Umgang mit der Depression

Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Hallo

Mein Name ist Michael und ich bin 28 Jahre alt.
Ich leide seid einigen Jahren immer wieder an depressive Phasen in meinen Leben aus den ich mich aber immer selbst raus kämpfen könnte.
Bis letzten Jahr. Ich hatte keine Kraft und Motivation zu kämpfen. Ich verlor immer mehr den lebens mut.
Ich zog mich immer mehr aus das soziale Leben zurück.
Das Leben war nur noch ein einziges leiden. Ich konnte nicht mehr schlafen, verlor immer mehr Gewicht, nichts hat mir mehr Spaß gemacht. Lachen und Freude war eine Qual. Zur Arbeit musste ich mich hin schleppen,
Ich bin von Beruf Tischler. Weinen gehörte jeden Tag dazu. Und irgendwann sind auch selbstmord Gedanken dazu gekommen. Ich hatte schon Pläne wie ich es machen wollte und habe mir vorgestellt wie meine Beerdigung wäre.
Im Februar dieses Jahres hat es zum Glück Klick gemacht ansonsten könnte ich heute nicht hier schreiben.
Ich habe mich meiner Schwester anvertraut und ihr das alles erzählt. Wie ich mich fühle und was in meinen Kopf vorgeht. Da sie beruflich Erfahrung mit Depression hat sind wir gemeinsam zu meiner Hausärztin gefangen der ich meine Geschichte erzählt habe.
Zum Glück hat meine Ärztin Erfahrung mit Depression worauf sie mich zu einen psychiater geschickt hat.
Dort wurde ich medikamentös eingestellt und er hat mir zur eine Physcho Therapie geraten.
Ich habe mich um einen Termin bemüht und nach langen suchen einen bekommen.
In der zwischen Zeit kahm es noch sehr heftigen depressiven Phasen. Ich habe 15 Kilo abgenommen und ich war nur noch ein Schatten meiner selbst.
Raus gehen war für mich eine Qual.
Zur der Depression ist dann auch noch Pech dazu gekommen. Ich würde ständig krank. Alles was ich angepackt ob beruflich oder in Hobby( ich spiele Posaune in zwei Musikgruppen) ging in die Hose.
Zu guter letzt hatte ich ein Arbeitsunfall der mich in einer guten Phase wieder aus der Bahn warf und jetzt vor sechs Wochen habe ich mir die Hüfte gebrochen.
Irgendwie habe ich nur noch Pech. Meine Therapeutin meint zwar ich sollte das auch positiv sehen und das ich dafür ja nichts könnte( Knochen brechen halt) aber irgendwie kann ich es nicht. Diese Dinge werfen mich immer wieder um und das erreichte durch Therapie ist wieder weg.
Mich kotzt diese ganze Situation an und ich weiß nicht mehr was ich machen soll.
Ich sitze nur noch zuhause weil ich Angst habe das mir noch mehr passiert. Habe Angst das ich durch das ganze krank sein auch noch meinen Job verliere.
Und das ich meine Freunde verliere. Das sie mich irgendwann ganz vergessen.

Vielleicht jemand sowas schonmal durchgemacht oder Erfahrung mit sowas und kann mir Tipps geben.
Wie gesagt diese ganze Situation ist zur Zeit sehr schwierig für mich. Und dieses ständige alleine sein zu müssen ist sehr schwierig für mich da ich auch einer Phase komme wo es mir seid Monaten mal wieder super ging.
Ich würde mich für Antworten sehr freuen.
Im Voraus schonmal Danke!
boneless
Beiträge: 4
Registriert: 14. Aug 2015, 20:09

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von boneless »

