soziale Phobie

coolbox
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Registriert: 27. Sep 2006, 13:46

soziale Phobie

Beitrag von coolbox »

Hallo,

ich bin ein Enddreißiger und habe Angst vor vielen meiner Mitmenschen, insb. vor Leuten mit gutem Selbstvertrauen und Bildungsstand.
Ich bin ein geselliger und auch netter Typ und sehe auch nicht schlecht aus, rational kann ich das erfassen, aber die Gefühle sind viel stärker.
Ich traue mich bspw. nicht, Frauen anzulächeln, insb. wenn diese hübsch sind. Ich schaffe es einfach nicht, auch aus Angst vor Ablehnung.
Dabei geht es wirklich nur um ein lächeln und vielleicht ein zwangloses Gespräch.
Vor Gruppen zu reden ist ein Horror für mich, bekomme Beklemmungen und Herzrasen, das geht zwar nach einigen Minuten wieder weg, aber bis dahin fürchte ich, mich zum absoluten Trottel zu machen.
Ich arbeite zwar an diesen Themen, mache auch eine Therapie, aber bisher fehlt mir noch der entscheidende Durchbruch.
Hat jmd. ähnliche Erfahrungen gemacht, und was denken Frauen, wenn ein Mann sie einfach anlächelt ?

Danke
Gruß
Alf
cool
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: soziale Phobie

Beitrag von cool »

Hallo Coolbox,

herzlich willkommen im Forum und schön das du da bist.
Ich finde es klasse, wenn ein Mann mich anlächelt.


Viele Grüße Cool
coolbox
Beiträge: 14
Registriert: 27. Sep 2006, 13:46

Re: soziale Phobie

Beitrag von coolbox »

Hallo Cool,

und machst du dir dann keine Gedanken, warum der Mann das tut?
Was denkst du in dieser Situation ?

Gruß
Alf
dramolet
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Registriert: 5. Sep 2006, 22:29

Re: soziale Phobie

Beitrag von dramolet »

hallo coolbox,

herzlichen willkommen hier im forum.
ich finde es auch nett, wenn mich ein mann anlächelt, besonders dann, wenn ich nicht das gefühl hab, es geht ihm nur ums "aufreissen", sondern weil er wirklich an mir als person interessiert ist.

leider hat man zu oft das gefühl, dass die leute abkürzungen gehen wollen, so nach dem motto: "ach ja, die unterhaltung ist ja jetzt nur lästig, aber anders krieg ich sie nicht rum", und das merkt man sofort , und mich verjagt das auch sofort. ich finde es spannend, wenn jemand wirklich interesse am gespräch hat, weil man sich eben gut versteht. ich denke oft, dass ich nie mit jemandem zusammensein könnte, der kein aufrichtiges interesse daranhat, sich mit mir auszutauschen...wie sollte denn so eine beziehung auch aussehen?

ich selber mache um schöne männer auch einen bogen und verhalte mich extra abweisend und cool, weil ich auch schiss hab. es ist also nix ungewöhnliches, denke ich.

was mir sehr geholfen hat bei der angst, vor leuten zu sprechen, war ein theaterworkshop mit körpertherapie-elementen. da lernt man wirklich, nur vor anderen leuten zu stehen und angesehen zu werden und sie anzusehen und legt seine angst ziemlich schnell ab. vielleicht auch was für dich? gut war da auch das gefühl für mich, dass ich mich so angenommen fühlte, wie ich war, egal wie ich aussehe, was ich anhab, wie alt ich bin, ob ich geschwitzt habe und staubig bin...man war einfach angenommen. sehr heilsam!!

also nur mut!
viele grüße
dramolet
--------------

in the end everything will be fine.

if it´s not fine it´s not the end.
immergruen
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Registriert: 17. Aug 2006, 20:03

Re: soziale Phobie

Beitrag von immergruen »

Hallo Alf, genau das was Du beschreibst ist auch mein Problem.

Ich halte mich für humorvoll, sympathisch, einigermaßen gebildet, aufgeschlossen, vielseitig interessiert, nicht hässlich und so weiter und so fort... Aber ich habe beim Kontakt mit Menschen die ständige Angst, dass mir irgendwann der Gesprächsstoff ausgeht, ich die Leute nur noch langweile und diese sich dann doch wieder von mir abwenden.

