Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

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Melancholia
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Registriert: 21. Apr 2007, 11:33

Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von Melancholia »

Meine Situation am Arbeitsplatz hat sich dergestalt verändert, dass ich seit Wochen ausschließlich damit beschäftigt bin, handschriftliche Dokumente abzutippen. Diese neue Situation finde ich absolut unbefriedigend! Die Monotonie des stundenlangen Abtippens ist eine absolute Qual und erzeugt Stress, weil ich mit dieser Arbeit unterfordert bin. Daran wird sich in Zukunft wohl nicht viel ändern, da die elekronische Erfassung der Dokumente so umfangreich ist, dass sich das noch über viele Monate hinziehen wird und was danach kommt, weiß ich nicht.
Mein Arbeitsalltag sieht so aus, dass ich nur am Tippen bin und niemand auch nur ein Wort mit mir redet, außer dass man mir sagt, welche Dokumente ich als nächstes tippen soll. Außer den Worten „Hallo“ und „Tschüss“ findet überhaupt keine persönliche Kommunikation, kein Smalltalk statt. Also ich fühle mich am Arbeitsplatz sehr viel einsamer als zu Hause. Ist das eigentlich überall die gängige Unternehmenskultur, dass man ohne ein einziges persönliches Wort an die Kollegen zu richten, wie z. B. „Wie geht es dir so?“, durcharbeitet? Ist das bei euch auch so?

Diese Stelle war auch schon vorher nicht gerade mein Traumjob, aber diese gleichförmige Tipperei hat irgendwie das Fass des Erträglichen zum Überlaufen gebracht! Ich will eine Arbeit machen, die geistig anregend ist, die abwechslungsreich ist, die eine Herausforderung darstellt, wo ich etwas dazulernen kann, wo ich bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln kann! Ich bin in eine absolute Krise geraten wegen der blöden Tipperei, das kann unmöglich so weitergehen! Wenn ich nach Hause komme, weine ich sehr viel, ich schlafe schlecht, bin total niedergeschlagen und gereizt. Ich bin so extrem frustriert mit dem Job, ich weiß nicht, wie ich das länger aushalten soll!
Ich brauche unbedingt eine berufliche Veränderung, die ist schon seit langer Zeit überfällig, es ist mir sehr ernst damit, ich habe aber keine Ahnung in welche Richtung!

Am liebsten würde ich nochmal eine neue Ausbildung anfangen, ich möchte nach den vielen Jahren Empfang so gerne wieder etwas Neues lernen! Da ich schon 31 bin, glaube ich kaum, dass mir ein Unternehmen einen Ausbildungsplatz anbieten würde. Wenn ich an all die Personen zurückdenke, von denen ich weiß, dass sie sich haben umschulen lassen, so hat niemand von ihnen in dem neu erlernten Beruf eine Stelle gefunden. Ich denke mir, dass die über eine Umschulung/außer-betriebliche Ausbildung erworbene Qualifikation längst nicht so angesehen sind in den Unternehmen, als wenn man eine betriebliche Ausbildung mit Berufserfahrung vorweisen kann. Es scheint mir, wenn man eine außerbetriebliche Ausbildung in einem Beruf macht, wie z. B. Mediengestalter, wo es auch betriebliche Ausbildungsstellen gibt, sind die Aussichten, eine Stelle zu finden wohl gleich null, oder hat da jemand von euch positive Erfahrungen gemacht?

Mein Selbstbewusstsein ist absolut null, ich traue mir seit Jahren gar nichts anderes zu als Empfangsdame zu sein und Schreibarbeiten zu machen, aber damit will ich nicht den Rest meines Lebens verbringen, das ertrage ich einfach nicht! Ich weiß, es gibt Schlimmeres im Leben als Empfangsdame oder Tippse zu sein, aber ich habe zunehmend das Gefühl, tot zu sein, nicht wirklich zu existieren, die Stunden am Arbeitsplatz sind für mich weggeworfene, verschwendete Zeit, da mir die Arbeit auf der seelischen und geistigen Ebene überhaupt nichts zurückgibt und das ist ein unerträglicher Zustand!!! Ich habe eine unendlich große Sehnsucht danach, einen Beruf zu ergreifen, worin ich ganz aufgehen kann, was ich mit Hingabe und Leidenschaft mache, wo ich das Gefühl bekomme, mich selbst verwirklicht zu haben. Ich halte es nicht für anmaßend, dieses Ziel zu haben, ich kann unmöglich länger in diesem frustrierenden, unglückseligen Zustand verharren, meinen Job nur aus dem einen Grund zu machen, nämlich mein täglich Brot damit zu verdienen. Das ist für mich kein Leben.

Könnt ihr mir Seminare oder Job-Coaches oder andere Hilfen nennen, wo es darum geht, herauszufinden, wie man beruflich ganz von vorne anfängt, wie man für sich eine Tätigkeit findet, die Berufung ist, die wirklich zu den eigenen Neigungen und Fähigkeiten passt?
ben1
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Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von ben1 »

Hallo Melancholia (was für ein schöner Name)

Eine wirklich schlimme Situation, in der Du da bist. Ich meine, "2 Seelen in Deiner Brust" herauszulesen, nämlich

a) die Abenteurerin, die sofort neu anfangen will, die eine Aufgabe sucht, die sie fordert, die neue Horizonte eröffnet usw. usf

und

b) die Zweiflerin, deren Selbstbewußtsein im Keller ist, die große Angst vor Veränderung und Überforderung hat, die einfach nur eine überschaubare Arbeit sucht, um zu überleben.

