Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

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Phoenix2019
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Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo zusammen,
Ich muss mir gerade mal etwas von der Seele reden bzw. hätte gern euren Rat: Ich habe eben mit meiner Mutter telefoniert, die mir - mal wieder - von der Nachbarin erzählte, die vor ein paar Wochen freiwillig in die Klinik gegangen ist. Meine Mutter erzählte mir, dass ihr Mann sich nun beklagt hat, dass seine Frau immer nur um ihre eigenen Probleme kreist und ständig Dinge aus der Vergangenheit "kramt". Als ich sagte, dass ich mich bereits selbst gerade bei einer Klinik informiert habe, hat sie null darauf reagiert. Ich glaube, dass sie über die Äußerungen des Nachbarn über seine Frau eigentlich mir indirekt Vorwürfe machen möchte, da sie mir schon mal direkt Egoismus vorgeworfen hat und dass ich zu sehr an der Vergangenheit hänge (aus meiner Sicht berechtigt angesichts der psychischen und körperlichen Gewalt, die ich durch meinen Vater erlitt). Auch von meinen Geschwistern gibt es weder Interesse noch Verständnis für meine Erkrankung.
Wir würdet ihr mit dieser Situation umgehen? Danke fürs Lesen und allen einen schönen Sonntag!*
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Schlafmütz,
danke für deine Antwort. Ja, ich versuche schon, mich abzugrenzen. Deshalb habe ich den Kontakt zu meiner Familie schon auf ein Mindestmaß reduziert. Trotzdem belasten mich solche Telefonate immer wieder. Ich überlege, meinen Eindruck der indirekten Vorwürfe anzusprechen - der richtige Moment hängt auch von der Tagesform meiner Mutter und von mir ab. Ich werde mal schauen. Alles Gute!
Peter1
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Phoenix
Ich habe nach dem Tod meiner Mutter, vor 30 Jahren den Kontakt zu meinem Erzeuger, meiner Schwester, und der ganzen Verwandtschaft abgebrochen. Heute kann ich sagen, das es richtig war. Nur trifft das nicht auf jeden zu, aber ich komme ohne die Leute besser klar als mir von ihnen sagen lassen zu müssen, wie ich zu
leben habe.
Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Cynthia
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Cynthia »

Es ist halt sehr schwer sich komplett von der Ursprungsfamilie zu trennen. Ich bin froh, daß ich es getan habe. Du kannst die Mutter ja noch einmal mit ihrem Verhalten konfrontieren. War das schon immer ihre "Tour" Dir so etwas vorzuhalten?
Katerle
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Katerle »

Hallo Phoenix,

hatte damals von meiner Sm Egoismus vorgeworfen bekommen, nachdem ich sagte, dass ich zur Reha gehen werde, das Erstemal, da es mir sehr schlecht ging. Was nach der Reha folgte, war katastrophal. Mir blieb dann leider auch nichts weiter übrig, als mich von der Sm abzugrenzen, überhaupt von Leuten, die mir nicht guttaten, weil sie eingweiht wurden...

Sprich es an bei deiner Mutter und grenze dich ab.

Liebe Grüße
Katerle
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Danke für eure Antworten.
@Cynthia: Ja, leider ist meine Mutter Meisterin der passiven Aggression. Ich bin aber froh, dass ich das zumindest mittlerweile erkannt habe. Ich werde sie in einem geeigneten Moment mit meinem Eindruck konfrontieren und mich weiter abgrenzen. Auch einen Kontaktabbruch (vorläufig oder endgültig) schließe ich für die Zukunft nicht aus. Man kann die anderen nicht ändern, nur seine eigene Haltung.
Euch einen schönen Abend!
Unwissend
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Unwissend »

Hallo Phoenix2019

Ich denke, es kann irgendwann die Zeit kommen, wo man allergisch aufeinander reagiert und demnach halt dementprechend reagiert.

Deine Frage finde ich sehr interessant. Sicherlich hast du dich dies nicht zum ersten mal gefragt und ich denke, es ist schwierig, eine hilfreiche Antwort darauf zu erhalten. Ich stelle mir das immer so vor, dass wir Menschen genau soviel geben können, wie es uns eben möglich ist. Der Grund zu erfroschen, warum eine Reaktion nicht mehr möglich ist, wäre sicherlich das Sinnvollste. Dass du in der Vergangenheit rumgrübelst erklärt sich mir aus deinem Text. Deine Mutter scheint nicht die Person zu sein, welche diese schreckliche Zeit mit dir diskutieren möchte, der Grund dafür weiss nur sie.

