Depression durch die Arbeit und anderes

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MissSunshine
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Registriert: 28. Mai 2008, 21:16

Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von MissSunshine »

Hallo, geht es manchen vielleicht auch so, wie mir, dass die Depression entweder durch die Arbeit kam oder dadurch zum Hervorschein kam ?

Ich habe einige Jahre in einer kleinen Firma gearbeitet, hab freiwillig Überstunden gemacht und mir den Arsch aufgerissen.
Das führte zu einer Überarbeitung, neumodisch Burn-out, und ich konnte mit der Freizeit gar nichts mehr anfangen. Keine sozialen Kontakte, kein Vereinsleben, kein Spaziergang, nichts wollte ich mehr machen nach der Arbeit, nur AUSRUHEN.

Dazu kamen noch Beziehungsprobleme, die bei der Arbeit verstärkt wurden, weil ich es dort verheimlichen musste. Wieauchimmer, das hat es psychisch ausufern lassen.

Im Oktober wurde mir dann gekündigt mit fadenscheinigen Gründen, weshalb ich geklagt hatte und gestern vor Gericht dann den Prozess gewonnen habe. Leider hab ich das Verfahren nicht richtig verstanden oder wir haben falsch "gepokert", denn bei der ersten Verhandlung wurde man sich über eine Abfindung nicht einig.

Nun versucht mein Anwalt mit der Gegenseite noch einen Vergleich auszuhandeln. Anfangs war ich bitterböse enttäuscht über die Kündigung, weil ich in meinen Augen sehr viel für die Firma getan hatte. Aber das zählt ja am Ende immer gar nichts, was ich nun auch erfahren musste.

Ich hoffe, es kommt zu einem Vergleich, denn mittlerweile ist es so, dass es mir besser gehen würde, ich müsste nicht mehr hingehen und den Spiesrutenlauf ertragen. Ich bin AU seit November und hätte aber Lust etwas neues anzufangen.

Drückt mir die Daumen, denn morgen habe ich einen Vorstellungstermin für meinen Traumjob!
Und wünscht mir Glück, dass es beim jetzigen Arbeitgeber zu einem Vergleich kommt, ich eine Abfindung bekomme und die zufrieden sind, dass ich dort weg bin...

An alle, denen es ähnlich geht, viel Glück und erwägt eine Kündigung oder einen Aufhebungsvertrag, wenn es euch schlecht geht bei der Arbeit...

lg, piwi
pero
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Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von pero »

Ja, mit der Gehaltsüberweisung ist die Dankbarkeit des AG in der Regel beendet, darüber sollte man sich keine falschen Illusionen machen.
Ich würde Dir empfehlen die Zwangspause zu nutzen um zu Dir selbst zu finden, nicht gleich wieder in einen neuen Job eintauchen.
Ich habe das vor einigen Jahren falsch gemacht und habe dadurch meine aktuellen Probleme (Rückblickend betrachtet) mit ausgelöst.

Eine Fixierung auf die Arbeit ist ein sehr einfacher Weg dem Problem der Selbstfindung/Selbsterkenntnis aus dem Weg zu gehen, aber früher oder später tauchen die Probleme wieder auf.
Ich glaube es ist besser denen so früh wie möglich auf den Grund zu gehen und nicht warten bis sie man ganz unten ist.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
MissSunshine
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Registriert: 28. Mai 2008, 21:16

Re: Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von MissSunshine »

Hallo pero,

ja, ich hab meinen ersten Job nach der Ausbildung auch direkt mit nur einem WE dazwischen angefangen und auch gesagt, so würde ich das nie wieder machen. Auf jeden Fall Urlaub vorher. Das war oder ist heutzutage auch mein Plan.

Leider wurde das Vorstellungsgespräch heute abgesagt. Ist kompliziert, aber es wird wohl komplett mit der Stelle nix werden. Quasi ersatzlos gestrichen. Wäre ein cooles Projekt gewesen, aber es sollte halt nicht sein.

