Depression einfach ignorieren - geht das?

[jolanda]

Hallo!

Mal wieder merke ich, dass ich depressiv werde. Noch merkt man nach außen hin nichts, ich funktioniere noch gut. Auch habe ich noch Momente, in denen ich zumindest zufrieden bin oder sogar mal lustig. Aber in mir lauert schon diese innere Verkrampfung. Ich merke, wie es innerlich kälter, dunkler, starrer wird.
Ich weigere mich, das zu akzeptieren. Ich habe beschlossen, das zu ignorieren solange ich kann. Denn momentan ist so viel los, dass ich einfach funktionieren muss. Es geht nicht anders. Wahrscheinlich hat die Überlastung auch ihren Anteil, aber mindestens zwei Monate muss ich noch durchhalten. Also werde ich die Depression ignorieren und mich erst recht in Arbeit stürzen um nur ja keine ruhigen Momente zu haben, in denen sie sich bemerkbar machen könnte.
Ob das wohl funktioniert?
Ich will einfach nicht wieder so tief abrutschen. Und noch geht es ja....hatte schon viel schlimmere Depressionen, aber die Angst ist da, in welche Richtung das geht. Kann ich das komplette Abrutschen verhindern, in dem ich sie einfach verneine?

Mal sehen was meine Ärztin zu diesem Vorhaben meint und meine Therapeutin.
Wobei der Verlauf der Therapie momentan eher dazu beiträgt, mich in eine Depression zu bringen. Weil meine Therapeutin auch nicht mehr weiter weiß. So kommt es mir vor. Ich bin da total im Stillstand und ziemlich frustriert. Sie sieht das zwar anders, kann mir aber nur Dinge raten, von denen sie eigentlich (dachte wir hätten das geklärt) weiß, dass sie bei mir nicht funktionieren.

LG, jolanda

[ben1]

Hallo Jolanda

ich denke, es ist eine große Fähigkeit, die Depression für eine Zeit im "Griff" zu haben - was aber nichts anderes ist, als der Marathonläufer, der 3 Kilometer vor dem Ziel sagt "ich kann eigentlich nicht mehr, laufe aber die 3 KM noch". Du hast recht, solange Arbeit, Aufgaben, Ziele da sind, kann man die Depression zurückdrängen, kann so leben, als ob die Frage nach dem Leben nach dem Zieleinlauf nicht wichtig wäre. "Vor dem Ankommen wird gewarnt" (Paul Watzlawick, Anleitung zum Unglücklicklichsein) - es gibt 2 Tragödien im Leben eines Menschen - selbstgesteckte Ziele zu verfehlen, oder, sie zu erreichen!" Deine Therapeutin hat keine Antwort auf die Frage, wie es weitergehen soll - hast Du eine? Eine
provozierende und (vermeintlich) zynische Frage, die sich jede(r) Mensch stellen muss.

Jede Verantwortungsvolle Therapie vermeidet klare Vorgaben, was zu tun ist und was zu lassen ist - einfach deswegen, weil es DEIN Leben ist, das Du zu leben hast und leben darfst! Da gehts viel um Verantwortung - jeder Mensch darf scheitern, darf versuchen, darf Fehler machen (und aus den Fehlern lernen) - auch Du. Ich finde es absolut legitim, diesen Joker zu ziehen! Es ist auch ok, einen Therapeuten/ eine Therapeutin eine Zeit lang als Mentor zu benutzen, mit dem man die Vor- und Nachteile einer Entscheidung diskutieren kann. Wohin Dein individueller (und nur für dich passender) Weg dann führen wird, DARFST (oder musst) Du selber entscheiden.

Meint zumindest

Ben

[otterchen]

Hallo,

ich kann's mir schwer vorstellen...
Die Depression zu ignorieren hieße nach meiner Definition, einen inneren Anteil von mir zu ignorieren, der endlich gehört werden will.
Das habe ich ja fast mein ganzes Leben lang getan. Ok, dann kommt es auf 2 Wochen oder 2 Monate auch nicht mehr an... aber ich hätte an Deiner Stelle Angst, dass ich dann - wegen der Verdrängung - in ein noch tieferes Loch falle.

