Kapitän meines Lebens ?!

Muriel
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von Muriel »

Die wichtigste Stunde in unserem Leben ist immer der gegenwärtige Augenblick;

der bedeutsamste Mensch in unserem Leben ist immer der, der uns gerade gegenübersitzt;

das notwendigste Werk in unserem Leben ist die Liebe.

(Leo Tolstoi)





Und hier nun die Fragen, die ich gerne mit zum Thema machen würde, weil sie meines Erachtens eine wichtige Voraussetzung zum Kapitänsein sind.


° Wie lerne ich es, mich selbst zu lieben ?

° Wie mache ich das praktisch ?


Fällt euch dazu irgendetwas ein ?
Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen auf eure Antworten.


Einen lichten Tag wünsche ich euch

Muriel



..
Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt,

sieht sich von zwei Seiten,

und steht somit in der Mitte.
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von _Mary »

Hallo Muriel,sich selber wieder zu lieben lernt man nur, indem man die Hindernissse erkennt und sie nach und nach aus dem Weg räumt. Sehr hilfreich ist es, wenn man auf diesem Weg liebevoll mit sich selber umgeht.
Sich selber so annimmt, wie man jetzt gerade ist, die Depression nicht als Feind bekämfen, sondern sie als Wegbegleiter und Wegweiser anzunehmen.

Eine kleine Geschichte dazu:
Ein Mann, der sehr stolz auf seinen Rasen war, stand plötzlich vor einer mit Löwenzahn übersäten Wiese.Er versuchte alles nur Denkbare, um den Löwenzahn loszuwerden, aber der kam immer wieder.
Schließlich schreib er an das Landwirtschaftsministerium. Er zählte auf, was er alles versucht hatte, und schloß mit der Frage: "Was soll ich jetzt tun?"
Zu gegebener Zeit kam die Antwort: "Wie wäre es, wenn Sie versuchten, ihn schön zu finden und den Löwenzahn zu lieben?"
Auch ich hatte einen Rasen, auf den ich stolz war, und auch ich wurde von Löwenzahn heimgesucht, den ich mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln beseitigen wollte. Es war also nicht leicht, ihn schön zu finden.
Ich begann, jeden Tag mit dem Löwenzahn zu reden, herzlich, freundlich. Er antwortete nur mit verdrossenem Schweigen. Die Pflanzen litten noch unter dem Krieg, den ich gegen sie geführt hatte. Wahrscheinlich kamen ihnen meine Beweggründe auch etwas verdächtig vor.
Aber nichte lange, dann lächelten sie zurück, und entspannten sich. Und antworteten sogar auf das, was ich ihnen sagte. Bald waren wir gute Freunde.
Mein Rasen war natürlich völlig verdorben. Aber wie schön wurde mein Garten!
(Anthony de Mello)

Selbstliebe ist, wenn man seine negativen Gefühle achtet und annimmt.

Liebe Grüße
Mary
sewi
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von sewi »

_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von _Mary »

Sewi, wenn Dinge passieren, die man nicht ändern kann, ist das sehr schmerzhaft.
Erst, wenn Du schaffst, die Tatsachen hinzunehmen, kannst Du Abstand dazu bekommen und der Schmerz wird weniger werden.(Ich geh davon aus, dass ärztlicherseits abgeklärt ist, ob noch Chancen bestehen)
Das Hindernis besteht darin, dass Du lernen mußt, damit klarzukommen. Das ist eine sehr schwierige Herausforderung und ich kann gut nachvollziehen, dass es Dir ausweglos vorkommt.

