulächeln und mir einen positiven Satz zu sagen. Das hat überhaupt nicht funktioniert, ich fand es eigentlich eher lächerlich.

Hab ich eigentlich überhaupt noch die Chance mein Leben "in Ordnung" zu bringen, oder vegetiere ich weiter so dahin, bis zum Sankt Nimmerleinstag?

Eine Therapie aus eigener Tasche, kann ich mir nicht leisten. Was wäre, wenn mir VT nicht reicht? Wie gehts dann weiter?

So jetzt höre ich auf. Diese ups and downs machen mich fertig. Meine offensichtlich "psycho- bzw. somatischen" Wehwehchen, die ich nicht in Griff kriege.

Ich werde versuchen geduldig zu sein, mir beide Therapieformen ansehen und dann wenn möglich eine Entscheidung treffen.

By the way: hat von Euch schon jemand eine Familienaufstellung nach Hellinger gemacht?
(Hab mich nicht getraut meine Ursprungsfamilie aufzustellen und hab nach der Trennung von meinem Mann "nur" meine eigene Familie aufgestellt, war sehr heftig, aber ob's was gebracht hat?????)

Gute Nacht zusammen
Ele
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Friedrich Nietzsche

herrenalb
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von herrenalb »

Hallo Ele,
ich habe während meiner psychosomatischen Reha eine Familienaufstellung nach Hellinger genießen dürfen.Ich schreibe bewusst "genießen".
Mir ist dabei deutlich vor Augen geführt worden, wie ich mein co-abhängiges Verhalten gelebt habe und ich dabei letztendlich selber zu kurz gekommen bin. Mir war zwar schon vorher klar, dass wir keine "gesunde" Familie sind, aber durch die Aufstellung habe ich es "bildlich"gesehen und auch gefühlt. Jetzt weiß ich, dass ich mich zwar um meine Geschwister sorgen kann, aber nicht mehr FÜR sie sorgen muß.
Und ich habe ohne schlechtes Gewissen die Verantwortung an meine Eltern zurückgegeben..
Mir geht es jedenfalls seitdem deutlich besser und dieses ewige schlechte Gewissen ist weg!!!
Liebe Grüße
Gabi
wanderin
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von wanderin »

Hallo Ele,

hier meine Ansicht:

von der Familienaufstellung von Hellinger halte ich, persönlich, nichts. Er ist wohl eher ein Scharlatan. Die wissenschaftliche Psychologie, Therapeuten und Experten haben sich damit auseinandergesetzt und halten Hellingers Bühnenschau für fragwürdig.

Wennn es jemanden etwas gebracht hat,dann kann das durchaus sein. Dann waren die Probleme in der Familie eventuell noch nicht so verhärtet und es kann zum Nachdenken angeregt haben. Aber meistens lassen sich die Leute von der Schau und von dem Geschehen faszinieren und glauben auch heute noch an Wunder.

Wer traumatische Erlebnisse hatte und mit seinem Leben in der Gegenwart nicht zurecht kommt, Depressionen hat, für dem ist das wohl nichts.
In einer kognitiven Verhaltenstherapie kannst du die Probleme mit deinen Familienangehörigen auch besprechen, dir darüber klar werden, dich schriftlich damit auseinandersetzen und mit der Zeit zu neuen Einsichten( Denken) und damit zu anderen Gefühlen kommen.

Lang eingeübte Denkmuster, Verhaltensweisen, Gefühle lassen sich nicht innerhalb von Minuten ändern. Das ist leider nur durch "harte" Arbeit in der Verhaltenstherapie möglich.

