Möchte mich vorstellen

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chris83
Beiträge: 3
Registriert: 27. Jul 2015, 19:45

Möchte mich vorstellen

Beitrag von chris83 »

Hallo, ich bin Chris(28 Jahre alt).

Ich leide schon länger an diffusen psychischen Beschwerden, weiß aber nicht ob es eine Depression sein könnte. Beschreibe meine Symptome einfach mal.

Ich habe ein eher geringes Selbstwertgefühl und kann nur schwer mit Kritik umgehen. Wenn mich jemand kritisiert, schieße ich meistens gleich zurück, auch wenn derjenige Recht hat.
Ich kann mich über eine Sache freuen und im nächsten Moment haut es mich auf den Boden und ich kann nicht mehr richtig klar denken, bin müde, habe kein Hunger, grüble die ganze Zeit und bin dann einfach lustlos.
Beruflich bin ich stark eingeschränkt, da jede große Ortsveränderung bei mir teilweise völligen Stillstand auslöst. Ein Beruf in dem gelegentliche Reisen (in Deutschland) oder gar Schulungen über mehrere Tage notwendig wären, ginge bei mir gar nicht, da die Ängste und deren Symptome dann so stark wären, dass ich auf jedenfall kapitulieren würde und auch schon kapituliert habe. Ich fühle mich auch oft als Versager, da ich den Anforderungen meiner Familie im Moment nicht gerecht werden kann, aber lasse mir so gut wie nichts anmerken. Ich kann meine Ängste und Schwächen nur schwer im Familienkreis ansprechen, obwohl ich auf die Hilfe meiner Familie zählen könnte.
Durch mein geringes Selbstwertgefühl hatte ich bis jetzt auch noch keine Freundin, da ich Angst habe negativ Bewertet zu werden und das mich das dann noch mehr herunter zieht.
Um richtig gut drauf zu sein und mal abzuschalten, trinke ich Abends 1 bis max. 2 mal pro Woche eine 3/4 Flasche Wein oder drei Schnapsgläser Uozo. Früher habe ich höchstens einmal im Moment eine Flasche Wein getrunken oder 1 bis 2 mal pro Woche ein Bier.
Selbstmordgedanken habe ich nicht. Ich achte sehr auf meine Gesundheit und hänge am Leben, außer in den Zeiten in denen es mir besonders schlecht geht, da Esse ich eigentlich alles was ich will und achte nicht so sehr auf meine Gesundheit.
Es gab aber auch schon Momente in denen ich mir Unterbewusst gesagt habe, "wenn dieses oder jenes besondere Ereignis(Wohnort wechseln müsste oder in eine Stadt ziehen müsste) passiert, machst du nicht mehr mit".
Fühle mich beim Einkaufen oder bei ähnlichen Dingen auch immer von den anderen Menschen beobachtet und überlege, ob die gerade über mich reden oder denken.

Das ist ein Auszug meiner Symptome. Habe schon überlegt zum Hausarzt zu gehen, komme mir aber blöd vor, ihm diese Symptome zu beschreiben.
qwertzuiop

Re: Möchte mich vorstellen

Beitrag von qwertzuiop »

hi

ich weiß nicht ob du bei hausarzt richtig aufgehoben bist. ja es gibt auch da gute, aber die sind doch vorallem auf körperlich krankheiten hin ausgebildet. deine gemengelage scheint mir nicht eindeutig, da sollte ein psychiater oder vielleicht besser noch ein psychotherapeut mal drüber schauen.
wenn dir das für den anfang zu heftig ist, evtl erstmal beim örtlichen spdi vorsprechen. die haben schon viel gesehen und können eigentlich ganz gut einordnen und vorallem auch mit konkreten tips weiterhelfen, sofern gewünscht und nötig.
da deine situation dich zu belasten scheint, solltest du auf jeden fall was tun.
Zuckerblume
Beiträge: 53
Registriert: 14. Jul 2015, 10:02

Re: Möchte mich vorstellen

Beitrag von Zuckerblume »

