Gedichte und Tagebuch?

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qwertz
Beiträge: 27
Registriert: 17. Apr 2012, 22:43

Gedichte und Tagebuch?

Beitrag von qwertz »

Hallo an alle,

mich würde mal total interessieren, ob ihr mehr oder weniger regelmäßig Tagebuch führt oder Gedichte schreibt und ob euch das hilft.

Ich schreibe Tagebuch, seit ich 7 bin und Gedichte, seit ich 10 bin. Allerdings in den letzten Jahren beides kaum noch/sehr unregelmäßig. Mir hat das (nicht nur im Bezug auf die Depression) oft geholfen, Gedanken zu ordnen oder einfach mal drauflos zu heulen/schimpfen, wenn sich das keiner anhören wollte. Bei den Gedichten merke ich im Nachhinein, dass die Themen immer dazu gepasst haben, womit ich mich zu der Zeit beschäftigt habe. Also muss das ja auch irgendeinen Sinn gehabt haben, ich habe mich nämlich fast nie bewusst hingesetzt und gesagt "So, ich schreibe jetzt ein Gedicht".

Auf das Thema komme ich, weil ich eben nach langer Zeit nochmal eins auf Papier gebracht habe und ihr könnt euch denken, worum es geht Ich quäle euch jetzt mal, ihr seid die ersten, die es lesen:

Ich liege da und liege still
denk nach obwohl ich aufstehen will
Der Hals ist mir wie zugeschnürt
der Geist ist leer der nichts mehr spürt
Die Sonne scheint und es ist warm
ich sehe raus und heb' den Arm
Das Fenster will ich öffnen gehen
doch mir fehlt Kraft um aufzustehen
Die Wärme dringt zu mir nicht durch
bin kalt in mir sitzt tief die Furcht
dass nichts mehr wird wie es mal war
Ich fühl mich schuldig mir ist klar

Ich bin eine Versagerin
bin wertlos hässlich faul und dumm
Ich will so viel und krieg nichts hin
ich will laut schrei'n doch bleibe stumm
Ich streng mich an doch steck im Stau
die Welt ist trist und schwarz und grau

Doch daran hab nicht ich die Schuld,
ein Mörder hat mich eingeholt.
Man hat schon oft von ihm gehört,
weil Leben er sehr gern zerstört.

Der Hur**sohn
heißt Depression.

--

Liebe Grüße
Anna

PS.: Das Wort "Mörder" hab ich nur benutzt, um klarzumachen, wie ernst die Krankheit ist. Wehe hier kommt jetzt einer an und schließt daraus auf meine aktuelle Situation
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

-

Beitrag von FrauRossi »

Herd04
Beiträge: 1367
Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Gedichte und Tagebuch?

Beitrag von Herd04 »

Hallo ihr 2,

erst einmal ein großes Kompliment für die tollen Gedichte.
Ich sollte auch mal wieder damit anfangen.

Ich schreibe seit 15 Jahren Tagebuch -und das täglich, auch in schlechten Zeiten. In erster Linie schreibe ich auf, was an dem Tag so gewesen ist, aber auch meine Befindlichkeit, meine Gefühle, ob ich mich über etwas sehr gefreut oder geärgert habe.

Manchmal verfluche ich das Schreiben, habe keine Lust dazu, aber dan ruft mich das reine Pflichtbewusstsein auf den Plan. Und danach bin ich stolz auf mich, was mir ja auch wieder gut tut.

LG,E.
qwertz
Beiträge: 27
Registriert: 17. Apr 2012, 22:43

Re: Gedichte und Tagebuch?

Beitrag von qwertz »

Danke an euch beide.
FrauRossi, dein Gedicht finde ich toll. Meine sind weniger kreativ, ich schreibe meistens ziemlich direkt. Hier ist noch eins:

Und wiedermal da sitz ich hier
und weiß nicht was das soll
das Wetter ist so wundervoll
doch dringt es bis zu mir?

Die Uhr die tickt, der Tag vergeht
der Nachbar seinen Rasen mäht
und ich hab wieder nichts gemacht
noch nicht mal einmal kurz gelacht

Ich fühle mich so stumpf und leer
ich sitze hier und häng nur rum
fühl mich mal wieder faul und dumm
ich glaub ich kann nicht mehr.

Ich freu mich auf die Dunkelheit
die mich in ihrem Nichts verschluckt
bleib hier will nicht dass einer guckt
mein Weg ist noch so weit...

Ich muss ihn gehn, das weiß ich auch
doch weiß ich nicht wie lang ich brauch
ich habe nur ein einz'ges Ziel
das ich erreichen will

Ich hoff es ist noch nicht zu spät
ich sehne mich nach einfacher
bisher noch unerreichbarer
purer Normalität
FrauRossi
Beiträge: 3165
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

-

Beitrag von FrauRossi »

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