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Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 23. Apr 2018, 13:36
von airbubble1983
Hallo Ihr Lieben,

ich bin absoluter Neuling, nicht nur hier im Forum, auch beim ganzen Thema „Depression“ und habe in den letzten Monaten versucht mich in das Thema hereinzuarbeiten. Ich selber bin nicht betroffen, sondern mein langjähriger Freund und Lebenspartner. Dieser hat sich selber in eine Klinik einweisen lassen, ohne mit mir darüber zu reden und hat mir dies erst nach seiner Einweisung erzählt. Seitdem haben wir so gut wie keinen Kontakt und ich hoffe auf Eure Erfahrungen und auf Euer Wissen, ob dies „normal“ ist bzw. sein kann? Ich habe schon einmal gelesen, dass manche den Kontakt zur Umwelt komplett abbrechen, also gilt das auch für den Kontakt zum Lebenspartner?

Und falls das „normal“ ist, dann bringt es sicherlich auch nichts, dass ich mich bei ihm melde, richtig?

Desweiteren beschäftigt mich natürlich die Frage, ob die für ihn zuständigen Therapeuten die Lebenspartner nicht in irgendeiner Form mit einbeziehen?! Mir ist absolut klar, dass mein Lebenspartner die Hilfe benötigt und es hierbei keinesfalls um mich geht, aber für jemanden wie mich, der einfach ins kalte Wasser geschmissen wurde, erst 4 Wochen später erfahren hat warum ihr Lebenspartner in der Klinik ist und dann einfach damit umgehen soll, dass weder Kontakt herrscht noch irgendjemand die offenen Fragen beantworten kann, ist das absolut grausam und ich glaube viele können sich das gar nicht vorstellen, dass man ohne Antworten das Ganze gar nicht verarbeiten kann.

Ich habe noch zig weitere Fragen, aber wäre froh, wenn Ihr mir zumindest schonmal bei diese Fragen helfen könntet und mir einfach helft das Ganze zu verstehen! Ich danke Euch schonmal für Eure Hilfe, Ratschläge und Antworten!

Re: Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 23. Apr 2018, 14:04
von Daniel21
Hallo airbubble,
ich bin jetzt selbst kein Angehöriger und kann mir daher nur vorstellen wie schwer die Situation für dich ist. Ich habe bei meinem ersten Klinikaufenthalt auch den Kontakt zur Aussenwelt, bis auf meine Mutter, abgebrochen und alles in meinem Leben überdacht. Es ist auch manchmal sehr schwer mit seinen Angehörigen über seine Probleme und düsteren Gedanken zu sprechen, besonders wenn sie uns sehr nahe stehen.

Ein Psychologe zieht einen Lebenspartner nicht unbedingt mit in die Behandlung ein, wenn man nicht darum bittet.

Ich kann jetzt nur von mir aus sprechen, ob das "normal" ist weiß ich auch nicht.

Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen.

LG Daniel

Re: Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 23. Apr 2018, 14:30
von airbubble1983
Lieber Daniel,

ich danke Dir für Deine Rückmeldung und Deine Hilfe. Ich hoffe, dass es Dir mittlerweile wieder besser geht.

Ich glaube, dass die ganze Situation für beide Seiten richtig schwer ist!

Kannst Du mir vielleicht noch verraten, warum Du den Kontakt zu Deinem Umfeld abgebrochen hast? Ist das eher aus Angst vor der Reaktion von anderen, aus Scham oder weil man einfach Ruhe haben möchte? Ich versuche das Ganze nämlich einfach nur zu verstehen... Ich stelle mir halt leider auch oft die Frage, ob er dann wenigstens mal an mich denkt, da spielen natürlich auch Trennungsängste eine Rolle!

Und würdest Du mir raten, dass ich mich dann auch nicht mehr melden soll und einfach abwarten soll?

Lieben Gruß

Re: Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 23. Apr 2018, 14:42
von Daniel21
Bei mir war es damals eine Mischung aus vielem, zum einen wollte ich etwas Ruhe und Zeit für mich, zum anderen wollte ich mich vor dummen Komentare schützen. Ich wollte aber auch die anderen vor mir schützen, weil ich oft Dinge gesagt habe die ich später dann bereute.

Ob du dich bei ihm melden solltest ist eine schwere Frage, ich wollte auch mal testen wer so an mich denkt wenn ich mich nicht melde. In deiner Situation, also Partnerschaften ist das eben etwas ganz anderes.
Ich will dir nichts falsches raten aber vielleicht kannst du ihn einfach mal fragen ob er lieber seine Ruhe will oder wie du ihm helfen kannst.
Ich hoffe es hilft dir weiter.

