Da ist sie wieder

kaizer
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Da ist sie wieder

Beitrag von kaizer »

Fast acht Wochen war meine Laune ganz gut, Überforderung kaum zu spüren, Erschöpfung viel besser - die längste gute Phase seit der Spaß vor vielen Jahren anfing. Bin schon fast größenwahnsinnig geworden und hab gedacht, es ginge vielleicht auch ohne. Haha...

Das Thema ist zigfach durchgenudelt, Depressionen kommen und gehen bei vielen von uns, es ist und bleibt ein Auf und Ab.

Trotzdem möchte ich die Depression grad öffentlich anklagen. Es ist eine unfassbar nervige, anstrengende, erschöpfende, komplexe, einsam machende, oft undurchschaubare und gnadenlose Mistdreckskuh, die einfach nicht loslassen will - möge ihr was abfaulen und endlich ein Kraut dagegen wachsen.
Deprella
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Deprella »

Ich gebe dir recht kaizer. Heute gehts mir auch wieder schlechter. Hab suizidgedanken die ich versuche zu überhören und zu ignorieren
Bittchen
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Bittchen »

Hallo ihr zwei,

ja,eine echte sch..... Krankheit,ich habe auch schon oft Wut gehabt.
Aber was hilft es sich da rein zu steigern.
Passt weiter gut auf euch auf,das ist das Wichtigste.
Bei Selbstmordgedanken ganz besonders wichtig,wachsam zu sein.
Ich wollte nie sterben,sondern sooo nicht weiter leben.
Das ist ein großer Unterscheid,nach einer Kurzschlusshandlung kann man aber für immer tot sein,das wollte ich nie.
Da halte ich ständigen Kontakt mit einem Arzt oder sogar einen Klinikaufenthalt für gut.
Das war für mich in ganz schlechten Phasen der richtige Weg.
Ich habe dann die psychiatrische Institutsambulanz der nächsten Klinik konsultiert und wurde akut aufgenommen.
Mit einer vertrauten Person über diese Gedanken zu sprechen ist richtig,oftmals können die ja auch einschätzen und handeln was das Beste wäre.
Gute Besserung wünsche ich von ganzen Herzen und denkt bitte daran,wie ihr euch mit ganz kleinen Schritten wieder gute Momente schaffen könnt.
Wenn ich wieder mal keine Lust habe auf irgendwas,sage ich mir:ICH WILL NICHT ,
ICH MUSS AUCH NICHT,
ABER ICH KANN.
Gerade habe ich Caro gute Besserung gewünscht,die hat früher oft geschrieben: " Wenn ihr nur ein Bonbonpapier aufheben könnt,dann ist das im Moment eben so.
Es wird wieder besser,habt Geduld.
Nie die Hoffnung aufgeben.
Liebe Grüße Bittchen
Bittchen
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Bittchen »

Hallo ihr zwei,

ja,eine echte sch..... Krankheit,ich habe auch schon oft Wut gehabt.
Aber was hilft es sich da rein zu steigern.
Passt weiter gut auf euch auf,das ist das Wichtigste.
Bei Selbstmordgedanken ganz besonders wichtig,wachsam zu sein.
Ich wollte nie sterben,sondern sooo nicht weiter leben.
Das ist ein großer Unterscheid,nach einer Kurzschlusshandlung kann man aber für immer tot sein,das wollte ich nie.
Da halte ich ständigen Kontakt mit einem Arzt oder sogar einen Klinikaufenthalt für gut.
Das war für mich in ganz schlechten Phasen der richtige Weg.
Ich habe dann die psychiatrische Institutsambulanz der nächsten Klinik konsultiert und wurde akut aufgenommen.
Mit einer vertrauten Person über diese Gedanken zu sprechen ist richtig,oftmals können die ja auch einschätzen und handeln was das Beste wäre.
Gute Besserung wünsche ich von ganzen Herzen und denkt bitte daran,wie ihr euch mit ganz kleinen Schritten wieder gute Momente schaffen könnt.
Wenn ich wieder mal keine Lust habe auf irgendwas,sage ich mir:ICH WILL NICHT ,
ICH MUSS AUCH NICHT,
ABER ICH KANN.
Gerade habe ich Caro gute Besserung gewünscht,die hat früher oft geschrieben: " Wenn ihr nur ein Bonbonpapier aufheben könnt,dann ist das im Moment eben so.
Es wird wieder besser,habt Geduld.
Nie die Hoffnung aufgeben.
Liebe Grüße Bittchen
kaizer
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von kaizer »

Hallo!

