Ein Hallo nach einer etwas längeren Zeit :D

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Morbus
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Ein Hallo nach einer etwas längeren Zeit :D

Beitrag von Morbus »

Hallo euch allen :)

Ich bin ja nun schon eine Weile (7/12 Wochen) in der Klinik in Heiligenhafen und alles verläuft soweit gut. Die Traumastation auf der ich bin ist passend und auch die Einrichtung, die Ärzte und das drumherum stimmen wirklich gut. Ich kann von dieser Station also sehr positiv berichten.

Mein Krankheitsbild hat sich auch verändert, bzw. wurde angepasst und ist jetzt stimmig und zeigt mir auch, dass ich und Ihr da schon vorher richtig gesehen habt, dass es Depressionstechnisch im Vergleich zu euch nicht ganz stimmig war.

Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung sowie rezidivierende Depression in Mittel-Schwergradigen Episoden.

Alles in allem bin ich sehr viel kränker als ich es mir wohl eingestanden hätte, und es ist noch ein endlos langer Weg, da wir in diesen 12 Wochen eigentlich nur an dem normalen Bezug zum Leben, zu Menschen und an den Gefühlen arbeiten können, die mir abhanden gekommen sind.

An die ganzen Traumata ist zur Zeit noch kein kommen, da ich durch Verdrängung und Amnesie einfach viel zu viel von meinem Leben nicht weiß, keine Erinnerungen habe oder es Bruchstücke sind die auch oft fehlerhaft sind, aber wenn ich erstmal wieder nen besseren Bezug zum Leben habe und ich auch wieder etwas mehr fühle wird sich es irgendwann ergeben, dass ich auf diese Sachen wieder zugreifen und sie bearbeiten kann.

Die Medikamenteneinstellung läuft auch soweit gut und wenn ich aus der Klinik dann in ein paar Wochen entlassen und als Rentner rausgehe werde ich es wohl angehen, wieder zu einem normalen Weg zu gelangen, und nicht mehr wie bisher eigentlich auf den Tod zu warten, aber auch dass ist alles leichter gesagt als getan. Aber wir sind da auf einen guten Weg und hier und da fühle ich auch schon wieder, was auch nicht verkehrt ist :D

Dieses Forum werde ich später wohl nur noch sporadisch besuchen, da es dann wenig zielführend wäre, mich mit der Depression auseinander zu setzen, diese ist einfach nur bei mir dabei und benötigt nicht so viel Aufmerksamkeit.

Ich wünsch euch allen ein schönes Wochenende, ich bin heute und morgen zuhause auf BP und werde immer mal wieder hier hinein schauen :)

Ganz liebe Grüße, Finn
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katyfel
Beiträge: 1181
Registriert: 21. Aug 2011, 18:08

Re: Ein Hallo nach einer etwas längeren Zeit :D

Beitrag von katyfel »

Hallo Finn,

für mich klingt das ziemlich gelöst, was und wie du so schreibst, was mich echt freut!
Vielleicht auch, weil mein Beschwerdebild teilweise große Ähnlichkeiten hat zu dem, was du sagst, auch was die Therapie- bzw. Klinikerfahrungen betraf; es dauerte sehr lange über mehrere Aufenthalte, bis klar war, was überhaupt los ist und dann nochmal länger, bis Erinnerungen wiederkamen... bzw. erstmal Fetzen und Ausschnitte.
Bei mir hatte es leider nie so einen positiven Beiklang wie den, den ich da jetzt bei dir höre... aber trotzdem macht es auch Mut, das so zu lesen.

Ich wünsche dir erstmal Alles Gute für die restliche Zeit dort und für nachher natürlich sowieso.
Falls du mir noch ein bisschen was zu der Klinik& Therapie sagen kannst und möchtest, würde ich mich über eine PN freuen, kann aber auch nachvollziehen, falls dir das zu viel ist grade oder so.

