Liebe Anicca,
Auch ich kann mit Ratschlägen nichts anfangen, weil ich sie nicht umsetzen kann. Das mag ja alles richtig sein, was andere Menschen sagen, doch mein inneres System hat im Moment noch andere Themen, die es erst einmal anzusehen gilt. Ich lese lieber von anderen wie sie ihre Probleme lösen.
Hm. Manchmal ist das vielleicht so. Und es stimmt ja auch, Ratschläge sollten nicht ungebeten erteilt werden (bin ich auch Meister drin). In meinem Fall habe ich die Hilfe provoziert (wobei es mir wohl immer wieder darum ging mein Leid zu klagen - darauf folgende Ratschläge habe ich aber abgewehrt oder nicht umgesetzt, weil es wohl nicht das war, was ich hören wollte ...)
Ich lese auch gerne, wie andere ihre Probleme lösen - glaube dann aber oft, dass das bei mir eh nicht klappt - oder kann es nicht auf meine Situation übertragen.
Weißt Du, um welche Themen es sich momentan bei dir handelt? Magst Du erzählen?
Ich konnte früher auch nicht anders, als mich in die Angelegenheiten anderer einzumischen, und hatte Ratschläge auf Lager.
Ich war mehr mit den Geschichten anderer beschäftigt, als mit meinen eigenen. Ich konnte sehr schnell erkennen, was mit anderen los ist, und hatte mich selbst aus den Augen verloren. Meine eigenen Schwierigkeiten wollte ich gar nicht so genau betrachten.
Das kann ich so unterschreiben. Ich mag das nicht an mir, merke aber, dass ich sehr stark dazu neige!
Danke für Deine Antwort.
Liebes Otterchen,
doch, Du sollst antworten
"Wer sich immer mit anderen vergleicht, hat sich selbst noch nicht gefunden".
In diesem Fall geht es mir nicht so sehr ums vergleichen. Sondern wie oben beschrieben darum, dass ich "Hilfe will", aber Ratschläge abbügle. Besserwisserei (das war mir beim schreiben meines Anliegens nicht so aufgefallen), mich nicht "belehren" lassen wollen.
Es stimmt. Ich "vergesse" die Themen wieder, mit denen ich mich beschäftige. Vielleicht weil ich sie nicht verinnerlicht/verstanden habe. Vielleicht weil ich Angst habe vor dem was dabei herauskommt. Weil diese Themen nicht so leicht zu beantworten sind, wie ich dachte. Hm. Alles Ausreden, wie ich selber merke...oder?
Ich schaffe es schwer aus der Gedankenspirale, weil ich nicht mal merke, dass ich drin bin
- oder eben erst irgendwann.
Dankbarkeit: Das stimmt - da habe ich nichts geschrieben. Ich glaube mir fehlt das was konkretes. So habe ich immer das Gefühl, dass alles was ich habe banal ist. Aber darum geht es wohl nicht. Sondern wirklich den inneren fokus zu verändern. Aber ich erwarte schon wieder viel mehr.
Komplimente: ich traue mich nicht zu fragen. Auch, weil ich selber so selten welche Verteile. Möchte mir derzeit angewöhnen, anderen Komplimente zu machen und mich bei ihnen zu bedanken (ohne, dass es ausartet).
Aber die Liste wäre wohl dennoch eine gute Idee. (Ich habe nicht so viele Freunde).
Achtsamkeit: Ja, das tue ich. Merke aber, dass das nicht immer sinnvoll ist
Dann merke ich nämlich wie unangenehm es gerade um mich herum ist (das kann ich dann natürlich ändern
)
was ich immer noch nicht verstehe: Warum nicht auf die Gedanken achten? Sie wollen mir doch etwas sagen, was mich aufhorchen lässt. Die Intensität ist vielleicht zu stark, aber sie sind doch resultat meiner (unterschwelligen) wahrnehmung, oder nicht?
Innerer Kritiker: das kriege ich tatsächlich nicht hin. Er "lügt" ja nicht in dem Sinne. Und auch hier merke ich erst sehr sehr spät (wenn überhaupt), dass ich mittendrin bin. Das muss ich üben (ohne zu nachlässig mit mir zu werden). Das neutralisieren - dafür fehlen mir Ideen ehrlich gesagt. Ich will doch nicht alles gutheißen
DAS allerdings kenne ich - und es hat etwas mit Gelassenheit zu tun. Damit, dass wir den Menschen IN DIESEM MOMENT einen Fehler oder eine Schwäche zugestehen - denn es kann sein, dass sie in Kürze ganz anders dazu stehen. (Ich beneide Leute, die z.B. bei einem Gezeter ihres Gegenübers ganz gelassen bleiben und sich denken "ach, der zieht das eh nicht durch, morgen beruhigt er sich wieder").
