Meine Freundin hat Depression/Angststörung

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Miffy
Beiträge: 14
Registriert: 7. Jan 2016, 06:31

Meine Freundin hat Depression/Angststörung

Beitrag von Miffy »

Hallo zusammen!
Zum einen vielen Dank, dass es dieses Forum gibt und dass ihr alle so ehrlich postet. Ich habe schon allein durch das Lesen anderer Beiträge etwas Hilfe erfahren, dadurch dass ich gemerkt habe, dass ich nicht alleine bin oder es anderen ähnlich geht.

Ich lebe in einer Beziehung mit einer anderen Frau. Wir kennen uns seit ca. 14 Jahren und leben in einer Beziehung seit 8 Jahren. Bis auf die üblichen Höhen und Tiefen in einer Beziehung führen wir eine glückliche und vertrauensvolle Beziehung. Wir können quasi über alles reden und ich kann ohne Zögern behaupten, dass wir fast alles vom anderen wissen.

Jetzt leidet meine Freundin eigentlich schon seit bestimmt zehn Jahren an einer Depression und Angststörung, die aber anfangs nur phasenweise und auch nicht so stark auftrat.
Seit ca. 15Monaten befindet sie sich in einem fast durchgehendem Tief. Lange wollte sie nicht zum Arzt oder einer Therapie. Johanniskraut und BRintellix brachten nichts. Seit ca. Mitte Juni geht es ganz schlecht. Bisher konnte sie immer noch arbeiten. Hat auch wirklich sehr viel Spaß an ihrer Arbeit, aber seit Anfang August ging das nicht mehr. Sie hatte so Angst, dass ich sie zu Ärzten etc. begleiten und sie auch krank melden musste.
Jetzt hab ich es geschafft einen Therapieplatz zu bekommen. Dort war sie zwei Mal. Seit ca. Drei Wochen nimmt sie Citalopram 10mg, was seit Donnerstag von Escitalopram 20mg abgelöst wurde. Heute ist sie auf der Arbeit, aber sie hat das Gefühl, dass sie das nicht schafft die kommende Woche, aber auch nicht Zuhause und krank geschrieben sein will.
Glaubt mir, ich würde alles tun, um ihr zu helfen, aber ich fühle mich selbst so fertig. Ich spüre einfach, dass mir die Energie fehlt um ihr zur Seite zu stehen. Ich weiß, dass ich auch Zeit für mich brauche und dass ich schöne Zeit mit anderen Dingen verbringen soll. Das mache ich durchaus auch, aber wenn sie mir dann schreibt wie es so ist und es ihr geht und dass sie Angst hat, dass es nicht mehr besser wird und dass sie nie wieder arbeiten kann, dann macht mich das fertig und trübt durchaus auch meine Freuden.
Aber ich weiß einfach nicht, was ich tun soll/kann. Ich weiß ja auch, dass sowohl die Medikamente als auch mögliche Therapieerfolge einfach Zeit brauchen. Aber wenn sie so spricht, dann glaube ich auch bald, dass alles nicht mehr besser wird.

Was genau ich jetzt damit hier wollte, kann ich nicht mal sagen. Aber es tut einfach mal gut, das niederzuschreiben. In meinem privaten Umfeld kann ich nämlich mit niemandem so darüber sprechen, dass ich mich verstanden fühle hier bei euch denke ich aber, gibt es bestimmt jemand, der mich versteht.

