Entspannung bei Depressionen

Fiete

Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Fiete »

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin neu in diesem Forum und interessiere mich dafür zu wissen, warum Depressive nicht entspannen können und ob diese Anspannung ein körperlich spürbares Symptom ist oder ein rein seelisches. Woran merkt man, dass man u.U. nicht entspannt ist? Schlaflosigkeit ist wohl das deutlichste Anzeichen, aber was darüber hinaus? Ist übermäßiger Alkoholkonsum u.U. ein Indikator dafür, dass frau/ man sich nicht genug entspannen kann? Eine zweite Frage richtet sich auf den Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und D. - ist sicher anzunehmen, dass Arbeitslosigkeit Depressionen hervorbringt oder beim Entstehen befördert? Gibt es Menschen, von denen sicher auszugehen ist, dass sie nie eine D. in ihrem Leben erleben werden? Gibt es Untersuchungen zu der Frage, ob bestimmte Charaktere oder bestimmte Charaktereigenschaften das Entstehen von Depressionen begünstigen (was meine Überzeugung ist)? Und welche sind das? Warum heißt es einer Dokumentarsendung neulich zufolge, von manisch-depressiven würden 60% trinken? Ist es objektiv richtig, dass eine Depression Lebens-vorgänge verlangsamt? Mittlerweile interessiere ich mich auch für die hirnphysiologischen Vorgänge, die sich bei einer Depression vollziehen, Noradrenalin spielt dabei wohl eine Rolle, zu wenig Adrenalin usw.. Kann mir jemand dazu etwas für den Laien Verständliches sagen? Wenn Depression mit dem Status einer Volkskrankheit die Zahl der Herzinfarkterkrankungen bald eingeholt haben, warum besteht dann keine größere öffentliche Sensibilität dafür, oder warum ist alles Wissenswerte zu Depressionen nicht Teil eines ordentlichen Schulfachs (Biologie z.B.)? Warum verweisen PsychiaterInnen bei ihren Diagnosen einer Depression nicht auf den massiven Einfluss, den diese auf die Herztätigkeit haben? Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und verbleibe mit herzlichen Grüßen, Fiete
niederländer

Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von niederländer »

Hallo Anna,

Mit Entspannung bei einer Depression ist es so eine Sache. Ich denke das, wenn die schlimmste Beschwerden sich lindern, kann man Entspannung als Teil der Therapie verwenden.
Mit dem Trinken von Alkohol wird die Lage betimmt NICHT besser. Zuerst scheint es das man sich entspannen kann. Später aber, wenn die wirkung des Alkohols weg ist, fühlt man sich unruhiger.
Ausserdem ist (zuviel) Alkohol nicht beförderlich für die Wirkung der Anti depressiva. Also : Finger weg.

Es gibt verschiedene Ursachen wodürch man depressiv werden kann. Die können reaktiv , biologisch/physiologisch, veranlagert oder vererbt sein.
Dann sind bestimmte Konditionen notwendig um einen Depression aus zu lösen.
Nicht jeder der zum Beispiel eine traumatische Erfahrung hatte wird depressiv.
Sowie nicht jeder der arbeitslos wird krank wird.
Sehr oft it es eine Kombination von Ereignisse die eine Depresion auslösen.

Das Gehirn reagiert dann mit eine "Schützmaßnahme" und schüttet zu wenig Serotonin aus.
Das hört sich einfach an. Natürlich ist der wirkliche Vorgang viel komplizierter.
Dürch gezieltes Einsetzen eines Anti Depresivum können, in Kombination mit eine Therapie, gute Erfolge erzielt werden.

Machts gut,


Gruß,

Benny
no name
Beiträge: 425
Registriert: 29. Okt 2008, 11:09

Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von no name »

Hallo Fiete,

zuerst einmal herzlich willkommen in diesem Forum!
Viele Fragen, auf die ich sicher nicht alle antworten kann.
Aber ich will es einmal versuchen. Erst einmal zur Entspannung. Nicht entspannen könnnen, das merke ich persönlich sowohl körperlich als auch seelisch. Zum einen ist im Speziellen mein Rücken/Schulterbereich total verspannt und zum anderen kann ich psychisch nicht abschalten. Es dreht sich dann permanent das Gedankenkarussell.
Das Alkoholmißbrauch die Anspannung fördert, das kann ich mir durchaus vorstellen.

Ob Arbeitslosigkeit der Auslöser für eine Depression sein kann, das weiß ich nicht. Doch ich bin sicher, dass Arbeitslosigkeit eine Depression fördert.

