Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Annettegehring
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Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Annettegehring »

Hallo alle zusammen,

da ich selbst diese Erfahrung nicht gemacht habe, derzeit aber an einem Projekt zu diesem Thema arbeite, möchte ich Euch um Eure Rückmeldung bitten:

Wie lange dauerte es bis ein Therapeut/Therapieplatz gefunden wurde?
Wie habt ihr die Zeit bis dahin überbrückt bzw. überhaupt überstanden?

Was war hilfreich bei der Suche und
was überhaupt nicht?

Welch Aspekte an dem Thema übersehe ich gerade?

LG
Annette
FönX
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von FönX »

Hallo Annette,

Wartezeiten können extrem nerven. 2008 hatte ich mich im März in Bad Bramstedt angemeldet. Am 1.8. das Vorgespräch mit der Oberärztin (für ein Gespräch 240km gefahren!), am 1.10.2008 war die stationäre Aufnahme.

Im letzten Jahr mit der ambulanten Therapie ging es deutlich schneller. Ich bekam eine direkte Empfehlung von meinem Psychiater, und die erste probatorische Sitzung war nur wenige Wochen später. Mit der Therapeutin bin ich auch zufrieden.

Zwischen den "richtigen" Therapien, also in einer nervigen Wartezeit, kann ich in einer gemeinnützigen Einrichtung (vergleichbar mit pro-familia) psychologische Beratung in Anspruch nehmen. Die zahle ich selbst, und da wir bei der ARGE noch etwas aufstocken, kostet mich die Sitzung 7,-€, also erträglich. Die dortige Psychologin (es gibt dort mehrere) ist für mich immer die selbe, so dass mehrere Sitzungen einen ziemlichen Therapiewert erhalten. Zumindest werde ich da einiges los und kann schon mal anfangen aufzuarbeiten.

Liebe Grüße
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Jessi1980
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Jessi1980 »

Hallo Sangmo,

ich habe recht schnell einen Platz bekommen und das bei beiden Therapeuten. Du kannst Dir von der Krankenkasse eine Liste schicken lassen und einfach allen Therapeuten auf Band sprechen, die für Dich in Frage kommen. Oder Du gehst auf die Seite "Psychotherapeutenkammer. de", wählst dann über "für Patienten und Ratsuchende" den Suchdienst aus.

Viel Erfolg!
Salvatore
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Salvatore »

Hallo Annette,

ich hatte bis zur Aufnahme in eine psychiatrische Tagesklinik drei Monate Wartezeit.
Die Aufnahme in eine Akutklinik ging sofort (klar) und nun warte ich seit zwei Monaten auf einen Platz in einer psychosomatischen Klinik und werde noch weitere vier Monate warten müssen.

Wartezeiten sind schlimm, weil sie die Krankheitsdauer über Gebühr in die Länge ziehen...
Ich habe ein stabiles soziales Umfeld, das mir eine sehr große Hilfe ist - ich weiß nicht, wie ich es ohne schaffen würde.

Lg, Salvatore
Blog: http://www.oddyssee.de
Instagram: Oddysee@meine_oddyssee
Annettegehring
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Annettegehring »


danke für die antworten!
Um kurz noch einem
Missverständnis vorzubeugen, ich selbst suche nicht, sondern mir geht es darum, Informationen für ein Projekt zu sammeln.

LG
Annette
heikeg
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von heikeg »

Hallo Annette,

bei der ersten Therapeutensuche stand ich wie jeder Andere vor dem immer gleichen Problem. Die Aussage von Allen:

"Therapielist voll" oder "Erst in einem halben und einem Jahr ein Platz frei".

So wie ich das nicht nur hier gelesen habe, ist es ein Standard, diese Antworten zu geben, die natürlich mich ganz schön enttäuscht hat. Vor allem, ich bekam eine Liste in die Hand gedrückt und sollte sie abtelefonieren, aber niemand hat vorher gesagt, was so normalerweise als Antworten kommen wird.

