step by step - Depression als Chance? VI

susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Fortsetzung von "step by step...."

step by step - Depression als Chance? http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1116521311
step by step - Depression als Chance? II http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1119945442
step by step - Depression als Chance? III http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1122561203
step by step - Depression als Chance? IV http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1124185020
step by step - Depression als Chance? V http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1129019804


letzter Beitrag von Annette:

Oh je, hab ich euch verscheucht mit meinem profanen post? Das wollte ich nicht - aber vielleicht wart ihr ja auch alle in Backnang - ihr scheint ein wunderschönes Wo-E gehabt zu haben, und das gönne ich euch sehr

Für mich paßt dieser Thread immer noch so gut, denn es kündigen sich die nächsten steps an, meine Reha geht nämlich los, und zwar Mitte Februar. Ich pendele zwischen Nervosität, Freude, Angst und allem, was wohl dazugehört, wenn man was ganz neues anfängt. Dies wird jedenfalls einer der größten Schritte in meinen letzten zwei Jahren.

Vielleicht ganz gut, dass mich so nervige Dinge wie eine leere Autobatterie ablenken, sonst bin ich in den nächsten 3 Wochen nur noch kribbelig. Aber irgendwie nervt mich das doch ziemlich, bin leider nicht wirklich resistent gegen Alltagsschwierigkeiten.

@Susan: ich hoffe du hast wieder so viel Entspannung gefunden, dass die Migräne dich in Ruhe läßt!?

Sich nicht aufreiben, ruhig bleiben, wenn innerlich alles flattert - üben, üben, üben

Liebe Grüße
Annette


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

mich hast du nicht verscheucht es hat sich auch bei mir einiges getan in der letzten Zeit. Die Therapiestunden sind sehr intensiv und ich muss aufpassen, dass die Lawine nicht ins Rollen kommt. Noch ist nicht raus, ob es mit der Klinik klappt - wäre schon gut, erhoffe mir mehr Stabilität.

Dass deine Therapeutin noch weitere Stunden beantragen will, freut mich. So bleibt dir dieser Rückhalt noch, wenn es jetzt etwas schwieriger für dich wird.

Ich kann verstehen, dass der Gedanke an die bevorstehende Reha gemischte Gefühle in dir auslöst. Dennoch finde ich es mutig, dass du diesen Schritt gehen willst, ja, dich sogar darauf freuen kannst.

Sich von den alltäglichen Schwierigkeiten nicht aufreiben lassen - sich in Geduld üben - achtsam sein mit sich und anderen - zu diesem Thema gibt es ein gutes Buch, welches ich gerade lese:

12 Schlüssel zur Gelassenheit (Sabine Asgodom)

Was die Migräne angeht, so plage ich mich schon über 20 Jahre damit herum. Habe auch vieles herausgefunden über die Ursachen, weiß, was ich meiden sollte. Ganz im Griff hat man das wohl nie, es gibt immer wieder Attacken, die scheinbar grundlos auftreten. Da hilft es nur, rechtzeitig das Migränemedikament einnehmen und abwarten, dass der Nebel sich wieder verzieht

Ich wünsche dir viel Kraft für all das, was du in der nächsten Zeit bewältigen musst und willst! Hoffe aber auch, dass dir genug Zeit bleibt, mal zu entspannen und zu geniessen - was auch immer

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan, liebe alle,

die Woche war nervig, 2 x mit leerer Autobatterie liegengeblieben, neue gekauft, Pferd bißchen kaputt, kostet jedenfalls viel Tierarzt, gestern abend Schlüssel an Gartentür abgebrochen und vom Schlüsseldienst Rechnung über 230€ eingefangen, weil ich mit dem kaputten Schlüssel nicht mehr ins Haus kam - meine Grenzen machen sich wieder bemerkbar, das Gefühl, das ihr auch kennt - nach außen hin bloß stabil bleiben, stark sein, vor allem in Diskussion mit dämlichem Handwerker, innen das Gefühl keinen Halt zu haben, Beine aus Wackelpudding und das schwarze Loch tut sich auf.

Habe es trotzdem ganz gut bewältigt, aber jetzt darf echt nix mehr schiefgehen - ist alles "nur" Geld, keine echten Katastrophen, aber Geld ist fast alle und dann kommen die Existenzängste.

So viel wie ich schlafe, so viel Zeit ich mit Nichtstun für mich brauche - und trotzdem denke ich ab und zu, dass ich vielleicht besser in Schwung komme und bleibe, wenn ich mit der Reha erstmal ein volleres Programm habe - jeden Tag 1,5 Std. mehr und zusätzlich nachmittags Gespräche. Vielleicht kurbelt mich das ja an. Wenn nicht - das wird sich zeigen was dann ist, darüber denk ich jetzt lieber nicht nach.

Susan, pass auf dass dich keine Lawinen einholen, sondern klopf immer schön vorsichtig kleinere Teilchen los, die du mit deinem Thera zusammen beherrschen kannst.
Wollte dir eigentlich noch mehr zu dir schreiben, aber das hol ich nach, mußte eben nur meinen Frust loswerden.

