Will sich nicht helfen lassen....

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Drosi
Beiträge: 25
Registriert: 25. Aug 2006, 15:23

Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Drosi »

Hallo an euch alle!

Nach einer längeren Pause melde ich mich jetzt mal wieder. Für alle, die meine Geschichte nicht kennen, hier eine kurze Zusammenfassung: mein Freund ist seit ca. 2,5 Jahren depressiv, er hat 1 Jahr ADs eingenommen, die wurden dann in Absprache mit der Ärztin (Neurologin) abgesetzt, da es ihm besser ging (er hatte immer viele Nebenwirkungen). Eine Therapie hat er nie gemacht. Mittlerweile geht es ihm aber bestimmt seit einem halben Jahr gar nicht mehr gut. Er will sich aber einfach nicht mehr helfen lassen, ich verstehe allerdings nicht, warum. Ich habe ihm schon alle möglichen Vorschläge gemacht, aber er will einfach nicht. Ich versuche, ihm zu helfen, wo ich kann, aber meine Möglichkeiten sind halt doch auch beschränkt.
Ich habe mir auch schon überlegt, ob ich mir selbst professionelle Hilfe holen sollte, da mich das ganze doch ziemlich mitnimmt. Obwohl ich versuche auf mich zu achten, weiß ich nicht, ob ich alleine damit klar komme. Ich habe ihm das auch erzählt, dass ich mir überlege, selbst zum Arzt zu gehen und mir helfen zu lassen, weil ich gehofft habe, dass er dann vielleicht "mitzieht" und auch zum Arzt geht. Das war aber leider nicht der Fall. Er meinte nur, er hätte jetzt ein schlechtes Gewissen, weil er gewissermaßen an meinem "Zustand" Schuld wäre und ich es schaffe, zum Arzt zu gehen und er nicht.
Ich weiß im Moment einfach nicht mehr, was ich noch machen soll. Das Problem müßte einfach auch von ihm mal in Angriff genommen werden. Ich habe den Eindruck, dass aber genau dazu ihm die Kraft fehlt. Kann es sein, dass sein Leidensdruck noch nicht hoch genug ist? Ich denke, dass es uns allen viel besser gehen würde, wenn er sich helfen lassen würde, aber er will es einfach nicht.
Mittlerweile bin ich schon ziemlich verzweifelt und total hilflos. Was kann ich noch tun? Ich habe sogar schon überlegt, ihm mit Trennung "zu drohen". Eigentlich will ich ihn aber nicht verlassen und habe auch große Skrupel vor dieser Aktion. Ich halte es für ziemlich fies, aber es ist Ausdruck meiner völligen Hilflosigkeit, ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich wäre für Tips von euch sehr dankbar, vielleicht hat ja ein Außenstehender noch eine gute Idee. Ich würde mich auf jeden Fall über jede Antwort sehr freuen!

Liebe Grüße,
Drosi
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von tommi »

Liebe Drosi,

du hast recht, sein Leidensdruck ist wohl noch nicht groß genug. Aber deiner hat die Grenze wohl erreicht.

Wie du hier im Angehörigenforum lesen kannst, sind wir hier ein wenig senibilisiert, was Belastbarkeitsgrenzen angeht. Da ist es, was du ernst nehmen musst.

Mir fällt in diesem Zusammenhang immer wieder auf, dass das gleich Schema abläuft. Der Angehörige nimmt sich durch seine Rücksicht dermaßen zurück, damit es dem Partner nicht noch schlechter geht und vergisst auf sich Rücksicht zu nehmen.

Auch in deinem Beitrag finde ich das wieder:
>>>Mittlerweile bin ich schon ziemlich verzweifelt und total hilflos. Was kann ich noch tun? Ich habe sogar schon überlegt, ihm mit Trennung "zu drohen". Eigentlich will ich ihn aber nicht verlassen und habe auch große Skrupel vor dieser Aktion. Ich halte es für ziemlich fies, aber es ist Ausdruck meiner völligen Hilflosigkeit, ich weiß einfach nicht mehr weiter.

