Erfolg bei einer Therapie ?

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kessy4949
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Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Zusammen,
sagt mal....gibt es hier eigentlich auch Jemanden, der mal Erfolg mit einer Therapie hatte??? Wenn ja, meldet Euch. Ich selber hab auch schon Einige hinter mir, aber leider immer negativ und bräuchte dringend wieder ne neue Therapie, glaube aber nicht mehr an einen Erfolg und außerdem habe ich das Vertrauen in solche Menschen oder vielleicht an mein Glück fast gänzlich verloren.
Grüße, Christin
Emily
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von Emily »

Hallo Christin,

mir ging es so wie dir. Ich hatte drei erbärmlich schlechte Therapien hinter mir, die völlig an der Sache vorbeigingen, bis ich in der vierten durchgreifende Hilfe gefunden habe.
Auch deine Reaktion des totalen Vertrauensverlustes in jegliche Therapien und Therapeuten habe ich genauso erlebt. Allerdings habe ich dem 4. Therapeuten dies alles sofort gesagt, die Dinge beim Namen genannt. Er ermutigte mich sehr, ihm von den ersten Therapien zu erzählen, sagte mir, dass dergleichen leider überhaupt kein Einzelfall sei. Über die Dinge, die ich ihm dann berichtete, konnte er nur den Kopf schütteln, brachte auch sehr deutlich zum Ausdruck, was er davon hielt. Man kommt als Patient so weit, dass man glaubt, es gäbe keine Hilfe. Aber es gibt sie, man muss sie nur finden.

Lieber Gruß,
Emily.
susan
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von susan »

Liebe Christin

ich war desöfteren in psychosomatischen Kliniken, habe dort die unterschiedlichsten Therapieerfahrungen gemacht, insgesamt kann ich aber sagen, das ich immer davon profitiert habe, mal mehr - mal weniger. Seit 1 1/2 Jahren mache ich eine ambulante VT und sie hat mir sehr geholfen, ich habe mit Hilfe der Therapeutin alte Verhaltensmuster aufgedeckt und mir geht es wesentlich besser als am Anfang der Therapie.

Wie oft hattest du schon eine Therpie, und warum hat es dir nichts gebracht - lag es an den Therapeuten, das du mit ihrer Art nicht klargekommen bist?

Gib nicht auf, es wird immer solche und SOLCHE geben. Vielleicht kann dir dein Arzt einen Therapeuten empfehlen?

