Lebensangst um die Partnerin

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music_is_life
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Registriert: 9. Nov 2014, 16:31

Lebensangst um die Partnerin

Beitrag von music_is_life »

Seit einigen Jahren leide ich unter Depressionen. Diese ist hauptsächlich Angstgesteuert. Ich nehme seit 1 Jahr Paroxetin in geringer Dosis (10 mg/Tag). Die letzten Monate hatte ich die Depressionen/Ängste im Griff.

Vor 2 Tagen hatte ich einen Nervenzusammenbruch. Meine Freundin (Mitte 20) hatte Rötungen am Arm, ist zum Hautarzt und wurde mit der Diagnose "Livedo racemosa" in die Klinik überwiesen. Vermerkt war "Verdacht auf Sneddon-Syndrom".

Während sie dort war, war ich im Büro und recherchierte darüber. LEIDER! Ich habe ein medizinisches Grundverständnis, da ich mich sehr viel damit beschäftige. Ich las über die Seltenheit dieser Krankheit, die Tendenz zu Schlaganfällen, die Sterblichkeit und die schlechten Behandlungsmöglichkeiten. Dabei wurde mir plötzlich heiß und ich bekam kaum Luft. Mein Brustkorb erdrückte mich. Ich saß alleine im Büro, öffnete das Fenster und brach innerlich zusammen.

In der Klinik (2 Oberärzte mussten sich hierzu beraten) konnten den Verdacht nicht ausschließen und haben für nächste Woche eine 4-tägige Untersuchungsreihe (mit MRT, Gewebeentnahme etc.) angeordnet. Bis dahin soll sie täglich Aspirin nehmen und bei verdächtigen Symptomen wie Wahrnehmungs- und Sprachstörungen, Lähmungen etc. sofort in die Klinik. Sonst soll sie nichts weiter beachten.

Als sie ins Büro kam (wir arbeiten beide in einer Firma), sah sie mich natürlich im aufgelösten Zustand. Sie kennt mein Leben mit der Depression, meinen Hang zu Hypochondrie und meinen Drang, durch Wissen alles unter Kontrolle zu haben.
Sie selbst nahm das nach der Klinik mit Fassung und war zwar etwas besorgt, aber völlig "normal". An sich spürt sie davon nichts. Nur die Venen erröten entzündungsartig mehrmals am Tag an verschiedenen Körperstellen (rechter Arm, oberschenkel, Bauch und Lende) und werden mal mehr, mal weniger bis kaum sichtbar.

Am Abend konnte ich mich etwas beruhigen, nachdem ich mich auf dem Klo ausgeheult hatte. Ich sagte ihr, dass ich das machen musste, da ich sonst die Anspannung nicht los geworden wäre. Wir saßen den Abend dann gemeinsam, während sie sich mit ihrem Hobby ablenkte und unterhielten uns ganz entspannt. Da ich körperlich so K.O. von der Anspannung war, konnte ich irgendwann auch einschlafen. Sie hatte eher eine unruhige Nacht.

Am nächsten Tag (gestern) war es bei mir etwas besser. Ich habe meine Machtlosigkeit akzeptiert, halte mich nun von Studien und Informationen über diese Krankheit fern. Aber die Besorgnis lauert im Unterbewusstsein. Immer wieder habe ich mehrmals am Tag solche Angstzustände. Angst, dass sie es nicht überleben wird. Ich versuche, diese nicht äußerlich zu zeigen. Sie kann jetzt einen Partner, der sie mit Angst vielleicht noch ansteckt, keineswegs gebrauchen. Darum muss ich die Fassung bewahren.

Ich weiß, dass die Diagnose noch nicht sicher ist. Aber ich kann diese Angst nicht abstellen. Natürlich sage ich mir innerlich "warte doch das erstmal die Untersuchung ab, vielleicht ist es nicht diese Krankheit". Doch im selben Zuge höre ich innerlich die Stimme "und was soll es sonst sein? Die Symptome sprechen dafür.".

Mehrmals am Tag, habe ich wellenartig das Gefühl eines düsteren Grau. Wenn ich mit Freunden und Familie darüber spreche, versuchen mich diese natürlich aufzubauen "es wird schon gut gehen". Doch anders als mich, interessiert sie Medizin nicht besonders. Somit können sie sich unter z. B. "Mortalität" etc. nichts vorstellen.

Ich fühle mich hilflos und merke, wie ich wieder in dieses trübe Tief falle.
Katerle
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Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Lebensangst um die Partnerin

Beitrag von Katerle »

Hallo musik_is_live,

kann verstehen, dass du besorgt bist. Aber da hilft wirklich nur abwarten, bis die Diagnose feststeht und die Untersuchungen alle abgeschlossen sind. Auch wenns kein Trost ist im Moment...

Du kannst nur versuchen, trotz allem Dinge zu tun, die dich ablenken. Wünsche euch alles Gute, Katerle.
music_is_life
Beiträge: 140
Registriert: 9. Nov 2014, 16:31

Re: Lebensangst um die Partnerin

Beitrag von music_is_life »

Danke Katerle!
Mich abzulenken, fällt mir unheimlich schwer. Es hat mir etwas geholfen, das hier los zu werden.
Ich glaube, im Moment würde mir nur helfen, von einem Arzt bestätigt zu haben, dass es Behandlungen/Medikamente oder gute Heilungschancen gibt oder die Symptome zumindest mit anderen, weniger drastischen Krankheiten in Verbindung stehen können. Das widerum würde mich aber dazu bringen, weiter zu recherchieren und dabei wieder die Fassung zu verlieren.
Katerle
Beiträge: 11309
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Lebensangst um die Partnerin

Beitrag von Katerle »

Dann warte ab, was der Arzt sagt und höre auf, weiter zu recherchieren. Übrigens besteht ein Verdacht, was nicht heißt, dass die Diagnose bestätigt wird. Falls die Diagnose feststeht, kannst du immer noch den Arzt befragen nach den Heilungschancen/Medikamenten. Falls dir das zu lange dauert, kannst du ja an deiner Einstellung selbst was ändern, indem du dir nicht das Schlimmste ausmalst. Es ist gut, dass du es hier reingeschrieben hast.

Übrigens mache ich mir auch Sorgen um zwei Leute aus meiner Umgebung... Liebe Grüße
Neti84
Beiträge: 56
Registriert: 23. Sep 2017, 20:42

Re: Lebensangst um die Partnerin

Beitrag von Neti84 »

Hallo music_is_life,

mit der Ungewissheit umzugehen ist bestimmt schwierig, besonders mit einem möglichen Ausgang wie der besagten Krankheit. Aber im Moment bleibt wohl nichts anderes, als abzuwarten und der Versuch, geduldig zu bleiben.
Allenfalls recherchierst du doch weiter über den schlechtesten Ausgang und dessen Behandlungsmöglichkeiten. Dies könnte dir vielleicht den Schock nehmen, sollte es tatsächlich zu dieser Diagnose kommen. Aber wenn es dich nur mehr stresst als etwas anderes, dann würde ich es sein lassen.
Vielleicht probierst du, dich auf deine Partnerin zu konzentrieren und ihr so gut es geht Halt und Sicherheit zu geben. Falls du dies im Moment bieten kannst, würde Sie so ein Verhalten bestimmt sehr schätzen und würde sich begleitet und getragen fühlen. Ich weiss, dass dies aber unter Umständen sehr schwierig sein kann, solltest du dich aktuell in einer depressiven Episode befinden.
Wünsche alles Gute und hoffe, dass die Diagnose mild ausfällt.
Liebe Grüsse
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