Hallo Chris83,
ich glaube, du brauchst Leute, mit denen du mal ganz offen reden kannst. Seine Probleme immer zu verstecken, ist nicht gut. Zumal du scheinbar auch mit einigen Ängsten und einer scheinbar verzerrten Selbstwahrnehmung kämpfst. Vor allem der Alkoholkonsum ist bedenklich, wenn du ihn zum Abschalten benötigst. Dazu lassen sich leider viele Menschen verleiten, da es die schnellste und einfachste Methode mit ist. Aber sie ist auch gefährlich und kann in einem Suchtverhalten enden.
Ich finde es schonmal gut, dass du dich hier angemeldet hast und dich mitteilst.
Der Vorschlag von qwertzuiop ist ganz gut. Beim örtlichen spdi kannst du erstmal langsam herantasten, wo genau deine Problematik hingeht und welche qualifizierten Helfer deine Ansprechpartner werden sollten. Vielleicht bieten sie auch Selbsthilfegruppen an, wo du dich mal austauschen oder einfach ausquatschen kannst, denn scheinbar redest du ja kaum mit jemanden darüber. Und hab keine Scheu da mal anzurufen bzw. vorbei zugehen. Dafür sind diese Stellen geschaffen worden.
Wenn du weißt, dass deine Familie dich unterstützen würde, was hält dich davon ab, dass du nicht mit ihnen sprichst. Welche Gedanken hast du dabei im Kopf? Wie du es sagen sollst?, Ob sie es vielleicht doch nicht verstehen?...Aus Erfahrung kann ich nur sagen, es kann eine Befreiung sein, wenn diese wichtigen Personen es wissen. Dann musst du dich auch nicht entschuldigen, wenn du ihnen derzeitig nicht die erforderliche Unterstützung bieten kannst. Familie ist dazu da, wenn man sich gut versteht, sich gegenseitig zu stützen. Du hilfst ihnen und sie helfen dir! Letztendlich musst du selbst die großen Schritte gehen. Alle anderen sind Begleiter.
LG
bingo123

Re: Möchte mich vorstellen

Beitrag von bingo123 »

Ich finde es schwierig, hier Prognosen zu stellen,
psychische Erkrankung müssen immer individuell durchleuchtet werden, und das
am ausschließlich eines kompetenten Arztes oder Psychologen.

Von meiner Seite her, kann ich Dir meine Erfahrung mit dem Thema mitteilen.
Mir hat geholfen, mir eigenständig einen Psychologen zu suchen.
Die mich di Dinge die du aufzählst, sehr an mein eigenes Verhalten erinnern.
Vielleicht würde ein Verhaltenstherapeut für dich in Frage kommen?!

Ein guter Verhaltenstherapeut ist geht einfühlsam und behutsam mit sensiblen Themen
um.

Sich seiner Familie oder Freunden zu offenbaren kann hilfreich sein, mir persönlich hat es
jedoch viel Kraft gekostet, da mir viel Unverständnis entgegen gebracht wurde.
Nicht zu unterschätzen: Auslöser vieler psychischer Störungen liegen in Erfahrungen die innerhalb des Familienkreises
gemacht wurden. Als Beispiel: --- Trauma ---
( Gewalt in der Familie, Alkoholmissbrauch, Missbrauch am Kind etc., Vernachlässigung )

Einen Weg um Informationen zu erhalten wäre, sich bei seiner Krankenkasse zu melden
um Adresse von Therapeuten zu erhalten.
Ich habe meinen Therapeuten eigenständig im Internet gesucht, angeschrieben und eine
kennenlern Stunde vereinbart.

Zudem habe ich mich bei der Krankenkasse eine psychosomatische REHA beantragt.
Erst dort, wurde mir klar, was genau Auslöser von Depressionen, Angststörungen, Essstörungen sind.

Da ich in deinem Alter bin, kann ich nachvollziehen wie Hilflos und unbeholfen man sich fühlt.
Einen Anfang zu finden ist schwer, aber es ist wohl unumgänglich, wenn du den Grund für all das
erfahren willst.

Bzw. du dich besser fühlen möchtest..

LG Patrick

PS: Ich möchte noch mal kurz auf das geschriebene meiner Vorrednerin eingehen, in der sie sagt, dass man sich auf seine Familie stützen sollte etc.
Also ich kann mich nur nochmal wiederholen.
Familie zu haben ist sicher ein ganz wichtiger Aspekt im Leben, aber
will man richtige Hilfe erfahren, so sollte man sich einzig und allein
auf SICH konzentrieren.
Familienmitglieder geben einem im Endeffekt nur Erfahrungen mit, die sie selber
gemacht haben. Das heißt nicht das diese immer schlecht sind, aber auch nicht
das die gegeben Ratschläge immer zum individuellen Ziel führen.

Die Ansichten driften teilweise allein schon aus Generationsgründen derart weit auseinander, dass
ich dir nur ans Herz legen kann, auf DEIN Bauchgefühl zu hören und darauf was andere dir sagen.