Bei dem nächsten Anlauf bekam ich von einem Insider (selbst Therapeut) einen guten und hilfreichen Tipp:

"Telefoniere deine Liste jede Woche wieder durch und mach bei jedem Mal deutlich, dass es für dich sehr wichtig ist. Dann wirst du in 4-6 Wochen einen ersten Kennlerntermin haben"

Tja, es hat funktioniert, hatte sogar gleich 3 verschiedene Psychotherapeuten zur Auswahl und bei allen ein Kennlerntermin.

Ich kann dies also nur empfehlen.

Viele Grüße Heike
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unipolar depressiv seit 2002
Zarra
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Zarra »

Hallo Annette,

Wartezeiten für stationäre Therapien können meiner Erfahrung und meines Wissens nach sehr unterschiedlich sein, die Genehmigungszeit mal außen vor gelassen (was für Betroffene dann ja aber nicht so ist): wenige Wochen bis hin zu vielen Monaten.

Weniger erwartet hatte ich, daß es bei einer Tagesklinik, bei der ich mal nachfragte, genauso war: Wartezeit bis zum Vorgespräch ca. 2 Monate, bis zur Aufnahme dann wohl ggf. nochmals 1 Monat.

Noch schlimmer finde ich den ambulanten Bereich, weil da ja eigentlich viel abgefangen werden könnte, bevor die Dinge immer schlimmer und schlimmer werden. Ich kenne als hauptsächliche Standardantwort: "Wartezeit: 1 Jahr". Zunehmend werden wohl auch keine Wartelisten mehr geführt. Das "Hinterhertelefonieren", um die Therapiemotivation zu beweisen, finde ich bei Depression (ich finde es da oft superschwer, den Telefonhörer in die Hand zu kriegen) plus Berufstätigkeit unpraktikabel - wer kann zu bestimmten Telefonzeiten von Therapeuten "entspannt" von seinem Arbeitsplatz aus telefonieren (schließlich will man keinen Friseurtermin ausmachen)?!? ... außerdem kam ich mir immer vor, als müßte ich mich als "tolle Patientin" präsentieren, um eine Chance zu haben. - Ach ja, irgendwann habe ich keine Frauen mehr angerufen (obwohl es bei einem Mann auch passieren könnte!!), weil ich die Rückfrage, ob ich vormittags um 10 h könnte, nicht mehr hören konnte - ich hatte mehrfach hintereinander Therapeutinnen am Telefon, die nur vormittags arbeiteten (von ihrer Sicht her sehr verständlich, doch es soll auch noch ganztags berufstätige Menschen geben, die trotzdem behandlungsbedürftig sind).

Meinen jetzigen - und ersten mich weiterbringenden - Therapeuten habe ich übrigens so gefunden, wie das nicht laufen sollte: Ich hatte mich nicht von der Warteliste abgemeldet (weil sich so viele nie mehr bei mir gemeldet haben; auf AB-Angaben nicht zurückgerufen haben; da hatte dann einfach der Frust gegenüber der Anständigkeit gesiegt), warum er und nicht seine Kollegin, die mir damals empfohlen worden war, nach einem Jahr sich meldete, weiß ich nicht; ich hatte inzwischen eine andere Therapie wieder abgebrochen - jene Therapeutin hatte ich mit der Angabe der vorherigen Klinik wohl etwas "weichgeklopft" gehabt. Es scheint gut zu sein, wenn man sich auf die Empfehlung eines Arztes oder einer Klinik berufen kann, doch die "ordentlichen" sagen da meistens nichts, sondern drücken einem nur eine Liste in die Hand.

... für mich ist es auch nach Jahren (und obwohl für mich momentan alles halbwegs geregelt ist) ein FRUSTTHEMA PUR, fast oder wirklich traumatisierend und meine psychischen Probleme verstärkend.