Lieber Gruß
Susan


kessy4949
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Emily,
danke für Deine Antwort. Leider ist es so, daß in unserer lieben Welt ja nur Noten eine Rolle spielen. Allerdings wäre es besser, wenn Menschen nur den Beruf ausüben würden, für den sie wirklich Begabung hätten, dann wären nicht so viele Überflüssige Therapeuten auf dem Markt. Oft sind ja Ärzte - meist auch Hausärzte - brutaler in Ihrer Ausdrucksweise als mancher Chirurg. Bei den Therapeuten komme ich mir mittlerweile wie bloß gestellt vor. Jedesmal wieder ne fremde Person und jedesmal schreibt solche Person alles mit, obwohl feststeht, daß man sich sowieso nie wieder sieht. Warum das also ??? Besteht vielleicht eine "geheime" Statistik im Auftrag der Bundesrepublik ?! Man weiß ja nie! Nein, war nicht wirklich ernst gemeint. Irgendwann kann man nur noch alles ironisch sehen, sonst hält man's nicht mehr aus. Grüße
kessy4949
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Susan, danke für Deine Antwort.
Was ist eine "VT" ??? Ist das ne ambulante Tagesklinik oder nur Halbtagesklinik ? Ich hab mir sowas auch schon mal überlegt, aber anscheinend bin ich nicht ernst genug rübergekommen. Mittlerweile denke ich wirklich die Ärzte nehmen mich nicht ernst und komme mir jedesmal verarscht und blamiert vor. Ich könnte K......... !!!
In einer Psychosomatischen Klinik - LEUTE HÜTET EUCH VOR "FLECHTINGEN !!!!! - war ich auch schon. Die haben alles nur noch schlimmer gemacht. Ergebnis war 1 Beruhigungstablette - vorher hatte ich nie Tabletten gebraucht. Ich glaube mittlerweile werden auch keine Leute mehr dorthin geschickt. Es wäre aber dringend nötig mal wieder in die Psychosomatische zu gehen, dringend !!! Ansonsten hab ich meine Zeit vergeudet und bin das 1. Mal mit 17? zum Psycho gegangen und hab mich nachher gefragt was mein Problem ist. Dann nach einigen Jahren bin ich nochmal dorthin, blöderweise. Er hat mir zugehört - passiver Psychologe eben (man muß es positiv sehen,wenigstens war er nicht gefährlich) und hat mir ständig was vorgegähnt - ohne Scherz. Aber mehr hat er nicht gemacht. Wow, hätte ich mit meinem Kühlschrank geredet, der hätte wenigstens zurück gebrummt !!! Dann war ich bei ner Neuropsychologin - fand das gut, hab nen 2. Termin ausgemacht, war nur ihre Kollegin da, durfte alles von vorn erzählen !!! Dann war ich nach langer Zeit bei nem Sozialpäd. zwecks Thema "Arbeit" Hatte das 1. Mal das Gefühl: "Dieser Mensch kann Dir helfen und will es auch!" Als wir den 2. Termin hatten sagte er, daß er woanders hin geht. Klasse, Volltreffer !!! Aaaaaaber sein Kollege ist ja da !!!!! Wieder mit dem Ergebnis: Gähn, Schnarch und zuhören. Und dieser Mann hatte dann auch noch die Frechheit besessen mir ein Psychotherapeutische Behandlung bei ihm anzubieten !!! Dann wollte ich innerhalb der Einrichtung wechseln, ging nicht, weil ich nicht mehr mit dem Mann von Angesicht zu Angesicht reden wollte und ihm nicht die Gründe sagen wollte. Wenn ich das getan hätte, hätte ich einen Nervenzusammenbruch gekriegt und er hätte all die Unterdrückte Wut abbekommen die sich im Lauf der Jahre zwangsläufig anstaut. Daaaaannnn war ich letztes Jahr auf Reha, hab natürlich auch gleich nen Psychologen gewollt. Hab mit einem gesprochen, dachte mir: Ja, der könnte Dir helfen evtl.!!!! War allerdings nur die Urlaubsvertretung. Scherz komm raus !!!! Schließlich hab ich wieder nen anderen Psychofutzi bekommen usw. usw. usf. .......die Liste liese sich noch etwas fortsetzen, war aber nur das Wichtigste.....................SOLL MAN DA NICHT IRGENDWANN VERZWEIFELN; ZUSAMMENBRECHEN; KEINE HOFFNUNG MEHR HABEN UND WIRKLICH IRGENDWANN ÜBERHAUPT NICHTS MEHR WOLLEN ?????????!!!!!!!!!!!!!!?????????!!!!!!!!!!
Captain Kirk
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von Captain Kirk »

Chi
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von Chi »

hi captain,

hab ich auch schon mal vermutet.
die wut und enttäuschung, die ich dabei hatte, hat mir dann wohl die kraft gegeben, für mich ein paar punkte zu notieren, die mir ganz ganz wichtig sind damit ich nochmal so jemand vertrauen kann / will, und ein paar punkte was ich auf gar keinen fall will. und anhand dieser punkte hab ich mir dann, als ich neuen Anlauf gemacht habe mit Therapie suchen, die Leute angeguckt. habe dann auch, wenn ich den eindruck hatte dass ich vielleicht mit der person könnte, genau den punkt angesprochen, dass ich schon dies&das in sachen therapie erlebt habe (erlebnisse erzählt)und das auf keinen Fall nochmal erleben möchte. Und sie dann gefragt, ob SIE sich auch darauf einlassen möchten, mit MIR zu arbeiten, auch unter der Voraussetzung das ich bestimmte Umgehensweisen mit mir auf keinen fall möchte. Den/die Therapeuten gefragt, was sie für ein Gefühl dazu hat, mit mir zu arbeiten... (und das MIT mir zu arbeiten (und nicht gegen mich, wie ich auch schon bei einigen das gefühl hatte) war mir ganz wichtig)
Und um ehrliche Antwort gebeten.

Ergebnis: viel viel Rennerei, und auch mal wieder so einige Flitzpiepen der Branche getroffen; einige Enttäuschungen; und wenn denn ehrliche Antwort gegeben wurde hat es manchmal auch wehgetan... Und nach etlichen Monaten hab ich tatsächlich eine erwischt wo ich jetzt denke das es gut gehen könnte, wo ich mich trauen mag es nochmal zu probieren.
So kann es also auch gehen...