Ich kann ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, wie Zuckerblume schreibt, warum man sich bei seiner Familie entschuldigen sollte? Wofür? Weil man nicht funktioniert, so wie andere es gerne hätten?
Weil man krank ist?
chris83
Beiträge: 3
Registriert: 27. Jul 2015, 19:45

Re: Möchte mich vorstellen

Beitrag von chris83 »

Danke für eure Tipps.
War gestern bei meiner Hausärztin, welche richtig gut mit mir über das Thema gesprochen hat. Sie empfahl mir auch einen Therapeuten bzw. hat mir Therapeuten empfohlen. Probiere es jetzt mal unterstützend mit Johanniskraut (900mg) und hoffe das ich schnell einen Termin beim Therapeuten bekomme. Halte euch auf dem laufenden.

Grüße
Chris
Zuckerblume
Beiträge: 53
Registriert: 14. Jul 2015, 10:02

Re: Möchte mich vorstellen

Beitrag von Zuckerblume »

Hallo!
Nochmal ein kurzes Wort zu bingo123: Ich habe mich da vielleicht etwas ungünstig ausgedrückt mit dem Wort "Entschuldigen". Für eine Depression muss sich Niemand entschuldigen, da bin ich ganz deiner Meinung. Ich meinte damit, dass Chris den Eindruck erweckt, und auch mir ging es oft so, dass man sich für die "Unannehmlichkeiten" entschuldigen müsste. Aber dies ist wirklich nicht der Fall. Sorry für das Missverständnis.
Und auch mit dem Thema Familie möchte ich nochmals betonen "wenn man sich gut versteht", kann man sicherlich einfacher die Thematik ansprechen. Wenn die Familie mitunter Auslöser für eine Depression ist, dann ist es schwieriger, weil man sie ggf. mit "Anschuldigungen" konfrontiert. Auch bei mir war es so. Aber dennoch wurde es gut aufgenommen und ich werde unterstützt, indem man mir zuhört, mir mehr Raum gibt, wenn ich mal nicht so gut drauf bin usw.. Es ist dann letztlich auch ein gemeinsammer Prozess. Wenn jedoch aufgrund der familiären Gegebenheiten wenig Vertrauen oder Unterstützung zu erwarten ist, dann kann ich die Bedenken sehr gut nachvollziehen. In diesem Fall muss Chris auf sein Bauchgefühl (wie du so schön sagst) hören. Letztlich kann die Familie ein guter Begleiter in dieser schwierigen Phase sein (auch wenn sie nur zuhört). Die Schritte zur Besserung muss jeder von uns jedoch selber tätigen.
Ich hoffe, ich konnte meine vorherige Aussage für dich klarer darstellen bzw. Missverständisse beseitigen.

@Chris83
Schön, dass du diesen Schritt getan hast und viel Erfolg.

@ all: LG
chris83
Beiträge: 3
Registriert: 27. Jul 2015, 19:45

Re: Möchte mich vorstellen

Beitrag von chris83 »

Habe bis jetzt noch keinen Therapeuten gefunden und das Johanniskraut wirkt finde ich auch nicht richtig.
Da viele Therapeuten auch im Urlaub waren, hoffe ich diese Woche mehr Glück zu haben.
Im Moment geht es auf und ab und es tretten jetzt bald Ereignisse an, bei denen ich nicht weiß ob ich diese bewältigen kann oder nicht.
Beispiel ist eine dreitäge Pflichtveranstaltung 130 KM von meinem Wohnort entfernt.
Da ich aber riesen Panik vor solch einem Ereignis habe, weiß ich noch nicht ob ich da mitfahren kann. Jeder Gedanke daran sorgt dafür, dass sich mein Hals zuschnürt, mir schlecht wird und ich nur noch Flüchten möchte. In diesem Moment sind mir auch die Konsequenzen völlig egal, dass einzige was zählt ist die Flucht.
Ich kann zwar auch in den Urlaub fahren, auch wenn das mit Unwohlsein verbunden ist, aber das geht weil dann mir vertraute Personen dabei sind, die mir Sicherheit geben.
Habe auch immer die Ängste zu scheitern, dann kann ich mir wieder Mut machen und im nächsten Moment drückt die Angst mich wieder nach unten.
Ich hoffe das ich diesen Mist bald los werde.
Minya
Beiträge: 79
Registriert: 18. Sep 2014, 16:42

Re: Möchte mich vorstellen

Beitrag von Minya »

Hallo Chris.

