Der Hof im Winter

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anna54
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Der Hof im Winter

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
gestern waren wir im dichtem Nebel kaum zu finden,heute Nacht hat es gefroren,der Morgen brachte dann ein Winterwunderland.
Alles weiß,wie Puderzucker,aber überall,auf den riesigen Bäumen ebenso,wie auf allen Blättern und Sträuchern,alle Dächer weiß.
Die Pferde haben ja noch ihre Winterweiden und da gab es einige Verwunderung und auch Luftsprünge.
Sogar unsere Hofkatze suchte einen Platz nahe meiner Tür,ich vermute aber,sie klaut Pepe das Futter. Nun noch unsere beiden Schimmel holen und dann quer über die Felder und durch den Wald.
Alle Einkäufe sind gemacht,in der Küche warten die großen Töpfe,ich mache die Soßen nach altem Rezept mit Knochen und ganz viel Wurzelgemüse.
Der Suppentopf ist extrgroß,die Brühe aus einem Huhn und Rindfleisch braucht so viel Zeit,dass ich andere Arbeiten nebenher schaffe.
Der Kamin brennt,das Holz hat lange gebraucht,bis er ofenfertig war,wir lagern 3Jahre,das ist sehr viel Arbeit,Winterarbeit.
Jeden Samstag wird mit großem Gerät Holz kleingemacht,bis der Holzschuppen bis oben gefüllt ist das dauert.
In der großen Scheune ist das Stroh und Heu bis oben unters Dach gestapelt,ein wunderbarer Geruch,wenn man zur Stallgasse der Pferde hochgeht,immer liegt eine der Katzen dort und hat alles im Blick. Der alte Stall mit seinen riesigen Eichebalken ist heimelig,Carlchen ist der neue Star dort.Ein Schimmel mit wunderbarer Mähne und er weiß,wie schön er ist.
Die Reitkinder haben ihre Freude,weil es weitergeht,Isis war 30Jahre und noch so tatkräftig im Unterricht,sie wurde krank und ist gegangen.
Immer einen Neuanfang wagen,das ist hier das Motto.
Das lernen die Kinder im Umgang mit den Tieren,Achtsamkeit,Verantwortung und dann aber auch Freude und Spaß und ganz viel Pferdeliebe,von beiden Seiten.
Wer das erleben will,muss nur auf die Stallgasse gehen und leise beobachten.
Im neuen Stall leben die Großpferde, dort sind die Profis,dort geht es um Ausbildung und auch Leistung,Reitzeit und Ruhe wechseln sich ab.
Im Winter gibt es keine Turniere,aber jedes Pferd muss geritten werden,damit es seinen Leistungsstand hält.
Die Halle ist immer belegt,wir haben die Weihnachtsfeier wieder absagen müssen,wir wagen es auch draußen nicht.
Früher war die Weihnachtszeit anders,die Kinder erlebten einen Nikolaus in der Kutsche und die größeren Reiter zeigten ihr Können mit extra gelernten Vorführungen.
Auch die Anfänger konnten sich zeigen,mit Hilfen der schon größeren Kinder,geführt,aber im Sattel sitzen und sich halten,da strahlen alle Augen,auch die der Eltern.
Waffel wurden gebacken,draußen Reibeplätzchen,Glühwein und ganz viel Kakao.
Später machten die Jugendlichen Party in der Reiterstube.
Ein Feuer machte die Nacht heller und viele Fackeln.
Lichter überall,je mehr,je besser.
Oft kamen einfach Gäste dazu,Freunde und Nachbarn des Hofes.
Geschenke wurden getauscht,gewichtelt und besondere Taten wurden gelobt,alle,die immer ihre Arbeit machen,sich aber nie im Vordergrund zeigen,die hat auch der Hof.
Der Hof braucht Helfer,viele fleißige Hände und Augen,die sehen,was zu tun ist.
Diese zu loben,das war in der Weihnachtszeit auch meine Aufgabe.
Viele Geschenke habe ich immer flix zusammengebunden und liebe Briefe dazu geschrieben.
Immer kommen alle noch zum Stall,bevor Weihnachten beginnt.
Einmal hab ich eine große Feier für Kinder gemacht,die sonst kein Weihnachten hatten.
Ein Bus brachte über 60Kinder zum Hof,viele Helfer hatten Plätzchen gebacken,Geschenke gepackt,dann gab es Reiten und in der Halle wurde der Nikolaus erwartet.
Mit Weihnachtsmusik kam er in der Kutsche mit vier Pferden gefahren durch den Wald,direkt in die große Halle.
Kinderaugen brauchen schöne Bilder,schöne Weihnachtslieder und schöne Weihnachtsstimmung,wir aber alle auch.
Viele Erwachsene haben "heimlich" zugesehen und geholfen,das dieser Nachmittag und Abend ein Erlebnis wurde.
Später fuhr der Bus wieder durch den Wald,ich hatte noch ein Kind auf dem Arm,sie war mein Herzenskind,ich war ihre Patin auf Zeit.
Auf Zeit,das waren mehrer Jahre,erst in einer Notunterkunft,dann mit einer psychotischen Mutter durch Krisen und Verwahrlosung.
Sie war noch so klein und kannte nichts von dieser Welt.
An diesem Tag,der Weihnachtsfeier hab ich sie abgeben müssen,in eine unbekannte Zukunft,wieder beim Vater.
Weil sie spürte,dass sie wieder belogen wurde,der nächste Schnitt ihr Leben zerriss war sie mir böse.
Sie wollte nichts sehen,nicht die Pferde,nicht die anderen Kinder,nicht singen,nichts essen.
In meinen Mantel hat sie sich verkrochen,auf meinem Arm.
Ich hatte keinen Einfluß auf die Entscheidung der Jugendamtes,das Familiengericht hatte entschieden.
Das Fest habe ich nur für dieses Kind gemacht----es sollte groß sein,in der Erinnerung.
Später hab ich sie verloren,noch viel später einfach gesucht und gefunden.
Sie hat ihren Weg gefunden,lebt sogar noch beim Vater und macht eine Ausbildung als Pferdewirtin.
Alles wußte sie noch,sie hat mich angerufen,als ich gebeten hatte ihr einen Zettel zu geben,mit meinem Namen und dem Hinweis auf unsere Webseite.
Alles war sofort wieder da,sie kannte alle Namen noch,von den Hunden,den Ponys und von meinen Kindern.
Auf einem Hof kann man vieles tun,so war es schon immer,dort können auch Kinder eine Zuflucht finden,die keinen Platz haben.
Inzwischen ist schon wieder ein alter Kontakt wieder da,wer das macht,was immer schon meine Aufgabe war,Zuflucht bieten und eine sichere Hand,die nicht losläßt.
Weihnachten ist das immer wieder so nah am Herzen,als sei es gestern gewesen,gerade Weihnachten erinnere ich mich an Menschen,die zum Hof gehörten und den Hof geliebt haben.
Kurz vor Weihnachten ist die Frau gestorben,die hier in allen Anfängen dabei war,den Hof mitaufgebaut hat,den Reitbetetrieb kannte wie sonst niemand.
Jeder Tierarzt,jeder Hufschmied,einfach jeder, ging zuerst zu Steffi,weil Steffi genau wußte,was zu tun war.
Ein paar Tage war sie der Klinik noch entflohen,Krebs im Endstadium,wir durften sie noch zuhause besuchen,danke sagen für alles und alles war unendlich viel.
Ihr Grab ist nur ein kleiner Stein auf dem Friedhof,genau so groß,dass ein Hufeisen darum passen würde.
Das nehme ich mir vor,für die stillen Momente,wenn ich unterwegs bin,zu den Menschen,die ich verloren habe.
Der weiße Puder auf allem,macht die Geräusche leiser,die Welt scheint weiter weg,der Hof wie ein Zuhause im Winterzauberwald.
anna54
Gertrud Star
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Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Anna,
das ist ja eine wunderschöne Weihnachtsbeschreibung von dir und dem Hof.
So ist das Leben und auch Sterben und Neubeginn im Hof. Das kommt bei mir an.
Und diese unendliche Dankbarkeit für das was ist, und die einfachen Sachen und das Leben.
Besonders das mit der junge Frau, die als Mädel auf deinem Arm saß, find ich sehr berührend.
Man sollte niemals aufgeben.
Danke Anna.
push the sky away
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Registriert: 22. Jul 2014, 16:37

