Was mache ich falsch?

Salvatore
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Was mache ich falsch?

Beitrag von Salvatore »

Hallo liebe Forianer,

habe zur Zeit ein übles Tief und weiß nicht, was ich machen soll.
Mich plagen seit ein paar Tagen wieder heftigste Panikattacken, die mir sämtliche nicht mehr vorhandenen Kräfte rauben.

Ich mache seit über zwanzig Stunden eine tiefenpsychologische Therapie, die ich während meines Auftenhalts in der Tagesklinik angefangen habe und jetzt ambulant weitermache. Es kann sein, dass mein Therapeut ab mitte August keine Zeit mehr für mich hat.
Ich komme einfach nicht voran, es wird nicht besser!

Ich habe ein großes Problem mit Offenheit und Vertrauen und ich bin es nicht gewöhnt, über meine Gefühle zu sprechen.
In den Stunden tue ich es trotzdem, was eine riesige Überwindung ist. Heute habe ich ihm von einer großen Sorge erzählt, die mich schon seit Urzeiten plagt, mit der mir noch nie jemand geholfen hat und die ich bisher auch nicht vor ihm äußern konnte, obwohl ich es eigentlich wollte.
Und jetzt, wo ich es endlich geschafft habe, fühle ich absolut gar nichts. Bin nicht erleichtert, dass er es jetzt weiß, dass es endlich raus ist, bin nicht zufrieden mit mir, dass ich mich endlich überwinden konnte.

Es ist mir absolut egal und das wiederum macht mich fertig.
Wird das denn nie besser?
Warum schaffe ich es nicht, mir helfen zu lassen?
Was stimmt denn nur nicht mit mir?

Verzweifelt,
Salvatore
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heikeg
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von heikeg »

Hallo Salvatore,

mir hat in solchen Situatioen geholfen, dass ich genau dies in der Therapiestunde mal zum Thema gemacht habe. Also dieses Gefühl, nicht wirklich voran zu kommen etc. pp. Bei dir dann eben noch dein Problem, des sich nicht richtig Öffnen könnens und wenn es dir dann gelingt, du dennoch keine Erleichterung verspürst. Vielleicht könnt ihr zusammen dann erörtern und herausarbeiten, welche Erwartungen auch unbewußte du hast oder was der Therapeut glaubt oder meint oder wie er dich bisher wahrgenommen hat und ganz wichtig, wie er gedenkt dort weiter zu machen. Manchmal muß ich mit ihm einfach mal Kassensturz machen und gucken, was hat es gebracht, was erwarte ich eigentlich und was sind meine Ziele für die nächsten Stunden und sind diese Erwartungen und Ziele realistisch und was sollte dann auch von meiner Seite kommen.

Gruß Heike
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LaraMaria
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von LaraMaria »

Lieber Salvatore,

das tut mir ja Leid. Du hast mir vorhin eine so schöne Antwort geschrieben. Dabei geht es dir so schlecht. Richtige Panikattacken möchte ich mir nicht vorstellen; mir reicht, wie mir mitunter die Dinge die Kehle zuschnüren.

Denkst du denn, dass die Tiefenpsychologie das richtige ist für dich?

Und wie kommt es zu der Aussage, dass der Therapeut ab August keine Zeit mehr für dich hat? Das finde ich ja schon sehr bedrohlich. Wie soll man denn da zuversichtlich sein, wenn noch Zeitdruck dazu kommt?

Habt ihr die Sache, die du heute angesprochen hast, denn schon zu Ende bearbeitet? Vielleicht geht es dir besser, wenn das strukturiert abgearbeitet ist?
Ich mache mir von den Themen meiner Therapie Notizen, damit ich einen Faden verfolgen kann.

Schlafe noch einmal darüber. Mache eine Entspannungsübung. Kennst du autogenes Training?
Und sei geduldig mit dir. Was wir uns da über Jahre antrainiert haben, das legt man eben auch nicht in 20 Stunden ab. Ich glaube, 20 Stunden Tiefenpsychologie sind wenig, oder?
Ich mache Verhaltenstherapie, da geht es ja mehr um das hier und jetzt. Mir hilft das sehr.

Wie schrieb mir mal ein Forumsmitglied in einem Beitrag über das dürftige Verhältnis zu meinen Eltern?
"Ich habe die Hoffnung auf eine bessere Vergangenheit aufgegeben."
Aber für die Zukunft, da kann alles besser werden. Und durchhängen tun wir alle mal. Das wissen wir doch und wir wissen doch auch, dass es wieder bessere Tage geben wird.
Oder, Salvatore?