Einen besonderen Tipp kann ich dir leider nicht geben... Aber kann viele deiner Gedanken nachvollziehen. Auf ein paar möchte ich mal eingehen, vielleicht hilft dir das ein kleines bisschen.
Habe Angst das ich durch das ganze krank sein auch noch meinen Job verliere.
Ist natürlich nachvollziehbar, aber es haben sich auch schon Leute vor dir verletzt, ohne gleich gefeuert zu werden. Und selbst wenn, auch das ist kein Weltuntergang. Du bist ja schließlich nicht so alt, als dass du unvermittelbar wärest, mit 28 stehen dir noch genug Möglichkeiten offen.
Und das ich meine Freunde verliere. Das sie mich irgendwann ganz vergessen.
Hast du aktuell keinen Kontakt mehr zu Freunden? Bzw. wann zum letzten Mal?
Ich kenne diesen Gedanken leider auch nur allzu gut. Aber glaub mir, eine ordentliche Freundschaft vergisst man nicht so schnell. Deine Freunde haben sicherlich auch so genug zu tun, so dass sie dich nicht sofort vermissen - aber wenn es dir wieder besser geht und du dich meldest, werden sie sicherlich auch nicht wütend auf dich sein. Zumindest nicht so, wie du es dir vielleicht in deinem momentanen Zustand ausmalst.
das erreichte durch Therapie ist wieder weg.
Das Gefühl kann ich ebenfalls nachvollziehen, wenn du gerade in einem tiiefen Loch steckst kannst du ja kaum anders fühlen.
Aber wenn du in der Therapie etwas dazu gelernt hast, dann verschwindet es nicht komplett - du hast gerade nur eine Art "Blackout", in dem du nicht gut darauf zugreifen kannst.
Und immerhin hast du aktuell eine Therapeutin, auf die du zurückgreifen kannst. Das ist doch schonmal eine Verbesserung wenn du überlegst, das du vor ein paar Monaten noch am Abgrund standest, oder?

So, wie gesagt, viel kann ich nicht beitragen, vielleicht habe ich ja einen klitzekleinen Denkanstoß geben können... ich hoffe es zumindest. Bleib stark Michael.
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Danke boneless für deine Antwort,

Ich habe ab und zu noch Kontakt zu meinen Freunden aber mittlerweile schreibe ich wenn in unserer whatsapp Gruppe wenn gefragt wer Lust was zu machen schon gar nicht mehr weil ich jedes Mal absagen muss weil ich irgendwas Habe was mich hindert.
Und ich würde ja gerne was machen habe mich hindert halt diese Umstände.
Wie geschrieben habe ich zu den Depressionen immer öfters körperliche Probleme wie jetzt die gebrochene Hüfte.
Und jetzt sitze ich halt immer alleine zuhause.
Das schlimmste ist das die Sehnsucht nach einer Beziehung zu einer Frau dadurch auch immer größer wird.
Aber was soll ich bloß machen,
Meine Therapeutin sagt zwar ich sei stark und das mich das nicht aus der Bahn wirft aber es komm halt zur Zeit wieder eine depressive Phase.
Und ich habe Angst das die mich sehr fertig macht.
hazmagetmaton
Beiträge: 160
Registriert: 8. Aug 2015, 21:39

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von hazmagetmaton »

Hallo Michael.

Willkommen im Forum.
Ich habe selbst noch nicht so viel Erfahrung mit der Krankheit, deshalb hier erstmal nur eine Sache, die mir in den Sinn kam.
Wissen außer deiner Schwester und Ärztin noch andere von deiner Depression? Kannst du dich deinen Freunden da anvertrauen?

hazmagetmaton
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Hallo und danke für deine Antwort.

Natürlich weiß meine engere Familie davon und einige Freunde und Arbeitskollegen.
Es müssten so 20 Personen sein.
Ich habe es auch nur Leute anvertraut die ich vertrauen kann und wo ich möchte das sie das wissen.
Mittlerweile denke ich aber es war ein Fehler es manchen zu erzählen. Es gibt viele die gehen plötzlich ganz anders mit mir um.
Aber jetzt kann ich es nicht mehr ändern.
Oft habe ich das Gefühl ich sollte weggehen und woanders ein neues Leben beginnen.
Einfach irgendwo wo mich niemand kennt.
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo Michel,

es herrscht immer noch viel Unwissenheit über die Krankheit.
Das Gehirn ist auch nur ein Körperteil und hat nichts mystisches.
Weggehen nichts mehr hören ,nichts mehr sehen,neu anfangen ,ohne die Einschränkung? Leider geht die Depression mit dir mit,Veränderungen können in der akuten Phase dir eher schaden.
Woanders ist es auch nicht besser,du kannst nur Geduld haben und das ist schwer.
Deine Gedanken sind Symptome der Depression.Du bist Ok ,wenn es dir besser geht,wirst du das schnell merken.Viele Männer haben mit 28 Jahren keine feste Beziehung,auch das wird sich ergeben.
Du wirst deine schlechte Phase überwinden und die Therapie wird dir weiter helfen und dich stützen.
Hab etwas Zuversicht,nichts dauert ewig,weder das Gute noch das Schlechte. Jede Depression geht mal vorbei,du wirst sehen.

