Seite 4 von 5

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 11:19
von kormoran
hallo ihr achtsamen,

bruchstücke von diesem thread fasse ich ja nun doch. ich hab nicht den blassesten schimmer von meditation oder achtsamkeit, aber dass letztere für mich wichtig ist merke ich halt doch.

nun hat mich auch die aussage von otterchen angeregt: auch ich vermute, dass es nicht sinn der übung ist, mängel festzustellen. so muss ich sein und ich stelle fest ich bin "un-..."

könnte es ein weg sein, nur positive begriffe zu verwenden? (ich meine damit nicht schönreden, sondern rein sprachlich begriffe die nicht mit un- oder nicht- beginnen und somit ein abweichen vom soll beschreiben).
zb: meine gedanken wandern. mein ich zieht sich zurück. ich verspüre angst mich dem jetzt zu stellen. oder so.

liebe grüße
kormoranin

p.s. xenia, ich hoffe du hast es nicht auf mich abgesehen (jagen) - hatte heut schon was zum schmunzeln: titel in der zeitung "kormorankrieg am bodensee"... sag ich doch, überall lauert das böse gegen mich

p.p.s.: @ jens, von gestern. wirr?? auf den punkt gebracht! danke dass du die selbstachtung hier einbringst.

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 11:25
von otterchen
Hallo Kormoranin,

meine gedanken wandern. mein ich zieht sich zurück. ich verspüre angst mich dem jetzt zu stellen. oder so.

Das klingt gut! Ich bin nicht UNachtsam, sondern meine Gedanken wandern.

Hallo Xenia,

ich stelle mir gerade vor, wie Du Brötchen jagen gehst

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 12:24
von obsidiana
Hallo,

was mich nun doch sehr stutzig und fragend macht ist - hier steht fett, daß es NICHT um Meditation gehen soll.

Aber was hier beschrieben wird und bestätigt sogar von der threaderöffnerin - ist Meditation pur.
Ja was denn nun??

Warum solche Angst vor diesem Wort??
Hier mal ein link, der Meditation sehr gut beschreibt... und ich schrieb auch schon mehrmals was es bedeutet...
Schade, was man/frau nicht lesen möchte... wird eben in den Boden gestampft, nicht wahrhaben wollen, so einfach unachtsam sein..
http://www.zentrum-fuer-psychosynthese. ... griff.html

So, dann störe ich mal den thread nicht weiter sondern schmunzel lieber über den meditativen Verlauf...

obsi

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 12:32
von kormoran
hallo obsi,

auf die gefahr hin dass hier wieder zank ausbricht - erlaubt mir nur diese persönliche anmerkung (weil ich eben wie erwähnt keine ahnung habe):

- danke für die definition. der erste teil ist tatsächlich aufschlussreich
- teil zwei: aufrecht auf einem kissen sitzen etc.. ist genau der teil wo unsereine und vielleicht manche aus diesem thread abtrünnig werden.

ich hatte bisher immer scheu sowas zu tun weil ich sowieso zu viel sitze und in die luft starre. ich brauch eher aktivierung. aber in allem was ich tue, oder zwischendurch, innezuhalten und teil eins durchzuführen, ist wertvoll. und vielleicht wäre es dann auch wieder nicht so verkehrt, das gleich "richtig" zu machen weil ja viel übung erst zum erfolg führen soll, oder?

bis auf weiteres versuche ich halt zb beim laufen beim laufen zu bleiben, auf schritte, atmung und boden zu achten und festzustellen, dass meine gedanken wie luftballone an schnüren durch die luft flattern...

wie auch immer, und wie auch immer frau es nennt, ist es eine wichtige auseinandersetzung.
lg
kormoranin

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 12:51
von otterchen
Hallo obsi,

wie ich bereits im ersten und zweiten Thread zu diesem Thema geschrieben habe: wenn das, was ich tue, bereits Meditation ist: prima.

Hast Du denn auch die Teile 1 und 2 dieses Threads gelesen?
Maruschka hatte eine schöne Definition herausgesucht:

Meditation: innere Einkehr; Vorgang, Zustand, bei dem man sich in tiefe Gedanken, innere Ruhe, Entspannung versetzt.
meditieren:a) über etwas intensiv nachdenken. b) (religiöse) Betrachtungen Meditationen anstellen.