Gruss
Clara
byte
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von byte »

hallo captain,

es tut mir echt leid für dich, dass du so schlechte erfahrungen mit therapeuten gemacht hast. offenbar laufen sehr viele herum, die selbst bedürftig sind.

ich glaube du warst es, der mir mal das buch von alice miller "das drama des begabten kindes" empfohlen hat.
ich habe irrtümlich (gott sei dank) den nachfolgeband davon bei ebay ersteigert, den sie 15 jahre danach geschriben hat, es handelt sich um nachgedanken zu dem buch.
es ist hochinteressant und ich finde darin viele gedanken erklärt, die mir auch schon durch den kopf gingen....
und sie erklärt darin, warum therapien oft ihren sinn verfehlen, weil nämlich die therazpeuten selbst die bedürftigen sind.
ich dachte mir, dieses buch wäre für dich sicher interessant zu lesen, darum wollte ich es dir empfehlen.
es heisst "das drama des begaten kindes - eine um- und fortschreibung".......
isbn: 3-518-39153-4

ich wünsche dir viel erfolg bei deiner eigentherapie und bin so frei, dir dazu auch ein buch zu empfehlen, nämlich von stettbacher "wenn leiden einen sinn haben soll".
er schreibt, dass man sehr gut sein eigener therapeut sein kann und beschreibt auch wie man es methodisch anpackt. das wäre für dich vielleicht interessant ?? ich fand es sehr spannend und habe auch angefangen, meine familienaufstellung nach seinem vorschlag zu erstellen und hatte dadurch die erste echte erinnerung an meine kindheit seit jahrzehnten.
ich habe einen alptraum, den ich als kind immer hatte wieder geträumt (ich träume sonst absolut nie) und konnte mich dann wieder an ihn erinnern und an den schrecken, den er als kind immer bei mir ausgelöst hat.
und - es war ein gutes gefühl, eine erinnerung zu haben ! ich konnte es aushalten und sogar festhalten und mich erinnern und es war nicht unerträglich !
vielleicht kannst auch du von den gedanken in dieasen büchern profitieren, das würde mich freuen. ich wollte es dir einfach mal schreiben.

alles liebe,
bit
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Nico Niedermeier
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Auch auf die Gefahr hin mich mal wieder echt unbeliebt zu machen...versuch ich auch mal meine Meinung dazu zu sagen.....also.:
Die Verhaltenstherapie der Depression ist ziemlich unkompliziert und die meisten Menschen die "eine mittelgradige depressive Episode" oder eine "leichte depressive Episode" oder eine "schwere depressive Episode", oder eine "Dysthymia" als alleinige Diagnose haben werden ziemlich stark davon profitieren....und jetzt wird es kompliziert:Je mehr Diagnosen wie Persönlichkeitsstörungen, oder noch ne Esstörung..oder ne Suchterkrankung dazukommen desto schwieriger wird das ganze.....z.B. sind Borderline Störungen oder narzisstische Störungen gerade dadurch gekennzechnet, dass es schwierig ist "mit und in zwischenmenschlichen Beziehungen" und das setzt sich dann natürlich auch in der Therapie fort..
Dr. Niedermeier
byte
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von byte »

lieber doc,

auch auf die gefahr hin, ihnen zu widersprechen
es ist nachvollziehbar, dass die therapie umso schwieriger wird, je manifester die störung ist, bzw. wenn mehrere krankheiten sich summieren.

aber ist eine VT wirklich immer zielführend ??
je mehr ich lese und je mehr ich mich mit dem thema beschäftige, desto unglaubwürdiger erscheint mir das.
reicht es wirklich, sich mit dem verstand mit seinem verhalten zu beschäftigen und es vom intellektuellen standpunkt aus ändern zu wollen ??
muss die änderung nicht innerlich erfolgen ?? muss man nicht die unserer handlungsweise zugrunde liegenden triebfedern erkennen, die alten verdrängten gefühle die, uns unbewusst, unser verhalten beeinflussen ??
reicht dazu eine VT aus, die so, wie ich es verstanden habe, doch nur an der oberfläche, sprich an unserem verhalten, kratzt ???

