Ratlos.
Verfasst: 25. Jan 2018, 17:17
Hallo zusammen,
Zu mir: ich bin w/26, und meine Mutter (geschieden und alleinlebend/52) hat seit ca. 15 Jahren Depressionen, welche Sie auch regelmäßig zum Alkohol greifen lässt.
Sie nimmt seit mindestens dieser Zeit Antidepressiva, hat zwischendurch auch mal das Präparat gewechselt.
Seit ich denken kann, wachse ich mit dem Gefühl der Angst auf. Die Angst um meine Mutter, das Gefühl verantwortlich für sie zu sein.
Mein Alltag bevor ich mit 16 Jahren auszog (meine Mutter war alleinerziehend) war relativ trostlos: Meine Mutter blieb morgens immer öfters im Bett liegen statt zur Arbeit zu gehen, ich machte mich selbst für die Schule fertig, schmierte mir Brote, als ich zurück kam kochte ich für meine Mama und mich Abendessen und spielte dann vor mich hin, bis ich schlafen ging. Freunde brachte ich so gut wie nie mit heim.
Alleine zu Klassenfahrtstreffen zu laufen und nicht abgeholt zu werden war für mich völlig normal. Normal im Sinne von = ich habe mich daran gewöhnt.
Mein Vater (bei dem ich sehr viele Jahre alle 14 Tage am Wochenende war) wusste wie es mir zuhause geht und hat weggesehen ("das wird schon wieder").
Als ich nun vor 10 Jahren beschloß auszuziehen, dachte ich „dann bin ich frei“ …dem war nicht so. Alle 2-3 Monate hat meine Mutter eine schwere Depression. Abgesehen von Lügen und Manipulationen, schottet sie sich völlig ab. Sie ist mittlerweile Frührentnerin und liegt von morgens bis abends auf der Couch oder im Bett. Trinkt im Durchschnitt 2 Flaschen Rotwein pro Tag.
Sobald solch eine Phase angefangen hat, kommt es mir vor als würde sich auch mein Alltag komplett verändern. Meine Mutter wohnt zwar fast 30km von mir entfernt (ich wohne mit meinem Freund zusammen), jedoch denke ich ununterbrochen daran, was sie gerade macht, ob ihr was passiert und denke mir im allgemeinen die schlimmsten Dinge aus die passieren könnten (und bereits passiert sind). Ich kann mich kaum auf meine Arbeit konzentrieren und schleppe mich selbst so durch den Tag.
Meine Mutter ist meiner Meinung nach nicht suizidgefährdet – ich habe mir mal die Variante „passiv lebensmüde“ überlegt. Wenn meine Mutter eine Depression hat, isst sie nichts. Sie isst über 2 Wochen nichts. Sie trinkt ausschließlich Alkohol und nimmt ihre Tabletten nicht (sie hatte vor 6 Jahren einen Herzinfarkt), rauchen tut sie dafür umso mehr. Somit liegt es meiner Meinung nach gar nicht nur in ihrer Hand, ob da etwas passiert. Sie ist schon häufiger in der Wohnung umgekippt – klar, dass macht kein Kreislauf lange mit. Sie kann eigentlich nur von Glück reden, dass sie bisher nie mit dem Kopf aufgeschlagen ist.
Gestern nun habe ich sie mittlerweile zum fünfzehntenmal „gerettet“. Ich habe sie gezwungen einen erneuten Entzug zu machen (10x bisher), und habe sie mit den 2,6 Promille irgendwie in die Klinik gehievt (was nicht leicht war!)
Meine Mutter hat über all die Jahre mehrere Therapien gemacht, stationäre über Monate, Tageskliniken, ambulante Therapeuten – und wenn es ihr gut geht, geht sie auch 1x pro Woche zu ihrer Therapeutin.
Mein größtes „Problem“ an der Sache ist, ich kann meiner Mutter nicht mehr helfen. Abgesehen davon, dass ich mittlerweile selbst völlig erschöpft bin, habe ich einfach alles versucht. Ich habe sie so viel unterstützt, ihr alle Hilfe angeboten, und überhaupt irgendwie alles aus meinem eigenen Leben vernachlässigt. Ich bin auch einfach über den Punkt hinaus, bei dem ich denke :“Ich möchte ihr gerne helfen!“, weil es mich auch ärgert, dass die ganze Last an mir alleine hängen bleibt. Sobald meine Mutter den Entzug und die depressive Phase überwunden hat, wird nichts mehr davon thematisiert. Die Lügen, die gemeinen Worte, die Enttäuschung – nichts. Ich bleibe dann damit zurück – natürlich weil ich auch will das es ihr gut geht und meine Vorwürfe es bisher immer schlimmer gemacht haben.
Wie gesagt bin ich mittlerweile selbst erwachsen, und es kann nicht sein das ich kein eigenes Leben habe. Das sagt mir auch jeder aus meinem familiären Kreis – auch wenn es sich jeder aus meiner Familie leicht macht: „Du machst das schon! Du bist immer so toll da wenn die Mama dich braucht!“
Wenn es nur nach mir ginge – ist mittlerweile so viel passiert, dass ich den Kontakt komplett abbrechen möchte, kann mich allerdings absolut nicht mit dem Gedanken anfreunden, der meiner Meinung nach dann passieren wird (irgendwann): ich bekomme ein Anruf, dass meine Mutter leblos in der Wohnung gefunden wurde. Sie hat sonst keinen – und das setzt mich seit so langer Zeit unglaublich unter Druck.
Mein Freund und meine beste Freundin raten mir immer wieder, mich auf mich selbst zu konzentrieren, weil ich sonst daran kaputt gehe - aber meine Mutter aufgeben? das geht auch nicht.