Ja, da ist wirklich eine Wut in mir auf diese Erkrankung, weil sie einfach immer wieder und wieder zuschlägt, erbarmungslos, vielleicht auch Wut über die Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein, und über die Tatsache, dass keiner, nicht mal die Profis, bis jetzt so richtig weiß, was Depressionen überhaupt sind und was da im Körper vor sich geht und was man mehr tun kann als Welle über Welle über sich ergehen zu lassen (und gut für sich zu sorgen, was auch immer das heißt).

Das mit dem Bonbonpapier hab ich in einem anderen Post schon mal gelesen, finde ich sehr gut und zutreffend. :)
Flussi
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Flussi »

Hallo lieber Kaizer,

das Gefühl kenne ich. Allerdings geht es mir besser, wenn ich mich versuche nicht drüber zu ärgern und irgendwie mehr Entspannung und Gelassenheit hinzubekommen.
Es ist schwierig.
Aber ich erinnere mich auch an gute Phasen! Und das zählt.

Liebe Grüße
Flussi
knalltüte
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von knalltüte »

Hallo
Oh wie gut kenne ich das. Da meint man jetzt, jetzt geht es dauerhaft bergauf. Und dann? Ja dann kommt die Depression mit voller Wucht zurück.
Es ist immer wieder das gleiche und es ist einfach so frustrierend.
Gut für sich sorgen... ich kanns nicht mehr hören. Mir ist es zu anstrengend mich morgens im Bad fertig zu machen und dann soll ich was gutes für mich tun? Wo soll ich denn da die Kraft für hernehmen?
Und jeder angebliche Fachmensch meint zu wissen was man alles tun soll damit es einem Besser geht. "Bloß nicht tagsüber hinlegen" "sich was gutes tun" "Sport machen".... und keiner kapiert wie schwer der Alltag schon ist ohne das man irgendwelche guten Ratschläge umsetzt. Wie schwer es ist morgens aufzustehen und die regulären Pflichten zu erledigen.

viele Grüße
janedoe
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von janedoe »

Knalltüte,

Du sprichst mir aus der Seele. Wie soll ich 20km in die Arbeit radeln, schaffen und dann auch noch 20km zuück, wenn es schon schwer fällt, morgens das Bett überhaupt zu verlassen? Ich müsste um 4 Uhr aufstehen, wenn ich FD habe und im SD wäre der Heimweg um 21Uhr, wenn kein Notfall oder Schreibkram mich länger dabehält.
So nehme ich das Auto, um überhaupt arbeitsfähig zu sein.

Und selbst da bin ich am Limit. Gestern hat mir auf Arbeit jemand ins Gesicht gespuckt und ich bin in Tränen ausgebrochen. Ich bin recht dünnhäutig geworden, die Tränen sitzen locker und bei jeder Kleinigkeit kann ich sie nicht zurückhalten.
Eine Krankschreibung würde nicht viel ändern, weil sich das System nicht ändert. Und für mich wäre es ein Versagen, Kleinbeigeben der Krankheit und mein Sturschädel lässt das (noch) nicht zu.
Nur gestern, in der Situation wäre ich am Liebsten geflüchtet, hätte alles hingeworfen und nach mir die Sintflut gesagt.

Wenn ich in der VT die Gründe nenne, warum ich dies und das nicht machen kann, fragt mich meine Therapeutin oft, was ich dann bei ihr will, wenn ich doch nur blockiere. Ich weiß es nicht...Hilfe (aber wie?), jemand zum Reden, einfach nur mal raus...schwierig.


Liebe Grüße
Janedoe
kaizer
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von kaizer »

Ich glaube, für viele Ärzte und Therapeuten ist es einfach auch recht leicht, ihre gesammelten Weisheiten wie ein PEZ-Spender zu verteilen. Ich hab mich auch schon oft darüber geärgert, mit welchen platten Vorschlägen manche Profis da um die Ecke kommen, mehr mit dem ganz groben Filter. Es ist bestimmt auch schwer, die Probleme psychisch kranker Menschen nachzuvollziehen, wenn man die Symptome nur aus Büchern und vom Augenschein her kennt.