Ich wurde sogar selbst schon mehrfach angesprochen, auch von wirklich gut aussehenden und sympathischen Frauen. Trotzdem ist diese Angst bei mir geblieben, selbst den ersten Schritt zu tun. Das klingt doch rational betrachtet schon fast verrückt, oder? Aber genau wie Du schreibst: Die Gefühle sind stärker. Ich denke immer schon zu Beginn eines Kontaktes daran, wie es vielleicht enden könnte: Dass mein Gegenüber irgendwann merkt, dass ich eigentlich doch nicht so interessant bin wie es anfangs vielleicht den Eindruck gemacht hat und sich von mir abwendet.

Auch ich arbeite schon seit vielen Jahren daran, habe u.a. schon mehr als eine Therapie gemacht. Den entscheidenden Durchbruch habe ich auch noch nicht geschafft, ich weiß auch nicht ob der mir jemals gelingen wird. Aber ich denke, dass ich auch mit vielen kleinen Schritten meinem Ziel näher kommen kann.

Auch wenn es paradox klingt: Angst überwindet man, in dem man genau das tut wovor man Angst hat. Wenn man der Angst aus dem Weg geht, betreibt man „Vermeidungsverhalten“. Dadurch wird die Angst nur schlimmer, irgendwann wird vielleicht eine Depression daraus (genau auf diesem Weg bin ich auch hier im Forum gelandet). Versuche, trotz Deiner Angst zu handeln. Am Anfang wird das unglaubliche Überwindung kosten, aber mit der Zeit wird die Angst geringer und Deine Erfahrungen größer werden. Versuche, kleine Schritte zu tun und nicht zu viel zu erwarten.

Ablehnungen wird es dabei mit Sicherheit immer wieder geben, wahrscheinlich mehr als Erfolge. Aber ich versuche, mich davon nicht entmutigen zu lassen. Ich halte es für völlig unrealistisch, nur Erfolge zu erwarten; Das wird auch Leuten mit gesundem Selbstvertrauen nicht gelingen. Wenn ich einen fremden Menschen anspreche, nur weil er sympathisch aussieht, den ich aber nicht kenne und über den ich absolut nichts weiß, kann das meiner Ansicht nach gar nicht anders sein.

Denke doch einfach mal umgekehrt: Würdest Du denn mit jedem Menschen zu tun haben wollen, der Dir begegnet? Genau so, wie es wahrscheinlich viele Menschen gibt, die Du ablehnen würdest, wenn sie Dich ansprechen, wird das auch umgekehrt der Fall sein. Die Charaktere und Interessen sind dafür einfach zu vielfältig und unterschiedlich. Das halte ich für völlig normal. Es passt eben einfach nicht immer zusammen.

Ich denke, wenn ich es schaffe, nur einen einzigen guten Freund zu gewinnen, ist das mit Sicherheit zehn Enttäuschungen wert, wenn nicht noch viel mehr.

Aber es gibt auch einfachere Wege, um Menschen kennen zu lernen. Bist Du z.B. Mitglied in einem Verein? Ich habe auch schon mehrmals über Kontaktanzeigen Freunde und Bekannte gesucht und dabei insgesamt gute Erfahrungen gemacht. Dieser Weg hat den Vorteil, dass man zumindest schon mal ein paar Infos über die Person hat und etwas gezielter auswählen kann, mit wem man Kontakt aufnimmt. Außerdem kann ich mir dabei sicher sein, dass er/sie auch wirklich daran interessiert ist, Leute kennen zu lernen. Diese zwei Punkte vermindern für mich die Angst vor Ablehnung schon mal gewaltig. Natürlich wird es auch da nicht immer klappen, ob die „Chemie“ stimmt, wird sich erst beim persönlichen Treffen zeigen.

Wie gesagt, der Knackpunkt bei mir ist der Gesprächsstoff. Obwohl ich mich für einigermaßen gebildet halte, habe ich dennoch Angst davor, dass mir mein Gegenüber überlegen sein könnte oder ich irgendwann einfach nichts mehr zu sagen habe. Das hindert mich oft schon von vorne herein daran, überhaupt irgendwas zu sagen. (Ich habe/hatte viele Freunde und Bekannte, die studiert haben, ich selbst aber nicht – das war immer ein großes Problem für mich). Daher versuche ich, durch Lesen, Vorträge, Unternehmungen, Fernsehen usw. mein Wissen zu vergrößern. Das ist ein langer und mühsamer Weg, zumal mir meine innere Unruhe dabei oft im Weg steht.

