Beziehung zu erwachsenem Sohn

Muschelsammlerin
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Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Heute habe ich wieder einmal gemerkt, wie sehr mich das Zusammensein mit meinem Sohn belastet....
Er ist 32 Jahre alt und hat von Kindheit an sehr viele Sorgen bereitet.
Ich möchte auf die einzelnen Probleme gar nicht im einzelnen eingehen....sagen wir einfach, dass er sich immer sehr schlecht anpassen konnte und null Ehrgeiz und Disziplin hatte und hat, bisher nichts im Leben zu Ende gebracht hat und sehr schnell den Kopf in den Sand steckt.
Ich liebe meinen Sohn sehr, auch wenn ich seit ewigen Zeiten sehr unter seiner Art zu leiden hatte, bis heute.
Es schneidet mir immer noch ins Herz, zu sehen, dass er arm und ohne Job ist, sehr viel Pech hatte und hat und leider oft auf Ablehnung stößt.
Dabei ist er ein liebenswerter, gebildeter und freundlicher Mensch, hat aber Schwierigkeiten mit fremden Menschen und inzwischen auch mit dem Staat und der Politik, die ihn, -wie er meint- zu Dingen zwingt, die er verabscheut. Er ist ein Querdenker.
Immer wenn wir zusammen sind, schwadroniert er darüber, wie schlimm das Leben allgemein und besonders gerade hier in Deutschland sei....wie schwer man ihm das Leben mache usw.
Geld hat er nie und ich kaufe häufiger mit ihm ein, damit er mal etwas vernünftiges isst. So wie heute....ich traf mich mit ihm, um ihm eine neue Brille zu finanzieren.
Schon am gestrigen Tag ging es mir schlecht, ich konnte sehr schlecht schlafen. Jedes Mal wenn ein Treffen ansteht, erwarte ich neue Hiobsbotschaften und habe schon einen Klos im Hals und Magenschmerzen, wenn ich mich auf den Weg mache.Meist gibt es dann auch wieder nur Negatives ....
Aber ich kann ihn nicht im Stich lassen....ich bin die einzige, zu der er ein enges Verhältnis hat, die einzige, die ihn halbwegs versteht und unterstützt.Das Verhältnis zu seinem Vater ist schlecht, mein Mann ist zutiefst enttäuscht von unserem Sohn, ja er verachtet ihn regelrecht.
Nur bin ich all die Jahre durch diese seelische Belastung krank geworden....leide jedes Mal, wenn ich wieder höre, was alles schief gegangen ist und in welchen Nöten er steckt.
Ich habe es in den letzten Monaten geschafft, mich wenigstens hier zu Hause mental von seinen Problemen abzugrenzen, jedenfalls meistens. Aber nach unseren Begegnungen geht es mir immer sehr schlecht, ich weine dann viel und kann kein Auge zu machen. Es dauert meist Tage, bis ich mich wieder gefangen habe. Wie kann ich diese seelischen Talfahrten abmildern? Mir ist ja bewusst, dass es absolut nichts bringt, mich so aufzuregen. Weder ihm und erst recht nicht mir hilft es, wenn ich so ins Loch falle.....trotzdem sind diese Emotionen übermächtig.
Ich bin sozusagen machtlos dagegen.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Suchende2
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Muschelsammlerin,

es tut mir sehr leid, diesen Bericht zu lesen.
Suche Dir Hilfe und notfalls musst Du für einige Zeit den Kontakt reduzieren. Wie Du das am Besten Deinem Sohn erklären kannst, kann ich Dir nicht raten.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die Suche nach Deinem Weg.

Alles Gute,
Suchende
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Ich habe den Kontakt schon reduziert, bzw. mein Sohn meldet sich von selbst nur noch relativ selten.
Ich habe das Gefühl, er merkt, wie sehr mich seine Situation belastet und will deswegen nicht, dass ich mir ständig Sorgen mache....er meldet sich dann einfach nicht.
Aber auch das ist für mich schwierig....oft habe ich dann Angst, dass es ihm sehr schlecht geht oder gar, dass er sich etwas angetan hat....
Ich schaffe es nicht, mich da mental abzugrenzen.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Ich glaube, die Beziehung zu meinem Sohn und das Sorgen und nicht-loslassen-können ist momentan mein schwierigstes Problem. Ich habe ansonsten gelernt, positiv zu denken....nur in dieser emotional verstrickten Beziehung bin ich immer noch gefangen. Mutterliebe kann schon destruktiv sein....ich will nicht, dass ich sozusagen emotional "ferngesteuert" bin durch das Verhalten meines Sohnes. Aber trotzdem kann ich mich nicht befreien.....Hat irgendwer ähnliches erlebt oder hat sich eventuell aus dieser emotionalen Falle befreit?
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Greta1962
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Greta1962 »

Das tut mir sehr leid.
Eine wirkliche Lösung weiß ich jetzt nicht.
Ich bin selber Mutter von 2 Söhnen, die auch ihre schwierigen Zeiten hatten. Ich weiß, wie mich das oft nahezu verrückt gemacht hat. Ich hätte mich aber auch nicht distanzieren können. Allerdings waren sie da noch jünger und ich hatte Hoffnung, dass sich noch alles zum Guten wendet. Und so war es dann auch. Aber mit 32 kann man nicht mehr alles auf "pubertäre oder spät-pubertäre Verirrungen" schieben.