Liebe Grüße,
Sinfonia
Morbus
Beiträge: 357
Registriert: 2. Feb 2015, 22:19

Re: Ein Hallo nach einer etwas längeren Zeit :D

Beitrag von Morbus »

Hallo Sinfonia,
schön von dir zu hören :)

Die ganzen Erfahrungen der anderen Aufenthalte und auch alles weitere hilft mir hierbei natürlich und ich bin an einen ganz anderen Punkt als die meisten meiner Mitpatienten, die ordentlich zu kämpfen haben. Meine Ziele sind aber eben auch ganz andere, sowie mein eingeschlagener Weg ein ganz anderer ist/war. Es fällt mir von daher leicht damit umzugehen und den anderen mit Rat zur Seite zu stehen auch wenn ich diesen bei mir selber nicht mehr/irgendwann hoffentlich wieder anwenden kann. Aber da ich sehr viele Phasen der Depression wie auch der PTBS oder der KPTBS durchwandert bin, kann ich dazu natürlich viel sagen und auch welche Möglichkeiten bestehen damit umzugehen.
Auch wenn die Erinnerungen bei mir fehlen ist das Wissen zu vielem da, da es einen anderen Bereich betrifft. Dieser ist losgelöst von Emotionen und von daher neutral, logisch und lösungsorientiert.
Aber ich bin eben auch in meiner Gruppe eher schon ein Sonderfall, mein Arzt sagt so schön, ich lebe eigentlich nurnoch um auf den Tod zu warten und das stimmt auch, ich gehe schon lange Hand in Hand mit diesem und wandle auf dessen Pfad. Aber auch dem Pfad zum Leben kann ich nach dem Aufenthalt wohl wieder wandern, wenn auch mit Einschränkungen.
Einen Bezug zum Leben finden ist leider leichter gesagt als getan, aber ich gehe die Therapie eben auch genau so an, mein ganzer Tag besteht aus Therapie. Beziehungsgestaltung ist dabei eines meiner Hauptaugenmerke, da ich Menschen eigentlich nicht mehr brauche und den Bezug zu diesen verloren habe. Ohne diesen Bezug fehlt auch der Bezug zu gefühlen und ohne beides der Bezug zum Leben. Von daher kann ich ganz viele Erfolge für mich in der Therapie erzielen, da die Ziele eben andere sind. Die Traumata stehen mir dabei eben nicht so sehr im Weg, da diese nicht abrufbar sind oder sich einschleichen.
Auch da meine Abgrenzung durch meinen Weg sehr gut funktioniert kann ich ohne mich selbst zu belasten helfen und aus diesen Erfahrungen versuche ich später für mich selber das dann zu nutzen. Ich werde also später sehr wahrscheinlich selber mich "heilen" können.

Somit gehe ich ganz anders an das alles ran und habe keine Probleme mit der Zeit oder den Zielen, ich muss einfach erstmal wieder ein Mensch werden, der etwas hat wofür es sich zu leben lohnt, aber da ist jeder kleine Schritt eben erfolgsversprechend wenn bisher eigentlich nichts mehr da war. Das stimmt positiv :D

Die Klinik ist in Heiligenhafen, wovon ich vorher wenig überzeugt war und auch von den anderen Stationen bin. Aber die Traumastation ist da eben ganz was anderes, das ist eine andere Welt zu all den anderen Stationen und die Ärzte sind dort wirklich sehr kompetend.

Also ich kann es nur empfehlen, viele Mitpatienten die schon in den Wochen gegangen sind haben sehr viel erreicht und auch einige die schon viele Therapien durch hatten überrascht wie anders an die Sache gegangen und wie erfolgsversprechend es sein kann den Schmerz der Vergangenheit richtig zu erleben und zu bewerten ist.