Und wenn ich zu einem Thema mal nichts zu sagen weiß, kann ich immer noch durch Zuhören und Fragen mein Interesse zeigen. Ich denke, dass es manchmal einfach schon genügt, aufgeschlossen und interessiert zu sein. Aber Du wirst immer wieder auf Menschen treffen, die einfach nicht die gleichen Interessen oder die gleiche „Wellenlänge“ wie Du haben. Dann klappt es eben nicht, das ist völlig normal.

So, dass ist jetzt ganz schön lange geworden und ziemlich viel „Theorie“ (trotzdem könnte ich noch eine ganze Menge mehr schreiben). Daher zum Schluß noch zwei Dinge: Es fällt mir selbst in der Praxis bei weitem nicht so leicht, wie sich das hier vielleicht liest. Aber: Unsicherheit ist doch auch menschlich, zeigt dass Du Gefühle hast und kann durchaus auch sympathisch wirken.

Viele Grüße

Immergrün
bengele1
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Re: soziale Phobie

Beitrag von bengele1 »

Hai du!

Ich weiß es klingt soo schlau und wahrscheinlich glaubst mir nicht, daß ich selber in der Richtung oft tierisch Probleme habe, aaaber: mach dir da mal nicht so einen Kopf!!!
Ich bin ´ne Anfangdreissigerin und finde eigentlich immer nett, wenn mich Leute (wozu auch die Spezies Männer zählt ) einfach nett anlächeln, vor allem, wenn ich vielleicht nicht mal einen so guten Tag habe. Da baut ein nettes Lächeln sogar auf!

Und ich gehe auch nicht davon aus, daß jeder Mann der nett ist mich anbaggern will, weil jetzt mal ganz ehrlich: wer wirklich baggert, der tut krassere Dinge und den erkenne ich (glaube ich mal) ziemlich schnell.
Und es gibt wirklich schlimmeres für eine Frau (jedenfalls für mich): So der "Endsiebziger", der dir beim Arzt zweimal zu oft anbietet, man könnte doch gemeinsam zum Herrn Doktor gehen... Puuuh!

Also erst aml liebe Grüße
Julia
Ich wünsch dir ein Stückchen Glück!!
bengele1
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Re: soziale Phobie

Beitrag von bengele1 »

Hai dramolet!

Auch dir noch ´ne kurze Antwort, einfach, weil ich finde du hast (mindestens) einen Punkt erwähnT:
egal wie oder wo wir Leute kennenlernen: es gibt nichts schöneres, als wenn man sich bei irgendjemand wohlfühlt/geborgen fühlt, s o wie du jetzt wahrscheinlich in deiner Theatergruppe... ich finde das tut echt gut!
Ich hatte mal eine Arbeitsstelle, da war das so mit allen Kollegen. Das war auch eine Zeit in der es mir immer gut ging. Und so was muss man/frau unbedingt finden.

Liebe Grüße Julia
Ich wünsch dir ein Stückchen Glück!!
lilly
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Re: soziale Phobie

Beitrag von lilly »

Bei mir ist es so, dass ich Herzrasen und Beklemmungen bekomme, sobald ich an einem Tisch sitze (Kneipe, Restaurant, auf Feiern) und von mehr als 4 Personen umgeben bin. Wenn ich etwas gefragt werde, sind alle Blicke auf mich gerichtet, und dann fange ich an zu stottern, habe null Selbstbewusstsein. Ich kann es nicht ertragen, wenn mich alle anstarren.

Ich bewundere immer die Leute, die einen ganzen Tisch unterhalten können und frei und unbekümmert Witze erzählen, ohne mit der Wimper zu zucken.

Früher kam bei mir noch starkes Erröten hinzu, und alle haben sich über mich lustig gemacht. Ausdrücke wie: "Osram hellrot" oder "schalte mal Deine Ampel auf grün" waren an der Tagesordnung.

Das Erröten ist verschwunden, doch die Angst bleibt.

Was kann man dagegen tun? Ich weiß es nicht. Eine Therapie hat mir nicht geholfen.