Die Absage hat mich heute vormittag wieder kalt erwischt und ich war ziemlich fertig, aber mit Hilfe von Telefonaten mit Freunden und spontanem Besuch bei einer schwedischen Möbelfirma hatte ich aufmunternde Worte und Ablenkung von Gedanken zur Absage...

Heute kam dann Post von der Reha-Klinik und ich darf schon in drei Wochen kommen, also drei Wochen früher als gedacht. Das ist also doch was postives für heute.

So gehe ich in den Abend...
Secret
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Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von Secret »

Hallo Piwi,

ich schliesse mich meinem Vorredner an: Du solltest die Auszeit wirklich für Dich nutzen! Ich habe meine Auszeit auch gebraucht, die ich eigentlich gar nicht haben wollte.

LG
Secret
LG

Secret
sicknurse
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Re: Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von sicknurse »

hallo piwi,

ich kann den anderen nur zustimmen, nimm dir eine auszeit.
ich wollte auch immer nicht wahrhaben, dass ich das dringend brauche und konnte ohne arbeit überhaupt nicht existieren.

ich habe mich voll über meine arbeit definiert
musste mir anhören, dass ich 150 prozentig bin und das von meinen mitarbeitern überhaupt nicht verlangen kann usw...

ich habe die welt nicht mehr verstanden, bis es zu spät war.

nun bin ich über die zwangspause sehr dankbar und die krankheit hat mir auch viel positives beschert.

lg

kitty
MissSunshine
Beiträge: 81
Registriert: 28. Mai 2008, 21:16

Re: Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von MissSunshine »

Hallo Kitty,

ja, mittlerweile bin ich für die Auszeit dankbar, denn es hätte ja noch schlimmer kommen können. Im Herbst war es zwar schlimm, weil ich die Kündigung bekommen habe, aber es ist für mich und meine Gesundheit wohl besser, dass ich da weg bin. Seit Ende Oktober bin ich zuhause.

In drei Wochen mache ich eine Reha für mind. 3 Wochen und da erhoffe ich mir auch neue Erkenntnisse. Meine Therapie werde ich auch weiermachen.

Das Schöne ist, dass viele mich nun verstehen, warum ich manchmal so bin, wie ich bin. Das hilft mir, wieder gesund zu werden. Diese Woche habe ich auch wieder Neues erfahren, weshalb ich möglicherweise meine depressiven Phasen habe.

Solche Erkenntnisse kann man doch nur haben, wenn man Zeit hat und überlegt, was für einen gut ist und was nicht.

Über einen neuen Job mache ich mir noch nicht allzu viele Gedanken...erstmal die Reha machen.

Schönen Abend noch

piwi
MissSunshine
Beiträge: 81
Registriert: 28. Mai 2008, 21:16

Re: Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von MissSunshine »

Bald ist es vorbei. Bald werde ich meine Sachen von der Arbeit holen müssen. Sieben Jahre lang hab ich es dort "ausgehalten". Schon öfter selbst über eine Kündigung nachgedacht gehabt. (...) Es kam zwar noch zu einem Vergleich, aber eine "richtige" Abfindung werde ich nicht bekommen, weil ich zwar geklagt habe, aber mein Anwalt Mist gebaut hat. Letztendlich muss ich froh sein, eine Rechnung nicht zahlen zu müssen, was eben einer halbwegs Abfindung ähnlich sieht.

Dass ich dann meine privaten Sachen alle bekomme, steht teils im Vergleich, aber manche Sachen habe ich vergessen. Keine Ahnung, ob die mich nochmal in "mein" Büro lassen, um zu schauen, ob ich alles habe.

Keine Ahnung, ob ich mit Kollegen sprechen werde. Keine Ahnung, ob ich manche überhaupt sehen möchte und mit denen reden. Puh, wenn ich daran denke, hingehen zu müssen, um die Sachen zu holen und den Laden betreten zu müssen, wird mir ganz mulmig und schlecht.