Einen wirklichen Rat kann ich dir auch nicht geben. Jedenfalls nichts, was du nicht eh schon weißt.
Du solltest versuchen, deine Gedanken irgendwie in eine andere Richtung zu lenken, wenn du nicht mit deinem Sohn zusammen bist. Also wie einen Schalter umlegen - so schwer das auch anfangs fällt. Aber wenn du zuhause allein bzw. mit deinem Mann bist, dann hat dein Sohn da nichts mehr zu suchen ... dann ist das Zeit für dich/euch, ohne Sohn. An den wird erst wieder gedacht, wenn er sich meldet und ihr euch trefft.

Das gelingt natürlich schwer, ich weiß. Wenn also die Gedanken noch da sind, dann versuche sie umzulenken. Denke nicht verzweifelt und böse an deinen Sohn - sondern nutze diese Energie, um ihm bewusst GUTE GEDANKEN zu senden. So nach dem Motto "ich kann gerade nichts anderes für dich tun, ich kann/will auch nicht bei dir sein - aber ich sende dir gute Gedanken und gute Wünsche!" Das entspannt dich vielleicht auch ein bisschen. Ich mache das gerade so mit meinem Vater - das ist ein Tipp meines Therapeuten und ich muss sagen, es hilft mir.

Alles Gute für dich!
Liebe Grüße von ..... Greta
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Liebe Greta, Danke für Deinen Rat! Habe das gerade erst gelesen, ich war im Urlaub....
Das mit dem "gute Gedanken senden" mache ich oft....ich bin aber dann trotzdem traurig.
Mir ist so bewusst, dass ich NICHTS tun kann. Er muss sein Leben leben....ich bin da nur eine Randfigur. Die Hoffnung stirbt zuletzt.....
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Gestern habe ich meine Befürchtungen bestätigt bekommen,mein Sohn ist schwer depressiv ....er hat mir gestanden, dass das nicht das erste Mal ist, dass er so weit unten ist. Er konnte nur mit sehr gebrochener Stimme sprechen....wir haben über eine Stunde telefoniert.Beim Hausarzt hat er endlich darüber gesprochen, was ihn sehr große Überwindung gekostet hat.Aber Hilfe gab es wenig.Man drückte ihm ein paar Adressen und Telefonnummern in die Hand....er solle, wenn es gar nicht mehr geht, in eine Klinik gehen. Das will er aber nicht.
Ich komme um vor Sorge!Ich weiß nicht,was ich tun soll. Er sagte, es sei ihm "herausgerutscht"....eigentlich möchte er mich damit nicht belasten....er hat bisher versucht, immer selbst damit klar zu kommen...aber er meinte gestern, es gehe einfach nicht mehr...er sei am Ende.
Wie soll man das als Mutter ertragen?
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
DieNeue
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von DieNeue »

Hallo Muschelsammlerin,

ich habe selber keine Kinder, von daher kann ich dir keinen wirklichen Rat geben. Ich würde nur deinem Sohn empfehlen, sich erstmal an den Sozialpsychiatrischen Dienst (SpDi) zu wenden, das ist eine kostenlose Beratungsstelle für Menschen in Krisen und mit psychischen Problemen. Die gibt es z.B. bei der Diakonie, Caritas u.ä. Da bekommt man meist schneller einen Termin als bei einem Psychologen und man kann auch öfter hingehen. Ich gehe bei uns auch regelmäßig dorthin und mein Vater war dort auch schon eine Zeit lang. Die Leute haben meist auch mehr Zeit als ein Arzt.

Ich finde es gut, dass er es dir gesagt hat. Das zeigt, dass er dir vertraut. Auch wenn dich die Nachricht erstmal erschlägt, ist es gut, dass das Kind jetzt einen Namen hat. Auch wenn er jetzt nicht in eine Klinik möchte, kann sich das ja noch ändern. Keiner geht gerne ins Krankenhaus, v.a. wenn man noch nie mit dem Thema zu tun hatte, kann man sich oft nicht vorstellen, was dort gemacht wird und was das einem bringen soll.
Ich würde deinem Sohn auch empfehlen, einen Termin bei einem Psychiater auszumachen. Eventuell könnte man medikamentös auch was machen. Grade bei schweren Depressionen können Medikamente hilfreich sein.
Vielleicht kann ich dir etwas Mut machen. Ich war auch schon schwer depressiv und kann dir sagen, dass es auch wieder besser werden kann. Es ist bei mir nicht ganz weg, aber es war schon mal viel schlimmer. Ich bin übrigens fast im gleichen Alter wie dein Sohn.
Den ersten Schritt hat er jetzt schon gemacht, er hat es beim Arzt angesprochen und auch ihr als Eltern wisst jetzt Bescheid, was Sache ist. Evtl. gibt es bei euch ja auch eine Tagesklinik, da wäre er tagsüber in der Klinik und nachts und am Wochenende zuhause. Da wäre er dann nicht ganz so sehr aus seinem Umfeld gerissen wie stationär, allerdings hat man natürlich auch seine alltäglichen Pflichten zuhause noch zu erledigen.
Bekommt er denn seinen Alltag noch einigermaßen geregelt? Wenn ja, könnte eine Tagesklinik möglich sein, wenn nicht, wäre natürlich stationär besser. Ich habe damals während der Tagesklinik wieder bei meinen Eltern gewohnt. Lass ihm vielleicht noch ein bisschen Zeit.
Bei uns gibt es auch einen regionalen Krisendienst, den man anrufen kann, wenn man eine Krise hat. Die können auch zu einem nach Hause kommen, wenn man das möchte. Vielleicht gibt es sowas bei euch auch.