Es gibt sicher Menschen die keine Disposition für eine Depression haben.

Von Untersuchungen über Charaktereigenschaften die für eine Depression empfänglich machen, habe ich bisher noch nichts gehört. Von mir selbst kann ich nur sagen, dass mich die Depression schon sehr verändert hat und ich nach wie vor davon ausgehe, dass meine Charaktereigenschaften gerade nicht für eine Depression stehen.

So, dass ist jetzt erst einmal das, was mir so spontan dazu einfällt. Vielleicht später noch mehr dazu.

no name
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Caroline1 »

Hallo fiete,

Du fragst u.a. "Gibt es Menschen, von denen sicher auszugehen ist, dass sie nie eine D. in ihrem Leben erleben werden?" Sicher ist in unserm Leben auf Erden gar nichts, und schon gar keine Prognose zu egal welcher Krankheit (bis auf ganz seltene Ausnahmen), das versteht sich eigentlich von selbst. Ich bin auch froh, dass das Leben nicht so vorhersehbar ist.

Mir ist nicht richtig klar, worauf du mit deinen Fragen hinaus willst. Bist du selbst an Depressionen erkrankt?

Depressionen haben auch ganz sicher NICHTS mit Charaktereigenschaften zu tun. Das ist eine simplistische Vermutung, die desöfteren von einigen Menschen angestellt wird, die aber nur zeigt, dass sie (noch) nicht sehr viel wissen um das sehr komplexe Bild von Depressionen und ihrer Entstehung. Eine Depression lässt sich nicht auf einen einfachen Vorgang im Gehirn oder sonst einem Organ reduzieren, ihre Therapie demzufolge auch nicht. Und damit ein Mensch depressiv wird, bedarf es einer ganzen Reihe Faktoren, die so individuell sind wie der einzelne Mensch eben auch.

Grüße von

Caroline
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1684
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Fiete,

umfangreiche Informationen finden Sie auch auf der Homepage des Kompetenznetz Depression, Suizidalität (www.kompetenznetz-depression.de).

Viele Grüße
Anne Blume
dietmar45
Beiträge: 648
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Caroline,

Du weißt (hoffentlich ), dass ich Dich und Deine Kompetenz sehr schätze.

Okay, Charaktereigenschaften lösen sicher keine Depression aus, auf direktem Wege. Richtig?
Dennoch sehe ich da einen erheblichen Zusammenhang. Ich bin mir ganz sicher, dass ungünstige Charaktereigenschaften mir so massive Probleme beschert haben, dass sich dann als Folge, bei entsprechender Veranlagung, eine Depression entwickelt hat. Ich kann keinen anderen Grund ausmachen.

Bleibt nur die Frage, was zählt alles zu Charaktereigenschaften. Vielleicht unterliege ich hier einem Irrtum.

Viele liebe Grüße Dir von
Dietmar
Fiete

allgemein: zu Charakter u. Depression

Beitrag von Fiete »

Es gibt gewiß keinen "depressiven Charakter"
als etwas dem Menschen Innewohnendes, Unveränderbares, jedenfalls glaube ich das nicht. Aber es gibt Eigenschaften oder Eigenheiten, die eine Depression befördern können, und das sind nicht immer die sog. negativen, sondern gerade die anerkannten positiven wie Leistungswille, Leistungs-bereitschaft, Ehrgeiz, Perfektionismus, gesteigerte Harmoniebedürfnisse, Einfühlsamkeit, selbstauferlegte Friedfertigkeit, zurückgenommene Aggression etc.. Das sind alles Teile einer Persönlichkeit u.U., die natürlich gesellschaftlich sehr anerkannt sind, die aber in ihren Überzeichnungen durchaus Depressionen den Weg ebnen. Ich frage mich inzwischen auch nach dem Zusammenhang zwischen Protestantismus und Depression, denn der Protestantismus ist unsinnlich, streng, arbeitsam und fordert ein erbarmungsloses Gewissen, also alles sehr depressiv, finde ich. Zum Vergleich: Buddha lächelt immer. Warum? (kleiner Exkurs zur Debatte......)
Reve
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Reve »

Hallo Dietmar,

wurde bei mir in der Therapie auch so besprochen. Da gibt es so genannte Schemafragebogen, die sich auf Erinnerungen, Gefühle, Gedanken auf den Betroffenen selbst und seine Kontakte zu anderen Menschen beziehen. Also vielleicht nicht nur Charaktereigenschaften, sondern Prägungen, die in der Kindheit oder Jugend entstanden sind.
Dazu zählen beispielsweise überhöhte Standards, übertrieben kritische Haltung, unerbittlichliche Ansprüche, Grandiosität, Negativität/Pessimismus, Intoleranz, Ungeduld, übertriebene Wachsamkeit, chronisch überbesorgt, unentschlossen, Instabilität, unterentwickeltes Selbst etc.