Ich schreib Dir mal die Fortsetzung von der Geschichte:
Er wurde nach und blind. Und er kämpfte dagegen mit allen in seiner Macht stehenden Mitteln. Und als die Medizin nichts mehr ausrichten konnte, wehrte er sich mit Emotionen. Ich brauchte Mut, ihm zu sagen: "Ich schlage Dir vor, Du lernst deine Blindheit lieben."
Es war ein Kampf. Zunächst weigerte er sich, sich auf irgendetwas einzulassen, auch nur ein einziges Wort dazu zu sagen. Und als er sich schließlich überwand, waren seine Worte böse und bitter. Aber er sprach weiter, langsam änderten sich seine Worte und drückten nun Resignation, Toleranz und Einwilligung aus. Und eines Tages wurden sie zu seinem großen Erstaunen freundlich und liebevoll. Dann kam der Tag, als er die Blindheit umarmen und sagen konnte:"Ich liebe dich." An diesem Tag sah ich ihn wieder lächeln, und wie anziehend war dieses Lächeln!
Seine Sehkraft war natürlich für immer verloren. Aber wie schön wurde sein Gesicht, viel schöner als zuvor, ehe Blindheit sein Leben teilte.

Es ist sehr schwer, Sewi, aber es ist möglich!

Falls Du heut noch reinschaust, wünsch ich Dir eine gute Nacht.

Liebe Grüße
Mary
dietmar45
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Sewi!
Kein Ausweg! Das ist genau der Punkt. Die meisten hier im Forum haben berechtigte Hoffnung, dass sie eines Tages wieder ein einigermaßen glückliches Leben führen können. Das trifft aber eben nicht für jeden zu. Deshalb kann ich Deine Reaktionen auf manche Postings auch so gut verstehen (wenn auch nicht gutheißen). Mir geht es oft ähnlich, wenn auch aus anderen Gründen. Ich sehe auch oft keinen Ausweg mehr. Die Depressionen kann ich inzwischen akzeptieren. Ich kann mich sogar damit anfreunden. Aber was nützt es, wenn es Dinge gibt, mit denen man einfach nicht leben kann, und die man sich auch nicht schönreden kann. Ich finde keine Antwort.

Viele Grüße
Dietmar
tomroerich
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von tomroerich »

Hallo Muriel,

mich reizt die Überschrift dieses threads und deine Fragestellungen- ich finde, Kapitän seines Lebens zu werden oder sich zu fragen, was dem eigentlich im Wege steht, das ist die wichtigste Frage, die ein Mensch in seinem Leben überhaupt begegnen kann. Und meist stellen nur krisengebeutelte Menschen solche Fragen- die anderen glauben einfach daran, dass sie Kapitän ihres Lebens seien.

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin der festen Überzeugung, dass so gut wie niemand, krank oder gesund, irgendeine Kontrolle über sein Leben hat sondern das fast alle Menschen ein völlig vom Zufall bestimmtes Leben führen und dass deshalb auch alle Geschehnisse in der Welt nicht kontrolliert sondern von Zufällen bestimmt ablaufen.

Kontrolle über sein Leben zu haben ist nur eine MÖGLICHKEIT, die man als Mensch hat, sie ist einem aber nicht in die Wiege gelegt sondern das Ergebnis einer bestimmten Art von Arbeit.

Wenn du das verrückt findest, verstehe ich das gut und werde nichts mehr dazu sagen, sonst würde ich auf dieser Basis gerne in diesen thread einsteigen.

In diesem Sinne- Gute Nacht

Thomas
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_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von _Mary »

Hallo Dietmar, ich hätte nicht den Mut, Sewi und auch Dir zu antworten, wenn ich nicht selber Schmerzen erlebt hätte, die ich meinem ärgsten Feind nicht gönnen würde. Ich kann eure momentane Position gut verstehen, weil ich selber damals geglaubt habe: "Das schaffst Du nie, aus diesem Loch wieder rauszukommen!" Ich möchte Euch auch keine falschen Illusionen machen, wie gesagt, ich kenne das: Es gibt Schmerzen, die man sein Leben lang nicht mehr los wird.
Aber ich hab auch gelernt, dass es Möglichkeiten gibt, damit zu leben und trotzdem wieder ein bißchen glücklicher zu werden(stecke noch mittendrin). Ehrlich gesagt, hätte ich sowas damals auch keinem abgekauft, dass es geht. Deshalb kann ich Deine Reaktion sehr gut nachvollziehen.