Einen ganz lieben Gruß und noch mal ein DANKE für deinen Beitrag zu meinem kleinen Problem mit der Firma

LaraMaria
mbm22
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von mbm22 »

Hallo Salvatore,

ich kenne die von Dir geschilderten Empfindungen auch von mir nur allzu gut.
In meinen Therapiestunden hatte ich versucht, allen Mut aufzubringen und etwas von mir preiszugeben und hinterher hatte ich mich nur noch schlechter gefühlt und gedacht es wäre besser, die Mauern um mich herum wieder ganz hoch zu ziehen und keinen hinter meine Fassade blicken zu lassen.

Doch ich merke, dass ich damit einfach nicht weiterkomme. Wenn meine Therapie für mich weiterhin nützlich sein soll, muss ich einfach lernen, mich mehr zu öffnen und auch mich hinterher deswegen nicht schlecht zu fühlen.

Ich habe dann versucht, es in der nächsten Therapiestitzung anzusprechen, dass ich mir auch von meinem Therapeuten mehr Empathie gewünscht hätte. Es ging mir dann auch nach dieser Stunde nicht wesentlich besser, doch gestern hatte ich einen Termin, nach dem ich mich seit langem mal wieder richtig gut fühlte. Er hat jetzt wohl verstanden, was mir wichtig ist und hat sich auch anders verhalten.

Also, ich würde Dich gerne ermuntern wollen, Deinem Therapeuten ein Feedback zu geben. Wir Patienten meinen manchmal, er müsse doch wissen, was wir brauchen und wie er uns unterstützen kann, doch manchmal müssen wir ihnen dabei vielleicht auch etwas auf die Sprünge helfen. Ich weiß, es ist nicht leicht darüber zu reden, aber es geht ja auch nicht darum Kritik zu üben, sondern über Deine Wahrnehmung und Deine Gefühle zu sprechen.

Alles Gute für Dich!

lernfee
Salvatore
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Salvatore »

Hallo ihr drei,

danke für eure Antworten! Heute habe ich mich schon wieder etwas 'beruhigt', nach einer unruhigen und größtenteils schlaflosen Nacht fühle ich mich jetzt relativ gelassen.

Was das Feedback an meinen Therapeuten angeht, da bin ich schon sehr offen. Wir hatten das schon öfter zum Thema, dass ich nicht weiß wie das geht, sich einzulassen auf jdn.
Vor ein paar Tagen habe ich auch herausgefunden, woran es liegt - leider war ich gestern vom anderen Thema so abgelenkt, dass ich das vergessen habe anzusprechen.
Da ging es übrigens darum, dass ich Untergewicht habe und Angst davor in eine Essstörung abzurutschen.

Ja, ich glaube dass TP das richtige für mich ist. Mir sind vom Kopf her so viele Dinge glasklar, aber ich kann es einfach nicht so fühlen. Diese Diskrepanz verwirrt und frustriert. Habe mich mit VT eingehend beschäftigt, aber ich glaube nicht dass es mir persönlich im Augenblick helfen würde.

Mein Therapeut ist im übrigen auch wirklich toll, ich fühle mich bei ihm schon verstanden und gut aufgehoben und er ist auch einfühlsam und verständnisvoll. Leider bringt er für mich mehr Verständnis auf als ich selbst...
Aber er ist halt Therapeut für die Leute in der Klinik und macht eigentlich ambulant nur Nachsorge. Nun hat er halt bis August noch Kapazitäten frei, so dass ich da 'reinrutschen' durfte - es kann sein, dass ich bei ihm bleiben kann, aber da es dann personelle Veränderungen in der Klinik gibt, ist es noch nicht absehbar.

@LaraMaria: Thx, ja die liebe Geduld. Und nein, 20 Stunden sind eigentlich nicht so irre viel. Aber es hat wehgetan die anderen Menschen in der Klinik zu sehen, denen es nach sechs Wochen gut ging - ich war acht Wochen da und es ging mir nicht besser.
Also, warum schaffen die das und ich nicht? Warum hatten die so schnelle Fortschritte und ich nicht?

Aber ich werde es nächsten Montag auf jeden Fall alles auch noch mal ansprechen. Dass nun, wo ich nun mit der Sprache rausgerückt bin, die Enttäuschung riesengroß ist, dass es in mir keinerlei Emotionen weckt. Dass dieses Sinnlosigkeitsgefühl dadurch noch verstärkt worden ist.
Nächsten Dienstag habe ich einen Termin bei der Ärztin - vielleicht hat die was gegen die Panix, denn das ist wirklich kaum noch zu ertragen in dieser Intensität...

So, genug geredet. Erstmal danke euch!