Ich würde es vielleicht so machen, dass ich mir "Stepstones" einrichte; kleine Inseln, in denen ich zu mir selbst finde: jeden Tag mind. 1/2 Stunde für mich, sei es mit einem Entspannungsbad, einer entsprechenden Meditations-CD, einem Spaziergang oder was auch immer dazu geeignet ist, wieder mehr bei mir zu sein.
Den Blick bewusst richten auf das, was ich kann, weg von meinen Baustellen.


Wenn ich es so recht überlege: ich kann's mir eigentlich so gar nicht vorstellen und muss erst einmal rückfragen: was willst Du denn während dieser Zeit NICHT tun? Wie setzt Du Dich denn momentan mit der Depression auseinander, und wie soll das in der nächsten Zeit laufen? Und ist das wirklich unvereinbar?

[uli2705]

Hallo,

da ich (leider) aus eigener Erfahrung sprechen kann, ist meine eindeutige Meinung, das Du um eine Therapie nicht d'rum herum kommst. Je früher, desto besser. Es ist wie eine Krankheit die nicht richtig auskuriert wird -diese wird dann verschleppt und verschlimmert sich von Mal zu Mal..

Ich selber habe auch immer wieder und immer wieder verdrängt, bis es dann irgendwann gar nicht mehr ging. Stell dir einfach vor wie es einigen Jahren aussieht bzw. aussehen soll?
Depresssionen sind 'mal stärker, 'mal nicht so stark. Aber die Schübe kehren oft immer wieder und verschwinden von selbst i.d.Regel nicht. Meistens ist es auch so, das die stärkeren Schübe mit der dunklen Jahreszeit kommen.
Also, nicht lange warten.

LG Ikarus

[FönX]

Hallo jolanda,

mal ne ganz platte Antwort von mir: Wenn du versuchst sie zu ignorieren, sagt dir irgendwann dein Inneres bzw. dein Körper: "Verd...., nun nimm mich doch endlich mal ernst!". Und dann würde es noch schlimmer. Ich selbst bin jedenfalls froh, dass ich vor gut 4 Jahren angefangen habe, die Depression anzunehmen, und mich schon ein ganzes Stück Wegs mit ihr aktiv auseinandergesetzt habe.

Alles Gute!

[Babi]

Hallo Jolanda,
mit Ignorieren machst du - meines Erachtens - die Situation nur noch schlimmer.
Ignorieren ist das falsche, was dagegen tun, das richtige.
Ist gut, daß du mal mit deiner Therapeutin darüber reden willst.
Vielleicht kann sie dir da einen guten Rat geben.

[Clown]

Wow, Babi, 23 Postings an einem Tag, und der ist noch nicht rum ...
Das scheint mir ein Rekord zu sein.


Grüße,

Clown

[Babi]

He clown,
danke! Ja! War lange nicht da, weil mußte erst mal mit der Diagnose meiner Therapeutin klar kommen, aber jetzt gehts.
Muß halt was nachholen, tut so gut, hier zu sein.
Alles Liebe Babi

[Clown]

Babi, um ehrlich zu sein, meinte ich es eher ironisch.

Die Moderatoren (sie lesen ALLES! - STELL DIR DAS NUR MAL VOR!) schrieben vor längerer Zeit, als es sehr hoch her ging hier im Forum, dass 80 Postings am Tag, wohlgemerkt insgesamt, von allen Unterforen und Usern, die Obergrenze des Verkraftbaren wäre. Du allein hättest damit schon ein Viertel produziert ....

Ähm ... you see the point?



Grüße,

Clown

[Babi]

Äh Clown,
ich verstehe....
Mir geht es im Moment einfach nicht sehr gut und es tut mir gut, hier reinzuschreiben. Normalerweise schreib ich nicht so viel, aber ich war mehr als eine Woche nicht da und habe in der Zeit gar nix reingeschrieben.
Ob ich jetzt jeden Tag nur zwei drei Postings schreibe, oder ein Woche gar nix und dann dafür an einem Tag mehr, kommt doch auf das selbe raus.

[Clown]

Fühlst du dich denn tatsächlich besser, Babi, wenn du zu fast jedem Thread etwas dazuschreibst?



Clown

[Babi]

Ja das tue ich, auch wenn dir das vielleicht unbegreiflich ist