Wenn das so ist, wie ich zu meinen glaube, dann ist die Situation wirklich verzwickt - bleibst Du im Job, geht die Abenteurerin "vor die Hunde", gibst Du alles auf und fängst komplett neu an, gerät die Zweiflerin in Panik.

BEIDE haben ihre guten Gründe und ihre Daseinsberechtigung! Lösen kannst Du das Problem nur, wenn Du BEIDEN Gehör schenkst (sowas kann in einer Therapie geschehen, sowas kannst Du aber auch mal selber ausprobieren).

Mein Vorschlag - stell Dir mal vor, Deine beste Freundin kommt mit genau dem Problem zu Dir und fragt Dich um Rat. Sprich mit BEIDEN Anteilen dieser Freundin - was spricht für die Abenteurerin, welche Ängste hat die Zweiflerin? Ziel dieser komischen Übung ist, das Du nicht mit einer der beiden Seiten identifiziert bist, sondern eine neutrale Position einnehmen kannst. DENN: Der Mensch strebt immer nach dem, was er NICHT hat! Wenn die Abenteurerin alleine das Ruder übernimmt, wirst Du Dich nach nichts mehr sehnen, als eine überschaubare, machbare Arbeit - und wenn Du die hast (wie bei Dir aktuell gegeben), wirst Du leiden "wie ein Hund" und Dich nach Herausforderungen und neuen Wegen sehnen.

Vielleicht kann die Abenteurerin in einem anderen Bereich, als der Arbeit, ihre Erfüllung finden. Vielleicht brauchst Du eine Veränderung (nimm dabei die Zweiflerin mit ins Boot und lass sie mitreden).

Derzeit hat die Zweiflerin alleine die Macht (warum, weis ich nicht, Du kannst das für Dich aber klären) und dieses Leben macht Dich wirklich kaputt. Kurzsichtig finde ich aber die Idee, nun das Ruder komplett der Abenteurerin zu überlassen - denn dann stehst Du kurze Zeit später vor einem ganz anderen Problem (die Sicherheit, die Du derzeit hast, ist dann nämlich weg).

Du bist BEIDES. Du bist Zweiflering und Abenteuerin (eine durchaus gesunde Mischung) Das könnte die Grundlage für eine gesunde Entscheidungsentwicklung sein.

Meint zumindest

Ben
missdi
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Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von missdi »

Liebe Melancholia,

ich habe hier lange nichts mehr geschrieben, aber das was Du schreibst, spricht mir so dermaßen aus der Seele, dass ich Dir einfach antworten muss. Und Deinen Kommentar, Ben, finde ich wirklich sehr gut.

Ich war lange in einer sehr ähnlich Situation wie Du, Melancholia, mit genau den gleichen Gefühlen, der gleichen, unglaublichen Frustration. Mal hatte ich Phasen, da ging es und ich konnte die Arbeit von der positiven Seite her sehen, mal nahm wieder die andere Seite die Überhand.

Auch ich habe, genau wie Ben es ausdrückt, diese zwei Seiten in mir, die "Abenteurerin", die irgendwo weiß, dass sie mehr kann als jeden Tag den gleichen monontonen Sch... zu machen, und die Zweiflerin, die an allem und jedem zweifelt, vor allem an sich selbst, und die sich eigtnlich gar nichts zutraut und auf diesem Wege ja auch zu diesem Job gekommen ist und unwahrscheinlich froh und dankbar darüber war.
Einen sicheren Job im öffentlichen Dienst, sogar nur Teilzeit, und mit teils wirklich netten Kollegen, die ich mochte und die mich mochten und mich so nahmen wie ich bin.

Ich wurde vor einem Jahr mal wieder zunehmend depressiv, war öfters krankgeschrieben und hielt die Situation am Arbeitsplatz kaum noch aus. Gleichzeitig wuchs der Druck, mir war klar, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Vor allem aber wuchs der Frust und auch die Aggression, wenn man sich ständig unterfordert fühlt und man meint, eigentlich habe man ja etwas besseres verdient. Und auch die Stille auch der Arbeit, da passierte einfach nichts. Täglich grüßt das Murmeltier.

In einer Phase wo es mir besser ging habe ich dann den Entschluss gefasst zu kündigen. Ich war der Ansicht, es würde mich erleichtern und würde den Weg für Neues öffnen. Ich habe leider nicht mit vielen Freunden vorher ausgiebig darüber gesprochen, ich habe das ziemlich stur und blind durchgezogen.

Ich habe also gekündigt und kurz danach kamen andere Dinge dazu, meine Mutter hatte einen Herzinfarkt und starb einige Wochen später. Ich fiel, zum ersten Mal in meinem Leben in eine wikrlich schwere Depression und verbrachte 10 Wochen in einer Klinik.