Lg, Salvatore

PS: I bin a mädel
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uli2705
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von uli2705 »

Hallo Mädel Salvatore.

Was mir noch dazu einfällt: evtl. würde Dir zusätzlich noch eine Selbsthilfegruppe nützlich sein.

Dort könntest Du u.a. auch lernen über Deine Gefühle zu reden. Erst einmal schauen, was die anderen so machen und sagen, dann auch vielleicht irgendwann 'mal selbst etwas beitragen.
Ist meiner Meinung nach für Dich momentan ein gutes zusätzliches Lernpotenzial.

Lieber Gruß
Ikarus

P.s.: Bin auch in einer Gruppe, mache auch Therapie. "Verträgt" sich gut miteinander.
LaraMaria
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von LaraMaria »

Bin auch in einer Gruppe und in Einzeltherapie. Nachdem ich aus der Klinik entlassen war, wollte ich niewieder in eine Gruppe und jetzt ist es sehr hilfreich. Ich bin immer richtig froh, wenn ich dort hin gehen kann. Manchmal gibt es Frust oder Wut oder andere schwere Gefühle, aber am Ende überwiegt immer wieder das Gefühl "es ist eine gute Sache"! Und man kommt ein wenig aus der "Igel-Haltung" wieder heraus. Die ist ja auch so schön bequem.
Salvatore
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Salvatore »

Hallo ihr Lieben,

das mit der SHG ist ein guter Hinweis. Es gibt eine bei uns im Ort und ich habe früher schon darüber nachgedacht, hinzugehen (um die Zeit bis zur Klinik zu überbrücken).
Habe es bis heute jedoch nicht getan.

Zum einen habe ich einfach keine Lust. Es ist mir einfach zu anstrengend und ich interessiere mich für die Probleme von anderen nur am Rande. Hier im Forum kann ich ja selektieren, welche Posts berühren mich und welche nicht?
In der SHG muss ich mir ja nun alles anhören.
Zum anderen arbeite ich (normalerweise, z.Zt. ja nicht) im Verkauf in einer Kleinstadt - man kennt sich. Ich habe Angst, Kunden zu begegnen und damit das Risiko einzugehen, von denen im Job dann darauf angesprochen zu werden.
(Ich habe ein Kontrollproblem - das würde sich dann aber meine Kontrolle entziehen = geht gar nicht!)

So, also ganz viele Gründe die dagegen sprechen. Ich kann mich leider so gar nicht mehr einschätzen. Sind das jetzt alles Gründe, die tatsächlich sind und plausibel? Oder spricht mir da das böse Teufelchen ins Ohr und lässt das gute Engelchen nicht mehr zu Wort kommt, das vielleicht sagen würde: probiers doch einfach mal aus.

Die Gruppe in der Klinik war eigentlich gut, Therapeut einfühlsam und gute Leitung, hat mir aber auch nichts gebracht.

Habe einen unternehmungsreichen Tag hinter mir, bin jetzt völlig erledigt und habe wieder diese Gedanken: sinnlos, bringt alles nichts, mir kann eh keiner helfen, mein Therapeut lässt mich demnächst im Stich. Was soll die Kämpferei, ich bin es leid, es wird sich ja doch nie ändern - also warum nicht einfach auf die Couch legen und dort bleiben bis ans Ende meiner Tage?
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von LaraMaria »

Die Gedanken, mich könnte in der Therapiegruppe jemand kennen, hatte ich auch, und zwar so stark, dass ich befürchtete, dort meinem Chef zu begegnen (der sicher auch ein paar Stunden vertragen könnte), der mich ja "paranoid" schimpfte, womit er ja auch noch Recht hat.
Ich habe meine Gedanken in dem Vorgespräch geäußert und wurde gefragt, was ich denn befürchte. "Na, da bin ich doch erst mal komplett entblößt." rief ich empört.
Darauf die Therapeutin "Ja, der andere aber auch."
Hm...
Was meinst, Salvatore, da ist was Wahres dran, oder?

Im übrigen denke ich inzwischen, dass es hier und da nicht schaden kann, dieses Thema auch mal offen anzusprechen.
Aber ich halte es für SEHR unwahrscheinlich, dass du später auf der Arbeit darauf angesprochen wirst.

Weißt du, was ich heute gemacht habe? War bei der Polizei und hab mich erkundigt, was man machen kann wegen der nervigen Telefonanrufe, die ich seit über 2 Monaten bekomme (bei Interesse s. meinen Beitrag). Und damit der Herr Polizeimeister versteht was mich bewegt, hab ich ihm erzählt, dass ich 3 Monate in der Psychiatrie war und vermute, dass mich von den Leuten, die ich da kennengelernt habe, jemand ins Visier genommen hat, sich falsche Hoffnungen macht.
Ich bin jetzt ganz zufrieden mit mir, dass ich nach und nach das Versteckspielen aufgebe. Kontrolle hin oder her. Dein vermeintliches Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, geht doch voll auf deine Kosten. Hab ich doch auch ein paar Jahre so betrieben.