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von push the sky away »

Danke für die Reise in Deine Welt, Anna.
Liebe Grüße.
wohin geht die reise
Beiträge: 349
Registriert: 16. Sep 2016, 11:44

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
deine Worte haben mich seeeehr berührt und ich hatte gleich Bilder vor
Augen. Vielen lieben Dank
Lore
Luca0405
Beiträge: 51
Registriert: 26. Aug 2021, 21:36

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Luca0405 »

Danke fürs Teilhaben. Sehr schön und anschaulich geschrieben.
Wunderschön, dass auch noch viele Kinder, die es nicht immer gut hatten, anscheinend bei Euch ein richtiges Stück Kindheit genießen durften.
Hut ab dafür.
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
und heute noch mal alles mit Sonnenschein,noch hält der Winterzauber!
Heute sind wieder viele Helfer am Hof,unserer Mitarbeiterin ist ein Missgeschick passiert und sie hat sich frei genommen.
Aber dann helfen alle mit,besonders natürlich meine Tochter.
Sie ist und war schon immer die Chefin,schon als kleines Kind wollte sie immer wissen: und wer ist hier der Chef?
Gestern hat Pepe gezeigt,was er draufhat,ein alter Mann ging am Hof und um das Haus herum,er suchte wohl eine Klingel.
Pepe hatte ihn in der Nase und hat deutlich gemacht,hier wache ich.
Auf Bauernhöfen geht man immer durch die Hintertür,wer vorn schellt,der kennt uns nicht.
Eben war der Eiermann hier,er hatte Brot und Plätzchen,alles aus eigner Herstellung.
So kann ich bei den Plätzchen leicht schwindel.
Vor einigen Jahren durften alle Stallkinder bei mir Plätzchenbacken,mehrere Tage,weil sie es so toll fanden.
Immer mehr Teig mußte her,die Küche und auch das Kaminzimmer war eine Backstube.
Heimelig ist es im Winter,wenn der Duft aus dem Backofen durch das ganze Haus zieht.
Erzählen dürfen,einfach da sein dürfen,Kinder machen alles einfacher und auch heller,Kinderlachen immer!
Kinderaugen kenne ich gut,sie sind so ehrlich und sagen so viel,wo Worte auch fehlen.
Mein Weihnachtsgeschenk letztes Jahr war dieses unglaubliche Wiederfinden meines Patenkindes.
Ich war über zehn Jahre ungewiss,wo sie lebt,wie es ihr geht,was aus den Missbrauchvorwürfen geworden ist.Wo ist ihr Mutter,wo der Vater.
Die Vorfälle über Missbrauch in einer Nachbarstadt haben mich aufgeschreckt,plötzlich waren alle Erinnerungen wieder da,hatte ich alles getan?
Das weiß man nie und nie kann man alles tun,weil Behörden mächtiger sind.
Ich suchte den Namen im Intenet und fand viele Treffer,auch mit Fotos,aber wie sollte ich nach zehn Jahres ein Kleinkindgesicht wiedererkennen.
Ein Foto machte mich neugierig,eine Jugendliche stand neben ihrem Pony,aber der Helm machte das Gesicht undeutlich,unter dem Foto stand:Auszubildene auf dem Hof xy.
Also suchte ich den Hof und rief dort an,ein unwirscher Mann wollte mich nicht anhören,ich ließ nicht locker.
Er solle aufschreiben,wer ich war,meine Telefonnummer,und diesen Zettel seiner Auszubildenen geben.
Am gleichen Tag rief sie an,wir haben sehr lange gesprochen,sie wußte alles noch.
Das hatte ich nicht erwartet.
Es geht nie verloren,was man einem Kind in Not schenkt.
Ich war so reich beschenkt mit diesen Worten und Erinnerungen.
Weil sie nichts kannte,hatte ich ihr die Welt erklärt,sie sagte immer: auch so geht das.
Mein Sohn hat ihr viel beigebracht,er kam oft extra nach hause,wenn die Kleine bei mir war.
Immer lief sie mir nach,wie ein kleiner Hund.
Ich war eben gewohnt Kinder um mich zu haben,warum nicht. Sie war federleicht,ich trug sie oft.
Die Bücherei liebte sie besonders,dort durfte sie einmal in der Woche ihren Vater treffen,ich begleitete den Termin.
Die Familienrichterin hat mich "überredet",ihr war aufgefallen,welch Vertrauen dieses Kind zu mir hatte,wie sehr ich sie schützte,das war aber auch notwendig.
Später wollte mich der Chef der Caritas dafür "auseinandernehmen",er wollte den Dienstweg.
Dienstwege kenne ich nicht mehr,nicht mehr.
Ich gehe durch Türe,die andere abschrecken,ich sage Worte,die andere scheuen.
Menschen in ihre Pflicht zu nehmen,wenn Kinder verlassen und verraten werden.
Kinder sind Zukunft,jedes Kind ist ein Schatz,der gehört beschützt und behütet.
Loslassen müssen,das war so schwer,das tat so weh,war alles umsonst?
In diesen Tagen hab ich ein Wunder erlebt,in jedem Gespräch wurde deutlich,sie hat ihren Weg gemacht,sie ist nicht unbeschadet,aber sie hat große Pläne und sie war voller Dankbarkeit für unsere gemeinsame Zeit.
Ich habe damal dieses Ehrenamt aufgegeben,dann noch einmal drei Kinder betreut.
Da waren wir schon auf den Hof gezogen und wieder waren nur die normalen Alltagsdinge,die die Kinder hier wollten.
Um meine Kochtöpfe herumwirbeln,meine Vorräte plündern,in Büchern stöbern,den Kamin anzünden dürfen und ganz wichtig einen eigenen Platz haben,ein Kissen,eine Decke-nur für mich!
