Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

GiseEli
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Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von GiseEli »

Guten Morgen.

Ich drehe nur noch am Rad.
Wieder und wieder und wieder kann ich nicht mehr an Trauerfeierlichkeiten teilnehmen oder an Beerdigungen.

So ganz aktuell meine am 12.3. 2019 verstorbenen Freundin X.
Mit knapp 76, ganz plötzlich und letztlich doch unerwartet, obwohl schon lange ein schweres Herzleiden.

Also vor 10 Tagen hat X ihre Augen geschlossen, unerwartet, sagen alle.
Für mich nicht......seit eineinhalb Jahren habe ich ihren Abbau empfunden, und Vieles mehr.

Aber nicht die Bekannten und Freunde, mit denen ich redete......
Es war für mich ein allgemeines Problem in ihrem Freundes_und Bekanntenkreis, dass NIE, aber NIE über Krankheiten geredet werden durfte, und wenn , wurde es schnell verdrängt......immer wurde weggesehen.....

So, 10 Tage meinte ich, stark zu sein. Und jetzt holt es mich doch ein.
Ich kann nicht , ich kann ganz einfach nicht auf die Trauerfeier gehen.

Habe mit LP geredet, mit Freunden, die mir auch bekannt sind, wir haben telefoniert, ich habe ausführliche Beileidsbriefe geschrieben, ich habe Bekannten und Freunden Fotos zukommen lassen mit schönen Begegnungen mit X in den letzten Monaten.

Und eines meiner schönen Fotos wird auf der Trauerfeier ausgestellt.

Ich kenne ja X schon sehr sehr lange, auch ihre widersprüchlichen Beziehungen, bzw. wusste viel.

Nun mag es wirklich an mir liegen......ich komme mit dieser Widersprüchlichkeit nicht klar.
Und es kommt mir ALLES SO VERLOGEN VOR.

X ,,, die ewig zu mir sagte, sie hätte sich schon ewig, und IMMER in ihren Erzählungen, vor mindestens 10 Jahren von ihrem LP trennen sollen/müssen.....sie hat es nicht getan, hab ich letztlich respektiert.

Und jetzt ist dieser LP in tiefster Trauer, kann nicht loslassen, sagt eine Freundin, geht dauernd auf den Friedhof, wo sie aufebahrt ist , liest ihr stundenlang Gedichte vor......eine ungemein berührende Anzeige in der Örtlichen Tageszeitung....hmmh, dabei hatte ja der LP durchaus auch Beziehungen zu anderen Frauen, wie X mir erzählt hatte.

Ihre Schwester Y, ein sehr gespaltenes Verhältnis, ...auch das Verhältnis der Schwester zum spielsüchtigen eigenen Ehemann....man sich aber nicht trennt......

Und nun rollen die alle an, auf die Trauerfeier, der spielsüchtige Ehemann der Schwester spielt Orgel, Klavier.....es gibt ne richtig dolle Sache.....Und der Parner , der vielleicht insgeheim längst sich hätte trennen wollen , hätte er den Mut gefunden.
Gibt den tief verstörten Lebenspartner.

Und ich stehe hier, kann nicht mehr schlafen, habe Magenbeschwerden, und bin außerstande, an der Trauerfeier teilzunehmen.
Damit mach ich mir Feinde.

ABER....ich kann nicht. Ich weiß letztlich nicht, was mit mir los ist....

Warum sind Trauerfälle mit so widersprüchlichen Gefühlen behaftet.
Hat mir da Jemand eine Antwort???

GiseEli
Zuletzt geändert von GiseEli am 21. Mär 2019, 08:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Franz Kafka
Lieblingsuli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Lieblingsuli »

Wieso hast Du widersprüchliche Gefühle bei Beerdigungen? Ich war zuletzt 2014 auf den Beerdigungen meiner Eltern und die Gefühle waren bestimmt von Erinnerungen an die miteinander verbrachte Zeit. Mein Vater starb mit 76, meine Mutter mit 77 Jahren. Da kann die Erdenzeit dann schon einmal um sein.

Als vor Jahren ein guter Musikerkollege von mir beerdigt wurde, der war nicht mal 50 Jahre alt, musste ich allerdings am Grab weinen, was mich nicht erstaunte, da ich wusste, warum ich das tat.

Ich glaube, der Mensch ist mit dem Tod schnell überfordert und bleibt schnell mit dieser Überforderung alleine. Da ist auch ein Eintrag in einem Depressionsforum nicht besonders hilfreich. Wenn Du das als störend empfindest, empfehle ich Dir ein Gespräch mit Profis.
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Lothar de Maizière
riverflow
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von riverflow »

Liebe GiseEli,

ganz kurz nur, ich habe nicht viel Zeit.

Es ist viel schwieriger, jemanden gehen zu lassen, zu dem ambivalente Gefühle bestehen (weil noch so viel geklärt hätte werden müssen, weil Schuldgefühle auftreten etc.) als jemanden, mitdem alles harmonisch war.

Hast Du mal überlegt, ob Du die "Mängel" wie z. B. das Alkoholproblem dazu verwendest, um vor Dir selbst zu rechtfertigen, warum Du nicht zur Beerdigung gehen kannst?

Das brauchst Du nicht Wenn Du nicht gehen kannst, dann ist das so. Wenn andere eine Erklärung brauchen, bist Du halt krank.
Deine Freundin bekommt es nicht mehr mit. Beerdigungen sind doch oft eher für die Angehörigen und Du schreibst ja, dass Du zu dem Partner keine so innige Beziehung hast.

