Spielt Ihr auch ein Instrument?

Clara1234

Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Clara1234 »

Hallo,

vor kurzem bin ich wieder angefangen Altblockflöte zu spielen, muss aber noch viel üben.
Habe schon lange nicht mehr gespielt....macht mir jetzt wieder Freude.

Herzlich grüßt Clara
Lerana
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Lerana »

Hallo Clara,

jaaa - ich habe Anfang diese Jahres mit Gitarre angefangen und das war eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre. Schon letztes Jahr hatte ich mich endlich zu Gesangsunterricht durchgerungen und dabei entstand der Wunsch, mich selber begleiten zu können.
Und wenn du schreibst, du musst noch viel üben, dann frage ich, um was zu erreichen? Ich singe nicht gut und spiele nicht gut, aber darum geht es nicht. Mir geht es nicht darum ein bestimmtes Niveau zu erreichen. Fortschritte machen, möchte ich schon und die kann ich sehen und die machen mich stolz, aber ich muss nicht üben, um...
Ich will üben, weil ich endlich etwas gefunden haben, mit dem ich mich jenseits von Sprache ausdrücken kann. Naja zumindest komme ich so langsam dahin. :? :P

Ich kann das allen nur empfehlen! Lernt ein Instrument oder singt oder trommelt oder was weiß ich. Es bereichert einen sehr, egal wie vermeintlich schlecht man darin ist.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Clara1234

Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Clara1234 »

Hallo Lerana,

üben muss ich weil ich leider fast alles vergessen haben was ich vor Jahren schon konnte...

Ich war Jahre so krank das ich dazu keine Lust hatte bzw. keinerlei Antrieb....
Singen hab ich da auch aufgegeben, dabei macht es mir viel Freude...

Es grüßt herzlich Clara
FrauRossi
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von FrauRossi »

Hallo,

Spiele kein Instrument. Habe aber gerade heute Abend einen Artikel von einem Neuropsychologen, der die Auswirkungen von Klassischer Musik auf die Stimmung untersucht hat. Diese wirkt sich sehr positiv aus. Es wird auch beschrieben dass das Spielen und erlernen eines Musikinstruments, nachweislich Veränderungen in bestimmten Gehirnarealen bewirkt. Er vermutet eine positive Wirkung. Ebenso bringt (auch andere) aber besonders das hören von klassischer Musik, wie auch das Spielen auf einem Instrument wohl das Gehirn in einen Modus der auch bei Meditation erreicht wird. Auch das wirkt sich wohl positiv aus.

Wollte ich euch nur mal da lassen, weil ich es grad heute gelesen habe.

LG FrauRossi
Clara1234

Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Clara1234 »

Guten Morgen FrauRossi,

ja das kann ich mir auch gut vorstellen...ich höre manchmal auch sehr gerne klassische Musik.


Es grüßt Dich Clara
FönX
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von FönX »

Hallo in die Runde,

mit diesem Thema kann ich was anfangen und werde euch mal kurz zutexten:

Ich mache seit der frühesten Kindheit Musik. Mit vier, fünf Jahren spielte ich Mundharmonika, aber nicht, wie die anderen Kinder, so durch die Harmonika ein- und ausatmen, sondern ich spielte richtige Lieder, so dass ich in der Schulzeit oft mit meinem Schnauzenhobel (so mein Lehrer bei einer Klassenfahrt) im Mittelpunkt stand. Einige Mundharmonikas habe ich noch, spiele sie aber kaum noch. Ausnahme: "Heart of Gold" von Neil Young, bei der ich Harmonika und Gitarre im Wechsel mit Gesang spiele.

Natürlich habe ich die Blötflocke nicht ausgelassen, wobei ich es in der Schulzeit unserer Jungs regelmäßig gehasst habe, wie dieses an sich schöne Instrument auf Schulfesten verhunzt wurde. Ich spiele darauf noch heute gern folkloristisches, aber auch eher selten.

Das Akkordeon meines Vaters habe ich gehasst, konnte aber auch nicht so ganz ohne. So habe ich es immer wieder mal gequält, was sich gar nicht mal schlecht anhörte.

In der Schulzeit begann ich elektronische Orgel zu spielen. Derer hatte ich im Laufe der Zeit mehrere, auch eine echte Hammondorgel. Von der ging ich in den 80er Jahren auf das Keyboard über, was ich noch heute spiele.

