Wie fühlt es sich an?...

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Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von Stizy »

Hallo liebe Leute,

kurz zu mir, ich war vor ca. 3 Jahren hier aktiv und die Community hat mir geholfen, meine beschissene Phase zu überstehen.. Mir gehts seit Wochen sehr komisch und ich habe etwas gebraucht um zu analysieren, was gerade in mir abgeht.. Als ich spontan in einer schlechten Phase in das Forum hier geschaut habe wusste ich, irgendwas in mir ist nicht mehr in Ordnung..

Ich möchte hier eine kleine Runde starten, in der es um das Befinden und um die Gefühle geht, die man während einer depressiven Phase empfindet, denn ich hab das Gefühl meines ist besonders und sticht etwas heraus, was mich beunruhigt..

Ich habe besonders mir Realitätsverlust zu kämpfen, die mit starker innerer Unruhe verbunden ist.. Ich versuche diesen Realitätsverlust mal zu beschreiben.. Ich fühle mich fremdgesteuert.. ich habe vor allem Angst.. ich kann mich nicht ablenken, ich MUSS raus an die frische Luft, weil ich es im Zimmer nicht aushalte.. Ich kann NICHTS machen außer panisch versuchen davor zu flüchten.. es fühlt sich an als würde ich alles durch einen Filter sehen.. besonders auffällig war, dass ich dieses Gefühl die letzten 3 mal hatte, als ich zu viel getrunken habe.. Ich verzichte nun erstmal komplett auf Alkohol, da ich in der Corona Zeit zu leichtfertig damit umgegangen bin.. Ich hatte auch damals (vor 3 Jahren) und jetzt auch wieder einmal den Krankenwagen gerufen bei einer Panikattacke, als ich dachte ich kipp gleich um und das wars.. Ich fühle mich dem im Moment total ausgeliefert.. Jeder Tag, der nicht komplett scheiße ist, ist schon ein guter Tag.. Ich bin froh, wenn ich einfach nur normal gelangweilt oder so bin, mich einfach normal fühle.. und nicht wie ein Irrer, der nicht erklären kann, warum er gerade nicht in der Lage ist zu reden, weil sich alles irreal anfühlt..
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von Stizy »

Ich habe vergessen abschließend zu fragen.. Wie fühlt ihr euch, wenn ihr gerade einen depressiven Schub in die Fresse bekommt?
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von Stizy »

Oh, wichtig ist auch zu erwähnen, dieser Realitätsverlust war am Tag nach dem Saufen und auch sonst während der Woche komplett aus dem Nichts, selbst wenn ich ne komplette Woche keinen Tropfen getrunken habe, dennoch glaube ich, dass der jeweilige Kater diesen Schub verstärkt hat
ßßßß

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von ßßßß »

hmm sprich mal mit psychiater/in, psychotherapeut/in das gehört nicht zum kern einer depression.

mir fällt da was anderes ein. aber das gehört in die hände von leuten die zumindeset theoretisch (er)kennen sollten.
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von Stizy »

Naja wenn ich mich überwunden habe, mich Freunden anzuvertrauen und darüber zu reden, geht es mir anschließend wieder gut und ich kann mich wieder normal fühlen.. Ein Freund meinte es wäre auch der Isolation geschuldet.. war seit 1 jahr nicht mehr in der uni, mein damaliger sozialer dreh- und angelpunkt.. Treffe mich nur noch selten mit freunden, da ich wieder aus der Studienstadt zurück in meine alte heimat gezogen bin.. mir fällt die decke ziemlich aufn kopf, aber ich komme so selten raus, auch soziale kontakte online beim gemeinsamen zocken leisten oft nur für diese zeit abhilfe
[mausi]
Beiträge: 56
Registriert: 20. Okt 2020, 08:49

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von [mausi] »