Ich könnte mir vorstellen, dass Ärzte und Therapeuten, die selber betroffen sind bzw. waren und z. B. mal im System mit all seinen Schwächen gesteckt haben, oft auch anders, sensibler, damit umgehen können.
Bittchen
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Bittchen »

Hallo zusammen,

diesen Thread kann ich sehr gut nachvollziehen.
Im Moment bin ich wieder am Limit,mehrere Aufregungen und ich fühle mich irgendwie ausgeliefert, diesen schlechten Gefühlen nichts entgegen setzen zu können..
Dagegen steuern ?
Ja,versuche ich,ich habe schon geduscht,gekocht .
Soll ich mich jetzt loben ?
Ich bin dünn häutig,ungerecht zu meiner Familie,aggressiv,könnte die Wände hoch gehen,weinerlich,toller Cocktail wieder mal.
Aber ich lasse mich nicht unterkriegen,immer noch ist es besser wie es schon war.
Das ist der Strohhalm an den ich mich immer wieder klammer.
Es ist heute ein besonders blöder Tag,ich bin noch weniger gelassen wie sonst.
Toll,das geht auch wieder vorbei.Dabei wollte ich soviel erledigen.
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
So ,jetzt versöhne ich mich mit meinem Mann,ruhe mich etwas aus,esse eine Schüssel Erdbeeren und sehe mal was da noch so kommt.
Wenn ich euch jetzt hier gelesen habe,spüre ich doch wie viel besser es mir geht.
Dafür bin ich sehr dankbar und wünsche euch von ganzen Herzen auch Erleichterung.
Denn auch die ganz schlimmen Zeiten kenne ich zu gut und kann nur aus eigener Erfahrung sagen,es wird wieder besser.
Ich will nicht wieder in die Spirale nach unten,dafür muss ich was tun,nicht leicht.
Immer wieder kleine Schritte,ich kann es nicht mehr hören,aber nur so geht es.
Klinik und Medikamente lassen sich nicht immer vermeiden.
Davon bin ich noch weit entfernt,aber ich bin achtsam.
@ Janedoe,ich nehme an du arbeitest in der Pflege,da kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen,du kannst dich nur mal eine Zeit da raus ziehen.
Die Überforderung in der Pflege,tag täglich dieses Elend und keine Erfolgserlebnisse,wenn du das schon lange machst, haut das den stärksten Gaul um.
Die Begleitung bis zum Ende,nicht immer würdevoll,das geht an die Substanz.
Warum ist da denn so ein Notstand ?
Anderen helfen,ohne sich selber eingestehen zu können wie schlecht es mir geht und ich nicht mehr kann,das kann ganz böse Folgen haben.
Irgendwann kannst du nicht weiter funktionieren und dann ist ein Zusammenbruch nicht mehr zu vermeiden.
Ich verstehe dich leider nur zu gut,aber du kannst jetzt was für dich tun und dich da raus ziehen,bis es dir wieder besser geht.

Noch einen einigermaßen erträglichen Tag,bei mir geht es ab Nachmittag immer etwas besser.

Liebe Grüße Bittchen
kaizer
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von kaizer »

Liebe Bittchen,

du machst es richtig, Schüssel Erdbeeren ran und kleine Schritte vorwärts...

Mich würde interessieren: Kennt ihr das auch, dass ihr in den schlechten Phasen weniger selbstbewusst und konfliktscheuer werdet?

Ich bin eher ein freundlicher Mensch und will anderen das Leben nicht unnötig schwer machen, wenn mal was daneben geht, insofern bin ich eh nicht der Typ fürs Rumpöbeln und bleibe eher verbindlich. Aber in den guten Phasen fällt es mir deutlich leichter, mich gegenüber Fremden abzugrenzen, meinen Standpunkt zu vertreten und auch eher zu akzeptieren, wenn jemand mal unzufrieden oder genervt ist, das geht mir nicht so nah. Aber wenn ich ins Loch rutsche, graut es mir vor Auseinandersetzungen, da ist jeder unangenehme Anruf oder Email zu viel und stresst mich total - als ob das Selbstbewusstsein plötzlich weg ist und jeder böse Gedanke von anderen mich direkt in der Seele trifft. Da bin ich immer sehr froh, dass ich selbstständig arbeite und eine Zeit lang Menschen eher ausweichen kann, wenn ich da noch in Konflikten meinen Mann stehen müsste (wie als Lehrer, Politiker,...), könnte ich gleich einpacken, das ginge gar nicht dauerhaft. Ich wiederhole mich: Ätzende Erkrankung.
Bittchen
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Bittchen »

