Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Dendrit
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Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Zusammen,

nun frag ich mal hier, wie Angehörige fertig werden.

Alles über meine Mutter will ich nicht sagen - einmal ist es zu lang, zum anderen ändert sich an dem Problem ja auch nichts.

Jedenfalls: wie sie sich benimmt, ist es vermutlich psychotisch, aber zu einer genauen Diagnostizierung will sie nicht zu nem Psychiater, weil sie das nicht wissen will und ganz gut leben kann. - Sie ja, aber wir Angehörige?

Wg. einer anderen Erkrankung wollte sie als Schmerzpatient in eine Reha, wo ihr aber empfohlen wurde, zuerst in eine Reha für Psychosomatik zu gehen. Auf einmal gehts. Was haben wir den Mund fusselig geredet. Sie musste dafür auch zu einigen Ärzten, um das abzuklären. U.a. zu einem Psychiater. Ich natürlich auf den Arztbrief erpicht. Sie war überraschend offen, nur dass ich ihn nicht meinem Bruder oder Außenstehenden zeigen soll, wobei sie sonst kein Problem hätte.

OK. Als Diagnose stand "lediglich", dass sie allseits orientiert sei, affektive Störung und noch einiges an anderen körperlichen Problemen aufgeführt.

Für sie war das "allseits orientiert" wichtig, weil das für sie aussagt, dass sie nicht blöd ist. Oh Mann. Na gut, "nur" affektive Störung", also wend ich mich hierher.

Ganz hart muss es mein Vater erleben und mittlerweile sind seine Augen "gebrochen", was mir natürlich unendlich weh tut.

Einige Beispiele: sie unterstellt ihm eine Liaison mit einer guten Bekannten, schon seit - mittlerweile 20 Jahre - vor 4 Jahren waren es "nur" 5 oder 6 Jahre. Sie wünscht ihr den Tod, würde sie am liebsten selbst umbringen. Ich kenn die Frau, da ist überhaupt nichts dran, selbst wenn es möglich wäre, ginge es von den Zeiten nicht.

Anderes Beispiel: sie waren wo und da war eine Frau schwarz angezogen. Sie wurde als Grufti oder eine aus der Gothic-Szene eingeordnet. Meine Vater meinte scherzhaft, wenn meine Mutter sich so anziehen würde - es kam an: wenn du dich nicht so anziehst und schminkst, mag ich dich nicht mehr.

Zur Zeit ist sie auf den "Tripp", mein Vater "wäre ein g*** Bock, der sich an den Figuren der Frauen einen abschwitzt". Das hat sie mir erzählt und er später auch. Sie stolz, dass sie das weiß, er gebrochen, dass er mittlerweile Angst hat, heimzukommen, was ihm nun wieder unterstellt werden würde.

Für die Klinik hab ich ihr in ihrer Lieblingsfarbe (rot) ein Seniorenhandy gekauft, weil das andere angeblich nicht mehr ging. Selbst wenn sie nicht schreibe, SMS kann sie empfangen und wenn jmd. anruft, hat das einen extralaute Freisprechfunktion (ach ja, sie hört sehr schlecht). Sie kam damit nicht klar und sagte mir, dass sie es mitnehme, vllt. freunde sie sich in der Klinik mit jmd. an, die ihr das besser und verständlicher und langsamer erklärt. Ihr altes Handy hatte beim Aufladen gepufft, das hat sie ganz klar gehört (sonst hört sie ja so schlecht), was sie als Explosion identifizierte und - ich kann es nicht fassen - beschuldigte sie meinen Vater eines Mordversuches an ihr, der nicht geklappt hat.

Sie rief eine Bekannte an, erzählte es ihr, und dass er sich das schön ausgedacht hätte, dass ihr das in der Klinik passiert, während er daheim oder in der Arbeit ist - jedenfalls weit weg von ihr - und so ein Alibi hat. Aber nicht mit ihr, denn sie ist nicht blöd. Das sagte sie dann meinem Vater, als er von der Arbeit kam und sah in der Wahlwiederholung nach, wen sie alles anrief, denn sie sprach in der MZ. Es war zum Glück die Einzige, der er ihr es erklärte und dass das bloß eine "Erfindung" ist und "lediglich" krankheitsbedingt ist.

Vor ca. 2 Wochen waren sie bei uns und er gab mir das Seniorenhandy zurück. Die Batterie hatte zum Glück ins andere Handy gepasst und die "alte" Batterie ist in dem Seniorenhandy. Sie funktionierte einwandfrei, ich konnte keinen Defekt feststellen, was auf eine "Explosion" hindeuten könnte. Ich fragte ihn, ob er jmd. kenne, der/die eines brauche/will und gab es ihm "heimlich" wieder mit, denn ich kannte keinen.

Als sie bei uns waren, war sie völlig normal und man merkt nichts. Aber aus den meist 2-4 stündigen Telefonaten weiß ich aus "Prahlereien", dass dieses Verhalten nicht übereinstimmt. Warum das so ist, weiß ich nicht.

Vor ca. 5 Jahren kam es immer wieder vor, dass sie aus Begebenheiten mit Jahren Unterschied als eine zusammenfasste und wenn man sie darauf hinwies, hatte man unrecht, was sie sagte, stimme. An eine kann ich mich noch gut erinnern, weil es so abstrakt war. Mehrere Ereignisse von uns 3 Kindern als eine Situation auf meine Person zugeschnitten und das wäre im Laufe eines bestimmten Jahres passiert. Z.B. u.a., dass ich mir morgens immer Donut gekauft hätte. Habe ich nicht, ich wüsste auch nicht, wo ich in dem Kaff hätte welche kaufen können. Ich sprach mit meiner Sr. darüber: sie kaufte sich immer welche, denn es kam morgens eine "mobile Bäckerei" in der Nähe des Grundstücks. Als meine Mutter wieder mit der Geschichte (natürlich mit zusätzlich oder ersetzten Begebenheit geschmückt) kam, wies ich sie darauf hin, dass meine Sr. die Donuts kaufte: nein, das war ich, ich hab das bloß vergessen.

Das sind jetzt so Sachen, die bis auf die letzte im Laufe von ca. 3 Jahren passierte. Es wird immer schlimmer. Ich weiss nicht, wie gut sie den Ärzten in der Psycho-Somato was vorspielen (ich nenn es mal so) kann. Die Reha soll 3-4 Wochen dauern.

Ändern kann man wahrscheinlich nichts, sie ist ja überzeugt, dass sie bloß selbständiger wird und sich nicht mehr alles vorschreiben lässt und sich wehrt - also aus der SVV-Phase ist sie auch draußen. Aber wie gehe ich damit um? Wie gehen wir als Familienangehörige um?