Die Geschichte mit meiner Mutter war natürlich sehr einschneidend und hat alles wirklich nicht leichter gemacht.

Ich kann jetzt allerdings sagen, dass ich noch NIE in meinem Leben eine Sache so sehr bereut habe wie diese Kündigung. Bis zum heutigen Tag werfe ich mir diesen Schritt vor und zieht mich auch immer wieder tiefer in die Depression.
Jetzt hat natürlich die Zweiflerin wieder die Überhand und ich wünsche mir GENAU wieder so einen Job zurück, die Sicherheit, nettes Umfeld, keinen Stress, keinen Druck, einen geregelten Tagesablauf. Gründe, die mich zu genau diesem Job gebracht haben. Und die ich letztes Jahr nicht mehr sehen konnte.

Natürlich heißt das nicht, dass Du deshalb unbedingt deinen Job behalten solltest. Vielleicht wäre es für Dich tatsächlich eine Befreiung und Du würdest danach aufblühen.

Ich möchte Dich mit Dieser Geschichte bloß davor "warnen", zu schnell diesen Schritt zu gehen und vor allem nicht (wie ich) ohne einen wirklichen Plan zu haben.

Ich habe die Tendenz mich aus einer frustrierenden Situation heraus mich in etwas anderes hineinzuträumen. Im Nachhinein weiß ich, dass ich alles dafür hätte tun sollen, an der REALEN Situation etwas dahingehend zu ändern, dass die Situation auf der Arbeit erträglicher geworden wäre. Wie Ben gesagt hat, mehr Ausgleich außerhalb der Arbeit suchen.

Für mich fände ich jetzt ideal, diesen sicheren langweiligen Jobn wieder zu haben, für die Zweifelerin, die Unsichere, als BASIS, und dann der Abenteurerin ihren Platz außerhalb der Arbeit zu geben, entweder in einem "abenteuerlichen" Nebenjob, ehrenamtlich oder einfach in tollen Freizeitaktivitäten und Wochenenden, Urlauben, es gibt so viele Möglichkeiten, von denen ich jetzt, vor lauter Depression und Geldmangel nichts mehr realisieren kann. Wie Ben sagt, man muss beiden Teilen Raum geben, und ich glaube der Frust wird so groß, weil man dem einen Teil (so war es in meinem Fall), der Abenteurerin, so wenig oder gar keinen Platz gibt bis das Fass zum Überlaufen gerät. So hat die Abenteurerin aus dem "Verborgenen" ganz laut auf sich aufmerksam gemacht und mir nichts dir nichts gekündigt. Danach war die Zweiflerin aber so dermaßen in Panik und hat vollkommen den Boden unter den Füßen verloren und war so was von sauer auf die Abenteurerin... Die Abenteurerin hat seither auch nicht mehr viel zu sagen, denn die Zweiflerin hat wieder die Überhand und ist nur noch am Boden zerstört. Es geht glaube ich wirklich darum, beide unter einen Hut zu bekommen. Das Bild der neutralen Freudin finde ich gut!

Ich bin so tief wie nie in meinem Leben gelandet, ich bin 34, also auch ein Alter, wo einem vielleicht nicht mehr alle Türen offen stehen.

Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich wirklich die Zeit zurückdrehen und das Beste aus der Situation machen. Was ja nicht heißt, dass man irgendwann doch mal den Job wechselt oder sich doch im Job etwas zum Positiven ändert.

Arbeitest Du Voll- oder Teilzeit? Wenn es Vollzeit ist, ist es natürlich wirklich kaum zum Aushalten. Dann würde ich vielleicht überlegen, auf eine Teilzeitstelle zu reduzieren, wenn es irgendwie möglich ist. Dann ist es besser auszuhalten und es bleibt Platz für anderes.

Das soll natürlich jetzt nicht als Dämpfer gemeint sein (von wegen alles beim Alten belassen), aber nur eine Warnung (ich hätte eine solche gebraucht vor einem Jahr, obwohl ich sie vielleicht auch nicht ernst genommen hätte).

Liebe Grüße
Diana
Elisa_K
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Registriert: 6. Feb 2008, 14:53

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von Elisa_K »

faulpelz

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von faulpelz »

Jede Tätigkeit wird im laufe der Ausübung zur Routine.
Wenn du meinst du bist zu was höherem geboren, als der Alltag, dann mach es.
Mein Kollege würde sagen, hättest du was gescheites gelernt, dann hättest Job der dir gefällt, vorausgesetzt du taugst da auch was.
ben1
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von ben1 »

Hallo Missdi (Diana)

Vielen Dank für dieses Posting!

Ich finde den Gedanken, nicht nur eine Person zu sein, sondern viele Teilpersönlichkeiten in sich zu vereinigen und zu versöhnen, bestechend. Das macht die zentrale Lebensaufgabe "Was will ich eigentlich?" nicht einfacher, gibt ihre aber Struktur.

In mir und in Dir und in allen Menschen leben die verschiedensten Anteile, die ALLE ein Recht auf ein Dasein haben.

