Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Skygirl07
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Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Ich bin in meinem Krankheitserleben schwere Depression an einem Punkt, wo ich sehr unangenehme Begleitsymptome habe.
Mir fällt auf, dass die Realität oft so verschwommen, weit weg und unwirklich erscheint. Besonders oft erlebe ich das hier in der Klinik in Gruppenformationen. Mir kommt dann auch alles verlangsamt und irgendwie unecht vor. Diese Derealisation macht mir Angst. Zumal ich auch eine Angststörung habe. Ich fühle mich dem oft einfach nur ausgeliefert. Ich weiß ja auch, dass Angst es nur verschlimmert Es ist oft, als stehe ich total neben mir.

Irgendwie habe ich auch mein Körpergefühl verloren und mache Vieles nur noch automatisiert. Ich vermute, dass die Ursache bei mir ein Trauma ist.

Gibt es bei Euch ähnliche Erfahrungen und wie geht Ihr damit um?

Danke und liebe Grüße
Christiane
MsMojo
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von MsMojo »

Hallo Skygirl,
ich hatte dir ja auch schon geschrieben, dass ich dieses Symptom seit einem Jahr habe, kenne mich daher mittlerweile sehr gut damit aus. Bei mir ist anscheinend auch ein Trauma die Ursache, kann aber auch ein „normales“ Symptom der Depression sein. Falls du Fragen hast, können wir uns gerne austauschen.
LG
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

@Bittermandel : ja seit ca. 15 Tagen ein neues AD. Duloxetin. Der behandelnde Arzt schließt es als Nebenwirkung aus. Ich komme mit diesem Gefühl schlecht zurecht, fühle mich als ob ich nicht richtig wach werde.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

@MsMojo Denkst du an eine Traumatherapie? Bestehen die Symptome weiter auch nach abklingen der Depression? Ich weiß Geduld ist bei all diesen Dingen ganz wichtig. Die scheinst Du zu haben. Helfen Dir Medikamente?
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Ich bekomme Duloxetin in einer Dosis von 90 mg. Ich hoffe, dass es bei dir die erwünschte Wirkung zeigt.
Irgendwie ist durch die Krankheit meine ganze Selbstwahrnehmung gestört. Ich spüre mich entweder gar nicht oder nur so gedämpft und verlangsamt.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Das klingt toll mit den Therapieangeboten. In dieser Klinik ist das Spektrum leider nicht so weit.
Ich habe Angst, große Angst, es nicht raus zu schaffen. Die Depression nicht mehr los zu werden. Ich vermisse mein Leben draußen so. Ich habe inzwischen erkannt und akzeptiert, dass es eine schwere Episode ist. Ich weiß auch, dass jeder ein unterschiedliches Tempo hat. Trotzdem leide ich sehr! Zu sehr.
Peter1
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Peter1 »

Hallo Christiane
Durch deine Gedanken an das Leben draußen, behinderst du dich selbst. Bei mir war es in den ersten drei Wochen genau so. Ich wollte nur ganz schnell gesund werden, und dann wieder nach Hause. Ärzte, Therapeuten und Pflegepersonal haben versucht mich zu beruhigen, und davon zu überzeugen, das man gegen eine Depression nur mit kleinen Schritten kämpfen kann. Ich habe gelernt, auf Signale meines Körpers zu achten, um mich vor Überlastung zu schützen. Immer schön langsam, einen Schritt nach dem anderen. Zwischendurch immer wieder kleine Entspannungs- pausen einbauen, in denen du Sachen machst, die dir Freude bereiten, oder früher Spaß gemacht haben. Aber ich glaube, das dir das auch schon das Klinikpersonal gesagt hat.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Hallo Peter,

Vielen Dank für Deinen Beitrag.

Du hast vollkommen Recht. Ich muss diese Gedanken ablegen.
Was mir gerade einfach Angst macht ist dieses Symptom mit der Unwirklichkeitswahrnehmung.
So neben sich zu stehen.
Ich kriege es nicht in den Griff, mich davon nicht belastet zu fühlen.
Auch wenn ich weiß warum es da ist und ich es nicht abstellen kann.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

@Bittermandel: danke für deine aufbauenden Worte! Ich habe Kontakt zu einer Seelsorgerin aufgenommen, weil ich mich mental aktuell so mies fühle mit dieser Dauerbetäubtheit und dem Gefühl nicht richtig da zu sein. Es belastet mich ungemein. Ich vermisse wirklich meine Persönlichkeit. Und auch wenn ich im Kern ein optimistischer Mensch bin, frage ich mich, wie ich die Hoffnung auf Besserung behalten kann.