Was findest du fies? Dass du die ganze Verantwortung für sein Leben übernehmen musst? Dass er sich weigert Hilfe anzunehmen? Dass er sich in der Krankheit einrichtet? Dass du an der Grenze zur Depression angelangt bist? Dass er durch seine Weigerung, seine Verantwortung für sich und sein Leben nicht übernimmt und somit auch dir gegenüber keine Verantwortung zeigt?

Du meinst, dass er durch die Krankheit nicht in der Lage ist, sich helfen zu lassen? Nein, liebe Drosi, dieses Argument zieht nicht, weil er deiner Untestützung hierbei sicher wäre.
Natürlich ist eine Therapie kein Zuckerschlecken, aber es gibt dazu keine Alternative.

Ich finde es richtig, wenn du dir Hilfe suchst. Das ist für dich wichtig. Aber du solltest es in erster Linie für dich tun und nicht, weil du denkst, er könne das als Ansporn für sich sehen.

Du bist für dein Wohlergehen verantwortlich! Er für seins.
Dazu gehört, wenn nötig auch die Trennung. Wenn er seine Verantwortung nicht wahrnehmen will, musst du für dich deine übernehmen.
Eine liebe Forumsteilnehmerin, mit der ich seit mehreren Jahren noch mail-Kontakt halte, schrieb mir vor ca. 4 Wochen:"Meine Erfahrung ist einfach die, dass man wirklich ganz loslassen muss, nur wer sich selber heilen will, kann den Weg dahin finden. Man kann niemanden gesund lieben. Mein Freund musste mich erst in aller Konsequenz verloren haben, bevor er merkte, dass es an ihm ist.
Vielleicht kannst du ja diese Erfahrung an die Frauen weitergeben, zu denen du in email Kontakt stehst. Grüße sie auch von mir und wünsche ihnen viel Kraft."

Dem ist nichts hinzuzuführen, wenn die Verantwortung nicht ergriffen wird.

Ich wünsche dir, dass du dir Hilfe holst und diese Zeit und noch mehr aufarbeiten kannst.

Lieben Gruß
Tom
3D
Beiträge: 181
Registriert: 19. Sep 2006, 21:49

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von 3D »

Liebe Drosi,

auch ich möchte dir dringend raten zum Arzt zu gehen. Ich war auch ursprünglich Angehörige und bin nun selbst betroffen, und es gibt noch einige andere Fälle hier. Ganz typisch ist bei uns allen, dass wir einen Partner hatten, der sich in der Krankheit eingerichtet hat, statt was dagegen zu tun.

Ganz ehrlich - ich geh jetzt sogar ein bisschen weiter als Tom - ich finde das Verhalten egoistisch und "faul". Sie merken sogar, dass sie uns schaden, tun aber nix dagegen, so bleiben wir dann irgendwann selber auf der Strecke.

Man MUSS sich nun mal aufraffen, von selbst wirds nicht besser. Und die Krankheit kann ja auch ganz bequem sein, man hat immer ne gewisse Narrenfreiheit, alle nehmen Rücksicht, man kann sich immer rausreden "Ich bin ja krank!" Wie sie es nicht einsehen, ist ihnen nicht zu helfen. Ich kann Tom daher nur zustimmen. Es geht jetzt ausschließlich um dich! Kümmer dich um dich, lass nicht zu, dass es dich auch "erwischt".

Ich weiß, klingt jetzt ein bisschen hart, aber glaub mir, ich weiß wovon ich rede!

Ich wünsch dir alles Liebe und Gute und dass du es schaffst, und ganz besonders natürlich, dass ihr zwei es auch schafft!!!