Und das mit der Couch und auf das Ende warten...nee, nee, das lassen wir hier nicht gelten.
Es gibt zu viele schöne Dinge im Leben. Nur leider gibt es Phasen, in denen man sie nicht wahrnimmt. Aber die gehen auch wieder vorbei. Dafür muss man viel selbst tun.

Aufgeben gilt nicht!

Alles Liebe dir,
LaraMaria
Salvatore
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Salvatore »

Hallo LaraMaria,

vielen Dank für dein liebes Posting.

Weißt du, andere Leute interessieren mich nicht - es sei denn, sie sind besser als ich...
An meinem Kontrollproblem arbeite ich noch, aber ich bin bislang weit davon entfernt, dieses in den Griff zu bekommen (zu kontrollieren, *schmunzel*).
Ich bin bis vor ca 1.5 Jahren immer aktiv gewesen in Vereinen, Volkshochschule etc. Auf der Arbeit wurde ich eigentlich immer von den anderen Teilnehmern angesprochen oder es wurde konkret nach mir gefragt.
Ich befürchte, dass dies auch von Teilnehmern der SHG passiert.
"Du bist doch die, die auch Depressionen hat." Das flößt mir leider eine riesige Angst ein. Bin extra jeden Tag 30 km zur Klinik in einem anderen Ort gefahren zur TK, obwohl es bei uns auch eine gibt.

Aber natürlich hast du Recht, es IST was Wahres dran. Mein Dilemma: Ich WEISS das, aber ich FÜHLE es nicht. Bin nicht gut im Gefühle-haben und Gefühle-aussprechen.

Übrigens wissen die meisten Menschen, die ich öfter treffe, dass ich Depris habe. Allerdings weiß niemand was Genaues, ich habs bei dieser Info immer belassen:
"Du bist krank? Was hast du denn?"
"Depressionen."
"Ach so."

Eigentlich will ich nicht aufgeben. Aber ich will auch nicht mehr kämpfen!
Ich bin froh, dass ich meinen Mann habe (wir haben auch gerade erst geheiratet). Er liebt mich und ich liebe ihn. Und wenn dies auch das Einzige Positive ist, das ich z.Zt. fühlen kann: dieses Gefühl ist stark und schön, es ist immer noch da und ich weiß auch, dass es bleiben wird!

Ich finds toll, dass du es zur Polizei geschafft hast, ich habe den anderen Fred mitgelesen. Was soll so ein Scheiß, andere so zu quälen. Kann aber auch sein, das mit den Werbeanrufen. Ich drücke euch die Daumen, dass die Fangschaltung bald kommt und schnell was bringt. Ist ja nicht auszuhalten, so ein Terror. Tut mir leid für dich und deinen Mann!

Jetzt erstmal gute Nacht, werde noch was lesen und dann versuchen zu schlafen. Morgen ist Ergo, habe KEINE LUST und gehe trotzdem hin. Wird schon gut werden.

Alles Liebe,
Salvatore
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Salvatore
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Leute,

gestern hatte ich eines der miestesten Tiefs meiner Geschichte... Habe die ganze Nacht geheult.
Heute bin ich in die Klinik gefahren, habe mit meinem Therapeuten gesprochen und mir von der Ärztin Atosil verschreiben lassen.

Wahrscheinlich kann ich für die nächsten zwei Wochen wieder zur TK in die Krisenintervention.
Ich hoffe, dass das geht (erfahre ich Freitag), allerdings sagt meine Depri: warst ja schon acht Wochen da, hat nix genützt. Was bringen zwei weitere Wochen?
Aber ich will es versuchen.

Lg, Salvatore
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fletzy
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von fletzy »

Liebe salvatore,

arghhh, hatte dir schon ein ziemlich langes posting geschrieben, bis ich dann mal wieder auf irgendwelche tasten kam und das ganze war wie von Geisterhand verschwunden..da könnte man töten echt war!

Dir geht's überhaupt nicht gut und ich kann dir leider auch nicht daraus helfen - ich würd's sofort tun , wenn ich's könnte, glaub' mir.

Aber Du hast mir schon so viele wertvolle, einfühlende und weise mails geschrieben, dass ich dir zumindest mitteilen wollte, dass ich mit dir fühle - auch wenn's dir im MOment nicht weiter helfen wird, ich weiß das.