Lg
Christiane
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Liebe Bittermandel,

danke dafür, dass beim Lesen meine Tränen getrocknet sind. Unzählige Tränen habe ich die letzten Monate vergossen. Kennst Du diese Taubheit emotional und dieses Gefühl, irgendwie gelähmt zu sein? Ich weiß manchmal nicht mehr, ob das noch zur Depression gehört oder was anderes ist. Ich kann mich nicht mehr richtig spüren.

Fürchtest du durch die Medikamentenumstellung Nebenwirkungen?
Beten hilft mir auch, nicht ganz die Hoffnung zu verlieren.

Ich weiß den Weg, aber ich sehe bei mir kein Vorankommen.
Ich kann mich einfach nicht spüren.

Liebe Grüße
Christiane
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

OK ich verstehe. Dann ist es gut, auf das alte Medikament zurück zu gehen. Venlafaxin hatte ich davor zu kurz um eine Wirkung beurteilen zu können. Gestern habe ich den Arzt zur Medikation gefragt und er meinte wir sollten es erst noch bei Duloxetin 90 mg belassen.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Danke, Du Liebe! Hab gleich bei ihm ein Gespräch.
Werde das zur Sprache bringen. Mir geht es nach 11 Wochen Klinik schlechter als davor.

Danke Dir von Herzen, dass Du für mich bietest!!!

Kann ich Dir auch persönlich schreiben? Das würde mich sehr freuen.
Ich habe in Aachen keine Familie vor Ort und bin sehr allein.

Liebe Grüße
Christiane
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Danke. Ich hoffe, meine PN an Dich kam an.
Liebe Grüße
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Ich bekomme auch Olanzapin zur Nacht. Allerdings wache ich dann ziemlich gerädert auf. Ich muss heute in der Visite die Medikamente besprechen. Es kann nicht sein, dass ich dauerhaft so neben mir stehe und jeden Tag weine. Ich spüre keine positiven Effekte.
MsMojo
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von MsMojo »

Hallo Skygirl,
man sagt mir immer, dass das Symptom nach Abklingen der Depression verschwindet. Ich mache zusätzlich eine Traumatherapie, damit haben wir aber erst vor kurzem begonnen. Ich denke, dass das Venlafaxin mir dabei hilft, dieses Unwirklichkeitsgefühl zu „ertragen“, am Anfang wollte ich so nicht mehr weiterleben. Daher verstehe ich dass du sehr verzweifelt bist. Mit den Medikamenten ist es leider so, dass diese nicht jedes Symptom bessern, jedenfalls kann ich da nur von meinen Erfahrungen sprechen. Geh liebevoll mit dir um, du brauchst Geduld, auch wenn es schwer ist. Es wird besser.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Danke liebe MsMojo! Ich denke mir immer, es gab eine Zeit vor diesem Zustand, so wird es auch eine danach geben. Ich kann Dich da vollkommen verstehen. Ist Dein Symptom mit der Zeit besser geworden? Ich soll erstmal so bei dem Medikament bleiben. Nur das NL wird reduziert. Eine Traumatherapie steht bei mir nach der Stabilisierung auch an.

Lg Christiane
MsMojo
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von MsMojo »

Ja, es hat sich definitiv gebessert, es gibt Tage da merke ich es kaum. Aber ich weiß mittlerweile, was dieses Symptom mir sagen möchte, daher „arbeite“ ich ganz viel an mir. Es ist nicht einfach, und es hört sich bescheuert an, aber ich habe das Gefühl dass dieses Unwirklichkeitsgefühl mich „gerettet“ hat, es ist eine Schutzfunktion! Ich brauchte aber lange, um es zu verstehen und zu akzeptieren.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Das hört sich nach einem längeren inneren Prozess an. Und nach keinem leichten Weg. Ich bin zurzeit sehr verzweifelt, weil ich das schon nach dem Aufstehen habe mit dem neben mir stehen und dann Angst bekomme, dass das so bleibt. Ich fühle mich so schlecht damit. Die Medikamente wurden nochmal angepasst weil ich das in der Visite angesprochen habe.
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

@MsMojo: Ist es bei dir besser geworden mit dem Venlafaxin? Hilft dir die Traumatherapie?
Aurelia Belinda
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Skygirl,
Deine Verzweiflung und Sorge ist sehr verständlich, in diesem Zustand hat man Angst dass er so bleiben könnte.
Ich möchte dich beruhigen, das wird nicht ewig so bleiben....
Die Angst hatte ich seinerzeit auch, und auch lange viel Geduld. Oft braucht es eine Medikamenten Umstellung oder Anpassung, und viel, viel Geduld.
Es wird mit der Zeit leichter, gib deiner Seele die Zeit die sie braucht. Es ist ja auch nicht von heute auf morgen schlecht geworden, ( auch ein längerer Prozess ) gefühlt meint man manchmal, es kam plötzlich. Dem ist aber nicht so. Das sind viele, lange Verletzte Gefühle. Und oft auch ein länger über Grenzen gehen, Warnsignale nicht sehen und hören wollen oder Verdrängen.... was genau bei dir dazu geführt hat, wird ja dann therapeutisch aufgearbeitet. In jedem Fall tut es mir leid dass du mitten drin steckst, es ist ein Zustand der fast nicht auszuhalten ist, die Verzweiflung war bei mir damals auch sehr groß.
Glaube bitte dran, oder versuche es, dass es leichter wird.
Alles Liebe u. Baldige Besserung.