... sagt meine Therapeutin
LG
tomroerich
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von tomroerich »

Hallo Anne,

Es gibt gewiß keinen "depressiven Charakter"
als etwas dem Menschen Innewohnendes, Unveränderbares, jedenfalls glaube ich das nicht.

Charakter, Persönlichkeit sind schwer abzugrenzende Begriffe. Sind die überhaupt unveränderlich oder kann man etwas daran drehen? Welche Rolle spielt ein Charakter beim Zusammentreffen mit Umweltfaktoren? Ist Umwelt überhaupt etwas, was sich getrennt vom Charakter vollzieht oder hat jeder die Umwelt, die seinem Charakter entspricht?

Ich glaube, es lohnt sich, die neuesten Trends in der Biologie mal mit diesen Begriffen zu verknüpfen, denn wir dürfen davon ausgehen, dass der Körper unsere geistigen Erlebnisse sowohl nachvollzieht als auch mit verursacht. Was da eigentlich wirklich passiert, kann uns die Biologie sicherlich zum Teil verstehen helfen.

Wir haben mal gelernt, dass ein Mensch mit einem Gensatz zur Welt käme, dessen Informationen darüber bestimmen, was er ist. Dieser Gensatz kann auch darüber bestimmen, ob ich zu Depressionen neige. Und dann hätten wir in der Tat einen "Charakter der depressiv ist".

Nur, das stimmt alles so nicht. Neuerdings weiß man, dass es Genschalter gibt, die die Wirksamkeit von Genen unterbinden - also an- und abschalten können. Und das wiederum - man höre und staune - hängt von Erfahrungen, Gedanken, Gefühlen ab.

Die Macht der DNA ist also beileibe nicht so groß, wie angenommen. Es sieht eher so aus, dass man im Gensatz eine Klaviatur vorfindet, auf der man spielen kann - wenn auch vielleicht nicht jedes beliebige Stück, weil das vorgegebene Instrumentarium das nicht erlaubt. Es heißt auch, dass der Körper Befindlichkeiten wiederspiegelt bis hinab auf Zellebene.
Noch dazu glauben einige Biologen, dass auch die Genschalter vererbbar sind. Das wiederum würde heißen, dass Erfahrungen vererbbar sind.

Es ist also extrem komplex zu definieren, was ein Charakter ist.

Man kommt mit Voraussetzungen auf die Welt, jedoch sind diese nicht wirklich bindend und endgültig (außer bestimmte körperliche Merkmale). Erfahrungen, Entscheidungen können sie verändern. Und diese Erfahrungen und Entscheidungen können möglicherweise sogar vererbt werden. Man kann das so deuten dass man sagt, ein Mensch spiegelt sowohl seine evolutionäre Geschichte (er hat immer 2 Beine, 1 Herz etc.) als auch die persönliche Geschichte und sogar die Geschichte seiner Herkunft wieder. Er trägt die Erfahrungen von Adam und Eva, die aller Deutschen und die seiner Familie in sich. Und er kann darüber hinaus auch durch eigene Entscheidung bestimmen, wie diese Erfahrungen in ihm persönlich weiterklingen. Das ist für die Depression sicherlich der wichtigste Gedanke.

Grüße von

Thomas
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Caroline1
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Dietmar,

Mir geht es nur darum, aufzuzeigen, dass man nicht aufgrund bestimmter Charaktereigenschaften, die man auch noch selbst "gepflegt und gehegt" hat, depressiv wird, dass man also quasi selbst schuld daran ist, wenn einen Depressionen heimsuchen. Ich finde es sehr wichtig, darauf hinzuweisen, denn es ist ein gängiges Vorurteil von Nicht-Betroffenen, dies so zu sehen.

Natürlich gibt es eine ganze Reihe begünstigender Umstände, die Depressionen fördern können, auch anerzogene/erlernte Verhaltensweisen zB, aber so eine große Rolle, dass sie zum ALLES bestimmenden Auslöser, Faktor werden, spielen sie nun doch wiederum nicht. So brauchst du dir nur Geschwister anzuschauen, um zu sehen, dass sich da ganz unterschiedliche Lebensentwürfe u.ä. zeigen.