danke für ihre mit spannung erwartete antwort
bit
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susan
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von susan »

Liebe Christin

hört sich wirklich nicht gut an, was du erlebt hast und ich kann mir gut vorstellen, das du nun langsam daran zweifelst, ob Therapie überhaupt Sinn macht. Ich möchte dir dennoch Mut machen, nicht aufzugeben. Es gibt Therpeuten, die nicht SO sind. VT steht für Verhaltenstherpie. Sie kann ambulant oder auch stationär durchgeführt werden.
Du kannst auch hier http://www.psychotherapeuten-liste.de/
einen Therapeuten in deiner Nähe finden.
Ich wünsche dir sehr, das es nicht bei diesen nur-schlechten Erfahrungen bleibt.

Lieber Gruß
Susan


Captain Kirk
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von Captain Kirk »

byte
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von byte »

lieber captain,

das hätte ich mir denken können, das du die bücher schon kennst - aber man weiss ja nie
ich bin gerade bei ebay hinter allen büchern von alice miller her *g* und hinter anderen auch.
ich denke, es hätte vielleicht doch andere wege gegeben, als diese harte schule, durch die du gehen musstest. aber du hast letztendlich ja doch etwas positives daraus gemacht, das ist das wichtigste.
ich wünsche dir alles gute für deinen weiteren weg.

bit
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albert
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von albert »

Hallo bit,
aus deinem Beitrag klingen einige Fragen nach dem Verständnis.
Du fragst nach der Therapie und dann erwähnst du die VT, gemeint ist hier die Verhaltenstherapie.
Auf die Gefahr, hier als Haarspalter zu gelten, wage ich mich an gewisse Begriffsabklärungen:
Therapie ist hier im Sinne einer Gesamtheit von Therapiemöglichkeiten gemeint,
die Verhaltenstherapie ist nur eine von vielen therapeutischen Richtungen.
Ein guter Therapeut beherrscht mehrere therapeutische Richtungen.
Während und am Ende meines Depressionsschubes war die Verhaltenstherapie für mich das Richtige. Ich habe mir ein Selbsthilfeprogramm zur Überwindung negativer Gefühle dafür hergenommen. Das war tatsächlich an der Oberfläche, aber es hat damals geholfen. Natürlich bin ich immer in der Gefahr von Rückfällen. Also prüfe ich heute bei den gegebenen Anlässen, z. B. bei Verlusterlebnissen, ob ein neuer Depressionsschub kommt. Dafür gehe ich in die Traumreise, sehe nach dem zweiten Haus und wenn es beschädigt ist, wird es ausgebessert. Das ist eine sinnfällige und bildhafte Verhaltenstherapie auf der unterbewussten Ebene. Und es hilft mir; da wird auch unter der Oberfläche gearbeitet.
Daneben habe ich aber mehr Probleme oder hatte welche, z. B. die seelischen Verletzungen und das Beziehungsproblem. Da hilft die VT natürlich nicht, in diesen Bereichen habe ich andere Methoden nutzen müssen. Und diese therapeutischen Arbeiten im Austausch mit Personen meines Vertrauens hatten mit Depressionen nichts zu tun. Das lief völlig getrennt davon. Ich muss aber sagen, dass diese Probleme außerhalb der Depressionen meine Lebensqualität und Lebensgestaltung zeitweise stark beeinträchtigt hatten.