Beim abholen und wegbringen immer Tränen,wann kommst du wieder und immer vergessen diese Kinder irgendwas bei mir,das ist der Trick---dann muss ich ja wiederkommen.
Ich habe einfach Glück,dass Kinder mich mögen,es mir so leicht machen.
In ihren Augen lese ich die Not und ich antworte auf den stummen Schrei.
Zwanzig Jahre in einer riesigen Kinderarztpraxis haben mich geprägt,oft hatte ich mehrmals in der Woche einen Zettel in der Tasche,wo ich unbedingt anrufen solle,wo ich unbedingt noch mal hinfahren solle,wo sind die Kinder?
Mutig war ich,ich gab nie auf,bin aus Jugendämtern geflogen,bin mutlos aus Polizeistationen gegangen und hab trotzdem am nächsten Tag wieder vor Türen gestanden.
Natürlich waren dazwischen Pausen,immer war ich über meine Grenzen gegangen.
Aber das würde ich immer wieder so machen,wer eine Hand nimmt,der muss sich vorher überlegen,ob man das kann,nicht loslassen.
Meine Kinder kannten das von mir,wenn ich ein hilfloses,weinendes Kind sah,dann hab ich nachgesehen und gehandelt---wie immer-Mama!!
Lebensschule,was ist das?
Das ist der Weg,den man geht,wenn man erkannt hat,was notwendig ist.
Wer schutzlose Menschen übergeht,ihnen Leid zufügt,der gehe mir besser aus dem Weg.
Ich bin bekannt geworden und habe mein Ehrenamt immer mit sehr viel Fortbildung und Nachfragen in den Fachteams abgesichert.
Wenn hier ein Bauernhof nach dem anderen verschwindet,wenn wieder eine Wallhecke abgeholzt wird,wenn die Bagger anrücken,den Mutterboden abräumen,der Generationen ernährt hat,dann hab ich eine andere Meinung als die Verwaltungen und Gierigen nach immer mehr Wachstum.
Damit ein Bauernhof überlebt,das ist und war schon immer auch Haltung,Standhaftigkeit,Verbundenheit mit der Natur und der Aufgabe,die man sich stellt,damit der Hof in die nächste Generation geht.
Meine Tochter hat schon als dreijährige klar gemacht,was sie wollte----Hof.
Sie hat mit ihrer Hände Arbeit gestaltet und einfach gemacht.
Das erst Pony war ein Dülmener Wildpferd,so stur,dass es keinen Meter zu reiten war,es ging seiner Wege,kannte keinen Stall,wollte nur draußen sein.
Selbst im Winter ging es nur in einen Unterstand,den haben wir täglich mir viel Stroh eingestreut.
Hofzeit war schön,Schule,Hausaufgaben----der Samstag war der wichtigste Tag,da war Reituntericht.
Heute ist meine Tochter selbst Reitlehrerin,sie macht ihren Beruf auch noch,jeder hat hier seinen Beruf und auch den Hof.
Das bedeutet lange Tage,auch lange Nächte,wenn ein Pferd krank ist,dann gehen wir nicht ins Bett.
Keiner geht ins Bett,ohne noch mal durch die Ställe zu gehen,nach dem Rechten zu sehen.
Am Kamin gibt es im Winter die Abende,wo gegessen wird,um dann im Sessel einzuschlafen,weil man einfach müde ist,von der Hände Arbeit.
Von der Hände Arbeit,das habe ich als Kind erlebt,auf den Hof meiner Eltern.
Wir machten alles selbst,jedes Kind kannte seine Aufgaben und lernte einfach alles von den Eltern,und Geschwistern.
Nachbarn waren Familien,die man kannte,denen man halft und die immer auch da waren,wenn Not an Mann war----so nannte man das Not an Mann.
Ich habe die ganz alte Geschichte unseres Nachbarhofes gefunden,ein sehr alter Mann hat sie aufgeschrieben,seine Erinnerung an Kinderzeiten,als sein älterer Bruder Knecht dort war und er ihn besuchen durfte.
Diese Geschichte beschreibt ein Jahr,vom Winter in den Frühling,den Sommer,die Ernte und den Herbst-damit wieder ein Winter überlebt werden konnte.
Da mußte die Ernte reichen,für Mensch und Tier,das Holz war einzige Quelle für eine warme Stube,die Hühner mußten genug Eier legen und die Gänse waren Wächter des Hofes,aber auch der Braten für die Weihnachtstage.
Es ging nur Hand in Hand und heute noch habe ich die Worte in Erinnerung ,wenn es mir leicht von der Hand geht,oder mir etwas aus den Händen fällt.
Jetzt wartet die Küche und wie immer Pepe,er will nach draußen,noch wartet er vor meinen Füßen,aber er kennt den Moment,wann er endlich dran ist.
anna54
Katerle
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Katerle »

DANKE anna für diese berührenden und wärmenden Worte... So ein Winterwunderland ist einfach zauberhaft...
Und echt lobenswert, dass die Kinder es auf eurem Hof gut hatten und menschliche Wärme erfahren durften, sowie einen liebevollen Umgang mit Tieren erlernten und ihr so ein schönes Weihnachtsfest für die Kinder gestaltet hattet.
Unglaublich berührend, dass du dein Patenkind wiedergefunden hast... und du so mutig warst, es zu beschützen... Das ist ganz stark... Denn es gibt auch Kinder, die finden keinen Schutz nach solchen schrecklichen Erfahrungen, weil es z.B. Angst hat, sich jemanden anzuvertrauen (nicht mal vertrauten Menschen)... Sie bleiben damit allein und versuchen auch ihr Leben zu meistern, mit schwerwiegenden Folgen... und auf der ständigen Suche nach Anerkennung...