LG, Manuela
Nachtflug
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Nachtflug »

Liebe Manuela,

du sprichst von vermutlich psychotischen Symptomen (paranoid gegenüber Umfeld, unwahre Behauptungen und Gedankensysteme) und einer attestierten affektiven Störung.

Ich nehme mal an, deine Mutter könnte eine schizoaffektive Störung oder eine Schizophrenie haben, was man da so rausliest (du möchtest ja eigentlich nicht so viel drüber schreiben).

Es ist oft viel schwieriger mit solchen Erkrankungen als nur mit "reinen" Depressionen. Besonders für Angehörige, weil Betroffene eben in solchen Phasen auch eher abweisend, aggressiv gemein, ängstlich und unterstellend gegenüber dem Umfeld werden können (natürlich nicht alle). Ich denke, dass dir da in einem Depressionsforum Angehörige nicht so gut helfen können wie in einem spezifischen.

Rein depressive Menschen brauchen oft einen sehr sensiblen Umgang neben der nötigen Abgrenzung.
Maniker/Psychotiker in gewissen Phasen oft eine SEHR STARKE Grenzziehung und KLARE Ansagen, manchmal auch mit nötiger Härte. Manchmal auch Zwangsbehandlungen. Oft muss muss man ein Zuviel an Hilfe einstellen, damit der Betroffene auch selbst SPÜRT, dass sein Leben aus dem Ruder gerät. Und merkt, dass er Hilfe BRAUCHT und krank ist. Denn Krankheitsunsicht ist bei Psychosen noch viel häufiger als bei Depressionen.

Ich lese nun auch seit einiger Zeit als selbst Bipolare (allerdings mit nur schwachen Manien) im Bipolar-Forum mit. Dort habe ich von selbst ehemals schwer Betroffenen erlebt, dass diese von den Angehörigen forderten, zu viele Nettigkeiten einzustellen und sich härter abzugrenzen, evtl. auch räumlich zu trennen. Klare Ansagen, dass man so schädigendes Verhalten sich nicht mehr antun lässt und auch nicht mehr erträgt.

Und das Krankheitseinsicht und evtl. Behandlung die KLARE VORAUSSETZUNGEN für weitere Unterstützung sind. Zu viel Hilfe und Verständnis kann auf Dauer bei keiner Kooperation und keiner Krankheitseinsicht nämlich krankheitserhaltend wirken und eher eine Nichthhilfe sein!

Ich würde dir mal, wenn deine Mutter eher bipolar bzw. schizoaffektiv ist (also die Psychose eher im Zusammenhang von großen Stimmungsschwankungen auftritt) das Bipolar-Forum empfehlen, besodners den Teil mit Informationen für Angehörige.

http://www.bipolar-forum.de/read.php?11,356797

Sollte deine Mutter eher psychotisch als bipolar sein, gibt es auch das Kompetenznetz Schizophrenie mit Forum. Wenn deine Mutter jetzt eher ohne Symptome von Manie und Depression psychotisch ist bzw. wird:

http://www.kompetenznetz-schizophrenie. ... /index.htm


Nichts für Ungut, will dich hier nicht aus dem Forum vertreiben oder so . Ich schreibe als Bipolare hier auch gerne mit und oft viel lieber als im Bipo-Forum, weil es hier wesentlich gesitteter und sachlicher zu geht ohne persönliche Grabenkämpfe (allein schon bedingt durch das Krankheitsbild).

Aber ich denke, dass für den Umgang mit Psychotikern eher der Austausch zu Psychosebetroffenen und -angehörigen besser helfen kann.
Weil man mit rein Depressiven eben ganz anders umgehen muss zum Teil. Zwangseinweisungen sind bei unipolaren Depressionen z.B. wesentlich weniger nötig als bei Bipolaren oder Schizophrenen. Auch gesetzliche Betreuung kann hilfreich sein, um Angehörige zu entlasten und eine professionelle Distanz herzustellen. Aber das ist hier bei Unipolaren auch nie ein Thema z.B. und hier können dir nicht so viele Leute dazu Erfahrungswerte geben .


Also schaue doch mal auch in diese Foren und suche da nach Informationen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, die Leute da haben nochmal ganz andere Tipps und Kniffe, die dir für viele Facetten der Krankheit besser helfen können als Tipps hier im KND-Forum.

Denn der Umgang mit uneinsichtigen Psychotikern ist eben äußerst schwierig und speziell belastend! Und oft ganz anders zu handhaben als mit einem (noch) uneinsichtigen unipolar Depressiven.

Alles Gute und ganz viel Kraft!
Nachtflug
Nachtflug
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Nachtflug »

Achja, noch ganz wichtige Anmerkung:

Wenn deine Mutter vor Behandlern kein direktes psychotisches Verhalten zeigt, aber gegenüber euch, müsst ihr das auf jeden Fall gegenüber den Behandlern ansprechen!

Zwar gilt für Ärzte die Schweigeplficht, aber sie dürfen Angehörigen zuhören, wenn diese über Verhalten von Betroffenen berichten. Sucht den Kontakt zu Ärzten, egal ob in der Reha, oder der Hausarzt. Notfalls telefonisch.

Bei Psychosen ist es besonders wichtig, dass Behandler solches Verhalten durch Angehörige auch erfahren - der Betroffene wird es meist nicht erzählen und nicht immer seine psychotischen Gedanken von selbst dem Behandler offenbaren.

Wenn es soweit geht, dass eure Mutter befürchtet, ihr begeht Mordversuche gegenüber ihr, dann ist sie ZIEMLICH psychotisch und braucht DRINGEND Hilfe!!! Versucht alle Hebel in Gang zu setzen, damit Behandler von allen ihrem auffälligen Verhalten erfahren und sie auch darauf ansprechen können! Und vor allem behandeln können.
Holt euch notfalls Helfer ins Boot, nehmt Kontakt mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst auf, holt euch Unterstützung!
Besucht eine SHG für Angehörige von Psychoseerkrankten oder besucht ein Psychose-Seminar (Trialogisches Treffen von Behandlern, Angehörigen und Betroffenen was es oft beim Sozialpsychiatrischen Dienst, der Caritas oder Diakonie gibt).

Das ist Fürsorge und keine Übergriffigkeit in dem Fall, Psychosen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen! Man muss da oft wesentlich mehr eingreifen als bei Depressionserkrankten, sonst geht nichts vorwärts und die Situation eskaliert immer weiter!
Denn wenn jemand Angst hat umgebracht zu werden, ist das SEHR schlimm für ihn. Zwar richten im Prozensatz nur wenige Gewalt nach außen, aber es gibt Betroffene die dann irgendwann denken, sie müssen sich gegen die Angehörigen verteidigen. Das ist eine sehr ernste Situation! Der Wahn kann, weiter ausarten und ggf. auch körperlich ausgelebt werden, wenn keine Behandlung erfolgt. Denn bei gefühlten Mordversuchen ist es auch für Gesunde logisch, dass man sich verteidigen darf. Und der Wahn ist für deine Mutter nunmal REAL!