Es grüßt dich Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Lieben vielen Dank liebe Aurelia,

, ich muss versuchen, der Angst nicht soviel Raum zu geben. Das ist schwer,weil ich auch eine Angststörung habe.
Ich habe eine verwundete Seele und die beansprucht jetzt Heilungszeit. Wenn ich immer aus Angst, dass das Unwirklichkeitsgefühl wieder kommt, Dinge unterlasse, tue ich ja gar nix mehr. Auch die Anpassung der Medis beansprucht Zeit. In so einer Krise muss auch irgendeine Lernaufgabe stecken. Danach suche ich.

Lg Christiane
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Liebe Aurelia,

Hattest Du während Deiner Erkrankung auch diese permanenten Unwirklichkeitswahrnehmungen bzw das Gefühl, neben Dir zu stehen?
Aurelia Belinda
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Aurelia Belinda »

Liebe Skygirl,
Ja das hatte ich. Ich bin auch schier verrückt geworden vor Angst es bleibt so. Hatte ja auch eine Angststörung entwickelt. Das sagst du ganz richtig, die verletzte Seele braucht Zeit zur Heilung. Na ja, und die Medikamente tun ihr übriges, einerseits braucht man diese, zumindest zu Anfang. Aber bis die optimale Mischung derer flutscht, dauert. Bei mir persönlich war das Unwirklichkeitsgefühl, Ohnmacht, Taubheit auch lange Zeit, an dem Tag an dem es dann “wieder heller“ wurde, hatte ich das Gefühl ich bin wie Neugeboren.
Wie ein Nebel der sich lichtet, und irgendwann verschwindet und es hell wird. Nur die Zeit bis dahin ist so unendlich schwer. Ich war damals in keiner Klinik, das wurde alles ambulant gemacht, ich bin so oft beim Doc gehockt, und war mit den Nerven am Ende.
Konnte kein Auto fahren lange Zeit.
Später wurde es so Tage weise besser, dann wieder paar Tage mies. Bis irgend wann das ganze überstanden war. Es ist schon ein echt abartiger Zustand, und die Angst wie geht man damit um ohne durchzudrehen hatte ich immer.
Wusste ja da auch noch nicht ob oder wann es besser wird. Ich hatte Momente da bin ich wie eine Ausserirdische umher getorkelt. Dachte ich bin so übermäßig unecht, so in etwa wie wenn man im Delirium ist. Panik und somatische Störungen kamen dazu....durch mein reinsteigern, aber auch manch eine Pille hat das ausgelöst.

Ich wünsche dir dass du weiter durchhält, bis es dann besser wird.
Alles Liebe, Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
MsMojo
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von MsMojo »

Aurelia beschreibt es richtig gut... es wird heller, der Nebel lichtet sich... ich habe in meiner schlimmsten Phase nie daran geglaubt dass es besser wird. Aber ich merke die Fortschritte. Es sind zwar Minischritte, aber die Sonne kommt durch. Der Nebel ist noch nicht ganz verschwunden, aber schon allein die Tatsache, dass sich etwas tut, beruhigt mich und gibt mir Gewissheit, dass ich mit Zeit und Geduld die Sonne wieder sehen kann :-) Am Anfang war alles dunkel, bewölkt und ich konnte kaum was erkennen. Glaub daran, dass es besser wird!
Skygirl07
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Re: Unwirklichkeitsgefühl in der Depression

Beitrag von Skygirl07 »

Danke ihr Lieben,

ich habe ganz oft Eure Beiträge gelesen und bin mit Hoffnung eingeschlafen. Leider heute morgen mit Tränen aufgewacht. Ich liege dann im Bett und habe wieder Angst vor diesem Gefühl. Der Leere, dem nicht richtig da sein und der Entfremdung. Ich kann mich nicht richtig spüren. Das macht mir so Angst. Ich bin hier in der Klinik um stabil zu werden. Dazu gehört ja, den Ist-Zustand der Erkrankung anzunehmen. Aber mir geht es so wie es Dir ging, liebe Aurelia, ich habe Angst, dass es so bleibt, sehe nur den Schleier und nicht das Licht.

Ich bin eine Mama und muss wieder alltagstauglich sein. Ich habe so Angst, da nicht mehr raus zu kommen. Ihr seid so tapfer und ich bin so verzweifelt.
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