Guten Tag Stizy,
ich kenne das Gefühl, alles durch einen Filter zu sehen. Mir wird bei der Innere Unruhe, dem Angstgefühl und Gedankenkreisen auch oft schwindelig. Die Corona-Kriese macht es noch schwieriger Leute kennen zu lernen und in Gesellschaft zu sein. Das belastet mich auch sehr. Bei mir ist auch oft nach einem Rausch die Depression wieder viel schlimmer. Hab gelesen, dass das normal so ist. Vor allem, weil die Medikamente dann nicht so wirken können. Leider kann man zur Zeit nicht einfach einem Verein beitreten oder so um in Gesellschaft zu kommen. Ich habe Gott sein Dank vor kurzem einen Partner gefunden, ansonsten würde ich wohl durchdrehen. Hast du die Möglichkeit alte Freundschaften aufblühen zu lassen?? Oder melde dich in Online-Foren an, um Leute kennen zu lernen. Oder Schalte in Facebook eine Anzeige über Spotted, dass du neue Bekanntschaften/Freunde suchst für gemeinsame Unternehmungen. Du brauchst auf jeden Fall Kontakte!
Ich wünsche dir viel Erfolg und dass deine schwierige Phase bald abflacht.
Liebe Grüße
mausi
hansa
Beiträge: 12
Registriert: 14. Nov 2020, 21:12

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von hansa »

Hallo Stizy,

ich glaube mir geht es ähnlich wie dir und mich hat es am Anfang fast wahnsinnig gemacht, dass ich irgendwie niemanden gefunden habe, der*die auch mit so einem Realitätsverlust kämpft. Deswegen schreibe ich dir hier und hoffe es ist nützlich. Vorweg: Es gibt auch einige Einträge hier im Forum zu Depersonalisation/Derealisation, was meines Wissens ein eigenständiges Krankheitsbild sein kann oder eben ein Symptom von Depression.

Im Juni hatte ich das erste Mal seit Jahren wieder eine fette Panickattacke, danach ging es mir die ganze Woche schlecht und ich war mir sicher, dass ich wieder eine Depression bekomme. Das erste Mal hatte ich eine 2016. In der zweiten Woche hat sich meine Stimmung gebessert, aber ich bin morgens aufgewacht und war nicht einfach nicht-ausgeschlafen, sondern habe alles wie durch einen Filter gesehen. Als hätte ich die ganze Nacht gesoffen oder richtig viel gekifft und als wäre ich einfach nicht wirklich nüchtern und meine Wahrnehmung nicht richtig scharf. Als wäre ich irgendwie in Watte gepackt, sehe alles durch einen Schleier und bin irgendwie von meiner Umwelt und auch mir selber getrennt. Nach einigen Tagen war es unverändert immernoch so und mein Körper hat sich seltsam angefühlt, kribbelig und als hätte ich keine festen Grenzen mehr. Ich hatte fürchterliche Angst, dass ich anfange zu halluzinieren. Dann habe ich beschlossen, dass das irgendeine organische Sache sein muss und wohl doch keine Depression ist, vielleicht war was mit meiner Schilddrüse (Ich habe eine Unterfunktion, aber eigentlich funktioniert das gut mit Medikamenten). Habe das abklären lassen und alles war in Ordnung, schließlich habe ich mir doch einen Therapieplatz gesucht und eben Depression als Diagnose bekommen.