Ele, ich wünsche dir einen guten Weg

Louise
sabiosa

Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von sabiosa »

Hallo Ele,

meine vorläufige Entscheidung wurde gestern Abend noch bestärkt. Da habe ich mir ein Buch von einer Frau mit Depressionen geschnappt, das ich noch nicht gelesen hatte. Dabei habe ich mich geärgert, weil diese Frau "so viel Trara" gemacht hat, sie ist direkt zum Arzt, hat alles stehen und liegen gelassen usw. Ich habe über 20 Jahre gelitten, mal mehr, mal weniger, aber viel, viel, viel durchgehalten. Ok, das war wohl auch nicht das Richtige.. Jedenfalls musste ich dann wieder an so einiges denken - und heulen... Und da habe ich mir gedacht, ich pack' das gar nicht, das Verarbeiten meiner Vergangenheit, das wird mir zu heftig.. Und wer weiß, was da noch so alles zu Tage kommt....? So was könnte ich mir allenfalls in einer Klinik vorstellen, mit Betreuung, ohne Alltagspflichten. Aber so... Ne... Ich glaube, das tu ich mir nicht an....

In einem Buch über VT steht, dass wir uns fühlen und verhalten, wie wir denken. Heißt, wir müssen also lernen, unsere negative Denkweise zu ändern. Das Buch heißt "Wenn das Leben zur Last wird" von Ralf Merkle.

Bei mir funktioniert ein Spruch inzwischen ganz gut: "Hilft mir dieser Gedanke weiter/ist er gut für mich?" Meistens hilft er nicht, und ich kann ihn direkt besser fallen lassen und mich so erst gar nicht so reinsteigern. Ein kleiner Erfolg! Den wünsche ich dir/euch auch!

LG


Steffi
Ele
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Ele »

Hallo zusammen,

@ Louise

ja Louise, vielleicht ist es dieses Stück "harte Arbeit" vor dem ich mich fürchte. Bei mir im Vordergrund steht ja nicht nur die Depression, sondern auch viele viele Ängste. Als ich von arbeits wegen psychosomatische Kliniken um München suchen musste, habe ich bei Windach gelesen, dass dort 3x pro Woche mit der S-Bahn nach München gefahren wird. *würg* (bin schon seit 20 Jahren nicht mehr S-Bahn gefahren, oder nur wenn es mir GANZ gut ging, was leider selten der Fall war)- allein der Gedanke sorgt schon dafür, dass mein inneres Kind noch kleiner wird als es eh schon ist. Wie ich mit mir "umgehe" so würde ich wahrscheinlich keinen anderen behandeln. In sofern wäre eine VT schon sinnvoller.

@ Steffi

ich habe auch schon nach den ersten 2 probatorischen Stunden bei der Analytikerin gemerkt, dass ich traurig bin, über Dinge grüble, über die ich schon seit Jahren nicht mehr nachgedacht habe. Eigentlich will ich auch nicht wieder alles vorholen, was irgendwo ganz tief vergraben ist, zumal ich ja eigentlich kein "Netz" habe, das mich auffangen kann und die Kinder leiden so schon genügend, obwohl ich immer versuche mich zusammenzureissen.

Andererseits habe ich ja nicht nur eine Depression, sondern noch andere "Neurosen": Meine generalisierte Angststörung, die mein Leben bestimmt, Panikanfälle, eine ausgeprägte Essstörung schon von Kindheit an, ach ich glaube, da würde mir noch mehr einfallen. ... und schon bin ich wieder in Tränen aufgelöst .
Manchmal denk ich mir, es lohnt sich alles nicht mehr und außerdem hab ich die Zeit jgar nicht, mich jahrelang mit Dingen aufzuhalten, die längst vergangen sind, sondern ich will LEBEN und zwar JETZT, mit den Kindern, aber auch ohne Kinder, d. h. ich brauche konkrete und möglichst schnelle Hilfe.

Meine Depression verläuft leider nicht in Phasen, sondern ist seit Jahren ständig da und ich brauche dringend jemanden, der mir hilft eine Strategie zu entwickeln, wie es besser gehen könnte. Aber ich habe Panik davor. Vielleicht will ich ja gar nicht gesund werden (wie mir schon mal ein Psychologe gesagt hat).

Danke für Deinen Buchtipp, werd gleich am Montag schauen, ob ich das in der Bücherei bekomme.