Ich möchte Dir gerne helfen, aber ich weiß selbst nicht, wie.
Einar
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Re: soziale Phobie

Beitrag von Einar »

Hallo coolbox,

irgendwie finde ich mich in deinem Beitrag wieder, und einigen anderen hier scheint es wohl auch so zu gehen. Ich bin 37, seit 15 Jahren depressiv, und in dieser Zeit hatte ich mal gerade eine (kurze) Beziehung zu einer Frau. Dabei sehe ich zwar nicht wie quasimodo aus, aber meine Einstellung zu mir selbst, mein mangelnes Selbstbewusstsein wegen meiner Depression, stand immer zwischen mir und einer Frau. Ich bin überzeugt, gerade Frauen können solche depressiven Typen förmlich am Gesicht erkennen, und gehen ihnen aus dem Weg. Frauen suchen nun mal Typen „die wissen, wo es lang geht“ usw., selbst wenn sie das nicht gerne zugeben. Sie reagieren auch aggressiv, wenn sie mit solchen Typen ins Gespräch kommen (meine Erfahrung). Ich glaub nicht, dass mann besonders witzig sein muss, aber entscheidend ist wohl, wie mann auftritt…

Ich kann dieses weibliche Verhalten verstehen, jedenfalls jetzt, und führe das darauf zurück, dass gewisse Evolutionsmuster noch längst nicht untergegangen sind. Wenn sich Menschen über ihre Pheromone finden, dann sind auch ganz andere Sachen drin...
Als Depressiver und Arbeitsloser habe ich sowieso kaum Kontakte, und zu Frauen schon gar nicht. Ich geb zu, dass ich manchmal die Paare auf der Straße beobachte, und mich frage, warum ich nicht auch eine Beziehung haben darf. Tatsache ist jedoch, dass jeder starke emotionale Stimmungswandel bei mir einen depressiven Schub auslöst. Ich kann es also gar nicht zulassen, mich „zu verlieben“. Dieser Gedanke hilft mir wenigstens, die Sache besser in den Griff zu kriegen.

Wenn Du diese Probleme nicht hast, dann solltest Du versuchen, dir ein stärkeres Selbstbewusstsein zuzulegen. Z.B. Theaterspielen ist eine gute Sache, oder im Chor mitsingen, sofern Neigung vorhanden. Beides bringt dir die Gelegenheit, in einer gemischten Umgebung langsam Fuß zu fassen, nebenbei (vor allem durch Singen) das Selbstbewusstsein zu stärken. Auch die Frauen dort sind deutlich netter (und das völlig bildungsunabhängig), wie ich weiss. Wunder soll mann hier natürlich nicht erwarten, alles braucht seine Zeit. Ich hatte in Kiel einen sehr netten Chor gefunden, in dem ich
2 Jahre, trotz krankheitsbedingter Pausen, mitgesungen habe und dabei sogar normalen Kontakt zu netten Frauen hatte. Damit konnte ich mich ganz gut stabilisieren. Leider habe ich hier in Hannover noch nichts gefunden, die Chöre sind alle zu anspruchsvoll und verlangen regelmäßige Teilnahme, was ich aber nicht bringen kann, leider.
VG,
Einar.
coolbox
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Re: soziale Phobie

Beitrag von coolbox »

Hallo dramolet,

interessant, stelle ich mir lustig vor, wenn wir uns treffen würden.
Ich fasse mir allen Mut zusammen, und lächle dich an ( oder traue mich erst gar nicht )und du tust besonders cool und machst einen Bogen um mich.
Das würde auch bedeuten, dass es nur hässliche Paare gibt und alle Singles super aussehen .
O.K. Ich finde es super, von einer Frau zu hören, dass es gut tut, angelächelt zu werden.
Wie bist du denn an diese Theatergruppe gekommen ?
Klingt interessant.

LG
Alf
coolbox
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Re: soziale Phobie

Beitrag von coolbox »

Hi Julia,

ich musste echt lachen über den Endsiebziger, gibts sowas wirklich.
Ich mache mir eben zuviele Gedanken.
Gedankenmuster läuft ungefähr so ab:
Oh, sieht gut aus - möchte ich gerne mal anlächeln ( nicht anbaggern ), traue mich aber nicht - wenn doch, was denkt sie von mir. Was sie von mir denkt ist dabei extrem wichtig für mich ( was will der Trottel, wie sieht der denn aus, was glotzt der etc...... )

Viele Grüße
Alf
coolbox
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Re: soziale Phobie

Beitrag von coolbox »

Hallo Immergrün und Einar,

lasst euch nicht unterkriegen, vielleicht ist es einfacher als man denkt.

