Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

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Icediamond
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Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Icediamond »

Hi!

Ich möchte Euch gerne fragen, ob ihr denkt, daß man überhaupt in der Lage ist schwere Entscheidungen zu treffen, wenn man an einer Depression erkrankt ist?


Ich habe damit große Probleme. Wie gehts Euch dabei?

Irgendwie lähmt die Depression mich.....

Klar, vorher hat man sich Gedanken gemacht und dann war gut, aber jetzt schleppe ich irgendwelche Entscheidungen, die ich schon lange hätte treffen müssen ewig mit mit rum : (

Ratlose aber liebe Grüße
Icediamond
e621
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Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von e621 »

Hi du,

ich treffe keine Entscheidungen, egal ob schwer oder nicht, in der Depression oder in einem Tief.
Natürlich treffe ich Entscheidungen über Kleidung, Essen also alltägliche Sachen.

Gruß
Honk
Czarek
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Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu tre

Beitrag von Czarek »

:hello:
Zuletzt geändert von Czarek am 1. Feb 2017, 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
"Liebe Dich selbst - dann können die andere Dich gern haben"
(Hirschhausen)
RZ
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Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von RZ »

Genau diese Frage beschäftigt mich auch , wie soll man in einer Depri klare Entscheidungen treffen, wenn man schon die kleinsten Kleinigkeiten ( was ziehe ich an, was esse ich ,was mache ich überhaupt als nächstes) nur schwer treffen kann ,also von daher , besser keine schweren Entscheidungen treffen. Ist oft aber ganz schön schwer.lb Gruß Rica
pero
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Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von pero »

Hallo Icediamond,
ich möchte mit einer Gegenfrage antworten.
Kann man mit einem gebrochenen Bein ein Wettrennen machen?

Ja, man kann, aber es ist sehr schwer, eventuell auch falsch und schmerzhaft. Und alle ohne Gipsbein werden lange vorher im Ziel sein.

Bei einer Depression wird meist die Eigenwahrnehmung getrübt, meist sieht man nur das negative, sieht keine Perspektive. Daher bin ich selbst bei kleinen Dingen recht zögerlich und vermeide derzeit gravierende Entscheidungen.

Nun gibt es aber Entscheidungen die man nicht lange aufschieben kann, was soll man den dann tun?
Auf jeden Fall Zeit lassen und das für und wieder mit vertrauten Personen und ggf. dem Therapeuten durchsprechen.
Die letzte Entscheidung sollte man aber dennoch selbst treffen, also nicht einfach das tun was die anderen sagen.
Denke ich...

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
remi
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Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von remi »

hallo !

zu diesem thema kann ich meine erfahrung mal erzählen.
vor ca 9 jahren fiel ich in eine tiefe depression, nachdem mir privat, beruflich, körperlich.... einfach alles aus dem ruder geraten war.
ich stellte alles in frage und war drauf und dran, meine ehe, meinen job, freundschaften..... zubeenden und irgendwo ganz neu anzufangen.
doch mein psychiater sagte mir:
in solch einer schweren depressiven phase bitte keinerlei lebensändernde entscheidungen treffen. arbeite erstmal an dir selber und dann sehen wir weiter.

daran habe ich mich gehalten.
nach mehreren therapien bin ich heute so weit, dass ich rückwirkend sagen kann, er hat recht gehabt.
ich bin heute froh, dass ich meine ehe erhalten habe.
ich bin heute froh, dass mir mein arbeitgeber die pensionierung nahegelegt hat und ich nicht mehr in das haifischbecken büro muss.
ich bin heute froh, dass ich dank der medis wieder schlaf finde und meine langsamkeit, konzentrationsschwäche u.a. inzwischen selber annehme.
ich bin froh, dass jetzt nach fast 70 stunden traumatherapie eine große wunde aus meiner vergangenheit abheilt und meine schuld- und schamgefühle verringert.
ich bin froh, die viele arbeit die ganzen jahre durchgehalten zu haben
und ich weiß, dass ich immer wieder zweifel und stimmungsschwankungen bekommen werde....

aber ich bin froh, am anfang keine voreiligen entscheidungen getroffen zu haben.

geduld - verständnis - gelassenheit
lg, kreati
Rosenkranz
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Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo

Ich kann mich den Vorgängern nur anschließen, man sollte auf keinen Fall in einer schweren Depression entscheidungen treffen, vor allem keine die das ganze Leben verändern und nicht mehr rückgangig gemacht werden können.