Eine gute Woche für dich und alle, liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
steppenwolf1

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

der Thread (mit den ganzen Teilen) ist so umfangreich, dass ich nicht erst lesen kann, da fehlt mir auch die Konzentration. Ich hoffe, das ist ok. Aber ich fand/finde die Überschrift sehr interessant. Ich hoffe, dass ist ok, wenn ich mich hier einfach einmische.

Ich bin vor einiger Zeit wegen eines Neuen Jobs umgezogen und das war ein Riesenschritt. Und hat mich auch erstmal tief fallen lassen. Doch ich sollte es wohl eher als Chance anstatt Bedrohung sehen und diese Chance auch nutzen. Ich hatte eigentlich noch nie einen richtigen Job. Und von daher sollte ich das ganze als sechser im Lotto betrachten.
Nur habe ich immer so Angst den Ansprüchen nicht gerecht zu werden und so... na ja Konzentrationsmangel, Langsamkeit etc. ... aber ich hoffe jetzt mal, dass das für mich die Chance ist aufdie Füsse zu kommen.

Ich wünsche Euch "Steppern" alles Gute und hoffe, dass ich mich nicht dazwischengedrängelt hab mit dem Beitrag.
Sorry nochmal.

Viele Grüsse, steppenwolf
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

da hat sich ja einiges zusammengebraut bei dir - klar, dass es dann auch schwierig wird einen "kühlen" Kopf zu bewahren, stark zu bleiben und nicht aufzugeben. Es ist schon schwer, die eigenen Grenzen so deutlich wahrzunehmen und somit auch die Angst zu spüren, dass noch mehr schief geht, was letztendlich dazu führen kann, dass der (finanzielle) Halt immer mehr abnimmt. Da kann ich dir nur wünschen, dass es so weit nicht kommt und sich nun wieder etwas mehr Stabilität einstellt, so dass du dich sicher fühlen kannst wie auf einem tragfähigen Fundament

Ich habe zur Zeit grosse Schwierigkeiten mit der Krankenkasse. Meine Ärztin hat eine Krankenhauseinweisung ausgestellt, was sich nun als nicht richtig herausstellt, weil für die Klinik, in die ich soll und will, ein Reha-Antrag nötig ist. Nun geht das Ganze Verwirrspiel erst richtig los Der MdK ist eingeschaltet und wenn meine Ärtzin die Einweisung nicht zurückzieht, werde ich da wohl noch antanzen müssen Der Reha-Antrag ist zeitgleich auch schon unterwegs und braucht "bloss" noch von mir ausgefüllt werden. So langsam geht mir die Puste aus und wenn ich nicht selbst auf die Einteilung meiner Kräfte achte, der Krankenkasse ist das auf jeden Fall egal. Ich versuche dennoch, mich nicht verrückt zu machen, weiß ich doch, dass es letztendlich darum geht, Kosten einzusparen und ich kein Einzelfall bin, bei dem so oder ähnlich verfahren wird

Sicher wird die Reha-Massnahme Veränderungen mit sich bringen, was den Tagesablauf angeht. So wirst du nicht mehr so viel Zeit für dich übrig haben, was nicht negativ sein muss Wie du selbst schreibst, kann durch die Mehrbelastung und die Gespräche etwas angekurbelt werden, was vorher nicht möglich war - ich drück' die Daumen, dass es dich weiterbringt, dass du Schritt für Schritt deine kleinen und grossen Ziele erreichst und sich Wege auftun, die weitere Ent-wicklung möglich machen.

Liebe Grüße
Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Hallo Steppenwolf,

du musst nicht den ganzen thread lesen, bevor du hier schreibst Freue mich, dass dich das Thema anspricht - Zwischendrängeln erwünscht!

Umzug und neuer Job - das war sicher nicht einfach - super, dass du es geschafft hast Es ist verständlich, dass das Neue, was jede Veränderung mit sich bringt, auch Angst macht. Immerhin betrittst du "Neuland", verlässt gewohnte, eingetretene Pfade und gehst einen neuen Weg, von dem du noch nicht weißt, wo er dich hinführt.

Doch neben diesen Ängsten gibt es auch eine positive Seite, die Möglichkeit, sich in dem Job wohlzufühlen und zufrieden(er) zu sein. Dabei ist es sicher wichtig, die eigenen Fähigkeiten nicht zu unterschätzen, sie nutzbringend einzusetzen, Herausforderungen anzunehmen - ohne sich zu überfordern. Immer wieder ausloten, wo kann ich noch mehr Kraft investieren und an welcher Stelle ist es sinnvoll, mich etwas zurückzunehmen, um meine Grenzen nicht zu überschreiten.