Das ist eine interessante erklärung. Ich identifiziere also in dem Moment mein Gegenüber mit seinem Verhalten? meinst du das so?
ich weiß auch nicht, ob ich das überbewerte. Mir wurde das bewusst, weil meine Freundin sich über eine ziemliche "Charakterschwäche" ihrer Chefin ausließ. Ich kenne die Chefin auch und fand das ebenfalls ziemlich mies von der - hatte mich auch auf die Seite meiner Freundin geschlagen (innerlich). Kurz darauf meinte meine Freundin: Ich mag xy (Chefin) aber total gerne, ich mag sie wirklich - nur das ...." Und ich habe gemerkt, dass ich diese Differenzierung nicht drauf hatte. Ich weiß nun nicht, ob nur bei dieser Person - aber ich merke es ja auch stark bei meinem Mitbewohner und auch meinen ehemaligen Chefs, die mir viel Gutes getan haben. Trotzdem bin ich sehr schnell dabei die Fehler zu sehen und innerlich zu "triumphieren". Würde ich sagen: "Ich mag die ..." es würde sich anfühlen wie eine Lüge. Das geht nur, wenn ich direkt vorher von denen gesagt bekam, dass sie mich mögen.
Ich denke das hat mit Angst vor Ablehnung zu tun - aber so können natürlich kaum feste, dauerhafte Bindungen entstehen.
Dies wiederum hat auch damit zu tun, wie wir zu unseren eigenen Fehlern und Schwächen stehen. Dürfen wir sie haben? Welche verzeihe ich mir, welche will ich loswerden? Und was, wenn ich das nicht schaffe? An welchen Fehlern und Schwächen können wir arbeiten, welche können wir höchstens als zu uns gehörig akzeptieren?
Puh... ich bin da bisher immer sehr wahllos vorgegangen
Sehr schwer.
Das ist wie beim Klavierspielen: Du kannst alles darüber lesen, die Tasten kennen, Noten lesen können - wenn Du Dich nicht vor ein Klavier setzt und die Tonleiter übst, wirst Du es nie können. Und am Anfang kommt halt schreckliches Geklimper heraus. So ist das nun einmal. Das schreckliche Geklimper gehört dazu, um Klavierspielen zu lernen.
Menno....!!!!! An genau dieser Stelle stehe ich in so vielen Bereichen wieder. Aber glaubst Du, ich merke das? Wahrnehmbar sind meine ausreden, mein Zaudern, mein vor mir herschieben. ABER NICHT DIESE ERKENNTNIS! Sch....
Du darfst - so scheint es mir - in Deinen Augen keine Fehler und Schwächen haben und musst alles sofort aus dem Effeff und fehlerfrei können. Woher kommt diese Einstellung?
Da ich fast das gleiche in meinem anderen Thread geschrieben habe, ist das wohl immer noch ein brandheißes Thema. Woher kommt die Einstellung? ich kann nur mutmaßen. einerseits vielleicht als Kind/später die Hoffnung, nur so einen Wert zu haben? Übergroße Scham und Angst bei Fehlern, die ich als Kind nicht aushalten konnte? Das habe ich mir als Erwachsene gemerkt. Und ich prohiziere dieses Perfektionsgefühl auf andere und glaube es in denen zu finden.
ABer: es ist nicht so (wie ich es hier ja bei vielen lese), dass ich übertrieben hart und perfekt arbeiten würde. An mir arbeiten würde. Da komme ich nicht mal hin. Insofern ist vielleicht gar nicht so viel dran und es geht doch eher um angelernte Bequemlichkeit und Hilflosigkeit
Das vergesse ich auch immer wieder: Fehler bei anderen Menschen als Eigenschaft betrachten. Nicht als den ganzen Menschen ...
Für wen musst Du unbedingt herausragend sein?
Wenn wir ehrlich sind: nur für Dich selbst. Du kannst Dich nicht so leiden, wie Du bist.
Reicht das nicht? Sollte das nicht Motivation genug sein? den eigenen ansprüchen genügen? ich verlagere das immer noch nach außen. Als sei es nicht mein Leben ...
Wenn Du aber anfängst, Dich selbst wichtig zu nehmen, Dich so richtig kennenzulernen, dann kannst Du auch von den permanenten Vergleichen wegkommen.