LG Daniel

Re: Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 23. Apr 2018, 14:47
von airbubble1983
Jeder Rat hilft einem weiter!

Irgendwie versuchen wir ja alle hier nur Antworten zu finden, damit man einfach besser mit der Situation klar kommt!

Also danke dafür!

Re: Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 23. Apr 2018, 17:37
von Sybilix
Hallo airbubble,

falls Du mehr zu meinen Hintergrund (Angehöriger etc.) wissen möchtest, verweise ich auf einen Post von mir:
>Was mir hilft besser damit umzugehen - als Angehöriger<
Auch einiges mehr, was Dir vielleicht auch helfen kann.

Ich stehe mit einigen ihrer/unseren Freunde in Kontakt, bei niemandem hat Sie sich seit Sie in der Klinik ist gemeldet. Auch bei mir (Ehemann) meldet Sie sich eher widerwillig bzw. in erster Linie wegen Kinder oder praktischen Dingen (Post, Kosten etc).

Ich möchte keinesfalls einen Pauschalanspruch erheben und sagen das ist "normal" - es ist nur scheinbar typisch bzw. ein möglicher Versuch den betroffenen Patienten eine andere (bessere?) Ausgangssituation zu verschaffen.

Dank @ Daniel, der Aspekt dass man Kontakt vermeidet, weil man Angst hat Dinge später zu bereuen... kam mir noch gar nicht. Viele, viele andere Erklärungsversuche, aber nicht der Gedanke dass man sich in diesem Moment auf kommunikatives "Glatteis" begeben würde.

Bei uns sind es jetzt schon 6 Wochen, ohne merkliche Änderung/Besserung im Sinne der Kommunikation, vergangen.

Eine Kollegin, selbst ehemals von der Krankheit betroffen, sagt fast schon mantraartig: "Lass Sie in Ruhe, Sie kommt, wenn Sie soweit ist, von ganz allein".

Ich wünsche Dir viel Kraft,
Sybilix

Re: Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 24. Apr 2018, 02:24
von Succubus
airbubble1983 hat geschrieben:Hallo Ihr Lieben,

ich bin absoluter Neuling, nicht nur hier im Forum, auch beim ganzen Thema „Depression“ und habe in den letzten Monaten versucht mich in das Thema hereinzuarbeiten. Ich selber bin nicht betroffen, sondern mein langjähriger Freund und Lebenspartner. Dieser hat sich selber in eine Klinik einweisen lassen, ohne mit mir darüber zu reden und hat mir dies erst nach seiner Einweisung erzählt. Seitdem haben wir so gut wie keinen Kontakt und ich hoffe auf Eure Erfahrungen und auf Euer Wissen, ob dies „normal“ ist bzw. sein kann? Ich habe schon einmal gelesen, dass manche den Kontakt zur Umwelt komplett abbrechen, also gilt das auch für den Kontakt zum Lebenspartner?

Und falls das „normal“ ist, dann bringt es sicherlich auch nichts, dass ich mich bei ihm melde, richtig?

Desweiteren beschäftigt mich natürlich die Frage, ob die für ihn zuständigen Therapeuten die Lebenspartner nicht in irgendeiner Form mit einbeziehen?! Mir ist absolut klar, dass mein Lebenspartner die Hilfe benötigt und es hierbei keinesfalls um mich geht, aber für jemanden wie mich, der einfach ins kalte Wasser geschmissen wurde, erst 4 Wochen später erfahren hat warum ihr Lebenspartner in der Klinik ist und dann einfach damit umgehen soll, dass weder Kontakt herrscht noch irgendjemand die offenen Fragen beantworten kann, ist das absolut grausam und ich glaube viele können sich das gar nicht vorstellen, dass man ohne Antworten das Ganze gar nicht verarbeiten kann.

Ich habe noch zig weitere Fragen, aber wäre froh, wenn Ihr mir zumindest schonmal bei diese Fragen helfen könntet und mir einfach helft das Ganze zu verstehen! Ich danke Euch schonmal für Eure Hilfe, Ratschläge und Antworten!
Hallo airbubble,
ich selber bin Betroffene und habe auch schon Erfahrung mit verschiedenen Kliniken gemacht.
So einzigartig wie jeder Mensch ist, so einzigartig zeigt sich dann auch die Depression. Oft finden sich mal hier und mmal dort Ähnlichkeiten, doch eine tatsächliche Klärung der Situation ist nur direkt mit dem Betroffenen möglich.
Ich verstehe dein Bedürfnis das Ganze verstehen zu wollen und finde es gut dass du dich informierst und auch eigenständig nach möglichen Erklärungen für das Verhalten suchst.