Übrigens habe ich schon öfters von Menschen gehört, dass ein Kontaktabbruch tatsächlich Wunder wirkt. Du wirst eventuell nie die fürsorglichen Worte hören, welche du dir so ersehnst. Vergiss nicht, jeder Mensch gibt was er kann und deine Mutter möchte/kann wohl einfach nicht mehr geben.

Du siehst dich als Opfer, welchem man Ignoranz schenkt obwohl eigentlich Ignoranz nicht das ist, was du dir wünscht und ja, du bist das Opfer, denn es ist etwas passiert, was dich ein Leben lang begleiten wird. Natürlich ist es sehr traurig, wenn man nicht die gewünschte Unterstützung erhält und mir tut das auch sehr leid für dich, aber manchmen Menschen ist diese Art von agieren nicht mehr möglich, weil sie das Geschehene in der Gegenwart nicht mehr dulden, sie schmücken die Gegenwart mit anderen Dingen, aber nicht mit dem Schmerz, welcher einem Familienmitglied zugetragen wurde.

Ich würde an deiner Stelle "in Liebe" mit deiner Familie abschliessen, denn wie schon gesagt, was sie nicht geben können/wollen, solltest du nicht einfordern, es ist Energie welche du an der falschen Stelle brauchst. Ich denke, du bist eine starke Persönlichkeit, ein Mensch, der zwar das Geschehene mit sich trägt, aber du bist deinen Weg gegangen und eigentlich wünscht du dir einfach nur eine Absolution, eine wirkliche Absolution der Familie. Da du aber stärker bist als deine Familie, wirst du diese nicht erhalten.

Schau nicht mehr so oft zurück, schau mehr nach vorne, was geschehen ist, ist sicherlich furchtbar aber es hat nicht mehr deine Aufmerksamkeit verdient und wenn eine Mutter ihr Kind nicht vor einem solchen Wahnsinn geschützt hat, hat sie meines Erachtens auch keine Aufmerksamkeit mehr verdient. Du solltest deinen Weg gehen und nicht mehr nach dieser Absolution in deiner Familie suchen, du wirst sich aus welchem Grund auch immer nicht erhalten.
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo zusammen,
nach einem äußerst aufwühlenden Telefonat mit meiner Mutter gerade stehe ich kurz vor der Entscheidung, den Kontakt für längere Zeit zu unterbrechen bzw. abzubrechen: Ich habe ihr erzählt, dass ich glaube, im Job nicht länger funktionieren zu können und mich wohl für längere Zeit krankmelden zu müssen. Sie meinte, ich solle sie nicht wie immer sonntags runterziehen, der Einzigen, der es schlecht gehe, sei ja wohl meine Schwester und ich würde auf hohem Niveau jammern. Und ich solle bloß nicht wieder von meiner Kindheit anfangen (physische und psychische Gewalt durch meinen Vater, von ihr nicht nur geduldet, sondern teilweise sogar provoziert, wobei ich ihr Letzteres noch nicht mal vorgeworfen habe). Dann hat sie einfach aufgelegt. Ich werde den ersten Schritt definitiv nicht gehen und überlege, ob es unter diesen Umständen nicht besser für uns beide wäre, den Kontakt (vorläufig) abzubrechen. Wie/ Wann habt ihr entschieden, den Kontakt abzubrechen? Liebe Grüße!
mime
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von mime »

Hallo Phoenix2019,

hm, schwierige Angelegenheit. Was ich überhaupt nicht leiden kann (und darauf äußerst allergisch reagiere), sind "indirekte" Vorhaltungen/Vorwürfe/Schulzuweisungen oder ähnlich Unangenehmes.

Ich würde erst einmal meiner Mutter nichts mehr über mein Ergehen und Pläne erzählen (ich würde mich an deiner Stelle krankschreiben lassen, aber meiner Mutter nichts mehr davon erzählen). Das hat auch etwas mit Selbstschutz zu tun. Wenn ich kein Verständnis aus den eigenen Reihen bekomme, auch wenn ich es mir wünschte, dann halt nicht.