Also holt euch so viel Hilfe, Informationen wie ihr nur könnt und versucht alle möglichen Ärzte, die mit ihr Kontakt haben, zu informieren und bittet sie um Hilfe! Eure Mutter kann sich im Moment nicht von ihrer Krankheit distanzieren, in ihrem Wahnsystem macht alles einen Sinn. Den kann man ihr NICHT ausreden. Solche Schübe können zwar manchmal von alleine abklingen, aber das kann SEHR lange dauern. In der Regel braucht man da Medikamente, bevor man mit dem Betroffenen überhaupt reden kann oder andere Maßnahmen wie Therapie oder psychosoziale Hilfen greifen können. Eure Mutter KANN sich NICHT selbst helfen, wenn sie akut psychotisch ist!

Liebe Grüße,
Nachtflug
Dendrit
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Nachtflug,

vielen Dank für Deine Antwort!!

>>> Nichts für Ungut, will dich hier nicht aus dem Forum vertreiben oder so .

Nein, empfind das auch nicht so. Weiß aber auch nicht, wohin. Danke für die Foren-Tipps. Vor ca. 4 Jahren war ich mal - auch wg. meiner Mutter - im KNS-Forum mit dem Ergebnis, was ich als Depressive zu suchen habe und meine Mutter nicht in eine Schublade stecken soll, Hilfe verweigern etc. Nach nem Jahr probierte ich es nochmal: wieder einige auf mich drauf, lediglich einer unterhielt sich zivilisiert mit mir. Deswg. bin ich bei dem Forum skeptisch, dass ich gleich wieder niedergemacht werde. Ich weiß ja, nicht, ob psychotische/schizophrene Leute sich anders ausdrücken. Keine Ahnung - ich hab dort nicht anders geschrieben wie hier. Ich mein, ich hab ja reingeschrieben, wie man helfen kann und nicht, wie ich Hilfe verweigern kann oder so.

Ich wollt nicht viel schreiben, weil ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. ... gelöscht ... Die große Bauch-OP, wo sie angeblich wiederbelebt wurde? (Kann ich aber nicht glauben: 1. Stand im Entlassungsbericht nix, zum anderen soll mir mal einer erklären, wie durch einen Defi Brandnarben am Rücken hinterlassen, wo sie mit offenen Bauch auf dem OP-Tisch gelegen haben soll; die Narben hat sie 2 y später entdeckt und wurden von einer Bekannten, ehemaligen Krankensr., angeblich bestätigt.) Sich darüber beklagt, dass sie zurückgeholt wurde, weil das U-Bewusstsein abgeschlossen hat und nicht weiterleben wollte/will. Mann, ich hab ihr schon mal gesagt, dass mich dieses "Gejammere" nicht guttut, weil dann alles von mir mit dem Bilanzsuizid wieder hochkommt. Naja, das ist nicht so wichtig.

Nächste Woche sollte ich für 4 Tage bei ihr sein - Freitag bis Montag. Am WE ist mein Vater auf einem Kongress (schläft aber daheim). Eigentlich will ich mittlerweile nicht so lange, weil es schließlich auch um meine Substanz geht. Sie hat Panik, was sie alles in der Klinik erwartet.

Ach ja, sie hat am 16.10. Aufnahmetermin. (Deshalb gesteh ich ihr noch zu, dass sie mich "braucht".)

Ich hab ihr schon viel von meinen verschiedenen Aufenthalten erzählt. Und - hey, im Forum ist schon so oft darüber ausgetauscht worden, was man mitnehmen soll/kann und was nicht, einfach so, kostenlos - sie hat mich dafür bezahlt. Ich war derart perplex.

Da viele Fragen hausordnungsbedingt sind, sie das aber irgendwie nicht checkt, dass ich ihr diese Fragen nicht beantworten kann, hab ich dort die Klinik angemailt und gefragt, ob sie die mir schicken können. Dürfte in den nächsten Tagen kommen.

Die Dame schrieb, wenn ich noch was wissen will, kann ich mich an sie wenden. Soll ich darauf bezug nehmen, damit ich an den Doc komm, bei dem dann meine Mutter sein würde?

LG, Manuela
Nachtflug
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Nachtflug »

Liebe Manuela,

ja, das KNS-Forum ist leider nicht so toll, es wird fast gar nicht moderiert. Und einige Leute sind wohl durch die Psychose gegenüber Angehörigen und auch allgemein sehr feindseelig und aggressiv, leider . Ich habe da auch mal kurz reingeguckt, weil ich während einer depressiven Episode auch mal leichtere psychotische Symptome (Ich-Störungen, Gedankenentzug) hatte.

Versuche es doch mal mit dem Bipolar-Forum und schildere da die Symptome deiner Mutter und sag, dass das KNS-Forum dir keine Hilfe war. Wir haben da oft Angehörige mit uneinsichtigen, psychotischen Familienmitgliedern, die ärztliche Behandlung verweigern. Die Leute geben meistens gute Tips. Wie gesagt da sind auch viele Schizoaffektive Menschen (also einer Mischform aus beiden Erkrankungen), die können Schizophrenie-Erkrankte oft ganz gut nachfühlen. Ein paar Spezialtips für eine ausgeprägte Manie gelten da wohl nicht für dich und deine Mutter, die musst du ja auch nicht lesen . Sag halt, dass du im KNS keine Hilfe findest und deswegen jetzt im Bipo-Forum schreibst.

Als Bipolarer geht man eben oft ins Psychotische über, eher als Unipolare. Daher können Bipolare, besonders die richtig stark Schizoaffektiven unter ihnen auch Schizophrenie-Erkrankte ganz gut verstehen. Und der Umgang der Angehörigen mit Schizoaffektiven wird dem mit Schizophrenen mehr ähneln als der mit unipolar Depressiven. Das Bipo-Forum ist echt ganz in Ordnung, man sollte da als Betroffener nur nicht schreiben, dass man Medikamente absetzen will Da wird nicht ohne Grund gleich wild und agressiv dagegen geredet, aber das betrifft dich ja nicht .

Deine Mutter scheint sehr viele unschöne Dinge erlebt zu haben, aber auch das erklärt keine Psychose. Es gibt Menschen, die kommen aus einem behüteten Umfeld und werden schwer krank. Es gibt viele verschiedene Faktoren, auch biologische und in der Schwangerschaft, die das Psychoserisiko erhöhen. Die schlimmen Erfahrungen alleine, erklären also auch nicht komplett die Psychose. Nach Missbrauch bleiben manche auch ganz gesund, oder manche bekommen PTBS und/oder Depressionen, aber keine Psychose.