Meine Depression wird langsam besser und auch meine Wahrnehmung wird jetzt langsam wieder normaler. Mein Therapeut hat mir erklärt, das wäre eine Schutzfunktion und es geht weg, wenn es mir eben wieder gut geht. Das habe ich auch von anderen hier im Forum gelesen: es geht wieder weg!
Manchmal ist es weniger, da fühlt es sich eben so an als wäre ich nur fürchterlich verkatert. Wenn es arg ist, fühlt es sich so an als wäre ich zwar da, aber völlig getrennt von meiner Umwelt, wie in einem Traum. Ich rede und lache und sage irgendwie sinnvolle Sätze, aber es ist völlig getrennt von mir, als würde ich alles automatisch oder reflexhaft machen und ich stehe gefühlt eigentlich neben mir. Das passiert mir vor allem in sozialen Situationen, Unterhaltungen führen ist immer anstrengend für mich, oft ist es am Anfang noch in Ordnung und umso länger das Gespräch dauert umso weiter entferne ich mich und es wird unwirklicher. Oft wird mir dann auch schwindlig und schwarz vor Augen, alles dreht sich, blödestenfalls sehe ich wirklich doppelt...aber weiter reden kann ich trotzdem. Allerdings fühlt es sich dann so an, als hätte ich mindestens einen ordentlichen Schwips, aber versuche nüchtern zu wirken. Das blöde ist, dass ich eigentlich in solchen Situationen etwas schönes erlebt habe, auch lache, aber danach zählt es irgendwie nicht, weil es sich so unwirklich anfühlt. Bei mir verschlimmert es sich, wenn ich auch nur ein klein wenig Alkohol trinke. Deswegen lasse ich das auch sein.
Dass sich mein Körper nicht normal und irgendwie ohne feste Grenzen anfühlt hat sich leider noch nicht gebessert, aber mir hilft es einen Igelball vor allem über meine Arme und Beine zu rollen. Ich habe mir jetzt auch eine Akkupressurmatte gekauft, tut irgendwie weh hahah, aber manchmal tut das auch gut. Mir tut es auch gut richtig hartes Workout zu machen, da fühle ich auch ein bisschen besser wo mein Körper aufhört und der Rest der Welt anfängt.

Ich war lange unsicher, wie ich damit umgehen soll, weil ich wirklich Angst hatte, dass meine Wahrnehmung nie mehr normal wird und ich auf alle Fälle das "Richtige" machen wollte, damit es sich nicht verfestigt. Soziale Situationen lieber wieder runterfahren, obwohl ich wieder genug Kraft habe zum Reden und Zuhören? Oder mich zurückziehen/den Mund halten, wenn ich merke dass es schlechter wird? Oder lieber noch öfter andere Leute treffen um das irgendwie zu üben? Keine Ahnung. Ich mach es jetzt einfach immer irgendwie. Auf alle Fälle ist es bei mir so, dass es besser wird, wenn es mir insgesamt besser geht und es sich aber auch wieder verschlimmert wenn ich gestresst bin. Am Anfang habe ich mehrmals täglich überprüft wie meine Wahrnehmung gerade ist, ob ich vielleicht einfach nicht gemerkt habe, dass ich alles wieder normal sehe. Das hat mir gar nichts geholfen, eher verschlimmert, weil meine Aufmerksamkeit dann nur darauf gerichtet war. Mittlerweile ist es einfach schon so lange so, dass es irgendwie wurscht ist und ich glaube jetzt auch, dass es irgendwann einfach wieder weg geht. Nur wenn es mich während der Arbeit einschränkt stresst es mich, dann nehme ich es stärker wahr, dann werde ich noch gestresster, es wird immer schlimmer...sau doof. Aber ich versuche dann einfach zu atmen und mich zu beruhigen. Oft ist es so, dass ich denke es ist jetzt haarscharf an der Grenze, dass ich eine Panickattacke bekomme, weil ich alle Kontrolle verliere. Es hilft mir auch, dass meine Freund*innen sagen, sie hatten es oft nicht gemerkt, wenn ich danach erzähle dass ich in einer Situation eigentlich gar nix mehr gecheckt habe.

Ok, das ist jetzt ein ewig langer Text. Aber genau sowas hab ich mir vor einigen Monaten gewünscht und vielleicht hilft es irgendwem.