Wiedermal etwas hilfslos
Mary
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von _Mary »

Hallo Thomas,
nicht das, was wir erleben und was uns zustößt, macht uns krank, sondern, wie wir damit umgehen?
Wir sind der Kapitän, wir müssen entscheiden, in welche Richtung wir fahren, welches Ziel wir anlaufen wollen, welche Wogen des Meeres zu packen sind, welchen wir ausweichen sollten. Wir können das Meer nicht kontrollieren, erst wenn wir es kennenlernen, uns dem aussetzen, lernen wir,es zu achten und zu respektieren. Wir sind nur ein winzig kleines Teil auf diesen riesengroßen Naturgewalten, werden es daher niemals kontrollieren können.
Uns bleibt eigentlich nur das Staunen und der Respekt und die Frage: Wie passe ich in das Ganze?

Irgendwie fragend
Mary
tomroerich
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von tomroerich »

Hallo Mary,

gedulde dich noch ein wenig, was ich meine, ist nicht so schnell zu erklären und auch nicht so leicht zu vermitteln.

<em>Wir können das Meer nicht kontrollieren, erst wenn wir es kennenlernen, uns dem aussetzen, lernen wir,es zu achten und zu respektieren.</em>

Das Kennenlernen ist eine sehr wichtige und entscheidende Voraussetzung. Und was Kontrolle ist, darüber muss erst noch gesprochen werden. Es ist immer die Schwierigkeit die, dass Begriffe so sehr verschieden verstanden werden.

Gute Nacht,

Thomas
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_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von _Mary »

Hallo Thomas
ja, du hat recht, irgendwie werde ich immer ungeduldiger, frag mich, was das Ganze eigentlich soll!
Und irgendwie spür ich, dass alles seinen Sinn hat.
Gute Nacht, Thomas
Mary
dietmar45
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Mary,
mir gefällt sehr gut, was Du schreibst. Ich wünschte ich könnte das so umsetzen. Kann man gegen Verzweiflung etwas ausrichten?
Damit da kein Mißverständnis aufkommt; Mein "Schicksal" ist nicht annähernd so schwerwiegend wie das von Sewi. Nur denke ich, die Schwere ist nicht entscheidend dafür, wie sehr jemand darunter leidet. Bei mir ist es so, dass durch mein "unlösbares" Problem jetzt auch noch alles wofür ich mal gelebt habe zusammengebrochen ist. Und dann kommt für mich als 46jähriger die Frage: "Hat das Leben überhaupt einen Sinn." Ich hab die Frage für mich beantwortet. Eigentlich kann ich nur noch mit Sarkasmus überleben. Vor einigen Wochen wollte ich nicht mehr. Ich hab darüber sogar gelacht. Naja, meine Schwester fand's weniger lustig. Auf jeden Fall mache ich jetzt nochmal einen neuen Anfang, wofür auch immer. Ich weiß es nicht.

Liebe Grüße
Dietmar
Captain Kirk
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von Captain Kirk »

Der 5. Satz aus Epiktets Handbuch beginnt:" Nicht die Tatsachen beunruhigen uns, sondern die Meinungen über sie."
Epiktet unterscheidet streng zwischen Meinungen und Tatsachen. Der emotionale Haushalt des Menschen ist in den Augen der stoischen Philosophen streng logisch eingerichtet. Die Leidenschaften, die Affekte, die Laster sie beruhen auf Meinungen. Sie sind Meinungen. Man muß also diese Meinungen korrigieren.
Damit korrigiert man die Gefühle und Verhaltensweisen des Menschen.
Leidenschaft ist der Ausdruck von einer Abirrung, von einem Irrtum, einer irrtümlichen Meinung. Leidenschaft bedeutet letztenendes Verlust von Autonomie und Autarkie, denn das Verhalten richtet sich auf etwas, das außerhalb von mir ist; und indem sich der Mensch auf das richtet, was außerhalb von ihm ist, macht er sich von diesem Außerhalb abhängig; und indem er sich davon abhängig macht, verliert er seine innere Freiheit. Das einzige was er hat.