Ja. (grrrr.... ich will nich .... )
Hier stelle ich die These auf: weil Du Dich selbst alleine lässt, weil Du Dich für Dich selbst nicht interessierst und an Dir selbst keinen Anteil nimmst.
Uff. Ja. Ohne lange drüber nachzudenken, stimmt das. Was genau das bedeutet, weiß ioch noch nicht.
Ich habe schonmal in deinen anderen Thread reingeschaut. Und ich scheue mich. Möchte nicht herausfinden, dass ich so anders bin, als ich gerne wäre... Bescheuert, oder?
Danke für Deine Mühe *knuddel*
Liebe Final,
ja, nachdenken - des muss i. Würd mich am liebsten hinlegen und die einzelnen Fäden sortieren
Es stimmt, ich habe mich schon wieder verzettelt und weiß nicht, wie ich das Zepter wieder in die hand nehmen kann. Das ist ein Problem. erstmal wieder aufs wesentliche konzentrieren.
Bei dem Coach bin ich noch, und er tut sein bestes. Tatsächlich suche ich aber ein wenig nach jemand anderem. Noch vorsichtig, weil ich noch nicht genau weiß, ob ich nicht shcon wieder einfach nur abhauen will.
Woher weiß man, dass man zum nächsten Punkt kann?
hallo Pia,
stimmt - du hast recht. Ich bekomme hier ja auch Ratschläge - aber die will ich ja. Ich bitte quasi darum. In meiner Antwort an Anicca, musste ich aber selber nochmal differenzieren: es geht mir vor allem um Besserwisserei und nicht umsetzen, nicht zuhören und dadurch in meinem "Kokon" bleiben. es stimmt schon, man muss und sollte nicht jeden ratschlag annehmen - aber es würde mich erleichtern, wenn ich das kommunizieren könnte und zumindest erklären, argumentieren könnte. das ist aber meist nicht der Fall. das sorgt immer wieder für Chaos und schlechte Stimmung - auch für Hilflosigkeit auf der Gegenseite, weil immer wieder das gleiche gesagt wird, aber Mim einfach stur weiter macht.
Du kannst ja wenigstens analysieren wo das Problem liegt - ich schaffe das nicht (dabei wäre das wirklich hilfreich!) eher schotte ich mich wohl vorzeitig ab - sicher auch (das wird mir gerade bewusst) weil ich noch immer das meiste als persönlichen Angriff werte. Den Rest empfinde ich dann auch so, wie Du beschreibst. Auch manchmal einfach keine Ratschläge annehmen zu können - nur auch das versuche ich mittlerweile zu sagen. Mein gegenüber kann nicht riechen, dass es mir schlecht geht (ich setze das oft voraus).
Deine Frage kann ich dir nicht beantworten - vielleicht bringt Otterchen nochmal Licht ins Dunkel? wertneutral meint vielleicht, ohne sich herabzusetzen: "Ich habe Locken, das finde ich aber total blöd" oder so. Aber es stimmt. wenn ich nicht werte bin ich orientierungslos (vielleicht erscheint es aber auch nur so?) - Vielleicht geht es auch um das übermäßige bewerten?
Otterchen und einige andere kennen mich nun schon ein bisschen länger - und es fällt halt schon auf, dass ich immer wieder um ähnliche Themen kreise. Neee, ich "weiß" in solchen Momenten nicht mehr, welche Ratschläge ich bereits bekommen habe, bzw. sie machen in meinem neuen Kontext keinen Sinn mehr
So wie Du schreibst, dass man nicht alles auf einmal lösen kann: Genau das versuche ich immer wieder - ziehe immer wieder neue Probleme (vermeintliche Probleme) an die Oberfläche. Vermeide das, was ansteht und joa - komme eben nicht wirklich weiter. Und dann werd ich wieder daran erinnert
Im grunde hast Du die Antwort gegeben: ich kann mich besser auf Ratschläge einlassen, wenn Empathie mitschwingt und wohl auch, wenn mehrere Optionen offen stehen. Ich selber muss aber auch offen sein. Ich meine oft, es gibt nur einen Weg (um glücklich zu werden, etc.) alles was davon abweicht wird von mir als falsch abgewertet. Das sitzt tief.
Auf mich selber hören? Das sit ein Problem. Ich würde schon sagen, dass ich meine entscheidungen herauszögere und anzweifle. Ich orientiere mich (unbewusst) an anderen und überlasse ihnen die Entscheidung. Auf mich zu hören bedeutet Verantwortung übernehmen und Konsequenzen zu tragen. Das meide ich
Immer noch. Aber darum geht es sicher auch!
Viele liebe Grüße an alle,
Mim