Herzlichst Katerle
anna54
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
der Hof,die Tiere wollen auch heute versorgt sein.
In der Frühe mußten meine Tochter und ich noch alle Pferdeleute persönlich hier erreichen um kleine Geschenke zu überreichen und jedem frohe Weihnachten zu wünschen!
Früher kam jeder hier ins Haus,da saß man gern in der Küche,wenn ich das Weihnachtsessen kochte.Jeder erzählte von seinen Rezepten und Bräuchen,die Kinder bekamen meine Plätzchendose.
Jetzt machen wird das alles draußen und sind Weltmeister der Improvisation.
Drei Weihnachtsbäume haben wir,einer steht vor dem Stall,einer neben meiner Haustür und einer steht drinnen in der großen Eingangshalle.
Die letzten Patenkinder,die hier bei mir waren tobten immer durch das riesige Haus,Treppen rauf und runter und quer durch alle Räume.Krach war das nicht,sondern Zukunftsmusik.
Heute wird früh gefüttert,damit wir um 20Uhr essen können,dazu wird das große Wohnzimmer genutzt,eine uralte Leinendecke,ganz altes Geschirr,die Fenster geschmückt.
Dieses Haus ist sehr alt,daher war der Umbau eine Arbeit über viele Jahre.
Ich träume manchmal davon hier eine AltenWG mit den Geschwistern zu machen,mit denen ich mich gut verstehe.
Mein Bruder aus Schweden ist gestern bei meiner Schwester im Emsland angekommen,14Stunden Fahrt!
Hier hat er ein Zimmer,weil unser Elternhaus inzwischen nicht mehr bewohnt wird.
Meine älteste Schwester hat vier Enkelkinder,dort verbringt er auch einige Tage,das Wohnheim unserer Mutter ist einen Katzensprung weit,also kann er sie öfter sehen.
Einmal haben wir zur Hauseinweihung alle zu mir eingeladen,da standen drei lange Tische im Wohnzimmer,wir waren über 40Leute,das war noch vor Cororna,beide Eltern lebten noch.
Meine Mutter hat eine große Rede gehalten,weil sie sich so gefreut hat,dass wir den Hof gerettet haben,das unsere Tochter hier weitermacht.
Es hat sie wohl an ihre eigene Situation erinnert,sie bekam ihren Hof,auch von ihrem Vater.
Noch heute mit 94Jahren nimmt sie immer besonderen Anteil,wenn es um den Hof geht.
Höfe sterben weg,wenn die Nachfolge nicht gelingt.
Jede Generation muss ein Konzept haben,dass die Grundlage für die Existens beständig sichert.
Große Inverstionen retten,sind aber auch Verpflichtung über viele Jahrzehnte.
Da wir mit dem Nachbarhof die letzten Höfe hier sind,war die Rettung des Hofes noch wichtiger.
Höfe sind Lebensraum,sind sie fort,frisst die gewerbliche Nutzung alles weg.
Dann fallen alle Vorbehalte,auch der Naturschutz.
Meine Rehe hab ich nicht mehr gesehen,die Stadt hat ihre Baustelle eingezäunt,2Meter hoch,11Millionen darf das kosten,was vorher ein Bauernhof war,jetzt Baubetriebshof der Stadt.
Die Rehe waren und sind meine Beschützer,sie sind meine Herzenstiere.
Früher fand ich ca 10 jeden Winter,im Sommer gehen die Rudel auseinander,unser Hof ist der Winterrückzug,daher darf Pepe auch nicht in den Wald,er würde sie verjagen.
Von den oberen Fenstern kann man die Wiesen sehen,dort haben wir sogar eine Ricke mit Kitz gesehen.
Einen fast weiße Eule kommt in den Abendstunden näher.
Nachts hören wir Vogelstimmen,das sind dann die Jäger.
So,jetzt muss ich an der Herd,eine Gänsebrust braten,Entenkeulen mit Rosenkohl,Rotkohl,Kartoffeln und Knödel.
Die Soße hab ich gestern gemacht,das war ist die Grundlage für den guten Geschmack.
Die Portionen reichen dann für alle Tage,jeder macht sich die Reste wieder warm,daher ist die gute Soße so wichtig.
Meine Eisentöpfe halten die Wärme über Stunden,also auf den Punkt sitzt hier niemand am Tisch,nur Pepe,der weiß die Minute,wo er gefüttert wird.
Herzliche Weihnachtsgrüße!
anna54
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
jetzt hat er uns bald,der lange Januarwinter.
Die Lichter der Weihnacht sind noch da,aber bald werden wir uns andere Lichtpunkte suchen müssen.
Bei mir sind das dann die Frühblüher,ich trotze den Winternächten und stelle die Töpfe nah an die Hauswand,windgeschützt.
Letztes Jahr hat der Schnee sie völlig eingeschneit und irgendwann kamen sie einfach wieder zum Vorschein und wuchsen weiter,mit jedem Sonnenstrahl.
Mein Bruder ist zurück in Schweden,10cm Schnee.
Täglich kommen neue Vorschriften zum Reitbetrieb auf dem Hof,wir haben Glück,unsere Halle hat Windnetze und ist daher offen,wäre sie das nicht,gälte 2Gplus für jeden Reiter und das täglich.
Wir öffnen jetzt zusätzlich das große Haupttor,überall Maskenpflicht.
Damit können wir leben,wie schon vorher gilt Rücksicht und gegenseitge Hilfe und Absprache.
Die gute Stimmung muss gehalten werden,das ist eine schwierige Aufgabe,aber mit Missmut und Ärger kommt man hier keinen Meter weiter.
Jeden Nachmittag zünde ich den Kamin an,ich backe täglich,verschenke Kuchen,einige Geburtstage konnten nicht gefeiert werden.
Kochen steht täglich an,besonders im Winter lebt die Küche von den guten Gerüchen und ich liebe die Wintergewürze.
Die Reiter sind beruhigt,dass es kein Feuerwerk gibt,Pferde sind so schreckhaft,dass es jedes Jahr zu Zwischenfällgen kam.
Einige wenige haben wohl trotzdem etwas eingekauft und mit Beginn der Dunkelheit hört man leider die Böller bis hierher.
Pferde können nur einordnen,was sie auch sehen,man muss ihnen alles zeigen,dann verlieren sie ihre Angst,oder auch nicht.
Kinder machen das wunderbar,sie reden immer mit ihren Ponys,und vertrauen ihnen alles an,daher ist die Zeit mit Putzen und Pflegen auf der Stallgasse sehr wichtig.
Früher saßen sie oft auf meiner alten Eckbank im Kaminzimmer,Kakao und ganz viel Gebäck,und immer ganz nah beieinander,wo sind nur diese Zeiten hin.
In der Küche wurde dann in die Töpfe geschaut und so machen Teller gefüllt,sie aßen bei mir,was sie zuhause nicht mochten.
Wo sind nur die Zeiten hin,wo man zwischen den Jahren Besuche machte und viel Zeit mit Gesprächen verbrachte.
Meine liebste Nachbarin ist leider verstorben,bei ihr war immer ein offenes Haus,dort war kein Tisch zu klein. Sie mußte nicht einladen,man konnte sie einfach besuchen.
Auch fehlen mit die guten Gespräche an ihrem Küchentisch,dort haben wir unzählige Stunden verbracht,draußen auf dem Treppenstein gesessen,als wir beide noch rauchten.
Später saßen die Kinder auf dem Mäuerchen und hörten den Geschichten von Günter zu,weil er so gut wie keiner erzählen und flunkern konnte.
Das Miteinander findet auf dem Hof mit Abstand statt,wir haben einfach viel Platz und sind jeden Tag besonders für die Kinder auch eine kleine Zuflucht.
Nie wieder könnte ich anders leben,wer einmal die Weite kannte,der kann Mauern nicht mehr ertragen.
Mein Elternhaus war auch ein Bauernhof,aber damals waren mehr Sorgen und noch mehr Arbeit unser Leben,meine Lehrzeit,Schule habe ich als tolle Auszeit von der schweren Hofarbeit erlebt.
Mein jüngster Bruder hat den Hof geerbt und mit seiner Frau uns den Zutritt verwehrt,Zäune und Schlösser verhindern,dass ich nur einen Fuß dorthin setzen kann.
Hier auf dem Hof meines Mannes sind auch viele schwere Zeiten mit den Eltern und Geschwisten gewesen,immer geht es um Geld.
Ich habe mir den Abstand zu den Menschen,die mir nicht gut tun erkämpt,einige kommen noch,aber der Hof hat genug Platz und die Reiterstube ist für alle offen.
Wer den Winter hier kennt,der weiß eine warme Stube zu schätzen,in der Reiterstube steht ein großer Eisenofen.
Eine Treppe führt nach oben,und dort stehen alte Sofas und auch eine sehr lange Eckbank,große Fenster geben den Blick über die ganze Reitanlage und den Wald frei.
Eine kleine Küche für warme Getränke und natürlich meinen Suppentopf.
Gestern wurden neue Schubkarren geliefert,das wichtigste Arbeitsgerät hier.
Besen sind auch wichtig,jeden Tag werden drei große Stallgassen mehrmals gefegt.
Die alten Reisigbesen sind die besten,je krümmer um so wirkungsvoller.
Heute muss ich noch alle Einkäufe sortieren,einen Kuchen backen,Abendessen vorbereiten.
Morgen wieder ein Geburtstag hier,Geschenke einpacken,nicht in Weihnachtspapier.
Früher gingen wir auch mal Essen an so einem Tag,aber ich bin lieber selbst in der Küche tätig und der lange Tisch in der guten Stube ist noch eingedeckt.
Auf meine Lesezeit freue ich mich,und auf mein Geschick,die richtigen Bücher zu finden,zu lesen und sie zu verschenken,genau an die Person,die mir schon während des Lesens einfällt.
Bei Geschenken ist das oft ähnlich,ich sehe etwas und weiß,wer es gebraucht.
Einem lieben Menschen,der kurz durch die Tür schaute,hab ich Wildschweinbraten mit Soße eingepackt,weil ich weiß,dass er nicht kochen kann.
Ein alter Mann kam jahrelang als Reitlehrer,bekam einen Schlaganfall und konnte nicht mehr kommen,jetzt machte er doch einen Besuch,nach dem Rechten sehen.
Er war immer ein guter Ratgeber,als meine Tochter unseren wunderbaren Cloud verkauften wollte/sollte----sagte er nur: so einen kriegst du nie wieder.
Davon lebt der Hof,von dem was wir bewahren müssen,retten müssen für die Zukunft,die schwerer wird. Meine Tochter macht trotz ihrem Studium noch eine Ausbildung zur Waldpädagogin,sie will einfach mehr wissen und das auch weitergeben können.
Mein Wunschtraum wäre dann ein Hofladen auf der alten Tenne,wo wir tauschen,reparieren statt wegwerfen,geben und nehmen.
anna54
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Katerle »

