Wie abgrenzen????

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Sara32
Beiträge: 160
Registriert: 17. Apr 2006, 00:10

Wie abgrenzen????

Beitrag von Sara32 »

Hallo!
Eigentlich kenne ich die "Lösung", aber ich rutsche immer wieder in alte Denkmuster ab.... Leider kommt hinzu, dass ich starke Ängste aufbaue - Angst war bisher bei mir selten Thema - und ich mit diesem "neuen" Gefühl nicht umgehen kann. Ich kann mich in meiner jetzigen Lage einfach nicht abgrenzen und mache mir ständig Selbstvorwürfe.
Ich habe mich nämlich nach sehr (zu) langer Zeit (zusammen mit meinem Therapeuten) aufgrund starker Depressionen dafür entscheiden müssen, meinen Beruf aufzugeben. Da ich im Moment eine unbefristete Stelle und bis vor kurzem gearbeitet habe, mußte ich mich jetzt krank schreiben lassen. Bin mit dem Arbeitsamt dabei, eine Umschulung anzustreben.

Mein Problem ist jetzt, dass meine beiden Kollegen dadurch richtig viel zu tun haben und mich ein schlechtes Gewissen plagt. Außerdem muss ich wahrscheinlich noch einiges an Schriftkram erledigen, und ein Gespräch mit meinem Chef steht an.
Ich bekomme bei der Vorstellung schon so ein Herzrasen und habe Tränen in den Augen.... Ich weiß einfach nicht, wie ich diese Zeit überstehen soll.
Ich sage mir immer wieder, dass meine Entscheidung nichts mit persönlichem Versagen zu tun hat, ich eine ernste Erkrankung habe und ich mich um mich kümmern muss und mir nichts anderes übrig blieb.
Und mich ärgert's, dass bei psychischen Erkrankungen der "Ernst der Lage" nicht wahrgenommen wird. All diese Dinge, die an mich herangetragen werden (ich soll kündigen, meine Klienten müssen bescheid bekommen, was nun passiert, wer soll meine Arbeit weiterführen,... und und und), wenn ich eine rein körperliche Krankheit hätte.
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Wie abgrenzen????

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo liebe Sara!

Wie schön, wieder einmal von dir zu lesen - der Anlass, aus dem du schreibst, ist jedoch nicht so schön und es tut mir leid, dass es dir derzeit so schlecht geht.

Letzte Woche wollte ich dir schon in deinem anderen Thread schreiben, der dann leider geschlossen wurde...

Dann aber jetzt: das was du jetzt durchmachst, habe ich vor ca. einem Jahr hinter mich gebracht. Ich kann sehr gut nachempfinden, was in dir vorgehen muss. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was richtig für dich sein könnte, was ich dir "raten" könnte - kann nur von meinen Erfahrungen berichten.

Die Entscheidung, den erlernten Beruf aufzugeben (den ich bis zum Schluß geliebt habe) war absolut nicht einfach und ich konnte diese Entscheidung auch erst dann fällen, als NICHTS mehr ging. Auf der einen Seite war ich froh, dass ich die Entscheidung endlich gefällt hatte, aber dann kam plötzlich das Loch: schlechtes Gewissen den Kollegen gegenüber, den Bewohnern gegenüber, Gefühle des persönlichen Scheiterns/Versgens, ein zerbrochener Traum, Existenzängste, die Frage "Was soll nun werden?".

Zunächst hatte ich ja auch eine Umschulung angestrebt, die nach einem Reha-Aufenthalt jedoch abgelehnt wurde....zunächst sehr enttäuscht, bin ich heute froh, dass es so gekommen ist.

Zu deiner Frage des Abgrenzens: ich denke, dass es zunächst wichtig ist, dass du die neue Situation wirklich realisierst und akzeptierst. In meinem Fall war es echte Trauerarbeit, die ich mit Unterstützung meiner Therapeutin geleistet habe.

Und erst als ich diesen Traum von meinem Beruf wirklich losgelassen hatte, wurde es besser. Die Abgrenzung zu den Ex-Kollegen kam von allein, das Verantwortungsgefühl allem und jedem gegenüber konnte abgelegt werden, es war Raum und Zeit für Heilung.

Und auch erst dann hatte ich den Kopf frei, mir über eine berufliche Alternative Gedanken zu machen.

Meine Frage an dich: hast du schon eine Idee/einen Wunsch, was du machen kannst/möchtest? Oder wäre es erst einmal Zeit zu gesunden, auf dich zu achten??

Ich wünsche dir alles Gute,
Sonnenwurm
Sara32
Beiträge: 160
Registriert: 17. Apr 2006, 00:10

Re: Wie abgrenzen????