Der Spruch: Man ist was man denkt
hat einen verdammt hohen Wahrheitsgehalt.

Aber ich kann mit euch fühlen, ich habe ja dieselben Herausforderungen und bewege mich in sehr kleinen Schritten.

Die Schwierigkeiten die du, Einar, hast, hatte ich auch mal in dieser Ausprägung. Es war ein langer und beschwerlicher Weg aus diesem Sumpf heraus, es ist aber zu schaffen, nicht aufgeben.

GHruß
ALF
coolbox
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Re: soziale Phobie

Beitrag von coolbox »

Hallo Barbara,

bist du oft unter Leuten ?
Wie ist es am Arbeitsplatz ( falls du arbeitest ).
Ich kenne das auch und habe mich früher ganz unbewußt solchen Situationen entzogen.
Was ich derzeit nicht schaffe, ist z.B. in eine Kneipe zu gehen ( alleine ), etwas zu trinken und womöglich noch andere Menschen anzusprechen.
Man muss in kleinen Schritten herangehen.
Mit wem kannst du darüber reden ?

Gruß
Alf
lilly
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Re: soziale Phobie

Beitrag von lilly »

Hallo Alf,

ich bin normalerweise sehr kontaktfreudig, habe mehrere Freundinnen.

Ich spreche auch Leute an und bin sehr offen, sogar manchmal ziemlich mutig.

Aber, wie gesagt, sobald mehr als 4 Leute um mich herum sind und ich etwas sagen muss, ist es aus. Sind wir nur zu dritt, habe ich keine Probleme. Dann erzähle ich munter drauflos.

Am schlimmsten war es in der Schule, wenn ich ein Referat halten musste. Ich habe dann nur gestammelt und hatte immer das Gefühl, dass sich mein Gesicht verzog oder sogar verkrampfte vor lauter Angst. Das hat mich dann noch unsicherer gemacht.

Ja, ich habe schon mit Bekannten über mein Problem gesprochen, aber dabei ist nichts herausgekommen. Ich muss mich wohl damit abfinden.
coolbox
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Re: soziale Phobie

Beitrag von coolbox »

Hallo Lilly,

du musst dich damit nicht abfinden.
Ich kenne das, was du beschreibst, jedoch sehr gut.
Aber es schränkt mich ein und daher WILL ich es ändern.
Es sind wohl irgendwelche Hemmungen / Komplexe aus der Kindheit und wie ich schon schrieb, versuche ich momentan mein Selbstbewußtsein / Akzeptiertwerden durch anlachen von Frauen zu stärken.
Vielleicht bin ich verrückt, aber es ist ein kleiner Schritt und doch eine große Hürde.
Was denkst du, wenn dich einer wie ich anlachet ?
jes
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Re: soziale Phobie

Beitrag von jes »

Hallo Coolbox,
darf ich dich mal was fragen ?

Wurde dir von Aerzten die Diagnose Soziale Phobie gestellt ?


Oder fuehlst du dich selber dem zugehoerig ?

Das sollte jetzt keinerlei Wertung beinhalten, einfach nur meine Neugierde.

Gruss Jessica
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
coolbox
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Re: soziale Phobie

Beitrag von coolbox »

Hi Jes,

du darfst.
Wurde von Ärztin gestellt, ist aber auch irgendwie was dran, da wäre ich auch selbst drauf gekommen.
Ist genau die Schiene Redeangst vor Gruppen, Unwohlsein bei Kontakt zu anderen Menschen.
Das Gefühl, nicht akzeptiert zu werden.
Kennst du das auch ?

Gruß
Alf
jes
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Re: soziale Phobie

Beitrag von jes »

Hallo Coolbox,
ja mir wurde die gleiche Diagnose gestellt.
Bei mir ist das allerdings schon fast ueber zwei Jahre her.