In Gedanken würde ich manchmal alles hinschmeißen wollen, Ehe, Arbeit ..., da ich der Meinung bin, das davon einiges auch mit die Ursache für meine Erkrankung ist. Ich frage mich aber auch immer, wie wäre es alles wenn ich nicht diese Krankheit hätte, wäre dann meine Ehe z.B besser verlaufen.

In der Klinik wurden wir gewarnt, nie was zu unterschreiben, da es schon mehrmals vorgekommen ist Aufhebungsvertäge zu unterschreiben, ich will damit sagen, daß von den Arbeitgebern die Situation sogar ausgenutzt wird, wir also nur Ballast sind. Habe schon selber die Erfahrung mehrmals gemacht, das mir die Kündigung nahegelegt wurde, allerdingst in Personalgesprächen.

lg Rosalie
Antiope
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Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Antiope »

Ich weiß nicht ...

"Man" sollte nicht ... Ich habe es getan - und es war gut so. Nicht direkt in einer schweren Depression (da war die Entscheidungsfähigkeit gleich Null), sondern danach.
Es war sch...anstrengend, es hatte mich nochmals 2 Depr.episoden gekostet. Aber ich wäre draufgegangen, hätte ich die Entscheidung nicht getroffen.

Ich glaube, man muss hier differenzieren. "Niemals nie sagen".
"Keine absolute Regel".

Manche Sachen kann man auch um einen hohen Preis durchstehen, weil das Ergebnis sich lohnt. Aus einer feuchten, schimmligen Wohnung ausziehen. Den Vollzeitjob kündigen und halbtags arbeiten.
Es geht hier daraum: für sich selbst zu sorgen. Dafür Sorge zu tragen, dass es einem gut geht.
wennfrid
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Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von wennfrid »

Hi Icediamond
In einer depressiven Phase sollten keine größeren Entscheidungen getroffen werden. Meistens hat es sich herausgestellt, daß man nach der Krise diese Entscheidung gar nicht mehr so will, aber ein zurück ist nicht mehr möglich. Dies betrifft natürlich größere Dinge und nicht alltägliches.
Viel Kraft und Energie

Fridolin
Bella0704
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Registriert: 9. Jun 2011, 13:23

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Bella0704 »

Habe auch das Gefühl alles was ich entscheide ist nicht richtig. Um Schlimmeres zu vermeiden lass ich es im Moment lieber.

Gruß

Cora0704
asdfjklö
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Registriert: 27. Jan 2011, 20:38

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von asdfjklö »

Hallo!
Scheinbar haben echt viele mit Entscheidungen Probleme. Ich dachte oftmals, dass nur ich das Problem habe und mich dafür geschämt. Was ich aber leider sagen muss: Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Dinge so zu lassen wie sie sind hilft meistens nicht weiter, da ja auch gerade in schwierigen Phasen Veränderungen sehr hilfreich sein können. Was ich bestätigen kann: Man entscheidet anders wenn es einem nicht gut geht und nach meiner Erfahrung auch eher schlechter, da man angstgetrieben ist. Ich habe aber auch schonmal irgendwo gelesen, dass es eine Studie gab und da sollen Leute mit Depressionen besser und gewissenhafter entschieden haben...
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Antiope »

Ja, es ist durch Studien erwiesen, dass Depressive Entscheidungen besser und gewissenhafter treffen. Da ging es um Entscheidungen im beruflichen Alltag u.dgl., wenn ich mich richtig entsinne.
Es ging nicht unbedingt darum, Entscheidungen für das eigene Leben zu treffen.

