Neu im Forum

[HeMe65]

Moin, Zusammen,
Ich möchte mich als Neuer vorstellen.
Vor ca. zwei Jahren habe ich gemerkt, dass mein persönlicher Zustand sich zunehmend verschlechterter und ich aus dem vermeintlichen Stimmungstief ohne Hilfe nicht mehr heraus komme. Es dauerte dann noch eine Zeit bis ich professionelle Hilfe in Anspruch genommen habe. Eine mittlere Depression wurde diagnostiziert. Schlussendlich habe ich von September bis November eine psychotherapeutische Klinik aufgesucht. Dort hat man mir sehr geholfen.
Nunmehr bin ich auf der Suche nach therapeutischer Hilfe (ambulant, regelmäßig). Ferner habe ich mir eine Selbsthilfegruppe gesucht und bin diesem Forum beigetreten, um nicht wieder einen Rückfall in die dunklen Zeiten zu erleben.

Ich freue mich auf den Austausch mit Euch und habe die Frage, wie Ihr der Stigmatisierung und den gefühlten Vorurteilen begegnet, denen ich mich im erweiterten Bekanntenkreis zu dieser Krankheit so ein wenig, aber spürbar ausgesetzt sehe.

Für Eure Beiträge und Ideen bedanke ich mich.

[Katerle]

Hallo HeMe65,

ersteinmal herzlich Willkommen im Forum und das du dich gut austauschen kannst. Wünsche dir, dass du noch einige hilfreiche Antworten bekommen wirst.
Und ich drücke dir auch ganz fest die Daumen, einen Therapeuten/in zu finden, der/die dir weiterhelfen kann.
Ist schonmal positiv, dich hier angemeldet zu haben und das du eine Selbsthilfegruppe besuchst. Und ja, auch ich hatte damals mit Vorurteilen sehr zu kämpfen. War dann bei den Leuten auf Abstand gegangen und umgab mich mit leuten, welche mir guttaten/tun.

Alles Gute für dich bei deinem weiteren Weg
und LG Katerle

[HeMe65]

Vielen Dank für Deine Reaktion. Auf Abstand gehen kommt mir immer so vor, als wäre ich wieder das Problem. Vielleicht hilft es mir aber auch die Sichtweise einzunehmen, dass es ja nicht persönlich gemeint ist. Denen fehlt vlt. die Erfahrung, sie wissen es vlt. nicht besser.

[Reziprok]

Hi HeMe65,

wünsche Dir ein herzliches Willkommen.

Ja, die Sache mit der (Nicht-) Akzeptanz von Menschen, die an Depressionen erkrankt sind, die kenne ich auch.

Aber ich bin ja schon seit einigen Jahren oder gar Jahrzehnten von Depressionen betroffen, bin deswegen seit einigen Jahren Erwerbsminderungsrentner, mittlerweile unbefristet. Und meide Menschen, die mir direkt oder indirekt vorwerfen, ich sei faul, und ich könne "ja wieder arbeiten gehen, weil ich gesund aussehe" (O-Ton meiner mittlerweile verstorbenen Tante). Ach, diese Leute können mich alle mal.

Ich mache stattdessen lieber das, was ich für sinnvoll erachte, wenn ich dazu psychisch in der Lage bin:

Ich habe gestern damit angefangen, mich mal wieder an einem Software-Projekt (quelloffene Software) zu beteiligen, das einen Web-Browser programmiert und immer weiter entwickelt. Dieser Browser funktioniert hauptsächlich unter Linux. Die letzte Windows-Version davon ist mittlerweile 4 Jahre alt, also nicht zu empfehlen auf Windows-Rechnern. Es würde ein Sicherheitsrisiko bedeuten, so einen alten Browser im Internet zu benutzen.

Und dann habe ich in den letzten Wochen mich noch weiter fokussiert auf das Thema Datenschutz im Internet. In diesem Zusammenhang probiere ich aktuell u. a. die Online-Ausweisfunktion meines Personalausweises aus. Und habe mir Kenntnisse hinsichtlich des Signierens und Verschlüsselns von E-Mails angeeignet.