In den frühen 70ern kaufte ich mir meine erste Gitarre, die noch heute bei meinem Sohn existiert, eine Westerngitarre. 99 fing ich ernsthaft mit der E-Gitarre an, die ich heute als Hauptinstrument spiele.

Zwischendurch spielte ich zur Zeit der Neuen Deutschen Welle (frühe 80er) in einer Band Schlagzeug und sang im Background.

Unterricht hatte ich bis auf drei Monate Orgelunterricht und dem Schul-Musikunterricht keinen. Alles autodidaktisch gelernt.

Ich hätte so gern noch Trompete, Saxophon, Querflöte, Cajon, E-Bass und so einiges andere gelernt. Aber ich habe nur ein Leben. Das reicht dazu nicht.

Thema Depression und Musik:
Musik hat mir in der Zeit meiner schweren Episoden oft sehr gut getan. Da habe ich eher Musik gehört. Musik machen war mir eine ganze Zeit lang nicht möglich. Es kam einfach nichts raus. Wenn ich heute mal einen schlechten Tag habe und daran denke, Musik zu machen, tut mir das oft sehr gut. Ich phantasiere dann mit der Gitarre so vor mich hin und lasse mich von meiner eigenen Musik tragen. Das baut Spannungen und Ängste ab, so dass ich nach etwa einer Stunde wieder klarer sehe.

Sehr gerne hätte ich Partner zum Musik machen. Aber hier im Norden gibt es nur ganz wenige Möglichkeiten, die oft mit langer Fahrzeit oder mit unpassenden Mitmusikern verbunden sind. Nach mehreren Anläufen (der letzte ist gerade wenige Wochen her) schließe ich Frieden mit mir, indem ich einfach nur für mich musiziere (meine Frau ist dann mein Publikum).

Gruß & Blues
FönX

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Clara1234

Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Clara1234 »

Hallo FönX,

alle Achtung! da bist Du ja sehr vielseitig!

Ich würde auch wohl gerne Unterricht nehmen, aber der ist ziemlich teuer, vielleicht finde ich noch was. Bis dahin übe ich erst mal alleine.

Wenn es so weit zu fahren ist, ist es natürlich nicht so gut...Du kannst ja mal im Internet auf Seiten der Musikschule in Deiner Gegend schauen, manchmal steht da auch etwas zu Gruppen die zusammen spielen. Falls Du auch gerne singst, Chöre gibt es meist auch überall.

Herzlich grüßt Clara
Herd04
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Herd04 »

Hallo,

also wenn ich sagen würde, ich spiele ein Instrument, dann wäre das mehr als hochgestapelt. Und wenn ich so lese, was du, lieber FönX, alles so kannst -meine Hochachtung dafür- dann müsste ich für so eine Behauptung verhaftet werden...

Im Gegensatz zu meiner sehr musikalischen Schwester, die seit früher Kindheit Akkordeon spielt, später dann auch noch Gitarre gelernt hat und Musiklehrerin geworden ist - wurde ich schon beizeiten als unmusikalisch eingestuft. Daran habe ich auch nicht gerüttelt, obwohl mir eigentlich das Singen, wenn auch falsch, viel Spaß gemacht hat.
Da ich dann "im höheren Alter" recht traurig darüber war, kein Instrument zu beherrschen, habe ich mir ziemlich zielstrebig vorgenommen, als Rentnerin irgendwann eins zu erlernen.

Dass dieses "irgendwann" nun viel eher kam, war so nicht geplant.
Aber ich bin stolz darauf, aktiv geworden zu sein.
Ich lerne von einer Freundin das Flöte spielen.
Mein ursprüngliches Ziel, meinen Enkeln Kinderlieder vorspielen zu können, habe ich schon erreicht. Ich höre trotzdem nicht auf.

Es tut mir in vielerlei Hinsicht gut.

:) Ich muss mich anstrengen und tue somit etwas für die "grauen Zellen".
:) Es macht mir Spaß und hilft mir, mich zu entspannen.
:) Ich mobilisiere meine Fingergelenke, und das ist gut dafür, mein Rheuma in Schach zu halten.
:) Die Regelmäßigkeit des privaten Unterrichts bedeutet auch Struktur für mich.