Vielleicht wäre der SpDi ja auch etwas für dich? Auch Angehörige können dort hingehen.

Ich wünsch dir alles Gute!

Liebe Grüße,
DieNeue
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Liebe "Neue" ....ganz lieben Dank für Deine Zeilen!
Genau was Du schreibst, habe ich ihm bereits vorgeschlagen....habe ihm die Seite von einer Krisenhilfe und vom sozialpsychatrischen Dienst herausgesucht und geschickt. Ich riet ihm auch, sich bei den Therapeuten auf seiner Liste mal zu melden und ggf. auf eine Warteliste setzten zu lassen. Bei Psychiatern bekommt man hier auch kaum zeitnah einen Termin....ich habe sogar von einigen gesagt bekommen, dass sie gar keine neuen Patienten mehr nehmen (habe vor einiger Zeit für mich selbst gesucht).
Das Problem ist, dass er immer sagt/schreibt: "ja,ja...ich mache das...morgen-nächste Woche-nach Weihnachten...usw.
Aber dann passiert nichts.Er steckt den Kopf immer in den Sand und wartet dass ein Wunder passiert....das ist ja das Riesenproblem. Andererseits kann und will ich das nicht mehr für ihn machen...ich habe das viel zu lange gemacht und bin vielleicht teilweise mit Schuld, dass er so unselbstständig und apathisch ist....
...ich weiß es nicht...ich geb mir oft die Schuld, wenn bei ihm etwas schief läuft. Inzwischen nicht mehr so oft, aber im Hintergrund denke ich dann: "Hättest Du mal damals dieses oder jenes anders gemacht..." Das hat mich jahrelang extrem fertig gemacht.
Ich war eine nachgiebige und "lasche" Mutter, hab immer die Karre für ihn aus dem Mist gezogen...und die steckte oft im Mist, eigentlich immer.
Ich habe auch eine Tochter, die ist das genaue Gegenteil....taff,selbstbewusst, erfolgreich....aber erzogen habe ich doch beide ziemlich gleich...oder etwa nicht ? Ich frage mich, was bei meinem Sohn schief gelaufen ist. Habe ich ihm diese "Schwäche" vererbt? Ich muss dazu sagen, dass mein Vater auch ein lebensuntüchtiger Mensch war, eigenbrötlerisch und überhaupt nicht ehrgeizig. Er flüchtete sich immer in seinen Hobbykeller oder legte sich "krank" ins Bett, wenn es schwierig wurde. Ich selbst bin auch sehr zurückhaltend und wenig ehrgeizig...hab aber nie Probleme gehabt, für mich zu sorgen oder beruflich erfolgreich zu sein....im Gegenteil.

Ob mein Sohn seinen Alltag geregelt bekommt, kann ich nicht sagen. Außer beim Umzug habe ich seine Wohnung nie von innen gesehen. Er lässt niemanden in seine Karten gucken und ich merke leider auch häufig, dass er mir nicht die Wahrheit sagt. Er war immer gut darin, sich die "Wahrheit" so hinzubiegen, wie er es "aushalten" kann....das entsprach dann aber oft nicht mehr der Realität.
Ich weiß nie, ob ich ihm glauben kann...er versucht halt immer, dass Negative entweder zu verschweigen oder irgendwie zu verbrämen und zu beschönigen. Er sagte einmal, wenn er sich nicht manches etwas mehr "rosa" denken würde, könnte er das Leben nicht aushalten.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Deprithomas
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Deprithomas »

liebe Muschelsammlerin,

so ein Sohn war ich leider auch mal.......Kein Selbstvertrauen, alles nur Scheiße, warum überhaupt

noch leben, für was denn. Von meinen Eltern bekam ich kein Selbstvertrauen, die waren nur

mit sich selbst beschäftigt. Aber bitte mache dir jetzt kein schlechtes Gewissen. Es liegt

nicht immer an der Erziehung.

Besser wurde es mit mir, als ich versuchte mich versuchen anzunehmen, und zu lieben. Was ich

seither überhaupt nicht gemacht habe. Schicke deinem Sohn eine e-mail, einen Brief..........


Als alt 68er war ich auch gegen alles. Obwohl vieles auch gut war..................