Hallo liebe anna,

vielen lieben Dank für deine wunderbaren Beschreibungen an eurem Hof. Wir Geschwister dachten auch schon mal an so eine Alten-WG. Es war bei uns immer ganz lustig am Tisch in der Küche zugegangen, wenn wir alle zusammensaßen. Aber ich erinnere mich halt auch noch, dass unsere ä. S. den Kochlöffel erhob, damit wir nicht mehr lachten. :)
Oder wenn wir bei einem Kartenspiel zusammensaßen, das war auch immer voll spaßig oder wir zusammen Musik im Zimmer hörten und wertvolle Gespräche führten.
Rehe mag ich auch sehr gerne, überhaupt die Natur. Waren wir viel draußen als Kinder und hatten auch da Spaß.
Weihnachten hatten wir selbstgemachte T. Klöße, Rotkohl und Kaninchenbraten (Keulen). Sehr lecker. Ich mag auch ganz gerne Rosenkohl dazu.
Damals gab es diese leckere Essen für uns alle, auch für unsere Kinder. :)
Die Gespräche fehlen mir auch von früher, aber wenn die Kinder da sind und Enkel, ist es auch wunderschön, sich zu unterhalten.
Du gibst anderen Menschen soviel, liebe anna. das werden sie sicher zu schätzen wissen.
Für deine Tochter drücke ich weiterhin ganz fest die Daumen für Ihr Studium und ihre Ausbildung und dir wünsche ich auch weiterhin alles Liebe und das du gesund ins neue Jahr reinkommst.

Herzliche Grüße
Katerle
wohin geht die reise
Beiträge: 349
Registriert: 16. Sep 2016, 11:44

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von wohin geht die reise »