Ich würde der Dame aus der Klinik Bescheid sagen und sie um Rat fragen und möglichst versuchen, dass du einen Arzt sprechen darfst. Du musst unbedingt betonen, wie ernst die Sache ist. Wie sehr ihr am Ende eurer Kräfte seid und wie dringend deine Mutter und auch ihr Hilfe braucht und jemanden, der ihr zur Krankheitseinsicht verhelfen kann. Ich würde JEDE Möglichkeit irgendwie versuchen, an einen ihrer Ärzte zu kommen, und ihm das zu erzählen.

Hat deine Mutter sonst auch ambulant Ärzte zu denen die geht? Also egal ob Hausarzt, Internist oder so - wenn es da jemanden gibt, sagt dem Bescheid. Berichtet ihm von den Symptomen und das ihr sie bisher nicht zum Facharzt bekommt. Sagt, wie sehr ihr Hilfe braucht und wie schlimm die Situation eskaliert (Mordverdacht usw.), wie groß der Leidensdruck bei euch ist.

Langfristig müsst ihr euch eben überlegen, wenn das alles nicht funktioniert, ob es sinnvoll sein kann, sie mal etwas gegen die Wand fahren zu lassen. Euch nocj viel mehr und härter abzugrenzen, notfalls getrennte Wohnung für deinen Vater. Und Facharzttermin und Behandlung als Voraussetzung, dass ihr euch weiterhin so um sie kümmert. Es kann sein, dass sie solche Schritte spüren muss, bevor sie merkt, krank zu sein und nicht mehr alleine zurecht zu kommen. Wenn Psychotiker nicht die Auswirkungen ihrer Krankheit und Handlungen spüren und sie aber auch nicht eigen- oder fremdgefährdend sind (also keine Zwangsbehandlung/einweisung möglich), müssen sie manchmal erst fallen gelassen werden, bevor man ihnen helfen kann.

Aber zuerst solltet ihr versuchen, mehr Unterstützung durch Ärzte zu bekommen - das kann wie gesagt auch erstmal der Hausarzt sein. Sie zur Behandlung zu bewegen und da auch klar sagen: "Entweder du gehst zum Arzt, lässt dich behandeln und hörst auf so mit uns umzuspringen, oder das hat negative Konsequenzen für dich in der und der Art. Nicht weil wir dich nicht mögen, sondern weil wir so einfach nicht mehr können. Es geht nicht mehr. Du brauchst Hilfe, die wir dir nicht geben können."

Alles Gute,
Nachtflug

PS: Wenn ihr sie nicht zum Psychiater bekommt, vielleicht aber mal zum Neurologen? Man sollte ja generell abchecken, ob es nicht irgendwelche neurologischen Ursachen für psychiatrische Symptome gibt. Oder wird das in der Reha auch gemacht?
Manche Menschen tun sich leichter erstmal zum Neurologen zu gehen, die kennen sich ja auch mit psychiatrischen Erkrankungen aus. Dem könntet ihr z.B. auch im Vorfeld als Angehörige aufklären und über eure Mutter berichten, damit er sich überlegen kann, wie er vorgeht, um sie zu Behandlung zu bewegen. Aber zumindest schonmal Bescheid weiß.
Dendrit
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Nachtflug,

>>> Das Bipo-Forum ist echt ganz in Ordnung, man sollte da als Betroffener nur nicht schreiben, dass man Medikamente absetzen will

Das ist auch so ein Thema. Sie ist partout gegen Chemie, nur homöopathische und pflanzliche Mittelchen. Ich hab ja nix gegen die, aber das ist, weiß nicht, schon fast fanatisch. Keine Ahnung wie, auf einmal kam die Einsicht, dass ihr ein chemisches AD helfen würde/könnte. Sie bekam Citalo verschrieben:

Angeblich vertrug sie sie nicht, also: Citalo -> chemisch + unverträglich = alle AD sind unverträglich, weil chemisch. Sie will somit nie wieder was chemisches nehmen.

OK, sie verstoffwechselt tatsächlich sehr schnell und hat ne beschädigte Leber, wobei die Leberwerte auch nicht wieder soooo schlecht sind. Aber gut, ich weiß nicht, wie ich reagieren würd, wenn ich organische Probleme hätt (Hirn mal ausgeschlossen, das denkt bloß ... ... ne, Schmarrn, war nur Scherz).

>> Hat deine Mutter sonst auch ambulant Ärzte zu denen die geht? Also egal ob Hausarzt, Internist oder so - wenn es da jemanden gibt, sagt dem Bescheid. Berichtet ihm von den Symptomen und das ihr sie bisher nicht zum Facharzt bekommt.

Sie kommt mit ihrer HÄ und ihrer Therapeutin klar. Zufällig ist rausgekommen, dass sich meine Mutter bei denen anders gibt und das arme Opfer ist (ist sie bei allen, weshalb ich bedenken hab, dass das vllt. in der Klinik "durchschaut" wird. Meine Sr. hatte eine zeitlang ebenso die HÄ als ihrige und sagte ihr einiges, auch in dem Bewusstsein, dass sie wg. Schweigepflicht nix sagen darf. Letzte oder vorletzte Woche rief ich ihre Therapeutin an und erklärte ihr, was meine Mutter als Beziehungsarbeit versteht und warum andere nicht so reagieren, wie sie sollten:

Sie redet und redet, durch ihre Schwerhörigkeit bekommt sie nicht mit, wenn jmd. zum Kommentieren Luft holt oder schon ein paar Worte sagte. Es kommt rüber, dass sie ein riesiges Redebedürfnis hat und man hat halt den Anstand, zuzuhören und nicht ins Wort fallen. Sie bat mich, ihr einfach ins Wort fallen - OK, mach ich, aber das sagt sie nicht allen. Woher soll das ein Außenstehender wissen? *AAAAAAAAAAAAAaaaaaaaaaaaarg* Damit jammert sie schon seit über ein Jahr und die Therapeutin hat ihr - angeblich - immer wieder bestätigt, dass die anderen auch tun könnten. Und da ich dann in ner wütenden Phase war, hab die Therapeutin angerufen. Hab ihr auch gesagt, dass sie manchmal wöchentlich anruft, was meistens 4-h-Gespräch heißt, wenns kurz ist, sind es 2 h. Wovon ich zusammengefasst grad mal 10-20 min was sage. Da hat sogar die Therapeutin tief Luft geholt: soo lang?

>>> notfalls getrennte Wohnung für deinen Vater.

Es dürfte glaub schon wieder ein Jahr her sein, wo sie getrennte Schlafzi. haben. Sie möchte es ganz persönlich nach ihrem Geschmack einrichten, so nach und nach - also auch Wände streichen. Wie wenn ein Jugendlicher seinen Geschmack erkennt und sich sein Zi. einrichtet. Das hat mich irritiert, aber naja, ich sah halt, dass es mein Vater leichter hat. Er ist dann allein und - das hat er versprochen - weint auch.