Da die beiden vorherigen Threads oftmals mehr auf DIESE Themen eingingen, haben wir hier einen Thread aufgemacht, bei dem es genau um diese Gesichtspunkte nicht gehen soll, weil "wir" damit zunächst nichts anfangen können - ohne dies abzuwerten!

Dass das, was wir machen, bereits der Vipassana-Meditation entspricht, hatten wir ja schon festgestellt.

Also nochmal: hier geht es um die Achtsamkeit, die mit dem Stillsitzen (klassische Vorstellung: im Lotussitz), Einkehrhalten, Abschalten, Ruhe finden (wir wollen erstmal feststellen, was da in uns IST, bevor wir uns auf die Suche nach Ruhe machen können) etc. erstmal nichts zu tun hat...
vielleicht, weil das Thema unweigerlich auf Chakren, Tantra, fernöstlichen Lehren usw. kam? Wir wollen uns da nicht erst einlesen und schlau machen - es geht uns einfach nur um die Achtsamkeit im Alltag. Ums Feststellen was IST.

Wie man das nennt, was wir machen, ist aber letztendlich doch egal, oder?


Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 12:55
von ANOVA
Hallo Obsi,

das möchte ich mal ein wenig entwirren.

Der Streit um Meditation begann, als Meditation dargestellt wurde als etwas, das man seit zwei Jahren täglich 25 Minuten praktiziert und dass Meditation bei der Ursachensuche bzgl. Depression helfen könne (Thomas schrieb, dass man mit Meditation evtl. herausfinden könne, wie es zu der Katastrophe kam).

Wir hingegen wollen die Achtsamkeit für die Gegenwart und allenfalls Zukunft nutzen und sie in Alltagssituationen anwenden.

Da inhaltlich keine anderen Meditationsarten näher beschrieben wurden, außer dem gelegentlichen Hinweis, man solle sich nicht von den Medien beeinflussen lassen, ergab es sich, dass die meisten der inhaltlich Beteiligten darauf verwiesen, dass es um Alltagssituationen gehe und nicht um das tägliche Meditieren (z.B. 25 Minuten täglich).

Ob ich nun zufälligerweise meditiere, wenn ich mein Umfeld nichtwertend bewusst wahrnehme, ist mir persönlich echt total wurscht, da es mir darum geht, besser mit bestimmten Situationen zurechtzukommen. Ob das Meditation oder &#*&$!# heißt, spielt dabei keine Rolle. Nur weiß ich - und ich denke, es geht den anderen genauso - dass ich eben aus verschiedenen Gründen nicht täglich eine gewisse Zeit meditieren möchte oder kann.

Ich hoffe, dass jetzt nicht wieder eine sinnlose Diskussion auf die Art "die finden Meditation weltfremd und unsinnig" stattfindet, denn das ist und bleibt einfach nicht der Fall. Wir haben im letzten Thread mehrfach darauf hingewiesen, dass es uns um Alltagssituationen geht und nicht um das tägliche Meditieren für eine bestimmte Zeit. Wäre schön, wenn es in diesem Thread bei diesen Achtsamkeitsübungen für Alltagssituationen bleiben könnte.

Gruß

Xenia

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 13:21
von danideng
Hallo zusammen,

ein bisschen hatte ich schon gehofft, dass auf meinen Beitrag vom 04/01/2008 13:39 etwas kommt, ein Tipp, wie ich zur Achtsamkeit zurück finden kann. Ich hatte auf Hilfe gehofft.

Hallo Obsi, ich denke, das liegt wirklich sehr nahe beisammen, nur Teil I und II gingen NUR noch um Meditation und gar nicht mehr ums Umsetzen im Alltag, da fehlte uns etwas. Wie wäre es denn wenn du noch einen Thread aufmachst, Achtsamkeit im Alltag - MIT Meditation? Ich würde sicherlich interessiert mitlesen, und auch dieser würde einigen sicher viel bringen. Was meinst du?