Epiktet lehrt die Unterscheidung:was ist bei mir, was ist nicht bei mir. Was ist drinnen, was ist draußen? Auf dieser Unterscheidung beruht alle Lebenskunst.

Worauf beruht die Fähigkeit der Philosophie zur Lebenskunst? Auf dem logischen Kontinuum und das bedeutet: wissen was gut ist, heißt es tun. Wissen was gut ist, heißt glücklich sein oder, wie man in der Philosophie damals auch sagte, gut leben.

Erkenntnis tut gut. Es gibt einen qualitativen Unterschied zwischen Erkenntnis und Unkenntnis, zwischen Wahrheit und Unwahrheit. Wenn einer nicht glücklich ist, dann hat er etwas noch nicht richtig verstanden, noch nicht richtig erkannt, was Glück, was gut ist. Das heißt, es wird keine Lücke geduldet zwischen Erkennen, Wissen und es auch verwirklichen. Handelnd nach außen und innerlich, emotional bei sich selbst.

Auf der Grundlage des logischen Kontinuums bedeutet Lebenskunst Erkenntnis und Einübung.

Im guten Fluß des Lebens ist alles gut. Das Schlechte, das Böse hat keine eigene Substanz, es ist Mangel, Beraubung, Mangel an Gutem. Und dieser Mangel besteht im Mangel an Bewußtsein. Nicht die Tatsachen beunruhigen uns, sondern die Meinungen über die Tatsachen beunruhigen uns. Und diese Meinungen ahben wir uns selbst gebildet. Deswegen ist es auch an uns, diese meinungen zu korrigieren.

Die Philosophie fragt: Was steht in unserer gewalt, was nicht? Der Gebrauch unserer Vorstellungen. Die Vorstellungen bilden die Meinungen. Also, sagt Epiktet, müssen wir die Meinung prüfen und untersuchen, ob wir uns mit ihnen freiwillig unserer Freiheit berauben.

Worin besteht unsere Freiheit? Was steht in unserer Gewalt? Ja zu sagen, anzuerkennen was ist. Zustimmung zum Logos. Diese Zustimmung ist zugleich seelische Einstimmung, Ruhe des Gemüts, Stille, Heiterkeit, Leidenschaftslosigkeit, Unerschütterlchkeit.
tomroerich
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von tomroerich »

Hallo Dietmar,

ob dein Schicksal schwerer ist als Sewis oder um es sich umgekehrt verhält kann nicht beurteilt werden weil wir nicht wissen, was für jemanden schwer ist und was nicht. Man kann nur Mutmaßungen darüber anstellen. Auf jeden Fall hängt das Ausmaß der Schwere immer mit der Beurteilung durch den Betroffenen zusammen und mit dessen Erwartungen ans Leben.

Schönen Tag!

Thomas
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Muriel
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von Muriel »

Entweder man glaubt es,

oder man glaubt es nicht.

Wenn alle daran glauben,

heißt es, es funktioniert.

(Birgit Vanderbeke)





Uihjuihjuih .... hier hat sich ja eine ganze Menge getan, seit gestern.

Thomas, leg' los .... bin schon sehr neugierig, was du schreiben wirst.

Ich muss jetzt leider etwas erledigen, aber nachher .... nachher schreib' ich all' das auf, was mir jetzt schon im Kopf rumschwirrt zu den neuen Postings.
Hach, ich freu' mich schon richtig auf's Nachhause kommen.

Seid mir alle herzlich gegrüsst

Muriel





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dietmar45
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von dietmar45 »

Genau Thomas,

die objektive Schwere eines Schicksals spielt keine Rolle, sondern nur die subjektive. Der Eine kann trotz schwerer Behinderung ein fröhliches Leben führen, ein Anderer verzweifelt am Leben, weil Löwenzahn auf seinem Rasen wächst. Es ist alles eine Frage der Fähigkeit, ob jemand mit Entbehrungen leben kann, bzw. erst gar keine aufkommen lässt. Wer diese Fähigkeit nicht besitzt, tut sich schwer mit der Hoffnung. Und manchmal kommt noch die Unfähigkeit dazu, etwas an der eigenen Situation zu ändern. Aber vielleicht lerne ich das ja noch. Huch! War das jetzt ein Anflug von Hoffnung?