Ganz liebe Grüße
Mella
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Hina1 »

Liebe Drosi,

auch ich möchte mich hier anschließen und Dir ganz dringend raten, Deinem Freund und Dir gegenüber ganz konsequent zu sein. Ich bin hier nämlich auch eine derjenigen, die aufgrund der "ich kann nicht, ich will nicht"-Mentalität vom Lager der Angehörigen ins Lager der Betroffenen gewechselt hat. Alles reden wie ein kranker Esel bringt überhaupt nichts. Entweder er will oder er will nicht. Solange jemand zuhört, funktioniert ja die "Jammerlappen"-Mentalität wunderbar. Es ist immer jemand da, der einen bedauert, einen unterstützt. Aber wir haben niemanden mehr, denn der Mensch, der uns am nächsten war, ist schlicht und einfach "ausgefallen" und eigenartiger Weise, wir haben es geschafft zum Arzt zu gehen. Warum wohl? Weil wir nämlich wirklich aus dem Tal der Tränen wieder rauskommen wollen und weil wir niemanden haben, dem wir die Verantwortung abtreten können. Niemand ist wirklich so krank, daß er es nicht schaffen könnte, sich Hilfe zu holen. Wenn es tatsächlich schon so schlimm ist, daß überhaupt nichts mehr geht, dann kann man sich auch ins Krankenhaus in die Psychiatrie fahren lassen. Es gibt also immer einen Weg.

Eine Trennung als Drohung würde ich allerdings auch nicht in Betracht ziehen. Ein Depressiver läßt sich nicht bedrohen. Er reiht einen dann allenfalls in die Liste derjenigen ein, die auf Abstand gegangen sind, weil sie mit der Krankheit des Betroffenen nicht mehr klar kommen. Aber ich würde auch ernsthaft über eine konsequente Trennung nachdenken. Selbst, wenn es ihm auch so nach einer gewissen Zeit wieder besser gehen sollte, dann folgt irgendwann garantiert die nächste Phase mit den selben Auswirkungen und es geht alles wieder genauso von vorne los. Das ist doch kein Leben und schon gar keine Beziehung. Ich mußte das auch erstmal einsehen, daß ich ihn jahrelang im Grunde darin noch untestützt habe, daß er nichts tut, weil ich einfach für ihn da war. Ich selbst bin total auf der Strecke geblieben. Was soll da auch übrig sein, wenn man weit über 4 Jahre lang immer nur die Bedürfnisse des Freundes im Auge hat und sich selbst immer mehr dabei zurücknimmt.

Liebe Drosi, es wird Zeit, daß Du Dich wieder in Dein Blickfeld bekommst. Hole Dir dringend ärztliche Hilfe, Du bist am Ende Deiner Kräfte und es besteht Handlungsbedarf. Mach nicht den selben Fehler, wie Dein Freund und richte Dich in Deinem "Schicksal" ein. Es sollte Dir auch total egal sein, ob er Dich als Vorbild sieht oder nicht. Ich denke, er hofft eher, daß Du durch eine Therapie bald wieder zu Kräften kommst, die er Dir wieder aussaugen kann. Hier fiel mal im Forum der Begriff "Energievampier". Nichts anderes sind unsere lieben Freunde/Exfreunde.

Ich wünsche Dir viel Kraft.
Liebe Grüße
Hina
Drosi
Beiträge: 25
Registriert: 25. Aug 2006, 15:23

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Drosi »

Hallo,

vielen Dank erstmal an alle, die mir geantwortet haben. Ihr habt Recht, ich sollte etwas für mich tun. Ich habe schon versucht, mich "rauszuhalten" wenn er wieder ein Problem hat, vielleicht nicht genug...

@Tom: Das mit dem fies hatte ich eigentlich auf meine Drohung mit Trennung bezogen. So wie du das schreibst habe ich das noch nie gesehen, aber ich denke, du hast Recht. Er ist in gewisser Weise auch ganz schön fies mir gegenüber. Es ist halt sehr schwer, loszulassen, wenn man jemanden liebt und mit ihm auch schon sehr lange zusammen ist. Soll man das wirklich alles aufgeben? Wir hatten so tolle Zeiten. Ich weiß es nicht.