Viele Grüße
Dani

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 13:28
von otterchen
Hallo Dani,

nun, vielleicht hast Du es nicht gemerkt, aber genau das habe ich ja beantwortet

Es geht darum, dass Du mit der Achtsamkeit irgendwas in Dir erspüren möchtest. Du möchtest Dich wahrnehmen, vielleicht bist Du sogar offen für sowas wie Traurigkeit oder Sehnsucht.
Aber was nimmst Du wahr? Dass Du Dich nicht konzentrieren kannst.
Aber das IST ja doch wieder achtsam!
Du schreibst doch selbst, dass Du Leere spürst, dass Du Dich gestresst fühlst. Das IST Achtsamkeit!
Du sträubst Dich vielleicht dagegen, würde gerne etwas anderes fühlen - Leere WOLLEN wir ja gar nicht wahrnehmen. Aber sie ist dennoch da - und darf da sein!

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 13:33
von otterchen
Mir fällt eine kleine Geschichte dazu sein... ich könnte mir vor den Kopf hauen, so vernagelt war ich in den letzten Wochen!

Also...

ich war damals in der Klinik, und wir nahmen an einem Kurs zum Thema Depressionen teil.
Als Hausaufgabe sollten wir uns hinsetzen und aufschreiben, was wir aktuell fühlen und wahrnehmen.

Nach der Depressionsstunde nahm Ruth mich beiseite. Sie war total außer sich. Sie fühlte sich überfordert, hat überhaupt nicht verstanden, was da von ihr verlangt wird. Sie hatte Angst, was Falsches zu schreiben. Sie war aufgewühlt, unsicher, ängstlich...

Und ich habe ihr gesagt: schreib genau DAS auf - das ist es, worum es geht!!! Genau das passiert gerade in Dir, und genau das ist es, was wir aufschreiben sollen.

Tz... anderen kann ich solche Tipps geben, und bei mir selber bin ich blind dafür

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 13:38
von danideng
Du hast schon recht, Otterchen. Mir fällt dazu auch eine kleine Geschichte aus der Klinik ein. In KBT sollten wir unser Schlüsselbein, Brustbein etc. abklopfen und anschließend sagen, was wir gefühlt hätten. Es war ganz am Anfang meiner Klinikzeit, erste Stunde KBT, und ich ging hinterher zu meiner Ärztin, beschwerte mich über den "Schwachsinn" und dass ich gar nicht gewusst hätte, was ich antworten soll, weil ich NICHTS gefühlt habe, und mir zeige das, dass KBT nichts für mich wäre. Ja, sagte sie, und genau das hätten Sie antworten sollen. Und genau deshalb sind Sie in KBT genau richtig.

Du hast also recht. Auch das was ich jetzt wahrnehme, sind Wahrnehmungen, und zeigen meine Achtsamkeit. Wahrscheinlich motz ich, weil ich genau das nicht wahrnehmen will, weil ich es als Rückschritt empfinde!

Viele Grüße

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 13:44
von otterchen
Hallo Dani,

ja, und ich empfinde es schrecklich, diese Leere in mir zu spüren. Und weil ich sie immer wieder wegdrücke, bleibt sie so hartnäckig?

Ich wollte doch gerade die Gefühle in mir willkommen heißen, bin darauf vorbereitet, auch Traurigkeit, Wut, Schmerz, Scham etc zuzulassen. Aber "nichts"??!

Damit muss ich mich erst einmal abfinden.

Hat das auch was damit zu tun, dass ich mich oft für langweilig halte? (klar: Abwertung!)
Da passiert nichts in mir, ich tue nichts - darf das sein?

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 13:50
von danideng
Tja, Otterchen,

ich weiß gar nicht, ob ich Leere empfinde. Ich glaube, Leere würde ich begrüßen. In mir rattert alles, ich kann nicht mehr schlafen, komm nicht zur Ruhe, kann mich somit auf nichts konzentrieren. Ich denke, Leere würde mich glatt froh machen, denn dann kann man sie bewusst füllen, oder nicht?

Warum empfindest du dich als langweilig, Otterchen? Nach dem, wie du hier schreibst, empfinde ich dich als überhaupt nicht langweilig, sondern intelligent, einfühlsam, schlagfertig, witzig....

Aber deinen letzten Texten entnehme ich, dass es auch dir schlechter geht. Woran liegt das nur?