Sorry Frau Blume und Herr Dr. Niedermeier, dass ich jetzt soviel geschrieben hab. Ich werd mich schon schleichen.

Danke nochmals, Nachtflug! Es tat gut, mal fast alles zu sagen und jmd. da ist, der sagt, was Fakt ist. Werd mal in der Klinik anrufen.

LG und gute Nacht!

Manuela
Salvatore
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Manuela,

wurde schon mal über eine Demenz bei deiner Mutter nachgedacht oder das sogar abgeklärt?
Ich kenne mich mit diesem Thema nicht weiter aus, aber es gab einen Fall in der Familie, der mich an deine Schilderungen erinnert hat. Gestolpert bin ich vor allem darüber, dass sie bei Ereignissen Personen verwechselt, die Abläufe nicht immer rekonstruieren kann und Zeitverhältnisse vergisst.

Der Betroffene in meiner Familie hatte selber heftigste (z.T. paranoide - wie deine Mutter (Mordversuch)) Wahnvorstellungen, die die für die nächsten Angehörigen sehr belastend waren. Es kamen permanent die absurdesten Anschuldigungen.
Ich glaube, psychotische Symptome sind bei einer Demenzerkrankung gar nicht so selten.

Das fiel mir beim Lesen so ein.

Lg,
Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Nachtflug
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Nachtflug »

Hallo Manuela,

Wenn deine Mutter organische Erkrankungen hat, muss man natürlich mit Medikamenten besonders vorsichtig umgehen.
Gerade weil die Medikamente gegen Psychosen nicht ganz ohne sind - aber es gibt manchmal trotzdem welche, die für solche Menschen wie deine Mutter geeignet sein können. Halt auch nicht in einer Hammerdosis - generell wäre es gut, wenn sich ein Psychiater finden würde, der deine Mutter behutsam einstellt. Sollte durch die organischen Probleme gar keine medikamentöse Behandlung möglich sein, kann das der Arzt ja auch sagen.

Aber da deine Mutter auch einige medizinische Vorfälle hatte, die nicht ohne waren: Würde wirklich auch mal neurologische Untersuchungen empfehlen, um auch eine neurologische Krankheit auszuschließen oder einen Hirnschaden, der psychotische Symptome auslöst. Kann nämlich vorkommen, also besser durchchecken lassen!


Da die Medikamente nämlich auch Nebenwirkungen haben, fördern sehr hohe Dosen oft die Non-Compliance und etliche Absetzversuche. Ich nehme im Moment eine geringe Dosis Quetiapin, musste die aber vor ein paar Monaten erhöhen und merke schon, dass die jetzige Dosis mich schon ziemlich müde macht und dämpft.

Natürliche Abneigung gegen Medikamente, hatte ich früher auch (wenn auch kein Naturheilkunde-Freak). Aber wenn man mal merkt, dass so ein Medikament bei einem greift und hilft, sind so manche Nebenwirkungen das kleinere Übel gegenüber dem Schaden, den die Krankheit anrichtet. Wenn man jetzt auch nicht gleich mit Hammerdosen "ruhig gestellt" wird, ist es auch einfacher die Medikamente zu akzeptieren und auch wirklich Vorteile davon zu haben. Wobei in einem sehr akuten Fall, halt oft auch eine zeitweise höhere Dosierung notwendig sein kann.

Ich denke bei älteren Menschen wie deiner Mutter (sie ist doch älter, oder?) ist es oft schwieriger, weil die aus ihrer Zeit noch ein viel größeres Stigma solcher Krankheiten erlebt haben. Und eine viel rückschrittlichere Psychiatrie.

Ich weiß jetzt auch nicht, inwiefern Alterspsychosen anders zu "normalen" Psychosen verlaufen. Aber es gibt ja auch Psychiatier, die sich auf die Behandlung von älteren Menschen spezialisieren ("Gerontopsychiatrie"), also vielleicht mögliche Ansprechpartner für die Zukunft, sollte deine Mutter irgendwann sich doch behandlungseinsichtig zeigen?

Es ist und bleibt sonst halt sehr schwierig, vor allem wenn ihr ihre Geschichten geglaubt werden. Ich kann ja schlecht beurteilen, welche Sicht stimmt und Behandler auch nicht. Aber eigentlich werden Psychotiker, wenn es schlimmer wird, auch bei Behandlern irgendwann inkohärent und auffällig vom Verhalten... vielleicht birgt das verschlimmern ihres Zustand auch die "Chance", dass er endlich erkannt wird?

Ansonsten weiß ich auch nicht, was man dir noch raten kann. Vielleicht kennt die Moderation noch geeignete Anlaufstellen für Angehörige von Psychoseerkrankten? Oder generelle Tips, was Angehörige noch tun können?

Ich habe nämlich das Gefühl, das Thema betrifft hier mehrere Forumsteilnehmer, deren Depression u.a. durch schwierige Situationen mit uneinsichtigen, psychotischen Familienmitgliedern getriggert werden. Vielleicht gibt es noch ein paar hilfreiche Anlaufstellen oder Handlungsmöglichkeiten, die nicht bekannt sind?

Alles Gute,
Nachtflug
Dendrit
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Salvatore,

bei der abstrakten Erzählung vor 5 Jahren, schilderte ich es meinem Psychiater. Der meinte, wahrscheinlich nicht. Sonderlich vergesslich ist sie auch nicht. Manche Kleinigkeiten weiß noch nach Wochen, die ich schon wieder vergessen hab, weil sie mir nicht wichtig erschienen.

Falls Du Dich wunderst, dass ich das meinem Psychologen erzählt hab: das war zu der Zeit, in der sie nicht mehr zu bewegen war, zu einer Psychologin zu gehen. Sie war in der Zwangspause und danach ... naja, dauerte es, bis ein Bekannter von einer lieben vorschwärmte (dessen Sr. war bei der). Da ich selbst 2 vertrauenswürde Psychiater hatte, sagte ich ihr, dass sie doch auch Männern eine Chance geben soll. Sie werden sie ganz sicherlich nicht in ihren Wunden rumstochern und darüber amüsieren und sie dann nicht mehr ernst nehmen. Das war ihre Überzeugung.

Durch meine Epi sind wir umständehalber nur zu Nervenärzten gekommen, also nicht zu einem reinen Neurologen. Leider hab ich auch später selbst die Beobachtung gemacht, dass sie sehr schnell was auf die Psycho-Schiene schieben und die dann behandeln wollen. So war zu Medizinern, also Psychiater, sowieso keine Chance.

LG, Manuela
elas
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von elas »

Manuela hi und guten Tag.


Hört sich nicht schön an mit Deiner Mutter.
Wie alt ist Deine Mutter eigentlich?