Ich könnte sicher noch mehr nennen, sage aber nur noch, dass es sich für mich gelohnt hat, auch jetzt noch etwas Neues zu lernen.

LG,E.
TFender
Beiträge: 68
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von TFender »

hallo zusammen,

ich find es toll, wie ihr euch alle immer wieder bemüht und neue sachen lernt und dran bleibt. da ist es bei mir irgendwie immer anders. ich wollte als kind mal konzertpianist werden und habe 7 oder 8 jahre lang klassische ausbildung am konservatorium gehabt. aber irgendwann hat mir dann ein ereignis die freude am musizieren genommen und ich habe nicht mehr weiter gemacht. heute würde ich so gern wieder in die tasten hauen, aber jedesmal, wenn ich das keyboard heraus krame, vergeht mir die lust daran. ich kann es einfach nicht mehr. ich würde gern einfach los spielen und es geniessen - früher konnte ich die augen zu machen und irgendetwas improvisieren und mich treiben lassen - heute muss ich mich dabei so konzentrieren, dass da irgendetwas klanglich annehmbares raus kommt, dass ich keinen spass daran habe. in meinen jugendjahre habe ich mir auch mal gitarre beigebracht, aber ausser zum lagerfeuer-begleiter reicht es da nicht so weit. und vor ein paar jahren habe ich mir ein (elektronisches) schlagzeug zugelegt, weil ich dachte, draufhauen ist auch ne therapie - aber auch da muss man sich verdammt konzentrieren. besonders hände und füsse unabhängig voneinander zu koordinieren ist erheblich schwieriger als es aussieht. da vergeht auch schnell die lust, was den kreis wieder schliesst.

für mich ist "musik machen" leider mit viel zu vielen ansprüchen an "gute musik" verbunden, dass es mir einfach unmöglich ist, da wieder einen anfang zu finden. früher hat mich erst muttern und später die erzieher im internat ständig gegängelt, dass ich noch üben muss. und ich habe es zeitweise gehasst, 4 stunden am tag zu üben, während andere in meinem alter mit dem fahrrad draussen waren oder sich im freibad getroffen haben. aber damals hatte ich noch ein ziel. heute möchte ich einfach nur musik machen, aber eben nicht noch einmal lernen/üben. wie macht ihr das, dass ihr euch durchbeisst und dran bleibt?
FönX
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von FönX »

Hallo TFender,

ich habe in meinem Leben gemerkt, dass mir Druck alles verdirbt. Das war damals beim Schlagzeugspielen in der Band. Wir arbeiteten (ja, es war Arbeit!) auf ein bühnenreifes Repertoire hin. Als sich dann die Band aus anderen Gründen auflöste, war ich gar nicht mal so traurig. Vor neun Jahren arbeitete ich wieder in einem Trio an einem guten, abendfüllenden Songset. Nach dem ersten Auftritt, den der Bandleader vermasselt hatte, löste sich auch das auf. Wieder nicht so richtig traurig. Vor vier Wochen bekam ich die Gelegenheit, als Leadgitarrist in einer neuen Band mitzuspielen. Die ersten Proben liefen fantastisch. Dennoch merkte ich wieder, dass es mehr Arbeit als Spaß machte, auf die Bühnenreife hinzuarbeiten. So verabschiedete ich mich auch dort wieder.

Mein Sohn hatte zwei Jahre Orgelunterricht. Beim selben Lehrer wie ich in meiner Jugend. Ihm schwand auch mit der Zeit der Spaß. Den finalen Todesstoß bekam dieser, als ihm der dumme Lehrer einen Button ans TShirt ansteckte. Darauf stand: "Ich muss noch viel üben!". Den musste er auf dem Nachhauseweg tragen, was er - gehorsam, wie er war - auch tat. Aber das war die letzte Unterrichtsstunde. Danach spielte er wieder zuhause mit Engagement und Freude. Komisch, nicht?

In den vielen Bereichen bin ich ein Perfektionist. Da kann alles nie gut genug sein. Bei der Musik bin ich entspannter. Ich spiele viele Instrumente, aber keines so richtig toll. Aber mit Freude. Mir macht es nichts aus, dort unperfekt zu sein. Wenn ich diese Einstellung nur auf andere Bereiche übertragen könnte..... Aber vielleicht ist das der Grund, weshalb für mich die Musik und das Musikmachen ein entspannendes Refugium ist?