Viele Grüße

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 14:03
von otterchen
Hallo Dani,

*rotwerd* danke...

nein, es geht mir nicht schlechter; im Gegenteil. Irgendwas in mir ist wacher geworden in den letzten Tagen.

Warum ich mich manchmal langweilig finde? Hm... weil ich keine Ideen habe und keine Motivation.
Ich bin dann - gerade nach der Arbeit - einfach nur erschöpft und möchte auf der Couch herumliegen.
Spazierengehen könnte ich, aber das ist es nicht, was mir dann fehlt.

Ich merke, dass es gerade nicht so leicht ist, was dazu zu schreiben. Ich habe bisher einfach das Wort "langweilig" gedacht, aber nicht weiter hinterfragt.
Vielleicht, weil einfach zu wenig Lebendigkeit in meinem Leben ist? Aber ich bin auf einem guten Weg:
ich habe damit angefangen, Leute zu animieren. Jetzt im Januar versuche ich, ein paar Leute fürs Kino zu gewinnen. Und alle paar Wochen möchte ich einen neuen Vorschlag machen: Comedy, Konzert, Laientheater (wir haben in Wuppertal ein sehr gutes), Spieleabend, Zoobesuch, mittelalterliches Spektakel, Westernreiten, Stadtfest... was auch immer!

Vielleicht empfinde ich nicht so sehr MICH als langweilig, sondern mein bisheriges Leben? Naja, und daran drehe ich ja gerade

ich kann Dich auch gut leiden...

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 14:06
von otterchen
tz... da kam wieder der Egoismus durch...
natürlich möchte ich noch auf Deinen Beitrag eingehen:

In mir rattert alles, ich kann nicht mehr schlafen, komm nicht zur Ruhe, kann mich somit auf nichts konzentrieren. Ich denke, Leere würde mich glatt froh machen, denn dann kann man sie bewusst füllen, oder nicht?

Siehste, auch die Tendenz, die Leere sofort wieder loswerden zu wollen

Ok, aber was Du wahrnimmst, ist Schlaf- und Ruhelosigkeit, Konzentrationsmangel.

Würde dabei klappen "wahrnehmen / zulassen / annehmen / loslassen"??
Ich kann's mir zwar kaum vorstellen, wäre aber mein erster Gedanke dazu.

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 14:18
von ANOVA
Hallo S.,

> Die ganzen Aggressionen und die Wut richten sich direkt und kompromißlos gegen mich selbst. Leider ist das auch noch ein Instrument, das in ganz kritischen Phasen hilft und daher nicht entbehrlich ist.

Ich denke, dass dieses Instrument durchaus seinen Sinn hat. Vielleicht kannst Du anerkennen, dass Du das jetzt halt brauchst. Verdamme Dich nicht dafür. Es ist Deine Überlebensstrategie, die Du anwendest, weil Du noch keine andere gefunden hast. Und vielleicht schaffst Du es irgendwann auch, Deine berechtigte Wut und Aggression gegen denjenigen zu richten, der Dein Leben zerstört hat bevor es sich überhaupt erstmal entwickeln konnte. Dort ist Deine Wut mit Sicherheit besser aufgehoben als bei Dir. Es ist ein langwieriger Prozess, die Wut nicht mehr gegen sich selbst zu richten, aber man kann es schaffen...

>Auf andere reagiere ich sehr achtsam, ich sehe sofort, wenn es jemandem nicht gut geht und kann dann auch abseits der eigenen Not gut Rat geben. Das bleibt aber alles in weitgehender Distanz, Nähe kann ich nicht zulassen.

Für mich klingt das ebenfalls nach einer Art Überlebensstrategie, die Du mit der Zeit auf alle generalisiert hast, mit denen Du in irgendeiner Weise zu tun hast. Es war früher sicher sehr gut und unbedingt erforderlich für Dein (psychisches) Überleben, dass Du diese sehr feinen Antennen entwickelt hast. Dass Du selbst dabei quasi verschwunden bist, da Du selbst keine Bedürfnisse haben durftest bzw. diese nicht berücksichtigt blieben, ist vollkommen nachvollziehbar. Diese Empfindsamkeit für andere ist ja auch im Grunde etwas sehr Wertvolles, finde ich.

