Erwachsene Scheidungskinder und Trauer
Verfasst: 5. Feb 2011, 22:59
Hallo,
heute hat es mich wieder gepackt. Ich weiß nicht ob das jetzt genau hier rein paßt, aber mich macht etwas mit zunehmendem Alter immer mehr traurig. Das ist so brutal. Ich dachte, es würde mit der Zeit besser, aber es wird schlimmer. Erst im Erwachsenen Alter kommt alles erst richtig raus. Und scheinbar bin ich nicht die Einzige, wie ich in der Übersicht eines Buches - einer Langzeitstudie über Erwachsene Scheidungskinder - lesen konnte, der es so geht. Es ist ja schon schlimm genug, wenn man um tote Menschen trauern muß, aber wie soll man das ins Gehirn kriegen, wenn man jemanden betrauern muß, der eigentlich noch lebt???!!! Das ganze ist jetzt 24 Jahre her, meine Mutter trennte sich diesmal mal von einem anderen Mann (nicht mein Vater!). Bei der 1.Scheidung von meinem Vater war ich 3 1/2 Jahre alt. Jetzt bei der Trennung war ich 10 Jahre. Für mich war er mein "Papa", obwohl ich meinen Vater - weit weg wohnend -auch noch hatte, aber der hier war mein "Papa" und sein Sohn eben mein "Bruder". Durch die Trennung war der Kontakt zu denen beiden auch fast erloschen. Damals hatte ich noch weniger Probleme damit, aber als sich keine neue Familie bzw. eine neue seelisch zerstörende Familie bildete, habe ich begonnen, diese zu vermissen. Ich sehe sie auch heute, als meine einzige Familie an. Ich habe Heimweh, nach zwei Heimatorten, das ist genauso brutal. Meine ganzen Freunde habe ich schlagartig, durch einen Rückzug in meine Geburtsstadt verloren und auch nie wieder so viele gefunden. Diese 6 Jahre waren meine glücklichsten in meinem ganzen Leben. Wir haben die Gegend und unsere Nachbarin noch ein paar mal besucht. Im Jahr 2004 sah ich nach 18 Jahren durch den Geburtstag unserer ehem. Nachbarin bedingt, meinen damaligen "Bruder" wieder. Seinen Vater sah ich zwischendurch bei kurzen Besuchen. Meine Mutter hat wieder geheiratet, ich habe heute "gefühlt" gar keine Familie mehr. Ihr jetziger Mann hat sich's bei mir versaut und mit ihr bricht der Kontakt immer wieder ab. Wir hatten jetzt 1 Jahr Sendepause. Rückwirkend betrachtet, kommt es mir so vor, als wenn mein leiblicher Vater nach links geheiratet hat, meine Mutter nach rechts, zurück geblieben in der Mitte, bin ich. In mir ist irgendwie immer mehr Trauer. Und je älter ich werde, desto schlimmer wird es. Ich kriege es nicht in den Kopf, das macht mich manchmal so fertig, mit Jemandem keinen Kontakt mehr zu haben, nur weil es nicht der leibliche Vater und sein Sohn eben nicht der richtige Bruder ist. Das macht mich traurig, sauer und wütend zugleich. Mit meiner Mutter brauche ich sowas nicht besprechen, seelisches Zeug versteht sie nicht. Wenn meine Stiefschwester aber was erzählt, dann versteht sie es. Meine Stiefschwester hat den Volltreffer gelandet - eben eine Ersatzmutter - gefunden, wie ich einen Ersatzpapa in dem vorigen Freund meiner Mutter hatte. Sie werden schon fast wie Freundinnen. Eifersüchtig bin ich darauf nicht, nein, nur noch einmal mehr traurig. Ich komme aus dem Trauern schon gar nicht mehr raus, weil ich nicht mehr weiß was ich zuerst betrauern soll. Es wäre schön zu lesen, was ihr für Erfahrungen gemacht habt zum Thema "Familie", "Trennungen","Familienlos", "Keine Lieben mit denen man Feste feiert","Familienersatz" und wie ihr damit umgegangen seid.
