Fragen Fragen Fragen

[Johanna123]

Hallo zusammen

Ich (45 J.) habe seit 5 Monaten meine (offiziell) zweite mittelschwere Depression und bin seither krankgeschrieben. Jetzt merke aber, dass es mir seit einem Monat besser geht mit ein paar auf und abs. Ich habe noch deutliche Schlafstörungen, aber meine Stimmung ist gegen Mittag deutlich besser. Ich habe trotz allem große Probleme in Situationen, in denen ich unter Druck/Stress stehe und kann gar nicht adäquat reagieren, sondern bleibe passiv und ergreife - sobald es geht - die Flucht. Dann mache mir Selbstvorwürfe und bin wahnsinnig enttäuscht und falle wieder ein, zwei Tage in ein Loch. Nun zu meinen Fragen:

Ich habe - außer in dieser Stresssituation - nie das Gefühl, etwas zu spüren, weder Trauer noch Freude. Ist die Depression also noch da? Wie lange dauert es, bis auch die Gefühle wieder da sind?

Ein anderes theoretisches "Problem" für mich ist, das ich nach außen immer funktioniere(n will), damit keiner etwas in meinem Umfeld merkt. Daher denke ich mir oft beim Psychiater oder Hausarzt, dass er doch denken muss, so schlecht geht es mir gar nicht...

Ich beginne bald meine erste Therapie (Klinik) gegen die Depressionen. Wie soll die funktionieren, wenn ich keine Gefühle entwickeln kann. Ich kann beim Psychiater zwar über Dinge sprechen, die eigentlich traurig sind, spüre aber absolut gar nichts dabei. Kommt das noch? Worüber wird in der Therapie genau gesprochen, entscheide das ich?

Schon mal Danke für eure Anmerkungen!

VG
Johanna

[Jogi2014]

Liebe Johanna,
zuallererst ist es schön zu lesen, dass es positive Veränderungen bei Dir gibt. Ich glaube es ist sehr wichtig, sich das selbst bewusst zu machen, denn zu oft fokussieren wir uns auf das was noch nicht gut ist, zumindest kenne ich das von mir. Leider scheint es bei der Depression, meist ein längerer Weg zu sein, mit kleinen Fortschritten. Man braucht Geduld, ich habe die oft nicht und bin auch mitten in diesem Prozess. Es geht auf und ab, das muss man wohl auch erstmal so akzeptieren lernen.
Das Thema, dass man mir meine wahre Gefühlslage, Stimmung, Zustand nicht ansieht bzw ich das zumindest denke kenne ich auch.
Gerade bei Arztterminen bin ich unsicher, will nicht zu jammernd rüberkommen, aber denke danach oft das falsche gesagt zu haben und nicht Ernst genommen zu werden.
Jedoch hat kürzlich mein Therapeut gesagt, ich sollte nicht zu viel jammern/ klagen danit wir auch über andere Themen sprechen können. Das hat mich nachdenklich werden lassen und ich muss das beim nächsten Mal nochmals mit ihm besprechen,denn der Antrieb ist gewesen verstanden zu werden.
Bzgl Therapie ist es meiner Erfahrung nach - vermutlich auch abhängig von der Form - dass Du schon selbst sehr stark bestimmst über was gesprochen wird.
LG
Jogi

[Lavendel64]

Hallo Johanna,

schön, dass Du Dich für eine Klinikzeit entschieden hast. Mir ging es vorher auch zeitweise schon wieder besser, im Nachhinein (inzwischen 9 Jahre her) hat man mir dort gezeigt, wie ich mit einer depressiven Phase umgehen kann. Es macht nichts, dass Du nichts fühlst, das kommt vermutlich während der Klinikzeit.

Denn Du hast Dich durch die AU vielleicht ein wenig erholt, aber es ist auch wichtig zu beleuchten,w as Dich in diese Situation der Überforderung gebracht haben könnte. Die Klinikzeit sind ja nicht nur Gespräche (die finden tatsächlich relativ selten statt, zeigen aber normalerweise Wirkung, d.h. Du brauchst die Zwischenzeit, um das für Dich zu verarbeiten), sondern es werden Dir auch Möglichkeiten gezeigt, etwas für Dich selber zu tun.

LG Lavendel

[Johanna123]

Danke für eure hilfreichen Antworten!

LG
Johanna