Überstehen: Meine erste Wartezeit hatte ich wohl mit ganz viel (Psycho-)Bücherlesen überbrückt; ... hilft halt nicht wirklich. - Selbsthilfegruppen: Gut, wenn man eine passende Gruppe (örtlich, zeitlich, persönlich; ... ist eben in keinster Weise so einfach, wie es klingt) findet und die gut läuft. Doch eigentlich braucht man ja erst mal anderes, und eine Selbsthilfegruppe wäre nur zusätzlich (!) gut, kann das ggf. Akute und Grundlegende ja gar nicht auffangen.

Zarra
Annettegehring
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Annettegehring »


danke allen!

Es wird etwas daraus entstehen, das auch wieder helfen wird die Situation von uns Depressions betroffenen zu bessern.

Lg
Annette
pero
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von pero »

Ich finde das wir hier etwas zu positiv dargestellt.

Also ich habe 9 Therapeuten durchtelefoniert nachdem ich AU wurde. Das erste Erstgespräch war nach 4 Wochen, das 2. und 3. nach 6 Wochen. Die anderen 6 Therapeuten haben entweder nicht geantwortet (2) oder gleich eine Therapie abgelehnt weil sie in absehbarer Zeit keinen Therapieplatz haben.
Eine generelle Aussage war das ein Therapieplatz in ca. 5-6 Monaten zur Verfügung stehen könnte.

Bei Fachärzten (Neurologen/Psychiater) sieht es nicht viel anders aus. Wartezeiten für einen Termin durchgängig 6-8 Wochen.

Dabei sprechen wir nicht von einer Vorsorge Untersuchung, wir sprechen von Patienten die am Boden liegen, kaum die Kraft finden überhaupt zum Telefon zu greifen. Menschen die sich in einer echten Krisensituation befinden.
In den letzten Jahren ist die Zahl der Suizide gesunken, sind "nur" noch ca. 8000 Menschen in Deutschland die für sich keine Chance für sich mehr sehen.
Dazu kommen noch unzählige Suizid-Versuche, da wird von Zahlen im Bereich von 150.000 gesprochen.

Ich habe jetzt einen Therapeuten gefunden der aber keine Kassenzulassung bekommt weil in Lübeck die Versorgungsrate mit Therapeuten angeblich bei 168 % liegt.
Es ist also normal und gewollt das man 6 Monate ohne Hilfe da steht.

Leben wir nicht in einer schönen monetären Bananenrepublik?


lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Andreas01

Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Andreas01 »

Hallo,
habe auch die Erfahrung gemacht das die Wartelisten eine Länge bis zu 8-10 Monaten aufwiesen. Deshalb war ich froh als ich nach zahlosen Anrufen sich ein Therapeut zurückmeldete und mir innerhalb von zwei Wochen einen Therapieplatz anbot, den ich auch annahm, sich aber schlussendlich als eine meiner schlechtesten Entscheidungen meines Lebens herausstellte. Habe später in der Selbshilfegruppe dann auch erfahren, dass dieser Therapeut nie längere Wartezeiten hat, weswegen auch immer.

Gruß
Andreas
Annettegehring
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Annettegehring »

Pero, wo ist etwas zu positiv dargestellt?

Bislang lese ich nur von qualvoll langen Wartezeiten?
Oder meinst du, dass ich mal wieder zu optimistisch bin, was die Möglichkeiten betrifft, dass dem Problem Abhilfe geschaffen werden kann.
Aber dafür gibt es eben dieses Forum und es gibt die DDL.
Im Moment geht es darum eine Struktur zu schaffen, dass nicht jeder einzeln vor sich hinleidet, sondern Wege gefunden werden auf die Themen, die uns alle betreffen aufmerksam zu machen.

Ich bin teilweise "kryptisch" werde mal rückfragen, in wie weit ich erzählen kann worum es genau geht.
Auch wie die Mitgliederversammlung der DDl am Samsatg war, konnte leider nicht hin, ist zu weit weg von mir, zu wenig Kohle.