Wir Menschen möchten alle geliebt werden, erwarten aber zuviel von anderen Menschen, und

sind dann immer wieder enttäuscht............Aber einen Menschen kann man nur lieben, wo dieser

Mensch es annehmen kann, mit Deiner Liebe, Liebe für sich selbst findet.

Da wo man sich selbst ablehnt. doof, hässlich, als Versager, Looser usw fühlt, versperren wir

anderen Menschen den Weg zu unserem Herzen. Das lässt sich auch nicht erzwingen, nur immer

wieder versuchen, einen Weg zum Herzen deines Sohnes zu finden.

Versuche es mit kleinen Dingen, e-mails, Briefe, Schokolade in seinem Briefkasten usw....


liebe, leise Grüße
DieNeue
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von DieNeue »

Hallo Muschelsammlerin,

vielleicht hat dein Sohn ja tatsächlich diese Eigenart geerbt. Ich denke, es hat auch nicht alles immer mit der Erziehung durch die Eltern zu tun. Man ist ja im Leben auch noch anderen Dingen ausgesetzt wie Schule, Mitschüler, andere Verwandte, was man liest und sieht usw.
Was den Psychiater angeht, würde ich mal den Hausarzt bitten einen Termin für deinen Sohn beim Psychiater auszumachen, dass er vielleicht mal direkt mit dem Arzt spricht. Mein Psychiater hat eigentlich auch keine Neupatienten angenommen, aber als meine Hausärztin selber angerufen hat, ging es doch. Wenn er schon eine schwere Depression diagnostiziert, sollte er das eigentlich machen können. Eine schwere Depression ist ja kein Pappenstiel und man selber da auch zu kaum mehr was in der Lage. Jemanden einfach mit ner Telefonliste wegzuschicken, ist echt nicht gut... habe ich aber auch schon erlebt bei ner Psychiaterin. Da war ich dann aber auch nur einmal.

Liebe Grüße,
DieNeue
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Lieber Thomas, ich hoffe, ich kann das Depri weglassen....wie geht es Dir denn inzwischen? Wenn Du ein 68er bist, musst Du ja evtl. in meinem Alter sein oder ehr noch ein wenig älter....
Hast Du denn durch das "Annehmen" und "sich selbst lieben" einen guten Platz im Leben gefunden und bist zufrieden?
Mein Sohn ist ein Suchender, den aber nach langer Durststrecke und unzähligen Misserfolgen die Zuversicht verlassen hat und inzwischen auch die Kraft.

Ich sage ihm immer, wie sehr ich ihn liebe und versuche trotz all der Probleme und "Fehler" die er macht, ihm Freude zu bereiten, ihn aufzumuntern und ihm zu sagen, dass ich zu ihm halte. Nur reicht das wohl einfach nicht mehr, um ihn aufrecht zu halten. Ich bin inzwischen auch zu schwach, um mich noch mehr zu kümmern....aber ich versuche immer mein Bestes. Ich schreibe ihm regelmässig , rufe ab und an auch mal an. Als es noch möglich war, hab ich ihn oft zum Essen oder auf einen Kaffee eingeladen....wir haben sogar mal zusammen einen Kurztrip nach Berlin gemacht. Ich kaufe Lebensmittel mit ihm ein (die ich dann natürlich bezahle), sorge dafür, dass er eine neue Brille bekommt und neue Schuhe...usw. Aber er muss doch auch mal für sich selbst sorgen und sich um seine Angelegenheiten kümmern....er kriegt das aber oft nicht hin.

Die Neue:

Was es auch ist,ob Vererbung oder Erziehung oder von allem etwas..... es ist einfach eine große Belastung , nicht nur für mich. Er leidet selbst ja so sehr. Er sagte mal, er hasst sich für seine Inaktivität und dafür dass er sich immer so hängen lässt.
Die Hausärztin ist neu, er war erst zweimal dort. Sie kennt meinen Sohn gar nicht. Da hat sie vermutlich auch gar keine Lust, sich groß zu engagieren. Aber ich sage es ihm noch mal, dass er vielleicht noch einmal nachfragt.
Ob er dann was macht....ich glaube es nicht. Er macht fast nie etwas...lässt sich immer treiben wie ein Blatt im Wind....
Und leider hat er auch kein Glück...nie.
Uns ich leide mit und kann auch kein Glück empfinden....
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Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Weitere Abgründe tun sich auf....ich kann gerade gar nicht viel schreiben, da es mir sehr schlecht geht.
Ich frage mich gerade, womit ich das alles verdient habe.....
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
DieNeue
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von DieNeue »

Muschelsammlerin hat geschrieben: Und leider hat er auch kein Glück...nie.
Doch, hat er. Er hat eine Mama, die ihn liebt und ihn unterstützt. Das ist soooo viel wert.
Delicat
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Delicat »

Muschelsammlerin hat geschrieben:Weitere Abgründe tun sich auf....ich kann gerade gar nicht viel schreiben, da es mir sehr schlecht geht.
Ich frage mich gerade, womit ich das alles verdient habe.....
Liebe Muschelsammlerin,

gerade Weihnachten ist unter diesen Umständen eine sehr schwierige Zeit - ich wünsche Dir ganz viel Kraft und hoffe, dass Du Dich bald wieder (mit positiveren Nachrichten) melden kannst.