Hallo Kaizer,

ja, genauso ist es,in guten Phasen fällt es leicht,ich gehe eher gelassen ,auch mit unangenehmen Dingen um.
Manchmal denke ich,das gibt es doch gar nicht,das bin nicht ich ,so lustig,so selbstbewusst und voller Lebensfreude.
Pöbeln ist auch nicht meine Sache,muss ja auch nicht sein,denn ich will Harmonie, am liebsten immer.
Das geht nicht,weiß ich auch.
Aber wenn dann zuviel Ärger,Verletzungen und Sorgen zusammen kommen ,geht das Programm im Kopf wieder los.
Das ist ein Grund weshalb ich mich dann zurück ziehe.
Manchmal bin ich dann auch nicht unter den Schweinen zu leiden und sehr empfindlich.
Nur nicht erneut verletzt werden,das ist nicht zum aushalten,das Kopfkino spult ab.
Aber auch mein Körper spinnt dann,Magen, Rücken,schlechter und wenig Schlaf.
Der Teufelskreis geht los,Rückzug,wenig Aktivitäten,wenig Kontakte und die Spirale nach unten setzt sich in Gang,oft bis nichts mehr geht.
So schlecht ich mich dann fühle ,so sehe ich dann auch aus.
Mist,zu oft habe ich das schon gehabt.
Dabei will ich das nicht,einfach das goldene Mittelmaß leben,das ist für mich genug.
Ja,eine echt ätzende Krankheit.
Wir machen einfach weiter,so gut es geht.
Jetzt gehe ich ganz langsam auf mein Trampolin,damit ich etwas Bewegung habe,denn heute kriegt mich kein Mensch unter die Leute.
Gruß Bittchen
janedoe
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von janedoe »

Liebe Bittchen,

ich mache den Job jetzt seit 33 Jahren. In der Reha hatte ich die Empfehlung von allen Therapeuten, Chef-, Ober- und sonstigen Ärzten, dass ich aus dem Job muss. ein Gespräch mit einem MA verlief so, dass er dem zugestimmt hat um mir gleich einen Antrag auf LTA mitgegeben hat. Ich solle mir schon mal Gedanken machen in welche Richtung die Umschulung gehen soll. Antrag ausgefüllt und abgeschickt. Reaktion der RV Berlin, Ablehnung, dafür wäre das AA zuständig, Widerspruch eingelegt, gleichzeitig Termin beim AA gemacht. Die sagen, ich habe länger als 10 Jahre in die RV eingezahlt, also ist die zuständig und zweigleisig geht schon mal gar nicht. Das Hin und Her geht seit Oktober letzten Jahres.

Der Notstand ist hausgemacht, 2 Langzeitkranke und kein Ersatz, bzw. kommen Pflegehelfer, die dürfen nicht alles machen, Urlaubszeit, FSJ-ler die geplant sind, dann aber nicht kommen, sich regelmäßig nach den Wochenenden oder nach dem Urlaub noch 14 Tage krank melden und eine Chefin, die nur noch im Büro sitzt... Und immer wieder die Aussage der Verwaltung, dass es keine Bewerbungen mehr gibt, sie also auch nicht mehr Personal einstellen KÖNNEN.

Ich fürchte mich vor der körperlichen Gewalt und dem Anspucken. Als ich daheim ausgezogen bin, habe ich mir geschworen, dass mich nie wieder jemand schlägt und jetzt ist es eine tägliche Erfahrung. Meine größte Angst ist, dass ich aus Reflex zurück schlage, gestern hat die Hand echt gezuckt, aber ich habe es nicht getan und doch ist die Angst da. Wie lange halte ich den Schmerz und die Erniedrigung noch aus. Dieses Anspucken und das mit voller Absicht, ist so entwürdigend und doch schäme ich mich dafür, dass ich fast jemand geschlagen hätte.
Krankenschwester war mal mein Traumberuf, gegen den Willen der ganzen Familie habe ich mich durchgesetzt. Aber jetzt....