Wenn ich heute alles hinschmeise und komplett neu anfange, dann übergeh ich alle Persönlichkeitsanteile, die auf Sicherheit und Beständigkeit pochen (und das mit gutem Recht) - lass ich alles beim alten, verkümmern die Anteile, die neues suchen, sich entwickeln und ausprobieren wollen, was noch alles im Leben interessant sein könnte.

Ich finde es immer wieder spannend, eine Konferenz abzuhalten, wo alle Bens zu Wort kommen. Was möchte mein Abenteurer, was mein Zweifler, was mein Kritiker, was mein ängstliches Kind, was mein Antreiber, was mein Karriereben usw.

Schau mal, wenn Du Lust hast, wer da alles "in Dir Wohnt". Ich finde, das ist eine unheimlich spannende und lohnende Aufgabe, die (zumindest mich), ein Leben lang immer wieder begleiten wird. Wenns mal zu sehr auf eine Seite hängt, meldet sich die andere und umgekehrt. Und das Ganze auszubalancieren, erfordert eine einigermaßen neutrale Instanz, einen Moderator, der allen Gehör schenkt und dann den Kurs für die nächste Zeit vorgibt.

Oder?

Ben
missdi
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Registriert: 23. Dez 2005, 23:25

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von missdi »

Lieber Ben,
ja die Idee, dass da verschiedene "Personen" in einem leben hilft irgendwie und macht das Ganze vor allem anschaulicher.
Mir fällt es sehr schwer, diese dafür notwendige Distanz zu mir zu bekommen. (Bei Dir hört es sich so an, als hättest Du darin schon eine Menge Übung?). Meist verschmelze ich so mit dem gerade vorherrschenden Persönlichkeitsteil, dass ich die notwendige Distanz verliere.

Dass ich ein sehr starkes "inneres Kind" in mir habe ist mir letztes Jahr in der schlimmsten Phase sehr bewusst geworden und dort, in der Klinik, hat es mir geholfen, dass die Therapeuten dieses "Kind" ganz gezielt angesprochen haben. Ich WAR das Kind, ich fühlte mich wie ein Kind und hatte keinen oder kaum noch Zugang zu meinem erwachsenen Teil. Vielleicht ist dieses Kind sogar verwandt mit der Abenteurerin, der Verspielten, Ursprünglichen, während die Zweifelerin oder auch Überkritische eher dem erwachsenen Teil entspricht.
Man mag manchmal wütend sein auf diesen überkritischen Teil, weil er einen (jedenfalls mich) davon abhält, zu leben,der einem alles vermiest, aber urprünglich hatte dieser Teil ja die Funktion, einen zu beschützen, vor weiteren Verletzungen und ähnlichem.

Ich kann dazu ein echt (finde ich) tolles Buch empfehlen: "So bin ich unverwundbar" von Barbara Berckhan, Heyne Verlag. Also dort geht es eigentlich darum, sich besser zu schützen, nicht mehr so verwundbar zu sein. Dort ist zum Beispiel auch die Rede von dem sogenannten "inneren Kritiker" und es hilft ungemein, wenn man sich diesen Kritiker als getrennt von sich oder dem eigenen unverwundbaren oder "wunderbaren" Teil vorstellt.

"Seine größte Sorge ist, dass wir alleine gelassen werden und auf uns selbst gestellt sind und so nicht überleben können".

Ich kann das Buch wirklich sehr empfehlen, es ist sehr anschaulich und sehr humorvoll geschrieben. Nur das mit dem Umsetzen ist halt so ne Sache, lesen alleine reicht nicht.

Ben, hast Du Dich in der Therapie mit diesen verschiedenen Teilen beschäftigt?

Ich bräuchte einen neutralen Helfer von außen, zumindest für den Anfang, denn bei mir ist es so, dass dann alle Teile munter durcheinander quatschen und am Ende bin ich einfach nur total durcheinander, innerlich zerrissen und verzweifelt.
(Wie bitteschön soll ich einen Konsens finden zwischen
dem Teil, der schon lange den Traum hat, sich um verwaiste Affen zu kümmern, in Afrika oder so...
dem Teil, der ein ganz "spießiges" geregeltes Leben führen will, der schon lange darauf hinarbeitet, aber dessen Pläne durch Attacken der anderen Teile regelmäßig druchkreuzt werden, der einfach ganz "normal" leben möchte, Familie gründen, Job...
dem Teil der ganz aussteigen will, warum nicht irgendwohin, wo es warm ist, die Sonne scheint, warum weiter in dieser
grauen kalten Stadt leben...)

Und die bekämpfen sich in mir, führen endlose Diskussionen. Und ich stecke fest in Depressionen, weil ich nicht mehr weiß in welche Richtung ich mich nun bewegen soll. Eine klebrige Masse, in der ich, schon so lange, steckengeblieben bin und die mich immer resignierter werden lässt.

Melancholia, es tut mir leid, dass diese Diskussion vielleicht jetzt etwas abgedriftet ist. Es hat vermutlich nicht mehr viel mit Deiner Ausgangsfrage zu tun. Aber ich habe einfach gerade meinen Gedanken freien Lauf gelassen.