Viele Grüße Bittchen
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo Michael,

ich kann mich Bittchen nur anschließen. Auch wenn man in einer Tiefphase nicht daran glauben kann und will, es wird besser. Ja, es ist ein Kampf, immer und immer wieder. Aber man ist nie allein, es gibt immer Menschen, die einem helfen. Sei es Familie, Freunde, Ärzte oder Psychologen.
Das wichtigste und schwerste, was ich bei meiner Depression lernen musste: Hab Geduld!

Kopf hoch und ich hoffe, es hilft dir etwas, dich hier im Forum auszutauschen. Bei mir ist es so.

Liebe Grüße, Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Danke für die Antworten!
Und was ihr schreibt hilft mir sehr. Vielen Dank dafür.
Es hat mir zwar viel Überwindung gekostet mich hier anzumelden aber jetzt weiß ich das es die richtige Entscheidung war.
Ich hoffe das ich mich noch viel hier austauschen kann.
Kennt den jemand das Gefühl das man nur noch denkt man habe Pech!?
Bei mir ist es so.
Ich denke jeden Tag mir würde mal ein Erfolgserlebnis gut tun. Und wenn es nur ein kleines wäre.
Katerle
Beiträge: 11288
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Katerle »

Hallo Michael,

kann auch gut nachvollziehen, wie dir zumute war/ist. Ich fühlte mich auch nur noch vom Pech verfolgt. Aber ich kann dich ermutigen, denn ich sehe wieder Licht am Ende des Tunnels. Auch mein Weg bis jetzt steinig und schwer war, ich bin ihn gegangen. Ich hatte mich damals zum Arzt fahren lassen, weil es mir so schlecht ging, dass ich es nicht mal mehr allein schaffte. Dann folgten Klinikaufenthalte auf Anraten meines Arztes und ich suchte mir auch ambulant eine Therapeutin, welche mir empfohlen wurde.

Man muss nicht´s großartiges leisten, um ein kleines Erfolgserlebnis zu erfahren. Was zum Beispiel helfen könnte, sich täglich zu notieren, was für dich erfreulich und positiv war.

Wünsche dir alles Gute, Kraft und Zuversicht.

Liebe Grüße
Katerle
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Danke katerle für deine Antwort und deinen tip!
Ich werde das vielleicht mal machen mit den aufschreiben.
Mein Problem ist nur immer wenn es mir super geht und ich endlich mal wieder das Leben genieße, ich mir sage jetzt starte ich wieder richtig durch passiert was.
Wie jetzt wo ich mir die Hüfte gebrochen habe.
Mittlerweile bin ich so weit das ich mir schon gar keine Ziele mehr setzte weil ich Angst habe das wieder was passiert was mich zurück wirft.
Katerle
Beiträge: 11288
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Katerle »

Das ist sehr verständlich...
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Vielleicht hat ja jemand ein tip wie ich damit umgehen kann.
Oder Erfahrung mit sowas.

In Voraus schonmal Danke!
dine31
Beiträge: 169
Registriert: 5. Jan 2015, 09:21

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von dine31 »

Hallo Michael

Also richtige Tips kann auch ich dich nicht wirklich geben ..aber ich kann deine Situation nachvollziehen..

Mir ging es genauso...oder vielmehr immer noch..