Mein groesstes Problem dabei ist das ich die Bewertungen anderer fuerchte. Was koennten die blos denken wenn ich, wie du schon sagtest , sie einfach anlaechel. Das hoert sich alles nicht so schlimm an. Ist es aber.
Und zwar wenn man nach und nach nichts mehr sagen oder tun mag in der Oeffentlichkeit. Ich habe mich ueber Jahre hinweg in eine totale soziale Isolation gebracht ( o-Ton des Oberarztes, in der Klinik, in der ich war). Unbewusst natuerlich. Hab nur noch vermieden. Es kann sich kaum einer vorstellen wenn ich sage ich bin nur noch zur Arbeit und zum gossen Supermarkt gefahren, wo ich nicht reden musste, nichts bestellen musste,einfach nur aus Regalen nehmen konnte. Ich glaube zum Schluss habe ich nicht mal mal an der Kasse guten Tag gewuenscht.

Das fuer mich witzige (eigentlich gar nicht witzig, meine selbstironie halt) war das ich dachte die Depression sei so schlimm, dabei hab ich viel mehr als Depression, was im nacherein ganz schoen hart war.

Macht du eine Verhaltenstherapie ?
Das ist sehr positv bei sozialer Phobie.

Was mir in der Klink sehr viel geholfen hat war auch ein soziales Kompetenztraining ( ich war auf einer Spezialstation fuer Angsterkrankungen, die aber auch Depression behandeln)

Ich habe mir auch zwei gute Buecher zu dem Thema gekauft. Wenn du interesse daran hast, sag bescheid.

Heute geht es langsan vorran bei mir. Wichtig war zuerst das ich meine Depression in den Griff bekomme um dann an meine Aengste zu gehen. Ich mache Fortschritte, jeden Tag. Bei der Arbeit werde ich jetzt haeufiger gefragt was blos mit mir los sei, ich lache so oft
Ich glaube ich bin viel offener und sicherer geworden seit es mir besser geht.

So, bevor ich meinen eigenen Roman verfasse, hoer ich hier erstmal auf.

Liebe Gruesse
Jessica
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
coolbox
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Re: soziale Phobie

Beitrag von coolbox »

Hallo Jes,

nein, ich mache eine Psychotherapie.
Wie gehst du die Probleme denn an?
Auch wie ich mit meiner Anlächelmethode?
Komme mir ganz schön blöd vor, heute habe ich wieder versucht eine Frau anzulachen, hatte aber einfach nicht den Mut, war auch ein hübsches Ding....
Bei nicht so hübschen fällt es mir leichter.
Warum weiss ich echt nicht. Bescheuert.
Habe auch in meiner Jugend immer Angst vor Ablehnung gehabt und die hübschesten Mädels nie angesprochen.
Und wenn doch, wusste ich nix zu sagen ogott.

Bewertung ist auch mein Thema.
Jeder bewertet mich irgendwie.
Soziale Stellung, Bildungsstand, Aussehen, Verhalten, Wortwahl....das ist einfach schrecklich...

Ich weiß noch nicht, wie ichda ran gehe, aber es ist sehr anstrengend, wenn man z.B. beruflich sprechen muß und sich dazu zwingt.
lilly
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Re: soziale Phobie

Beitrag von lilly »

Mache Dir keine Sorgen, ein Lächeln könnte missverstanden werden. Im Gegenteil.

Grundsätzlich ist ein Lächeln wie ein Geschenk für jeden Menschen.

Wenn mich jemand anlächelt, bewegt mich das sehr. Ich freue mich und lächele zurück.

Hast Du das auch schon einmal erlebt: Du sitzt in der Straßenbahn und Dir gegenüber ist ein pausbackiges Baby im Kinderwagen.

Das Baby schaut Dich an und strahlt plötzlich übers ganze Gesicht.

Alle schauen auf das Baby, und jeder lächelt!

Du kannst hier sehen, welche Wunder ein Lächeln vollbringen kann.

Darum: Lächele öfter und aufrichtig. Dann bekommst Du auch ein Lächeln zurück.

Und sei nicht traurig.
bengele1
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Re: soziale Phobie

Beitrag von bengele1 »

Hey Alf,

schön dann hattest du wenigstens eine Kleinigkeit zu lachen - das ist doch fein.