Meine Vorposterinnen haben schon anklingen lassen, dass sowohl eine Psychose hinter den Verhaltensweisen stecken kann, oder aber auch eine Demenz, in der auch solche psychotischen Wahrnehmungsverkennungen vorkommen. Definitiv.

Manuela, sprich so schnell als möglich mit den Behandlern Deiner Mutter. (Rehaärzte, Hausarzt, einweisender Arzt in die Reha)

Habe ich richtig verstanden, sie ist noch in Reha?

Dann schnell ein Gespräch dort. Als Angehörige kriegst Du das ganz schnell.
Und dann wirklich alles auf den Tisch, also das, was Du uns hier in Deinen Beiträgen erzählt hast. Diese Wahrnehmungsverkennungen, dieser Eifersuchtswahn.......
....die kennen solche Themen, die Behandler.

Natürlich kann es Deiner Mutter gelingen, eine kleine Weile die Behandler zu blöffen, bzw. ganz gesund und gut rüberzukommen.

Aber definitiv wird ihr das auf längere Sicht nicht gelingen können.

Also, meiner Meinung nach, schnell die Behandler ins Boot. Mach Dir eine Liste für das / die Gespräch(e).

Und dann andenken, was könnte dahinterstecken, hinter dem seltsamen Verhalten Deiner Mutter.

Nun, ob sie Untersuchungen, neurologische, psychiatrische, demenzbezogen, zustimmen wird, das kann ich Dir nicht sagen.
Da kommts auf das Geschick der Ärzte, auf Dein Geschick, auf ihre eigene Einsicht an.

Aber____leier einfach alles an.



Vielleicht hast Du ja ab und an mein ganz persönliches Drama mit meiner psychotischen und dementen Mutter, 92,mittlerweile, hier im Forum mitverfolgt.

Es überfordert die Kinder. O.k.

Andererseits können sie sich nicht mehr selber helfen, erkennen nicht mehr, dass sie krank sind, deswegen muss halt dann doch jemand ran, in der Regel halt die Kinder.

Hast Du noch Geschwister, mit denen Du Dich diesbezüglich austauschen könntest?

Ich drück Dir Däumchen



Selas
________________________________

Der Weg ist das Ziel



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Dendrit
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Nachtflug und Selas,

unsere Postings haben sich überschnitten. Wie ich Salvatore schrieb, sind Nervenärzte und dann noch dazu männlich ein absolut rotes Tuch. Wie sie selbst sagt, hat sie ein Hassbild auf alle Männer.

Ich denk, es ist die Uneinsichtigkeit, dass man sie zu keinem anderen Arzt bringen kann, geschweige denn eine Klinik betreten. Drum ist es für uns so verwunderlich, dass sie alles dransetzte, in die Psycho-Somato zu kommen. Sämtliche Untersuchungen ließ sie, wo nötig, von anderen Ärzten vornehmen (alle männlich!), und mit der KK regelte sie alles selbst. Denn es könnte mein Vater noch mehr auf die Idee kommen, sie wäre blöd und wenn er es in die Hand nimmt ist das wie eine Entmündigung. Das seh ich mal Vorteil, dass sie selbst was tun "musste" und Grenzen überschritt, die sie eigentlich nieeeee machen würde.

Sie ist Mitte 60.

Selas, sie kommt erst in die Reha, am 16.10. Ausgemacht ist schon mal, dass ich am Samstag den 03.11. mit meinem Vater zu ihr zu Besuch fahre, dann ist sie noch mind. 10 Tage dort.

Geschwister: ja. Meine Sr. hat sich von ihr auf raten der Psychologin total zurückgezogen und das ist auch gut so, denn sie wurde schon als Kind von ihr vereinnahmt und meine Mutter hat mit ihr über Dinge gesprochen, die man einer Erwachsenen erzählt und nicht dem eigenen Kind - als Kind, Jugendliche und nun als Erwachsene. "Liebesentzug", sie kommt nur noch sporadisch und fährt zu einer bestimmten Uhrzeit, ob es meiner Mutter passt oder nicht. Mein Bruder hat sich sehr schnell nach der Heirat zurückgezogen, wobei das auf seiner Frau beruht.

Meine Sr. ist die Vertrauensperson von meinem Vater und ich werde das langsam. Wenn meine Mutter so lang mit mir telefoniert, schreib ich via Suite (geht schneller) meiner Sr. SMS, um sie gleich brandneu auf den Laufenden zu halten. Meist mailen wir uns hinterher noch. Falls mein Vater zwischenzeitlich was erzählte, erfahr ich das dann auch, sodass wir ein gesamtes Bild von beiden Seiten haben.

Da meine Mutter auch beleidigt ist, wenn sie nicht eingeladen wird (obwohl sie sowieso nicht hingeht, weil sie das nicht packt), hab ich mal die beiden zu einem Konzert eingeladen. So war ich offiziell die liebe Tochter, die an die Mutter gedacht hat und konnte wie gewollt, meinen Vater für ein paar Std. aus dem Haus zu holen und für ein paar Std. das Daheim vergessen. Es schlossen sich noch andere an und es war ein sehr lustiger Abend, wo viel gelacht wurde.

Wobei meine Sr. und ich ihn spontan ins Kino einladen wollten und er antwortete, dass sie ihn als Macho grad wieder beschimpft und nicht mitkommen kann. Sie spricht zwar in der Zeit - kann sich um Tage handeln - nicht mit ihm, würde er das Haus verlassen, kommen bei ihr Verlustängste und bekommt heftige Panikattacken.

Ich kann mich zum Glück soweit distanzieren, aber wenn ich mal wieder so einen Hammer erfahre, wie dem Mordversuch, bringt mich das aus der Fassung und verliere den Boden unter den Füßen. Aber durch die räumliche Trennung fasse ich mich schnell wieder. Vllt. ist mein Vorteil auch, dass ich in der Geschlossenen auch Psychotiker als Mitpatienten hatte und da lernte, zwar zuzuhören, aber nicht an mich ranzulassen. Aber bei denen war halt schon Krankheitseinsicht da und ließen sich mit chemischen Mitteln teils nur vorübergehend unterstützend helfen.

LG, Manuela
Nachtflug
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Nachtflug »

Hallo Manuela,

meinst du, ihr könnte es z.B. helfen, zu einer ÄrztIN gehen zu können?

Werden in der psychosomatischen Reha auch neurologische Untersuchungen gemacht, oder wurden im Vorfeld?

Alles Gute,
Nachtflug
elas
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von elas »

Hi Manuela.


Weswegen ist denn Deine Mutter nun in der Psychosomatischen Klinik?

Nun, auch Mitte 60 und schon vorher können Demenzen beginnen. Leider.

Eine Abklärung wäre sicher nicht schlecht.
Aber vielleicht kommen die dort auch von alleine drauf.

Hört sich alles sehr schwierig an.