Liebe Grüße
riverflow
Lieblingsuli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Lieblingsuli »

Das sehe ich nicht so. Das Verhältnis zu meinem verstorbenen Musikerkollegen war auch nicht nur von Harmonie geprägt, es gab auch, so ist das bei einer Herzensangelegenheit, Meinungsverschiedenheiten. Ich kannte ihn seit gemeinsamen Schulzeiten auf der Realschule und wusste, dass er im Leben nicht wirklich eine Chance bekommen hat. Er tat mir leid. Meine Eltern hatten ein gutes Leben.
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Lothar de Maizière
GiseEli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von GiseEli »

Hallo riverflow....du sagst es, wenn ich es nicht schaffe, innerlich, seelisch, zur -Beerdigung zu gehen, dann schaffe ich es eben nicht. DANN bin ich eben krank.

Ich fühle mich schuldig, weil ich es nicht mache.

X war nicht die süchtige Freundin, das ist eine andere......aber gerade in den letzten Monaten war meine Beziehung zu x so widersprüchlich.
Man durfte nicht über Krankheiten oder tiefe Gefühle sprechen.
Der Maulkorb war allseits präsent.

Habe hier meine kleine Gedenkstätte mit Kerzen, mit Blumen, Bildern.....ich sehe sehr wohl das Positive der Beziehung. Es war oft interessant.....ich sehe aber auch sehr gut das am Ende sehr Schwierige.


Ja, Lieblings_Uli----wie immer, verstehe ich leider deine Beiträge nicht.
Schön, wenn du alles mit deinem Vater und mit deiner Mutter gut überstanden hast, als sie hatten sterben müssen.

Wieso denkst du, eigentlich____dass Trauer, Trennungen und diesbezüglicher Schmerz und Unsicherheiten NICHT in ein Depressionsforum gehören......wenn z.B. durchaus ICH als ODER ANDERE VIELE als Mensch mit rezidivierenden Depressionen hier dazu schreiben?


GiseEli
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Franz Kafka
Lieblingsuli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Lieblingsuli »

GiseEli hat geschrieben:Wieso denkst du, eigentlich____dass Trauer, Trennungen und diesbezüglicher Schmerz und Unsicherheiten NICHT in ein Depressionsforum gehören
Wie kommst Du denn darauf? Wann habe ich geschrieben, dass Schmerz nicht in ein Depressionsforum gehört?
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Wesley
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Wesley »

Hallo GiseEli,
erstmal danke für Dein Posting und meine Bewunderung dass Du die Kraft aufgebracht hast den Beitrag so zu schreiben.
Und, ja, dein Beitrag passt sehr gut in ein Diskussionsforum für Depressionen. Wenn nicht hier, wo dann.
Ich bin recht neu hier im Forum, hab mich auch noch nicht so richtig in alles eingelesen, möchte aber trotzdem gerne auf Deinen Beitrag antworten.
Es ist nicht immer einfach die richtigen Worte für eine Antwort zu finden.
In vielen Psy-Gruppen-Sitzungen wurde uns immer wieder nahegelegt, dem Betroffenen keine gut gemeinten Ratschläge zu geben. Diese Ratschläge fühlen sich oft belehrend an, oder schlimmstenfalls wird etwas geraten was den Betroffenen nur noch mehr hinunterzieht.
Wir sind immer so verblieben dass wir von ähnlichen Erfahrungen berichten und wie wir da reagiert haben.
Oftmals kann der Betroffen dann daraus für sich etwas ableiten.

Doch zum Thema:
In einer ähnlichen Situation war ich vor einigen Jahren auch einmal.
Ein guter Bekannter, und auch Intimfreund eines Verwandten, hat leider den Kampf mit seinem besten Freund „Alkohol“ verloren.
Die Beziehung des Bekannten zu mir und eben dem Verwandten war zwar immer herzlich, aber auch Konfliktgeladen.
Ohne da ins Detail zu gehen, stand auch für mich die große Frage im Raum „Zur Beerdigung gehen oder nicht“. Auch ich sah mich außer stande an der Beerdigung teilzunehmen.
Wie bei dir kam auch der Gedanke „ich mach mir Feinde“.
Ich muss dazu sagen zur der Zeit war ich zwar schon massiv psychisch am Ende, aber noch nicht in Behandlung.
Ich habe mich damals dazu entschieden mich von der Beerdigung und der Trauerfeier fern zu halten.
Zwei Gedankengänge haben mich zu dem Entschluss gebracht.
Erstens der Selbstschutz. Meine Gesundheit hat Vorrang.
Und zweitens sagte ich mir, wer danach mein Feind ist, hatte auch nicht das recht mein Freund zu sein.

Das Ende der Geschichte:
Mir ging es mit der Entscheidung sehr gut.
Ob ich nun Feinde habe? Keine Ahnung.
Viele „Freundschaften“ sind durch das fehlende Bindeglied von alleine auseinander gegangen.
Die nahen Verwandten haben die Entscheidung verstanden und akzeptiert.
In wie weit Dir nun meine Erfahrung weiterhilft, mag ich nicht zu beurteilen.
Ich wünsche Dir jedoch viel Kraft, und hoffe das du für DICH die richtige Entscheidung triffst.