Eine Freundin hat auch schon empfohlen, dass jemand mitgehen sollte, damit ich nicht alleine hin muss...Ich hoffe, dass der Termin, der ausgemacht werden muss, um meine Sachen zu holen, so gelegt wird, damit mein Bruder mitkommen kann.

Ich fühlte mich so schlecht behandelt, was ich durch oder mit der Kündigung auch wieder zu spüren bekam. Ich hatte mich "geoutet" und von der Therapie usw. erzählt, aber die konnten wohl nicht damit umgehen und haben meine Reaktionen/Verhalten nicht verstanden und es mir vorgeworfen. Dabei ist das die Depression oder psychische Störung...

Ich hoffe, die Reha wird mir helfen, damit ich wieder arbeitsfähig werde und die Gedanken besser steuern kann.

Der "letzte" Schritt zur Arbeitsstelle wird jetzt halt nicht leicht sein...
ra48
Beiträge: 39
Registriert: 25. Feb 2012, 01:41

Re: Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von ra48 »

Hallo Piwi,

-- ich schreib mal zwischen deine Zeilen, wenn es recht ist. --

Bald ist es vorbei. Bald werde ich meine Sachen von der Arbeit holen müssen. Sieben Jahre lang hab ich es dort "ausgehalten". Schon öfter selbst über eine Kündigung nachgedacht gehabt. (...) Es kam zwar noch zu einem Vergleich, aber eine "richtige" Abfindung werde ich nicht bekommen, weil ich zwar geklagt habe, aber mein Anwalt Mist gebaut hat. Letztendlich muss ich froh sein, eine Rechnung nicht zahlen zu müssen, was eben einer halbwegs Abfindung ähnlich sieht.

Dass ich dann meine privaten Sachen alle bekomme, steht teils im Vergleich, aber manche Sachen habe ich vergessen. Keine Ahnung, ob die mich nochmal in "mein" Büro lassen, um zu schauen, ob ich alles habe.

-- Ich bin mir nicht sicher, aber in der Regel wird dich ein "Vertreter der Firma" begleiten und schauen das Du wirklich nur deine privaten Dinge mit nimmst. Dies ist aber dein Recht. Also Blümchen, Bilder, Kaffetasse... das ist dein Eigentum und muss Dir herausgegeben werden. Der AG hat nicht das Recht, dein Eigentum zu unterschlagen.

Ich persönlich bin dazu übergegangen, jeden Abend alles was mir gehört immer mit zu nehmen. Der Grund weshalb ich das mache ist zwar ein anderer, aber sollte ich die Firma mal verlassen (müssen), erspart mir das zumindest die Situation, die Du noch über dich ergehen lassen musst. --

Keine Ahnung, ob ich mit Kollegen sprechen werde. Keine Ahnung, ob ich manche überhaupt sehen möchte und mit denen reden. Puh, wenn ich daran denke, hingehen zu müssen, um die Sachen zu holen und den Laden betreten zu müssen, wird mir ganz mulmig und schlecht.

Eine Freundin hat auch schon empfohlen, dass jemand mitgehen sollte, damit ich nicht alleine hin muss...Ich hoffe, dass der Termin, der ausgemacht werden muss, um meine Sachen zu holen, so gelegt wird, damit mein Bruder mitkommen kann.

-- Ich weiß nicht, ob die Firma einem Betriebsfremden (deinem Bruder) Zutritt gestatten muss, aber wenn es einen Betriebsrat gibt, kann der Dich begleiten. --

Ich fühlte mich so schlecht behandelt, was ich durch oder mit der Kündigung auch wieder zu spüren bekam. Ich hatte mich "geoutet" und von der Therapie usw. erzählt, aber die konnten wohl nicht damit umgehen und haben meine Reaktionen/Verhalten nicht verstanden und es mir vorgeworfen. Dabei ist das die Depression oder psychische Störung...