Den Ansprüchen nicht genügen..... die Angst kenne ich auch. Manchmal stehen mir dabei die Ansprüche an mich selbst regelrecht im Weg Immer perfekt zu sein, ist nicht möglich. Fehler zu machen ist menschlich - gut das zu wissen! Aber ich verstehe deine Angst, den Anforderungen im Job nicht gerecht zu werden, weil du dich z.B. nicht so gut konzentrieren kannst, zu langsam bist usw. Das heißt nicht, dass die Arbeit, die du machst, nicht gut ist. Nutze "gute" Zeiten, um intensiver zu arbeiten, um dann, wenn es mal nicht so gut läuft, davon zu profitieren und es so auszugleichen. Wäre das ein Weg für dich und ist es machbar in deinem Job? Unterm Strich käme dann immer GUTE Arbeit raus

Liebe Grüße und weiterhin alles Gute!

Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

meine Güte, schon wieder über eine Woche, seit du geschrieben hast. Hast du inzwischen Klarheit wie das mit deinem Klinikaufenthalt läuft? Die Ärzte kennen sich mit den Formalitäten wohl auch nicht immer vollständig aus. Vielleicht suchst du dir einen Sachbearbeiter bei der KK oder BfA und klemmst dich an seine Fersen, meine Erfahrung war damals dass die Frau sich dann wirklich super um alles gekümmert hat. Ich drücke dir jedenfalls die Daumen, dass du dahin kannst wo du wolltest. Wann soll es denn losgehen?

Mir ging es letzte Woche eigentlich weitgehend gut, vor allem nachdem ich den Beschwerdebrief mit Rechnungskürzung an die Schlüssel-Abzocke-Firma abgeschickt hatte. Nun warte ich auf eine Reaktion...
...habe aber gar keinen Kopf mehr dafür frei, denn meine Tante, die mit meinem Onkel zusammen mich so lieb unterstützt, ist gestern an einem Hirntumor operiert worden, bzw. was es genau ist wußten sie noch nicht. Habe heute noch nichts gehört wie es ihr geht, aber mein Onkel war ziemlich fertig am Wo-E. Und ich auch, Wut und Ohnmacht vermischen sich und ganz andere Sachen kommen bei mir wieder hoch, die damit gar nichts zu tun haben. Langsam komme ich durch, aber von Sonntag bis heute nachmittag stand ich ziemlich neben mir.

Dass die Reha losgeht ist auf jeden Fall jetzt stimmig, ich muß ja nicht gleich ins Praktikum, sondern bleibe erstmal am vertrauten Arbeitstherapie-Platz.

Mein PC nervt momentan etwas, morgen installiere ich ein neues Betriebssystem (Windows 98, ganz modern ) und hoffe das hinzubekommen. Wenn ihr nix von mir hört wißt ihr warum.

Alles Gute
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Annette,

finde es gut, dass du die aufgestellte Rechnung des Schlüsseldienstes nicht so einfach hinnimmst - hast du denn schon eine Antwort auf deinen Brief? Es hat auch viel damit zu tun, ob man bestimmte Dinge hinterfragt anstatt sie - ohne Widerspruch - anzunehmen. Wenn man dann zu guter Letzt auch Recht bekommt, Geld einspart oder sich was zum Positiven ändert, dann hat sich der Aufwand gelohnt

Dass dich die Sache mit deiner Tante, die natürlich auch an deinem Onkel nicht spurlos verbeigeht, mitnimmt, ist nur zu verständlich. Solche Schicksalsschläge verändern das Leben von einer Sekunde auf die andere und leider weiß man in den seltensten Fällen, welche Auswirkungen sie im Nachhinein noch haben. Hat man ärztlicherseits schon etwas sagen können deine Tante betreffend - gibt es Hoffnung auf Besserung? Hoffe sehr, dass es noch gute Nachrichten gibt, die euch allen ein Stück Entlastung bringen.

Dass du vorerst in deiner gewohnten Arbeitstherapie-umgebung bleiben kannst, ist doch ein grosser Vorteil - so kommt nicht ein Zuviel an Veränderung auf dich zu und du kannst dich langsam auf die neue Situation einstellen. Für das, was ansteht, wünsche ich dir alles Gute, die nötige Kraft, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen und ausreichend Mut, dich dem Ungewohnten zu stellen - Viel Glück!

Was den Klinikaufenthalt angeht, gibt es noch nichts Neues. Das liegt einfach daran, dass ich bis Mittwoch warten muss, ob meine Ärztin es geschafft hat, ihren Teil des Antrages auszufüllen (was ich sehr hoffe) Dann schicke ich das Ganze ab und hoffe, das ich bald Klarheit habe was die Bewilligung angeht. Ein Hindernis könnte noch sein, dass meine letzte Reha-Massnahme erst im April 4 Jahre zurückliegt, aber das werde ich sehen - muss mich wohl wieder in Geduld üben

Zur Zeit nervt mich eine Erkältung - hatte so was lange nicht - fühle mich ziemlich ausgepowert, zudem die letzte Woche auch eine Reihe von Terminen anstand. Es ist immer schwierig, die Mitte zu finden zwischen einem gut strukturierten Tag und einem kunterbunten Durcheinander-tag Auch da die eigenen Grenzen wahrzunehmen, ist nicht einfach, habe mich da wohl etwas übernommen - die Erkältung zwingt mich nun zur Ruhe - ausgleichende Gerechtigkeit!