Liebe Grüße
Wes
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krimi56
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von krimi56 »

Hallo GiseEli,

ich kann schlecht jemanden einen Rat oder Tipp geben, zu der Beerdigung eines Freundes/in zu gehen oder nicht. Ein Aufzählen der Ungereimtheiten der jeweiligen Bekannten in den Beziehungen ist wenig hilfreich. Auch der eigenen nicht.

Ich gehe zu der Trauerfeierlichkeit weil ich es möchte. Weil ich bei dieser Gelegenheit noch einmal Abschied nehmen möchte.
Oder eben auch, um den Angehörigen trotz allem nahe zu sein.

Der Vater einer sehr lieben Freundin ist verstorben. Ich kannte ihn nicht und auch die meisten Angehörigen kenne ich nicht.
Doch so kann ich ihr nah sein und zeigen, dass ich SIE schätze. Was kümmern mich die Ungereimtheiten die in der Familie waren oder sind.
Letztendlich zählt der Mensch, dem zu Liebe ich dort bin.

Wenn du dir immer wieder alles aufzählst, was nicht stimmte oder stimmt, bei wem auch immer - machst du es dir selbst unnötig schwer.
Und wenn du zu einer Trauerfeier nicht gehen kannst, dann ist es ebenso. Es braucht keine Rechtfertigung.

LG krimi
"Denk nicht daran, wie viel zu tun ist, welche Schwierigkeiten zu bewältigen sind oder welches Ziel erreicht werden soll, ...sondern widme dich gewissenhaft der kleinen Aufgabe, die gerade ansteht."
- Elisabeth Tova Bailey -
GiseEli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von GiseEli »

Nirgendwo wird mehr gelogen
als vor Gericht
und auf den Gräbern.

(unbekannt)

Genau das fällt mir jetzt so ein.

ERST und vorab mal einen Dank für die Rückmeldungen.

Natürlich bin ich immer noch durch den Wind.
Nein, mit so widersprüchlichen Gefühlen in mir selber oder gar bei Anderen, damit kann ich gar nicht so ganz gut umgehen. :roll:
Auch wenn ich weiß um Beziehungsquerelen in einer Familie oder so, da mag ich gar nicht so gerne Gast sein.
Dabei weiß ich ja, dass Leben gar nicht, aber auch gar nicht harmonisch ist oder sein kann.

Mir fallen Dinge schwer. So in einer Trauerfeier so harmonisch tun, obwohl ich von den allseits verhackten Beziehungen weiß. Es kommt mir verlogen vor.
Vielleichr seid ihr mir da alle voraus, im Ertragen von Widersprüchlichkeiten.

Auch wenn ich ein OLLES KAMEL ;) bin, stelle ich mir vor, doch noch was lernen und abgucken zu können von anderen Menschen.

Ganz speziell diese Freundin und ihr LP, die waren doch auch nicht da für mich, als das mit meiner Mutter so unendlich schlimm gewesen ist. WAS hätte ich da Unterstützung gebraucht, die aber nicht kam.
Gerade soviel Anteilnahme, dass man nicht böse wurde.
Da kann ich tatsächlich vom Leben viel lernen.

IMMER GUT für mich selber sorgen, NICHTS allzu nah an mich ranzulassen, damit mein eigenes Seelenheil Frieden hat......

Ach, ich denke, bin ich nachtragend. Karte ich nach.
Aug um Aug, Zahn um Zahn......so will ich doch eigentlich gar nicht sein, entdecke aber doch tatsächlich solche Züge , bzw. Gedanken in mir.

Vielleicht ist ein solcher plötzlicher Todesfall einfach eine Ausnahmesituation.
In der viele Gefühle durcheinander purzeln.....

Ich tu mich schwer mit Abschieden und Todesfällen, waren doch Trennungen, Todesfälle und auch enorme Erschöpfung in meinem ehemaligen Beruf als Hauptschullehrerin durchaus (mit) die Ursachen für die Depressionen.

Na, ja im Moment weiß ich halt nicht weiter.
GiseEli
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lowrider

Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von lowrider »

GiseEli, du sagst es doch selbst: "Nirgendwo wird mehr gelogen...." Wobei ich´s eher 'heucheln' nennen würde.

Ich versuche in solchen Situationen, auf mein Gefühl zu achten und entspr. zu handeln. Und versuche, meinem Verstand, der bei solchen gesellschaftl. Anlässen oft erstaunlich spiessig und ärgerlich egozentrisch ist, weniger Macht einzuräumen (was denken die Leute, mach ich alles richtig, mein schöner Gedenkschrein, mein schönes Foto am Sarg etc.).

War denn die X. überhaupt noch deine Freundin?

Ich z.B. habe keine Freunde. Würde jemanden, dessen Verhalten ich über längere Zeiten so sehr kritisch sehe, nicht (mehr) als Freund bezeichnen. Gehe mit dem Begriff Freundschaft aber auch sehr zurückhaltend um.

Krimi hat´s doch gut beschrieben: Sie geht auf eine Beerdigung wegen ihres Bedürfnisses, einer Herzensfreundin zur Seite zu stehen - ich würde ergänzen: ich ginge, wenn ich ein tiefes Bedürfnis empfände, mich von einem mir ans Herz gewachsenen Verstorbenen zu verabschieden.

Ich versuch mich zu weigern, 'wegen der Leute' zu gehen. Hab aber da auch letztlich keine klare Linie.
GiseEli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von GiseEli »

Hallo miteinander.