LG
Annette
Annettegehring
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Annettegehring »

Hi Andreas,

das Thema wäre auch einen genaueren Blick wert,
wie man das besser "steuern" könnte, dass Therapien nicht ins Gegenteil umschlagen, ich kann da leider auch mithalten.

LG
Annette
pero
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von pero »

Hallo Annette,
>Pero, wo ist etwas zu positiv dargestellt?


Bisher habe ich gelesen das es lange Listen gibt, aber dennoch innerhalb von 3 Monaten ein Therapie- oder Klinikplatz gefunden wurde. Der Tenor ist also "Ja es dauert, aber es geht".
Das meine ich mit zu positiv.

Dabei muss man auch bedenken das diese Forum nicht repräsentativ ist, hier findet man nur diejenigen die Ihre Krankheit angenommen haben und selbst sehr aktiv werden. Das wurde auch noch nicht erwähnt.

Und es wurde auch nicht deutlich geschrieben das einem Depressiven keine aktive Hilfe angeboten wird, er muss sich selbst um einen Therapieplatz kümmern.
Wenn man auf der Straße wegen Kreislaufproblemen zusammenbricht wird man in eine Klink gebracht die einen auch Behandelt.
Wenn man psychisch zusammenbricht bekommt man eine Liste von Therapeuten die man abtelefonieren muss.
Es gibt zwar zahllose Therapeuten Listen, aber im Regelfall landet man auf einem AB und erfährt dann das die Sprechstunde am Mittwoch von 9.00 bis 10.00 Uhr ist. Nur blöde das heute gerade Donnerstag ist, man also wieder 6 Tage warten muss um eine Chance zu haben mit dem Therapeuten zu sprechen.
Nach meiner Erfahrung rufen Therapeuten mit Sprechzeiten nicht zurück. Ebenso wird meist auf eine Email-Anfrage reagiert. "Bitte rufen sie zu meinen Sprechzeiten an." Und dann hört man das derzeit eine Wartezeit von 6 Monaten zu erwarten ist. Und das nachdem man 10 Tage versucht hat den Therapeuten zu erreichen.

Auf ein gebrochenes Bein übertragen wäre das in etwa: "Sie haben ein gebrochenes Bein, die nächste Klink ist in 3 km nach Norden, sie können aber auch 4 km nach Süden gehen. Und nun gehen sie mal los. Und wenn sie dann die Klink erreicht haben müssen sie auch nur noch 3 Monate warten bis sie behandelt werden. Das gerade ein Schneesturm tobt braucht sie dabei nicht zu stören, ich gebe ihnen mal einen Regenschirm und eine Straßenkarte mit auf den Weg..."

Genauso habe ich mich gefühlt und das habe ich hier so nicht gelesen.

Ja, ich bin wütend.
Ich bin wütend darüber das Menschen in so einer Notlage, in der sie sich selbst nicht mehr helfen können, so allein gelassen werden.
Ich bin wütend darüber das Wartezeiten von 6 Monaten von den Kassenärztlichen Vereinigungen als "Überversorgung" gesehen werden.
Ich bin wütend darüber das die KKV's keine Informationen über die Wartezeiten Ihrer Therapeuten haben.
Ich bin wütend darüber diese Situation in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird und in der Politik schon gar nicht.
Die Zahl der AU's aufgrund psychischer Probleme hat alarmierende Werte erreicht, und was passiert?
Auf Arte gibt's dann mal einen Themenabend und das war's.
Wir sprechen hier nicht von kosmetischen Problemen, wir sprechen von den mehr als 8000 Menschen die jedes Jahr keinen Ausweg mehr sehen und sich selbst töten.
Und diese Dramatik habe ich hier bisher nicht gelesen.

lg
pero
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DDL
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von DDL »

Liebe Foris,

ihr habt vielleicht vor einiger Zeit diesen Artikel gelesen: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... erapie.htm
Allein die Posts hier in diesem Thread berichten Anderes. Naturgemäß können für solche Erhebungen immer nur die Therapeuten gefragt werden, wie sollte man auch an die Patienten herankommen. Da kommen wir als DDL dann ins Spiel.