Und ich finde, wenn man sich von dieser Vorstellung löst, fällt es einem auch leichter, die Depression anzunehmen, nicht ständig dagegen anzukämpfen, zudem gepaart mit unendlichen Selbstvorwürfen. Und dann zeigen sich auch Wege aus der Depression heraus. So war es zumindest bei mir und andere Poster beschreiben das ja hier auch immer wieder ähnlich.

Dir einen lieben Gruß von

Caroline
tomroerich
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von tomroerich »

Liebe Caroline,

da bin ich ganz bei dir.
"Charakter" wird von den meisten Menschen entsprechend definiert, so dass sie daraus dann eine Schuldfrage ableiten können.

LG

Thomas
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Reve
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Reve »

Hi,

Ihr hab wie immer Recht, doch wenn man es sich bewusst macht, dass bestimmte Prägungen oder Teile der Persönlichkeit wie beispielsweise Perfektionismus, Harmoniesüchtigkeit mit Hang zum Ja-sagen Depression fördern können, dann kann das auch ein Schritt in eine gute Richtung sein.

Nämlich indem man versucht, jene Neigungen abzuschwächen und somit auch die entsprechende Gefahr, die davon ausgehen kann. Zumindest hab ich es bei mir so erlebt…

Carin
tomroerich
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von tomroerich »

Hi Carin,

Ihr hab wie immer Recht, doch wenn man es sich bewusst macht, dass bestimmte Prägungen oder Teile der Persönlichkeit wie beispielsweise Perfektionismus, Harmoniesüchtigkeit mit Hang zum Ja-sagen Depression fördern können, dann kann das auch ein Schritt in eine gute Richtung sein.

Nämlich indem man versucht, jene Neigungen abzuschwächen und somit auch die entsprechende Gefahr, die davon ausgehen kann. Zumindest hab ich es bei mir so erlebt…

Ja, ich habe das bei mir auch so erlebt.
Allerdings wird es selten dazu kommen, dass jemand diese Dinge bei sich erkennt und in Angriff nimmt, bevor er sich damit eine Erkrankung einhandelt.

Derartige Strukturen in einer Persönlichkeit erfüllen scheinbar wichtige Aufgaben, weil sie vor unangenehmen bis katastrophalen Gefühlen schützen. Perfektionismus kann z.B. als Versuch gesehen werden, eine Überzeugung von Minderwertigkeit dadurch zu kompensieren, dass man alles "richtig" macht.

Die Psyche geht hier seltsame aber doch hoch effiziente Wege, diese Verdrängung auszuhebeln. Ständiger Perfektionismus funktioniert häufig irgendwann nicht mehr, weil er
1. dazu führt, dass man sich überlastet und
2. unbefriedigend ist, weil er garnicht das bringt, was man sich von ihm insgeheim erhofft. (Ich mach doch alles richtig und trotzdem liebt mich niemand!)

Man arbeitet sozusagen an einem negativen Ziel - der Vertuschung von Vulnerabilität - und das entkräftet schließlich so weit, dass der Nährboden für die Depression bereitet ist.



Thomas
Betroffene für Betroffene

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Reve
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Reve »

Hi Thomas,

>...und das entkräftet schließlich so weit, dass der Nährboden für die Depression bereitet ist.

Und nun beginnt die eigentliche Arbeit. Erst mal Brachland, alles ruhen lassen, verkommen. Dann vorsichtig schauen, ob sich nicht doch noch ein schwaches Kraut regt. Dann überlegen, was man ansäen könnte, ackern, umgraben, aufbereiten, düngen, bewässern und am Ende der mühseligen Arbeit vielleicht doch ein ganzes Feld von Sonnenblumen vorzufinden? Und weiter gehts in einer ähnlichen Reihenfolge...
Liber
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Liber »

Hallo zusammen,

ich habe, angeregt durch den Thread hier, ein bisschen über die Epigenetik nachgelesen - sehr interessantes Gebiet, auch wenn ich rein fachlich nicht sehr viel davon verstehe.

Die Erkenntnisse der Epigenetik erklären zum einen für mich persönlich so einiges.

Bahnbrechend ist aber generell die Aussage, dass durch das Genom noch lange nicht alles, wovon man das bisher geglaubt hat, festgeschrieben und unveränderbar ist.