Gutes Gelingen für alles, was vor dir liegt!

Liebe Grüße
Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Liebe Annette...
hallo an alle, die hier noch mitlesen!

Wie ist es dir in den ersten Tagen der Reha-Massnahme ergangen? Gab es Veränderungen, die dir Probleme machten oder ist alles gut gelaufen?

Ich durfte mir von meiner Ärztin anhören, dass die "Zuarbeit" zum Reha-antrag nicht mehr bezahlt wird und es SEHR viel Arbeit gemacht hat, die 3 Seiten auszufüllen. Habe versucht, das nicht persönlich zu nehmen - immerhin habe ich die Regeln nicht erfunden.

Nun ist der Antrag auf dem Weg zur Krankenkasse und ich hoffe, dass ich bald den Bescheid - er darf positiv sein - im Postkasten habe ohne nochmal zum MDK zu müssen.

Diese Woche war ich mal ohne Therapie - hatte aber eine sehr gute Stunde beim Heilpraktiker, der mich homöopathisch sehr gut "begleitet". Therapiemäßig gehen meine Stunden nun auch zu Ende, wenn alles gut geht, werden noch 20 Stunden bewilligt. Bei dir ist es ja ähnlich - hat deine Therapeutin schon die Verlängerung beantragt?

Wünsche dir, dass die an dich gestellten Anforderungen erträglich bleiben und dass kleine und grosse Schritte möglich werden!

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

komme zu Hause gerade nicht ins Internet, darum melde ich mich nur kurz aus der Arbeitstherapie.

Danke, dass du nachfragst, das ist wie gestreichelt werden, und davon kann ich gerade ziemlich viel brauchen. Die Reha bzw. allein schon die Tatsache, den Schritt gegangen zu sein, wühlt allerlei an Ängsten wieder hoch, und die letzten Tage ging ich etwas auf dem Zahnfleisch und mit dem ständigen Gefühl, heulen zu müssen. Das habe ich dann gestern bei meiner Thera ausführlich getan...

Ich tröste mich damit, dass es der Umbruch und die neue Situation ist und ich mich irgendwann wieder einpendele. Bei meinem Reha-Betreuer fühle ich mich jedenflls gut aufgehoben.

Die Bemerkung deiner Ärztin finde ich schon etwas daneben, das ist doch so als ob du etwas kaufen willst und der Verkäufer sich beschwert, dass er mit dir Arbeit hat. Aber gut, dass der Antrag jetzt läuft und ich wünsche dir, dass du bald positiven Bescheid hast. Dieses In-der Luft-Hängen empfinde ich immer als wahren Energie-Sauger.
Ich habe das Gefühl, du hast dir ähnlich wie ich ein "Auffang-Netz" geknüpft aus deinem Thera, Homöopathen, SHG, diese Krisenstelle, wo du während des Thera-Urlaubs warst. Es ist sicher nicht gut, sich vollständig auf eine Stelle zu fixieren und zusammenzubrechen, wenn diese nicht zur Verfügung steht. Wir sind schlicht noch nicht so weit, solche Zeiten allein zu bewältigen, und dann ist es doch ein Zeichen von Stärke, Alternativen nutzen zu können.
Und nicht zu glauben, es allein schaffen zu müssen. Das kommt später - irgendwann, aber vielleicht auch nie, und dann muß das auch in Ordnung sein.

In diesem Sinne toi toi toi und alles Liebe
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Lioness »

Hallo Annette und Susan und Co.,

Dein Bild vom Auffang-Netz kann ich nur voll und ganz unterstützen! Für mich machte es den großen Unterschied zwischen nicht-mehr-leben-wollen und tapfer-in-die-Zukunft-sehen-können aus! Letztes Jahr, in neuem Wohn- und Arbeitsumfeld völlig auf mich allein gestellt = schwere depr. Episode, völlig handlungsunfähig. Dieses Jahr, mit Psychiaterin, Therapeutin, SHG, Betreuerin vom Psychosozialen Fachdienst: vereinzelte Angst- und Depressionssymptomatik, ansonsten Bewältigung des Alltags. (OK, etwas vereinfacht dargestellt....) Ich kann jede und jeden nur dazu ermutigen, sich ähnliche Netze zu knüpfen, Beratungsangebote zu suchen und anzunehmen, wo immer es möglich ist - das ist weder eine Schande noch das Eingestehen irgendwelcher "Unfähigkeiten", sondern blanke Notwendigkeit. Und wie Annette schon schreibt, vielleicht geht's irgendwann ohne Netz und doppelten Boden, vielleich auch nicht - so what??

LG

Lioness
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Bellasus »

Hallo Lioness,

gut, dass du das für dich auch so machst und dass es dir hilft.

Wenn ich völlig im Loch hing und mich allein auf der Welt fühlte, zählte meine Thera mir immer auf, wer alles für mich da ist, und das wirkte auch.