Ganz liebe Grüße
Zuletzt geändert von Delicat am 27. Dez 2021, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
Walpurgis1964
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Walpurgis1964 »

Liebe Muschelsammlerin,

ich bin ganz neu hier und habe mir Deine Beiträge durchgelesen. Es ist, als wenn Du über meinen Sohn geschrieben hättest. Die Probleme sind ähnlich und als Mutter fühlt man sich so hilflos. Es scheint, als müssen wir ganz besonders stark sein für unsere erwachsenen Kinder.
Ich finde es sehr gut, dass Du Deinen Sohn so vielseitig unterstützt und ihn nicht aufgibst.

Bekommst Du auch oft "gute Ratschläge" non Nicht-Erkrankten und Nicht-Betroffenen? Wie gehst Du damit um? Hast Du da gleich passende Gegenargumente?

Mich machen solche "Tipps" meistens sehr traurig und ich finde dies belastend.

Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.

Allen Teilnehmern hier im Forum wünsche ich viel Kraft und mindestens einen Menschen, der unterstützt, zuhört und zur Seite steht.

Liebe Grüße aus Thüringen.
Walpurgis1964
Delicat
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Delicat »

Nachdem die Weihnachtsfeiertage bei uns erstaunlich positiv verlaufen waren, hat sich die Situation jetzt verschlechtert :( Mein Sohn hat mir gestern mitgeteilt, dass es ihm mental wieder so schlecht geht, dass im Moment sein einziges Ziel ist, eine erneute stationäre Einweisung zu vermeiden. Er besucht zur Zeit die Tagesklinik und nachdem er über Weihnachten vier Tage am Stück zu Hause war und ich gegen Ende schon eine Verschlechterung festgestellt hatte, hat sich meine Hoffnung, dass es ihm mit Besuch der Klinik wieder besser gehen würde, leider nicht bewahrheitet. Der für ihn zuständige Psychotherapeut befindet sich im Urlaub und mein Sohn hat nicht wirklich Vertrauen zu sonst jemandem, um seine Probleme zu besprechen. Zugegebenermaßen kennt sein Psychotherapeut ihn auch mittlerweile so gut, dass er auf diesem Level mit niemand anderem reden KANN. Leider stehen von Donnerstag bis Sonntag wieder vier Tage zu Hause auf dem Plan - von Freitag bis Sonntag ist die Tagesklinik geschlosse und am Donnerstag will mein Sohn nicht hin. Ich vermute, dass eine kleine Feier zum Jahresabschluss stattfindet, vermutlich mit gemeinsamem Essen, und er dies aufgrund seiner Ess-Störung vermeiden will...

Liebe Muschelsammlerin, ich hoffe, bei Euch geht es jetzt wieder etwas besser. Melde Dich doch mal, und lass' uns wissen, wie die Lage ist.

Liebe Grüße!
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Ihr Lieben.....ich bedanke mich für Eure mitfühlenden Worte!
Ich gehe noch auf Eure einzelnen lieben Texte ein....weiter unten.
Erstmal möchte ich Euch berichten, dass es mir ein klein wenig besser geht,- mental,
- ich aber nun physisch krank bin,- ich habe mir eine böse Darminfektion zugezogen und lag quasi komplett flach für eine ganze Woche.
Heilig Abend war trotz aller Widernisse nicht komplett traurig....meine Tochter kam und wir haben einige Missverständnisse geklärt, was für mich positiv überraschend war.
Mein Sohn war auch da, war aber sehr still und hat die meiste Zeit auf dem Sofa geschlafen, was natürlich voll in Ordnung war.
Er hat uns kurz vor Weihnachten gestanden, dass er sich von einer "Verbrecher-Bank" eine Kreditkarte besorgt hat und in zwei Jahren 6000 Euro Schulden angesammelt hat, die Zinsen betragen 24% und fressen sein ALG" bis auf einen Rest von 45,- Euro jeden Monat auf (nach Abzug der laufenden Kosten)....kein Wunder, dass er nie etwas zu essen hatte.
Leider lügter mich immer noch an, was den Alkohol-Konsum angeht....seine Wäsche stank nach Schnaps...ich hab einen regelrechten Schock bekommen....
So fühle ich mich immer noch, wie im Schock.Ich kann sowieso keinen klaren Gedanken fassen, nach mehreren halbdurchwachten und fiebernassen Nächten und dem ganzen Wasserverlust ....ich trinke schon viel, aber anfangs fiel ich nachts zweimal in Ohnmacht, als ich zur Toilette musste...zum Glück nur ein blaues Knie.

Delicat: Ganz lieben Dank für Deine guten Wünsche!
Leider bisher noch nicht so viel Positives , jedenfalls was meinen Sohn angeht.