Ich will jetzt nicht beschreiben, wie's mir schon mal in meinem Leben (für insgesamt 4 lange Jahre) gegangen ist, weil ich dich garantiert nicht weiter runter ziehen will und weil dieser Zustand damals wirklich jeder Beschreibung spottet.

Ich weiß nur eins, liebe salvatore:

ICH BIN WIEDER RAUSGEKOMMEN - im Nachhinein weiß ich echt nicht mehr wie - aber es gab definitiv ein ENDE und ich möchte dir nur sagen: auch dir wird es wieder besser gehen, ICH WEIß DAS!

Ich mache jetzt mittlerweile meine dritte Therapie mit (eine zog ich komplett durch, war'ne VT, 'ne andere,'ne tiefenpsychologische brach ich nach wenigen Wochen ab, weil sie nichts brachte und die dritte mach' ich nun schon über 15 Monate und auch sie hat mich leider nicht wieder völlig gesund gemacht.(auch wenn es mir wesentlich besser geht als in jenen vier Jahren)

Insofern kann ich deine Skepsis sehr gut nachvollziehen, liebe salvatore, aber nur um auf dein topic zu antworten:

Du hast überhaupt nichts falsch gemacht:

Du hast erkannt und dir eingestanden, dass du an einer schweren Krankheit leidest und hast dir professionelle Hilfe geholt - dass du noch nicht gesund bist, dafür KANNST DU GARANTIERT NICHTS, gib dir dafür bloß keine Schuld.

Da draußen laufen so viele Menschen herum, die dringend einer Therapie bedürfen, die aber von Gier, Machtstreben, Eitelkeiten usw. angetrieben sind und sich NIE, NIE eingestehen würden, dass sie dringend Hilfe bräuchten. (Schau dir nur mal díe Spitzenpolitiker auf der ganzen WElt an - ein gefundenes Fressen für jeden Psychiater, ist doch so, oder?)

Wenn's dir wieder besser geht, kann ich dir nur wärmstens das Buch:"Irre - wir behandeln die Falschen!" empfehlen. Der Autor ist mir jetzt leider entfallen, aber das Buch stand zu Recht monatelang auf den BESTSELLERLISTEN DEUTSCHLANDS!

Lange Rede, kurzer Sinn:

DU PACKST DAS! DU PACKST DAS! DU PACKST DAS!

Auch wenn der Weg noch so langwierig und steinig erscheint (und glaub mir: ich kenne diese Gedanken: was für einen Sinn hat das Ganze überhaupt noch? Am liebsten würde ich mich bis ans Ende meiner Tage auf die Couch verziehen - ich kenn das alles leider nur zu gut!)

Es geht immer weiter. ( Mir ging es z.B. so schlecht, dass ich Horror vor Sonnenstrahlen hatte, konnte mich nur in dunklen Räumen aufhalten - jedes Klingeln an der Haustür oder am Telefon, ein wahrer Alptraum, jedes Lachen auf der STraße - nicht zu ertragen)

Und trotzdem ist es weiter gegangen und ich bin froh drum!

NIEMALS AUFGEBEN, hörst Du, liebe Salvatore?

Ich schicke Dir, ganz, ganz liebe und solidarische Grüße, ich bin einer von vielen, die an dich denken,

Das wird alles wieder!

Venceremos,

fletzy
DarkRaven
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von DarkRaven »

flower123
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von flower123 »

Hallo liebe Salvatore!

Ich schicke dir mal ganz ganz ganz viel Kraft!
Wie war noch gleich deine Adresse?

Mal im Ernst: du hast den Schritt gewagt, in die TK zu gehen und bist bereit, nochmal hinzugehen.
Das ist schon viel wert!!!
Und ein Erfolg ist nicht immer sofort sichtbar, aber er stellt sich ein, denn:

Ist dir etwas aufgefallen?
Dadurch, dass du dir Hilfe suchst, also nochmal in die TK gehst, GIBST DU NICHT AUF!!!

Stimmt's oder hab ich Recht?

Also: nicht aufgeben!
Wenn doch, komm ich persönlich vorbei!

Mach`s gut und halt die Ohren steif,
ganz ganz ganz liebe Grüße aus dem Ruhrpott

white orchid

@all: Manfred Lütz - Irre - Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen - Eine heitere Seelenkunde

@fletzy: das Buch hab ich meinem Bruder zum Geburtstag geschenkt
Salvatore
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Ihr,

vielen Dank für eure Unterstützung. Das gibt mir ja doch ein wenig Auftrieb, weiterzumachen.