Musikalische Grüße
FönX

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TFender
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von TFender »

hallo fönx,

ich kann das gut nachvollziehen - sowohl deine erfahrungen als auch die deines sohnes. die aktion des lehrers ist soooooo typisch und soooooo dumm, ich habe ähnliches auch schon erlebt. ich wurde einmal bei der klavierprüfung - also völlig im stress und hochkonzentriert - mitten im spiel unterbrochen und mein lehrer hat mich rausgeschickt, damit ich mir die fingernägel schneide... "bach hat in der partitur keine trommeln vorgesehen" war der kommentar. die prüfung war danach natürlich gelaufen...

wie spielt man mit freude, wenn falsche töne vorkommen oder man stecken bleibt, weil man gerade nicht weiss, wie man den akkord auflöst oder was die nächste tonart in der kadenz ist? ich muss musik geniessen können - und erst recht meine eigene. ich hatte in der klinik einmal eine musik-therapiestunde, da ging es einfach darum, dass jeder auf irgendeinem instrument irgendetwas spielte. mal schneller, mal langsamer, mal laut, mal leise - je nach anweisung des therapeuten oder eines anderen gruppenmitgliedes. ich glaube, keiner der anderen hatte jemals ein instrument in der hand, also klang das alles eher nach fürchterlichem krach - aber die anderen hatten ihren spass. ich hatte mich (natürlich) direkt ans klavier gesetzt. aber schon bald habe ich gemerkt, dass es mir absolut unmöglich ist, darauf einfach nur "krach" zu erzeugen. ein andermal haben alle auf trommeln "rumgekloppt". am anfang ohne rhythmus oder irgendwelche vorgaben. da konnte ich einfach nicht mitspielen. am anfang hatte ich noch versucht, meinen eigenen rhythmus zu finden, aber das war einfach unmöglich bei dem lärm. irgendwie habe ich vermutlich den sinn der stunden nicht verstanden. für mich war es einfach nur stress und alles andere als hilfreich.

ich weiss, den druck mache ich mir selbst. aber wie kann ich das ohne stress angehen und die ansprüche runterschrauben? ich bin mir so sicher, dass mir meine musik helfen würde, wenn ich sie denn endlich wieder machen könnte.


darauf ein hohes c :lol:
tobias
Regenwolke
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo,

ich bin eine musikalische "Multidilettantin", spiele verschiedene Blas- und Tasteninstrumente auf unterschiedlichem Niveau. Ich hatte zum Teil Unterricht, aber manches habe ich mir auch selber beigebracht.

Musikmachen ist eine große Kraftquelle für mich, sie ist Selbstberuhigung, Selbstausdruck und immer wieder eine Möglichkeit, durch das Zusammenspiel mit anderen auf eine mir sehr angenehme Weise etwas Gemeinschaftliches zu tun.
Wie fönx hab ich das Glück, mich beim Musizieren sehr frei und wenig unter Druck zu fühlen, so dass ich zumindest in diesem Lebensbereich mutig und experimentierfreudig bin.

Ich glaube, ich habe das auch schon früher hier im Forum geschrieben, dass ich jedem, der sich das für sich selber vorstellen kann, dazu rate, ein Instrument zu erlernen. Das geht auch als Erwachsener ohne Vorkenntnisse.
Und Instrumtente, die man nach einiger Zeit auch in einer Band oder einem Orchester spielen kann, bringen einen außerdem unter Leute.
Musikmachen ist einfach antidepressiv!

LG, Wolke
FönX
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von FönX »

TFender hat geschrieben:wie kann ich das ohne stress angehen und die ansprüche runterschrauben?
Ich vermute, das wäre die Lösung aller meiner Probleme. I.S.v. "42". ;)
FönX

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Lerana
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Lerana »

Hallo TFender,

also jetzt schreibe ich den Beitrag nochmal, der erste ist im www verschwunden.