Deshalb bereiten wir gerade ein Projekt vor, um eure Erfahrungen zu erfassen - anonym selbstverständlich. Dasselbe gilt für die Begutachtungsverfahren für die EM-Rente. Für beide Projekte ist Sangmo dabei, die Grundlagen zu erarbeiten, darum hier ihre kryptischen Andeutungen. Laßt uns aber noch ein bißchen Zeit, es laufen so viele Projekte bei uns parallel, und wir können nur eins nach dem anderen erledigen. Sangmo, dir vielen Dank an dieser Stelle, du machst super Arbeit!

Sonnige Grüße von der DDL
Zarra
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Zarra »

... ich kann mich peros Frust nur anschließen.

Zarra

P.S. 1: ... und ich finde es immer wieder erstaunlich, wie problemlos (!) und zeitnah (!) ich z.B. einen Augenarzt- oder ähnlichen Termin bekomme, und das obwohl nichts dringend ist.

P.S. 2: Zum Durchtelefonieren von Listen: Ein Therapeut sollte ja auch noch halbwegs gut erreichbar sein und man sollte keine halbe Weltreise machen müssen, man will da ja nicht nur zweimal im Jahr erscheinen.
pero
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von pero »

Hallo,
ich noch mal.
> ihr habt vielleicht vor einiger Zeit diesen Artikel gelesen:...

Nach meiner Erfahrung entspricht der Wahrheit.
Innerhalb von 10 Wochen bekommt man ein Erstgespräch.
In diesem Zeitraum habe ich 4 Gespräche bekommen,
ABER zwischen dem Erstgespräch und der Therapie liegen dann 6 Monate.
Und was passiert beim Erstgespräch? Der Hilfesuchende schildert seine Situation, er und der Therapeut prüfen ob eine Basis für eine gemeinsame Arbeit vorhanden ist und das war es dann. Das ist noch keine Hilfe, das ist nur eine Klärung ob Therapeut und Patient zusammenpassen.
Übertragen stellt man Fest: Ja, das Bein ist gebrochen und der Therapeut hat eine Therapie die dazu passt. Begonnen wird die Therapie dann aber erst in 6 Monaten.
Das steht nicht in dem Artikel, das wissen auch nur betroffene. Spricht nicht gerade für den Autoren diesen wichtigen Faktor nicht zu erwähnen.

Und dabei wäre es für die KKV's sehr einfach sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen, WENN SIE ES DEN WOLLTEN.
Alle Vertragsbehandler machen vierteljährlich Ihre Abrechnung. Dort müsste man nur 2 Fragen hinzufügen:
1. Wann haben sie derzeit den nächsten freien Termin für ein Erstgespräch?
2. Wann haben sie voraussichtlich einen freien Therapieplatz?

Aber ich bin mir sicher warum das nicht gemacht wird. Damit kann man kein Geld verdienen, das würde nur die eigenen Versäumnisse aufzeigen.
Und solange die Vertretung der Kassenärzte etwas zu sagen hat wird sich daran nichts ändern.

Und Geduld, ja die muss man haben. Und dabei sollte man tunlichst verdrängen das sich jeden Tag (im Durchschnitt) 20 Menschen in Deutschland das Leben nehmen.

Ehrlich gesagt fällt mir das schwer, ich kenne die Hilflosigkeit aus persönlicher Erfahrung.
Darum bin ich auch so wütend.

lg
pero
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DDL
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von DDL »

>>>ABER zwischen dem Erstgespräch und der Therapie liegen dann 6 Monate.<<<
Hallo Pero, genau darum geht es ja. Diese Zahlen werden schon stimmen, aber wie du erkannt hast, ist die Aussagekraft eher gering. Darum werden wir ja jetzt aktiv und wollen es besser machen, und wir sind wirklich gespannt, was dabei herauskommt.

Viele Grüße

die DDL
Regenwolke
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Regenwolke »

Meine Erfahrungen sind gemischt.