Die Gedankenmuster die man sich irgendwo/irgendwann angeeignet hat kriegt man halt schlecht wieder weg. Ich hab´manchmal Panikattacken - da ist das so ähnlich. Vorzugsweise in einem kleinem Wartezimmer mit 40 Leuten drin und dann trotz Termin Wartezeit von 3 Stunden - da vergehen mir sämtliche Gesichtszüge, da bin ich wie´ne Statue. Ist so ähnlich.
Aber das Männlein/Weiblein Problem ist schon manchmal seltsam und scheitert dann oft sicherlich nicht nur an einem!
Ich mache mir entweder zu viele Gedanken oder zu wenige. Klappt auch bei mir beides nicht.
Aber ganz ehrlich: es gibt Tage an denen ich auch ernsthaft darüber verzweifeln könnte - weil ja allein-sein manchmal doch echt scheiße ist.
Wenigstens liebe Grüße aus der Ferne
Julia
Ich wünsch dir ein Stückchen Glück!!
jes
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Re: soziale Phobie

Beitrag von jes »

Hallo Coolbox,

mir hat man beigebracht die Probleme, oder in dem Fall Aengste direkt anzugehen. Das heisst man muss in die Situation rein gehen, sie ertragen, und meist merken das sie nicht so schlimm ist wie man gedacht hat. Hoert sich einfach an im ersten Moment, ist aber wahnsinnig anstrengend. Quasi Konfrontationstherapie. Ich hab immer den Satz im Ohr Angst kann man nur mit Angst bekaempfen .
Habe in einer Angstsportgruppe, so hiess das, Uebungen gemacht die ganz bewusst die Symptome der Angst ausgeloest haben. Anfangs war das ganz schrecklich, das kannst du mir glauben. Nach und nach wurden die Symtome aber immer weniger. Ich glaube ich hab da 6 Wochen mitgemacht.

Du kannst neben deiner Psychotherapie, anhand von Unterlagen viel zu Hause ueben, oder eben am besten direkt draussen. Viele Uebungen stehen auch in den Buechern, die ich habe, direkt drin. Ich hab mir halt die Uebungen raus gesucht die am besten auf meine Aengste zutrafen. Bei sozialer Phobie hilft meist nur ueben, ueben, ueben .

Wenn ich sage du kannst das neben deiner Therapie zusaetzlich machen, musst du natuerlich gucken ob es dir dann nicht zu viel wird.

Bei mir geht es momentan ja mit meinen Aengsten, wie ich ja schon sagte, aber bestimmt auch nur weil meine Depriphase so gut wie weg ist.

Liebe Gruesse
Jessica

P.S. ich habe uebrigens nie jemanden angesprochen, weder huebsch noch haesslich, kann das also auch nicht ! Und ich glaub ich bin auch nicht haesslich ...
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
Ele
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Kontaktdaten:

Re: soziale Phobie

Beitrag von Ele »

Hallo Alf,

und wie ich mich freue, wenn mich jemand anlacht und zwar ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben.
Wenn man irgendwo warten muss, beim Arzt im Supermarkt, etc. schauen fast alles Leute griesgrämig drein. Ich versuche dann immer zu jemandem Blickkontakt aufzunehmen und zu lächeln und habe bis jetzt jedes Mal ein Lächeln zurückbekommen.
Ich denke übrigens auch, dass ich mittlerweile eine soziale Phobie habe. In der Gruppe gehts noch, da kann ich untertauchen. Fast unerträglich wird es für mich im Zweiergespräch, ich habe dann Angst, dass ich keinen Gesprächsstoff mehr habe, die anderen langweile etc.
Eigentlich würde ich gerne andere Leute kennenlernen, aber ich traue mich alleine nicht.
So gesehen hat Jessica recht: Rein in die Situation und aushalten und irgendwann feststellen, dass es nicht mehr so schlimm ist. ...wenn's doch nur nicht so schwer wär.

Grüße
Ele
>> Du mußt Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern zu gebären...>>

Friedrich Nietzsche

jes
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Re: soziale Phobie

Beitrag von jes »

Hallo Coolbox noch mal

Sag mal bewertet man dich wirklich, oder sind es nur deine Gedanken und Aengste das es so sein koennte ?

Ist mir gerade noch eingefallen.