Wie schon geschrieben bin ich ab Montag wieder in der TK.
Letztes Mal hatte ich ja Glück mit der Gruppe, hoffentlich ist das jetzt auch wieder so.

Mit den Medis geht es mir jetzt wieder einigermaßen und die Hoffnung auf Besserung ist zurückgekehrt.

Lg, Salvatore
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fletzy
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von fletzy »

Hallo salvatore,

mensch, das hört sich doch schon wieder a wängla besser an...

Ich drück dir ganz fest die Daumen für die nächste Woche in der TK!

Ich würde mich sehr freuen, von deinen Erfahrungen dort ein wenig lesen zu können - natürlich nur wenn Du willst:)

@w.o.:
richtig, richtig, genauso heißt es!
Ich habe es mit Schmunzeln und großem Interesse gelesen - ein sehr wichtiges Buch wie ich finde, ohne dass es zu intellektuell oder zu anstrengend wäre.
'N Drücker auch an Dich!

venceremos


GLG an Euch aus Franggn,

fletzy
mbm22
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von mbm22 »

Hallo liebe Salvatore,

ich habe mit Erleichterung gelesen, dass Du ab morgen wieder in die Tagesklinik gehst.

Es ist sicher gut, dass Du trotz Deiner schlechten Verfassung die Energie aufbringen konntest, Dich um diesen nächsten Schritt zu kümmern. Ich drücke Dir mit allen Kräften die Daumen, dass Du dort erstmal den nötigen Rückhalt findest und hilfreiche Unterstützung bekommst.

Ich wünsche Dir alles Gute, viel Mut und Kraft für die nächste Zeit.

Ganz liebe Grüße

lernfee
Salvatore
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Leute,

nochmals danke für euren Zuspruch. Ich habe das Wochenende überstanden und gleich gehts los zur TK.

Trotz meiner momentan schlechten Verfassung war ich das ganze Wochenende unterwegs und dass nur, um meine Aufgaben als gute Freundin, Verwandte und Tochter zu erfüllen.
Und das ist der m.E. größte Teil meines Problems: auf mich selber achten? Keine Zeit!

Ich bin nur liebenswert, wenn ich funktioniere. Und das zu jedem Preis.

Gestern hatte meine Mutter Geburtstag und hat uns 'Kinder' in mein persönliches Lieblingsrestaurant eingeladen (das leider gestern den letzten Tag hatte... ).
Ich konnte gar nicht erwarten, bis wir endlich wieder gehen konnten. Panikattacke de luxe, Notfallmedi zu Hause.

Und darunter leide ich sehr: alle, die mir eigentlich was bedeuten sind mir z.Zt. einfach nur ein Klotz am Bein mit ihren (von mir angenommenen) Erwartungen an mich.

Naja, habe ja jetzt noch mal Gelegenheit daran zu arbeiten.

Lg, Salvatore
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Salvatore
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Salvatore »

Ach ja, das Buch von Manfred Lütz "Irre" kenne ich, habs gleich nach Erscheinen gekauft, weil der Titel so genial ist.
Zum Glück ist der Inhalt ebenso gut wie es der Titel verspricht, das ist ja leider nicht immer so.
Trotzdem danke für den Tipp!
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Salvatore
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Doch vollstationär?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Ihr Lieben,

ich wäre euch ganz dankbar für einen Rat!
Bin ja jetzt wieder seit 1 Woche in der TK und mein Psycho möchte mich am liebsten vollstationär sehen, was ich bislang aber vehement abgelehnt habe.
Ich mag mein Zuhause und habe durch meinen Mann eine tolle Stütze, habe auch keine Verpflichtungen nennenswerter Art.

Mir graut der Gedanke, nicht bei meinem Mann sein zu können und habe auch panische Angst vor dieser ungewohnten und nicht vertrauten Situation, die ich dann gänzlich ohne Rückhalt zu meistern hätte.

Ich kenne ja nun nur teilstationär. Wie denkt ihr über die vollstationäre Behandlung? Was kann sie mir mehr oder besser bieten als es die TK kann?

Ich wäre euch sehr dankbar für euren Rat. Mir geht es wirklich schlecht und ich weiß einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll...

Lg, Salvatore
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heikeg
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von heikeg »

Hallo Salvatorin,

ich selber war schon zwei mal Vollstationär untergebracht. Und manchmal ist es sogar vom Vorteil tatsächlich aus seiner gewohnten Umgebung mal heraus zu kommen. Was ich bei beiden Aufenthalten erlebt hatte, war der enorm gute Zusammenhalt der Mitpatienten.