Vielen Dank fürs Lesen. Genießt die Sonne, sofern das geht :)
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Meine Freundin hat Depression/Angststörung

Beitrag von Mike78 »

Hi Miffy,

und Danke für deinen Beitrag.
Ich kenne das, das Schreiben hilft!!!
lucky8
Beiträge: 477
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Meine Freundin hat Depression/Angststörung

Beitrag von lucky8 »

Liebe Miffy,
das Schlimme an dieser Krankheit ist, dass wir nicht helfen können. Nur zur Seite stehen und unterstützen, dass die Kranken sich selber helfen oder von Fachleuten sich helfen lassen. Es ist wichtig, dass wir da sind, wenn wir gebraucht werden. Aber es ist gaaaanz wichtig, dass du auch auf dich achtest und für dich sorgst. Du musst dir Gutes tun, etwas unternehmen, das dich entspannt und dir hilft, stark zu bleiben.
Ich wünsche dir alles Gute, Kraft, Mut und Ausdauer. Es ist ein langer Weg.
Liebe Grüße
lucky
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Meine Freundin hat Depression/Angststörung

Beitrag von Uwe R »

Hallo Miffy,

schön das du deine Geschichte hier aufgeschrieben hast und herzlich willkommen hier im Forum. Auch ich habe meine Geschichte hier aufgeschrieben, um hier Hilfe zu bekommen. Mir hat das Schreiben hier gut getan. Und ich bin Allen hier so dankbar, die meine Geschichte gelesen und mir geantwortet haben. Da merkt man erstmal, dass man mit seinem Problem nicht alleine ist. Es gibt so viele, denen es ganz genau so geht. Das Schreiben hier im Forum und sich mit den anderen Forumsmitgliedern austauschen hilft ungemein.

Und Lucky8 hat völlig recht, wir können nicht helfen. Wir können wirklich einfach nur da sein und unterstützen, und das auch nur, wenn sie es wollen und zulassen. Wir können Sie leider nicht retten, dass müssen sie schon selbst tun, mit Hilfe von Fachleuten..
Das einzusehen und zu verstehen dauert eine ganze Zeit. Und das lässt uns immer wieder hoffen und zweifeln, dass macht es für uns eben auch so schwer.

Achte auf dich und tu dir viel Gutes, auch ohne deine Freundin. Du brauchst unbedingt Zeit um Kraft zu tanken. Denn es hilft nichts, wenn du am Ende auch noch krank wirst und selber in einer Klinik landest und Therapie machst.

Auch ich möchte dir alles, alles Gute wünschen, für den vor dir/euch liegenden nicht einfachen Weg.
Möge bei euch Beiden alles gut werden.

Ganz lieben Gruß
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Meine Freundin hat Depression/Angststörung

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Miffy,

ich bin selber seit 4 Jahren an Depression erkrankt und lebe mit meinem Partner in einer glücklichen Beziehung.
Auch ich hatte Phasen, in denen ich an ein gutes Ende nicht mehr glauben konnte.

Mein Partner hat mir in dieser Zeit sehr damit geholfen, dass er meine Ängste und Sorgen ernst genommen hat und mir keinen Druck auferlegt hat.
Auch ich hatte einmal Angst, ich könne meine Arbeit nicht mehr schaffen, Zukunftsängste plagten mich zunehmenst. In Gesprächen hat mir mein Partner Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, wie z.B. Unterstützung meiner Teilzeitbeschäftigung bis hin zu Möglichkeiten einer vorzeitigen Verberentung. Alleine diese Gespräche haben mir viel Druck und Sorgen genommen so dass ich zuversichtlicher in die Zukunft blicken konnte und mittlerweile sogar eher eine erneute Vollzeitbeschäftigung anstrebe und mir das durchaus auch wieder zutraue.

Ich gebe aber allen Vorrednern recht - um eine verständnisvolle Stütze für deine Partnerin sein zu könnnen, musst du erst einmal selber auf dich achten. Es muss sichtbar werden, dass sie mit ihren derzeitigen Einschränkungen und negativen Gedanken keine Belastung für dich ist, dass könnte vielleicht schon sehr viel Entspannung in ihr Seelenleben bringen. Schuldgefühle sind nämlich ein wesentlicher Bestandteil einer depressiven Phase und verstärkt ihre negative Stimmung.

Alle schlechten Phasen gehen aber irgendwann vorbei, manches braucht einfach etwas mehr Zeit. Therapie, Medikation und deine verständnisvolle Stärke ist ein guter Anfang auf dem Weg dahin.

Es grüßt

Luna
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