Zu mir: ich bin w/26, und meine Mutter (geschieden und alleinlebend/52) hat seit ca. 15 Jahren Depressionen, welche Sie auch regelmäßig zum Alkohol greifen lässt.
Sie nimmt seit mindestens dieser Zeit Antidepressiva, hat zwischendurch auch mal das Präparat gewechselt.
Seit ich denken kann, wachse ich mit dem Gefühl der Angst auf. Die Angst um meine Mutter, das Gefühl verantwortlich für sie zu sein.
Mein Alltag bevor ich mit 16 Jahren auszog (meine Mutter war alleinerziehend) war relativ trostlos: Meine Mutter blieb morgens immer öfters im Bett liegen statt zur Arbeit zu gehen, ich machte mich selbst für die Schule fertig, schmierte mir Brote, als ich zurück kam kochte ich für meine Mama und mich Abendessen und spielte dann vor mich hin, bis ich schlafen ging. Freunde brachte ich so gut wie nie mit heim.
Alleine zu Klassenfahrtstreffen zu laufen und nicht abgeholt zu werden war für mich völlig normal. Normal im Sinne von = ich habe mich daran gewöhnt.
Mein Vater (bei dem ich sehr viele Jahre alle 14 Tage am Wochenende war) wusste wie es mir zuhause geht und hat weggesehen ("das wird schon wieder").
Als ich nun vor 10 Jahren beschloß auszuziehen, dachte ich „dann bin ich frei“ …dem war nicht so. Alle 2-3 Monate hat meine Mutter eine schwere Depression. Abgesehen von Lügen und Manipulationen, schottet sie sich völlig ab. Sie ist mittlerweile Frührentnerin und liegt von morgens bis abends auf der Couch oder im Bett. Trinkt im Durchschnitt 2 Flaschen Rotwein pro Tag.
Sobald solch eine Phase angefangen hat, kommt es mir vor als würde sich auch mein Alltag komplett verändern. Meine Mutter wohnt zwar fast 30km von mir entfernt (ich wohne mit meinem Freund zusammen), jedoch denke ich ununterbrochen daran, was sie gerade macht, ob ihr was passiert und denke mir im allgemeinen die schlimmsten Dinge aus die passieren könnten (und bereits passiert sind). Ich kann mich kaum auf meine Arbeit konzentrieren und schleppe mich selbst so durch den Tag.
Meine Mutter ist meiner Meinung nach nicht suizidgefährdet – ich habe mir mal die Variante „passiv lebensmüde“ überlegt. Wenn meine Mutter eine Depression hat, isst sie nichts. Sie isst über 2 Wochen nichts. Sie trinkt ausschließlich Alkohol und nimmt ihre Tabletten nicht (sie hatte vor 6 Jahren einen Herzinfarkt), rauchen tut sie dafür umso mehr. Somit liegt es meiner Meinung nach gar nicht nur in ihrer Hand, ob da etwas passiert. Sie ist schon häufiger in der Wohnung umgekippt – klar, dass macht kein Kreislauf lange mit. Sie kann eigentlich nur von Glück reden, dass sie bisher nie mit dem Kopf aufgeschlagen ist.
Gestern nun habe ich sie mittlerweile zum fünfzehntenmal „gerettet“. Ich habe sie gezwungen einen erneuten Entzug zu machen (10x bisher), und habe sie mit den 2,6 Promille irgendwie in die Klinik gehievt (was nicht leicht war!)
Meine Mutter hat über all die Jahre mehrere Therapien gemacht, stationäre über Monate, Tageskliniken, ambulante Therapeuten – und wenn es ihr gut geht, geht sie auch 1x pro Woche zu ihrer Therapeutin.
Mein größtes „Problem“ an der Sache ist, ich kann meiner Mutter nicht mehr helfen. Abgesehen davon, dass ich mittlerweile selbst völlig erschöpft bin, habe ich einfach alles versucht. Ich habe sie so viel unterstützt, ihr alle Hilfe angeboten, und überhaupt irgendwie alles aus meinem eigenen Leben vernachlässigt. Ich bin auch einfach über den Punkt hinaus, bei dem ich denke :“Ich möchte ihr gerne helfen!“, weil es mich auch ärgert, dass die ganze Last an mir alleine hängen bleibt. Sobald meine Mutter den Entzug und die depressive Phase überwunden hat, wird nichts mehr davon thematisiert. Die Lügen, die gemeinen Worte, die Enttäuschung – nichts. Ich bleibe dann damit zurück – natürlich weil ich auch will das es ihr gut geht und meine Vorwürfe es bisher immer schlimmer gemacht haben.
Wie gesagt bin ich mittlerweile selbst erwachsen, und es kann nicht sein das ich kein eigenes Leben habe. Das sagt mir auch jeder aus meinem familiären Kreis – auch wenn es sich jeder aus meiner Familie leicht macht: „Du machst das schon! Du bist immer so toll da wenn die Mama dich braucht!“
Wenn es nur nach mir ginge – ist mittlerweile so viel passiert, dass ich den Kontakt komplett abbrechen möchte, kann mich allerdings absolut nicht mit dem Gedanken anfreunden, der meiner Meinung nach dann passieren wird (irgendwann): ich bekomme ein Anruf, dass meine Mutter leblos in der Wohnung gefunden wurde. Sie hat sonst keinen – und das setzt mich seit so langer Zeit unglaublich unter Druck.
Mein Freund und meine beste Freundin raten mir immer wieder, mich auf mich selbst zu konzentrieren, weil ich sonst daran kaputt gehe - aber meine Mutter aufgeben? das geht auch nicht.