Übrigens, ich bin der Meinung, niemand ist Kapitän seines Lebens. Die Menschen bilden sich das nur ein. Ich glaube auch nicht an Zufälle. Ich bin überzeugt, das Schicksal jedes Menschen steht von Anfang an fest. Aber vielleicht entspringt das auch nur meiner Unzufriedenheit mit mir selbst.

Viele Grüße
Dietmar
sewi
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von sewi »

sewi
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von sewi »

sewi
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von sewi »

tomroerich
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von tomroerich »

Hallo sewi,

ich finde, es ist ein Glück für dich, dass es einen Termin gibt. Gäbe es ihn nicht, dann könntest du noch lange Zeit mit Grübeln zubringen, was die richtige Entscheidung ist. Annehmen- das steht dir doch ohnehin ins Haus, denn deinen Verlust kann dir auch Geld nicht ersetzen, nur etwas versüßen. Und es liegt natürlich die Anerkennung darin, DASS man dir etwas angetan hat. Aber die Summe.. das lass doch den Anwalt machen, der soll beurteilen, was angemessen ist. Sie wird nie so hoch sein, dass du nicht im Endeffekt doch wieder vor dem Problem stehst: Schicksal annehmen oder nicht? Was meinst du, lohnt es sich, bei aller Schwere deines Verlustes, dein Leben in den Schatten dieser Narbe zu stellen? Dann hätte man dir zugleich die Seele verpfuscht, das zu verhindern, liegt immer noch in deiner Macht!

Du wirst das hinter dich bringen und dann ist es an dir, einen Schlussstrich zu ziehen und damit zu leben, das kann dir niemand abnehmen, leider.

Thomas
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von sewi »

tomroerich
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von tomroerich »

Hallo Muriel und ihr anderen Kapitäne in spe,

ich beschäftige mich selber stark mit diesem Thema im Moment- ausgelöst durch ein für mich sehr wichtiges Buch, das ich seit 20 jahren immer wieder lese, wenn ich mich nicht verzählt habe, zum 7. Mal jetzt. Schon vor 20 Jahren bakam ich bei der ersten Lektüre regelrecht Herzklopfen. Da stand einfach in sehr konzentrierter Form das, was ich nicht aussprechen konnte und was in mir nur in Form starker und lebendiger Ahnungen vorhanden war und ich wusste damals schon, dass ich etwas für mich sehr Wichtiges entdeckt hatte, auch wenn ich relativ wenig wirklich verstand. Und mit jedem Mal, das ich dieses Buch lese, wird es wieder ein Stück wahrer und lebendiger für mich.
Es handelt ausschließlich davon, wie man sein eigener Kapitän wird und warum man es nicht einfach ist und vor allem hat es mir die Augen dafür geöffnet, dass jede Religion im Kern ebenfalls nur von diesem Thema handelt: Frei zu werden von der Sklaverei der Zufälle und der äußeren Einflüsse.
Dieses Thema ist hier für uns von größter Wichtigkeit, obwohl es natürlich für alle Menschen von großer Bedeutung ist. Aber bevor man krank wird, ist man gerne ein Sklave und zufriedene Sklaven interessieren sich nicht für die Freiheit- sie wollen ihr Brot und ihre Peitsche und ein wenig Vergnügen.

Soweit für heute, ist schon spät

Thomas
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Sewi!