Liebe Grüße

Janedoe
Bittchen
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Bittchen »

Liebe janedoe,

das ist ja der Wahnsinn.
Da bin ich auch nur noch geschockt ,wie viel schlimmer das geworden ist.
Existenzangst ist wirklich was sehr beängstigendes,das tut mir so leid.
Dir bleibt auch nur ,dich krank zu melden,denn du bist krank,das ist meine ehrliche Meinung.
Was hilft dir dein Pflichtbewusstsein,wenn du zusammen brichst ?
Wenn es dir dann besser geht,kannst du dir einen anderen Arbeitgeber suchen.
Das wäre doch eine Möglichkeit etwas Entlastung zu bekommen ?
Nicht immer ist es so brutal wie bei deiner jetzigen Tätigkeit.
Ich weiß,es ist leichter gesagt wie getan,aber mir fällt sonst nichts ein.
Schon bei verhältnismäßig guten Bedingungen bei der Caritas hier am Ort,ist die Ausübung des
Berufes unangemessen belastend,aber deine Situation sehe ich als Körperverletzung.
Bei zu Gewalt neigenden Bewohnern, sind wir immer zu zweit gewesen,das war ganz wichtig..
Ich kenne das nur von der Pflege von alten Menschen,die sind wirklich nicht immer einsichtig.
Sehr oft verwirrt und können sich ja nur durch gewalttätiges Verhalten wehren.
Alt sein bedeutet nicht gleich nett sein,sehr oft ist das Gegenteil der Fall.
Da spricht man nicht gerne drüber,auch nicht in den Medien.
Die Würde eines Menschen ist unantastbar,was ist mit der Würde von den Pflegenden ?
Der Pflegenotstand wird angeprangert,ist aber von den Kostenträgern verursacht.
Auch hier ist die immer größer werdende Profitgier ausschlaggebend.
Diese Aussagen werden dir nicht helfen,ist ja auch allgemein bekannt,wenn es Jemand wissen will.
Du kannst dich nur selber retten wenn du für deine Entlastung sorgst, in dem du dich da eine Zeit raus ziehst.
Es ist leider so.
Wenn du allein stehend bist,ist die Angst das es nicht mehr zum Leben reicht groß,da kann ich mich gut rein denken.
Aber wenn du dich noch länger so mit deiner Gesundheit umgehst,könntest du bald keine Wahl mehr haben.

Lasse dich mal virtuell umarmen und etwas trösten.
Ganz liebe Grüße von Bittchen
janedoe
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von janedoe »

Liebe Bittchen,

ich kann mich nicht rausziehen. Bin alleinerziehend mit 3 Kindern, davon 2 im Studium und die Lütte noch daheim. Die beiden Großen sind sehr selbstständig, gehen neben dem Studium arbeiten und trotzdem ist es finanziell manchen Monat eng oder es steht ein Umzug an, Bücher und andere Sachen fürs Studium fürs Studium, da wird das mit der Miete schon mal eng, Mom hilft, da mein Ex sich entschieden hat, keine Kinder mehr zu haben.
Bei der Lütten zahlt er noch Unterhalt Minimum, obwohl er als Beamter das Doppelte verdient als ich habe, aber eben nur den keine Kursfahrt, keine Zahnspange. Ich bin sooo müde mit ihm zu streiten, zumal mir bisher jeder Anwalt das Gefühl vermittelt hat, mit Geld nicht umgehen zu können und selbst an der Situation Schuld zu sein. Von meiner Scheidungsanwältin über den Tisch gezogen....wem soll ich da noch vertrauen.

Ich arbeite bei der Caritas... Aber beide Chefs, WBL und PDL stehen nicht zum Personal, sonder kriechen den Angehörigen in den A... Wenn die Angehörigen keinen Aufenthalt in der Psychiatrie zum Einstellen auf Medis wollen, dann ist das ok, die Gewalt bekommen sie ja nicht ab. Wenn die Angehörigen, trotz Zustimmung vom HA, keine Beruhigungsmittel wollen, dann bekommt er auch keine, sie gehen ja nicht in die Pflege und müssen sich nicht schlagen, kratzen oder anspucken lassen.

Ein wenig mehr Unterstützung würde den Arbeitsalltag ungemein erleichtern.
In der Reha hatte ich sofort ein Jobangebot von meiner Ärztin und aquch meine Stationsschwester hätte mich sofort dabehalten, aber mich bindet einiges hier fest.

Ich drück Dich ganz doll zurück, liebe Bittchen.

Janedoe
Bittchen
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Bittchen »

Liebe Janedoe,

wenn ich deinen Bericht lese ,habe ich alle Hochachtung vor dir.
Was du,trotz aller widrigen Umstände noch schaffst, ist wirklich bewundernswert.
Mein wirklich ehrlicher Wunsch für dich ist,dass dein Preis dafür nicht zu hoch ist.