Einen schönen Samstag für alle
Diana
ben1
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von ben1 »

Hallo Missdi

in der Therapie damals waren die verschiedenen Teile gar nicht Thema. Damit hab ich mich erst danach - wie Du über ein Buch auf dieses Thema aufmerksam geworden - intensiver auseinandergesetzt.

Was Du beschreibst, kenn ich auch. Meiner Erfahrung nach wollen die Teile vor allem gehört werden und sind mit einem Kompromiss häufig schon zufrieden.

Es geht nicht um ein Entweder/Oder, es geht um ein UND. Also erst mal
- Überblick verschaffen, Anteile identifizieren und beschreiben (gern wirklich mit Papier und Bleistift - für jeden Anteil ein Blatt anlegen und immer mal wieder ergänzen) und dann mal kucken. Wenn ich auch noch ein Buch empfehlen darf

Die Intelligenz der Psyche. Wie wir ihrer verborgenen Ordnung auf die Spur kommen von Artho St. Wittemann

oder

Das innere Team in Aktion. Praktische Arbeit mit dem Modell. von Friedemann Schulz von Thun

Melancholia - was denkst Du?

ben
DepriTotal

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von DepriTotal »

Das iss ja wohl der Gipfel,

jetzt sollen die Arbeitgeber schon dafür sorgen das die Arbeitnehmer nicht durch ihr Arbeitsumfeld depremiert werden.
Habt ihr euch schon einmal Gedanken über die Motivation eines Unternehmers gemacht?

Wenn ihr Verantwortung z.b. für 200 Arbeitnehmer / Arbeitsplätze habt und da kommt so ne Trulle mit " mir ist es hier zu monoton"

Wo sollen denn die Arbeitgeber in der aktuellen situation ihren Spass finden, oder sollen sie sich lieber vor den Zug legen im Beispiel wie es geschehen ist.

Man man sei froh wenn du Arbeit hast.
ben1
Beiträge: 1379
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Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von ben1 »

So nicht, Fake

Wenn schon, dann eine differenzierte Sicht:

Es ist AUCH Job des Arbeitgebers, für ein gutes Klima zu sorgen - nicht zuletzt deswegen, weil er mit einem motivierten Team auch mehr verdient - eine win-win Situation.

Und es ist AUCH Job des Arbeitnehmers, sich um sein Wohlergehen selber zu kümmern. Nur alles auf den Arbeitsplatz zu projezieren, geht natürlich auch nicht. Eben dieser Umgang mit einer Arbeit, die mich derzeit einfach unglücklich macht, darum gehts in diesem Thread.

Niemand kann mich glücklich machen (auch der Arbeitgeber nicht), da muß ich schon meinen Beitrag leisten - aber das die Umstände zu meinem Seelenheil beitragen können, ist doch wohl unumstritten.

Ben
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1684
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von Anne Blume »

Fake, und wie auch immer Sie sich in den letzten Tagen noch genannt haben, es reicht. Sie müssen sich nicht mehr länger die Mühe machen, in zahlreichen Threads Gift zu verspritzen.

Anne Blume
Tradideldum

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von Tradideldum »

Aha also so eine win win situation die die ganzen Firmen nahe an ihren Untergang geführt hat, war da überall ein Scheissklima im Laden?

Wer kein Bock auf Arbeit nur weil ihm diese zu eintönig ist der soll nicht rummjammern sondern den Platz frei machen für Menschen die gerne arbeiten und selbst überlegen was wohl als Job geeigneter wäre.

Ich muss mich ja immer anders nennen, wenn ihr mich laufend sperrt, hab aber mittlerweile ein Script, und das macht sogar Spaß, quarsch, großen Spass, krank oder?
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von ben1 »

Hallo Kommissar

was ist eigentlich Dein Anliegen hier? Möchtest Du sachlich mitdiskutieren, dann setz Dich bitte mit mir auseinander. Nur alles madig machen, mit Totschlagargumenten um sich werfen, ist leicht. Ich fass mal kurz Deine Sicht zusammen.

Schuld ist der Einzelne, wer nicht arbeiten will, soll sich vom Acker machen. Denkst Du wirklich, dass das Spiel so einfach funktioniert? Ich gebe Dir (wie oben beschrieben) recht, dass das Wohl nicht alleine vom Arbeitgeber abhängen kann (was Melancholia übrigens auch nie geschrieben hat) und kein Arbeitnehmer "perfekte" Bedingungen einfordern kann. Alles auf den Arbeitnehmer zu reduzieren, ist genau so kurzsichtig und falsch.