Es kann durchaus sein, dass das, was in eurer Familie vorgefallen ist, ein sehr heikles und schmerzhaftes Thema für mehrere Beteiligte ist. Das löst man nicht einfach so. Ich denke, dass es wichtig wäre, dass du dich damit mit fachkundiger Hilfe auseinandersetzt. Vorwürfe irgendwelcher Art bringen niemanden weiter - auch wenn du es, wie du es schreibst gar nicht tust - bei deiner Mutter kommt es aber wohl so an.

Wenn du spürst, dass der Kontakt zu deiner Mutter dir nicht gut tut, würde ich ihn weitgehendst reduzieren oder mal eine Kontaktpause einlegen.
Einen Kontakt für eine gewisse Zeit (oder auch langfristig) abzubrechen kann helfen, für sich erst einmal ins Reine und zur Ruhe zu kommen. Es gibt da kein richtig und falsch, das muss man für sich selbst abwägen.

Wie gesagt: schau, was dir gut tut / besser täte - schaue, was du tun kannst, um dich weiter vor Verletzungen zu schützen.

Alles Gute dir
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
-Hobbes-
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von -Hobbes- »

Ich würde auch den Kontakt reduzieren oder nicht mehr über deine Erkrankung sprechen. Pass auf dich auf. Zuviel Kontakt zu Personen, die einen nicht respektieren, ist nicht gut.
Auch von meinen Geschwistern gibt es weder Interesse noch Verständnis für meine Erkrankung.
Ich verstehe so etwas generell nicht. Vor allem heutzutage wo man sich so einfach informieren kann und psychische Krankheiten auch in der Allgemeinbevölkerung kein "Mysterium" mehr sind und die Tabus mehr und mehr abgebaut werden.

Sind manche Menschen intellektuell einfach nicht in der Lage zu verstehen dass psychische Krankheiten genauso existieren und genauso heftig werden können wie psychische?

Oder ist es einfach eine Engstirnigkeit und mangelnde Empathie. Traurig....
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Mime,
danke, so schätze ich die Situation auch ein. Ich bin ziemlich harmoniebedürftig, deshalb fällt es mir gerade schwer, nicht zum Hörer zu greifen und zu versuchen, die Wogen zu glätten. Ich denke aber, es ist für meine Mutter und mich besser, erstmal bzw. zumindest heute nicht mehr zu telefonieren. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, nur noch unverfängliche Themen anzusprechen, aber heute hat das leider nicht geklappt:( Ich schaue mal, ob ich den regelmäßigen Kontakt überhaupt noch aufrecht erhalten kann oder eine Pause brauche. Danke und viele Grüße!
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Hobbes,
ich glaube, psychische Erkrankungen machen manchen Menschen noch immer Angst, vor allem, wenn sie selbst nicht unbeteiligt an deren Entstehung sind... Und sie sind nicht sichtbar wie z.B. ein gebrochener Arm. Ich fürchte auch, dass manche Menschen depressive Menschen z.B. für faul und bequem halten statt Depressionen als ernstzunehmende Erkrankung wahrzunehmen. Ich finde das auch traurig. Pauschal würde jeder unterstützen, wie wichtig es ist, das Tabu um psychische Erkrankungen zu brechen, im persönlichen Umfeld aber sind die Ignoranz und das Unverständnis oft eklatant.
-Hobbes-
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von -Hobbes- »

Ja Phoenix2019,

manche Menschen behaupten einfach, jemand hätte keine Depression (oder Angststörung etc.) weil man es ja "nicht sieht" und würde aus Faulheit simulieren.

Das kenne ich auch....Dann zählen auch Diagnosen von mehreren verschiedenen Fachärzten nicht "Sind bestimmt alles Gefälligkeitsatteste!".


Allerdings gibt es sehr wohl meist Hinweise die man auch als Aussenstehender wahrnehmen kann, die erkennt aber meist nur ein Spezialist oder jemand mit sehr feinen Antennen.

Dann gibt es weitere Symptome die bei Simulanten keinen Sinn machen würden.
Ein Beispiel: wäre jemand wirklich Faul würde er ja statt Arbeiten/Hausarbeit/Lernen mit Freude Freizeitaktivitäten nachgehen oder "chillen".
Aber mit Depression macht man oft einfach NICHTS weil man keine Freude empfindet und sich zu absolut nichts motivieren kann und empfindet das als sehr belastend, von wegen "Chillen"!