Um das tagesaktuelle politische Geschehen kümmere ich mich auch, aber selbst mir sind die Nachrichten mittlerweile derart negativ und deprimierend geworden, dass ich jetzt meinen bisher üblichen umfassenden täglichen Nachrichtenkonsum vermeide.

Ich will damit sagen: Suche Dir irgendein Thema aus, was Dich wirklich interessiert und Spaß macht und knie Dich da rein

Viele Grüße

Reziprok

PS: Falls Du aktuell einer Erwerbstätigkeit, vielleicht sogar in Vollzeit, nachgehst, dann kann mein obiger Tipp eher schlecht als gut umgesetzt werden - Du kommst nach Hause von der Arbeit und bist von der Arbeit geschafft. Da geht dann wohl eher nicht mehr so viel in puncto Lieblingsbeschäftigung, oder?

[Katerle]

Vielen Dank für Deine Reaktion. Auf Abstand gehen kommt mir immer so vor, als wäre ich wieder das Problem. Vielleicht hilft es mir aber auch die Sichtweise einzunehmen, dass es ja nicht persönlich gemeint ist. Denen fehlt vlt. die Erfahrung, sie wissen es vlt. nicht besser.

Nun, auf Abstand zu gehen schützt mich ganz einfach vor negativen Reaktionen von anderen, welche wahrscheinlich aus Unwissenheit so reagieren.

LG Katerle

[HeMe65]

So gesehen….

[Maxegon]

Vielleicht hilft es mir aber auch die Sichtweise einzunehmen, dass es ja nicht persönlich gemeint ist. Denen fehlt vlt. die Erfahrung, sie wissen es vlt. nicht besser.

Hallo HeMe65,

wie soll denn jemand etwas verstehen, was ihm völlig fremd ist?
Es wird einem erzählt, dass man niedergeschlagen, traurig, k.o. oder völlig verzweifelt ist.

Und schliesst natürlich von sich auf andere und dann kommen auch so Äußerungen wie "hab' dich nicht so" oder "gibt dir mehr Mühe" - woher sollen es die Anderen auch wissen??

Jeder fühlt anders, jeder empfindet anders, jeder hat andere Vorstellungen, selbst hier im Forum.

[HeMe65]

Wenn die Meinung des Gegenüber über Dich jedoch zuerst durch Vorurteile beeinflusst wird, ist das mit dem Erklären und Verstehen so eine Sache. Aber es ist ja zum Glück auch nicht so, dass man nur in eine Klischeeschublade verpackt wird. Bei dem einen oder der anderen erzeugen Erklärungen natürlich auch einen aha-Effekt.
Danke für Deine Antwort.

[Maxegon]

Das stimmt, doch Vorurteile begegnen uns überall.

Was bedeutet denn für die meisten "psychisch krank" ?
Als ich Kind war, war das schon ein Schimpfwort, jemand mit "besonderen" Eigenschaften ... wer kommt denn in die Psychatrie oder wie sind die Leute die da herkommen?
Sonderbar! Das verschreckt, stösst auf Unverständnis,
... 'n bisschen komisch sind ja alle, irgendwie, aber Psychatrie?

Kannst du jemanden deine Depression so erklären, dass er es auch versteht?
Vorausgesetzt der vermeintliche Zuhörer hat überhaupt die Zeit und Muse.

[Senif]

Eine Voraussetzung für Verstehen von affektiven Störungen ist Empathie ... die hat jemand auch, weil er die Erfahrung vielleicht abgeschwächt schon erlebt hat. Einer, der selbst ein reichhaltiges Gefühlsleben hat. Er muss keine Depression gehabt haben, aber Emotionen nachempfinden können. Und nicht nur formal über den Verstand versuchen zu begreifen.
Wie derjenige dann damit umgeht, ob er den "Leidenden" z.B. bestätigt, ist eine ganz andere Geschichte.

LG Senif

P.S. ich komme auch aus der Informatik