Das es bei Dir gerade so schlecht läuft, tut mir leid!
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man als Mutter so hilflos ist.
Ich hoffe, ihr übersteht die Tage !
Ich las heute in der Zeit einen Artikel, der mich sehr erfreut und auch nachdenklich gemacht hat....dort schrieben Vater und Sohn über ihre Art, Zeit miteinander zu verbringen ,- auch in ganz schlechten Zeiten....sie spielen Spiele...ganz alte gewöhnliche Kartenspiele und Brettspiele wie Scrabble und Mensch ärgere Dich nicht ,aber auch sportlicheres wie Bottchia und Crocket usw....das hört sich vielleicht sehr oberflächlich an, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es hilft, schlechte Tage gemeinsam durchzustehen....ich spiele mit meinen Kindern immer noch ab und an....früher oft. Es verbindet irgendwie und fordert niemandem zu viel ab. Vielleicht eine Idee für solch schwierige Tage.

Die Neue:
Ach, das ist für mich selbstverständlich....aber sicherlich ist es für ihn eine kleine Stütze, das stimmt.

Walpurgis 1964: Das tut mir leid, dass Du ähnlich leidvolle Erfahrungen machen musstest.Wir wollen doch immer nur, dass unsere Kinder ein glückliches Leben führen, nicht? Warum das manchmal nicht gelingen will? Ich weiß es nicht. Wir Eltern haben unser Möglichstes getan, aber jeder muss ab einem gewissen Alter sein Leben selbst in die Hand nehmen und mit den Konsequenzen seines Handelns leben....im Guten wie im Schlechten. Man kann da als Mutter nichts mehr "richten"....das habe ich sehr bitter erfahren müssen.
Die Ratschläge von anderen können manchmal hilfreich sein, es kommt aber sehr darauf an, von wem sie kommen.Was den Umgang mit meiner Krankheit angeht, so brauche ich eigentlich keine Ratschläge mehr....meine Vernunft hat es längst begriffen, worauf es ankommt.Leider ist meine Vernunft ein kleiner David, der gegen den Goliath der Emotionen ankämpft.....dummerweise findet er die Schleuder aber nicht.
Wenn Du magst, können wir uns gerne einmal über PN austauschen.
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Delicat
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Delicat »

Muschelsammlerin hat geschrieben: Delicat: Ganz lieben Dank für Deine guten Wünsche!
Leider bisher noch nicht so viel Positives , jedenfalls was meinen Sohn angeht.

Das es bei Dir gerade so schlecht läuft, tut mir leid!
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man als Mutter so hilflos ist.
Ich hoffe, ihr übersteht die Tage !
Ich las heute in der Zeit einen Artikel, der mich sehr erfreut und auch nachdenklich gemacht hat....dort schrieben Vater und Sohn über ihre Art, Zeit miteinander zu verbringen ,- auch in ganz schlechten Zeiten....sie spielen Spiele...ganz alte gewöhnliche Kartenspiele und Brettspiele wie Scrabble und Mensch ärgere Dich nicht ,aber auch sportlicheres wie Bottchia und Crocket usw....das hört sich vielleicht sehr oberflächlich an, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es hilft, schlechte Tage gemeinsam durchzustehen....ich spiele mit meinen Kindern immer noch ab und an....früher oft. Es verbindet irgendwie und fordert niemandem zu viel ab. Vielleicht eine Idee für solch schwierige Tage.
Liebe Muschelsammlerin,

ich bin ja immer dagegen, den "Tag vor dem Abend" zu loben, aber jetzt sind es nur noch wenige Stunden, bis morgen wieder ein geregelter Ablauf anfängt und die letzten vier Tage zu Hause haben - trotz gegenteiliger "Ansage" - erstaunlich gut geklappt. Bin sehr erleichtert und vorsichtig optimistisch für das neue Jahr.
Mit meinem Sohn konnte man leider noch nie Gesellschaftsspiele in irgendeiner Form spielen, schon als Kind nicht. Eine Mischung aus sich selbst zu viel Druck machen, weil man ja gewinnen "muss" und sehr geringer Frustrationstoleranz, wenn es dann nicht so war. Er ist z.B. zu Geburtstagspartys gegangen, und wenn ich ihn abends abgeholt habe, wurde mir erzählt, dass er bei allen Spielen nur Zuschauer war. Ansonsten finde ich die Idee gut. Ich habe sie in etwas abgewandelter Form schon angewandt, indem wir Dinge unternommen haben, die ihm auch als Kind viel Freude bereitet haben, wie z.B. Besuche im Wildpark.
Es tut mir leid, dass Du bezüglich Deines Sohnes keine besseren Nachrichten hast. Gibt es denn irgendeinen Plan, wie er von den Schulden wieder runterkommen könnte? Ich kenne mich nicht aus, aber könnte er nicht Privatinsolvenz anmelden? Von 45 Euro im Monat kann ja niemand leben...
Ich hoffe, Du hast Deinen Magen-Darm-Infekt inzwischen komplett überwunden!
LG Delicat
Delicat
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Delicat »