Erst einmal Danke für die Rückmeldungen.
Ein Jeder, eine Jede aus seiner/ihrer Sicht.

Jetzt habe ich definitiv die Teilnahme an der Trauerfeier abgesagt, via Mail für Lebensgefährten und Schwester, via Telefon für XX gemeinsame Freundin, für Y, eine Freundin, die ich nur aus Erzählungen kenne.
Mir war wichtig , dass die nicht bei der Trauerfeier auf mich warten.

Es gibt noch eine Urnenbeisetzung. Vielleicht schaffe ich DAS.

Ich muss ehrlich sagen, die Diskussion, ob sie denn überhaupt eine Freundin gewesen sei, DAS überfordert mich.

Nur weil ich Verhaltensweisen eines Menschen sehr kritisch sehe, heißt DAS nicht, ich mag diesen Menschen nicht.
Es gibt soviele Anteile in den Menschen, die wunderbar sind, und dann gibts halt auch ab und an
das Schwierige, was einem nicht passt.
Alle Menschen dann ins Neverland zu verbannen, das ist für mich auch keine Lösung.

Kontakte sind, wie sie sind, mal gut, mal besser, mal schlechter, mal schlecht.

Vollkommenheit mag ich nicht von Menschen erwarten. Kann ich GENAU DAS
selber doch auch nicht anbieten.

Ich glaube, es geht auch um Selbstschutz.
Bei mir.

Jetzt hab ich erst einmal Aufschub, vielleicht schaffe ich die Urnenbeisetzung. Ich schaffe und erdauere meine Abschiede.....es braucht aber ...

Hmmh, mir fällt viel ein, zum Thema, Abschied und Tod.

So auch, dass ausgerechnet diese Pärchen_Freunde, mit denen munter Weihnachten gefeiert worden war, GAR NICHT KOMMEN zur Trauerfeier.
Die Eine ist in Spanien, im Urlaub,kommt aber nicht 2 Tage früher zurück.Wegen der Trauerfeier. Das ist angeblich X beste Freundin gewesen......

Ehepaar Nr. 2 hat durchaus und trotz des schweren Verlustes
die Namibia_Reise angetreten, ist also bei der Trauerfeier auch nicht da.
Ehepaar Nr. 3 ist in Kur, und kommt auch nicht.

Na ja, und LP hat dann gestern mit seinen Kumpels lieber Fußball geguckt, als mir Freundin Y und der Schwester ein gemeinsames Abendessen einzunehmen.

Ich beobachte, ich staune........irgendwo ein riesen TammTamm um die verstorbene X, aber ALLE, aber auch ALLE gehen ganz schnell zur Tagesordnung über. Ich kann nur staunen.

Bei mir geht es langsamer, das kenne ich von mir, und das verdamme ich auch nicht.
Auch ich werde diesen Verlust erdauern.
DAS weiß ich.

Soviele Gedanken, Gefühle, die herumpurzeln.
Es ist so.
GiseEli
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Aurelia Belinda
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo GisEli,

Ich finde es gut dass du eine Entscheidung getroffen hast mit der du zurecht kommst. Du wirst nicht Teil nehmen.

Verstehe ich gut. Alleine die seltsamen Familienverhältnisse die du da aufführst erschaudern schon.

Weiter denke ich, dass jeder anders trauert. Nicht Teil zu nehmen heisst nicht, dass du nicht den Verlust betrauerst. Sondern nur, dass du anders trauerst.

Oben der Spruch stimmt nämlich.
Nichts ist verlogener als....

Viele, auch ganz enge Freunde gehen oft nur hin um gesehen zu werden.
Im guten Licht bei anderen da zu stehen.

Den Verlust wirklich betrauern kann man nämlich auch zu Hause.
Habe auch etwas Probleme bei Beerdigungen. Eben weil es so verlogen ist. Das menschliche kommt meist nicht zu Tage. Schon die Trauerfeier ist ein Akt ( aus meiner Sicht ) die unwürdig ist. Sofort wird abgelenkt vom Geschehen. Vom Tod. Von dieser Person, was diese Person ausgemacht hat.

Damit komme ich nicht zurecht.
Jeder kann u. Mag das nicht.
Gibt immer mehr Leute die eine Trauerfeier im klassischen Sinn ausfallen lassen.es ist wie bei jeder Festlichkeit, wenn komische Verwandschafts Verhältnisse dazu kommen.
Muss man sich das nicht antun.

War schon auf einigen Beerdigungen.
Und mag diese Feier hinterher nicht.
Soll vielleicht zeigen dass alles seinen gewohnten Gang weiter gehen soll.
Und eben das stört mich.

Verlust braucht ZEIT zum Verarbeiten.
Da ist eine Feier für mich Fehl am Platz.

Im Dorf auf großen Beerdigungen gehen viele nur aus Neugier hin.
Nicht aus Trauer. Schlimm.

Ich trauere wirklich und beschäftige mich intensiv mit dem Verlust.
Und zwar NICHT ÖFFENTLICH!!
Früher sind 3 Schulkameraden im Jugendalter verstorben, einer Hirnhautentzündung durch Zecke, der zweite Autounfall, der dritte Embolie.
Innere Angst stieg in mir hoch.

