Rückfall??

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Engel37
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Rückfall??

Beitrag von Engel37 »

Hallo,

ich bin neu hier im Forum, verfolge aber schon seit längerer Zeit die Beiträge hier im Forum.

Ich leide seit Ende 2008 Jahren an Depressionen. Ich bin Mutter zweier Kinder, 7 und 3 Jahre alt.

Im Jahre 2009 hatte ich einen 6 wöchigen Klinikaufenthalt. Da ging gar nichts mehr. Ich wog nur noch 47 kg, das war für mich die furchtbarste Zeit überhaupt. Meine kleine Tochter war gerade ein Jahr alt. Meine Kinder nicht bei mir zu haben war die Hölle.

Meine Kinder sind eigentlich meine Rettung. Hätte ich meine Kinder nicht, säße ich nicht mehr hier. Ich bin seit über einem Jahr in Therapie (tiefenpsychologisch). Seit November ohne Medikamente. Es war eigentlich ganz ohne Medikamente ok. Meine Therapeutin kann auch besser mit mir arbeiten, als wenn immer so abgeschottet bin.

Nun geht es mir seit einer Woche zunehmend schlechter. Ich könnte nur noch heulen, habe richtige Heulkrämpfe, empfinde eine unendliche Traurigkeit, bin sehr gereizt und bin nur genervt von mir, von allen, meinem ganzen Leben. Ist dies ein Rückfall?
Das schlimmste ist, das ich nur noch mit meinen Kindern rummeckere, sie anbrülle, ich kann mich selber überhaupt nicht mehr ausstehen. Danach habe ich ein so schlechtes Gewissen, denn sie können doch nichts dafür das es mir schlecht geht! Sie sind mir doch das wichtigste überhaupt! Ich darf diese Ausbrüche nicht an ihnen auslassen! Ich schlage meine Kinder nicht, das könnte ich gar nicht. Aber man kann auch verbal verletzend sein. Ich habe manchmal den Eindruck, das sich meine unendliche Traurigkeit auf sie überträgt und das veranlasst mich ganz oft zu denken, das es ihnen besser gehen würde, wenn ich einfach nicht mehr da wäre. Es tut so weh so zu denken, ich könnte schreien vor Schmerz! Ich kann sie nicht im Stich lassen, aber so zu leben mag ich auch nicht mehr…
Immer wieder aufs neue kämpfen, immer darauf hoffen das alles wieder gut wird.

Ich versuche ja mein Perfektionismus runter zu schrauben. Ich versuche ja ruhiger zu sein und auch mal akzeptieren, wenn mein Körper mir Signale sendet einen Gang zurückzuschalten. Ich versuche ja mehr auf mich und mein Herz zu hören, Dinge nur zu tun, die ich auch wirklich möchte. Ich versuche ja mehr Zeit für mich zu nehmen und mir die Ruhe gönne die ich brauche. Ich versuche ja meine „Meßlatte“ wieder runterzuschrauben und mit weniger zufrieden zu sein…., es sind so viele Dinge.
Doch wo ist das Leben denn geblieben? Ich fühle mich Gefühlstod. Freude kann ich gar nicht empfinden. Schmerz, den spüre ich. Gerade in Bezug auf die Kinder, wenn ich ungerecht bin und sie wegen Kleinigkeiten anschreie.

Im März muß ich wieder arbeiten gehen. Ich habe große Angst davor, den Anforderungen nicht gerecht zu werden. Vielleicht tut es mir ja gut wieder das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden. Dachte ich.
Letzte Woche hatte ich ein Gespräch bei meinem Arbeitgeber. Ich kann nun leider nicht mehr auf meinen Arbeitsplatz zurück, da dieser abgebaut wurde. Ich muß also bei Null anfangen. Neue Arbeit, neue Kollegen…
Ich hatte mit allem gerechnet, doch mir wurde anstatt eines neuen Jobs eine Abfindung angeboten. Ich war völlig schockiert. Naja dachte ich. Dann mache ich jetzt endlich das, was mir Spaß macht, worin ich aufgehe, worum es sich lohnt jeden morgen aufzustehen!
Aber ich bin einfach nicht so stark zu sagen, ich verlasse das Unternehmen. Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt. Aber wirklich zurück möchte ich auch nicht. Das ganze basiert nun nicht mehr auf einem gesunden Fundament. Ich sehe mich dort gar nicht mehr. Ich habe meinen Weg einfach noch nicht gefunden. Ich habe MICH ja noch nicht mal gefunden.