Ob ein Problem auf der bewussten oder unterbewussten Ebene oder mit welcher therapeutischen Methode angegangen wird, ist für viele Betroffene mehr eine "Geschmackssache". Ich arbeite oft auf beiden Ebenen. Eine gute Bearbeitung auf der unterbewussten Ebene, also eine Traumreise muss auf der bewussten Ebene gut vorbereitet werden, sie muss geplant werden. So geschieht es, dass manches ineinander übergeht.
Soweit ein Traum nicht vorher zwecks Steuerung geplant wird, kann er irrtümlicherweise als die Erfüllung unbewusster Wünsche angesehen werden. Tatsächlich finden im Gehirn von Säugetieren, dazu zähle ich mich, während der REM-Phase des Schlafes Simulationen von Verhaltensabläufen statt. Soweit dabei zu lernende Komponenten enthalten sind, werden diese "auf dem Trockenen" eingeübt. Als mir mal das Finanzamt wegen einer Steuerzahlung sehr nahe gerückt war, hatte ich nach zwei Tagen mit hohem Stresspegel einen Falltraum. Daraufhin habe ich mich einen ganzen Tag lang mit der Planung eines Flugtraumes beschäftigt, diesen erfolgreich durchgeführt und der hohe Stresspegel war kein Problem mehr. Hier im Falle der Schwierigkeiten mit dem Finanzamt musste ich lernen, ohne ausreichende Sicherheit dazustehen und trotzdem zu handeln. Dazu musste ich den berühmten Schritt nach vorne ins Unbekannte tun. Im Flugtraum war es der Schritt nach vorne über den Rand - um über dem Abgrund zu schweben. Je nach therapeutischer Richtung kann so ein Flugtraum ganz verschieden benannt werden. Aber: Namen sind Schall und Rauch. Deshalb verzichte ich hier auf eine Benennung, denn diese würde entlang den therapeutischen Schulen verlaufen. Leider. Für mich sind die Inhalte wichtig.
Aber das ist meine persönliche Erfahrung und Meinung. Oder soll ich das pragmatisch nehmen und sagen: Anti-Stress-Therapie, definiert nach dem Zweck.
Analog wäre die Reparatur meines zweiten Hauses eine Anti-Depri-Therapie.
Mittendrin habe ich ja erwähnt, dass manches ineinander übergeht. Es gibt auch Menschen, welche es schaffen, die fraglichen Vorgänge ziemlich weit ins Bewusstsein zu holen und dort ablaufen zu lassen; das will ich nicht ausschließen. Das hängt auch vom eigenen Bemühen ab. Es liegt mir ein Beispiel aus dem Forum auf der Zunge, bzw. zwischen den Tasten, aber ich verkneife es mir.
Und leider gibt es schlechte und gute Therapeuten. Kenne ich auch und wünsche dir und anderen Erfolg bei der Therapeutensuche.
Ich habe noch mal nach oben an den Beginn des Threads geguckt, ach ja, es gibt nicht "die" Therapie, nur therapeutische Methoden und therapeutischen Schulen. Methoden und Schulen können aber verschieden sein. So, jetzt denke ich, habe ich es verwirrt genug. Leider habe ich kein Schwert, um diesen Knoten durchzuhauen. Ich kann mich nur hinsetzen, und eine Windung des Knotens nach der anderen aufdröseln: mit Geduld, und Jahr für Jahr eine Windung mehr. Aber das ist mein Knoten. Mein Nachbar hat einen anderen Knoten, völlig anders geknüpft.
Das sind meine Gedanken dazu als Betroffener und als Biologe. Der Stellungnahme des Arztes und Therapeuten aus der Moderation will ich damit nicht vorgreifen.
Herzliche Grüße
Albert
albert
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von albert »