Kämpfen ODER Annehmen ist nicht die Frage, denke ich. Das Akzeptieren dessen, was nicht mehr zu ändern ist, ist unumgänglich. Ob das möglich ist, wage ich nicht zu beurteilen. Der Kampf, wie Du ihn geschildert hast, ist echter Horror. Er könnte aber nötig sein, damit Du mit Dir ins Reine kommst. Ich finde, selbst die mögliche Höchstsumme kann dieses Leid nicht aufwiegen. Eine Genugtuung für Dich wäre ein gewonnener Prozess natürlich auf jeden Fall. Nur befürchte ich, das Leiden Deiner Seele wird auch durch Geld nicht weniger. Tut mir leid, wenn das jetzt so negativ klingt, aber das sind meine Gedanken dazu.
Ich wünsche Dir alle Kraft für den Kampf Deines Lebens. Du wirst es durchziehen.

Liebe Grüße
Dietmar
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von _Mary »

Hallo Dietmar,
Du fragst mich nach Verzweiflung.
Mir hilft es oft, wenn ich Gefühle rational unter die Lupe nehme: Verzweiflung heißt, dass man nach vielen Fehlschlägen keine Möglichkeit mehr erkennt. Das heißt aber nicht, dass es sie nicht gibt, sondern durch die Verzweiflung sind wir z.Z. nicht mehr in der Lage, einen Ausweg zu finden. Der Trugschluss, dass es keinen Ausweg gibt, führt in die Resignation und Bitterkeit.
Vielleicht kannst Du damit ja auch was anfangen?

Liebe Grüße
Mary
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von _Mary »

Hallo Captain,
ich setz mal einfach hier rein, wie ich Deinen Text verstanden habe.

Korrigiert man sein Meinung, korrigiert man seine Gefühle. Der Schlüssel zum Glück liegt in der Abgrenzung/Unabhängigkeit von äußerlichen Dingen.
Um innerlich frei zu werden, muss ich wissen, was gut für mich ist und was nicht. Das kann ich nur erkennen, wenn ich aktiv werde, meine Erkenntnisse in Handeln umsetze und meine Erkenntnisse der neuen Erfahrungen auf ihren Wahrheitsgehalt prüfe. Überprüfe, ob ich mich nach äußeren Werten richte oder nach inneren. Dann korrigiere ich meine Meinung/ Gefühle entsprechend und setze das wieder in aktive Handlungen nach außen um.
Durch dieses ständige Wechselspiel Fühlen – Denken – Handeln – Erkennen lernen wir, unabhängig von schlechten äußerliche und innerlichen Dingen zu werden, uns innerlich frei zu machen.
Nicht das, was uns passiert, macht uns unglücklich, sondern wie wir damit umgehen.

Ich bin mir selbst noch nicht sicher, ob das reicht?
Mary
dietmar45
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Re: Kapitän meines Lebens ?!

Beitrag von dietmar45 »

Hallo Mary,
Du findest einfach immer die richtigen Worte. Ich muß mir ja selber eingestehen, dass ich noch gar nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe. Ich hab nahezu keine Kraft mehr, etwas neues auszuprobieren. Und da ist resignieren so einfach.
Was mich gerade jetzt wieder in die Verzweiflung treibt, ist die Erkenntnis, immer wenn ich ein belastendes Ereignis endlich soweit verarbeitet habe, dass ich damit leben kann, tritt etwas anderes an diese Stelle und haut mich wieder ins Loch. Etwas in mir sorgt dafür, dass der Depri nur ja nicht die Nahrung ausgeht. Es sind immer eigene Fehler aus meiner Vergangenheit, die hochkommen. Und dann bin ich von dem Zwang beherscht, diesen Fehler wieder auszubügeln. Und weil das nicht geht, kommt die Verzweiflung. Die letzte Hoffnung, die ich noch habe, ist, das Problem endlich mal mit professioneller Hilfe anzugehen. Ich war bisher ein "Therapieverweigerer". Auch deshalb, weil ich das selber bezahlen muß. Aber jetzt ist der Leidensdruck so groß, das ich es demnächst versuchen will. Falls ich das wenigstens noch schaffe.
Und nun überlege ich, ob ich das hier abschicken soll. Es könnte ja ein Fehler sein.

Liebe Grüße
Dietmar
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