Gerade das Thema Arbeit ist ein ganz großes thema was hier bestimmt viel beschäftigt..
Man macht sich Gedanken über alles und jeden ..
Ein Gedanke folgt dem anderen und schon ist man am Grübeln und rutscht immer mehr Runder
eher wir uns versehen ist alles wieder im keller...
aber das sind eben Depressionen...ich habe sehr lange gebraucht dies zu Akzeptieren und auch jetzt weis es niemand aus meinen Umfeld egal ob Familie oder freunde bis auf 3 leute gerade mal...
Aber ich hab es soweit angenommen das ich mir Hilfe gesucht habe weil alleine eben nicht mehr alles geklappt hat...
Ich bin eine Mutter von zwei Kindern und gehe im Schichtsystem arbeiten...und das hat alles nicht mehr so geklappt nur noch das nötigste bis eben nichts mehr ging..
Ich hatte auch immer wieder kleinere Unfälle oder habe wichtige Dinge vergessen aus reinem Konsentrationsmangel...bis ich dann fast einen Großen autounfall gehabt hätte wo ich im Gedanken fast über eine Rote Ampel gefahren bin und da hab ich dann gesagt nein so gehts nicht weiter...
Naja der Anfang war sehr schwer das alles so durchzuziehen aber mit der zeit sag ich mir es war nötig mir die Hilfe zuholen...denn so Alt ist man noch nicht ein bisschen möchte man schon vom Leben noch haben..und meine Kindern möchte ich eine gute Mutter bleiben und nicht ein Nervliches Phrack...

Auch wenn heute noch Schuldgefühle kommen gerade wegen dem Thema Arbeit..denn im Moment bin ich Krankgeschrieben schon ein paar wochen und es wird auch noch dauern ist es nicht einfach Klare gedanken zubekommen..
Ich habe immer meine Depri-phase auch allein bewältigt wie du auch aber irgendwann kam der Punkt wo ich die nicht mehr geschafft hab...naja und somit Hilfe gesucht und auch angenommen hab....
Es hat zwar lange gedauert bis ich es vollkommen Akzeptiert hatte aber jetzt sagen wir so...hab ich mich abgefunden....
Und es hatte auch was befreiendes irgendwie.

Ich kann dir keine Tips geben leider denn jeder ist auch anders aber ich kann den Rat geben ...nimm es an denk nicht immer daran auch wenn es schwer fällt (geht mir auch so denke noch sehr viel dran) aber die kleinen Unfälle sind auch weg bzw. viel weniger geworden..und somit ist auch die Angst ein stück weit weniger geworden....

Und mir hat es sehr geholfen darüber zu schreiben egal wo ob evtl. hier im forum oder ein Tagbuch oder auch nur mal ein Schmierzettel...Waren die Gedanken erstmal raus ging es mir auch etwas besser....

So naja will kein Roman schreiben und es ist auch vll. viel mist dabei hoffe das ist nicht schlimm...

Ich wünsch dir Trotzdem Alles Gute...
Vll. liest man sich ja noch öfters....

Lg dine31
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Hallo dine
Danke für deine Antwort.
Was du geschrieben hast hat mich sehr zum nach denken gebracht.
Darf ich dir sagen das ich so Menschen wie dich sehr viel Respekt zolle.
Für mich bist du stärker als ich da ich alleine bin und mich nicht um zwei Kinder kümmern muss.
Hast du schonmal drüber nachgedacht mehr Menschen das anzuvertrauen.
Ich habe es auch einen engen Kreis anvertraut.
Würde mich freuen was du darüber denkst.
Liebe Grüße.
Jamba
Beiträge: 563
Registriert: 5. Dez 2014, 21:44

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Jamba »

Hallo,

Wir hatten in der Klinik damals eine sog. "Positiv-Gruppe", wo jeder sich Notizen machen sollte, und einmal die Woche haben wir uns getroffen und darüber geredet. Das hat mir sehr gut getan, wenn ein Mitpatient auch mal sagte "Das ist doch was tolles, was du geschafft hast". Vor allem, wenn man das selbst nicht so sieht.
Hier im Forum gibt es ja auch solche Gruppen, das wäre doch was für dich.

Grüße, Jamba
Nach Regen kommt Sonne. Grün ist die Hoffnung.
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Hi jamba

Danke für deine Antwort. Das klingt sehr gut.
Hast du denn Probleme damit stolz auf dich zu sein.
Ich werde viel gelobt von meiner Familie das ich das alles durch ziehe mit der Therapie aber selbst kann ich da noch nicht stolz drauf sein. Finde das irgendwie komisch.
Cara Mia
Beiträge: 235
Registriert: 24. Aug 2015, 09:15

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Cara Mia »

>> Ich denke jeden Tag mir würde mal ein Erfolgserlebnis gut tun. Und wenn es nur ein kleines wäre. <<

Hallo Michael,

wenn ich in einer depressiven Phase bin, kann mich selbst ein Lottogewinn nicht rausreißen (also, das ist jetzt nur eine Vermutung :-) , diese These würde ich doch gerne mal überprüfen!)