Liebe Anna,
ich möchte dir einen kurzen Gruß da lassen. Bei deinem letzten Post wurde ich sehr hellhörig beim Stichwort Emsland. Ich komme gebürtig aus dem Emsland bin aber schon lange nicht mehr dort.
Deine Erzählungen vom Hof sind so plastisch, dass ich mich sehr oft gleich einbezogen fühle. Du
schreibst aber auch, dass es im zwischenmenschlichen Bereich nicht immer gut läuft, dennoch findet ihr irgendwie so oft die Kurve - oder du findest die Kurve - indem du Menschen, die dir nicht gut tun , aus dem Weg gehen kannst.
Ich war über Weihnachten bei meinem Bruder. Er ist eigentlich der Einzige, mit dem ich in Verbindung stehe. Dennoch, seine Frau, ich komme nicht mit ihr klar - in meinen Augen ist sie so herzlos, was mir in diesem Jahr mal wieder besonders deutlich geworden ist. Was wäre meine
Alternative? - Meistens muss ich am Hl. Abend noch arbeiten und fahre dann zu meinem Bruder
damit ich nicht alleine bin.
Meine Schwägerin ist schon eine eigenartige Frau (ich vielleicht auch). Ihre Mutter hatte in diesem Jahr ein schweres Krebsleiden und hat durch die Bestrahlungen echt gelitten und tut es immer noch. Sie wurde auch von meinem Bruder zum Essen geholt. Weil ich das wusste habe ich extra noch einen Covid Test gemacht. Vielleicht war das überflüssig, aber ich habe gedacht, das sei sinnvoll. Meine Schwägerin allerdings hat sich als entschiedene Impfgegnerin erwiesen.
Ich verstehe diese Reaktion nicht.
Nun ja,
was ich insgesamt toll finde, dass die Böllerei zum Jahreswechsel nicht stattfindet.
Ich wünsche einen schönen Abend, auch dir, liebe Katerle
Lore
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
liebe Lore,ich wohne nicht im Emsland,aber meine Schwester und dort ist auch das Altenheim meiner Mutter.
Ich kann nicht mehr mit Impfgegnern umgehen.
Wir müssen am Hof täglich alles überprüfen,weil unsere Anlage groß genug ist können sich die Reiter aus dem Weg gehen.
Abends ist hier noch ganz viel zu tun,die jungen Ponys werden ausgebildet,das macht meine Tochter mit ganz viel Ruhe.
Aber Ponys haben Temperament,gestern wollte eins über die Bande springen,schnell zum Ausgang.
Ich mußte mich mit einem Besen in die Ecke stellen,erst solche Macken gar nicht zulassen.
Leichter Druck,klare Ansagen,das hilft.
Bis da ein Kind drauf sitzen darf,das kann noch lange dauern.
Der Hafflinger ist auch nicht ohne,aber der wird von erfahrenen Jugendlichen geritten.
Aber wenn man mit Vertrauen und viel Zeit die jungen Pferde ausbildet bekommt man ganz viel zurück.
Bisher dürfen unter Aufsicht die Kinder Carlchen schon putzen,das liebt er sichtlich,er hört auch schon auf seinen neuen Namen,auch das haben die Kinder ausgesucht.
Da Pferde ungeheuer schreckhaft sind muss alles in absoluter Ruhe gemacht werden,später,wenn sie alles kennen legt sich das,einige Reiter sprechen immer mit den Pferden,das hilft.
Wenn dann ein Tier krank oder verletzt wird,dann ist das eine Katastrophe,weil man weiß,was alles wieder von vorn beginnen muss.
Gestern habe ich in der ARDMediathek den Film mit einem herzkranken Mädchen gesehen,die eine Beziehung zu einem schwierigem Pferd aufbaut und dann ein Rennen gewinnt,ja ein Film,aber dieses Vertrauen wurde sehr wahrhaftig gezeigt,und wie leicht das verloren gehen kann.
Viele Kinden haben Neurodermitis,Asthma,sie dürften nicht in den Stall und bestimmt nicht reiten,wenn es nach der Schulmedizin ging.
Ich kenne viele Kinder,die hier auch Symptome haben,aber das Gleichgewicht der Pferdeliebe,die Stallgemeinschaft,das ist ein viel höherer Wert und gewinnt.
Falls etwas schiefgeht,dann muss man zur Stelle sein, immer ist es auch ein Medikament,aber das Gespräch ist viel wichtiger,Zuversicht und Zuspruch.
Ich kenne Kinder die einmal im Jahr reagieren mit Symptomen,immer ist es die Psyche,die eine Rolle spielt.
Druck geht da garnicht,aber Eltern machen oft Druck,wenn Schulleistungen nicht stimmen,Verhalten nicht stimmt,dann werden Reitstunden gestrichen.
Ich bin auch schon zu solchen Kindern nach hause gefahren und habe den Eltern eine Einladung gebracht,sich einfach anzusehen,welche Leistungen ihr Kind hier bringt und welch wichtiger Mensch in der Gemeinschaft ist.
Wir haben auch ganz viele sehr treue Ponymütter,die lassen ihr Kind nicht allein,die harren aus,wie ich auch, Jahrzehnte hab ich an der Bande,auf der Stallgasse verbracht,nur da sein für sein Kind,Rückhalt geben-
Wer in den schweren Zeiten nicht da ist,der kann die guten nicht schätzen.
Nur wer sein Kind erlebt,wie es Angst in Vertrauen wandeln kann,der erlebt kleine Wunder!
anna54
Zuletzt geändert von anna54 am 2. Jan 2022, 14:04, insgesamt 1-mal geändert.
anna54
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von anna54 »

Fast vergessen,liebe Grüße auch an Katerle und alles Gute für das neue Jahr!
anna54
Gertrud Star
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe Anna,
du scheinst schon sehr viel bei anderen Menschen positiv bewirkt zu haben und das nachhaltig.
In der vielen Arbeit und Mühe scheint es oft unterzugehen, dass man das auch sehen und würdigen kann, ebenso mit den Depressionen und Sorgen.
Wünsche dir ein schönes neues Jahr.
Gertrud
anna54
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ich konnte einige Zeit nicht schreiben,es hat einen schweren Unfall in der Reithalle gegeben.
Ich war,wie alle anderen, geschockt und erst mal beschäftigt,der Verletzten,deren Familie und die anderen Reiter zu betreuen.
Jetzt ist Ruhe eingekehrt,langsam kommen wir wieder in den Alltag.
Die verletzte Reiterin wurde heute aus dem Krankenhaus entlassen,hat aber noch einige Operationen vor sich.
Das ist die andere Seite des Hofes,das hohe Risiko,wenn man mit Tieren umgeht.
Ein unbekanntes Geräusch hat das Pferd scheuen lassen und dann kam es zu den leider schweren Verletzungen der Reiterin.
Das ist zunächst immer ein Schock,aber letztlich muss man damit umgehen lernen.
Vieles läßt sich durch Vorsicht vermeiden,letzte Sicherheit gibt es bei Tieren nicht.
Ich bin ziemlich angeschlagen,die verletzte Reiterin in eine nahe Verwandte.
Hoffentlich kann ich bald bessere Nachrichten geben!
anna54
Gertrud Star
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Anna,
das ist sehr schade, dass es diesen Unfall geben musste. Gut dass du weißt, dass so etwas auch vorkommen kann. Ich hoffe, dass du mit der Betreuung von Mensch und Tier nicht ganz alleine da standst und stehst.
Dir und der Reiterin alles gute, dass die OPs helfen werden.
LG Gertrud
Katerle
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Katerle »

Oje liebe anna, dass ist sehr schlimm mit dem Unfall. Verständlich, dass der Schock noch tief sitzt... Dir und der Reiterin weiterhin alles Gute und auch für die bevorstehenden OPs.