Die Wirkung dieser Aussage scheint mir im Moment ambivalent:

Zum einen eröffnet sie neue Möglichkeiten, die vorher versperrt schienen, das Gefühl des Ausgeliefertseins lässt nach und die Möglichkeiten zur Gestaltung in Selbstverantwortung werden größer.

Die Kehrseite kann sein, umso mehr in eine Art "Schuldgefühl" zu geraten, wenn man krank wird.

Wie gesagt: im Moment ist das meine subjektive Empfindung dabei.

Liebe Grüße
Brittka
Fiete

Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Fiete »

Sehr geehrte Damen und Herren,

innerhalb nur eines Tages habe ich hier so viele interessante Beiträge gelesen, dass ich sie so schnell gar nicht aufnehmen kann. Ich sehe darin Ihrer aller große Kompetenz zum "Thema". Und viele wichtige Überlegungen, die Ihren Erfahrungen entspringen. Ich finde das sehr kostbar. Ich bin der Ansicht, dass Menschen mit Depressionserfahrungen sehr viel mehr Kompetenz besitzen als zum Beispiel die Ärzte, von denen sie behandelt werden. Ich selber beschäftige mich nicht täglich mit dem Thema Depressionen, aber aus gegebenen Anlässen doch immer wieder mal, auch intensiver. Für mich begannen meine Überlegungen damit, zu fragen, was eine D. eigentlich ist und wie ich sie definieren würde, dies Erleben. Ich denke, Depression ist nicht immer sofort (lebenslange) Krankheit. Zunächst ist sie mal ein intensives Erleben, betrifft also in erster Linie den Gefühlshaushalt, und das macht sie auch so schwer auszuhalten. Ich habe für mich festgelegt, dass eine Depression die Erfahrung einer gespenstischen Anstrengung ist. Und dass sie auch ein dynamisches Erleben ist, obwohl der/ die Betroffene das nicht so erlebt. Wenn ich depressiv bin, walten in mir ungeheure seelische, einander ausschließende Kräfte und Strömungen: Leiden, Trauer, auch Wut, das nicht-ertragen-wollen, das nicht-ändern-können. Wenn ich depressiv bin, bin ich im Grunde im Aufstand gegen die Welt. In einem sinnlosen Aufstand. Eine Depression aushalten ist härteste Arbeit. Dass das nicht so gesehen wird, ist ein Teil des Problems. Ein depressiver Mensch tut nichts? Ein depressiver Mensch hält Höllenqualen aus. Also = Depression ARBEIT.
Mir ist dieser Aspekt in unserer berühmten Leistungsgesellschaft sehr wichtig, weil es sehr viel mehr Arbeit gibt, als die wir sehen und die bezahlt wird. Wenn ich an einen Psychiatrieaufenthalt zurückdenke, dann weiß ich, dass die Psychiatrie sich ihre eigenen Kranken produziert. Die Psychiatrie, wie ich sie erlebt habe, macht depressiv, statt zu heilen. - Zurück zum Anfang. Ich frage mich, ob man Ihre wertvollen Erfahrungen und Gedankenanstösse nicht bündeln kann, komprimieren, zu eiem Ratgeber meinetwegen oder etwas anderem. Die heilsame Rolle von Musik oder Schreiben oder Malen wird in jeder Therapie Depressiver m.E. unterschätzt und unterbewertet. Es gibt Anforderungen an einen selbst, die Überforderungen sind, das glaube ich auch, aber von "depressiven" Menschen nichts mehr zu verlangen, ist meiner Meinung nach genauso sträflich. Denn depressive Menschen sind ja nicht intellektuell eingeschränkt, sondern in ihrem Fühlenkönnen. Stimmen Sie mir soweit zu? Ach, und nicht zuletzt der Aspekt von Sprache: wie rede ich über mich, und wie über andere? Zu sagen, ich bin .... macht mich schon depressiv. Geht Ihnen das auch so? Ich danke Ihnen.
Ihre Anna Treudel (Fiete)
Clown
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Clown »

Huch, wo sind hier Damen und Herren?

Hey Anna, wäre es dir vielleicht möglich, in deinen Postings großzügig Absätze einzubauen? Ich bin (ein bisschen) neugierig, was du zu sagen hast, aber mir ist es zu mühsam, mich durch dieses Zeilendickicht durchzukämpfen.