@Mella: Danke, dass du mir Mut machst, dass wir beide es schaffen können. Das ist es nämlich eigentlich, was mir am liebsten wäre. Ich werde versuchen, mir nächste Woche einen Termin beim Arzt geben zu lassen. Ich habe ehrlich gesagt ziemlich Schiss davor, dass ich nicht ernst genommen werde, so nach dem Motto: "jetzt stellen Sie sich nicht so an, jeder hat mal einen schlechten Tag." Habe so etwas schon öfter erlebt. Vielleicht übertreibe ich ja tatsächlich?

@Hina: Du hast schon Recht, die letzte Konsequenz kann dann nur die Trennung sein. Ich kann und will die Hoffnung aber noch nicht völlig aufgeben. Manchmal denke ich, dass es ihm gar nicht so schlecht geht wie ich denke, dass ich mir das nur einbilde, weil ich sozusagen darauf warte. Ich bin (leider) ein Mensch, der sich super viele Gedanken um alles und jeden macht. Vielleicht wäre alles viel leichter und unkomplizierter, wenn ich nicht alles hundertmal in Gedanken hin- und herwälzen würde. Es ist für mich aber überhaupt nicht leicht, das abzustellen.

Eure Beiträge haben mir auf der einen Seite geholfen, aber auf der anderen mir auch vor Augen geführt, wie Ernst es eigentlich ist. Mal sehen, wie ich damit jetzt zurecht kommen werde. Leider sind das nicht die einzigen Probleme, die ich im Moment habe. Jetzt ist gottseidank erstmal Wochenende und wir haben einiges vor, also werden wir abgelenkt sein. Vielleicht entspannt das ja die Lage ein wenig...

Liebe Grüße,
Drosi
3D
Beiträge: 181
Registriert: 19. Sep 2006, 21:49

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von 3D »

Liebe Drosi,

ich kenne dieses Gedankenkarussell, dass du beschreibst, leider nur zur gut. Bei mir jedoch ist es ein typisches Zeichen der Krankheit. Deshalb kann ich dir nur nochmals sagen: Denk jetzt an dich! Und nochmal: Für ihn kannst du nichts tun! ER muss es erkennen und wollen und handeln. DU musst jetzt an DICH denken! Das mag hart klingen, ist aber so. Genau in dem gleichen Dilemma wie du saßen wir hier alle (z.B. Hina oder ich), und wo hat es uns hingeführt? Wir sind auch krank, bei den Typen hat sich nix geändert, die richten sich weiter gemütlich in ihrer Krankheit ein, anstatt sich ihr zu stellen. Mach nicht den gleichen Fehler, liebe Drose. Du KANNST jetzt nichts für ihn tun, nur für DICH!

Und keine Angst, dass der Arzt deine Beschwerden für lächerlich oder Kleinigkeiten hält. Sie sind es nicht! Und ein Arzt würde das auch nicht tun!

Hab Mut und geh hin, lass dir helfen. Und wenn er wirklich weiterhin nicht bereit ist, sich helfen zu lassen, dann, liebe Drosi, kannst du auch nichts mehr tun. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede!

Liebe Grüße
Mella
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von tommi »

Liebe Drosi,

meine Antwort war nicht ohne Ironie .

Ich möchte bewirken, dass du siehst, du bist auch noch da. Auch wenn er krank ist, heißt das nicht, dass du dich in der Beziehung vergisst und es dir dadurch auch schlecht geht. Auch muss er das wissen, wie du denkst, genauso musst du wissen, wie er denkt. Das kann nur erreicht werden, wenn man viel miteinander über seine Gefühle redet. Nur so kann Verständnis und Vertrauen entstehen. Durch das Reden habt ihr die Chance auf eine Innigkeit.