Vielleicht ist es ja grade mal gut, dass du erleben darfst auch ganz alleine mit einer ungewohnten Situation zurrecht zu kommen. Stell dir vor du schaffst es, diese Angst zu überwinden, bist dort, erlebst dein "Erwachen" und darfst dir dann hinterher selbst auf die Schulter klopfen, dass du dies trotz vielen Ängsten und ganz alleine hinbekommen hast. Was muß dass in dir dann hinterher für ein gutes Gefühl geben und mehr Selbstvertrauen, es geschafft zu haben.

Gruß Heike
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momadome
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von momadome »

Hallo Salvatore,

ich habe auch meine Erfahrungen mit vollstationär und Tagesklinik. Und ich möchte meinen stationären Aufenthalt nicht missen.

Ich denke, daß es mal ganz gut tun kann alles hinter sich zu lassen und nur mit sich selbst beschäftigt zu sein, ohne andere Aufgaben im Hinterkopf zu haben.

Mir hat die Klinik am Anfang auch Angst gemacht, aber ich habe mich recht flott eingewöhnt und konnte viel für mich mitnehmen. Der Umgang mit den anderen Patienten war für mich fast ein Teil der Therapie, denn es gab viel Offenheit und Verständnis und Trost, weil alle die Ups und Downs kannten und immer jemand ein offenes Ohr hatte.

Ich wünsche dir viel Kraft!

jojoma
LaraMaria
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von LaraMaria »

Liebe Salvatore,

erst mal eine Frage: vetraust du dem, der den stationären Aufenthalt anrät?
Meine Meinung ist, dass die meist wissen, wovon sie reden und vermutlich Recht haben und es ja nur um dein Bestes geht.
Meine liebe Ärztin sah mich auch am liebsten vollstationär, aber dann hab ich doch mein eigenes Ding gedreht und die Tagesklinik gewählt. Und als ich entlassen war, saß ich kleinlaut in ihrer Praxis und hab gemurmelt "wär wohl doch besser gewesen, ich hätt auf Sie gehört".
Ich will damit nicht sagen, Ärzte haben immer Recht. Die reden auch mitunter viel Blödsinn, wenn der Tag lang ist.
Aber wenn man Vertrauen hat, sollte man es auch in so einen medizinischen Rat haben.
Denn nichts anderes ist es. Quasi wie ein Rezept.

Und dein Mann kann dir doch Rückhalt geben, indem er dich jeden Tag besucht. Freizeit hat man ja wohl in der Tagesklinik wie auch vollstationär reichlich.
Und die Befürchtung, keinen Rückhalt zu haben, würde ich gleich im Aufnahmegespräch äußern, damit dein dortiger Therapeut das berücksichtigen kann.

Reden hilft immer. Das musste ich heute auch wieder feststellen.

Hatte nicht die Bohne Bock auf mein Einzel, war von gestern von der Gruppe noch genervt, ist blöd gelaufen. Hab ich dem Thera heute gesagt und wir haben die Stunde darauf verwendet. Und hinterher gings mir besser. Und jetzt immer noch.

Ich wünsche dir die Kraft, die richtige Entscheidung für dich und deine Gesundheit zu treffen!

Ganz liebe Grüße
von LaraMaria
Salvatore
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Salvatore »

Hallo!
Es ist so schwierig...

Die anderen in der TK waren fast alle schon mal vollstationär und das meistens für mehrere Monate...
Das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Gerade jetzt fällt es mir, obwohl ich sonst immer sofort Kontakte knüpfe, schwer mit den Mitpatienten umzugehen und bleibe lieber für mich.
Suche in den Pausenzeiten mein ruhiges Fleckchen und wenn es mir zuviel wird, fahre ich einfach nach Hause.

In den Kliniken sinds ja zumeist Zweibettzimmer und nach Hause darf ich nur am Wochenende. Also eigentlich keine Möglichkeit, sich zu verkriechen oder?
Und dann nicht mal mein Schätzele da zum Trösten...

@LaraMaria: Ja, ich vertraue meinem Thera und glaube auch, dass er im Grunde Recht hat. Aber ich kann einfach nicht wollen!

Außerdem hängt mir jetzt noch das Einzel von gestern sehr nach. Ich stand gestern ziemlich neben mir und war abwesend, konnte mich nicht so Recht konzentrieren und es herrschte dichter Nebel in meinem Gehirn.
Leider hat er das als Trotzigkeit missverstanden und sich davon angegriffen gefühlt. Ich habe versucht, ihm zu erklären dass es nicht so gemeint ist - bin mir aber nicht sicher, obs bei ihm angekommen ist. Erinnere auch nur wenig von dem Gespräch...