@all
Danke für Eure vielfältigen Anregungen und Erfahrungen.

Heute war ich bei meinem Psychiater, der mir auch VT empfohlen hat, weil dort einfach schneller Erfolge erzielt werden. Ich werde in der nächsten Woche mal schauen, ob ich einen V-Therapeuten in der Nähe finde und es einfach mal ausprobieren.

Gute Nacht und danke für Eure zahlreichen Anregungen und Erfahrungen!

Grüße
Ele
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Friedrich Nietzsche

sabiosa

Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von sabiosa »

Morgen Ele,

vielleicht liest du das noch, bevor du los ziehst, um das Buch zu kaufen. Von dem Merkle gibt es nämlich noch ein gutes Buch: "Gefühle verstehen, Probleme bewältigen". Ich hab's gestern Abend bei Amazon gekauft, kenne es bisher nur auszugsweise.

Es sieht so aus, als hätten wir noch mehr Gemeinsamkeiten.. Auch ich fahre nicht mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln (auch nur mal "probeweise", wenn's mir gut geht), mit dem Auto fahre ich auch meistens selbst, denn als Beifahrer wird's mir auch meistens übel.. Seit über 20 Jahren leide ich an psychosomatischen Krankheiten (im Vordergrund auch eine Essstörung, für die es aber keinen Namen in den Listen gibt, auch toll...); und ich habe das Gefühl, mein Körper lässt sich immer mehr einfallen... Sobald ich mit dem Einen ein bisschen klar komme, kommt das nächste dazu.. Ein Arzt sagte letztens in einer Klinik zu mir, das wäre ja auch eine Frage des Empfindens. Da habe ich mir (leider erst hinterher) gedacht, "Ich hau dir mal täglich mit dem Hammer auf den Daumen, mal sehen, ob das auch eine Frage des Empfindens ist...." Ar...!

Seit nun fast vier Jahren habe ich die Diagnose "Depression". Und ich bin "froh" drum, endlich ein Ansatzpunkt! Jetzt verstehe ich mich langsam besser; ich würde behaupten, ich habe schon länger Depressionen. Ich war in dieser Zeit drei Mal stationär in Kliniken plus einmal Tagesklinik. Ich bin's auch leid... Manchmal frage ich mich sogar, ob mein Leben früher nicht doch besser war... Aber dann wäre es wohl nicht "so weit" gekommen; irgendwann streiken Körper und Seele... Ich fürchte, Ele, wir müssen weiter Geduld mit uns haben.. Was in Jahrzehnten "falsch" gelaufen ist, lässt sich wohl nicht in ein paar Jahren wieder "gut machen".. Und ich fürchte, so leben wie "andere" werde ich wohl nie.. Ich werde immer "vorsichtig" sein müssen (ich denke, du weißt, je öfter eine depressive Episode, umso größer ist die Gefahr, noch eine zu bekommen), und vor allen mit meinen Ängsten, die werden wohl auch nie ganz vergehen. Aber da muss ich wohl in kleinen Schritten denken. Ich habe es zum Beispiel vor 7 Jahren bis nach New York geschafft! Im Moment für mich undenkbar.. Ich werde froh und glücklich sein, wenn ich mich überhaupt mal wieder in einen Flieger traue (und ich möchte doch soo gerne mal wieder einen "Süden-Urlaub" machen..).

Ok, genug lammentiert. Aber ich hoffe, du verstehst, was ich damit sagen wollte.

Ich wünsche dir/euch ein schönes Wochenende!

LG,

Steffi
Ele
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Ele »

Hallo Steffi,

und wie ich Dich vertehe!
Ich hätte gar nicht gedacht, dass es noch jemanden gibt, der dieselben Probleme hat wie ich. Bei mir ist das nochmal eine Nr. größer. Ich fahre noch nicht mal Auto, trotz Führerschein. Wenn ich wo mitfahren muss, ist das immer ein Chaos vorher, weil schlecht ist es mir ja dauernd. so fahre ich tagein tagaus mit dem Fahrrad und meine Kinder mit mir.