Beitrag von Sara32 »

Liebe Sonnenwurm!
So eine Antwort wie von Dir hatte ich mir gewünscht
Meine Freunde stehen zu mir, das ist gut. Aber ich glaube, es wirklich nachzuempfinden, ist für einen Betroffenen einfacher.

Wie auch immer, ich befürchte auch, dass so ne Art "Trauerarbeit" auf mich zukommt bzw. schon begonnnen hat.

Ach je, jetzt habe ich eben erfahren, dass mein Arbeitgeber mir zu Ende Dezember gekündigt hat!!!! Das darf er gar nicht!!!
Unfaßbar und gerade für mich kaum auszuhalten....
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: Wie abgrenzen????

Beitrag von sonnenwurm »

He Sara!

Dir wurde gekündigt?! Bei einem unbefristeten Arbeitsvertrag???

Seit wann bist du denn krankgeschrieben? Ich bin echt geplättet! Versucht man etwa so, dich jetzt schnell auszusortieren? Und das, wo man dir bei einer Krankmeldung gar nicht kündigen darf - wie du ja schon geschrieben hast...

Als ich letztes Jahr meinen Vorgesetzten anrief, um mich weiterhin krank zu melden und die Reha anzukündigen, bekam ich sehr viel Verständnis. Ich war ganz offen, habe gesagt, dass ich unter Depressionen leide und nicht weiß, wie lange es dauern wird. Chef:"Lass dir Zeit, kümmere dich um dich und sieh zu, dass du gesund und erholt wiederkommst...blabla."

Von einer Gruppenkollegin hörte ich dann zwei Tage später, dass der Chef bei einer Teamsitzung verkündete:"Die kommt eh nicht wieder. Die macht jetzt auf Psyche, weil sie kein Bock mehr hat."

Das hat zunächst sehr, sehr weh getan und ich war enttäuscht, wütend, habe getrauert - letzendlich hat es die Sache erleichtert, dass ich mich lösen konnte.

Aber es ist ganz schön bitter, was? Da arbeitest du bis zum "geht nicht mehr" und jetzt bekommst du ne Kündigung zur Krönung!

Es ist viel wert, dass du Freunde hast, die hinter dir stehen und dich auffangen!

Herzlichst, Sonnenwurm
Sara32
Beiträge: 160
Registriert: 17. Apr 2006, 00:10

Re: Wie abgrenzen????

Beitrag von Sara32 »

Hallo Sonnenwurm!
ja, bin auch geplättet.
Bin seit 6 (!) Tagen krank (noch nicht mal wegen Depressionen) und bekomme eine Kündigung zu Ende Dezember. Ich fasse es nicht.
Mal abgesehen davon, dass ich unbefristet beschäftigt und dann noch in der Mitarbeitervertretung bin, ist in meinem Fall wegen der Betriebszugehörigkeit eine 3monatige Frist einzuhalten.

Ich bin wütend und fassungslos und weiß nicht, ob ich heulen, resignieren oder ich weiß nicht soll.
Es ist menschlich gesehen auch ein Unding. ich arbeite ja wie gesagt im sozialen Bereich für einen christlichen Träger!!! Arbeite mich kaputt, und dann sowas.
Mein Kollege meinte, mein Chef sei noch "verhandlungsbereit". Unglaublich. Muss jetzt überlegen, ob ich gleich klage oder noch ein Gespräch suche. Allerdings bin ich im Moment sowas von wütend, dass ich zur Klage neige.

Danke Dir erstmal für alles!
Sonnensucherin
Beiträge: 312
Registriert: 11. Apr 2006, 13:28

Re: Wie abgrenzen????

Beitrag von Sonnensucherin »

Hallo Sara...

Dein Chef ist noch Verhandlungsbereit?
Wie und was will er denn noch verhandeln?
Du arbeitest bei einem sozialen Träger?

Darf ich Dir einen Tipp geben?
Geh zum Anwalt und wenn Dein Chef reden will,
dann mit Dir und dem Anwalt.

Ganz viel Daumendrücken,
Sonnensucherin
Sara32
Beiträge: 160
Registriert: 17. Apr 2006, 00:10

Re: Wie abgrenzen????

Beitrag von Sara32 »

Hallo Sonnensucherin!
Er hat mir doch tatsächlich ne Abfindung von 3 Monatsgehältern angeboten. Wie großzügig, wenn man bedenkt, dass er die 3 monatige Kündigungsfrist nicht eingehalten hat...

Und ja, Du hast recht, ich verhandele gar nix mehr. Habe schon einen Termin beim Anwalt, und dann folgt die Kündigungsschutzklage.
Das wird ein Spaß

Ja, es handelt sich um einen katholischen Wohlfahrtsverband....

Liebe Grüße
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