Alles Liebe
Katerle
Mongolin
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Mongolin »

Liebe Anna,
Gerne lese ich was du über euren Stall schreibst. Das mit dem Unfall tut mir leid. Leider passiert do etwas, beim Reiten und auch anderswo.
Ich habe auch einen inzwischen 32 Jahre alten haflinger. Unfälle gab es zum Glück mit ihm nur leichte.
Jetzt ist er eh nicht mehr zu reiten.
Also, guck auf all das gute, das der Kontakt mit den Pferden den Kindern gibt.
Ich drücke dich mal unbekannterweise ganz lieb.
Mongolin
anna54
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
heute sind die Pferde in der Sonne!
Ich erhole mich von anstrengenden Wochen,es sind noch zwei andere Pferde eingezogen.
Begleitet von meiner Sorge,hoffentlich geht alles gut.
Die verletzte Reiterin hat sich erholt,aber noch Operationen vor sich,reiten geht sehr lange nicht mehr.
Über Ostern fahren viele Reiter in Urlaub mit ihren Pferden auf einen Hof im Emsland.
Früher ist meine Tochter auch mitgefahren, jetzt frisst die Arbeit alle Zeit.
Es ist viel zu tun,die Weiden müssen neu eingezäunt und überprüft werden.
Alle Perde müssen langsam an das frische Gras gewöhnt werden,sie reagieren mal auch mit Koliken.
Unsere Mitarbeiterin hat sich zweimal mit Corona angesteckt,jetzt hat sie gekündigt,weil sie sich die schwere Arbeit nicht mehr vorstellen kann.
Eine Aushilfe muss erst mal eingearbeitet werden,solche Aktionen fressen alle Urlaubstage meiner Tochter,leider.
Die ersten Wiesenblumen blühen,erst kommt der Löwenzahn und bald ist für kurze Zeit alles gelb,dann die wunderbaren Pusteblumen.
Die Obstbäume fangen mit der Blüte an,der Pfaumenbaum ist dieses Jahr der erste.
Bei den jungen Bäumen ist es immer der Moment,ob die Fröste zu hart waren.
Noch heizen wir abends den Kamin,ich bin noch nicht an die längere helle Zeit gewöhnt,bald fange ich mit meinen Blumen wieder an.
Sehen,was durch den Winter gekommen ist,das freut mich immer besonders,wenn sich die ersten grüne Blättchen zeigen.
Das Grab meines Vaters hab ich schon mit bunten Hornveilchen bepflanzt,die sind die wahren Helden unter den Blumen,sie trotzen jeder Kälte,kommen einfach mit der wärmeren Zeit wieder aus dem Winterschlaf.
Während der vielen Jahre in der Depression,besonders im Winter,gehöre ich zu den Blütensuchern,so zeigt sich Hoffnung und das Trotzdem wird leichter.
Das Trostdem ist schwer,es muss aber immer überleben können.
Die Schwere der vergangenen Woche ist noch lähmend,ein Trauerfall kam dazu.
Trotzdem gehe ich hoffnungsvoll in die kommende Zeit,warte auf den ersten Abend am Reitplatz draußen,das ist immer wieder besonders,wenn die Abendsonne uns gemeinsam an diesen Ort zusammenbringt.
Im Winter sind immer alle schnell wieder im Auto,und wollen nachhause.
Die Sonne bringt wieder Gemeinschaft,bessere Laune und zufriedene Pferde.
Die ersten Turniere finden wieder statt,am Wochenende ist dann spannend wer wo einen Erfolg,eine Schleife mit zum Hof bringt.
Früher haben wir den Karfreitag mit Struwenbacken gemeinsam vor dem großen Halle in der Mittagssonne verbracht,mal hab ich auch in meiner Küche gebacken und immer mußte einer mit den frischen Struwen durch die Halle und Ställe,den sie schmecken nur frisch aus der Pfanne.
Mal sehen,wie ich es dieses Jahr mache,die Zutaten sind eingekauft.
Mehl,Eier,Hefe,Sultaninen,Milch,Zucker,wenig Salz.Der Teig muss mit der Hefe am warmen Ort langsam gehen,er verdoppelt sich dann.
Jetzt hab ich eine Runde durch die Ställe gemacht,Pferde gestreichelt und die ersten Schwalben entdeckt.
Die Schwalben sind neben den Rehen meine Glücksboten,sie sind bei uns,weil es gut für sie ist.
Schwalben gehen nur in Ställe,wo ein gutes Klima ist.
Mensch und Tier profitieren davon.
Ab heute wird alles besser,das ist meine Botschaft,ich verteidige sie gegen alle Bedenken.
Die Abendnachrichten bringen mich zwar in schwerste Zweifel,was den Krieg angeht,aber ich darf auch die Ruhe und Zuversicht wahrnehmen.
So manchen Abend gehe ich nur Blumen gießen,ich muss rund um das große Haus,aber es ist wunderbar in einer ruhigen Abendstimmung einfach zeitlos draußen sein zu können.
Bald kommen die ersten Pflanzen in das Hochbeet,einige Kräuter haben den Winter überlebt.
Jetzt Hoffnung auf eine gute Zeit mit genug Regen und Sonne,und zusehen,wie die Natur alles wieder zum Wachsen bringt.
Jeder Frühling ist ein Geschenk!
anna54
Katerle
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Katerle »

Danke liebe anna fürs berichten, lese es immer wieder gern, auch wenn nicht alles immer einfach ist.

Und ja, dass jeder Frühling ein Geschenk ist. Hatte heute auch wieder gerne was im Garten gemacht und mich an allem erfreut, was blüht.

Liebe Grüße
Katerle
malu60
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von malu60 »

Danke ,liebe Anna,für Deine Beschreibung der Natur,des Hoflebens.
Ja,die Natur und wenn Menschen beisammen sind,ist ein Stück Friede und Hoffnung,
sowohl in depressiven wie auch in kriegerischen Zeiten.

Der Winter muß ausgehalten werden, auch eine gute Ruhezeit,Kräfte sammeln,erholen bevor alles wieder zu neuem Leben erblüht.Ich freue mich auch sehr auf meine Löwenzahn Weide.
Alles leuchtet gelb,wie kleine Sonnen.Es geht immer weiter.Den Jahresverlauf in der Natur zu erleben ist für mich seit 12 Jahren Balsam für die Seele.Alles direkt vorm Küchenfenster,ganz anders als in der Stadt,da gabs anderes,auch viel Interessantes Stress,laute, viele Menschen taten
mir nicht mehr gut ich traute mich oft garnicht vor die Tür.Ohne Balkon,meine Blumenliebe nicht
ausleben zu können....heute weiß ich nicht,wie ich das 30Jahre ausgehalten habe.