Du hast mich falsch verstanden. Ich will nicht, dass du ihn aufgibst und die Beziehung beendest. Mir geht es darum, dass erst einmal eine Basis geschaffen wird, auf der man an der Beziehung arbeiten kann. Das bedeutet, dass du dir deinen Bedürfnissen bewusst sein musst und sie nicht gänzlich der Krankheit unterordnen darfst. Rücksicht müssen in einer Beziehung beide üben, ob krank, oder gesund.

Wichtig ist, zu erkennen, dass beide nach ihren Möglichkeiten an der Beziehung arbeiten. Er kann das, indem er sich behandeln lässt und somit lehrnt mit der Krankheit umzugehen und du, indem du ihn dabei unterstützt.

Vielleicht ist es eine Entscheidungshilfe, wenn du ihm Informationsmaterial zusammenstellst, damit einer Thera zustimmt. Ich sehe das als Schlüssel für euch, die Beziehung leben zu können.

Liebe Grüße
Tom
BeAk

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von BeAk »

Liebe Drosi,

auch ich bin vom Angehörigen- ins Betroffenenlager gewechselt.

Und mein Göttergatte war erst durch die Zustellung meines Scheidungsantrags bereit, sich in ärztliche Behandlung zu begeben.

Ich rate Dir die Koffer zu packen und erstmal zu einer Freundin zu ziehn. Mal schaun was Dein Partner dann so macht.

Begibt er sich in Therapie und hält diese durch, kann über eine Neubelebung der Beziehung nachgedacht werden.

Begibt er sich nicht in Behandlung, ist die engültige Trennung das sinnvollste was Du machen kannst, denn sonst gehst Du vor die Hunde.
Drosi
Beiträge: 25
Registriert: 25. Aug 2006, 15:23

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Drosi »

Hallo ihr Lieben,

wollte mich mal wieder bei euch melden und meinen neuesten Stand durchgeben. Ich war beim Arzt (Hausärztin) und habe ihr die ganze Situation geschildert. Allerdings erst als ich einen "Zusammenbruch" hatte. Sie hat sich sehr viel Zeit für mich genommen und wir haben ein ausführliches Gespräch geführt. Sie meinte ich habe eine Depression und zusätzlich wohl ein Angstproblem, was mir selbst eigentlich jetzt erst langsam bewusst wird. Sie hat mir als "erste Hilfe" sofort ein AD (Citalopram) verschrieben. Ich war dann auch erstmal eine Woche krank geschrieben, hatte starke Nebenwirkungen. Inzwischen war ich oft bei ihr und wir haben die Dosis verdoppelt und mittlerweile lassen auch die Nebenwirkungen etwas nach. Daher fühle ich mich jetzt auch wieder in der Lage hier zu schreiben. Langsam glaube ich auch eine Wirkung zu spüren. Zusätzlich hat sie mich zum Psychiater überwiesen, bei dem ich aber erst im Dezember einen Termin bekommen habe.
Mein Freund kümmert sich rührend um mich, ist allerdings selbst immer noch nicht beim Arzt gewesen. Ich versuche jetzt allerdings erstmal selbst wieder auf die Beine zu kommen und dieses Problem dann anzugehen.

Danke an alle, die mir bis jetzt geholfen haben und mit dafür gesorgt haben, dass ich zum Arzt gegangen bin! In Zukunft werdet ihr mich dann wohl auch im Betroffenenforum treffen.

Drosi
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von tommi »

Liebe Drosi,

es tut mir leid, dass es dir nicht frühzeitig gelungen ist, dich von deinem Freund abzugrenzen. Leider ist das aber häufiger zu lesen, vor Allem in letzter Zeit.