Viele Grüße und alles Gute, haltet durch!
Mary81
Beiträge: 3
Registriert: 11. Nov 2020, 19:02

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von Mary81 »

Hast genau beschrieben wie ich mich fühle oder besser gesagt mich "nicht fühle".
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von Stizy »

Vielen Dank an alle,

die späte Antwort tut mir leid, ich hatte irgendwie Angst hier rein zu gucken, weil ich dachte es zieht mich runter.. Wenns mir schlecht geht, hilft mir das Forum, wenns mir gut geht, brauche ich Abstand dazu.. sry fürs Ausnutzen xD

Besonders großen Dank an mausi und hansa und ja, ich hab ein paar alte Freundschaften aufflammen lassen, größtenteils leider übers Internet beim Zocken, trotzdem tut das gut.. Habe jetzt auch seit dem Post komplett auf Alkohol verzichtet, aus Angst dieses irreale Gefühl kommt wieder.. und ja @hansa ich kann es durchaus bestätigen, das Gefühl geht wieder weg.. und es fühlt sich wie eine Befreiung an.. Hab ne Woche gebraucht, während der Woche gings mir Stück für Stück etwas besser, ich gehe öfter spazieren und ernähre mich gesünder (meistens *hust*). Mein Nummer 1 Lösungsmittel für das irreale ist die Natur.. Durchatmen, Kopf frei bekommen, laufen.. Weg war es an dem Tag nicht, aber es war besser.. anschließend habe ich einen Freund gebeten mit mir zu reden und wir haben uns paar Stunden unterhalten, am Ende wars nicht gut, aber ich kam wieder klar, es muss jemand sein, der das nachvollziehen kann.. So habe ich raus gefunden, aus der akuten irrealen Situation..

ohne scheiß @hansa du hast das so gut beschrieben, so gut konnte ich es nicht, aber ich hab hier gerade gelegen und dachte mir.. wtf das passt wie die Faust aufs Auge.. Und ja, ich überprüfe mich auch ständig und habe Angst in das Gefühl reinzurutschen.. Meist versuche ich mich dann abzulenken mit etwas, bei dem ich konzentriert sein muss.. so schlimm wie am Tag meines Posts wurde es Gott sei dank nicht mehr, lediglich einzelne kurze Schübe.

Heute allerdings habe ich noch nicht geschlafen.. bisher war der Tag gut, aber vorm Einschlafen hatte ich beim auf der Seite liegen etwas Herzstolpern.. Und Bumm, Angst und Panik in die Fresse.. Ich bin 25, zwar Raucher, aber ohne jegliche Vorerkrankungen und auch sonst ist alles in Ordnung Blutdruck etc... trotzdem kriegt man in dem Moment schiss und ich war etwas benommen..
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von Stizy »

Genau dafür habe ich den Beitrag hier gemacht.. Ich finde es enorm wichtig, dass Leute in schwierigen Phasen merken, dass sie nicht die einzigen sind.. Ich hab auch gedacht ich werd irre und dachte an sonst welche Krankheiten. Dann habe ich mich aber erinnert, dass es mir schonmal so ging und das das 3Jahre gut ging.. Und es wird mir wieder gut gehen.. Ich war draußen und kam beim spazieren zu dem Entschluss, dass es kein Oben ohne Unten, also kein Hoch ohne Tief gibt.. diese Erkenntnis empfand ich als so simple und logisch, dass ich für kurze Zeit gelacht habe, dass ich so doof sein konnte und das nicht erkennen konnte..

Manchmal sind echt die banalsten und bekanntesten Sprichwörter auch die, die sich bewährt haben.. Ich habe mich aus der Situation gerettet, weil ich es geschafft habe, Hoffnung und Vertrauen darin zu haben, dass es kein Endzustand ist und besser wird.. ich habe mich auf das wieder besser fühlen gefreut und die Tage wurden nun öfter.. Ich hoffe jemandem hier kann dieser Gedanke vllt helfen, auch wenns nur für einen Moment ist.
Stizy
Beiträge: 44
Registriert: 3. Jan 2018, 23:48

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von Stizy »