Manchmal sind die späteren Jahre auch die Besten.Liebe österliche Grüße von malu
Leben ist mehr
Aurelia Belinda
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallöchen allesamt,

Momentan geht mir mein Schmerzproblematik auch ziemlich auf den Zeiger :-(
,“Winke, Winke, also an Claudia, und Monchen“....

Hab mal deinen Bericht liebe Monchen gelesen...und mich dabei an die Zeiten erinnert, bei den die Arztpraxen und Kliniken, mein zweites zu Hause waren, meist hab ich sogar dort gegessen und getrunken, weil ich selten zu Hause war.
Entweder war ich dort, oder ich war dort als Besucherin von meinem Mann :-(....
Gerade Kämpfe ich auch wieder mit Blockaden, Rücken, und Knieschmerzen ( vorgeschädigt ).
Natürlich legt sich das volle Kanne auch auf die Stimmung.
Ist ja schliesslich nicht erst seit gestern, sondern seit über 30 Jahren.

Liebe Claudia,
Dir auch alles gute, vor allem für die Bewältigung der Dinge, die bei euch anstehen.
Ich denke es tut Not, dass du bald zur Reha fahren darfst.
Gute Besserung...

Liebe Grüße an alle Erschöpften und Geplagten...Aurelia
Ich wünsche dir gute Besserung Monchen....Und eine gute Erholung jetzt an deinen freien Tagen....mach vielleicht nicht soviel im Haushalt, ist in der Lage oft kontraproduktiv.
Aber das weisst du....
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Der Hof im Winter

Beitrag von anna54 »

Hallo ihr Lieben
ich kenne auch Zeiten,wo ich keinen Fuß vor die Tür machen kann.
Deshalb erlebe ich diese Phase jetzt sehr dankbar,ich kann wählen,wie weit ich gehe,wie lange ich unter Menschen bleibe,wann ich mich zurückziehe.
Auf dem Hof ist das einfach,früher in der Wohnstraße wurde man doch sehr beobachtet.
Ich habe zwei große Küchenfenster mit Blick auf die Wiesen und den Wald,das ist dann immer schon Motivation.
Früher haben mich die Stallkinder im Haus besucht,das ist seit Cororna anders,leider.
Heute mache ich die notwendigen Einkäufe,auch Tierfutter fehlt,aber dort gibt es auch Blumen,das fördert meine Laune.
Der Eierbauer hat mir neben bunten Eiern ein Huhn und ein Brot gebracht,ich liebe diesen direkten Einkauf.
Das viele Sturmholz,dass jetzt gespalten und gebündelt ist wird oft zum Tauschhandel,für Leute,denen ich etwas Gutes zurückgebe.
Mein Vater hat früher mit seinem Garten die ganze Nachbarschaft mit Pflanzen versorgt,täglich ging man nachsehen,wer was zum Tausch anbot.
So war Gemeinschaft immer einfach möglich,aber auch notwendig,man half sich in jeder Notsituation wie auch beim Vorbereiten von Feiern und Torten wechselten den Besitzer,wenn Taufe,Kommunion,oder Hochzeit anstand.
Das kenne ich hier nicht mehr,aber wir haben diese Rituale wieder aufleben lassen,wenn ein Turnier anstand,da gab es Hilfe,aber man muss die Helfer einbinden,fragen und sich auch mit einer Helferparty bedanken.
Gestern wurde unsere vermisste Katze gefunden,leider wurde sie überfahren,das war sehr traurig,weil es das immer wieder gibt.
Wenn Hofkatzen den Hof verlassen,meist Kater,dann sind sie Opfer der Straßen.
Nur unsere Mia hat immer Glück,sie bleibt an ihren Plätzen und kennt die Autos.
Katzen kann man draußen nicht erziehen,die gehen ihrer Wege.
Daher darf Pepe hier auch nicht frei laufen,erst mal würde er im Wald das Jagen entdecken,er würde die Grenzen des Hofes nicht akzeptieren.
Wenige Hunderassen sind Standorttreu,Pepe sicher nicht.
Unser Nachbarhof hat Bernhardiner,die gehen keinen Meterr zuviel,sie bleiben immer in der Nähe.
Einmal hat sich ein Welpe im Maisfeld verlaufen,es hat zwei Tage gebraucht bis er wieder raus war.
Auch mein vorheriger Hund kam nicht mehr aus dem Maisfeld raus,er lief die Reihen ab,ich hörte ihn,aber er fand mich nicht.
Verantwortung für Tiere ist hier ganz groß geschrieben,wenn ein Tier wegläuft,dann helfen wirklich alle.
Einige alte Pferde laufen beim Füttern auch frei,weil es sonst Ärger um das Futter gibt,sie grasen sich dann langsam immer weiter,laufen aber nicht weg. Das kann man nur mit ganz verlässlichen Tieren machen.
Ansonsten grasen auch viele am Band mit ihren Besitzern.
Es kamen früher Gäste aus einer Großstadt,die wollten nur mal mit einem Pferd grasen gehen und dann mitten in der Wiese sitzen.
Meine Kinder hatten früher ein so kleines Pony mit Kutsche und fuhren im hohen Wiesengras,man konnte sie nicht mehr sehen,aber hören.
Ich saß mit Hund an langer Leine am Bach mit Buch in der Hand,meist war lesen Nebensache,weil mein Hund immer tiefer die Böschung zum Wasser runterzog.
Irgendwann habe ich in einer solchen Situation die ersten Depressionszeichen gehabt,meine Wahrnehmung verrutschte mir immer mehr.
Wo eben noch Wochfühlen war,war dann nur noch Stress,ohne dass es einen Anlaß gab.
So schlich sich die Krankheit ein,da war ich Anfang 40.
Keiner hat sich erinnert,dass da mit 17Jahren auch schon eine heftige depressive Phase war,ich wollte mich nicht erinnern,verdrängen.
Heute kann ich mit viel Vorsicht depressive Phasen eher erkennen,mich schützen,mich zurückziehen,Druck und Stress sind dann "verboten".
Aber auch in dieser Umgebung bin ich Teil einer Dienstleisterfamilie,da gehen Dinge vor,da ist Zeit Mangelware,da sind tägliche Pflichten ein Muss.
Trotzdem habe ich meine Nischen und die nutze ich auch.
anna54
Aurelia Belinda
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Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
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Re: Der Hof im Winter

Beitrag von Aurelia Belinda »

Oh Sorry, liebe anna...
Mein Text ist im falschen Thread gelandet...:-(
Sollte zu Unordnung & Erschöpfung.
Sieht man mal wie verpeilt ich gerade bin -Kopfschüttel-.

Herzliche Grüsse an dich und schön dass wir wieder von dir lesen.
Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
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