Ja, Herr Dr. Niedermeier,
um nochmal speziell auf ihren obigen Beitrag zu kommen:
jede psychische Störung hat ihre Besonderheiten, bei der narzißtischen Störung ist es z. B. die fehlende Krankheitseinsicht, ich kenn da einige Fälle. Das macht die Betroffenen so schwierig, fast möchte ich sagen: ungenießbar, solange, bis sie vom Leben genug gebeutelt worden sind. Ich bezweifle, dass solchen Kranken mit einer Verhaltenstherapie geholfen werden kann; sie haben in der Kindheit eine Fehlprägung erlitten und tragen ihr Leben lang daran, wenn sie nicht das Glück haben, an einen fähigen Therapeuten zu geraten und vom Leben soweit nach unten geworfen zu sein, dass sie tiefer nicht mehr fallen können. Dann erst ist es möglich, zu einem neuen Leben aufzustehen, ein neues Leben zu beginnen.
Das ist nur meine persönliche Erfahrung. Ich denke, es braucht einige glückliche Umstände für eine erfolgreiche Therapie.
Herzliche Grüße
Albert
Chi
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Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von Chi »

Lieber Doc,

na, den Schwarzen Peter haben Sie hier als Doc doch sicher eh schon, oder?
Schön, dass Sie es trotzdem wagen, hier in der "Löwenhöhle" ihre Meinung zu sagen... *g*
Sehr Schade finde ich, dass Ihre "Meinung" so sehr von dem Begriff DIAGNOSE beherrscht wird.
Autsch, vielleicht finden sich für mich ja auch noch mehr Diagnosen, wenn ich noch zu mehreren Diagnostikern renne, und was passendes erzähle, worauf die grad spezialisiert sind? Das wäre dann natürlich auch gleich eine wunderbar passende Erklärung dafür, dass ich mit Therapeuten und auch mit Menschen manchmal so meine Schwierigkeiten habe (na, zum Glück schliessen sich diese 2 Kategorien ja nicht zwangsläufig gegensätzlich aus )

Viele schöne kluge Wörter, und sicher auch einiges wahres und wichtiges dran.
Aber. (tja, ich hab auch die "aber..."-Krankheit )
Wo bleibt denn da der Mensch dahinter? vielleicht lässt sich auch nicht alles so ganz einfach immer in Kategorien schieben?

Manchmal, denke ich, kann es auch genau dieses durch Diagnosen abstrahieren, kategorisieren (und reduzieren?) (und oft ja, ohne wirklich viel zu wissen / verstanden zu haben) sein, was die Beziehung zwischen Patient und Therapeut sehr erschwert, und oft auch bei Patienten schlimme Erfahrungen bei der Therapiesuche bewirkt. (also mehr schadet als hilft. und das ist ja eigentlich doch nicht der Sinn einer Therapie?)
Und mitbewirkt oder verstärkt, dass man es "schwierig mit und in zwischenmenschlichen Beziehungen" hat wenn man in der Therapiestunde sitzt. (oder schlimmer noch: noch gar keine Therapie gefunden hat, beim Arzt sitzt, sich Hilfe suchen will, und von Hinz zu Kunz rennt in der Hoffnung irgendwo Hilfe zu finden) (so nach dem Motto: ich suchte Hilfe und fand... Diagnosen?)

Ist es nicht am Ende wichtiger, herauszufinden, was diesem Menschen, der grade vor einem sitzt, helfen kann? wie man ihm eine Hand so reichen kann, dass er sie annehmen kann? ihm einen kleinen Anschubs auf den Weg zum Lösungen finden geben zu können, sich das Vertrauen zu erarbeiten dass der Patient so eine Hand auch nehmen kann? Und wenn grad gar nichts anderes geht, vielleicht auch einfach mit dem Patienten am Loch zu sitzen und ihm beizustehen, bis wieder mehr geht?
Das scheint mir wichtiger als "Diagnosen". Sicher mag es bei der Entscheidung, welche (Form von) Therapie nun hilfreich sein könnte, für den "Behandelnden" sehr hilfreich sein, eine richtige Diagnose vorliegen zu haben (wenn sie denn richtig ist und alle wichtigen Sachen erfasst). Für den "Behandelten" kann es aber durchaus wichtiger und hilfreicher sein, als Mensch gesehen und angenommen zu werden. Und jemanden zu finden, mit dem man zusammen für sich nach Lösungswegen suchen kann.
Das habe ich oft bei Doktoren und Therapeuten vermisst. (und wie ich hier aus manchen Beiträgen im Forum entnehme, scheint es manchem ähnlich zu gehen...?)

Oft habe ich auch gehört, wie wichtig es ist, dass sich der Patient auch wirklich auf die Therapie einlässt. (Ja, ist auf jeden Fall wichtig, denke ich.) Und denke zum Thema einlassen inzwischen: schade, dass so viele Patienten, die sich echt einlassen wollen, an Therapeuten geraten, die sich gar nicht einlassen wollen. Die einfach "ihr Programm runterspulen".

Es ist sicher schön, wenn man eine Diagnose findet.
Ich finde aber, dass das oft etwas überbewertet wird. Es ist oft einfach nicht ausreichend, da Menschen zu komplex und unterschiedlich sind, um wirklich in Schubladen zu passen.
Und noch schlimmer finde ich, dass zur jeweiligen Diagnose dann ja auch meist eine bestimmte Art der Therapie "am besten passt", die dann vorzugsweise empfohlen wird. Das mag ja dann auf einen grossen Prozentsatz der Patienten zutreffen (und also unterm Strich Erfolge bringen), und denen ist dann damit geholfen - aber die anderen stürzt es oft in noch grössere Verzweiflung.
Es geht hier immer noch um Menschen, und da ist es leider nicht so einfach wie wenn man im Laden eine Pflanze kauft, und auf dem Schild steht entweder "Sumpfpflanze, 2x täglich gießen" oder "Kaktus, alle 2 Monate gießen" (wobei selbst die ja manchmal, trotz "richtiger" Pflege, unerklärlicherweise eingehen..)