Ich versuche dem Vorzubeugen, indem ich gucke, dass ich möglichst alle Nährstoffe zu mir nehme, Bewegung bekomme und nicht mit dem Alk übertreibe.. Und auch, selbst wenn ich das Gefühl habe, dass ich eig keine Lust auf soziale Interaktion habe, mich trotzdem dazu überwinde.. Außerdem hab ich gehört, dass ein strukturierter Alltag sehr wichtig sei.. Nunja als Student in der Coronakrise ist das leider sehr schwer, ich hab die Uni fast ein Jahr nicht mehr von innen gesehen und da brechen viele soziale Kontakte und Alltag einfach komplett weg.. Dem versuche ich etwas Einhalt zu gebieten, gelingt mir eher schlecht als recht, aber ich versuche mich nicht allzu sehr schleifen zu lassen..

Ich bin vor allem der Überzeugung.. eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann wahre Wunder bewirken.. ich bin leider noch zu oft nachlässig was das angeht und bin auch etwas dicker als im letzten Jahr, aber wenigstens nicht komplett kacke ernähren ist sehr wichtig.. Nährstoffmangel löst auch Trägheit, Kopfschmerzen etc aus
hansa
Beiträge: 12
Registriert: 14. Nov 2020, 21:12

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von hansa »

Danke @stizy fürs teilen!
Haha ich lese hier auch nur wenn nicht gerade beste Stimmung ist. Mir hat es gerade sehr gut getan über deine Hoch und Tief Erkenntnis zu lesen. Alles Gute für dich und Kraft!
moritzzz
Beiträge: 30
Registriert: 19. Jul 2023, 16:46

Re: Wie fühlt es sich an?...

Beitrag von moritzzz »

hansa hat geschrieben: 15. Nov 2020, 15:08 Hallo Stizy,

ich glaube mir geht es ähnlich wie dir und mich hat es am Anfang fast wahnsinnig gemacht, dass ich irgendwie niemanden gefunden habe, der*die auch mit so einem Realitätsverlust kämpft. Deswegen schreibe ich dir hier und hoffe es ist nützlich. Vorweg: Es gibt auch einige Einträge hier im Forum zu Depersonalisation/Derealisation, was meines Wissens ein eigenständiges Krankheitsbild sein kann oder eben ein Symptom von Depression.

Im Juni hatte ich das erste Mal seit Jahren wieder eine fette Panickattacke, danach ging es mir die ganze Woche schlecht und ich war mir sicher, dass ich wieder eine Depression bekomme. Das erste Mal hatte ich eine 2016. In der zweiten Woche hat sich meine Stimmung gebessert, aber ich bin morgens aufgewacht und war nicht einfach nicht-ausgeschlafen, sondern habe alles wie durch einen Filter gesehen. Als hätte ich die ganze Nacht gesoffen oder richtig viel gekifft und als wäre ich einfach nicht wirklich nüchtern und meine Wahrnehmung nicht richtig scharf. Als wäre ich irgendwie in Watte gepackt, sehe alles durch einen Schleier und bin irgendwie von meiner Umwelt und auch mir selber getrennt. Nach einigen Tagen war es unverändert immernoch so und mein Körper hat sich seltsam angefühlt, kribbelig und als hätte ich keine festen Grenzen mehr. Ich hatte fürchterliche Angst, dass ich anfange zu halluzinieren. Dann habe ich beschlossen, dass das irgendeine organische Sache sein muss und wohl doch keine Depression ist, vielleicht war was mit meiner Schilddrüse (Ich habe eine Unterfunktion, aber eigentlich funktioniert das gut mit Medikamenten). Habe das abklären lassen und alles war in Ordnung, schließlich habe ich mir doch einen Therapieplatz gesucht und eben Depression als Diagnose bekommen.