>Ich würde auch gerne wissen, wie es ist, mit sich selbst achtsam sein zu können. Sich selbst mal etwas Gutes zu tun, auch ganz banale Dinge wie ein heißes Bad, sich was kochen oder sich in die Sonne zu legen. All das kann ich nicht, konnte ich noch nie. Nicht für mich. Dort ist dann immer wieder das alte Wissen der fehlenden Wertschätzung im Weg und verhindert die einfachsten positiven Dinge.

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole : es ist vor dem Hintergrund Deiner Biographie mehr als verständlich und völlig normal, dass Du so denkst und fühlst. Du musstest in Deiner Vergangenheit Dich selbst von Dir abtrennen, sonst hättest Du nicht überlebt. Und es wäre wirklich zu viel verlangt, wenn man Dir nun sagen würde, Du solltest Dir mal was Gutes tun. Vermutlich geht es erstmal darum, dass Du überhaupt etwas von Dir selbst spürst. Auch so etwas wie Wertschätzung muss erstmal spürbar werden, das kann man nicht, wenn man es noch nie von anderen erfahren hat. Deshalb wirst Du vermutlich die Wertschätzung, die Dir z.B. auf Deiner Arbeitsstelle entgegengebracht wird gar nicht spüren können. Vielleicht spürst Du dann eher, dass Du irgendwie beachtet wirst. Und weil die Beachtung durch andere früher eine reale Bedrohung war, funktioniert dieses automatische Nichtwahrnehmen bzw. sogar Negieren/Abwehren (?) dieser positiven Beachtung.

Vielleicht wäre es möglich für Dich, solche Übungen zu machen wie z.B. beim Abwaschen einfach nur abzuwaschen, zu fühlen wie sich warmes Wasser auf Deinen Händen anfühlt usw. Oder Du achtest auf Deinem Weg zur Arbeit ganz bewusst darauf, wie Du läufst, also wie Du einen Fuß aufsetzt, abrollst, den Fuß wieder hebst usw. Und versuche mal dabei, Dich selbst so wahrzunehmen wie z.B. eine fremde Frau, die vor Dir läuft, damit Du nicht ins Bewerten kommst.

Oder Du versuchst die Übung, die Jolie (hallo übrigens!) vorgeschlagen hat:

>Wenn ich also mal wieder Gefangene meiner unendlichen Gedankenströme bin, setze ich mich locker auf einen Stuhl und versuche ganz intensiv meine linke Hand zu fühlen.
>Einfach so, ohne zu meiner Hand zu sehen, sie zu bewegen oder sie zu berühren.

Viele Grüße

Xenia

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 14:20
von ANOVA
Hallo Jolie,

>Sicherlich ist es kein Patentrezept, aber oft klappt es, dass die Gedanken unterbrochen werden, weil die Aufmerksamkeit auf das Fühlen der Hand gerichtet ist.

Darum geht es uns ja auch... Danke für Deinen Übungsvorschlag!

>Ich finde das ist zumindest ein erster Schritt auf den Weg zu mehr Achtsamkeit.

Sehe ich ganz genauso.

Gruß
Xenia

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 14:28
von ANOVA
Hallo Dani,

Otterchen hat es wirklich schon gut auf den Punkt gebracht! Kann übrigens auch nicht verstehen, wieso sie sich als langweilig empfindet...

Zu einem möchte ich aber noch etwas loswerden.

>Wie verdammt soll ich da auch ncoh die Arbeit schaffen????? Und die geht Montag wieder los. Im Moment hab ich schließlich Urlaub und fühle mich schon gestresst!

Kannst Du versuchen, Dich ein wenig von den Erwartungen loszumachen? Du schaffst das, was Du eben schaffst. Und natürlich wirst Du nicht so viel schaffen wie in früheren Zeiten, denn Du warst ja jetzt längere Zeit krank. Aber ich denke, Dein Arbeitgeber profitiert langfristig am ehesten davon, wenn Du weniger auf die Erwartungen von außen achtest und mehr darauf, Deine Ressourcen vernünftig einzusetzen.