Ich kann einfach nicht mehr. Ich springe von einem Gleis zum nächsten und weiß gar nicht mehr, was ich eigentlich will. Am liebsten würde ich mein Kopf abschalten, einfach nichts mehr hören, sehen, denken.

Von meinem Mann habe ich mich total entfernt. Er ist so lieb u. verständnisvoll. Ich denke ganz oft, dass er das alles nicht verdient hat. Ich glaube ich könnte ihm noch nicht mal böse sein, wenn er mich verlässt. Ich kann ihm aber gar nichts zurück geben. Noch nicht einmal in den Arm kann ich ihn nehmen. Mir ist alles zuviel. Er tut mir so leid, aber ich kann nicht aus meiner Haut. Ich weiß noch nicht mal mehr, ob ich ihn liebe. Ich empfinde gar nichts. Das ist doch alles nicht normal.
Wieviel hält eine Ehe aus? Beide Kinder waren Schreikinder. 6 und 7 Monate lang. Tag und Nacht. Dann hatte ich eine Fehlgeburt. Dann die schwierige, dritte Schwangerschaft. Dann der Tod meiner geliebten Schwiegermutter, dann fing es mit den Depressionen an und seit dem läuft unsere Ehe irgendwie. Soll es das schon gewesen sein?

Ich weiß nicht ob dies ein starker Rückfall ist oder ob ich einfach zurzeit nur „emfindlich“ bin weil ich nicht weiß, was kommen wird. Mit dem Job das ist noch nicht geklärt und ich weiß so gar nicht, ob ich dem allem überhaupt gewachsen bin. Ich komme ja mit mir kaum klar. Was soll ich denn nur machen? Die Hoffnungslosigkeit, die Traurigkeit…., alles scheint wieder überhand zu nehmen. Das schlimme ist, ich kann nichts steuern. Ich kann einfach nichts steuern….

Entschuldigt die länge des Beitrags, er ist länger geworden als ich wollte.
Was mich ein wenig tröstet ist, das es da draußen noch viele andere Menschen gibt, die genauso empfinden. Fühlt euch alle umarmt!

Alles liebe,
Engel37
Rosenkranz
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Re: Rückfall??

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo liebes engelchen

erst einmal ganz herzlich willkommen hier, es hört sich alles sehr traurig an was du schreibst, laß dich erstmal ganz lieb drücken, du bist nicht alleine hier. Ich bin zwar kein arzt, aber ich denke schon, daß du in einer tiefen depression steckst und würde dir unbedingt raten zum arzt zu gehen und sagen wie schlecht es dir geht, vielleicht helfen dir erst einmal medikamente, aber vielleicht wäre ein klinikaufenthalt auch besser für dich, obwohl ich eigentlich das immer als letzte möglichkeit in betracht ziehe. meine kinder sind zwar jetzt erwachsen, aber als sie in der 2. Klasse waren habe ich ähnliches durchgemacht, wie du jetzt gerade. ich habe meine kinder auch nur noch angeschriehn und wußte doch daß sie nichts dafür können, die gefühllosigkeit und völlige hilflosigkeit. Ich hatte zwar mit 17 das erste mal depris mit langen klinikaufenthalt, was aber heißt depressiv zu sein habe ich erst so richtig begriffen als ich damals krank war. ich habe mir endlose vorwürfe gemacht, bin erst zum arzt gegangen als ich schon fast mit allem angeschlossen hatte keiner kam mehr an mich heran. laß es bitte nicht erst so weit kommen, denn deine kinder brauchen dich, vor allem brauchen sie dich gesund, denn sie spüren ganz genau wenn es dir nicht gut geht auch wenn sie noch so klein sind. habe damals versucht zuerst mit medis, aber dann habe ich regelrecht um einweisung gebeten, weil ich das meiner familie nicht mehr zumuten konnte und mir auch nicht, auch meiner sicherheit wegen, und ich bin froh gewesen, daß ich mich damals dafür entschieden habe, dein mann schafft das auch und wie du schreibst ist es ein ganz lieber, auch er würde sich freuen, wenn es dir wieder besser geht.