Pauschal würde jeder unterstützen, wie wichtig es ist, das Tabu um psychische Erkrankungen zu brechen, im persönlichen Umfeld aber sind die Ignoranz und das Unverständnis oft eklatant.
Ein bisschen wie "Ich hab ja eigentlich nichts gegen Schwule, aber wenn man Sohn schwul wäre, fände ich das nicht gut". Diese Einstellung ist im Westen glücklicherweise immer mehr im Rückzug, hin zu voller Akzeptanz. Bezüglich psychischer Erkrankung ist auch noch gesellschaftlicher Wandel von Nöten.

ich glaube, psychische Erkrankungen machen manchen Menschen noch immer Angst, vor allem, wenn sie selbst nicht unbeteiligt an deren Entstehung sind
Das kommt noch hinzu, manche Leute sind nicht bereit, zuzugeben dass sie Fehler (in der Erziehung, im Umgang mit Geschwistern etc) gemacht haben. Da ist die einfachere Variante zu sagen "Alles Einbildung!"
Monchen12345
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Monchen12345 »

Nachdem meine Mutter mal wieder übergriffig geworden ist, hab ich mal ne 6-wöchige Funkstille eingeläutet...
Mir ging es anfangs auch nicht gut dabei.
Aber es hatte einen deutlichen erzieherischen Effekt, div. Themen spricht sie jetzt vorsichtiger an, sie klammert sich auch nicht mehr so an mich usw. Hält jetzt seit fast nem Jahr so an.
Soweit meine Erfahrungen zum Kontaktabbruch...
LG, Monchen
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Monchen,
Danke für deine Erfahrung! Hast du die Funkstille mit Zeitraum angekündigt oder hast du dich einfach gar nicht mehr gemeldet und nach 6 Wochen dann wieder? In meinem Fall hat ja meine Mutter abrupt aufgelegt und sich heute auch nicht mehr gemeldet. Liebe Grüße!
mime
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von mime »

Hallo Phoenix2019,

was die Funkstille betrifft: Deine Mutter hat gestern aufgelegt - ich denke, dass sie sich dann nicht zu wundern braucht, wenn du dich nicht meldest.

Ich kenne das Funkstillen-Dasein bei mir von einem anderen Familienmitglied. Da hat sich jeder einfach nicht mehr gemeldet. Fertig.

Wenn es dir lieber ist, deine Mutter darauf vorzubereiten, dass sie nichts von dir hört, könntest du das ankündigen. Oder du sagst es erst, falls deine Mutter sich wieder meldet: "Ich finde es für uns beide besser, wenn wir uns eine Zeitlang nicht sprechen" oder "es ist für mich besser, wenn wir eine längere Telefonpause einlegen" oder so. Und dann heißt es auch durchzuhalten. Nicht ans Telefon gehen, wirklich mal abzuschalten.

Ich wünsche dir eine für dich gute Entscheidung diesbezüglich
VG Mime
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als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Mime,
danke für deine Erfahrung und deinen Rat. Es ist schwer für mich, nicht anzurufen und (vermeintliche) Harmonie herzustellen - ich habe auch eine schlaflose Nacht hinter mir - aber das sind die alten Muster, schätze ich. Die haben für alle in der Familie auch lange gut funktioniert, jetzt aber eben nicht mehr. Das Problem ist, dass mein Vater kommendes Wochenende Geburtstag hat und ich dann anrufen werde. Da werde ich sie wohl an der Strippe haben. Vielleicht aber auch ein guter Zeitpunkt, um die Funkstille vorzuschlagen/ zu verlangen. Viele Grüße!
mime
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von mime »

Hallo Phoenix2019,

hm, ja, das mit dem Geburtstag ist natürlich etwas anderes. Wenn es bei euch üblich ist mit Anrufen (alternativ gibt es ja noch Geburtstagskarten, die man schreiben könnte), wird sich ein Telefonat nicht vermeiden lassen. Aber vielleicht bringt ja eine Woche Pause schon mal etwas Ruhe.