Ich liebe es, ein Intsrument zu lernen unter anderem deshalb, weil man sich ständig selbst begegnet, seinen eigenen Ansprüchen und seinen Ängsten. Ich neige auch zum Perfektionismus und in meiner Familie hatte Musik viel mit Leistung zu tun. "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint" pflegte meine Mutter über musikalische Beiträge zu sagen. Sie selber hat Musik studiert, mein Onkel ist Fagottist im Saatsorchester und da kann man sich denken, dass man Musik nicht einfach zum Spaß machte. Das war etwas zu Ernstes. Als Resultat habe ich nie ein Instrument gelernt.

Aber jetzt. Und am meisten hilft mir dabei, mich von meinen inneren Haltungen und Ansprüchen zu befreien.

Wie ist mir das gelungen? Also zunächst mal, bin ich meiner Lehrerin dankbar. Sie macht mir wieder und wieder klar, worum es geht beim Musikmachen: um MICH!!!! Es geht nur um meinen Genuss. Sie kennt mich ganz gut und auch meine Scham, meine Ansprüche etc. und schafft es immer wieder, mich da abzuholen, wo ich stehe und mich behutsam, zu begleiten.

Dann versuche ich mir wieder und wieder klarzumachen, dass das einzige was mich daran hindert, besser zu werden, mein Anspruch an mich ist. Denn der lässt mich mich schämen, der blockiert, der ruft meinen Kritiker auf der Plan, der mich klein macht: Das nennst du musizieren, das ist stümperhaft.... Und dann will ich es lieber sein lassen.

Wenn ich mir aber gestatte, Fehler zu machen, schlecht zu sein, unmusiklisch und trotzdem spiele, dann mache ich Fortschritte. Und wie meine Lehrerin sagt, gar nicht kleine, sondern es geht in großen Schritten voran. Also sie ist stolz auf mich und ich auch!

Also gehe doch mal 10 Schritte zurück, spiele nur Leichtes, nach Noten und dann suche dir etwas, was du üben kannst, wo du eine kleine Nuss knacken musst etc. Dann kommt der Rest auch irgendwann zurück. Jede gespielte Minute ist doch besser als keine und bringt dich näher an das, was du möchtest, dich wieder frei bewegen zu können an deinem Instrument.

Ich wünsche dir sehr, dass du wieder einen Zugang findest.

Herzliche Grüße
Lerana

PS. Diese Rede sollte ich mir mal selber zum Thema Ashtanga-Yoga halten. Als ich noch 30 Kilo leichter war, habe ich sogar eine Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht und heute sechs Jahre später, bin ich so frustriert darüber, wie sich mein Körpergefühl, meine Flexibilität, mein "Können" verschlechtert hat, dass ich es ganz sein lasse, dabei hat es mir sooo viel bedeutet. Da verkrafte ich die Rückschritte auch nicht. Also, ich verstehe dich schon, wenn auch auf anderem Gebiet.
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
TFender
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von TFender »

@fönx: schade, und ich dachte, du wüsstest die frage zur antwort :lol:

@lerana: vielen dank für deine ausführliche antwort. ist deine lehrerin auch therapeutin, oder einfach nur gut? es klingt immer alles so einfach und so logisch bei anderen:
Wenn ich mir aber gestatte, Fehler zu machen, schlecht zu sein, unmusiklisch und trotzdem spiele, dann mache ich Fortschritte.
vermutlich ist das genau der richtige weg - aber ich kann das einfach nicht. mein grösster antrieb und gleichzeitig die grösste bremse in meinem leben ist schlicht und ergreifend die ungeduld. ich muss schnell fortschritte machen, die aber geduld erfordern. und kaum rollt mein leben wieder ein bisschen, muss ich gas geben, anstatt mich daran zu erfreuen, dass es endlich wieder in die gänge kommt *seufz*
Frauhamster
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Frauhamster »

Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen. Vor gefühlten 100 Jahren hab ich mal Musik studiert, auch abgeschlossen, aber ein Beruf, der mich ernähren konnte, ist nicht daraus geworden. Also habe ich was anderes gemacht, und die Musik trat immer mehr in den Hintergrund, bis ich gar nichts mehr machte. Und das lag genau daran, dass ich einfach durch mein Studium riesenhohe Ansprüche an mich hatte, die ich natürlich beim Nebenbei-Musizieren gar nicht erfüllen konnte. Also ließ ich es ganz, hab sogar mein Instrument verkauft.