Meine Mutter fing mit 68, nach dem Tod von meinem Vater, an, immer wunderlicher zu werden, was ihre Wahnvorstellungen etc. etc. anbelangt hat.

Da mein Bruder und ich in anderen Städten wohnen/wohnten, als sie, haben wir das nur schwer zu fassen gekriegt. Auch über Hausärzt war das nicht einfach.
Und dann das Ärzte_Hopping unserer Mutter. Kaum mit einem Arzt geredet, wir Kinder, schon hat sie den Arzt gewechselt. In ihrem ewigen Misstrauen.
Und, wir kamen gar nicht hinterher.

Typischer Ausdruck einer Paranoia ______sage ich heute.

Ich denke immer, wenn mein Bruder und ich damals, vor 25 Jahren, gemeinsam und energisch aufgetreten wären, bezüglich ihrer Erkrankung, dann hätte sich noch was drehen lassen am Rädchen Gesundung o.ä.
Aber mein lieber Bruder ist ein Verdrängungskünstler.
Weggucken, hoffen, es erlegt sich von alleine.
Nein, 25 Jahre hat sich nichts von alleine erledigt.

Heute sieht er es ein, dass wir hätten gemeinsam an einem Strang ziehen müssen.
Heute ist es zu stät.
Auch für mich und mein eigenes Leben.

Mach nicht denselben Fehler, Manuela.
Kraft wünsche ich Dir (Euch).


Selas
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Salvatore
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Manuela,

fünf Jahre sind eine lange Zeit. Ich schließe mich Selas an, dass es wichtig wäre, sich mit den behandelnden Ärzten kurzzuschließen - und da würde ich schon auch diese "Erinnerungsfehler" erwähnen - wer weiß, vielleicht ist es für die Differentialdiagnostik wichtig? (;) Ich habe leidenschaftlich gerne die TV-Serie Dr. House gesehen und da wurde immer betont, dass ALLES wichtig sein kann )

Schon erstaunlich, was manchmal möglich ist, wenn der Impuls nur aus einem selbst heraus kommt. Kann mir vorstellen, wie zermürbend es sein muss, wenn man jahrelang mit Engelszungen auf jemanden einredet und der sich so gar nicht darauf einlässt... Und auf einmal geht doch alles, problemlos und in Speedgeschwindigkeit. (Aber vielleicht haben deine Einwände über die Zeit in ihr gearbeitet und letztlich auch zu ihrer Entscheidung beigetragen!)

In der Reha werden höchstwahrscheinlich auch männliche Behandler dabeisein und ich vermute mal, auf wundersame Weise ist das für sie sogar ok.
Ich entdecke an mir auch manchmal solche Züge an mir, dass ich bestimmte Vorstellungen im Kopf habe, die unverrückbar sind. Dass ich etwas partout nicht machen will, weil ich denke "da gehe ich nicht hin, die sind da alle böse und gemein!". Meistens erkenne ich noch rechtzeitig, was da abläuft und kann gegensteuern.

Meine Mutter ist in demselben Alter und es gab auch schon Phasen, in denen sie professionelle Hilfe gut hätte brauchen können, aber sie war nicht zu überreden. Es ist allerdings auch eine andere Generation, das darf man nicht vergessen.

Lg, Salvatore
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Hab mein Posting ergänzt, bevor Eure Postings da waren. Jetzt muss ich endlich was essen.

Bis dann

Manuela
Dendrit
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Ergänzend an Selas:

>>> Weswegen ist denn Deine Mutter nun in der Psychosomatischen Klinik?

Sie hat viele Schmerzen und wollte deswg. in eine Schmerzklinik. Es gab dann schon Gespräche und ihr wurde gesagt, dass viele der Schmerzen psychosomatisch sind und wenn sie nicht an der Ursache behandelt wird, nützt der ganze Aufenthalt nichts. Und wurde nahegelegt, dass sie in eine Psycho-Somato gehen soll.

LG, Manuela
elas
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von elas »

Also, Manuela.

Da lässt sich sicher was machen durch ein Gespräch mit den Behandlern Deiner Mutter in dieser Psychos. Schmerz_Klinik.
Hab den Mut dazu. Vielleicht das Gespräch zusammen mit Deinem Vater?

Dir wünsche ich Kraft, das durchzustehen.
Pass auch auf Dich auf, auch wenn Du meinst, derzeit stabil zu sein.

Deiner Mutter wünsch ich den für sie richtigen und gangbaren Weg. Denn ihre Symptome zeigen ja auch ihre eigene Last, die sie trägt.

Irgendwie macht es mich als Schreibende ein wenig hilflos. So eine Mutter, die am "Rad dreht".
Obwohl ich es so gut nachempfinden kann.


Selas
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Vielen Dank für Deinen Zuspruch!

Ja, es ist manchmal schon schwer, wenn sie wieder so furchtbar abdreht, keinen Groll zu entwickeln und zu sich sagen, sie ist nur krank, es ist nicht ihre Persönlichkeit.

Sie hat mich heut wieder angerufen - nur 1,5 h - und sie klang wieder ziemlich normal. Hat jetzt auch die typische Angst/Nervosität, die jeder hat, wenn er in die Klinik muss. Außerdem was für mich mittlerweile durch die vielen Klinikaufenthalte "normal" ist, ist für sie, die das erste Mal in dieser Art in ne Reha geht, noch so viele ????

Vielen Dank nochmal, ihr habt mir sehr geholfen!

LG, Manuela
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

An die, die mir geantwortet haben: die Klinik hat mich eben zurückgerufen. Als die Dame sagte, psychotisch wäre ausschlusskriterium und fragte, ob ich vom Fach bin und was ich unter "psychotisch" verstehe, bin ich nicht darauf eingegangen. Hab dann nur noch gesagt, dass sie sich an den Aufenthalt klammert.
Nachtflug
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Nachtflug »

Hallo Manuela,

ich würde Behandlern ehrlich gesagt erstmal nur Symptome nennen und keine Diagnose, die du vermutest . Für Diagnosen sind die ja zuständig.

Und ist ja jetzt eine doofe Situation... weil, wenn die dich ernst nehmen, könnte es sein, dass du deiner Mutter sozusagen die Reha verbaust, oder?


Alles Gute,
Nachtflug
elas
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von elas »

Guten Morgen Manuela.

Dein Posting hat mich erst einmal etwas erschreckt, son Mist, Psychose ausgeschlossen.

Andererseits. Manuela, Du bist NICHT VOM FACH iss doch wohl klar, gelle.

Und Nachtflugs Idee, in dem Gespräch mit den Behandlern nur die Symptome zu schildern, das ist ne gute Idee.
Die "vermutliche Diagnose" können die Behandler dort selber stellen. Verdacht auf....
Soll sie doch ruhig erst einmal in diese Schmerzreha gehen. Denn schließlich ist sie ja wirklich eine Schmerpatientin.