Katastrophal wars bei der Tagesklinik - da gibts hier in der Gegend viel zu wenig Plätze. Bevor man ein Vorgespräch vereinbaren kann, muß man zu einem Informations-Termin gehen, der aber nur alle paar Wochen stattfindet. Ich habe zweieinhalb Monate auf den Infotermin gewartet und dann nochmal drei Wochen auf das Vorgespräch. Von da ab zählte dann die "offizielle Wartezeit", die mir mit zwei bis drei Monaten angegeben wurde, es wurden dann aber vier.
Vom ersten Anruf bis zur Aufnahme waren dann locker mal sieben Monate vergangen...

Vor einigen Jahren war ich stationär in einer psychosomatischen Klinik, da habe ich als "dringende Aufnahme" etwa drei Monate warten müssen und konnte wegen der Dringlichkeit nicht auf die Station, die eigentlich die passendste gewesen wäre, denn die Wartezeit dort betrug 6-9 Monate. Ein Freund, der etwas später dort war, wartete 1 Jahr!

Bei Therapien habe ich Unterschiedliches erlebt. Ich habe schon einmal eine Therapeutensuche frustriert aufgegeben, weil ich entweder mindestens ein halbes Jahr hätte warten müssen, mir die meisten Therapeuten aber sogar sagten, sie würden in absehbarer Zeit niemanden mehr auf die Warteliste nehmen, da sei alles dicht.

Ein Jahr später hatte ich aufgrund eines belastenden Erlebnisses eine akute Belastungsreaktion und sehr dringenden Therapiebedarf. Ich habe mich an eine Traumaambulanz gewandt und hatte sowohl in der Ambulanz selber als auch bei einer von dort vermittelten Therapeutin kurzfristig ein Vorgespräch und hätte dort jeweils innerhalb von einigen Wochen eine Therapie beginnen können.

Bei beiden Therapeutinnen paßte es jedoch für mich nicht und ich rief eine an, die ich von der Telefonaktion ein Jahr vorher in angenehmer Erinnerung hatte. Da hatte ich dann viel Glück, sie stockte gerade ihre Stunden auf und ich konnte zwei Wochen später zum Vorgspräch hin und im Anschluß, da ich zeitlich flexibel war, die Therapie sofort mit zweiwöchigen Abständen starten. Wöchentliche Termine gingen dann erst etwa ein Vierteljahr später.

Was ich aber von anderen momentan höre, ist das, was viele hier berichten: Mindestens ein halbes Jahr Wartezeit bis zum eigentlichen Beginn der Therapie, oft auch länger.

LG, Wolke
Zarra
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Zarra »

Hallo,

vielleicht nicht für die Masse der Patienten interessant, und auch nur Randprobleme zur eigentlich Frage, aber

- das Geeignetsein von Therapeuten, z.B. bei eher chronischer Depression (wenn eine Depression eher von heute auf morgen oder zumindest beobachtbar schleichend beginnt oder durch ein bestimmtes Ereignis ausgelöst wird, dürfte das - aus meiner Wahrnehmung wohlgemerkt - weniger die Frage sein)

... das erschwert nämlich die Suche ... und man setzt u.U. auf eine Adresse, die sich nachher als der totale Flopp erweist.

- ob Therapeuten bereit sind, einen "ausführlichen" Antrag zu stellen: Wenn ich es richtig mitbekommen habe, haben viele zugelassene Psychotherapeuten mit den Krankenkassen eine Vereinbarung, daß sie für Ersttherapien oder Therapien nach abgelaufener Wartezeit (2 Jahre?) bis zu 25 Stunden nur einen formalen Antrag stellen müssen, keinen individuell begründeten. Das ist gut so und das tun diese dann auch. Meine Erfahrungen am Telefon und auch real waren so, daß viele einen sofort abweisen, wenn man sagt, daß sie einen "ausführlichen" Antrag stellen müßten, weil die Wartezeit noch nicht abgelaufen sei, man abgebrochen habe oder oder. Das hat mit Nicht- oder Schlecht-Bezahlung, mit Aufwand, aber natürlich auch mit (Nicht-)Einsatz für Patienten zu tun und damit, daß Therapeuten sich dies lockerst aussuchen können. In den allerseltensten Fällen dürfte es etwas damit zu tun haben, daß Therapeuten eine weitere Therapie für den Patienten für überflüssig oder ungeeignet halten.