Ich weiß, das ist ziemlich schwer. Mir ging es früher auch so, als ich noch arbeitete und oft krank war. Ich fühlte mich wirklich ganz genauso wie Du, wenn ich wieder arbeiten ging. Bis ich mir irgendwann vor Betreten des Büros gesagt habe, dass ich das mache, was ich schaffe und was ich nicht schaffe, mache ich morgen. Und wenn meine Chefin rumzickt, dann werde ich sie fragen, ob sie Wert auf korrekte oder auf schnelle (und dann mit höherer Fehlerwahrscheinlichkeit) Arbeit legt. Ich habe das bei treffender Gelegenheit dann übrigens wirklich gesagt und siehe da, nach erstem Verwirrtsein meiner Chefin war das in Ordnung...

Viele Grüße und viel Glück für Montag

Xenia

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 14:34
von ANOVA
>p.s. xenia, ich hoffe du hast es nicht auf mich abgesehen (jagen) - hatte heut schon was zum schmunzeln: titel in der zeitung "kormorankrieg am bodensee"... sag ich doch, überall lauert das böse gegen mich

Tja, so isch es im Lääbe. Das Böse ist dauernd und überall. Und sei froh, dass Du nicht Leguan heißt. Ich habe heute morgen gelesen, dass die in Florida von den Bäumen fallen, weil sie ab einer Außentemperatur von 15 °C in eine Starre verfallen. Das muss man sich mal bildlich vorstellen: Es regnet Leguane.

>ich stelle mir gerade vor, wie Du Brötchen jagen gehst

Ha, Du glaubst ja gar nicht, wie schwer es ist, mit einer Armbrust auf ein Brötchen zu zielen. Diese verdammten Dinge sind ja extrem wendig.

So, Schreibtisch ruft laut und unüberhörbar. *Seufz*

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 14:36
von otterchen
Huhu,

hm... unsere Gedanken beeinflussen ja ganz wesentlich unsere Gefühle.

Rührt Danis Stress daher, dass sie sich zuviele Gedanken um die Arbeit macht? Ich gehe mal einfach von "ja" aus.

Nun... was ist mit anderen Gedanken - die durchaus der Realität entsprechend sollten (wir merken es nämlich schon, wenn wir uns belügen).

Also z.B. Folgendes:

• ich gebe bei der Arbeit am Montag nicht 100%, sondern gehe alles langsam an
• nicht die Arbeit hat mich im Griff, sondern ich die Arbeit
• wenn mich die Arbeit zu sehr in Anspruch nimmt, verlasse ich den Arbeitsplatz für einige Minuten; danach mache ich mir eine Prioritätenliste (wann will ich was machen)
• ich mache meine Arbeit in meinem Tempo und so sorgfältig, wie es mir möglich ist
• ich versuche, jede Stunde kurz innezuhalten und zu spüren, wie es mir geht

etc...

Würde das helfen? Sich auch wirklich mal VORZUSTELLEN, wie man den ersten Arbeitstag GUT bewältigt?

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 14:41
von danideng
Hallo Xenia und Otterchen,

gestern rief mich ein befreundeter Forist an und sagte genau das Gleiche wie du, Xenia: Nicht versuchen, den Erwartungen zu entsprechen, auch nicht den eigenen. Einfach hingehen und machen. Wenns geht, dann gehts, wenn nicht, dann eben nicht. Basta. Ist jetzt natürlich sehr verkürzt bzw. vereinfacht von mir zusammengefasst worden. Aber es stimmt. Sollte ich tatsächlich nicht arbeiten können, kann ich es auch nicht ändern. Wie sagte er gestern so schön: Eine Krankheit sucht man sich schließlich nicht aus! - Ich hab also eh keine Wahl.

Deine Liste ist gut, Otterchen, sehr gut sogar. Ich werde sie mir ausdrucken und Montag auf den Schreibtisch legen! Und mich 100 % danach richten. Ich bin halt noch nicht gesund, und das muss auch mein Arbeitgeber akzeptieren!

Es ist eine sehr gute Liste zur Achtsamkeit, danke Ihr zwei

Liebe Grüße

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 14:53
von otterchen
Und, Dani, wie fühlst Du Dich jetzt?