Ob nun wir Mädchen dran sind.
Waren ja alles Jungs.
Bei den ersten beiden war ich auf der Beerdigung, beim dritten nicht.
Habe für mich zu Hause getrauert.
Nachgedacht. Lange damit beschäftigt
Während die anderen längst zum Alltag über gegangen sind.

Gute Freunde von uns haben ihren Sohn durch Krebs verloren, wir hatten die Familie den 2 Jährigen Weg begleitet, überwiegend moralisch, aber auch mal Wäsche gebügelt etc. Er starb mit nicht mal 14 Jahren. Die Mutter konnte Irgend wie damit umgehen weil sie ständig und mit jedem drüber gesprochen hat. Der Vater könnte schlecht damit umgehen, hat alles in sich rein gefressen, wurde krank. Tinnirus u. Mehr. War lange Zeit krank geschrieben. Der einzige, ältere Bruder ging vermeintlich gut damit um. Ist heute psychisch gestört. Denke es hängt damit zusammen er war der ruhigere, und jemand dem vieles nicht gelungen ist, Job.....Arbeitslos. Lange, lange.

Ich, wir.....mein Mann ist auch sensibel, hatten lange daran zu kauen.....

Als ich zwölf j. War ist meine Oma auf der Strasse gestorben. Die Bilder hatte ich ganz schlecht aus dem Kopf gekriegt, auch als ich sie tot im Sarg gesehen habe. Brauchte etwas Rückzug um das zu verarbeiten. Oft davon geträumt.
Selbst im Erwachsenen Alter kam sie mir im Traum mal vor.....

Gruß, Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
GiseEli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von GiseEli »

Guten Morgen,

euch Allen vielen herzlichen Dank dafür, dass ihr euch mit mir und meinen Gefühlen und Gedanken auseinandergesetzt habt, und mir eure Meinung geschrieben habt.

Wie könnte es anders sein :roll: habe ich seit gestern Abend einen fieberhaften Infekt und eine Bindehautentzündung. Was bin ich froh, um meine Krankenschwester_Freundin, hier um die Ecke, die mir gleich Tröpfchen empfohlen hat, ohne dass ich zum Arzt muss.
Wenn bis Montag nicht besser, dann gehe ich zum Arzt.

Jetzt ist Ruhe angesagt. Körper streikt.

Ich hoffe nach wie vor, dass niemand mit mir beleidigt ist, weil ich an der Trauerfeier nicht teilnehmen kann.
Es gibt ja noch die Urnenbestattung. Wir werden sehen.

Wenn ich es genau betrachte, habe ich schon zeitlebens enorme Probleme mit Todesfällen, und zu Beerdigungen zu gehen. Auch schon als junge Frau konnte ich das manchmal nicht.

ich denke, was hätte es gebraucht, dass ich es schaffe.

Irgendwie bin ich zwar ein geübter Single, und mag auch mein Alleine_Leben, fühle mich allermeistens gar nie einsam, da ich ja durchaus vielfältige und interessante Kontakte pflege.
Aber dieser plötzliche Todesfall einer Freundin zeigt dann wieder die Grenzen dieser Lebensform oder zeigt die Fußangeln eines modernen Lebens.
In einer gut funktionierenden Partnerschaft wäre es jetzt heute gar kein Problem gewesen, dann hätte mich halt der Partner zum Friedhof gefahren. Und ich hätte abgeben können......müsste nicht so ganz alleine durch Vieles durch.

Ja, hier in einer schönen Großstadt lebend, sind es durchaus 40 Autominuten zu besagtem Friedhof. Bin ich fitt und gut gelaunt, alles easy, wird aber schon zum Problem, wenn ich mich wackelig fühle, eigentlich losheulen könnte, es nicht kann, wenn meine Konzetration nur noch rudimentär ist, weil mir soviel durch den Kopf geht.

In meinem ehemaligen Stadtteil war ich ja auch durchaus mit einigen Todesfällen konfrontiert.
Aber da ging man zu Fuß ein paar Minuten zum Friedhof, eingebettet in eine freundliche Nachbarschaft, und irgendwie war das dann eher zu bewältigen.

Es ist ein SCHLAG, dass X gestorben ist, so oft, wenn ich was lese in der Zeitung, denke ich, ahhh, da muss ich mit X drüber reden----und gleichzeitig fällt mir ein, sie lebt doch gar nicht mehr.
Einzig und allein bin ich so froh für sie, dass sie nicht leiden musste. Ich glaube, es war ihr ein Graus, vielleicht in einem Pflegeheim zu sein, und noch gebrechlicher zu werden, als sie es eh schon gewesen ist.

Gerne hätte ich mich von ihr verabschiedet. DAS geht leider nicht mehr, natürlich außer innerlich.
Ja, manchmal rede ich innerlich mit ihr, und winke ihr innerlich auf der Wolke oben rechts im Himmel zu. Da tummeln sich mittlerweile etliche Verstorbene.
Ist so ein tröstliches inneres Bild von mir.

Auch denke ich immer , X ist uns allen nur vorausgegangen.

Heute ist so ein wunderbarer Frühlingstag, das Leben lockt.....und immerhin verweigere ich mich im Moment ganz trüben Zukunftsängsten, so in dem Sinne----auweia, was kommt da noch alles auf mich zu an weiteren Todesfällen und Krankheiten bei mir und im Umfeld. (Was ja leider aufgrund des Alters durchaus realistisch ist.)