Zarra
pero
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von pero »

Hallo DDL,
okay, ich habe verstanden.
Vielleicht hätte man das in der Eingangsfrage etwas eindeutiger Formulieren können.

Für mich geht es um 5 Fragen.
1. Wie lange braucht man um ein Erstgespräch zu bekommen?
2. Wie viele Kontakte sind dafür notwenig?
3. Wie viele Erstgespräche sind notwendig bis man einen passenden Therapeuten gefunden hat?
und
4. Wie lang ist die Wartezeit zwischen dem Erstgesprächen und dem Therapiebeginn?
5. Wurde die Therapie erfolgreich beendet oder wurde sie erfolglos abgebrochen?

Ich finde es sehr gut das sich jemand an das Problem traut. Ich finde das das Thema Depression in der breiten Öffentlichkeit und besonders in der öffentlichen Politik derzeit nicht präsent genug ist.
Ich gehe mit meiner Erkrankung sehr offensiv um, aber mir geht es dabei (logischerweise) zunächst mal um mich selbst. Daher kann ich Eure Initiative nur unterstützen und bin gespannt was dabei herauskommt.
Wo finde ich darüber mehr Informationen?

lg
pero
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DDL
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von DDL »

Hallo Pero,

du hasts erfaßt

Mehr Infos gibt es momentan noch gar nicht, da noch in Arbeit, aber wenn es fertig ist, melden wir uns hier. Wie schon mal an anderer Stelle erwähnt - wir sind wirklich am ackern und können nur eins nach den anderen erledigen, also bitte noch ein klein wenig Geduld - herzlichen Dank und viele Grüße!

die DDL
Andreas01

Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Andreas01 »

Hallo Anette,
die immer wieder beklagten langen Wartezeiten entstehen durch "Nachfrage" und Angebot.
Das Problem liegt m.M. nicht nur beim "Angebot"
Die hohe Nachfrage entsteht auch weil es mittlerweile fast zu jeden gesundheitlichen Problem den zusätzlichen Ratschlag gibt z.B. "sie sollten vielleicht auch mal dran denken sich in Psychotherpeutische Behandlung zu begeben, schließlich ist es ja nicht verwunderlich, das es ihnen mit ihren
kaputten Bandscheiben auch psychisch nicht gut geht".
Ein Klassiker ist das Mobbing. Das Mobbing-Opfer endlos leiden steht ausser Frage, das Mobbing-Problem behandelt man dann auf der Seite des "Opfers" anstatt auf der Seite der "Täter" einzugreifen.
Da nun mal jede schwerwiegende Erkrankung auch die Psyche beeinflusst ist klar, aber die Folgen einer Erkrankung als dessen Ursache zu erklären kann wohl auch nicht der Weisheit letzter Stein sein.
Ausser mich, kenne ich persönlich drei Leute die an sich nicht psychisch Erkrankt sind, sondern zum Ortopädischen Bereich gehören, diese dann weil sonst nichts mehr greift, dem Neurologischen zugeschrieben werden und schließlich den o.g. Ratschlag bekommen und meist auch folgen. Die Folge: Therapieplätze werden dann den wirklich depressiv Erkrankten durch diese nicht wirklich psychisch erkrankte Klientel weggenommen.
Weiters Problem: Alles (Dienstleistungen / Produkte) was einer sehr großen Nachfrage, gleichgültig ob begründet oder nicht, unterliegt, schwächelt schon mal bei der Qualität. Diejenigen Anbieter die sofort liefern können, bedienen ihre Kundschaft auch mal mit Ware die sonst niemand haben möchte.