Ich denke, manchmal ist es besser, eine Entscheidung zu treffen als dass eine Entscheidung getroffen wird (passives Erleben) bzw. von anderen einem aufgedrückt wird.
In diesem Moment ist man noch aktiv (trotz der Einschränkung) und kann daher eher mit dem Ergebnis leben. Weil man dann auch Kräfte aktiviert. Ansonsten muss ich mit dem Gefühl der Niederlage leben und damit, dass ich nicht Subjekt bin, dass mir die Opferrolle zugewiesen wurde, dass ich mich selbst nicht wahrgenommen habe.

Ja ich weiß um die Schwierigkeit, in schwierigen Phasen eine Entscheidung zu treffen. Ist mir auch nicht unbedingt möglich. Andererseits habe ich etwas "zerschlagen", das mir sonst vielleicht nie gelungen wäre. Ich habe Umwege gemacht, es ist nicht gerade gelaufen, nicht einfach. Aber: es war eine Befreiungsmöglichkeit. Und vielleicht war es trotz allem die einzige Möglichkeit, meine Kräfte noch einmal organisiert einzusetzen.

Ich würde nicht per se Entscheidungen ablehnen. Ich würde, wie oben beschrieben, eher versuchen, mich so ernst wie möglich nehmen.

"Ich weiss, dass es anders werden muss, damit es besser wird. Aber ob es besser wird, wenn es anders ist, das weiß ich nicht." (Georg Christoph Lichtenberg) Hier bliebe noch zu ergänzen: "Aber sicher bin ich, dass es nicht schlechter wird, wenn es anders ist."
Icediamond
Beiträge: 83
Registriert: 7. Jun 2011, 17:41

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Icediamond »

Hallo!
Habe mich echt gefreut, daß so viele von Euch auf das Thema geantwortet haben.
Das zeigt mir, das ich mich in einer ganz "normalen" Geschichte befinde und meine Gedanken gar nicht so ungewöhnlich sind.

Ich fühle mich in diesem Forum sehr gut aufgehoben und das macht das Leben mit einer Depression ein bißchen einfacher...

Ich habe versucht meine Entscheidung etwas aufzuschieben. Vielleicht habe ich dann einfach einen klareren Kopf und dann fällt es mir leichter.

Ich habe es doch tatsächlich geschafft mit Freunden über meine Depression zu sprechen! Bin ganz stolz auf mich;-)

Dabei mußte ich leider feststellen, daß es doch ein paar Leute in meiner nahen Umgebung gibt, die auch krank sind. Sie haben nie etwas gesagt. Erst als ich angefangen habe kamen ganz viele Sachen auf den Tisch.

Ich war machmal echt traurig bei einigen Erzählungen und mußte mir die eine oder andere Träne verkneifen.

So viele Menschen verstecken oder "verkleiden" sich, damit niemand ihr Inneres erfährt.

Das kann ich natürlich verstehen, bin ja auch nicht besser.
Aber es ist traurig.

Ich danke Euch für Eure Meinungen und Eure lieben Worte!

Viele Grüße
Icediamond
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Antiope »

Liebe Icediamond,

nein, nicht nur traurig - sondern auch eine Chance für euch alle. Du hast es tatsächlich geschafft, eine neue Ebene aufzubauen.

Finde ich total bewundernswert.
pero
Beiträge: 970
Registriert: 8. Apr 2011, 09:23

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von pero »

Hallo icediamond,

>Ich habe es doch tatsächlich geschafft mit Freunden über meine Depression zu sprechen! Bin ganz stolz auf mich;-)

Und das mit recht. Das ist ein ganz großer Schritt um die Depression als Krankheit anzunehmen. Wenn man darüber sprechen kann, sie akzeptiert, kann man die Ursachen finden und etwas dagegen tun.