Nein, zurück zum Thema. Es sind schon gute Sachen passiert, auch in meinen dunklen Phasen. Mich belastete das dann mehr, als dass es mich hochzieht. Mein Lieblingsbeispiel ist das Wetter. So schönes Wetter! Guck doch mal! Und Du hast doch gerade Zeit! Geh doch raus und mach was Schönes!

Uaaah. Ich bin sogar zu blöd, um mich an der Sonne zu freuen. Ich bin ein schlechter Mensch. Dann kann ich´s doch gleich lassen...

Die Erfolgserlebnisse kann ich erst wieder wahrnehmen und genießen, wenn es mir grundsätzlich besser geht. Schon mal mit Erkältung lecker Essen gewesen? So ist das bei mir. Tolles Essen auf dem Tisch, aber ich riech nichts, ich schmeck nichts und außerdem hab´ ich Fieber und gehöre ins Bett.
Nichts anderes ist bei mir die depressive Phase. Eine Zeit, in der ich krank bin und nichts schmecken, riechen, wahrnehmen kann.

Weitere Parallele: Auch bei einer Erkältung höre ich deshalb nicht auf zu essen. Ich esse, auch wenn es mir nicht schmeckt. Ich weiß ja ungefähr, was ich sonst so mag. Das esse ich auch weiterhin.
Auch mit einer Erkältung bleibe ich nicht den ganzen Tag im Bett, wenn gerade Wichtiges zu tun ist. Ich versuche halt, die wichtigsten Dinge zu regen und ansonsten einen Gang rauszunehmen und nett zu mir zu sein. Allgemeine Hygienemaßnahmen schaden auch nicht. Ich kann auch geduscht und mit geputzten Zähnen wieder ins Bett gehen, aber das ist für mich angenehmer, als gar nicht erst geduscht zu haben.

Was ich allerdings schon mache, in den guten Phasen, ist, meine Wahrnehmung zu stärken, auf das Gute zu fokussieren. Oder mehr noch auf eine akzeptierende Gelassenheit. Oh, Sonne, warm, angenehm, hier zu sitzen, jetzt gerade, ich atme.

Herzliche Grüße,
Cara
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Hallo cara mia
Danke für deine Antwort.
So gesehen hast du völlig recht.
Leider ist ja jeder Mensch anders und das ist auch gut so.
Schlimm wäre es wenn es nicht so wäre.
Bei mir ist es halt so das ich gegühlt nur noch Pech habe und das ich denke das mal ein kleines Erfolgserlebnis mal eine Bestätigung wäre das es besser wird und das es lohnt so weiter zumachen.
Ich hoffe du/ihr versteht das.
Cara Mia
Beiträge: 235
Registriert: 24. Aug 2015, 09:15

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Cara Mia »

Lieber Michael,

natürlich verstehe ich das.

Hilfreich kann dann sein, sich die eigenen Bewertungsparameter bewusst zu machen. Du denkst gerade kurzfristig und daraus resultiert die negative Bewertung.

Ein paar Monate sind bezogen auf ein ganzes Leben eine lässliche Zeit. Guck Dir die letzten zehn Jahre an. Und die kommenden zehn Jahre. Da war und wird einiges dabei sein, was Du auch objektiv als "gut" bewerten kannst.

Die Betrachtung längerer Zeiträume kann Druck rausnehmen. Manchmal gibt es Phasen, in denen "nichts geht". In der Nachbetrachtung bin ich schon öfter zum dem Schluss gekommen "da konnte ich einfach nichts machen". Je öfter mir das passiert ist und je öfter ich durchsortiert habe, desto gelassener konnte ich mit der nächsten schlechten Zeit umgehen.

Langfristig ist es schon eine feine Sache, ein Gute-Tage-Buch anzulegen. Kannst Du auch jetzt sofort tun. Nimm Dir ein Heft und notiere einen beliebigen guten Tag Deines Lebens, egal wie alt Du da warst und was es war, was schön war.

Wenn Du damals fähig warst, Dich daran zu freuen, dann kannst Du es irgendwann auch wieder. Ist wie Radfahren, das verlernt man nicht. Manchmal ist halt kein Fahrrad da :-) nicht Dein Fehler. Ist halt so.