Es tut mir leid, dass du schlecht geschlafen hast. Solche Konflikte hätte man halt auch gerne aus der Welt geschafft... andererseits: manchmal bringt es zum jetzigen Zeitpunkt einfach nichts, etwas klären zu wollen (dazu müssen ja beide Seiten bereit sein). Ich wünsche dir, dass die kommende Nacht besser wird.

VG Mime
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(Dietrich Bonhoeffer)
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Mime,
vielen Dank, ich wünsche dir auch eine gute Nacht - allen hier im Forum!:)
Viele Grüße!
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo zusammen,
meine Mutter hat sich nach dem beschriebenen Telefonat nun seit 1,5 Wochen nicht gemeldet und ist auch nicht ans Telefon gegangen, als ich zweimal angerufen habe. Ich weiß nicht, ob ich es dieses Wochenende nochmal versuchen soll: Einerseits belastet mich die Situation sehr, andererseits fühle ich mich sehr von ihr verletzt (sie hat mir das Recht abgesprochen, dass es mir schlecht gehen "darf", sie leugnet und relativiert die Gewalt, die ich als Kind erleiden musste, von Bitte um Verzeihung oder Reue ganz zu schweigen, sie vergleicht mich ständig mit anderen, warum auch immer, und schließlich hat SIE ja bei besagtem Gespräch wütend aufgelegt). Insgesamt ist mir klar geworden, dass sie sich seit meiner Kindheit mir gegenüber widersprüchlich verhält: mal besorgt und bemüht, mir hilfreiche Tipps zu geben, überwiegend aber unsensibel, gleichgültig, neidisch, kühl und teilweise verletzend. Als liebevolle Mutter habe ich sie leider nie erlebt. Leider hatte sich auch mein Bruder schon eingemischt, mit dem nun auch Funkstille ist, nachdem ich ihn gebeten habe, mich nicht als unfair darzustellen, wenn er überhaupt nicht weiß, wie das Gespräch abgelaufen ist. Ich bin dabei, meine einzige Familie zu verlieren. Was würdet ihr tun? Danke und viele Grüße!
mime
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von mime »

Hallo Phoenix2019,

hm, also ich würde nicht mehr anrufen, vorläufg gar nicht... (ich vertrete den Standpunkt: ich renne niemandem hinterher - das hat natürlich zur Folge, dass man dann alleine ist, aber damit geht es mir zumindest besser, als wenn ich mich dauerhaft mit Leuten umgeben muss, die mir nicht guttun).

Aber das muss nicht dein Lösungsweg sein (dich komplett von der Familie zu trennen). Bist du in Therapie, könntest du dort das Ganze mal ansprechen?
Wie sieht es in deinem sonstigen Umfeld aus? Bist du sehr auf deine Ursprungsfamilie angewiesen oder hast du z. B. Freunde, die das Manko dann ein Stück abfangen könnten?

Was hast du davon, Harmonie in die Familie bringen zu wollen, die es offenbar überhaupt nicht darauf anlegt (du kannst andere nicht zu ihrem "Glück" zwingen)?

Ja, es ist blöd und ungerecht, wenn dein Bruder mitmischt, ggf. Halb- oder Unwahrheiten verbreitet - aber du kannst es dann nicht beeinflussen. Du kannst andere Menschen nicht ändern oder zwingen, dich so zu akzeptieren, wie du bist (auch wenn wir uns das alle sehr wünschen würden), das ist hart, aber leider wahr.

Und: dass du dich verletzt fühlst, kann ich sehr gut nachempfinden (würde mir auch so gehen), und an so etwas hat man dann auch länger zu knabbern. Wie wäre es, wenn du dich gedanklich mal von dem Thema "Famile" entfernst und etwas anderes in deinen Focus nimmst? Manchmal stellt man dann fest, dass es auch ohne (Familie) geht und man lernt, sich mit der Situation zu arrangieren.