Dazu kommt auch, dass (imo) diese ganzen Begriffe der "Diagnosen" irgendwie recht künstliche Konstrukte sind, um die Störungen, die man bei Menschen finden kann, irgendwie benennen und kategorisieren zu können (um sie dann entsprechend behandeln zu können). (Naja, so funktioniert halt die Wissenschaft... )
Problematisch dabei ist halt immer wieder, dass es sich hier um individuelle Menschen handelt, noch dazu Menschen die wohl so ziemlich an der Grenze des für sie erträglichen angelangt sind.
Ich würd mir so wünschen, dass Docs und Theras das nie nie vergessen bei ihrer Arbeit.

Na, jetzt bin ich ja mal gespannt, ob ich damit wohl gleich gelöscht werde...? (kein Fettnäpfchen auf dem Weg auszulassen kann ich ja recht gut *fg*)

Und auf die Antworten auf bits Fragen bin ich auch mächtig gespannt

Grüsse,
Clara
Nico Niedermeier
Moderator
Beiträge: 2837
Registriert: 21. Mär 2003, 11:10

Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von Nico Niedermeier »

Liebe Bit, Liebe Clara, lieber Dr. Keim
alles was Sie geschrieben haben ist natürlich richtig...
zu Bit: Ich höre das mit der Verhaltenstherapie und Oberfläche immer wieder, aber das entspricht in keinster Weise der Realität. Auch die VT beschäftigt sich mit frühester Kindheit, Entwicklung und vor allem auch mit Gefühlen..es gibt unzählige VT Bücher die sich nur mit Gefühlen beschäftigen
Zu Dr. Keim: Ich sehe es genau wie Sie..die Bundesärztekammer versucht diesem Gedanken Rechnung zu tragen mit der "Installation" des Facharztes für Psychotherapeutische Medizin, der sowohl die Tiefenpsychologie, als auch die VT in seiner Ausbildung erlernen muss. Ziel ist dem Patienten eine "für Ihn/Sie massgeschneiderte Therapie" zukommen zu lassen und Ihm/Ihr kein Konzept überstreifen zu müssen...ferner haben viele Therapeuten weitere Therapieverfahren wie Körpertherapie oder Familientherapie erlernt.
zu Clara: Natürlich richtig was Sie schreiben...aber es geht darum, dass unterschiedliche Störungen vollkommen unterschiedliche Therapien benötigen...also muss vorher eine möglichst exakte Diagnose stehen...Beispiel: Mit jemandem der ein "vollkommen unkompliziertes Leben" hatte und dann an einem Donnerstag Nachmittag, nach einem massiven Ehestreit und 3 "Frustespressos" einen Panikanfall bekommt kann man eine vollkommen andere Therapie machen als mit jemandem der bereits mit 15 eine Esstörung hatte, mit 24 mal ziemlich depressiv war und mit 30 ne Angststörung entwickelt...Hintergrund ist eben, dass bei dem 2. Fall die Primärpersönlichkeit, die Entwicklung ,eine viel grössere Beachtung in der Therapie finden muss..
mit herzlichen Grüssen Dr. Niedermeier
kessy4949
Beiträge: 228
Registriert: 16. Apr 2003, 23:08

Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Doc,

na sehr schön, dann weiß ich ja, auf was ich mich zu "freuen" habe. Die letzte Therapeutin, die ich gerade mal insgesamt eine halbe Stunde kannte meinte nämlich, daß vielleicht noch ein Borderline-Syndrom bei mir vorliegt.
Es ist traurig, daß bei den meisten von Depressionskranken immer mehr zusätzliche Störungsbilder im Verlauf der Depression dazu kommen, bloß weil sie nicht rechtzeitig und entsprechend behandelt werden.
Grüße,
Christin
kessy4949
Beiträge: 228
Registriert: 16. Apr 2003, 23:08

Re: Erfolg bei einer Therapie ?

Beitrag von kessy4949 »

.........ein kleiner Zusatz:

Gemeint war hiermit natürlich Herr Dr. Niedermeier. Nicht das hier Verwechslungen entstehen vor lauter Docs.
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