Gruß
Andreas
Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Zarra »

Hallo Andreas,

Dein Posting gibt die Kommentare in Medien und vielleicht auch im Bekanntenkreis gut wieder. Soweit stimmt es. Die "gelebte" Realität sieht meines Erachtens anders aus: Die Hemmschwelle zu einer psychotherapeutischen Behandlung - was nicht mit dem reinen Reden über diese potentielle Möglichkeit verwechselt werden sollte - ist meines Erachtens doch recht hoch. Außerdem kann man seine Zeit wirklich angenehmer als in Therapiestunden verbringen (selbst mir fällt da eine Menge ein! ... und sei's die Sauna): Ich glaube (bis auf komische Einzelfälle) nicht, daß jemand sich in psychotherapeutische Behandlung begibt, der nicht Not leidet. -
Außerdem war in den 1990er Jahren, als ich das erste Mal nach einer (krankenkassenbezahlten) psychotherapeutischen Behandlung suchte, zwar manches anders organisiert, mit den Wartezeiten war es aber nicht besser.

Viele Grüße, Zarra
Andreas01

Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von Andreas01 »

@Zarra,
>>>Dein Posting gibt die Kommentare in Medien und vielleicht auch im Bekanntenkreis gut wieder. Soweit stimmt es<<<

sicher, sicher, es stimmt leider auch meine "erlebte" Realität mit den Kommentaren der Medien und den Familien und Bekanntenkreis sowieso, überein, insoweit brauche ich nicht bei anderen abzuschreiben. Ich denke nicht, das seriöse Medienberichte sich auf ein paar "komischen Einzelfällen" stützen.

Gruß
Andreas
pero
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Re: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Wartezeiten auf einen Therapieplatz

Beitrag von pero »

Hallo Andreas,
ich kann Deine Ansicht nicht überhaupt nicht teilen und habe in keinem seriösem Medium einen entsprechenden Bericht gefunden. Stammtischkommentare nehme ich nicht erst. Mir ist auch egal was Deine Bekannten sagen, scheinbar verkehren wir in sehr unterschiedlichen Welten.

Fakt ist jedenfalls das die AU-Zeiten aufgrund psychischer Probleme sich stark vermehrt haben. Dazu gibt es eindeutige Zahlen der KK. Nach wie vor ist es ein Problem über psychische Erkrankungen zu sprechen, daher gehe ich davon aus das sich niemand freiwillig dieses Stigma ohne Not verpassen lässt.

Und dann würde mich mal brennend interessieren wie Du einen Mobbing Täter in eine Therapie bekommen willst?
Eine Mobbing Therapie stärkt den gemoppten, zeigt Wege und gibt Mut sich zu wehren. Es ist auch nichts neues das Mobbing in eine Depression führen kann.
Was gibt Dir also das Recht davon zu sprechen das Mobbing-Opfer keine Therapie brauchen?

An die Täter kommst Du nicht ran ohne zuerst die Opfer zu stärken...

>Diejenigen Anbieter die sofort liefern können, bedienen ihre Kundschaft auch mal mit Ware die sonst niemand haben möchte.

Das ist auch ein undifferenzierte Plattheit. Willst Du damit sagen das man warten muss um wirklich gutes zu bekommen?
Sorry, aber das ist doch wirklich haltlos.

Und ich habe auch bisher von keinem Fall gehört der Bandscheibenprobleme an einen Psychiater überwiesen hat. Allerdings ist es schon lange bekannt und unbestritten das sich psychische Problem auf den Körper auswirken. Daher sollte ein guter Arzt diesen Aspekt auch immer im Hinterkopf haben wenn er keine direkte Erkrankung findet.

Ja, dein Beitrag hat mich wütend gemacht.
Reine Polemik, kein Information....

Das eigentliche Problem ist das die Zahl der Hilfebedürftigen in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, die Zahl der Therapeuten aber auf einem Niveau von vor 20 Jahren eingefroren wurde.

Gruß
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
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