Herzliche Grüße,

Cara
Cara Mia
Beiträge: 235
Registriert: 24. Aug 2015, 09:15

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Cara Mia »

Ach, und noch etwas Persönliches, das ich im Umgang mit der Depression gelernt habe (und immer noch lerne):

In der depressiven Phase ändern sich die Regeln.
Ich muss begreifen, dass es in dieser Zeit schon viel genug ist, am Leben zu bleiben.
Es i s t eine Wüstenwanderung. Auch wenn mich niemand dabei sieht, ich wandere gerade durch eine Wüste. Das ist anstrengend. Es ist ein Erfolg, einen Tag geschafft zu haben.
Viel zu erzählen gibt es am Abend nicht, wenn mich jemand fragen würde. Das Bild ist immer gleich. Und doch war es ein weiterer Tag. Nach Wüstenblumen kann ich suchen, aber dass ich eine sehe, ist selten.

Angenommen, ich finde eine dieser Wüstenpflanzen. Nach außen kann ich das Ding nicht gut verkaufen. Das sind so kleine, krüppelige, krautige Staubgewächse. Dass sie besser als nichts sind, kann jemand, der keine Wüstenwanderungen macht, nicht nachvollziehen. Trotzdem ist es in meiner Realität schon ein tolles Ding, kleine, krüppelige, krautige Staubgewächse zu entdecken.

Ich bin in diesen Zeiten nicht fit. Es wäre unfair, mich an meinen normalen Maßstäben zu messen.

Angst, zu versumpfen, hatte ich auch reichlich. Das hat sich nicht bewahrheitet. Ich bin nicht noch und noch schluffiger geworden. Immer, wenn es mir besser ging, war ich so froh, dass ich wieder wacher wurde und konnte die Energie auch wieder nutzen. Ich kann auch jeden Tag versuchen, ob es heute schon wieder geht. Wenn nicht, dann nicht. Wenn schon, dann kann ich mich darüber freuen.

LG,
Cara
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Bittchen65 »

Lieber Michael,

schon zwei mal hab ich dir geschrieben,schau mal im Netz nach POSITIVEN AKTIVITÄTEN, immer ist der Beitrag weg. Ich weiß nicht was ich falsch mache,jetzt versuche ich es noch mal.

@
Hallo Cara,
du schreibst so toll und ich kann da viel für mich verwenden,ich danke dir dafür.

Liebe Grüße Bittchen
mpenzas04
Beiträge: 5
Registriert: 1. Sep 2015, 09:09

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von mpenzas04 »

Hallo, Michael,

ich bin Andreas, mir geht es ähnlich. Seit 2 Jahren bin ich im seelischen Tief, verursacht durch einen völlig frustigen Job, bei dem man in keinster Weise anerkannt wird und auch nicht weiterkommt. Ich muss zusehen, wie ich noch 9 1/2 Jahre durchstehe, bis die Rente beantragt werden kann. Ansonsten kann ich mich kaum noch zu etwas aufraffen, auch mein Privatleben leidet sehr darunter.

Trotzdem alles Gute. Ich werde mich jetzt hier im Forum noch weiter umsehen, ich bin ja heute erst dazu gekommen.

Viele Grüße

Andreas :hello:
siyambala

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von siyambala »

Cars mia's Beitrag hilft grad!
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Bittchen65 »

Hallo Andreas,

ich begrüße dich.
Ich bin auch noch nicht so lange hier, aber der Austausch und die Tipps
tun mir gut.
Mittlerweile traue ich mich ,mehr zu schreiben,aber lesen hilft mir auch.

LG Bittchen
Michael2909
Beiträge: 243
Registriert: 26. Aug 2015, 23:56

Re: Umgang mit der Depression

Beitrag von Michael2909 »

Danke für die vielen Antworten.
Ich hätte mal eine Frage.
Ich muss an Wochenende auf eine Hochzeit eines Freundes. Was mir Sorgen macht ist das ich mich da sehr unwohl fühle weil da alle Leute gut Laune haben den Tag genießen und ich in einer schweren dunklen Phase bin. Was mir auch immer Probleme macht ist es glückliche Menschen zusehen.
Ich weiß nicht ob ich überhaupt dahin gehen soll.
Hab tierisch Angst davor.
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