Arbeitgeber und Depression

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Narami
Beiträge: 42
Registriert: 11. Nov 2022, 13:16

Arbeitgeber und Depression

Beitrag von Narami »

Liebe Forumsmitglieder!

Nach nun ca. 5 Wochenn beruflicher Auszeit (mit kurzer Unterbrechung, die zu einem Rückfall führet) möchte ich nun am Donnerstag wieder arbeiten. Ich bin schon etwas nervös deshalb. Zum einen wird sich auf meinem Schreibtisch die Arbeit stapeln. Zum anderen habe ich Bedenken, inwieweit ich wieder voll "leistungsfähig" bin, zumal die Arbeit ein bedeutender Auslöser für die depressive Episode war.

Für den ersten Arbeitstag habe ich mit meinem Arbeitgeber einen Gesprächstermin vereinbart, bei dem ich u.a. ein paar Veränderungswünsche auf Arbeit ansprechen möchte. Nun frage ich mich, inwieweit ich ihm von meiner Erkrankung erzählen möchte, da psychische Erkrankungen ja leider immer noch mit Vorbehalten behaftet sind...ich könnte auch einfach meine Migräne, die ich begleitend habe, vorschieben.

Liebe Grüße
Louissa
Beiträge: 59
Registriert: 14. Sep 2022, 22:10

Re: Arbeitgeber und Depression

Beitrag von Louissa »

Hallo Narami,

das kann man m. E. nicht pauschal beantworten. Manche Menschen machen sehr gute Erfahrungen damit, sich zu öffnen und transparent mit der Diagnose umzugehen und dies bietet die Gelegenheit, konkrete Maßnahmen zu besprechen, um die Arbeitsbedingungen anzupassen. Trotzdem solltest Du Dir bewusst machen: was raus ist, ist raus, und einige Arbeitgeber (z. B. meiner) nutzen die nächstbeste Gelegenheit, psychisch vorbelastete Mitarbeitende, natürlich ohne direkte Bezugnahme auf die Erkrankung, zu entlassen, wenn es zu Umstrukturierungen o. Ä. kommt. Falls Du in einem größeren Unternehmen arbeitest, würde ich an Deiner Stelle einmal ein vertrauliches vorab–Gespräch mit dem Betriebsrat führen. Der ist meist sehr offen in Bezug auf Empfehlungen dieser Art.

Viel Erfolg und einen guten Start!
SonneundDunkenheit
Beiträge: 714
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Arbeitgeber und Depression

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Narami,
ich würde mir sehr gut überlegen wieviel ich von mir preisgeben würde.
Veränderungswünsche kann jeder AN äußern.
Du schreibst das die Arbeit Auslöser für die depressive Episode gewesen ist. Da ist verständlich, dass sich Dinge verändern müssen, um nicht in die nächste zu rutschen.
Ich weiß nicht wie bei euch die Kommunikationsstrukturen sind, aber vielleicht ist es besser eine neutrale Person (z.B. Betriebsrat) mit zum Gespräch zu nehmen.
Was erwartest du von dem Gespräch?
Hast du einen GdB, der dich "schützt"?
Glaubst du, dass dein AG Interesse hat, Strukturen zu verändern, um dich zu entlasten?
Möchtest du wirklich, dass deine Erkrankung public wird?
Wie ist euer Umgang im Team mit personenbezogenen Daten?
Ich wünsche dir einen gangbaren (guten) Weg für dich.
Liebe Grüße von SonneundDunkelheit
Lavendel64
Beiträge: 546
Registriert: 27. Dez 2017, 14:44

Re: Arbeitgeber und Depression

Beitrag von Lavendel64 »

Hallo,

ich gehöre zu denen, die mit Offenheit richtig gute Erfahrungen gemacht haben. Mein "Ausfall" ist jetzt 9 Jahre her. Seit Beginn der AU bin ich damals offen damit umgegangen und habe eine Chefin, die damals sagte "werden Sie in Ruhe gesund, Ihr Schreibtisch wird solange auf Sie warten"Nach den vielen Berichten kann ich nur sagen, da hab ich richtig Glück gehabt.

Ich bin immer zwischendurch (9 Monate AU) i der Firma gewesen, habe mit Kollegen Kontakt gehalten - im Nachhinein war das gut, denn die wenigsten können etwas mit der Diagnose anfangen. Kaum jemand weiß, was in einer Klinik so abläuft - und wie man sich in einer Depression fühlt. Mit vielen Gesprächen konnte ich die Kollegen ein wenig sensibilisieren. DAs hat dazu geführt, dass auch die Kollegen ein wenig darauf achten, wie es mir geht. Ich habe für mich ein Konzept gefunden, mit dem ich gut zurecht komme und fühle mich in diesem Umfeld wohl. Dass es hin und wieder mal einen blöden Spruch gibt, nun, da muss man wohl drüber stehen.

Generell kann offenheit natürlich auch zur Künidgung führen. Du kennst Dein Arbeitsumfeld am besten und weißt, welche Chancen du hast, Veränderungen umzusetzen. Ich würde mir einen Zettel machen, was ich erreichen möchte, was ich erreichen MUSS. Und dann überlegen , mit weelchen Argumenten das klappen könnte.

Für mich war übrigens die Offenheit auch ein Teil der Akzeptanz der Depression.

LG Lavendel
***Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen ***
gvman
Beiträge: 287
Registriert: 20. Okt 2015, 10:35

Re: Arbeitgeber und Depression

Beitrag von gvman »

Hallo..
Ich habe damals keine guten Erfahrungen mit meiner Offenheit gemacht. Es kommt aber immer auf die Situation und die jeweiligen Vorgesetzen an. Man sollte da ein wenig auf sein Bauchgefühl hören . Ich war derzeit auch nicht fest angestellt und mit der Erkrankung ein Unsicherheitsfaktor. Zur versprochenen (!) Festanstellung kam es dann nicht mehr. Muss dazu sagen, dass ich gerade wegen meiner schweren Schlafstörungen die Erkrankung auch nicht verbergen konnte. Habe noch 1,5 Jahre um den Arbeitsplatz gekämpft, wurde dann aber fallen gelassen. Konnte nicht mehr im Berufsleben Fuß fassen und bin bereits 7 Jahre verrentet nach Kranken-und Arbeitslosengeld. Letztendendlich war es auch besser so, da sich meine Erkrankung erweitert hat und auch immer mehr körperliche Probleme hinzugekommen sind. So war es bei mir. Aber das muss ja nicht so kommen!! Wie gesagt, ich denke, ein bisschen Vorsicht ist immer noch angeraten. LGr
Jogi2014
Beiträge: 47
Registriert: 22. Jul 2014, 11:07

Re: Arbeitgeber und Depression

Beitrag von Jogi2014 »

Hallo Narami,
eigentlich wurde schon alles gesagt. Es bleibt gut abzuwägen, was man dem Arbeitgeber sagt. Ich wünsche Dir ein gutes Bauchgefühl beim Gespräch, viel Erfolg und einen guten Neustart nach der AU.
LG
Jogi
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