Ben
Renave
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Registriert: 5. Jan 2009, 10:36

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von Renave »

Sag mal wie erlaubst Du Dir denn hier zu reden? Wie bist Du denn drauf? Schon mal was von Respekt gehört? Erst wenn man sich selber respektiert, kann man auch andere respektieren, das ist wohl bei Dir abhanden gekommen, falls da jemals ein Fünkchen da war. Hier ist jemand der unglücklich mit seiner Situation ist und Hilfe braucht und Du scheisst ihn zusammen. Das ist nicht der Sinn dieses Forums, sonder Hilfe anzubieten und ggf. zusammen zu überlegen was es für Möglichkeiten der Hilfe geben könnte. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und Du trägst nen janz schön schwereres, wenn Du Deinen Frust auf andere abwälzt. Gute Besserung für Dich
Renave
Aussiegirl
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Registriert: 25. Nov 2007, 23:47

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von Aussiegirl »

habé mich hier durchgelesen und das, was Ihr alle schreibt, ´kann ich gut nachvollziehen!

vor allem das mit "abenteuerin" und "zweiflerin"

geht mir im Prinzip genau!
ich zweifel und verzweifel, weil ich nichts an der Arbeit ändern kann! leider ist keine Umsetzung bei meinem Arbeitgeber möglich (ich arbeite im öff.Dienst, habe éinen Job mit sehr viel Parteiverkehr und unmöglichen Chefs), aber leider ist eine Versetzung nicht möglich, da es nur "Stellenstreichungen " und "Wiederbesetzungssperren" gibt!

Andererseits; ich habe einen sicheren Job, ich habe auf 30 Stunden verkürzt (auf Anraten meiner Ärzte), und habe auch nette Kollegen!

Aber jetzt kommt die "Abenteuerin"
ich möchte eigentlich einen ganz anderen Job machen!
habe auch ein Fernstudium zur Reisebürofachkraft geschafft (auch in meiner Depri Phase weitergemacht) und am Samstag meine Gesamtnote bekommen, 1,3! bin mehr als glücklich!
aber abends kamen mir die Zweifel wieder:
will ich wirklich den sicheren Job aufgeben und was neues anfangen?
was ist, wenn ich bei dem neuen Job nicht zurechtkomme?
wieder in die tiefe Depri verfalle, nicht arbeiten kann?
werde ich dann ein Fall fürs Sozialamt?

Hilfe, was mach ich denn nur...
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von ben1 »

Hallo Elke

eine verzwickte Situation. Und das einzig befreiende daran ist (so komisch das jetzt klingt) - EGAL, für welchen Weg Du Dich entscheidest - Du wirst es früher oder später bereuen. Wie Du schon richtig sagst, haben beide Wege ihre Vor- und Nachteile.

Jetzt den "richtigen" Weg zu finden, kann nur scheitern - es geht nicht um den richtigen, sondern um deinen Weg.

Wichtig scheint mir nur - egal, wofür Du Dich entscheidest, gib auch der anderen Person Raum. Wenn Du im sicheren Job bleibst, such Dir was im Freizeitbereich, was Deine Abenteurerin fordert, wenn Du den Schritt raus aus dem Job machst, dann sichere Dich so ab, das Deine Zweiflerin nicht in völlige Panik gerät.

Ben
Aussiegirl
Beiträge: 41
Registriert: 25. Nov 2007, 23:47

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von Aussiegirl »

hallo Ben

das habe ich heute getan!

eine Arbeitskollegin hat einen Bekannten, der in einem Reisebüro arbeitet...er würde mir die Chance geben, einige Samstage für mich zu haben..dh.ich könnte ihm über die Schulter schauen, sehen, was abgeht, die Chancen abchecken

aber weiterhin an meinem Versetzungsgesuch im öff.Dienst festhalten:-)

ich denke, hier schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe und habe viele wege offen:-)

Danke!
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von ben1 »

Gern geschehen. Freut mich! Eine gute Lösung, wie ich finde.

Dann viel Spaß im Reisebüro

Ben
Melancholia
Beiträge: 12
Registriert: 21. Apr 2007, 11:33

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von Melancholia »

Hallo Ben, hallo Missdi,

vielen Dank für eure ausführlichen Antworten, über die ich mich sehr gefreut habe. Ich konnte nicht früher antworten, weil ich zu Hause kein Internet habe und in der letzten Zeit nicht dazu gekommen bin, in die Stadt ins Internet-Café zu fahren.

Es ist richtig, dass die Abenteurerin in mir massiv rebelliert, weil ihre Bedürfnisse immer unterdrückt werden. Seit Jahren träume ich davon, in eine pulsierende Großstadt zu ziehen wie Köln oder Berlin, wo es kulturell viele interessante Veranstaltungen und sonstige spannende Zerstreuungen gibt, wo man was erleben kann, dann würde mein Leben erst richtig losgehen, denke ich immer. Wenn ich in Köln oder Berlin eine abwechslungsreiche Arbeitsstelle finde, in einem Team, wo auch mal im Arbeitsalltag gescherzt und gelacht wird, eine gute Stimmung herrscht, und es nicht so grabestodernst zugeht, wie in meiner jetzigen Firma, denke ich immer, ja dann wird mein Leben heiter, bunt und spannend sein! Oft habe ich auch passende Stellenangebote in Köln, Berlin, München, auf einer Insel und in Wien in Internetportalen gesehen und dachte mir, wage es doch mal. Aber dann dachte ich wieder, dass ich aufgrund meines geringen Selbstbewusstseins, meiner ausgeprägten Schüchternheit, zu geringer Qualifikation, usw. keinen Erfolg haben und gekündigt werde, ja mir fallen tausend Gründe ein, warum es schiefgehen könnte und ich dann wie Missdi beschrieben hat, bereuen würde, einen Arbeitsplatz aufgegeben zu haben, wo ich nette Kollegen habe, ja und was noch...tja, sonst fällt mir nichts mehr ein, weshalb ich dableiben sollte. Ich verdiene nur 8 € die Stunde, vergleichbare Stellenanzeigen bieten als Empfangskraft 9 – 10 € Stundenlohn an, ich habe keine echten Bindungen an meinem Wohnort, brauche aber ständig neue visuelle Reize, wenn ich im Urlaub neue Metropolen besuche, fühle ich mich absolut lebendig und überglücklich, wie in einem Rausch, also warum nicht nach Köln ziehen? Es gibt im Grunde keinen einzigen Grund für mich, nicht wegzugehen.
Meine einzige Sorge besteht darin, die heute überall geltende Anforderung, in sehr kurzer Zeit sehr viele Aufgaben aufeinmal erledigen zu müssen, nicht erfüllen kann, weil ich Informationen langsam verarbeite.