Mein Denken hat der Autor Josef -Giger Büttler verändert,nicht die langjährige Depression geheilt,aber ich denke jetzt mehr an mich.
Seine Bücher kann ich dir nur ans Herz legen,im Netz findest du Informationen und auch die Bestseller die er geschrieben hat.

Einen entspannten Tag wünsche ich dir.
Bittchen
Birko
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Birko »

Hallo bittchen
Welches der bücher von büttler hat dir besonders gutgetan?
Mein altes denkmuster schleicht sich wieder ein. Zum glück merke ich es. Es ist aber zu verzwickt.
Momentan bin ich beides. Die befreite und positiv denkende und die unsichere. Geh menschen aus dem weg. Bin sofort verletzt. Fühl mich angegriffen. Die andere weiss, dass es nicht so ist. Bin gespannt wie es weitergeht. Ich bin ja auch ohne medis. Ob ich es schaff?
Gruss
janedoe
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von janedoe »

Hallo Birko,

Du schaffst es. Hast gemerkt, dass sich die alten Denkmuster wieder einschleichen und suchst nach Wegen, die Dir dort raushelfen. Ich wünsche es Dir so sehr.

Ich fühle mich zur Zeit auch wie zwei Persönlichkeiten, die eine, die ich auf Arbeit zeige, die immer lacht, mal jemand in den Arm nehmen kann, den Kolleginnen hilft und versucht, sie aus dem Einspringen rauszuhalten, indem ich selbst arbeite und die, die es daheim nicht mehr vom Sofa schafft, die sich abends nach dem Schlaf sehnt, damit sie morgens nicht aufstehen muss und die, die Angst hat und nicht weiß warum.

Liebe Bittchen,
von mir die gleiche Frage, welches Buch war besonders hilfreich?

Janedoe
Bittchen
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Bittchen »

Liebe Birko,

ja das kenne ich auch,da bin ich auch immer im Zwiespalt.
Vielleicht muss sich unser Gehirn noch umstellen.
Denn jetzt ohne Ads ist ja auch wieder eine Umstellung bei den Botenstoffe im Gehirn.
Ich will es schaffen,aber wenn es zu anstrengend wird ,kann ich jederzeit wieder Ads nehmen.
Die Flinte will ich aber nicht so schnell ins Korn werfen.
Empfindsam,schnell verletzt,nicht sehr belastbar,das ist im Moment bei mir auch so.
Auch fühle ich mich zu Hause sehr wohl,das sehe ich noch nicht als so großes Manko an.
Gerne unter viele Meschen gehe ich schon lange nicht mehr.
Da beobachte ich mich selber ,ob ich mich zwingen muss raus zu gehen.
Im Moment bin ich schon etwas zurück haltender,aber ich hatte auch einigen Ärger und das ruft bei mir wieder Ängste hervor.
Da warte ich ab und halte mit Bewegung,Pausen,wenig Druck,dagegen.
Das geht ja bei mir ,ich bin ja nicht mehr berufstätig,mal sehen wie weit es mir gelingt.
Ich habe ja wieder eine Verhaltenstherapie angefangen.
Das hat mich in meinem Alter schon Überwindung gekostet.
Mein Therapeut,ein ganz junger Mann,der hat da keine Probleme mit.
Zumindest gibt er mir nicht das Gefühl.
Da hoffe ich stark,dass ich auch schlechteren Zeiten gut überstehen kann.
Um über die Bücher zu sprechen,ich habe sie alle gelesen und das Erste war "Sie haben es doch gut gemeint."
Zu der Zeit war es wichtig und richtig für mich,es war auch das Erste was der Autor geschrieben hat.
Im Moment lese ich wieder mal "Jetzt gehts um mich",da kann ich gut meine Gedanken wieder auffrischen,dass ich wichtig bin,nicht zu verwechseln mit zu wichtig nehmen.
Denn ich neige dazu zu denken,Hauptsache es geht allen Anderen gut,das trifft sehr bei meiner Familie zu.
Da vergesse ich mich schell und überforder mich, schon schlägt die fiese Krake Depression wieder zu.
Aber auch Unterforderung ist gefährlich,ist halt eine ganz ätzende Krankheit.
Wir können uns ja gegenseitig immer etwas Mut machen,das hilft bestimmt auch ohne Ads.
unser Leben gut gestalten zu können.

WIR SCHAFFEN DAS !!!