Seit ein paar Monaten singe ich im Chor, und das macht mir sehr viel Spaß, aber auch hier habe ich mir einen Chor gesucht, des gewissen musikalische Ansprüche stellt. Also musst ich natürlich auch vorsingen, aber das ging zum Glück gut.

Angeregt durch Clara - danke - habe ich gestern meine Altblockflöte wieder hervorgekramt und mir heute ein Lehrwerk und andere Noten sowie etwas Zubehör bestellt. Mal sehen, ob ich es schaffe, autodidaktisch und ohne den großen Perfektionismus damit umzugehen. Da bin ich wirklich gespannt. Ich wünsche es mir jedenfalls.

Liebe Grüße von der Hamsterin!

Liebe Grüße von der Hamsterin

Wer das Glück nicht entlang des Weges sieht,
findet es auch nicht am Ende des Weges. (Hartmut Lohmann)
Lerana
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Lerana »

Hallo TFender,
TFender hat geschrieben:klingt immer alles so einfach
Ne, ne, ne! Einfach ist da gar nichts. Viel schwieriger als jedes Pickingmuster oder jeder Barregriff ist es, meinen inneren Kritiker in Schach zu halten. Deshalb hat Gitarre zu lernen für mich durchaus etwas therapeutisches und das obwohl meine Lehrerin keinesfalls Therapeutin ist. Sie ist einfach nur gut. Und sie sieht halt, dass meine Finger zu Beginn jeder Stunde immer noch zittern, weil ich mich so schäme, es überhaupt zu versuchen und merkt, dass ich ihr machmal nicht mehr zuhören kann, weil mein Kritiker in mir wieder sooo laut quakt "Du bist sooo peinlich und schlecht!". Ich sage dann einfach: Sorry, kannst du mir das nochmal erklären, mein Kopf ist gerade mal wieder so laut. Und dann erklärt sie es nochmal, ohne nachzufragen und ohne therapeutisches Gespräch.

Also, ich will nchct das hier der falsche Eindruck entsteht: Das ist durchaus harte Arbeit und ich meine nicht nur die Blasen an den Finger, vom vielen Üben, sondern vor allem die Selbstüberwindung. Aber es lohnt sich so sehr!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Clara1234

Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Clara1234 »

Guten Morgen Frauhamster,

freut mich!
Ich hab zwei Hefte zu denen CD´s gehören mit dem man das alleine lernen kann, jedenfalls für den Anfang. Vor Jahren hab ich das damit schon mal ganz gut gelernt und konnte mir dann Noten bestellen von Liedern oder Musikstücken die ich auch gerne spielen wollte.

Früher in der Schule fanden sie Musik wohl nicht weiter wichtig, fiel eigentlich dauernd aus...
Alles dazu hab ich erst viel später im Leben kennen gelernt und darum ging es dabei für mich immer um Freude, nicht um Leistung. Ich hab dann auch lange im Chor gesungen, etwas was ich vielleicht auch wieder machen möchte.
In der Klinik wurde auch viel gesungen und getanzt und tat mir immer sehr gut.

Kannst ja mal berichten wie es weiter geht mit Deiner Altblockflöte...

Einen schönen Tag wünscht Clara
timmie2002
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von timmie2002 »

es macht mir unwahrscheinlich spaß, in diesem thread zu lesen, so dass ich mich uch mal zu wort melde.

ich spiele gitarre für den hausgebrauch und singe dazu.

mein leben lang hat mich das bedauern begleitet, nie das spielen eines instrumentes richtig erlernt zu haben. den wunsch hatte ich schon früh als kind, aber leider keine unterstützung darin gefunden. mit 15 jahren bekam ich dann von einem kumpel eine kaputte gitarre geschenkt. ich habe sie selber halbwegs repariert und dann angefangen, das spielen von akkorden zu erlernen als liedbegleitung. mit 24 erwarb ich dann eine gute konzertgitarre, die ich noch heute spiele.

etwas zwei jahre vor meienr erkrankung begann ich dann an meinem lebenslangen traum zu arbeiten: ich nahm gitarrenunterricht, um das psielen von stücken zu erlernen.