Meine Depression wird langsam besser und auch meine Wahrnehmung wird jetzt langsam wieder normaler. Mein Therapeut hat mir erklärt, das wäre eine Schutzfunktion und es geht weg, wenn es mir eben wieder gut geht. Das habe ich auch von anderen hier im Forum gelesen: es geht wieder weg!
Manchmal ist es weniger, da fühlt es sich eben so an als wäre ich nur fürchterlich verkatert. Wenn es arg ist, fühlt es sich so an als wäre ich zwar da, aber völlig getrennt von meiner Umwelt, wie in einem Traum. Ich rede und lache und sage irgendwie sinnvolle Sätze, aber es ist völlig getrennt von mir, als würde ich alles automatisch oder reflexhaft machen und ich stehe gefühlt eigentlich neben mir. Das passiert mir vor allem in sozialen Situationen, Unterhaltungen führen ist immer anstrengend für mich, oft ist es am Anfang noch in Ordnung und umso länger das Gespräch dauert umso weiter entferne ich mich und es wird unwirklicher. Oft wird mir dann auch schwindlig und schwarz vor Augen, alles dreht sich, blödestenfalls sehe ich wirklich doppelt...aber weiter reden kann ich trotzdem. Allerdings fühlt es sich dann so an, als hätte ich mindestens einen ordentlichen Schwips, aber versuche nüchtern zu wirken. Das blöde ist, dass ich eigentlich in solchen Situationen etwas schönes erlebt habe, auch lache, aber danach zählt es irgendwie nicht, weil es sich so unwirklich anfühlt. Bei mir verschlimmert es sich, wenn ich auch nur ein klein wenig Alkohol trinke. Deswegen lasse ich das auch sein.
Dass sich mein Körper nicht normal und irgendwie ohne feste Grenzen anfühlt hat sich leider noch nicht gebessert, aber mir hilft es einen Igelball vor allem über meine Arme und Beine zu rollen. Ich habe mir jetzt auch eine Akkupressurmatte gekauft, tut irgendwie weh hahah, aber manchmal tut das auch gut. Mir tut es auch gut richtig hartes Workout zu machen, da fühle ich auch ein bisschen besser wo mein Körper aufhört und der Rest der Welt anfängt.

Ich war lange unsicher, wie ich damit umgehen soll, weil ich wirklich Angst hatte, dass meine Wahrnehmung nie mehr normal wird und ich auf alle Fälle das "Richtige" machen wollte, damit es sich nicht verfestigt. Soziale Situationen lieber wieder runterfahren, obwohl ich wieder genug Kraft habe zum Reden und Zuhören? Oder mich zurückziehen/den Mund halten, wenn ich merke dass es schlechter wird? Oder lieber noch öfter andere Leute treffen um das irgendwie zu üben? Keine Ahnung. Ich mach es jetzt einfach immer irgendwie. Auf alle Fälle ist es bei mir so, dass es besser wird, wenn es mir insgesamt besser geht und es sich aber auch wieder verschlimmert wenn ich gestresst bin. Am Anfang habe ich mehrmals täglich überprüft wie meine Wahrnehmung gerade ist, ob ich vielleicht einfach nicht gemerkt habe, dass ich alles wieder normal sehe. Das hat mir gar nichts geholfen, eher verschlimmert, weil meine Aufmerksamkeit dann nur darauf gerichtet war. Mittlerweile ist es einfach schon so lange so, dass es irgendwie wurscht ist und ich glaube jetzt auch, dass es irgendwann einfach wieder weg geht. Nur wenn es mich während der Arbeit einschränkt stresst es mich, dann nehme ich es stärker wahr, dann werde ich noch gestresster, es wird immer schlimmer...sau doof. Aber ich versuche dann einfach zu atmen und mich zu beruhigen. Oft ist es so, dass ich denke es ist jetzt haarscharf an der Grenze, dass ich eine Panickattacke bekomme, weil ich alle Kontrolle verliere. Es hilft mir auch, dass meine Freund*innen sagen, sie hatten es oft nicht gemerkt, wenn ich danach erzähle dass ich in einer Situation eigentlich gar nix mehr gecheckt habe.