-- Ich hatte auch überlegt, mich zu outen, aber nicht nur auf anraten meiner Therapeutin, das ganze schnell verworfen. Nur zwei Kollegen denen ich vertraue und es bislang auch kann, wissen von meiner Depression. Ich bin sicher, das es mir mehr zum Nachteil gereichen würde, wenn die GL über meine Erkrankung bescheid wüsste.
Sicher gibt es AG die über die Reife verfügen und sich mit der Krankheit auseinandersetzen. Denen auch das Wohl der MA am Herzen liegt, doch das dürfte die Ausnahme bleiben. Mir kommt es jedenfalls so vor, als gäbe es den "Burn Out" der ja im Prinzip nichts anderes als eine Depression ist, nur aus dem Grund, das man bloß nicht dieses "D-Wort" in den Mund nehmen muss. In diversen Dokus die es so gibt, werden ja auch meist nur "Workaholics" gezeigt, die in gehobenen Positionen tätig sind oder Waren und deren Positionen nicht so einfach durch andere besetzt werden können. Woran einem was gelegen ist, das hegt und pflegt man einfach lieber, als etwas das abgenutzt und verbraucht ist und sich problemlos ersetzen lässt. Die "kleinen" Schaffer werden längst nicht so beachtet. Mag natürlich auch sein, das sich nicht jeder gerne über seine Erkrankung äußern mag. Jedenfalls bin ich sicher, das die meisten Firmen, wenn sie die Wahl haben, dem Erkrankten zu helfen oder ihn schnell los zu werden, letzteres bevorzugen. --

Ich hoffe, die Reha wird mir helfen, damit ich wieder arbeitsfähig werde und die Gedanken besser steuern kann.

Der "letzte" Schritt zur Arbeitsstelle wird jetzt halt nicht leicht sein...

-- Ich weiß nicht wie alt Du bist und welchen Beruf du ausübst, aber sieh es als Chance, dich neu zu orientieren und deine Lebenssituation zu verbessern. Der "letzte" Schritt kann der erste, in die richtige Richtung sein. Ich wünsch Dir das es so ist. --

LG ra
aufgehts
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Registriert: 18. Apr 2012, 10:31

Re: Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von aufgehts »

Guten Tag liebes Forum,
bin auch neu hier.
In vielem, was hier geschrieben wurde, kann ich mich wiederfinden. Hatte auch Zeiten, in denen ich jeden Tag mit Magenschmerzen zur Arbeit gegangen bin. Danach ging es mehrere Jahre gut und jetzt kommt wohl wieder so eine Zeit auf mich zu.
Gut, dass es dieses Forum hier gibt.
Lieben Gruß von aufgehts
MissSunshine
Beiträge: 81
Registriert: 28. Mai 2008, 21:16

Re: Depression durch die Arbeit und anderes

Beitrag von MissSunshine »

Hallo ra,

ich bin seit einigen Tagen zurück aus der Reha - waren doch 5 statt nur 3 Wochen.

Danke für deine Antwort. Meine persönlichen Sachen habe ich fast komplett dem Anwalt gesagt, so dass dies im gerichtlichen Vergleich drin steht, was mir gehört. Meine Sachen kann mein Bruder hoffentl. abholen.
Er wird jedenfalls in der Firma anrufen.

Das zehrt schon an meinen Krämpfen, die, seit ich daheim bin, wieder sehr zu sinken scheinen...aber ich soll mir Zeit geben. Das versuche ich jetzt...

Ich dachte, viell. wäre es besser nicht mehr hier zu schreiben, aber im Prinzip hilft es und ich bin froh, dass ich meine Gedanken niederschreiben kann und diese dann auch gelesen werden

Wünsche jetzt erstmal allen Forianern einen schönen, sonnigen 1.Mai

piwi
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