Außerdem ist ja gerade die, ja ich würde es wirklich Besessenheit nennen, alles allein schaffen zu wollen, einer der Depressionsauslöser. Warum auch immer man keine Hilfe annehmen kann/will, auf die Dauer ist das einfach nicht durchzuhalten, wie wir schmerzhaft spüren. Und da kann man es doch wirklich als großen Fortschritt würdigen, angebotene Hilfe anzunehmen und noch mehr, aktiv loszugehen und Hilfe zu suchen, wenn man sie braucht.
Das heißt ja nicht, wegen jedem Vogelsch... loszurennen, sondern eben dann, wenn es notwendig ist.

Gruß an alle
Annette

P.S. Modem geht zum Glück wieder, bin gerade so mitteilsam




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

ist schon verständlich, dass die neue Situation dir einiges abverlangt. So nimmst du eher deine Grenzen wahr was die Belastbarkeit angeht, dazu kommt, dass dich auch noch vieles "nebenbei" beschäftigt, mit dem du dich arrangieren musst.

Ich sehe es auch positiv, wenn sich die Tränen dann mal ihre Bahn brechen, das löst und erleichtert, hilft oft auch beim Loslassen. Wichtig finde ich, dass du dich bei deinem Reha-betreuer gut aufgehoben fühlst, das ist ist doch eine gute Basis, um auch die kommenden Anforderungen zu bewältigen.

Ich hoffe, du findest immer die nötige Kraft zum Weitergehen, um auch das, was schwieriger und unüberwindbar erscheint, zu meistern

Ich erlebe es immer häufiger, dass es mir leichter fällt, Veränderungen zuzulassen, wenn ich es schaffe, den gewaltigen Berg, der sich da vor mir auftürmt, mental etwas kleiner werden zu lassen - jedenfalls hilft mir diese Vorstellung, mich dann trotz aller Ängste und Bedenken im Vorfeld auf die jeweilige Situation einzulassen - klappt nicht immer, aber immer besser Am Wochenende habe ich jedenfalls wieder Gelegenheit zu üben - da steht eine Riesenfamilienfeier an - so gar nicht mein Fall Drück' mir bitte die Daumen, dass ich es einigermassen überstehe, ja?

Dir liebe Grüße
Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Hallo Lioness,

danke für deine mutmachenden Worte!

Sicher war die Zeit der Veränderungen nicht einfach für dich. Super, dass du geschafft hast, dir die nötige Hilfe und Unterstützung zu holen

Dieses "es-um-jeden-Preis-allein-schaffen-wollen" macht es nur schwieriger, am Ende fühlt man sich allein, kämpft gegen Windmühlen.

Hilfe annehmen ist kein Versagen - ich sehe es heute als Stärke und als wichtigen Schritt, um Krisen zu überwinden.

Dir weiterhin alles Gute!

Liebe Grüße
Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Annette,

*mal-ganz-vorsichtig-frag* wie es dir geht...
Kommst du zurecht was die Reha angeht? Gibt die Therapie immer noch den nötigen Halt?

Mir ist durch die letzte Therapiestunde bewußt geworden, wie wichtig es ist, "innere Freiräume" zu schaffen. Wenn uns ein Thema ausfüllt, wir nur in eine Richtung denken, grübeln und kein Platz für andere, kraftspendende Sachen da ist, geht uns irgendwann die Puste aus

Mir ging es so in der letzten Zeit und ich habe gerade noch die Kurve gekriegt - der Absturz konnte vermieden werden, indem ich mich ein Stück weit neben mich stellte Nur dadurch konnte ich sehen, in welchem "Käfig" ich mich da befand.

Es ist schon so, dass, wenn bestimmte Themen zuviel Raum einnehmen, man nicht in der Lage ist, den Blickwinkel zu erweitern, um nach etwas Ausschau zu halten, was den Weg da raus zeigt.

Geht es dir ähnlich?

Liebe Grüße
von
Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

>was den Weg da raus zeigt<
oder zumindest erstmal alle Seiten des Themas/der Angst - das hilft auch schon, aber wenn man wie hypnotisiert die Angst anstarrt und sich nicht bewegt, dann sitzt man in der Falle.

Ach, eigentlich bräuchte ich jemanden, den ich volljammern kann, habe ja auch viele Helfer und Gespräche, aber anschließend ist immer wieder vieles einfach Sch... Ich meld mich hier schon kaum, weil ich mich selber nicht mehr hören/lesen kann, aber genau das (alleine schaffen wollen) führt ja so schnell in den Abwärtsstrudel.

Kommt gerade so viel zusammen. Die Reha als soclhe ist schon anstrengend, einfach anderer Tagesrhythmus, später zu Hause, viel müde, gleichzeitig Angst, es nicht zu schaffen, zu schnell zu viel zu "müssen". Meine Tante, deren Zustand ziemlich schlimm ist nach inzw. 3 OP's. Demnächst strecken der ambulanten Thera auf 14-tägig, dabei würde ich sie am liebsten jeden 2. Tag anrufen. Na ja, und heute Riesenschiß, weil ich heute statt Zoloft Sertralin-Ratiopharm bekommen habe - hab schon mal schlechte Erfahrung mit Generikum gemacht und allein die Angst, es könnte nicht so wirken, zerrt an meinen Nerven.