ich weiß nicht was ich dir in bezug auf die arbeit raten sollte, als erstes solltest du dich krank melden. ich weiß auch nicht ob sie dir kündigen können deswegen, vorallem würde ich nicht selber kündigen, schon wegen alg, solange du noch keine andere arbeit hast, aber selbst für eine neue arbeit brauchst du viel kraft, ich kann nicht einschätzen ob du die jetzt wirklich hast, wenn ich dich richtig verstanden habe eher nicht. Was die arbeit betrifft würde ich mich auch von irgendwem beraten lassen, was rechtens ist und was nicht. ich weiß aber das du zwar anspruch hast auf einen arbeitsplatz, aber eben nicht auf deinen bisherigen.

da du, verstehe das jetzt nicht falsch, noch nicht so lange depressionen hattest und auch ohne medis zurechtgekommen bist, denke ich, daß du gute chancen hast, wieder gesund zu werden, zumindestens über einen längeren zeitraum, dann wirst du auch wieder freude am leben und deiner familie haben.

ich wünsche dir alles gute
rosalie
Engel37
Beiträge: 9
Registriert: 24. Feb 2011, 10:54

Re: Rückfall??

Beitrag von Engel37 »

Liebe Rosalie,
als ich deine Zeilen gelesen habe konnte ich nur noch weinen. Es tut sogut verstanden zu werden.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob das arbeiten mir gut tun wird. Mein Arbeitgeber weiß nichts von meinen Depressionen. Ich möchte auch nicht, das er dies erfährt.

Ich hatte schon mal an einen erneuten Klinikaufenthalt gedacht. Doch weißt du, die Kinder sind doch noch so klein, jetzt fange ich wieder an zu heulen...
Die kleine gewöhnt sich gerade an den Kindergarten, der große hat Probleme in der ersten Klasse. Ich kann einfach nicht. Ich weiß, das wenn ich da durch bin es mir vielleicht wieder besser gehen wird. Aber ersteinmal werde ich längere Zeit nicht da sein. Ich denke allerdings auch, das sie spüren, das es mir nicht gut geht. Ich bin ja in Therapie und mein Arzt wollte mir erneut Medikamente zur Unterstützung geben. Meine Therapeutin möchte das aber eher nicht. Der eine sagt so, der andere so. Ich weiß selber nicht, was richtig ist.

Ich werde mir das mit der Klinik noch mal durch den Kopf gehen lassen. Ich danke dir sehr für deine sehr lieben Worte und drücke dich von hieraus ganz feste!

Ganz liebe Grüße,
Engel37
Antiope
Beiträge: 1695
Registriert: 10. Jan 2011, 21:38

Re: Rückfall??

Beitrag von Antiope »

Sei willkommen, Engel,

es ist gut, dass Du hier angekommen bist.

Deine verzweifelte Frage: Rückfall oder nicht?
würde ich mit klarem "Ja!" beantworten.

Du kannst nicht mehr.
Du bist so traurig, dass es unsagbar ist.
Du bist endlos hoffnungslos.
Du bist endlos reizbar und kannst es nicht mehr steuern.
Deine Gefühle sind weg.
Du spürst nichts mehr.
Auch Deine Liebe für Deinen Partner ist weg.
Du denkst an Tod.

Alles Punkte, die für einen Absturz sprechen. Bitte schaue, dass Du schnell Hilfe bekommst!

Ich denke, es ist auch für beide Kinder einfacher, wenn Du jetzt nach Dir schaust. Vielleicht hat auch deshalb das Große Probleme, weil es merkt, wie schlecht es der Mama geht und sich nicht auf den Unterricht konzentrieren kann.

Arbeiten ist wirklich nicht gut. Du musst Dich da mit so viel auseinandersetzen und hast nun doch nicht die Energie dazu. Schlussendlich würde es Dich den Arbeitsplatz kosten. Wenn Du jetzt krank bist und wieder Deine Kräfte sammelst, so wie es Dir möglich ist, dann kannst Du dich auch besser mit den Veränderungen am Arbeitsplatz auseinandersetzen. Es ist immer eine Belastung, wieder neu einzusteigen. Immer.