Grüße,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
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Schnarchi
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Schnarchi »

>>>Zum Vergleich: Buddha lächelt immer. Warum?<<<

Kommt sicherlich

vom vielen

kiffen


[edit]...wg. Absätze


PS.: Wer is'n eigentlich diese Edit ?
Clown
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Clown »

Hee, Schnarchi, was ist?



Clown
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FönX
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von FönX »

Hallo Clownin,

> Huch, wo sind hier Damen und Herren?
Alles voll von Damen und Herren!

>....aber mir ist es zu mühsam, mich durch dieses Zeilendickicht durchzukämpfen.
Mir hilft in den Fällen, wo die "Enter"-Taste der AutorInnen ausgefallen zu sein scheint, diese Tastenkombi: STRG+ zum größer und STRG- zum kleiner machen. Das geht bei fast jedem Windows-Browser. Probier mal!

Lieben Gruß
FönX

Bei riesigen Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Schnarchi
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Schnarchi »

Hey Clownvomdeich

>>>..., was ist? <<<

Ochnüx. Hatte wohl gerade meine trolligen 5 Minuten.
Kommt bestimmt vom ganzen Buddhakuchen
Clown
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von Clown »

Mmh, Schnarchi, deine Wortspiele sind vom Feinsten.

Grüße von Schafen, Wattwürmern und mir,

Clown
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Eckhart Tolle
dietmar45
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Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Caroline,

vielen Dank für die Antwort. An die Gefahr des "sich selbst schuld fühlens" hatte ich in dem Zusammenhang gar nicht gedacht. Wohl auch, weil ich nicht auf die Idee käme, mich für meine Charaktereigenschaften schuldig zu fühlen.
Sicherlich kann man an diesen Eigenschaften auch etwas "drehen". Aber wer macht schon eine Therapie, bevor es zum GAU kommt. Ich hab meine Probleme auch lange vorher gesehen. Ich wusste aber damals nicht, was ich dagegen tun kann. So habe ich das so lange verschleppt, bis ich danieder lag. Ich bin mir relativ sicher, bei frühzeitiger fachlicher Hilfe, wäre mir eine Depression erspart geblieben. Okay, man weiß es nicht.
Das "sich keine Hilfe holen" ist doch auch eine Charaktereigenschaft, oder nicht? Für die kann ich aber auch nix

Meine Schwester hat ganz andere Eigenschaften, als ich. Auch einen völlig anderen Lebensweg. Die Eigenschaften, um die es mir hier geht, habe ich aber schon, seit ich angefangen hab, zu denken (wann immer das war ) Es wurde aber nie dagegengesteuert. So konnte sich das richtig festsetzen.

BTW: Über die Vererbbarkeit von Erfahrung gab es mal eine TV-Sendung. Da wurde das (wie ich finde) sehr verständlich erklärt. Hab's aber größtenteils inzwischen vergessen. Wie so vieles. Wofür lernt man eigentlich? (Scherzfrage an die Lehrerinnen unter uns)

Liebe Grüße Dir und allen Anwesenden von
Dietmar

Carin, auch Dir lieben Dank für die Antwort. Eine gute Therapeutin hast Du da.
Fiete

Sehr geehrter Clown,

Beitrag von Fiete »

entweder finde ich Sie beleidigend oder faul oder beides. Wer nicht in der Lage ist, einen 40-Zeilen-Text ohne Absätze zu lesen, kann vermutlich nicht lesen. Oder will es nicht. Bleiben Sie doch einfach dabei! mfG, Anna
flora80
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Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Entspannung bei Depressionen

Beitrag von flora80 »

Hiho Anna Treudel,

ich bin sicher auch beleidigend und faul, aber ich finde es genau wie Clown sehr anstrengend auf einem PC Bildschirm graphisch unstrukturierte Texte zu lesen. Es ist ein Unterschied, ob man etwas am Bildschirm oder in einem Buch liest. (EDIT: By the way, ich habe ein Hochschulstudium im sprachlichen Bereich erfolgreich absolviert, fühle also definitiv des Lesens mächtig...).

Es ist üblich bei Bildschirmtexten eher viele Absätze zu machen. Darauf wollte Clown hinweisen, nichts weiter.

Vielleicht hilft es, sich einmal genauer mit den Gepflogenheiten der Onlinekommunikation zu beschäftigen. Das vermeidet Befremden auf allen Seiten.

Zur Sache: Es gibt bereits das Buch "Schattendasein", das die Erfahrungen aus diesem Forum bündelt.

Flora
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