Ja, Käfig paßt gut als Bild - aber wenn ich mich danebenstelle, finde ich doch auch, dass es ein bißchen viel ist - ich hätte mir nicht noch ein anderes Medi zugemutet und ich werde vielleicht morgen früh nochmal hin und ihm das erklären.

Hier und Jetzt - Weitermachen - wenn etwas hilft dann das, aber du siehst nun warum ich gerade so wenig schreibe - kommt nur Frust bei raus, und aufnahmefähig für euch bin ich leider auch nicht.

Alles Liebe, bis in besseren Zeiten
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Marie14
Beiträge: 321
Registriert: 11. Feb 2006, 23:41

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Marie14 »

Hallo Susan,
ich lese oft bei deinen Beiträgen mit und finde deine Antworten immer sehr bemerkenswert
Du hast für alle ein offenes Ohr, kommst sehr sympathisch rüber, ich habe dir auch schon ein paar mal geantwortet
heute habe ich nun zufällig gelesen, das du auch migräne hast und auch daüber bist du eher beiläufig hinweggegangen
dazu gehört schon was
ich habe auch beides und oft auch in zeitlichem Zusammenhang, also ich zieh meinen imaginären Hut vor dir, so weit wie du bin ich noch lange nicht
also, nicht das du das falsch auffasst, ich mein das vollkommen ehrlich
liebe Grüsse Marie
Wer einmal sich selbst gefunden hat, kann nichts auf der Welt mehr verlieren
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Liebe Marie,

danke für deine lieben Zeilen

Ich denke nicht, dass ich weiter bin als du - ich habe mich evtl. mit dem einen oder anderen Thema mehr auseinandergesetzt - wie du auch

"heute habe ich nun zufällig gelesen, das du auch migräne hast und auch daüber bist du eher beiläufig hinweggegangen"

Auf welchen Beitrag beziehst du dich? Gerade was die Migräne angeht, habe ich einiges erreicht - ich habe Auslöser erkannt, ein Medi gefunden, das mir bei rechtzeitiger Einnahme hilft und die Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche sind mir klarer geworden - das allerdings war und ist ein immerwährender Prozess der Erkenntnis - warum denkst du, so weit nicht zu sein? Wie oft plagt dich die Migräne?

Liebe Grüße
Susan


susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

"Ach, eigentlich bräuchte ich jemanden, den ich volljammern kann"

*dich-mal-in-den-Arm-nehm*...wenn du magst...

Es ist völlig okay, wenn du dir hier deinen Kummer von der Seele schreibst. Wir sind halt keine Maschinen, die auf Knopfdruck funktionieren - wir sind feinfühlige, sensible, mal starke und mal weniger starke Menschlein, für die jeder Tag eine neue Herausforderung ist.

Die Anforderungen, die man an uns stellt, sind nicht immer passend und auf uns zugeschneidert und da kann es schon passieren, dass wir Angst haben, dass uns alles über den Kopf wächst. Dann wird auch die Befürchtung, es nicht zu schaffen, größer und wir werden "dünnhäutiger", versuchen zu kompensieren - gut, wenn man das noch hinbekommt.

Du hast einiges zu bewältigen und ich verstehe, dass du da auch mal aus dem Gleichgewicht gerätst, dir Zuspruch, Trost und mehr Thera wünschst. Wenn uns alles zuviel wird, kann es auch daran liegen, dass es nicht das richtige Tempo ist. Ein Spruch passt dazu:

"Langsames Reisen hat den Vorteil, dass die Seele schritthalten kann."

Nicht immer ist das möglich, doch es lohnt sich, genau hinzuschauen, wo wir etwas nachgeben können, wo wir mit dem Tempo nachlassen und uns somit mehr Zeit einräumen könnten. Raum schaffen für das, was zu kurz kommt - mehr auf unsere Befindlichkeit achten - auch mal Pause machen - Krafttankstellen suchen ..... Denkst du, das könnte jetzt für dich passen?

Ich drück' die Daumen, dass das neue Medi die Wirkung zeigt, die erforderlich ist und dass du Möglichkeiten und Wege findest, dich wieder besser zu fühlen!

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Bellasus »

Wie lieb von dir, Susan

Der Spruch mit vom langsamen Reisen kommt von den Aboriginis, oder? Sie kommen einfach nicht klar mit ihrer veränderten, schnellen Welt, die man ihnen aufgezwungen hat.

Und was machen wir, wenn man uns etwas aufdrückt, was nicht gut tut? Mitmachen, ja und amen sagen haben zum Kollaps geführt. Von allen Seiten hören wir, wir sollten auf unsere innere Stimme hören, der Körper weiß, was für uns richtig ist - und wenn wir das dann äußern, sind plötzlich überall Gründe da, dass wir uns leider den Gegebenheiten anpassen müssen, meistens ja im Zusammenhang mit den Kostenträgern - Geld regiert eben die Welt.