Kannst Du gleich morgen früh zum Arzt gehen? Es geht einfach auch darum, mit den Medikamenten wieder zu versuchen, es aufzufangen.
Bitte tu etwas für Dich !
Rosenkranz
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Re: Rückfall??

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo lieber engel

erst mal zum arbeiten gehen allgemein, also wie es mir damals ging, ich wollte auf jeden fall wieder arbeiten gehen, nur den ganzen tag zu Hause und für die kinder da sein, wäre nicht die erfüllung für mich gewesen, ich glaube das es dir da ähnlich geht. da wäre mir die decke auf den kopf gefallen, ich wollte beides für die kinder da sein, aber auch für mein selbstwertgefühl etwas tun, mal vom finanziellen ganz abgesehen, ich weiß nicht aus welcher region du kommst, da ich aus den neuen bundesländern komme, waren meist sowieso beide arbeiten.

ich kann dich sehr gut verstehen, daß du deine kinder nicht alleine lassen willst,
aber gerade deshalb ist es wichtig das du schnell wieder gesund wirst. bei mir waren es damals 5 Wochen. Auch meine kinder hatten damals schwierigkeiten in der schule, trotzdem ich viel mit ihnen gelernt habe, hab vor wenigen tagen gelesen, das alles nichts nützt, wenn du das nicht mit liebe tun kannst. und lieben konnte ich damals auch nicht mehr, aber das ist eben die krankheit, ich habs erst begriffen als es schon fast zu spät war.

es ist natürlich schlecht, wenn dein arzt so sagt und deine therapeutin das nicht will, aber wenn ich das so lese was du schreibst, denke ich geht es dir sehr schlecht und da bin ich der meinung das der arzt das besser einschätzen kann und weiß wie er dich behandeln muss, ich weiß natürlich das das bei einer depression schwer ist. die therap. sollte aber das auch erkennen, ist aber nur meine meinung ich will nicht über sie richten, da ich sie nicht kenne. aber tue unbedingt jetzt etwas, ich finde es ja schon toll das du hierhergefunden hast und dich selber schon sehr gut erkannt hast, aber wir sind eben nur betroffene. was du brauchst ist aber unbedingt ein mediziner. das heißt aber nicht das du hier nicht mehr schreiben sollst, ganz im gegenteil, es hilft eben auch verstanden zu werden, und das können wahrscheinlich betroffene am besten.

alles gute rosalie
Engel37
Beiträge: 9
Registriert: 24. Feb 2011, 10:54

Re: Rückfall??

Beitrag von Engel37 »

Vielen Dank Antiope und Rosalie für eure Meinungen.

Jetzt liege ich auch noch mit Grippe im Bett und alles schaut noch dusterer aus. Ich werde aber zu meinem Arzt gehen.
Er soll mir dann eine geringe Dosis verschreiben, vielleicht reicht das ja schon aus.

Antiope, du hast mir die Sympthome nochmal vor Augen geführt. Eigentlich weiß ich sie ja, wie jeder nach einer gewissen Zeit, der mit dieser Krankheit zu tun hat. Aber Unsicher ist man immer noch. Daher sehe ich nun auch selber, das ich mich wieder auf den Abstieg befinde.

Ich danke euch...
ghm
Beiträge: 1665
Registriert: 25. Dez 2010, 12:38

Re: Rückfall??

Beitrag von ghm »

Hallo Engel,

wie wäre es wenn Du mit dem Arzt über eine Mutter/Kind Kur redest?

Die Kleine ist aufgehoben, vielleicht haben die auch jemanden, der sich um den größeren kümmert und mit ihm die Schulprobelme, mal "von Aussen", angeht und Du kannst ein wenig zu Dir kommen.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Rosenkranz
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Re: Rückfall??

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo engel

geht es dir wieder ein bißchen besser. konntest du dich überwinden einen arzt aufzusuchen und eine möglichkeit für dich und deine Familie (kinder) finden, damit du wieder stark genug wirst, aus der depression zu kommen und eine "glückliche"
mutter für deine kinder sein kann, würde ich mir sehr wünschen für dich.

liebe grüße Rosalie
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