Wir werden sehen, wie ich was verarbeite. Im Hinterkopf habe ich durchaus, dass es geeignete Psychotherapie für so ältere Zausel wie mich gibt.....wenn ichs nicht schaffe.

Euch allen wünsche ich gutes Gelingen
bei euren ureigenen Belangen
GiseEli
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Franz Kafka
Lieblingsuli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Lieblingsuli »

Vielleicht kann man Beerdigungen auch was Positives abgewinnen. Denn gerade beim Beerdigungskaffee werden doch oft die alten Dönnekes wieder vorgeholt und man kann wunderbar in Erinnerungen schwelgen. Den Begriff "Leichenschmaus" mag ich aber weniger.
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Lothar de Maizière
GiseEli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von GiseEli »

Ja, lieber Lieblingsuli....

DAS hat schon was, mit dem Zusammensitzen nach einer Trauerfeier / Beerdigung.
Hab ich auch schon erlebt.

Es könnte und würde Gemeinschaft stärken.

Aber jetzt ist es so, wie es ist bei und mit mir. :roll:

Grüße
GiseEli
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Franz Kafka
Monchen12345
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Monchen12345 »

GiseElli,

Gut dass du für dich eine Entscheidung getroffen hast.
Ich kenne Beerdigungen eigentlich nur so dass Messe und Beisetzung direkt hinter einander sind, damit hat man nur eine Chance. So hast du ja noch eine Möglichkeit.
Ich finde den Moment am Schlimmsten, wenn der Sarg/die Urne herab gelassen werden. Als Teenager habe ich damals relativ schnell hinter einander beide Großväter verloren. Das waren auch so die ersten "eigenen" Beerdigungen. Ich hab mich beim zweiten Mal bewusst entschieden, nicht zur Beisetzung zu gehen. Nachmittags war ich dann mit meinen Eltern am Grab und hab noch ne eigene Blume hingebracht.
Das wurde nicht von jedem aus der Verwandschaft verstanden und gab halt auch komische Blicke und Kommentare.( Gerade die ältere Generation meinte dann dass gehört sich nicht).
Meine Eltern haben dann halt klar gemacht, dass jeder das Recht hat so zu trauern, wie er will. Das wurde zumindest dann geschluckt. Verstanden haben es vermutlich nicht alle.

Aber geblieben ist die eindeutig Aussage: jeder darf so trauern wie er will.

Beim Kaffee trinken im Anschluss hab ich es auch eher so erlebt, dass man sich nochmal über nette Begebenheiten austauscht. Und es ist gerade bei weiter verteilten Familien auch ein Familientreffen...

Dass man auch wenn jemand Nahestehndes gestorben ist, auch normalen Alltag macht, kann ich gut verstehen. Es ist dann für mich eine Auszeit von dem ganzen Traurigen. Einfach etwas Ablenkung und normaler Alltag. Deshalb kann ich niemanden verurteilen.

Alles Gute für dich,
Monchen

P.S. Eigene Beerdigungen deshalb, weil ich als Messdiener schon ein paar erlebt hatte, aber da war ich halt nie selbst betroffen.
Gertrud Star
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo GiseEli,

mit dem Infekt bist du nicht alleine, den hab ich auch seit heute, oder besser gestern abend, nur (bisher) ohne Fieber.

Bei mir war es vor Jahren mal so, da war ich so knapp 40 Jahre alt, da starb ganz unerwartet meine Freundin mit Anfang 40.
Ich war da auch nicht auf der Beerdigung. Sie hatte einen Freundeskreis, der nichts mit ihrer Familie zu tun hatte, zu der sie recht viel Distanz hatte, was nachzuvollziehen war.
Wir hatten zu zweit damals einen echten Grund, nicht dahin zu gehen, nämlich auf ihr Kind aufzupassen (möchte ich nicht näher ausführen). Da war ich froh drum.
Uns wurde erzählt von der Beerdigung, und später bekam ich auf einer DVD viele Fotos davon.

Später war ich mal alleine auf dem Friedhof sie dort beim Familiengrab besuchen.
Jemand verriet mir die Stelle auf dem Großstadtfriedhof, von mir auch so weit weg wie bei dir.

LG Gertrud
GiseEli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von GiseEli »

Hallo Gertrud,
guten Tag an alle.

Ja, gestern war also die Trauerfeier, bei der durchaus Einige nicht teilnehmen konnten. Gemeinsame Freundin X hat dann gestern Abend angerufen, und mir ausführlich berichtet.

Es gibt eine Urnenbeisetzung dann nach Ostern.
Oder ich gehe alleine ans Grab dann, vielleicht mit ner guten Freundin, die einem nicht das Ohr abschwätzt vor lauter eigener Trauer.
Mit Begleitung bei Trauerfällen habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht. Die Wenigsten
sind wirklich bei einem.


Jeden Tag denke ich an Freundin Y und bin traurig, was wir alles nicht mehr miteinander unternehmen können.

Gleichzeitig beginnt hier der Frühling, in meinem grünen Stadtteil, was da alles aussschlägt, die wunderbaren Forsythien, immer denke ich, das kann Y nicht mehr sehen. Wehmut.

Aber ich darf weiterleben und mich daran erfreuen.

Dieser plötzliche Herztod ist ein großer Fingerzeig für uns Hinterbliebene, aus unseren letzten Lebensjahren noch was zu machen.
Es ist eine Aufforderung.