In der Reha wurde gestern das Thema erstes Praktikum angesprochen und ein relaitv kurzfristiger Zeitplan (in ca. 6 Wochen), und sofort kamen mir die Tränen, fühle mich unter Druck, obwohl er sagte, dass es flexibel bleibe. Ich sehe ja selber, dass Termine und Veränderungen in der Zukunft mich völlig blockieren, vor Angst bin ich dann wie gelähmt und sehe gar nicht mehr die Zeit, die ich noch nutzen kann bis dahin. "In 6 Wochen" fühlt sich dann an wie übermorgen früh. Das ist sicher etwas, wo ich noch viel zu lernen habe, aber wenn ich in der Situation drinstecke, ist da einfach nur Angst und ich habe noch kein Mittel dagegen gefunden. Der Reha-Mensch will da aber noch mehr drüber sprechen, und das ist sicher gut so.

Liebe Susan, du klingst sehr besonnen und klar, finde ich und das freut mich sehr, falls es denn wirklich so ist. Gibts gute Nachrichten, was den Klinikaufenthalt angeht?

Marie, komm doch öfter zu den steppern

Alles Liebe für euch,
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Annette,

"...Von allen Seiten hören wir, wir sollten auf unsere innere Stimme hören, der Körper weiß, was für uns richtig ist - und wenn wir das dann äußern, sind plötzlich überall Gründe da, dass wir uns leider den Gegebenheiten anpassen müssen..."

Es ist schon so, dass wir nicht auf jede Regung unseres Körpers achten können und somit ist es auch nicht immer möglich, der inneren Stimme zu folgen Was ich meine ist eher, dass wir achtsamer mit "Frühwarnzeichen" umgehen können. Man kann sich bis zu einem gewissen Grad (über)fordern - doch irgendwann sind die Kraftreserven verbraucht. Da lohnt es sich hinzuschauen, denn sonst kommt man schnell an den Punkt, wo gar nichts mehr geht - habe es selbst so erlebt.

"Ich sehe ja selber, dass Termine und Veränderungen in der Zukunft mich völlig blockieren, vor Angst bin ich dann wie gelähmt und sehe gar nicht mehr die Zeit, die ich noch nutzen kann bis dahin."

Das geht mir ähnlich - Veränderungen machen Angst, oft mehr als nötig, nur dass man sie nicht so einfach abstellen kann Da türmen sich kleine Dinge manchmal zu einem Riesenberg auf, der unüberwindlich scheint.
Siehst du dem, was kommt, inzwischen etwas gelassener entgegen? Hattest du schon das Gespräch mit dem Reha-Leiter wegen des bevorstehenden Praktikums? Welche Veränderungen wird es für dich geben?

Meine stationäre Reha-Massnahme wurde abgelehnt. Begründung: ambulante Möglichkeiten (Therapie) sollen erst "ausgeschöpft" werden.....aber war es nicht gerade die Tatsache, dass ambulante Therapie nicht ausreicht zur Zeit und dass man (Ärztin und Therapeut haben das so begründet) sich von einem Klinikaufenthalt mehr Stabilität erhofft - oh mann, da beißt sich doch die Katze in den Schwanz!

Nun bleibt mir noch der Widerspruch, von dem ich mir kaum etwas erhoffe und das aller schönste ich, dass die der Medizinische Dienst erneut eine Begründung von meiner Ärztin und dem Thera verlangt - alles Schikane!!! - die wissen doch genau, wie "erfreut" die Ärzte sind, wenn sie wieder und wieder Berichte schreiben müssen, die noch nicht einmal honoriert werden.

Solche Tiefschläge sind in der heutigen Zeit eher "normal", gehören schon dazu zum Leben - leider. Den Blick auf das richten, was geht, ist wohl der beste Weg... Mir bleiben noch 20 Therapiestunden - wenn sie bewilligt werden - ein Lichtblick?

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

nun ist es an mir, dich zu trösten wegen der abgelehnten Reha - ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst. Es ist ja nicht so schwer, nachvollziehbare Dinge zu akzeptieren, wenn man die sachlichen Gründe dafür wirklich einsieht, aber das finde ich auch völlig unlogisch. Hättest du jetzt noch erheblich mehr Stunden, könntest du ja auch eine Zeillang 2 x pro Woche hingehen, aber die letzten Stunden streckt man doch eher. Vielleicht ermöglicht dir aber auch die Ablehnung eine nochmalige Verlängerung nach diesen letzten 20 Stunden, denn im Ausnahmefall ist das möglich, muß nur sehr gut begründet werden, z.B. um stationär zu verhindern.