Jessica
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
immergruen
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Re: soziale Phobie

Beitrag von immergruen »

Hallo Ele,

Du bist schon die nächste, die mir innerhalb kürzester Zeit hier im Forum begegnet ist und mir wirklich aus dem Herzen gesprochen bzw. geschrieben hat: Die Angst, plötzlich keinen Gesprächsstoff mehr zu haben und den Gesprächspartner zu langweilen, so dass er sich schließlich von mir abwendet.

Ich habe zwar einige gute Freunde, die mich so akzeptieren wie ich bin und meine ruhige Art sogar zu schätzen wissen. Es ist ja auch nicht so, dass ich unsympathisch oder ungebildet wäre und überhaupt nichts zu sagen wüsste (denke ich zumindest mal von mir), aber das erschließt sich wohl erst, wenn man mich länger und besser kennt. Gelegentlich kommen sogar neue Freunde/Bekannte hinzu, bei denen das ebenso ist. Trotz dieser guten Erfahrungen ist meine Angst geblieben und meinem Empfinden nach noch nicht einmal wesentlich geringer geworden. Sobald ich in der Situation drin bin, bin ich absolut nervös, unsicher und mein Kopf erscheint mir auf einmal wie leergefegt.

Ursache sind wohl Erfahrungen in der Kindheit und Jugend, als ich mich von allen abgelehnt gefühlt habe. Damals hatte ich eine Zeit lang überhaupt keine Freunde und das Gefühl, einfach den Anschluss an meine Altersgruppe verpasst zu haben - bis heute. Das ist mittlerweile ca. 20 Jahre her und meine Situation hat sich objektiv auch gebessert, aber die Erfahrungen haben sich bei mir wohl derartig eingebrannt, dass sie mir noch heute im Weg stehen.

Auch wenn mir der große Durchbruch nicht gelungen ist (wie ich oben schon geschrieben habe), denke ich, dass wir unserem gemeinsamen Ziel auch in vielen kleinen Schritten näher kommen können. Ich kann Dir nur ein paar kleine Tipps geben, wie ich das versuche, vielleicht hilft der eine oder andere auch Dir weiter:

Die Angst aushalten, trotzdem handeln und sich der Situation stellen. Sagt sich leicht, ist aber in der Praxis verdammt schwer (weißt Du ja selbst) - und man muss es immer und immer wieder tun.... Es muß ja nicht gleich die große Freundschaft dabei rauskommen, aber ein kurzes Gespräch oder auch nur ein Lächeln sind schon ein kleiner Schritt.

Ich bin zum Glück recht vielseitig interessiert und versuche auch an meiner Allgemeinbildung zu arbeiten. Bücher, Zeitschriften, Vorträge, Reisen (aber nicht nur am Strand rumliegen), Fernsehen (kommt natürlich auf den Sender an), kulturelle Veranstaltungen und und und. Möglichkeiten gibt es eine Menge, und sie bereichern nach und nach meinen "Vorrat" an Gesprächsstoff - und damit steigt auch mein Selbstvertrauen.

Und wenn ich mal wirklich nichts mehr zu sagen weiß: Einfach zuhören (die Bedeutung dieser Fähigkeit wird oft unterschätzt), Interesse zeigen und Fragen stellen. Natürlich wird man gelgentlich auf Menschen treffen, die einfach nicht die gleichen Interessen oder die gleiche Wellenlänge haben, dann klappt´s eben nicht - halte ich für völlig normal.

Auch über Kleinigkeiten oder belanglosere Dinge reden, es müssen nicht immer hochgradig anspruchsvolle Gespräche sein. Das berühmte Gespräch übers Wetter kann ja zumindest als Einstieg für eine Unterhaltung dienen, weiteres ergibt sich dann oft von selbst.

Und: Leute kennen lernen über Kontaktanzeigen (ich wiederhole mich, aber meine Erfahrungen sind gut, heute habe ich wieder ein Treffen mit einer "Anzeige"). Da weiß ich zumindest mal, dass die Person wirklich daran interessiert ist, jemanden kennen zu lernen. Das ist viel einfacher und auch gezielter, als Leute einfach so anzusprechen.

Das habe ich jetzt einfach so mal runtergeschrieben - aber glaube mir, auch mir fällt das in der Praxis nicht so leicht, wie es sich hier vielleicht anhört...

Trotzdem viel Glück und viele Grüße!

Immergrün
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