Delicat hat geschrieben:ich bin ja immer dagegen, den "Tag vor dem Abend" zu loben
Hätte ich mich mal an meine eigene Devise gehalten!
Bin aufgestanden, weil ich zur Toilette musste. Habe im Bad schon gesehen, dass mein Sohn sich Verbandszeug geholt hatte (SV). Hab' ihn dann in der Küche auf dem Boden sitzend vorgefunden, wo er mir nach einigen Minuten gesagt hat, er will in die Klinik. Nach meiner etwas ungläubigen Frage "jetzt?" (s. Uhrzeit) ist er türenknallend auf seinem Zimmer verschwunden. Die Frage ist mir so rausgerutscht, hätte er "ja" gesagt, hätte ich ihn gebracht. So oder so war es das wohl mit dem Schlaf für diese Nacht. :(
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Delicat: Man soll als Mutter ja grundsätzlich immer Verständnis haben, gerade wenns dem Kind schlecht geht. Aber man selbst bleibt dabei leider oft auf der Strecke! Mach Dir blos keine Vorwürfe!
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Muschelsammlerin
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Muschelsammlerin »

Keinerlei Nachrichten vom Sohn....er meldet sich nicht, antwortet nicht beim Messenger....ich mache mir Sorgen. Ist ja nichts Neues....ich mache mir immer Sorgen. Auf unser Angebot, ihm das geschuldete Geld als zinsloses Privatdarlehen zu geben kam auch keinerlei Reaktion.
Das ist alles so belastend für mich.
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Liebe Grüße von der Muschelsammlerin
Delicat
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Delicat »

Liebe Muschelsammlerin,

ich hoffe, dass Dein Sohn sich momentan nur deshalb nicht meldet, weil er etwas Abstand braucht. Kann es sein, dass er evtl. auch ein schlechtes Gewissen und deshalb Probleme hat, die angebotene Hilfe (so gerne man sie als Mutter auch gibt) anzunehmen? Ich weiss von meinem Sohn, dass er sich oft als Belastung empfindet - ich sage ihm dann, dass nicht ER die Belastung ist, sondern seine Krankheit (dass es mich NICHT belastet wäre eine glatte Lüge, und die würde er auch sofort durchschauen). Er hat aber Probleme, das eine vom anderen zu trennen.

Ich hatte heute das erste Mal ein Gespräch mit ihm, seitdem er am Montag wieder in die stationäre Psychiatrie gewechselt hat. Er hat mit seinem Psychotherapeuten vereinbart, dass er ab nächsten Montag wieder in die Tagesklinik geht. Allerdings scheint es keine Strategie zu geben, wie es dann hier zu Hause besser klappen könnte, sondern sein Therapeut hat ihm nahegelegt, darüber nachzudenken, woanders hin zu ziehen. Ich habe mich wirklich sehr bemüht, ihm hier zu Hause seinen Freiraum zu lassen; habe mich nicht eingemischt, egal wie grenzwertig das manchmal war. Trotzdem ist sein Therapeut anscheinend der Meinung, dass er noch mehr Abstand braucht. Wie das ohne eigenes Einkommen funktionieren soll, soll mein Sohn mit der Sozialarbeiterin besprechen. Was er momentan nicht vorhat. Es bleibt spannend.

(und wir Mütter sind sowieso an allem Schuld ;)

LG
Delicat
DieNeue
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Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von DieNeue »

Hallo Delicat,

ja, es ist wirklich schwer, sich als Betroffene nicht als Belastung zu fühlen. Irgendwie müssen die anderen ja immer auf einen Rücksicht nehmen. Und es ist schwer zu unterscheiden, was jetzt an einem "gestört" ist oder gesund, weil die Übergänge dazwischen sehr fließend sind und Gedanken und Gefühle sehr eng mit der eigenen Persönlichkeit verknüpft sind.