Viele Grüße,
Christin
heute hat es mich wieder gepackt. Ich weiß nicht ob das jetzt genau hier rein paßt, aber mich macht etwas mit zunehmendem Alter immer mehr traurig. Das ist so brutal. Ich dachte, es würde mit der Zeit besser, aber es wird schlimmer. Erst im Erwachsenen Alter kommt alles erst richtig raus. Und scheinbar bin ich nicht die Einzige, wie ich in der Übersicht eines Buches - einer Langzeitstudie über Erwachsene Scheidungskinder - lesen konnte, der es so geht. Es ist ja schon schlimm genug, wenn man um tote Menschen trauern muß, aber wie soll man das ins Gehirn kriegen, wenn man jemanden betrauern muß, der eigentlich noch lebt???!!! Das ganze ist jetzt 24 Jahre her, meine Mutter trennte sich diesmal mal von einem anderen Mann (nicht mein Vater!). Bei der 1.Scheidung von meinem Vater war ich 3 1/2 Jahre alt. Jetzt bei der Trennung war ich 10 Jahre. Für mich war er mein "Papa", obwohl ich meinen Vater - weit weg wohnend -auch noch hatte, aber der hier war mein "Papa" und sein Sohn eben mein "Bruder". Durch die Trennung war der Kontakt zu denen beiden auch fast erloschen. Damals hatte ich noch weniger Probleme damit, aber als sich keine neue Familie bzw. eine neue seelisch zerstörende Familie bildete, habe ich begonnen, diese zu vermissen. Ich sehe sie auch heute, als meine einzige Familie an. Ich habe Heimweh, nach zwei Heimatorten, das ist genauso brutal. Meine ganzen Freunde habe ich schlagartig, durch einen Rückzug in meine Geburtsstadt verloren und auch nie wieder so viele gefunden. Diese 6 Jahre waren meine glücklichsten in meinem ganzen Leben. Wir haben die Gegend und unsere Nachbarin noch ein paar mal besucht. Im Jahr 2004 sah ich nach 18 Jahren durch den Geburtstag unserer ehem. Nachbarin bedingt, meinen damaligen "Bruder" wieder. Seinen Vater sah ich zwischendurch bei kurzen Besuchen. Meine Mutter hat wieder geheiratet, ich habe heute "gefühlt" gar keine Familie mehr. Ihr jetziger Mann hat sich's bei mir versaut und mit ihr bricht der Kontakt immer wieder ab. Wir hatten jetzt 1 Jahr Sendepause. Rückwirkend betrachtet, kommt es mir so vor, als wenn mein leiblicher Vater nach links geheiratet hat, meine Mutter nach rechts, zurück geblieben in der Mitte, bin ich. In mir ist irgendwie immer mehr Trauer. Und je älter ich werde, desto schlimmer wird es. Ich kriege es nicht in den Kopf, das macht mich manchmal so fertig, mit Jemandem keinen Kontakt mehr zu haben, nur weil es nicht der leibliche Vater und sein Sohn eben nicht der richtige Bruder ist. Das macht mich traurig, sauer und wütend zugleich. Mit meiner Mutter brauche ich sowas nicht besprechen, seelisches Zeug versteht sie nicht. Wenn meine Stiefschwester aber was erzählt, dann versteht sie es. Meine Stiefschwester hat den Volltreffer gelandet - eben eine Ersatzmutter - gefunden, wie ich einen Ersatzpapa in dem vorigen Freund meiner Mutter hatte. Sie werden schon fast wie Freundinnen. Eifersüchtig bin ich darauf nicht, nein, nur noch einmal mehr traurig. Ich komme aus dem Trauern schon gar nicht mehr raus, weil ich nicht mehr weiß was ich zuerst betrauern soll. Es wäre schön zu lesen, was ihr für Erfahrungen gemacht habt zum Thema "Familie", "Trennungen","Familienlos", "Keine Lieben mit denen man Feste feiert","Familienersatz" und wie ihr damit umgegangen seid.
Viele Grüße,
Christin