Ich wünsche dir eine gute Entscheidung diesbezüglich.
VG Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Phoenix2019
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Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von Phoenix2019 »

Hallo Mime,
danke für deine Einschätzung! :) Ich bin schon länger leider erfolglos auf der Suche nach einem Therapieplatz, da ist gerade der Wurm drin;( Ich habe einige gute Freunde und noch einen Teil der Familie, mit dem ich mich verbunden fühle. Ich lebe sowieso weiter von meiner Ursprungsfamilie entfernt und besuche sie selten. Ich habe immer am Wochenende mit meiner Mutter telefoniert, daher kommt das Thema dann immer hoch. Und Weihnachten und Ostern habe ich auch immer bei meinen Eltern verbracht, mich aber zunehmend bei dem Gedanken erwischt, lieber zu Hause zu bleiben, selbst allein. Ich kann sowieso gut und gern alleine sein und bin finanziell unabhängig von meinen Eltern. Ich überlege noch und versuche, mich auch mal abzulenken. Viele Grüße!
arin
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Registriert: 20. Mai 2020, 17:45

Re: Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?

Beitrag von arin »

Hallo Phoenix 2019,
hallo zusammen,
auf die Fragestellung"Wie mit Ignoranz der Familie umgehen?"
muß ich aus eigener Erfahrung (teilweise gr.Distance vom Teilen der Fam. schien NOT-wendig+ mußte m.E.sein, zu Einz. besteht ein etwas eingeschränkter Kontakt...mit gew. Vorsicht (&Angst manchmal) jedenfalls von meiner Seite...zurzeit beispielsweise zu einem meiner Brüder...
Habe zunehmend den Eindruck, daß - ausgerechnet -die Familie, die einem ja ("blutsverwandschaftlich" ges. quasi-bitte nicht falsch verstehen-) interessiert begegnen sollte, hinsichtlich Ergehen, Interesse, Veränderungen...das bei Depressions-Kh oft nicht tut- fast das Gegenteil...
Mein Eindruck verstärkt sich, daß dies mit ABWEHR von SCHULD(Gefühlen-) zu tun haben muß, da sie vermutlich irgendwie "ahnen" daß es mit familiären Mustern, nicht-guten Beziehungen, Prägungen u.dgl.- Fehlbelastungen von emotianal-begabten sensiblen Fam.mitgliedern (evt. forgesetzte Ausbeutung seel.-emotionaler, arbeitsmäßiger, od./u.finanzieler art u.ä. - in z.B. sog. dysfunktionalen Fam.,...).
Sonst wäre ja diese komische tot. Abwehr kaum zu verstehen, gerade von Fam.mitgliedern...
(Daß man mit beispielsweise mit "Fremden" in Forum, od. im Zug....u.ä., wenn es sich evt. ergibt, und man merkt, daß man ähnliche Betroffenheit, Einschränkungen hat...eher über Depr. reden kann, fast...auch wenn es schon auch Unverständnis gibt,...Ist natürlich auch nicht ganz einfach zu verstehen, ...v.a. für Leute, die sich nicht näher, noch nicht näher befaßt haben...Und schon auch durch die Komplexität der Depr.kh.,-beispielsweise Ursachen bei gew. Depr.formen eher genetisch, bei andern Depr.arten mehr entwicklungspsych. also mit dem Aufwachsen zusammenhängend, also was man so weiß, daß halt die Kindheit eine unheimlich bedeutend gr. Rolle bei der Entstehung spielen kann...
Tragisch finde ich nur, daß ja Fam.mitglieder ( + halt div.Verwandte)-kontakte auch interessant sein könnten.... Und bin bei Gesunden manchmal erstaunt, wie unterhaltsam es sein kann, wenn sie viele u.heitere fam.Kontakte pflegen.../Aber wenn es einem schadet...Also ich meine, ich frage halt, ob es für mich gut + sinnvoll ist, + wenn ich es als Überlastung einstufe, dann distanziere ich mich...(Weh tut es manchmal dennoch furchtbar-Quälend...Aber....vielleicht wird es ja mal leichter, wie eine lange zr.liegende Wunde halt...Eben vor dem Aufreissen der zarten Vernarbungen hätte ich Angst, daher so oft -Distanz nötig! Die andern wissen ja nicht, oder setzen sich ja oft nicht näher damit auseinander, wie gefährlich einem selbst - das wieder-u.wiederaureißen von alten Wunden/bzw. schweren Narben/ werden kann....Daher mußte ich beispielsweise lernen, meinen Mentalen Zust., mich selbst also -auch sehr ernst zu nehmen....

-----@ Mime: interessantes
D.Bonhoeffer-zitat -übrigens, das Du anführst,-fügst....!

Schöne Grüsse vom Bodensee...
arin
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