Lieben Gruß Bittchen
Bittchen
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von Bittchen »

Ja liebe Janedoe ,so war ich früher auch auf der Arbeit .
Bei Bewohnern und Kollegen sehr beliebt,das war ja kein Wunder.
Sehr oft bin ich eingesprungen,war immer lieb und freundlich .
Überstunden,aber immer gerne.
Zu Hause konnte ich nach dem Dienst erst mal nur schlafen.
Nach meinem Zusammenbruch und danach dem Ausscheiden aus dem Betrieb,bekam ich noch 4 Monate volles Gehalt,weil sie mir dann die Überstunden auszahlen mussten.
Der Preis war schon hoch für so viel Einsatz.
Meine Tochter arbeitet jetzt in dem Pflegeheim,am ersten Tag kam sie und sagte zu mir."Mensch Mutti ,das sind aber ganz große Schuhe in die ich da trete."
Da konnte ich ihr raten,es besser zu machen und nicht so zu handeln wie ich.
Hoffentlich kann sie besser auf sich achten,wie ich.
Aber ich will ehrlich bleiben,bei mir war es nicht nur die Überforderung auf der Arbeit.
Es kamen mehrere Faktoren zusammen,Sorgen ,Verletzungen und dann ging nichts mehr.
Auch war ich bis zu meinem totalem Zusammenbruch schon lange in Behandlung,aber ich
habe mich immer nur mit Medikamenten so durch gemogelt.
Deine Frage nach den Büchern habe ich ja an schon Birko beantwortet.
Jetzt koche ich was Leckeres und dann werden wir ins Grüne fahren und in ein nettes Cafe gehen.
Bittchen
kaizer
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von kaizer »

Ich kann die Bücher auch nur empfehlen, sie waren und sind für mich eine echte Stütze dabei, mehr auf mich selbst zu achten und auch die erwartbare Kritik von anderen, weil man nicht mehr so funktioniert, auszuhalten.

Auch wenn ich meine, da schon weitergekommen zu sein, kommt die Depression trotzden noch regelmäßig vorbei. Manchmal bin ich da enttäuscht: Jetzt hab ich doch schon so viel dazugelernt und gute Ratschläge umgesetzt, da müsste doch mehr bei rauskommen und die Depression sich langsam verflüchtigen. Aber so leicht macht sie es mir nicht...
kaizer
Beiträge: 79
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von kaizer »

So, drei Wochen Rückfall sind rum, zufällig war ich heute auch beim Psychiater. Wir haben einen Plan geschmiedet: Zwei Wochen soll ich noch versuchen, es selbst zu schaffen (was auch immer das heißt), sonst soll ich ein Rezept für ein neues AD einlösen.

Ich hab ja grundsätzlich nicht viel gegen Medikamente, aber leider glauben wir beide nicht so richtig daran, dass irgendein AD noch so überragend hilfreich sein könnte, hab ja schon einige erfolglos durch. Aber bloßes Aushalten fühlt sich auch Mist an, eine echte Hilfe wäre schon schön...

Leider hab ich keine rechte Ahnung, was diese Einbrüche auslöst und nun schon über Wochen aufrecht erhält, sonst würd ich ja gerne was dagegen tun. Der Psychiater meinte nun, ich solle mal mit meiner Therapeutin sprechen, ob ich mittelfristig nochmal eine Psychoanalyse ausprobieren soll, um ggf. nochmal das Setting zu ändern und Dynamiken aufzudecken, derer ich mir bisher nicht bewusst bin. Auf einen erneuten Wechsel der Therapie hab ich ungefähr so viel Lust wie auf Bauchschmerzen, noch dazu erschien mir die Analyse bisher immer ein bisschen schräg, aber ich bin ja zu fast allem bereit für eine spürbare Besserung.

Wenn auch die Profis im Nebel stochern, weißt du, dass du die Ar...-Karte gezogen hast. ;)

Trotzdem schönen Gruß an alle
Kaizer
anna54
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von anna54 »