Jetzt bin ich im Nachhinein enttäuscht von ihm, das war nicht gerade einfühlsam. Ich hätte gestern Beistand gebraucht und bin stattdessen auf Widerstand gestoßen und es war mir nicht möglich, dieses Missverständnis zu meiner Zufriedenheit zu klären...

@HeikeG: wie hast du es geschafft, dich selbst zu überwinden?
Ich bin an und für sich eher der Typ, der erst Recht Dinge in Angriff nimmt wenn ich merke, ich kann es nicht.
In letzter Zeit jedoch fehlt mir dieses Selbstvertrauen, der Wille und die Kraft.
Jetzt bin ich erfüllt von Ängsten.

@jojoma: Ist das denn nicht tierisch anstrengend, 24 h mit anderen psychisch Kranken zu verbringen?
Mir reicht schon die Zeit bis vier und dann habe ich die Nase voll von Gesellschaft...

Lg, Salvatore
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heikeg
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von heikeg »

Hallo Salvatorin,

puh, wie soll ich das erklären. Manchmal passierts mir, obwohl ich selber kein bisschen Hoffnung in mir drin habe und alles für Sinnlos halte, dass etwas in mir sich regt und sagt: nun gut, so wie es jetzt ist, ist es eh schon schlimm genug, schlimmer kannst doch gar nimmer werden. Und dann kommt noch so eine Art Gleichgültigkeit hinzu, wo ich mir denke, was solls, wenns da nicht klappen sollte und alles den Bach runter geht, kannst wenigstens noch sagen, "du hast es aber versucht".

Dann steh ich da vor der Tür (z.B. Klinik), völlig mutlos, ohne Hoffnung und ohne Selbstvertrauen und laß einfach geschehen, was geschieht, ich bewerte es nicht, laß es auf mich zukommen. Und irgendwie war es, als hätte ich mich in einen Zug gesetzt, ohne zu wissen, wo der hinfährt und wo ich ankommen werde und das merkwürdige passierte, das ich dann im laufe der Zeit ganz von selbst den Weg fand und die Reise somit begann.

Ängste lösten sich auf und machten für neue Eindrücke platz und Stück für Stück "erwachte" ich und ich stieg dann aus dem "Zug" aus und ging dann selber meinen Weg entlang und entdeckte viele neue Aspekte, lernte neue Menschen kennen und empfand ihre Gesellschaft als unglaublich angenehm.

Das Symptom der Depression ist Rückzug, doch genau dieser Rückzug läßt uns immer mehr in uns zusammensacken und das anfängliche Grau, wird immer düsterer und düsterer, je mehr wir von der Welt abschied nehmen, bis wir überhaupt kein Vertrauen mehr haben.

Die Gemeinschaft löst es aber wieder auf, grade sie ist es, die wieder neue Impulse bietet, die den "inneren" Rückzug aufhält. Bedenke, diese Menschen dort, sitzten im selben Boot, sie sind genau mit den gleichen Ängsten und Hoffnungslosigkeit dort hingekommen, all diese Mitpatienten wissen, wie du dich fühlen wirst, sie werden Verständnis haben.

Ich weiß, dass wir in der Depression nur eines wollen "Ruhe", doch genau das ist ein Trugschluß, denn damit gerät man immer mehr in die Einsamkeit. Gesellschaft, vor allem dort in der Klinik mit Mitbetroffenen kann heilend sein. Sich eben nicht ausschließen.

Damals, als ich neu war in der Klinik hatte ich mich halt auf mein Zimmer verkrümelt, aber meine Zimmergenossin meinte, ich solle mich doch in den Gemeinschaftsraum setzen. Ich meinte, ich kenne die anderen nicht und ich fühle mich so unbeholfen, weiß nichts zu sagen, mag mich auch nicht unterhalten ... Sie meinte, das ist völlig OK Heike, dann komm, setzt dich schweigend zu uns, die anderen wissen, wie es dir geht, sei einfach nur da, niemand wird dich zwingen zu reden. Wenn die Zeit da ist, wirst du es von selbst tun.

Ich war der Frau dankbar, denn genau das habe ich getan, einfach dabeigesessen und irgendwann habe ich auch mal zu dem einen oder anderen ein paar Takte gesagt und später wurde es immer mehr. Und dann waren wir eine tolle Gemeinschaft, die sich gegenseitig stärkte und tröstete, aber auch sich Mut zu sprach. Das war ein schönes Gefühl und so begann langsam das "Erwachen".

Ist ein bisschen viel geworden, sorry, wußte nicht anders, dir das zu erklären.

Gruß Heike
-------- Signatur ---------

unipolar depressiv seit 2002
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