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 15:00
von rm
Liebe Dani,

will hier weiter nicht stören, aber möchte Dir trotzdem nur kurz viele gute Wünsche zu Deiner Gesundung mitgeben. Versuch, Dich nicht unter Druck zu setzen!

Liebe Grüße, Reinhart

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 15:03
von danideng
Ehrliche Antwort, Otterchen? Besch........

Hinzu kommt nämlich noch, dass ich Mitte Dezember eine Sinusitis hatte und Antibiotikum nehmen musste, was ich auch brav zu Ende nahm und seit gestern den vollen Rückfall hab. Wenns kommt, dann halt alles zusammen. Und es wär schon ganz schön blöd, wenn ich schon wieder mit Kranksein anfange. Da nutzt mir auch die Achtsamkeit nix. Oder es ist psychisch bedingt, wer weiß das schon?

Trotzdem ist deine Liste gut, und es beruhigt auch ein wenig, ehrlich!

Danke, Reinhart, für die Wünsche! Und wieso solltest du stören? Du störst überhaupt nicht!

Liebe Grüße

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 15:32
von Regenwolke
Zunächst mal: Ich verfolge die Achtsamkeits-Threads und vor allem diesen hier mit Interesse. Ich versuche selbst, an meiner Achtsamkeit zu arbeiten und schicke ein Dankeschön an alle, die hier Hilfreiches zum Thema geschrieben haben.

Was ich an der Achtsamkeit besonders gut finde, ist das nicht bewertende Wahrnehmen dessen, was gerade ist. Ich neige dazu, manche meiner Gefühle und Gedanken sehr schnell wegzudrängen, weil ich mich dafür kritisiere, daß ich sie habe. Mir klarzumachen, daß alles, was mich bewegt, erst mal da sein darf, empfinde ich als eine enorme Erleichterung.

Andererseits ist mir genau zum nicht-Bewerten eben eine Frage in den Sinn gekommen:
Kann das nicht auch dazu führen, daß ich in Situationen, wo ich mich eigentlich schützen oder zurückziehen müßte, nicht handle?

Ich kenne viele Situationen, in denen ich mich beobachte, z. B. beobachte, daß mir etwas unangenehm ist, es dann aber geschehen lasse, und dann irgendwann erst merke, daß es zuviel war, ich irgendwann eine Grenze hätte ziehen müssen.
Ein ganz einfaches Beispiel war z. B. eine Situation bei meiner ehemaligen Ergotherapeutin, die auch Körpertherapeutin war und manchmal als "Bonbon" mit mir eine "kalifornische Ganzkörpermassage" (oder sowas) gemacht hat. Oft habe ich dabei aber zu frieren angefangen, oder bestimmte Berührungen waren unangenehm. Ich habe das aber nie gesagt, weil ich immer gedacht habe, na, das ist ja nur eine Empfindung, und die wird vorbeigehen, laß es einfach mal geschehen. Statt zu sagen, daß mich etwas stört, ich eine Decke brauche, etc. habe ich mich selbst beobachtet. Leider sind nicht alle Situationen, in denen mir sowas passiert ist, so harmlos gewesen.

Wenn ich in solchen Situationen bewerten würde, in dem Sinne von: das ist mir zu viel, zu kalt, zu unangenehm, könnte ich vielleicht besser handeln, aber in mir ist immer ein Impuls der sagt: nun warte doch mal ab, so schlimm ist es doch gar nicht, es geht doch vorbei. Das nicht-Bewerten führt dann eigentlich zu einer Unachtsamkeit meinen Bedürfnissen gegenüber.

Hm, kennt ihr sowas auch? Wie gelingt es euch "gutes" und "schlechtes" nicht -Bewerten (ich sag es jetzt mal so platt) auseinanderzuhalten?

Liebe Grüße,
Wolke

Re: Achtsamkeit im Alltag - OHNE Meditation

Verfasst: 5. Jan 2008, 15:58
von Joy
>Vielleicht empfinde ich nicht so sehr MICH als langweilig, sondern mein bisheriges Leben? Naja, und daran drehe ich ja gerade<

Hallo Otterchen,

finde ich toll. Wollte ich nur kurz anmerken, ohne mich an dem eigentlichen Thema zu beteiligen.

Liebe Grüsse
Joy