Das ist auch das Problem, das ich mit VT habe, mit der Übelkeit und meiner Empfindsamkeit (mir wird es schlecht, wenn Leute in der U-Bahn ein- und aussteigen, weil ich die Bewegung des Zuges wahrnehme )
Genau genommen geht es mir auch immer schlechter. Sicherlich, die Stimmung hat sich mit den ADs auf jeden Fall gebessert, ich kann jeden Morgen, wenn auch mit Überwindung, zur Arbeit gehen. Aber es gibt doch auch noch andere Dinge im Leben.
Sicherlich werde ich nie Bungeespringen oder Drachenfliegen, das muss ja auch nicht sein. Aber ich möchte doch einfach am Leben teilnehmen können, ohne mir dauernd irgendwelche Ausreden einfallen zu lassen (die Leute meinen ja ich spinne!).

Ich war auch schon immer ängstlich und grüblerisch und es gab sicher mein ganzes Leben schon Dinge, die ich nicht so gerne gemacht habe. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass ich mein Leben systematisch zerstöre. Manche Sachen habe ich einfach nicht im Griff (ich kann z.B. monatelang fasten und plötzlich überkommt mich die Gier und ich stopfe wahllos, vorallem Süßigkeiten in mich rein).Ich habe so viele Probleme (mein Verhältnis zu Männer ist extrem gestört, was sicherlich auf dem Verhältnis zu meinem Vater beruht und den traumatischen Ehen, die ich geführt habe) und da denke ich, VT alleine reicht mir nicht und deckt doch nur einen Teilbereich ab.

Für eine Klinik habe ich mich scheinbar doch noch zu gut im Griff, vorallem hätte ich niemanden für die Kinder, so vegetiere ich dahin bin todtraurig, dass mein Leben an mir vorbeizieht und kann scheinbar nichts daran ändern.

Das Buch habe ich mir übrigens noch nicht gekauft. Entscheidungen brauchen bei mir immer etwas länger.

Traurige Grüße an einem verregneten Samstag!
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

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Dendrit
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Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Ele und alle anderen!

Also, ich war heute bei dem "Neuen". Nimmt mich nicht, wie er sagte, im Moment grundsätzlich nicht, weil alles voll ist. Triftiger Grund. Also hat es schon so 'rüber gebracht und hab's nicht als "Ausrede" oder so verstanden/eingeordnet.

Allerdings meinte er auch, dass es bei mir zu "akut" wäre. Ich denk, ich habe ganz andere Vorstellung unter "akut", komme nicht so klar damit. Hab im Pschyrembel nachgesehen und liegt er wohl recht. Auch wenn ich's nicht glauben mag. Er hat mir einen Prospekt, Anmeldeformular und einen Fragebogen für die Windacher Klinik gegeben. Zwar noch ein paar Adressen gegeben, aber die Windacher liegt näher und könnte eher mit Besuch rechnen.

Was er sonst noch sagte, hatte so viel mit anderem verbunden, dass ich jetzt noch neben mir bin. Mir ist speiübel.

Und dann ist mir auch noch passiert, dass er was erkannt hatte, ich hatte versehentlich und unbemerkt meine Maske fallen gelassen. Passiert mir eigentlich nur bei Leuten, wo Vertrauen ist. Spricht also für ihn, auch wenn es mir peinlich war/ist.

Aber jetzt alles zu erzählen, wäre zu lang. Das habe ich im anderen Forum geschrieben.

Ich wünsch Dir alles Gute!

LG, Manuela
sabiosa

Re: Was habt ihr für Erfahrungen mit Therapieformen?

Beitrag von sabiosa »

Hallo Ele,
hallo Manuela,


wollte euch fragen, wie es euch geht! Hoffe, ihr lest diesen neuen Beitrag!

LG!


Steffi
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