Liebe Janedoe
ich hab mit Schrecken gelesen,wie es noch immer und immer wieder in der Pflege aussieht.
Bin jetzt auch schon viele Jahre in Frührente,es kam mir irgendwann wie ein rettendes Strohhalm vor,war es aber nicht.
Ich hab meinen Beruf geliebt,mich trotzdem und gerade deswegen ausbeuten lassen,auf allen Ebenen.
Zwar war ich nicht alleinerziehend,blieb verheiratet,keine Kraft hätte ich auch nur ansatzweise für eine Trennung gehabt.
Im Moment erlebe ich,wie meine Schwester mit drei Kindern über den Trennungstisch gezogen wird.
Er hat sein gutes Gehalt,sie arbeitet Teilzeit und er behält sich vor jeden Euro dreimal zu verweigern.
Dass Frauen immer noch in solche Situationen geraten,wo sie erst so krank werden müssen,damit man sie quasi in die Frührente treibt----und das auch noch mit einer psychischen Erkrankung,das ist und bleibt ein Skandal.
Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht----------
aber wie viele erleben in helfenden Berufen,dass genau der Herzenswunsch,anderen zu helfen,sie zu heilen,sie zu pflegen,dadurch auch Anerkennung zu erhalten----eine böse Falle ist.

Wäre das ein Strafbestand-----dass Pflegeland wäre leer.
Es wird Frauengenerationen dauern,bis endlich die Armutsfalle Kinder so angegangen wird,dass Väter wirklich in die Pflicht genommen werden.

Meine Worte sind harsch,hab 40Jahre in einem Beruf gearbeitet,wo letztlich der Notstand,verlassenen Familie "aufgearbeitet" werden mußte.
Dass Männer verlassen können,um wieder und wieder anzufangen,um dann auch wieder und wieder ihrer Pflichten "in den Wind schreiben",das wird sich erst ändern,wenn die Töchter von heute die "Abrechnung" schreiben.
Dazu benötigen sie Studium und Ausbildung um an diese Schaltstellen zu gelangen,daher ist es die Mühe wert----immer wieder.

Meine Hochachtung an alle,die heute noch das tragen,was morgen niemand mehr machen wird.
Dass ich mit höchster Motivation,Ausbildung,Fortbildung und großer Erfahrung einen Beruf stemme,der nur ausnutzt,benutzt um die Taschen deren zu füllen,sie den richtigen Bleistift in den Händen haben,das ist ein typisches Frauenschicksal.
Wer dann seinen Rentenbescheid in den Händen hält,wird auch noch gezwungen weiter in einem ausbeutendem Beruf auszuharren.

Mein Ehrenamt hat mir viele Türen geöffnet,hab viele Fortbildungen machen können,da waren sie dann,die angeblich so besonderen Chefs dieser Einrichtungen,schöne Worte und nach hinten treten,und ganz freundlich zu den Ehrenamtlichen,die kommen auch noch umsonst----.
Letztlich haben wir auch noch dadurch zu einem schlechten Klima unter den hauptberuflichen beigetragen.
Gotteslohn,das Wort kenne ich seit meiner Kindheit,da waren aber Menschen noch anständig genug um nicht in dem Maß Mitmenschlichkeit der Mitarbeiter in ihren Geldvorteil umzumünzen.
Mal neben dem Thema,aber mir ein Anliegen.
anna54
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Da ist sie wieder

Beitrag von janedoe »

Liebe Anna,

vielen Dank für Deine Worte, sie tragen den Ausdruck tiefen Verständnisses für den Beruf in der Pflege. Ich liebe unsere Ehrenamtlichen und habe immer versucht sie in das Team mit einzubeziehen. Sei es durch eine Einladung zur Weihnachtsfeier oder Weihnacht- und Geburtstagsgeschenke, sie kamen immer von Herzen. Ich kann und will einfach nicht von oben herab zuschauen, wie diese Leute ausgenutzt werden, auch wenn sie es freiwillig machen.

Liebe Grüße

Janedoe
janedoe
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Re: Da ist sie wieder

Beitrag von janedoe »

Ich bin jetzt eine Woche daheim und war bisher nur zum Einkaufen vor der Tür. Ich habe kein Bedürfnis nach "draußen". mir fehlt die Kraft für Haushalt und alles andere. Dadurch sind die Tage viel zu lang und ich warte morgens schon darauf, dass es wieder Nacht wird und ich irgendwann ein paar Stunden schlafen und alles vergessen kann. Ich habe diese Woche, von mir gewollt, therapiefrei und so komme ich selbst dafür nicht aus dem Haus. Meine AU geht bis 30. und obwohl ich so kraftlos bin, überlege ich, danach wieder arbeiten zu gehen, dann habe ich eine gewisse Struktur im Tagesablauf, muss raus und habe ein paar soziale Kontakte, gleichzeitig fürchte ich mich vor der Verantwortung, den physischen Gewalt und dem Gerede.

Liebe Grüße

Janedoe
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