Ich freue mich aber, dass du den Weg zum Arzt gegangen bist. Das ist ein wichtiger Schritt für dich, weil es endlich um dich geht. Du hast dich in der Beziehung vergessen und musst dich wieder an dich erinnern. Dabei werden dir die Ärzte helfen und auch eine Therapie empfehlen.

Du tust richtig daran, dich ausschließlich um dich zu kümmern, statt weiterhin seine Baustelle zu bearbeiten. Vielleicht kommt er jetzt mal auf den Trichter, sich auch Hilfe zu holen. Aber das sollte für dich zweitrangig sein.

Es tut mir leid, dass unsere Warnungen zu spät erfolgten und wünsche dir, dass du mit dir viel Geduld hast und trotzdem schnellstmöglich gesund wirst.

Alles Liebe dir
Tom
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Hina1 »

Liebe Drosi,

auch mir tut es sehr leid, daß es bei Dir nun auch passiert ist, daß es Dich selbst so weit in die Depression hineingezogen hat. Leider können wir schon fast einen Club der Forianer, die von Angehörigen zu Betroffenen geworden sind, eröffnen. Wir sind wirklich schon erschreckend viele hier. Man möchte fast meinen, daß das schon fast eine Form der Zwangsläufigkeit sein könnte. Vielleicht gibt es ja irgendwo dazu sogar schon statistische Zahlen. Oder es häuft sich hier so sehr, weil besonders viele Verzweifelte, die total mit ihrem Latain wegen der Unseinsicht ihrer Angehörigen am Ende sind, eher ins Forum gehen, um Rat zu suchen.

Ich finde es gut, daß Du Dich jetzt erstmal zu Deiner Nummer Eins machst. Alles andere hätte keinen Sinn. Dein Freund ist und bleibt uneinsichtig. Nichtmal Dein Zusammenbruch hat ihn veranlaßt, sich endlich um sich selbst zu kümmern. Das ist sehr traurig, denn es wäre ja wirklich gut, wenn Ihr gemeinsam den Weg aus der Depression gehen könntet. Ich kann Dir jetzt auch nur sagen, grenze Dich gegenüber Deinem Freund so gut es geht ab, damit es Dich nicht bei jedem kleinen Fortschritt auf dem Weg aus der Depression wieder durch ihn zurückwirft.

Liebe Grüße
Hina
danideng
Beiträge: 1538
Registriert: 26. Feb 2006, 12:49

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von danideng »

Liebe Drosi,

du kennst mich unter "Mella", unter dem Namen hatte auch ich dir schon geantwortet. Es tut mir sehr leid, dass du nun auch krank geworden bist.

Ich kann meine beiden "Vorredner" eigentlich nur bestätigen, schau auf dich, du bist jetzt die Nummer eins, du musst gesund werden.

Und wer weiß, vielleicht kommt dein Freund ja auch in die Gänge, wenn er sieht, welche Energie du in deine Gesundung steckst. Und vielleicht kommt er ja auch mal auf die Idee, dass er es auch DIR schuldig ist, jetzt selber mal was zu machen. Ich wünsch es dir jedenfalls!

Liebe Grüße
Dani
Dani1112
Drosi
Beiträge: 25
Registriert: 25. Aug 2006, 15:23

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Drosi »

Hallo Tom, hallo Hina, hallo Dani,

Vielen Dank für eure Aufmunterung!
Ich bin mittlerweile auch der Meinung, dass man als Partner eines Depressiven fast keine andere Chance hat, als selbst auch depressiv zu werden. Es mag da sicher auch Ausnahmen geben, aber das durchzustehen bringt einen an die eigenen Grenzen und manchmal überschreitet man sie auch. Möglicherweise liegt es aber schon auch am Forum insofern, dass die Leute, die sich sowieso viele Gedanken machen, eher im Forum aktiv sind.

Ich bin jedenfalls gespannt, was der Psychiater zu mir sagt und wie es dann weitergeht mit mir.