Leider bin ich jetzt in einem Alter, wo Mensch sich mit der Endlichkeit und Abschiedlichkeit des Lebens auseinandersetzen muss.
Und vorallem es akzeptieren muss, auch diese ureigene Endlichkeit.
Keiner bleibt ewig auf dieser Erde. Alle gehen irgendwann.

Eine Leere oder ein böses Loch empfinde ich nicht.
Und ich hoffe, es bleibt so.
Brunnentiefe Trauer ist da. Auch träume ich heftig, heute Nacht von Särgen u.s.w....schlaf dann stundenweise nicht ein.
Ich lass es, es ist eine Ausnahmesituation und es wird sich wieder beruhigen.

Ich kann nur Y in meinem Herzen bewahren, und kann auch festsstellen, dass ich durchaus auch was von ihr gelernt habe.....Beziehungen aller Art sind einfach wichtig für uns Menschen.
Und es ist schön, dass ich diese vielen Jahre mit ihr hatte.


Ein schönes Frühlingswochenende
wünscht
GiseEli
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Franz Kafka
Aurelia Belinda
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo Gertrud,

Erstmal gute Besserung für deinen Infekt. Wenn es ohne Fieber ist könnte es auch eine Art Allergie sein? Hab ich mir beim Lesen gedacht. Haben jetzt viele damit zu kämpfen. Sogar der Hund meiner Schwester.....

@ GisEli,

Ich bin fest davon überzeugt dass eine Trauerfeier nichts mit echter Trauer zu tun hat. Ist eine Zusammenkunft ja. Vielleicht weil einige verstreut wohnen.
Sich noch austauschen wollen.

Dort wird ( hab ich so erlebt ) Oft gelacht. Oft vom Geschehen abgelenkt.
Das finde ich unpassend und traurig.
Richtige Trauer findet anders statt.
Im Kopf. Nicht in der Öffentlichkeit.

Immerhin ist ein Mensch von diesem Erdendasein gegangen. Hinterlässt oft große Lücken. Da finde ich es komisch wenn einfach zur Tagesordnung übergegangen wird. Als möchte man was verdrängen. Nämlich die eigene Sterblichkeit. Wir wissen dass wir nicht ewig hier sind. Müssen uns damit anfreunden. Jeder auf seine Art.

Schlechtes Gewissen denke ich braucht man nicht haben, wenn man eine Trauerfeier nicht besucht.
Ist nur eine andere Art von Trauer.
Eben für sich. Nicht öffentlich.

Du schreibst das mit den Träumen.
Ist bei mir ähnlich wenn ich Nahestehende oder lieb gewonnene Menschen gehen lassen muss.
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Welshcorgi
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Welshcorgi »

Ich glaube Du verwechelst "Trauerfeier" mit "Leichenschmaus".

Trauerfeier ist das was vor der eigentlichen Beisetzung stattfindet: Reden werden gehalten, bei den Christen gibt es einen Gottesdienst, Freunde oder Angehörige singen traurige Lieder usw.

Wovon Du sprichst ist der Leichenschmaus: Hier treffen sich die Beerdigungsteilnehmer zum Kaffee oder zum Essen.

Übrigens bin ich beim Thema Leichenschmaus Deiner Meinung. Mit Trauer hat das nichts zu tun.
Bei der Beerdigung meiner Großmutter haben wir den nicht gemacht. Einige Verwandte waren zwar etwas mürrisch aber das ist deren Problem.

LG Welshcorgi
Ich glaube an die Kraft der Phantasie: Wenn ich will das die Sonne scheint, lasse ich sie einfach aufgehen - auch über Wuppertal. (Pina Bausch)
Aurelia Belinda
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Hallo du,

Das stimmt. Ist mir jetzt hinterher in den Sinn gekommen. Ich rede von Leichenschmaus. Bei uns hier nennt man allerdings nicht so.
Vielleicht kam ich durcheinander.

Gut beobachtet. Es war schön die Feier hinterher gemeint. Nicht die eigentliche Trauerfeier.

Grüße,
Aurelia Belinda
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GiseEli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von GiseEli »

Guten Morgen.

Selbst-Schutz beschäftigt mich heute Morgen in meiner Trauer um diese Freundin.

Alle Signale meiner Seele und meines Körpers (fieberhafter Infekt, Bindehautentzündung) deuten darauf hin.
Ich glaube, ich hätte die geballte Trauer sovieler Menschen nicht ausgehalten.
Neben meiner eigenen Trauer.
Auf der Trauerfeier vor Einäscherung.

Und die Trauer ist da, nicht in Heulkrämpfen, das kenne ich auch von anderen Trauerfällen, nein, mir gehen soviele Situationen mit der Freundin durch den Kopf, die Seele, schöne, richtig gute, aber auch diese schwierigeren Phasen und Seiten.

Vielleicht ist das normal für den Weg des Abschiednehmens, den ich jetzt gehe.

Es nimmt mir nicht den Boden unter den Füßen.
Gestern war ich beim Friseur, und habe gesehen, dass man es mir sehr ansieht. Ein so blasses Gesicht im Spiegel anzusehen, und wirklich traurig........mitgenommen.
Keine Kraft, irgendwas Anderes vorzuspielen.

Wie gut hab ich das als junge Frau können.