Ok, das ist jetzt ein ewig langer Text. Aber genau sowas hab ich mir vor einigen Monaten gewünscht und vielleicht hilft es irgendwem.

Viele Grüße und alles Gute, haltet durch!

Hallo zusammen, ich bin gerade zufällig auf diesen Chat gestoßen und habe mir die Beiträge durchgelesen. Kurz zu mir: Ich heiße Moritz, bin 23 und bin in Folge einer Trennung im Herbst 2021 in die Depression gerutscht, die sich im ganzen letzten Jahr ausbreiten konnte, bis gar nichts mehr ging und ich das Gefühl hatte, gar nicht mehr ich selbst zu sein und nicht mehr auf der Welt zu leben - kompletter Realitätsverlust und unfassbar Laute Grübelgedanken. Leider erst dieses Jahr richtig eingeordnet und erkannt dass ich Hilfe brauche. Mittlerweile nehme ich seit 9 Wochen Escitalopram, was meine Symptome schon deutlich gemildert hat. Bis jetzt sind die Medis das einzige gewesen was mir wesentlich geholfen hat..Und ich mache eine Verhaltenstherapie, um die Ursachen zu erarbeiten und zu ordnen, was bei mir in den letzten zwei chaotischen Jahren passiert ist.
@ Stizy: das was du beschreibst erlebe ich mittlerweile genau so wie du! Ich hätte es nicht besser beschreiben können... dieses Gefühl, überall ist Nebel und man hat "keine klaren körperlichen Grenzen".. Bzw. man fühlt sich selbst nicht richtig und verarbeitet das, was in der Umgebung passiert nicht korrekt oder sehr verschwommen....Als wäre eine große Blockade im Kopf, die sich bei mir komischerweise meistens um 13 Uhr plötzlich auflöst. Danach spüre ich mich wieder normal und meine Aufmerksamkeit normalisiert sich. Kennt ihr diese Tagesschwankungen auch?
Mir macht diese komische Wahrnehmung sehr viel Angst vor allem weil die jeden Vormittag aufs neue da ist und man so wenig Einfluss darauf nehmen kann. Genau wie du sagst: Je mehr man sich darauf konzentrierz desto schlimmer wird und man "versinkt" noch mehr in sich... Es fühlt sich an als wäre man in sich eingesperrt, sodass keine normale Wahrnehmung des Äußeren möglich ist und man das Interesse an allem verliert.
Mich würde interessieren, wie sich diese Zustände bei euch entwickelt haben? Ist es bei euch mit der Zeit besser geworden? Habt ihr Strategien, wie man mit diesen Zuständen umgehen kann?
Ich steigere mich auch sehr da hinein dass diese Symptome nie mehr Weggehen, auch wenn ich (rational) weiß dass ich alles mache, was therapeutisch möglich ist und Geduld ein wichtiger Schlüssel zum Genesen ist... Also kurz gesagt: Ich schwanke jeden Tag zwischen Hoffnungslosigkeit / Panik bzw. auch Selbstmitleid (Warum habe ich diese Zustände und alle um mich herum nicht?) und Positiven Gefühlen, die sich direkt nachmittags einstellen, wenn sich meine Symptome normalisieren (manchmal fühle ich mich abends sogar fast ganz gesund).
Ich musste das einfach mal loswerden und freue mich, wenn andere Betroffene auch von ihren Erfahrungen mit den gruseligen Symptomen berichten.
Mein Psychologe sagt, ich müsste einfach noch mehr Geduld haben und dann wird es auch vormittags besser... Ist das so? Könnt ihr das bestätigen, dass auch diese Zustände verschwinden können? Das kann man sich in der Depression einfach so schwer vorstellen, dass es jemals ganz weggehen kann... Wie lange dauern Depressive Episoden an? meine ist nun mal schon knapp 2 Jahre da... aber das muss ja nichts heißen oder?
Ihr merkt, ich bin verunsichert und ängstlich. Freue mich von euch zu hören ❤️
Liebe Grüße Moritz
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