>Dabei mußte ich leider feststellen, daß es doch ein paar Leute in meiner nahen Umgebung gibt, die auch krank sind. Sie haben nie etwas gesagt. Erst als ich angefangen habe kamen ganz viele Sachen auf den Tisch.

Das habe ich auch erlebt. Mir hat diese Erfahrung gezeigt das ich nicht allein bin, das ich kein Einzelfall bin. Das hat mich doch ein ganzes Stück beruhigt.

>So viele Menschen verstecken oder "verkleiden" sich, damit niemand ihr Inneres erfährt.

Kommt Dir das nicht bekannt vor?
Leider werden psychische Probleme noch immer als schamhaft empfunden. Es wäre allen geholfen wenn man offener über Depressionen sprechen könnte.
Aber inzwischen wird das Thema doch auch in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen. Gerade gestern war ein sehr guter ganzseitiger Artikel über Burn-Out/Depression im Hamburger Abendblatt.


lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Bringster
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Registriert: 15. Jun 2011, 16:11

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Bringster »

Das mit den Entscheidungen ist so eine Sache. Ich treffe zwar meisten die Entscheidung, aber dann hapert es gewaltig an der Umsetzung. Im Großen wie im Kleinen. Im Kleinen: Der Staubsauger steht im Weg. Muss weggeräumt werden. Aber wenn ich dann zum x-ten Mal über das Ding drübersteige, dann räum ich den dennoch nicht weg. Im Großen: Habe mich für einen Kurs angemeldet, bzw. diesen reserviert, der für mich beruflich nicht unwichtig ist. Aber glaubt ihr ihr schaffe es, dort aufzutauchen, Unterschrift zu leisten und Geld zu zahlen?
Entscheidungen kann ich also gut treffen, aber umsetzen ...?
lt.cable
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Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von lt.cable »

Hallo Icediamond!

Ich kann an dieser Stelle nur unterstreichen, dass das mit Entscheidungen eine schwierige Sache ist, wenn man sich gerade nicht in einer Verfassung fühlt, die möglichst "guten" Entscheidung zuträglich wäre. Bei mir sei als Beleg die Entscheidung gegen das Studium genannt.

Meine Entscheidung gegen das Studium habe ich zu einem Zeitpunkt gefällt, zu dem meine Unfähigkeit, Entscheidungen hinsichtlich des Studiums auf nachvollziehbarer und stabiler Basis zu treffen, schon seit Monaten oder Jahren Bestand hatte. Ich war eigentlich handlungsunfähig, so fühlte ich mich auch, aber gleichzeitig hatte ich das Gefühl, ich müsste nun endlich handeln, denn diese Situation "in der Schwebe", dieser Stillstand im Studium waren ebenfalls unerträglich. Ich habe dann gehandelt und mit dem bekannten Ergebnis entschieden, aber "gut" war die Entscheidung nach bisherigem Stand wohl eher nicht. Der Lebensweg jedenfalls hat sich nach dieser Eskapade eher verfinstert denn erhellt.


Therapeutische Unterstützung und / oder Rückkopplung von anderen Individuen dürfte hilfreich sein, wenn man selbst über seine Entscheidungskraft im Zweifel ist. Muss man aber auch überhaupt erst zulassen können. Darauf hören bzw. zumindest ernsthaft damit arbeiten muss man natürlich auch. Zu beidem fühle ich mich noch nicht richtig bereit.

Es grüßt
lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Slin97
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Registriert: 28. Jun 2024, 21:25

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Slin97 »

Aus meiner eigenen Erfahrung heraus, kann ich Menschen raten keine schwerwiegenden Entscheidungen während einer depressiven Episode zu treffen. Die Füße still halten, und abwarten, bis die Rationalität wieder an Überhand gewinnt. Oft ist die Wahrnehmung durch die Depression so negativ verzerrt und mit Ängsten besetzt, dass diese maßgeblich die Entscheidung schwarz einfärben.