irgendwann setzte dabei eine diskrepanz zwischen der freude am musizieren und der zufriedenheit mit meinem können ein. typisch: viel zu hohe ansprüche an mich, nie zufrieden mit dem, was ich erlernt hatte. das muss besser gehen, ich muss sauberer spielen. da muss doch mehr ausdruck rein. na ihr merkt sicher schon: MUSS gesellte sich zu meinem inneren kritiker und verdarb mir die freude am musizieren. ich war nicht mal in der lage, auf die wohlwollenden worte meines musiklehrers zu hören.

mehr aus zeitgründen habe ich den unterricht unterbrochen. ich weiß noch nicht, ob ich in diesem schuljahr weitermache. muss ich doch mal genauer darüber nachdenken.

aber mit druck geht gar ncihts und dieser kommt aus meinem inneren. wäre wohl eine therapeutische maßnahme, wenn ich mich dem gitarrenunterricht wieder stelle, ohne zu hohe ansprüche und einfach mit freude, stücke zu erlernen. ob ich das hinkriegen könnte? wäre schon schön.

muss ich wohl einfach probieren, was ich dir, tender auch nur raten könnte.

kannst du deine negativen erfahrungen nicht einfach in ein vergangenheitspaket stecken und ganz tief vergraben? an deren stelle deine heutige erwartung setzen: ich möchte einfach spaß am musizieren haben?

nee, einfac hkannst du das nicht, aber mal probieren?

erfahrung mit musiktherapie habe ich auch. teils ging es mir auch so, dass bloßes drauflosgespiele oder -getrommel mich nervte und mir innerlich weh tat. aber ich konnte mich dann doch arrangieren. tolles erlebnis war für mich immer, wie nach und nach ein wirkliches zusammenspiel unter den patienten entstand, als reine improvisation. musizieren muss also wirklich nicht immer professionell sein.

glg final
FönX
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von FönX »

Musiktherapie hatten wir in der ersten Klinik auch. Das hatte mit Musik recht wenig zu tun. Meine Erfahrungen waren deinen ähnlich, da fehlt nur das Erlebnis, das du hattest. Das beste daran war der Musikraum, den wir auch in der Freizeit nutzen konnten. Da habe ich so richtig meinen Gitarren-Amp durchgeblasen. :)

Wir hatten als Therapie u.a. Montagabend immer eine Musikvorstellung. Da konnte jeder ein paar Stücke seiner persönlichen Musik vorspielen (CD, MP3, Platte o.ä., 45min.) und darüber diskutieren. Ich habe es, weil niemand das gerne machte, zweimal gemacht. Und bei einem dritten Abend habe ich mit einem Mitpatienten vor der Station ein kleines Konzert (zwei Gitarren, ich teilweise auch Gesang) gegeben. Da war ich wie ausgetauscht. Keine Ängste, keine Depression, alles easy.

Der Mitpatient gab einem "Schüler" Gitarrenunterricht und empfahl mir sein Lehrbuch. Das habe ich mir gleich gekauft .... und das liegt bei mir herum. Seit neun Jahren. Immer wenn ich versuche, durch ein Lehrbuch oder -Video dazuzulernen, bin ich wie blockiert.
FönX

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TFender
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von TFender »

ich hab mir jetzt mal ein paar video-anleitungen von einfachen klavierstücken von youtube herunter geladen *hüstel* geld für unterricht habe ich leider im moment nicht, aber mich ran zu setzen, wenn ich gerade lust habe, ist mir ohnehin lieber als zu einem festen termin loszustapfen. mal schauen wie es voran geht. vielleicht spiel ich euch in ein paar wochen mal was im forum vor :)
Lerana
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Lerana »

:D :D

Juhu, Juhu, Juhu!!! Viel Spaß und Erfolg, TFender!!!
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balsamico
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von balsamico »

.
Zuletzt geändert von balsamico am 30. Mai 2015, 07:57, insgesamt 1-mal geändert.
Lerana
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von Lerana »

Hallo balsamico,

juhu, das wird ja immer besser hier! Viel Spaß mit deiner neuen Gitarre!!!!

Ganz herzliche Grüße
Lerana
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FönX
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Re: Spielt Ihr auch ein Instrument?

Beitrag von FönX »

Von mir auch.

Stay tuned!
FönX

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