Das Thema Arbeit ist das wichtigste bzw. einzig relevante Thema in meinem Leben überhaupt, denn es ist für mich bisher unmöglich gewesen beruflich eine auch nur ansatzweise interessante und befriedigende Aufgabe zu finden und das treibt mich in eine absolute Verzweiflung hinein!

Es ist so: Gibt man mir monotone, einfache Aufgaben, kann ich sie zwar gut bewältigen, aber da z. B. das Tippen keinerlei geistige Herausforderung darstellt, bin ich schnell sehr frustriert mit dieser Aufgabe. Gibt man mir anspruchsvollere Aufgaben wie z. B. Protokoll-Führung, so arbeite ich mit sehr viel innerer Verzweiflung, weil ich davon überzeugt bin, die in der Sitzung gehörten Aussagen nicht prägnant auf den Punkt zusammenfassen zu können. Mit meinem Text bin ich dann niemals wirklich zufrieden. Ich benötige 6 Stunden, um ein 4-seitiges Protokoll abzufassen, wobei ich mehr als die Hälfte zu Hause schreibe, weil mir die richtigen Worte einfach nicht einfallen wollen. Von den Vorgesetzten bekomme ich entweder gar kein Feedback oder demütigende unsachliche Kommentare, die mich sehr verletzen. Die Vorgesetzten verbreiten eine Atmosphäre, die mir und meinen Kolleginnen das Gefühl gibt, dass die Arbeiten, die wir heute machen, vorgestern eigentlich schon hätten fertig sein müssen, so dass wir uns ständig galoppieren und doch nie fertig werden. Aber das nur am Rande.

Mein Grundproblem besteht darin, dass ich bei jeder Anforderung und jeder Aufgabe, die am Arbeitsplatz an mich gestellt wird, egal welcher Art, sofort das Gefühl habe, ihr nicht gewachsen zu sein und mich grundsätzlich mit allem überfordert fühle! Jede Aufgabe liegt wie ein Berg vor mir! Und während ich eine Aufgabe zu erledigen versuche, ist da immer eine Stimme im Hinterkopf, die sagt „Es ist nicht gut genug!“oder „Das kannst du nicht!“. Diese innere Stimme bringt mich zur Resignation und Verzweiflung. Es passiert sehr oft, dass ich mich nach der Arbeit ausheulen muss, weil ich durch meinen strengen inneren Kritiker so gestresst bin.

Missdi, du schlägst vor, sich lieber in der Freizeit zu verwirklichen. Das versuche ich ständig.
Ich probiere immer wieder neue Hobbys aus, besuche Kurse an der VHS - Basteln, Handarbeiten, biografisches Schreiben, digitale Bildbearbeitung, Kochen - und alles das frustriert mich zu Tode!!! Ich erlebe einfach nicht das Gefühl, dass ein bestimmtes Betätigungsfeld wirklich der Mühe wert ist, sich hineinzuknien. Nach kurzer Zeit verliere ich das Interesse an einem Hobby und hetze schon zum nächsten Kurs, immer mit der großen Sehnsucht, mit einer Art seelischem Ausgehungertsein danach, endlich die wahre Berufung zu finden, in einer Arbeit den berühmten Flow zu erleben, und alles, was ich anfange, entpuppt sich schnell als Enttäuschung! Und diese Enttäuschung ist weit mehr als nur ein Mißgestimmtsein, wie es jeder Mal hin und wieder erlebt, sondern es ist ein Gefühl der absoluten inneren Leere, ein Gefühl von Halt- und Trostlosigkeit, es ist die Unfähigkeit, etwas lieben zu können. Ich glaube, ich kann nicht existieren, ohne die Befähigung, mich mit Leidenschaft an eine Sache hingeben zu können.