Wie sagt man doch, man kann Läuse und Flöhe haben. Also ne seelische Störung, oder zwei und ne körperliche Erkrankung oder mehrere.
Die sind die Fachleute dort.

Oder, wie siehst Du das?
Wie seht Ihr Anderen das?


Selas
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Selas und Nachtflug,

hab das oben ausgebessert: ich hab "psychotisch" gesagt - zum Glück. :-P

>> wenn die dich ernst nehmen, könnte es sein, dass du deiner Mutter sozusagen die Reha verbaust, oder?

Ja. Und damit rechnen, dass sie in eine passende Klinik geh ist bei "0,1%".

>> Andererseits. Manuela, Du bist NICHT VOM FACH iss doch wohl klar, gelle.

Zum Glück, das dachte ich mir auch. Sie kommt übrigens jetzt in eine psycho-somato, da ihre Ursache - Depri - behandelt werden soll. Womit sie einverstanden war.

>> Die "vermutliche Diagnose" können die Behandler dort selber stellen. Verdacht auf....

Auf das hoffe ich.

Ich war ja noch im Halbschlaf und da schnell denken, da hab ich direkt was geleistet!

LG, Manuela
Nachtflug
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Nachtflug »

Hallo Manuela,

denke auch, dass es so besser ist, da sie´sich ja in keine andere Behandlung begeben wird. Hoffe echt, die merken das da dort.

Ansonsten eher noch versuchen mit ihrem Hausarzt, der Therapeutin etc. zu sprechen? Notfalls nach der Reha?

Alles Gute,
Nachtflug
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Ich habs ihr am Sonntag selbst gesagt. Sie weinte, hatte Angst, "alle-sind-gegen-mich", weiß nicht was mit ihr los ist, nur dass irgendwas nicht stimmt.

Ich hab sie in den Arm genommen, erst mal weinen lassen und es ihr vorsichtig gesagt, aber nicht losgelassen, also weiterhin im Arm gehalten. Sie wollte Bsp. und sagte ihr auch ein paar. Sie meinte, dass ihre Therapeutinnen nie was sagten. Ich erinnerte sie, als sie sich nach der Diagn. erkundigte, beide sagten, dass noch was ist, aber stigmatisierend anhört und damit könnte sie nicht klarkommen.

Sie hat sich danach immer wieder für das offene Gespräch bedankt. Hab ihr erzählt, was es mit der "Nebenbuhlerin" auf sich hat und sie war schockiert. Hab damit eigentlich ein Wort gebrochen. Gestern, montags, kam wieder ein Verteidungsschwall, wer sie wann und wo verletzt hat. Ich musste mich von mir "distanzieren", dass ich mich nicht verletzt fühle, das nicht persönlich nimm und trotzdem ruhig zuhören und beruhigend zureden.

Das war das anstrengendste. Sie kam zu dem Schluss, dass wir einander mit unseren Störungen nicht klarkommen und statt eines Zusammensetzens ein Abstand notwendig ist. ... ganz ruhig ... ganz ruhig ... ganz ruhig ... Am liebsten hätte ich ihr gezeigt, wie sie sich dabei fühlen würde und hätte mein Zeug zusammengepackt, meinen Vater gebeten, dass er mich zum Bhf. fährt. Ich weiß, wenn ich das machen würde, würde ich sie sehr, sehr verletzen. So stur wie sie war, konnte ich auch sein, aber wir können ja nicht wie 2 Geißböcke aufeinander losgehen.

Trotzdem wollte sie, dass ich morgen zur Einweisung in die Psycho-Somato mitkäme. Hätte ich eigentlich schon auch, aber sie müssen für mich zu früh wegfahren.

Mir ist immer noch schlecht und würde am liebsten rein gar nix machen.

LG, Manuela
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Re: Mutter "dreht" immer mehr durch - wie damit umgehen?

Beitrag von Dendrit »

Hi!

Gleich vorab, liebe Moderatoren, ich schreib nochmal hier rein, weil ich morgen mit in die Klinik fahre. Sonntags werden zwar keine Ärzte da sein, aber ich dann den Link abgeben.

So vor 2 w telefonierte ich mit meiner Mutter und sie hörte sich echt gut an. Schwärmte von den Therapien, erklärte mir alles ganz genau, wie was abläuft und sie sich fühlt. sie ist total wasserscheu - also würde nie in ein Schwimmbecken gehen - und die Wasserübunhen tun ihr gut, die "Arthrose" lässt nach (weiß nicht, ob die echt ist oder aufgrund der Schmerzen als solche diagnostiziert wurden).

Ich freute mich riesig, dass das so gut klappt, eine nette Truppe am Tisch sind und bis auf ein paar Ausnahmen tolle Mitpatienten in den Therapien.

Aber es dauerte nicht lange (so nach ner Std.) erzählte sie stolz, dass sie in der Gruppen-psycho mal so richtig alles über meinen Vater erzählt hat und alle entsetzt waren. Klar, dass das so war, wie sie das sieht und glauben will. Alle Richtigstellungen gelten dann nicht - sie stimmen nicht, weil sie das anders zwischen den Zeilen lesen kann.

Sogar mit der Zustimmung meiner Mutter fuhr mein Vater ein paar Tage weg. Aber die Verbindung war von dort noch schlechter Zum Krankenhaus. Ein paar Worte und es kam nur Bruchstückhaft an. Am Tag seiner Rückfahrt rief sie mich an, ob ich wisse, wann er losgefahren sein, wie lange sie in Sorge sein muss. Außerdem hätte er sich bei ihr als seine Frau zuerst melden müssen. Also versuchte ich zu erklären, dass man schon längst eine sms wegschicken kann, aber wenn das Netz so schlecht ist, kann das Stunden dauern. "Na, ich weiß nicht ..."

Hinterher war mein Vater kurz da. sie stellte ihm die Frage, ob er sie noch liebe. Das machte ihm auch fertig - wie hat sie das gemeint? Ist das ein noch nicht erkennbarer Schachzug von ihr? Von der Klinik? hat er die richtigen Worte gewählt, so wie sie es hören wollte, also auch bestätigend ankam.

Da musste ich ihm mehr sagen, als ich eigentlich wollte, dass sie ihn eigentlich immer schlecht macht, auch in der Gruppe und dass ich mir da gut vorstellen kann, dass das im Einzel thematisiert werden sein könnte.

Irgendwie hin ich so zerrissen: wütend, peinlich, dass mir die Wut kommt - sie darf das ja, sie ist krank. aber darf sie das wirklich? Sie sprach immer von Freiheit, Selbständigkeit. Das ist sie ja in der Klinik und möchte aber, dass mein Vater sie so behandelt, also alle (die Familie etc.) Schuld, und möchte dann doch wieder bemuttert werden - also dann doch in der Rolle bleiben.

Gute Nacht!

Manuela
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