Da ich selbst mal so ein Präparat eingenommen habe, kann ich dir sagen, dass die Wirkung nach 4-6 Wochen eintritt. Es ist rein pflanzlich. Das dauert immer "lange". Es fühlt sich ja "lange" an, weils einem "gerade" oder "länger" schlecht geht und man "schnell" eine Besserung will. Habe Geduld! Mehr kann ich nicht sagen.
Selbst "normale" chemische Antidepressiva brauchen gut 2-4 Wochen bis sie wirken. Was auch bei jedem unterschiedlich ist.

Liebe Grüße
-Minya
dine31
Beiträge: 169
Registriert: 5. Jan 2015, 09:21

Re: Möchte mich vorstellen

Beitrag von dine31 »

Hallo Chris

Das was du geschrieben hast kann ich voll nachvollziehen...mir geht es genauso...

Wenn ich Zuhause bin dann fühle ich mich sicher bin in meiner Gewohnten Umgebung alles ist gut und Läuft auch soweit alles...
Aber wenn veränderungen anstehen Besuch sich ankündigt oder Wege zu erledigen sind und seis nur der Wochen-Einkauf dann wird mir anders...
Ich bekomm Beklemmungen in der Brustgegend...werde Nervös und unruhig...und überlege und grüble wie ich das Umgehen kann....nicht immer klappt es und wenn ich es eben nicht umgehen kann dann lege ich quasi mein Schalter rum und mime den großen Schauspieler der alles schafft und sich wohl fühlt das alles ok ist ..aber eigendlich ich jede Sekunde zähle um wieder nachhause zu kommen....

In letzter Zeit ist das richtig schlimm geworden war sonst noch erdräglich aber jetzt weis ich nicht damit richtig umzugehen....
Es ist ja schon so selbst wenn ich raus muss das ich ein schlechtes Gewissen bekomme es gemacht/getan zuhaben weil ich ja weis das es mich damit schlecht geht aber der Weg zb.gemacht werden musste...da bin ich richtig hin und hergerissen zwischen
Warum haste das jetzt gemacht und man sei doch Stolz das du es gemacht hast...

Es ist echt zum Mäuse melken..aber ich hab mir jetzt hilfe geholt oder bin sagen wir so dabei hilfe in Anspruch zu nehmen...denn so kann und will ich es nicht mehr...leichter gesagt/geschrieben wie getan....

Denn jede Veränderung bringt mich gerade voll aus der Bahn und so alt bin ich auch noch nicht....habe Kinder die raus wollen wo ich da sein muss.....gehe im Schichtdienst arbeiten
Da muss es doch auch ein Weg wieder raus geben...Rein bin ich doch auch gekommen....??

Ich denke auch wenn es nicht immer klappt oder auch geht und man meist sehr viele Anläufe braucht das man es vll. Schaffen kann ein fast Normales Leben zu führen man muss halt den besten Freund unseren inneren Schweinehund überwinden oder zumindest austricksen...wie genau hmm weis ich auch noch nicht...aber ich bin aufjedenfall bereit mich mit ihm zu Duelllieren...

Ich wünsch dir trotz allem Alles Gute..
Vielleicht liest man sich ja òfters noch....

Lg dine31
arturo55
Beiträge: 25
Registriert: 17. Aug 2015, 18:27

Re: Möchte mich vorstellen

Beitrag von arturo55 »

Moin Chris,

ich bin neu in diesem Forum und auf eure Beiträge gestoßen. Die anderen haben dir dazu schon viele wertvolle Tips gegeben.
Es ist leider kein einfacher und auch kein kurzer Weg da heraus,da spreche ich aus eigener Erfahrung. Ich muss hier den anderen zustimmen, der Hausarzt reicht nicht! Die Warteliste für Therapeuten ist leider, lang so man einen findet. In deinem Fall wäre davor sogar der Besuch einer Klinik bzw. Tagesklinik angeraten und danach sollten dann weitere Nachbetreuung bei einem Psychotherapeuten erfolgen. Ideal wäre auch eine Selbsthilfegruppe, so möglich. Schaue dich einmal hier um http://www.diesonnenstrahlen2012.de" onclick="window.open(this.href);return false; , vielleicht hilft es dir bei deinen Entscheidungen. Wenn du Fragen haben solltest, nur zu.

Herzliche Grüße
arturo :hello:
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