Das ganze ist aber eben auch kein Zuckerschlecken, das geht für viele richtig an die Nieren, nur bei mir ist das eben bei diesen Aufenthalt nicht mit verbunden, da es eben noch nicht geht. Aber selbst die härtesten können sich oft den tränen nicht entwehren und merken aber danach, dass es etwas gutes hat, diesen Schmerz eben in gesicherten Rahmen mit helfender Hand zu durchleben.

Es ist schon eine wirkliche Erleichterung wenn die Diagnose endlich stimmig ist und die Behandlung darauf zielt, dann geht man das ganze einfach anders an und man kommt nicht in die Lage der Ungewissheit.

Liebe Grüße, Finn
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Selea

Re: Ein Hallo nach einer etwas längeren Zeit :D

Beitrag von Selea »

:hello: Guten Abend lieber Finn.

Nur ein paar wenige Worte von mir. Da ich eine große Baustelle habe, derzeit.

ENDLICH HAT DAS KIND SEINEN NAMEN
(iss ne Redewendung)

Schön zu hören von dir, dass die Diagnosen stimmig sind und du endlich deinen Weg begonnen hast.
Einen Weg "zurück" ins Leben.
In ein Leben, das noch sehr viel zu bieten hat. :)

Psychotherapie geht immer nur Stück für Stück. Nur das, was auftaucht kann bearbeitet werden.
Das geht allen so. Und was nicht auftaucht, taucht eben nicht auf.

Schmerz und Trauer, dann noch begleitet durch den Therapeuten kann sehr viel lösen und verändern.

Aber, wie gesagt, immer nur Schritt für Schritt. Das ist ja immer meine Devise.


Alles alles Gute von ganzem Herzen für dich. :)
Selea
katyfel
Beiträge: 1181
Registriert: 21. Aug 2011, 18:08

Re: Ein Hallo nach einer etwas längeren Zeit :D

Beitrag von katyfel »

Hallo Finn,
ohne jetzt großartig antworten zu können...
Vieles von dem, was du beschreibst, trage ich auch seit Jahren mit mir rum, habe aber mehr oder weniger Wege im Leben gefunden (im Leben...nicht ins Leben... gar nicht so kleiner, aber feiner Unterschied...). Da macht es mehr und längere Beschäftigung m.E. nach prinzipiell eher schwerer als leichter. Ein bisschen ist es aber auch wie bei Instrumenten oder anderen erlernbaren DIngen; am Anfang kommen halt die großen Fortschritte.. und irgendwann muss man schon um die kleineren mehr kämpfen.
Wie auch immer... ich vertraue ja Kliniken etc. nicht mehr wirklich, auch weil ich weiß, wie schlecht die meisten mit schwierigen Patienten (egal ob komplextraumatisiert, wie bei dir&mir, PS,...) umgehen können, werde da aber nochmal reingucken. Was schadet das schon...

Alles Gute weiterhin!
Sinfonia
Jamba
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Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Ein Hallo nach einer etwas längeren Zeit :D

Beitrag von Jamba »

Hallo Finn,

schön, von dir zu lesen und es freut mich, dass du positiv klingst und voran kommst. Die Klinik war bestimmt der richtige Weg für dich. Und ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei dem leider langen, weiten und oft beschwerlichen Weg durch die Krankheit. Aber niemals ist es umsonst!

Alles Gute weiterhin und viel Kraft,
Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ein Hallo nach einer etwas längeren Zeit :D

Beitrag von Zarra »

Hallo Finn,

das klingt doch auf alle Fälle nach einem guten Wegbeginn, was mich sehr freut.

Danke für Deinen Bericht.

LG, Zarra
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Ein Hallo nach einer etwas längeren Zeit :D

Beitrag von anna54 »

Hallo lieber Finn
einfach gut,wenn du schreibst,danke!
Ich verstehe nicht alles,aber du hast ein Ziel vor Augen----den Weg ins Leben!!!
Das scheint so einfach und ist doch das Schwerste.
Alles alles Gute
anna54
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