Wie auch immer du dich entscheidest, Widerspruch oder nicht, der Boden ist fest und trägt, auch wenn es uns manchmal weismachen will, dass er das nicht tut. Tiefer fallen als bis zum Teppich geht nicht

Viel Kraft und alles alles Liebe
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

danke für deinen Zuspruch - tut soooooooo gut

Die Absage der KK hat mich doch ganz schön "angekratzt" - was nicht heißt, dass ich nun aufgebe. Der Glaube, das immer was geht, ist an meiner Seite und diese Kraft nutze ich, das bestmögliche aus dieser Situation zu machen. Glücklicherweise hatte ich gestern auch eine sehr gute, nachhaltige Therapiestunde, so dass ich ein tragfähiges Fundament habe, auf dem ich stehen kann

Mein Therapeut, den ich gestern noch anrief, hat mir auch zugesagt, dass er noch was schreiben wird in Sachen Widerspruch - was mich natürlich zusätzlich noch stärkt.
Schlechte Nachricht - aber ich hatte es fast schon so erwartet - meine Ärztin meinte heute, dass der Widerspruch allein meine Sache sei, sie hat alles im Antrag geschrieben, was zu schreiben war, und die vom MDK werden sich schon an sie wenden, wenn sie noch was wissen wollen.

Klar, läßt mich ihre Aussage nicht kalt, aber was kann ich tun - sie ist nicht nur SO, das läßt mich bei ihr bei ihr bleiben...
Ich werde auf jeden Fall in den Widerspruch gehen - zudem weiß ich ja, dass Erstanträge - auch anderer Art - in den meisten Fällen abgelehnt werden und ein Widerspruch schon so fast "normal" ist.

Thema der gestrigen Therapiestunde war u.a. "Überforderung". Ich merke immer wieder, dass ich meine Grenzen, was die Belastbarkeit angeht, oft erst zu spät wahrnehme, wenn überhaupt. Da ist ein Ehrgeiz in mir, die anstehende Aufgabe um jeden Preis zu schaffen - kennst du das auch? Wahrscheinlich - oder sicher ?- ist es so, dass ich die relativ niedrige Belastungsgrenze nicht wahrhaben will und sie deshalb - unbewußt ignoriere
Es gibt auch Zeiten, in denen ich besser damit klarkomme....

Dir eine gute Restwoche und viel Energie für das, was vor dir liegt!

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? VI

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

ich hoffe, du hast das mit dem Widerspruch gut hinbekommen, aber eine Antwort gibt es wohl so kurzfristig noch nicht? Ich drücke dir auf jeden Fall weiter die Daumen. Und besonders wichtig finde ich, dass dein Therapeut dich unterstützt und dir nicht versucht einzureden, dass du doch auch ohne Reha auskommst.

Das ist ja auch eines meiner Hauptthemen - dass meine eigene Wahrnehmung meiner Bedürfnisse von anderen so schnell zerredet werden kann und ich plötzlich glaube, was die anderen sagen. Früher habe ich das wirklich geglaubt, heute spüre ich sofort einen inneren Krieg in mir, wenn jemand mich von etwas überzeugen will, was absolut unstimmig ist für mich. Eine gute Lösung für diese Situationen habe ich noch nicht, bin noch am Üben.

Auch das Thema Überforderung und sich selber mehr Stärke einreden, als in Wirklichkeit da ist, teilen wir - geteiltes Leid ist ja halbes Leid
Ich habe gerade traurige Gelegenheit, das zu üben: Meine Tante liegt im Sterben bzw. mein Gefühl sagt mir, dass sie gestern oder heute gestorben ist. Am Donnerstag bin ich kurzentschlossen nach Bonn gefahren, ärztl. Einschätzung waren noch wenige Tage. Habe von meinem Onkel seitdem nichts gehört, es ist wirklich am Ende.
Ich fühlte mich stark, für ihn da zu sein, was ihm auch sehr gut tat. Hier zu Hause kreisen meine Gedanken ständig darum, mit Ablenkung geht es dann eine Weile, manchmal überkommt mich die große Trauer. Früher hätte ich jedes Zeichen von Stärke in mir über die Schwäche gestellt, mir letztere nicht zugestanden, mir vorgebetet: Ich muß stark sein.
Das tue ich jetzt nicht. Es ist kompletter Unfug, in so einer Situation stark sein zu müssen, man darf schwach und unglücklich und sehr traurig sein. Das habe ich meinem Onkel auch gesagt, er kann gar nicht akzeptieren, dass er so viel weinen muß, er denkt, er muß für seine geliebte Frau stark sein. Ich finde, dass muß er nicht. Er darf trauern und schwach sein, denn die Sitaution ist furchtbar.
Mir hilft diese Sichtweise. Ich schaffe es so, meinen Alltag zu leben, ohne die traurigen Gefühle zu negieren. Ich weiß, dass sie da sind, sie bekommen ihren Raum. Dadurch geraten sie nicht so unter Druck, dass sie plötzlich mit Macht explodieren und mich außer Gefecht setzen.

Das ist eine neue Erfahrung - nicht so lange stark sein, bis es nicht mehr geht, sondern alles was da ist, da sein lassen und zwar auf Sparflamme, aber beständig weitermachen zu können.

Das zu schreiben hat mich jetzt ganz schön angestrengt, denn diese Gedanken sind eben erst entstanden.

Dir, liebe Susan, ganz liebe Grüße und alles Gute für alles was noch so kommt und allen Mitlesern ein schönes Wochenende.

Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
Antworten