Liebe Grüße euch allen,
Drosi
BeAk

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von BeAk »

Liebe Drosi,

das sehe ich mittlerweile anders.

Man kann sehr wohl mit einem Depressiven eine Beziehung führen ohne depressiv zu werden, wenn man gelernt hat sich abzugrenzen.
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Hina1 »

Liebe Bea,

wie sagt man so schön? Aus Schaden wird man klüger. Jetzt sind wir sicher auch so schlau und würden es besser machen. Zumindest denke ich, das für mich sagen zu können. Die Worte der Forianer können nicht ernst genug genommen werden. Jeder für sich hat gedacht, er schafft es aber kaum einer hat sich wirklich ernsthaft abgegrenzt und dann ist es passiert ...

Liebe Grüße
Hina
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von tommi »

Liebe Bea, liebe Hina, liebe Angehörigen,

Bea, du hast vollkommen recht. Das Abgrenzen ist eines der wichtigsten Dinge, die man beachten muss. Viele hinterfragen ihr eigenes Handeln als Angehöriger kaum und fixieren sich auf den Partner. Schlimmer, sie deffinieren sich über ihn. Wenn es dem Partner nicht gut geht, geht es mir auch nicht gut. Hier geht es aber um eine Krankheit, die durch den Angehörigen nicht geheilt werden kann. Da muss der Betroffene selbst durch.
Rücksichtsnahme und Selbstaufgabe sind hier zu unterscheiden und zu erkennen. Ich habe das Gefühl, dass es ein fließender Prozess bei vielen ist.
Ich versuche nicht meine Frau aus der Depression herauszuholen, weil ich erkannt habe, dass es nicht geht. Sie alleine kann es nur. Natürlich bin ich für sie da, nehme ihr auch Dinge ab, die sie in den Momenten nicht kann, lasse aber auch Sachen liegen, die ich nicht schaffe. So vermeide ich eine dauernde Überbelastung.
Auch ist es wichtig seine eigene Laune damit aufzubessern, dass man Dinge tut, die einem Spaß machen. Ich tue das, indem ich mich verstärkt um meine Kinder(wenn sie dann mal zu Hause sind ), meine Arbeit und mein Hobbys kümmere. So habe ich weiter die Kraft, Geduld und Gelassenheit, meine Frau zu unterstützen.
Ich habe wenig Einfluss auf ihre Gedankenkreisel, ihre Ängste und ihre Niedergeschlagenheit innerhalb der Phase und das muss ich so akzeptieren. Aber auch sie muss es akzeptieren und an ihrem Wohlergehen arbeiten, so wie ich es auch tue.

Ich denke, dass sich viele Angehörige was vor machen, wenn der Partner nicht Einsichtig ist und eine Behandlung ablehnt, dass auf Dauer die Beziehung bestand haben kann. Liebe reicht oftmals nicht aus, eine Beziehung zu leben. Wenn der Betroffene sich weigert an der Krankheit mit professioneller Hilfe zu arbeiten, übernimmt er für sich und für die Beziehung keine Verantwortung und kann somit nicht lernen mit der Krankheit umzugehen. Somit kann er auch nicht lernen, mit dem Partner umzugehen, der dann viel gibt und wenig oder nichts zurückbekommt. Da ist der Weg zur Selbstaufgabe und somit der Absturz in die Krankheit für den Angehörigen nicht mehr weit....