Sich Rat zu holen, kann helfen. Allerdings nicht bei zu vielen Personen, da diese dann wieder unterschiedliche Auffassungen und Meinungen verteten, sodass es noch mehr Möglichkeiten der Wahl gibt. Bei Menschen mit Depressionen kann dies zu einer erhöhten Verzweiflung führen.

Meine ganz subjektive Wahrnehmung und Meinung.

Liebe Grüße
Slin
Iwnm
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Registriert: 26. Jun 2023, 14:03

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Iwnm »

Während einer depressiven Episode kleine Alltags Entscheidungen zu treffen fällt auch mir sehr schwer. Ich denke, das kommt zum einen durch fehlende Ziele (ich will nichts mehr Konkretes) und durch die komplette Verunsicherung und Grübelei (ist das richtig oder falsch). Durch die Depression fühle ich mich permanent in einem Vermeidungsmodus und jede Entscheidung bringt irgendwelche Konsequenzen und wenn ich mich mit denen nicht anfreunden kann, fällt die Entscheidung schwer. Aber in der Depression wirkt halt alles schwarz, wozu soll man sich dann entscheiden? Pest oder Cholera? Keine Entschuldigung zu treffen bringt aber dummerweise in den seltensten Fällen Lösungen oder Positives.
Die generelle kognitive Verfassung, die in der Depression leidet, spielt bei der Entscheidungsfindung auch eine Rolle. Irgendwie denk ich zuviel, aber ohne Lösung. Grübeln eben.
Trotzdem habe ich auch schon Entscheidungen in der Depression getroffen, tiefgreifende sogar. Nie leichtfertig, impulsiv oder spontan. Die habe ich dann auch nie bereut.
Generell bin ich während einer depressiven Episode ständig hin und hergerissen. Was ich im "Normzustand" als reflektiert und besonnen empfinde, entwickelt sich in der Depression zum nervigen Gedanken Karussell das handlungsunfähig macht.
Slin97
Beiträge: 33
Registriert: 28. Jun 2024, 21:25

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Slin97 »

Schließe mich da @Iwnm an, diese Ambivalenz ist so stark während diesen Phasen, dass ich mir selber mein Wort nicht mehr glauben konnte.
Es werden dann viele Schritte angefangen, aber kein Weg wird zu Ende gegangen. Türen werden zugeschlagen, dann wieder geöffnet. EIn Chaos an Empfindungen, immer damit verbunden die vermeintlich richtige und"perfekte" Lösung zu finden.

Es ist grausam.
Iwnm
Beiträge: 119
Registriert: 26. Jun 2023, 14:03

Re: Fähig mit einer Depression schwere Entscheidungen zu treffen? Was denkt ihr?

Beitrag von Iwnm »

Slin97 hat geschrieben: 2. Jul 2024, 12:23 Schließe mich da @Iwnm an, diese Ambivalenz ist so stark während diesen Phasen, dass ich mir selber mein Wort nicht mehr glauben konnte.
Es werden dann viele Schritte angefangen, aber kein Weg wird zu Ende gegangen. Türen werden zugeschlagen, dann wieder geöffnet. EIn Chaos an Empfindungen, immer damit verbunden die vermeintlich richtige und"perfekte" Lösung zu finden.

Es ist grausam.
Besonders wenn man den Unterschied kennt weil man sonst entscheidungsfreudiger ist und sich aktiv und selbstwirksam und nicht passiv und handlungsunfähig erlebt.

Leider sind Menschen rar gesät, die einem nicht sofort mit Lösungen und vermeintlich richtigen Wegen zur Seite stehen, sondern sich die Mühe geben zuzuhören, die Anspannung mit einem zu ertragen und einem dabei helfen die eigenen Antworten zu finden. An perfekte Antworten und Lösungen glaube ich nicht. Im Endeffekt ist für mich die größte Hürde, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Aber wenn ich das erstmal geschafft habe, schau ich nicht zurück. Ich kann ja gar nicht wissen, wie mein Weg verlaufen wäre, hätte ich mich anders entschieden.
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