Immer denke ich____Freundin x hätte es nicht gewollt, dass ich mich komplett aus dem Leben zurückziehe und nicht mehr hochkomme, also nehme ich durchaus (nicht alle) Termine wahr, so meine Wassergymnastik, orthopädisch verordnet.
Und in dem schönen Heilwasser sinniere ich dann doch wieder über sie. Sie hat mich so ermutigt, trotz meines Übergewichtes doch endlich mit ihr gerade in dieses Mineralbad zu gehen.
Hatte ja schon alles parat, den Tankini, die Badekappe, die Latschen, und wir wollten das angehen........

Jetzt gehe ich es alleine an. In ihrem Sinne und natürlich auch in meinem.
Brunnentief traurig bin ich.

Das Aberwitzige ist, dass ich dann doch lachen kann im Heilwasser in der Gruppengymnastik für Chroniker, es gibt da wirklich komische, witzige Situationen mit uns.
Und dann denke ich, ich darf auch lachen, neben der immensen Trauer um diese Freundin.

Das Leben ist schön und schwer zugleich.

Schlaf ist gestört, so wie fast immer, und dann stehe ich derzeit halt schon um 5 Uhr mogens auf.....frühstücke, schreibe in meinen Netzwerken, auch hier.
So ist es eben.

Halbnormal nur. ;) :roll:

Grüße
GiseEli
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
anna54
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^waqw

Beitrag von anna54 »

Hallo Selas
jemandem die letzte Ehre erweisen ist eine uralte und sinnvolle Tradition.
Da muss nichts aufgerechnet,nachgerechnet werden.
Es geht um dich,bist du bereit die letzte Wahrheit anzunehmen,auch den eigenen Tod?Friedvoll kann eine Beerdigung sein,würdevoll und trostreich.
Ganz still und leise kann ich meinen Beitrag leisten,wenn wir die Toten nicht mehr ehren,damit meine ich auch,eigene Befindlichkeiten hinten an zu stellen,dann verlieren wir die Würde,die jeder verdient,auf seiner letzten Reise.
anna54
GiseEli
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von GiseEli »

Guten Morgen,

der letzte Beitrag ist insofern interessant, da er darauf hinweist, dass ja alle Kulturen zu allen Zeiten Rituale pflegen für Verstorbene.
Nein, nicht in allen Kulturen gibt / gab es gnau diese Beerdigungen bzw. Beerdigungsrituale wie bei uns.

Wer meine Beiträge hier genau gelesen hat, weiß, dass ich mich sehr wohl mit der allgemeinen Endlichkeit, auch meiner ureigenen auseinander setzte.
Und dass es mir im Moment noch schwer fällt, anzunehmen, dass es diese Freundin nicht mehr gibt.
wenn wir die Toten nicht mehr ehren,damit meine ich auch,eigene Befindlichkeiten hinten an zu stellen,dann verlieren wir die Würde,die jeder verdient hat auf seiner letzten Reise.
Wenn ich EINES auf meine alten Tage gelernt habe, dann meine Grenzen zu erkennen und versuchen, sie zu wahren. Ich kann nicht grenzenlos geben, und für Andere da sein.
Oder das tun zu müssen, was jetzt für Andere gut ist.
Und vorallem sind meine Grenzen manchmal sehr eng. Erschreckend eng.
In meinem anstrengenden Beruf früher, bin ich sehr wohl mit Fieber arbeiten gegangen oder habe trotz Krankschreibung Konferenzen geleitet....immer weil ich dachte, ich sei es den Jugendlichen Schuld.
Hätte ich nur damals besser meine Grenzen eingehalten, wäre ich sicher nicht an meiner schweren Depression erkrankt.


Ich denke, gerade Menschen, die zu seelischen Erkrankungen neigen, deren eigenes wichtiges Gebot ist, sehr gut auf die eigene Befindlichkeit zu achten.
Wird die eigene Befindlichkeit zu oft übergangen, ist ja schnell wieder die Depression im Anmarsch.
Oder Erhöhung von Notfallmedikamenten u.s.w.

Heute vor 2 Wochen ist die Freundin gestorben, und ich habe schon wieder viel zu oft das Atosil nehmen müssen, weil ich sonst nicht schlafen kann.
Alles muss seine Ausgeglichenheit im Leben haben, das sich Sorgen um Andere, für Andere da sein zu wollen, aber auch Sorge tragen für sich selber.

Wer versucht, auf sich selber aufzupassen, missachtet damit doch nicht die Würde eines Lebenden oder gar eines Verstorbenen.

Soweit mal das, was ich denke.

Einen guten Tag allen,
auf dass ihr alle
gut für euch sorgt.
GiseEli
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Aurelia Belinda
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Re: Hilfe____ich schaff es einfach nicht mit Beerdigungen

Beitrag von Aurelia Belinda »

Das sehe ich auch Do wie GisEli,

Die Würde wird ebenso bewahrt wenn man an diesen Ritualen nicht Teil nimmt.
Anders trauert. Nicht weniger tief.

Dieses öffentliche Trauern, hat viel mit Sehen und gesehen werden zu tun.

Trauern findet im Kopf statt. Dazu brauche ich keine Öffentlichkeit.
Die ist da eher störend.....
Wenn man innig trauert.

Auch hat es nichts damit zu tun, wie gut man seine eigene Endlichkeit akzeptiert.
Glaube ich.

Sondern eher, ich muss mich aktuell schützen vor neuem Rückfall.

Das heisst nicht dass sie die Würde der Freundin nicht bewahrt.

Das ist mein Gedanke dazu,
Gruß Aurelia Belinda
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
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