Ich hoffe, dass es euch allen gelingt, die Beziehung mit euren Partnern, trotz der Krankheit oder gerade wegen der Krankheit, durch viele Gespräche und Eigenverantwortung, leben könnt. (Uff, welch ein Satz )

Lieben Gruß
Tom
Pauline24
Beiträge: 80
Registriert: 16. Aug 2006, 11:42

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Pauline24 »

Liebe Drosi,

da Du mir als es mir schlecht ging auch geantwortet hast, möchte ich an dieser Stelle auch einmal schreiben.
Als erstes möchte ich mal sagen, dass ich von allen Antworten dieinzwischen von Dani, Tom und Hina gekommen sind vollkommen überzeugt bin. Sie können Dir glaub ich sehr helfen. So wie mir auch immer wieder
Ich möchte Dir eigentlich nur wünschen dass du alles schaffst was Du dir vornimmst. Das ist wahnsinnig schwer und ich kann es selber auch eigentlich nicht richtig, aber ich habe mir immer viel von euren Ratschlägen angenommen und versucht sie zu beherzigen. Tu dies auch, denn hier findest Du so viel Hilfe für deine Situation.
Ich denke immer viel an euch alle, auch wenn ich z.Zt. nicht viel hier bin. Oft schließe ich alle von euch in ein kleines Gebet mit ein und vielleicht hilft es Dir einfach schon zu hören: Jemand denkt an dich und Du bist nicht allein!
Ich denke heute besonders fest an Dich.
Liebe Grüße
Deine Pauline
Drosi
Beiträge: 25
Registriert: 25. Aug 2006, 15:23

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Drosi »

Liebe Pauline,

vielen Dank für deinen netten Beitrag! Es freut mich sehr zu hören, dass du an uns denkst, auch ich denke oft an die anderen Leute hier. Es tut gut zu wissen, dass man nicht die einzige ist, der es so geht und schon alleine das hilft ungemein. Ich versuche auf jeden Fall, die guten Ratschläge, die ich hier bekomme, zu berücksichtigen.

Liebe Grüße,
Drosi
Wycombe1
Beiträge: 278
Registriert: 7. Dez 2006, 15:22

Re: Will sich nicht helfen lassen....

Beitrag von Wycombe1 »

Liebe Drosi,

hab deinen thread und die anderen antworten gelesen und mich würde es interessieren, wie es dir jetzt geht? was du machst?

weisst du, ich war 3 jahre mit einem mann zusammen, der, damals nicht ersichtlich und auch nie auf den gedanken kommend, sehr wohl unter depressionen und ich-liebe-mich-selbst-nicht und liebe-daher-keinen-anderen litt; leider hab ich das nie so gesehen, ich habe immer gedacht, ich müsste ihm helfen, für ihn da sein, mein ganzes selbst aufgeben!

dieser mann war kalt, war nicht da für mich, nicht da für unser gemeinsames kind, er hat alles verboten, kaputt gemacht, auf eine ganz perfide art und weise und wenn er wohl selbst nicht mit sich klar kam, hat er sich vollaufen lassen, abschiedsbriefe geschrieben, dicht gemacht im wahrsten sinne des wortes und ist ausgeflippt, erst waren es möbelstücke, dann war ich es irgendwann!

ich habe diesen mann so oft angefleht was zu ändern, zu ner therapie zu gehen oder oder oder - nix. am ende war ich immer an allem schuld.... als mein körper reagierte, ich hatte nen hörsturz, dann ne schwere gastritis, mir gings wirklich übel, da war er dann auf einmal der netteste mann der welt, hat sich gekümmert, aber anschliessend - wieder nur die kalte schulter gezeigt. und ich bin überzeugt, er war und ist kalt, er ist nicht fähig für irgendwen gefühle zu haben oder für irgendwen etwas zu ändern!

dies ist sicherlich ein sehr krasses beispiel, aber weisst du, so kann es leider auch laufen und jetzt, 1,5 jahre nach der trennung gehts mir richtig schlecht, mit depression, angst, panikattacken; weil ich mich nicht abgegrenzt habe, weil ich so bemüht war diesen mann zu retten, das ich mich selbst total aufgegeben habe!

lass es bitte nicht soweit kommen!

liebe grüsse,
silke
Ich weiß freilich nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird.

Aber soviel weiß ich sehr wohl, es muß anders werden,

wenn es besser werden soll.



(G. C. Lichtenberg)
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