Mit Klinik meinst du vermutlich einen stationären Aufenthalt in der Psychiatrie? Und ich gehe stark davon aus dass es sich dann auch um die offene Station handelt?
Ist dein Partner auch die Wochenenden in der Klinik? In der Psychiatrie habe ich es bisher nur so erlebt dass man die ersten 2 Wochenenden in der Klinik verbringt und die anschließenden dann zur Belastungserprobung daheim.
Nur bei einem Reha-Aufenthalt kenne ich die ununterbrochene Unterbringung in der Klinik.

Auch in einer Klinik werden Therapheuten wie auch Ärzte nur mit Einverständnis des Patienten mit den Angehörigen sprechen. Wenn dies nicht gewünscht ist, kommt das soweit ich weiß auch nicht vor.

Lg

Re: Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 24. Apr 2018, 10:21
von airbubble1983
@Sybilix

Guten Morgen Sybilix,

Deinen Post habe ich bereits entdeckt, als ich mich über dieses Forum informiert habe und ich muss sagen, dass er mir schon 2, 3 oder 4 Fragen direkt beantwortet hat, also vielen Dank dafür! Es sind so viele offene Fragen in meinem Kopf und es wird nun Zeit, dass ich diese beantwortet bekomme, damit auch ich in irgendeiner Form mit der Situation leben kann. Dafür bin ich hier und finde es toll, dass man sich mit Erfahrungen austauschen kann.

Um ehrlich gesagt beruhigt es mich schon ein wenig, dass Ihr auch solche Erfahrungen gemacht habt bezüglich des geringen Kontakts, weil ich mir z.B. auch ständig die Frage stelle, ob er sich nicht meldet, weil ich kein Teil mehr seines Lebens sein soll oder einfach, weil er nicht kann oder Ruhe braucht, etc, auch wenn hierfür natürlich keine Garantie besteht.

Ich hoffe, dass Du ebenfalls die Kraft hast diese Zeit durchzustehen, bei mir ist das derzeit so lala, es gibt Tage die sind okay und weniger gute Tage... Naja...

Lieben Gruß




@Succubus

Guten Morgen Succubus,

auch Dir vielen Dank für Deine Rückmeldung und Deine Erfahrungen.

Und ich gebe Dir auch vollkommen Recht, jeder Mensch ist anders und gewisse offene Fragen kann auch nur er selbst mir beantworten. Es wäre nur schön, wenn er dies demnächst mal tun könnte, denn ich zerbreche an der Ungewissheit. Ich bin jemand, der Dinge verstehen muss um diese zu verarbeiten, aber hier verstehe ich sovieles noch nicht.

Ja, mit Klinik meine ich einen einen stationären Aufenthalt und mein Partner ist dort auch an den Wochenenden. Mehr kann ich Dir leider nicht beantworten, er hat sich dorthin begeben ohne mir Bescheid zu geben, ich habe diese erst erfahren, als er dort war und seitdem haben wir leider nicht viel Kontakt. Auch erst jetzt im Laufe der letzten Wochen habe ich erfahren wie schlimm sein Zustand wirklich ist, das hat er mir nicht gesagt.

Lieben Gruß

Re: Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 25. Apr 2018, 12:53
von Netzer73
Hallo Zusammen,

meine Frau ist zur Zeit in der Reha und da stellt sich das ganz anders dar.
Wir haben täglichen Kontakt, soweit es der schlechte Handyempfang dort zulässt.
Was sich aber echt als Problem darstellt ist, dass wir sehr viel diskutieren und das hilft ihr bestimmt auch nicht weiter.
Hier wäre es wahrscheinlich besser keinen Kontakt zu haben, bevor man sich alles kaputt macht (24 Jahre Ehe).
Sie hatte auch vorher schon mehrere Reha und Klinikaufhalte wegen den Depressionen und da hatten wir auch immer Kontakt.
Ich glaube das auch immer von der Art der Depri abhängig.

Aber wichtig ist, dass Du für Deinen Partner da bist wenn er wieder daheim ist!!!

LG,
Netzer73

Re: Partner in Klinik - quasi Kontaktabbruch

Verfasst: 2. Mai 2018, 15:56
von airbubble1983
Hallo Netzer73,

die Krankheit "Depression" ist scheinbar unberechenbar, jeder Betroffene reagiert quasi anders, das habe ich hier schon gelernt. Und Du hast Recht, natürlich ist es wichtig für meinen Partner da zu sein, wenn er wieder aus der Klinik raus kommt, das habe ich ihm auch geschrieben, als wir das letzte Mal Kontakt hatten. Ich hoffe nur, er kommt auch wieder...

Lieben Gruß