Was den Auszug deines Sohns von Zuhause angeht, kann ich dir von mir erzählen.
Ich musste, nachdem ich mein Studium wegen den Depressionen abbrechen musste, auch wieder bei meinen Eltern einziehen. Da ich nicht gleich eine Wohnung gefunden habe (und eigentlich auch noch nicht fit genug dafür war) bin ich erstmal bei Ihnen geblieben. Das war zum einen eine Erleichterung, zum anderen hat es auch immer wieder zwischen uns geknallt. Meine Eltern hat es runtergezogen, wenn es mir nicht gut ging, und ich kam mir manchmal vor, als müsste ich auf rohen Eiern laufen, um nicht wieder irgendeine ungeschriebene Regel nicht einzuhalten. Nach ca. 1,5 Jahren bin ich dann in meine eigene Wohnung gezogen. Ich war damals echt nicht gut beeinander, konnte kaum alleine mehr einkaufen gehen, Auto fahren usw.
Deshalb (und um meine Eltern zu entlasten und mich besser von daheim abnabeln zu können) habe ich mir Hilfe durch das Ambulant betreute Einzelwohnen geholt. Da wohnt man nicht in einer betreuten WG, sondern in seiner eigenen Wohnung und es kommt regelmäßig (bei mir ca. 2h pro Woche) ein/e Sozialarbeiter/in vorbei, der/die mir im Alltag hilft, z.B. beim Einkaufen, Bürokratiekram, Struktur schaffen, stabilisierende Gespräche usw. Anders als bei einer rechtlichen Betreuung ist man immer noch für alles alleine verantwortlich und der Betreuer darf auch nichts für einen unterschreiben etc.
Vielleicht wäre das was für deinen Sohn? Mir ist es eine große Hilfe. Das Verhältnis zu meinen Eltern ist entspannter, sie machen sich nicht mehr gar so viele Sorgen, weil sie nicht mehr so viel mitbekommen oder mir helfen müssen. Ich habe jemanden als Ansprechpartner, der alles auch mal von einer anderen Seite betrachtet und mir hilft. Auch die praktische Hilfe ist super. Mittlerweile erledige ich meine Einkäufe meistens wieder selber, fahre wieder mehr Auto, und auch sonst bin ich weitergekommen. Es ist wichtig, dass die Person zu einem passt, und außer der Urlaubsvertretung kommt auch immer diese eine Person.
Eine weitere Möglichkeit wäre noch einen Pflegegrad zu beantragen. Das hört sich jetzt erstmal krass an, aber durch die Umwandlung der Pflegestufen in Pflegegrade wurde die Möglichkeit geschaffen, dass auch psychisch Kranke Hilfe bekommen können. Bei Grad 1 bekommt man, soweit ich weiß, 125€ im Monat und kann sich davon Hilfe "kaufen", z.B. eine Putzhilfe, Betreuung o.ä.

Zudem haben einige Betroffene hier im Forum ambulante Ergotherapie. Das kann der Arzt verschreiben.
Auch die ambulante psychiatrische Pflege gibt es noch, die kann, glaub ich, auch über den Facharzt verschrieben werden. Ich habe damit keine Erfahrung, es ist wohl ähnlich wie bei einem Betreuer, nur zeitlich begrenzt. Das ambulant betreute Wohnen ist nicht zeitlich begrenzt.

Das wären jetzt die Möglichkeiten, die mir einfallen für die Zeit nach der Klinik. Vielleicht ließe sich da auch schon was während der Klinikzeit regeln.
Achja, neben Tageskliniken gibt es auch noch Tagesstätten für psychisch kranke Menschen. Das ist ähnlich wie Tagesklinik, nur nicht ganz so therapeutisch.
Viele Infos findest du auf den Seiten der Diakonie, Caritas, usw.

Ich hoffe, das hilft dir etwas weiter. Ich weiß nicht, wie fit dein Sohn ist, was Haushalt etc. angeht, ich denke, suizidgefährdet sollte er nicht sein für so einen Kraftakt. Aber ein Auszug von Zuhause könnte auch eine Chance sein.
Es gibt auch Langzeitreha-einrichtungen für jüngere Menschen, wo diese 1-2 Jahre in einer WG leben und Schritt für Schritt wieder aufs Leben vorbereitet zu werden. Für jemanden, der Freiheit braucht, könnte das aber zu stressig sein.

Liebe Grüße,
DieNeue
Delicat
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Registriert: 23. Nov 2021, 13:55

Re: Beziehung zu erwachsenem Sohn

Beitrag von Delicat »

Hallo DieNeue,

vielen Dank für Deine zahlreichen Tips. Ja, Möglichkeiten gibt es sicher (wenn auch in der ländlichen Gegend hier vielleicht nicht ganz so viele), das Problem ist eher, dass mein Sohn sich nicht sicher ist, ob er überhaupt ausziehen will und ob es ihm dann besser geht. Bei ihm kommt noch Asperger hinzu, was ihm die Anpassung an neue Situationen generell erschwert. Ich habe ihm jedenfalls angeboten, bei einem evtl. Gespräch mit der Sozialarbeiterin dabei zu sein, falls er sich davon alleine überfordert fühlt.

Er hatte noch nie eine eigene Wohnung. Nach dem Abi hat er erstmal ein paar Monate "pausiert", dann hat er sich zum Sommersemester 2020 an der Uni in einer Stadt eingeschrieben, die von uns aus mit dem Zug zu erreichen ist. Gut, dachte ich mir, die Fahrerei macht er ein Semester lang mit, stellt dann fest, dass das doch zu stressig ist, hat evtl. auch Anschluss an der Uni gefunden und will dann doch eine Wohnung in der Stadt. Tja, und dann kam Corona, Veranstaltungen drei Semester lang nur online, an die Uni war er nur, um die Klausuren zu schreiben... (und ja, ich gebe Corona eine Mitschuld daran, dass seine geistige Gesundheit SO den Bach runtergegangen ist).

Ich stehe der Möglichkeit einer eigenen Wohnung für ihn durchaus aufgeschlossen gegenüber, es müsste halt im Vorfeld noch sehr vieles geklärt werden. Dabei kann ich ihn unterstützen, abnehmen kann ich es ihm nicht. Ich werde berichten, wie er sich entschieden hat (hoffentlich bevor wir wieder den Zyklus Station - Tageklinik / zu Hause - Zusammenbruch - Station durchlaufen haben).

LG
Delicat
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