Ich finde das Leben tatsächlich nur dann lebenswert, wenn ich in den Urlaub fahre, wo ich ständig Abwechslung habe, ständig neuen Reizen (meistens Kunstschätze in Metropolen) ausgesetzt bin, ich blühe innerlich richtig auf wie eine Blume, in meiner Seele wird Frühling und ich bin im Glücksrausch. Nur im Urlaub fühle ich mich frei und ich liebe dieses Freiheitsgefühl über alles!!! Aber wahrscheinlich sind diese intensiven extatischen Gefühle, diese Begeisterung und Lebendigkeit im Urlaub nur eine Art kurzweilige Überkleisterung der ungelösten tiefen neurotischen Konflikte, die mich im Alltag dann wieder vollends überfallen.

Ich glaube, meine Art von Problem ist noch anders gelagert, als das von euch beschriebene Spannungsfeld zwischen Abenteurerin und Zweiflerin, oder?
ege0804
Beiträge: 436
Registriert: 13. Aug 2004, 17:31

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von ege0804 »

hallo melancholia,

ich finde mich in vielem was da schreibst wieder. neben anderen auslösern war meine berufl. situation ein auslöser meiner depressionen.

ich habe berufl. nicht den mittelweg gefunden, zwischen minderwertigkeits-ängsten und größen-phantasien. ich kann auch keinen rat geben.

ich kann nur damit trösten, ab 50 wird es besser. heute konzentriere ich mich mehr auf freunde, meine familie und hobbys.

warum eigentlich soll selbstverwirklichung nur durch bezahlte arbeit möglich sein. bietet unser arbeitsmarkt überhaupt allen diese chance der verwirklichung. einige haben ja glück und schaffen es, aber die masse? auch kein trost jetzt. die masse ist ja zufrieden überhaupt eine halbwegs sinnvolle aufgabe zu haben. von irgendwas muss man ja leben.

im nachhinein ärgert es mich aber immer noch, das ich früher nicht genug mut hatte wesentliche dinge zu ändern. vor allem durchzuhalten.
wenn ich dann mal die chance hatte berufl. was zum besseren hin zu ändern, ich habe vielleicht zu große bälle losgerollt, und auch dann wenn die anforderungen zunächst zu groß wurden, habe ich zu schnell gekniffen. ich kann noch von glück reden das das alles beim selben arbeitgeber abgelaufen ist. wenn ich immer richtig die firma gewechselt hätte, da will ich garnicht drüber nachdenken. vielleicht hat mich aber gerade das gemachte nest und die sicherheit als beamter gelähmt, wer weis?

und wurde in folge dann depressiv.
und das mehrmals.

ich habe ja leicht reden. mit 50 steht man halt nicht mehr so auf dem prüfstand, und man wird in ruhe gelassen, wenn man es will.

ich habe einen sicheren beamtenjob. der mich in keiner weise irgendwie zufrieden macht. mit 50 finde ich aber nichts anderes mehr, und kann nirgendwo das geld verdienen das ich jetzt erhalte.
ich habe 4 kinder, liebe gewohnheiten, ein haus das erst zur hälfte bezahlt ist usw.. dieser rahmen lässt auch wenig berufl. risiko zu.

ich lese viel, fotografiere mit leidenschaft, mache ausdauersport und gehe leidenschaftlich gerne salsa tanzen.

wenn keine katastrophen passieren, ich stabil bleibe, nicht depressiv bin, dann bin ich heute damit zufrieden. siehste, das alter hat auch seine vorteile!

einen rat kann ich aber trotzdem geben. das leben findet jeden tag statt. lebe jetzt.
- ich dachte früher auch immer, wenn dies und jenes eintritt, vor allem beruflich, dann fange ich an zu leben, dann fängt das leben an - das war und ist unsinn, im rückblick.


gruß ernie
ben1
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Frustriert und depressiv wegen Monotonie am Arbeitsplatz

Beitrag von ben1 »

Hallo Melancholia

ich denke, Du hast natürlich recht - Dein Problem beschränkt sich nicht auf die Abenteurerin und die Zweiflerin, aber die beiden sind halt so präsent und stehen für viele Aspekte Deines Lebens.

Weisst Du, das Urlaub nur in Zusammenhang mit Arbeit funktioniert? Auch ich denke im Urlaub immer, "man, wenn jeder Tag so wäre" - und merke dann aber, das nur der Gegensatz zur Arbeit/ zum Alltag den Urlaub so schön macht. Gut ent-spannen kann man nur nach an-spannung - die beiden bedingen einander.

Die Wahrheit zwischen Abenteurerin und Zweiflerin ist die zwischen Allmachts- und Ohmachtsphantasien. Du bist weder Supergirl, der alle Wege offenstehen, deren Leben nur noch "heiter, spannend und bunt" sein wird. noch bist Du Superlooser, die gar nichts kann, die sofort überfordert ist usw. usf.

Verabschiede Dich von beiden Extremphantasien und schau, was wirklich da ist. Sprich mit dem inneren Kritiker und mach Dich ein wenig unabhängiger von seiner beissenden Kritik (denn Du wirst auch im Außen das ernten, was Du innerlich fühlst).

Mir dünkt, Du suchst vielleicht derzeit auch in der Freizeitbeschäftigung (VHS usw.) das Supergirl.

Vielleicht sind ein paar gedanken für Dich dabei - ich freu mich, wieder von Dir zu hören

Ben
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