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Re: Vorstellen

Verfasst: 2. Apr 2008, 18:28
von ricky
Hallo l`obese,

auch dir ein herzliches Willkommen!!

Warum möchtest du nicht in die Klinik?
Wovor hast du Angst?

Ich selbst habe in der Klinik sehr gute Erfahrungen gemacht.

LG ricky*maus

Re: Vorstellen

Verfasst: 2. Apr 2008, 19:38
von 3241
Hallo ricky*maus !

Vielen Dank für Deinen Willkommens-Gruß !
Einen schönen Abend noch (und hoffentlich eine gut erholsame Nacht

@ l'obèse
Hallo erstmal.
Immerhin bist Du doch schonmal bei der richtigen Erkenntnis, dass es nicht so weiter gehen kann -> der erste Schritt.
Und wenn es Dir so schlecht geht, dass Du bereits eine Einweisung in eine Klink bekommen hast ist das sicherlich erstmal das Beste für Dich. Wovor hast Du Angst ? Dass es dann für Dich und ggf. Dein Umfeld "offiziell" wird ?

LG Niniel

danke für die freundlichen antworten (war Re: Vorstellen)

Verfasst: 3. Apr 2008, 09:48
von LOBESE
danke für die freundlichen antworten, liebe/r ricky*maus und niniel.

ich habe auch gute erfahrungen in einer klinik gemacht.

als ich zurück nach hause kam, wurden die äußeren umstände noch schwieriger - innerlich war ich dem jedoch besser gewachsen als je zuvor.

"depression ist die sucht, konflikte zu vermeiden" und
"die sucht ist der weg, den jede/r wählt, um sich zu schaden" und
"ich kann mich in jeder minute immer wieder für oder gegen mich selbst und meine gesundheit entscheiden"
habe ich dort gelernt. Das war hilfreich und heilsam, denn es war keine graue theorie, ich habe es genauso erlebt und für mich annehmen können.

habe dort auch die AD abgesetzt und fühlte mich wirklich fit fürs leben. das ist jetzt 5 jahre her. das leben brachte schicksalhaft (ohne individuelle schuld) neue schwere belastungen.

ich habe gekämpft und verloren.

ein neuer klinikaufenthalt wäre sicherlich für mich selbst das beste. nicht für meine familie. trotz depression, trotz antriebsschwäche und finsterer gedanken glaube ich, dass die kinder mich derzeit mehr brauchen, als vor 5 jahren. und fühle mich schuldig, weil ich ihnen schuldig bleibe, was sie zurecht von ihrer mutter erwarten dürfen.

ich habe in der klinik erlebt, was ich selbst brauche, um der depression einhalt zu gebieten. und kann das erlernte, erlebte, bewährte doch nicht in die tat umsetzen.

mein leben liegt jeden tag aufs neue vor mir wie ein kostbares geschenk. ich sehe, wie andere menschen und tiere, ja sogar pflanzen es freudig annehmen und mit seinen höhen und tiefen auskosten.

mir ist klar, was ich TUN müsste, um wieder aus dem tiefen, klebrigen sumpf der depression herauszukommen. es scheint so trivial, so wenig zu sein - und doch schaffe ich es nicht. ich weiß, wie es geht und kanns nicht. wie ein eunuch, der auch weiß wie's geht und 'es' doch nicht kann.

ich sehe, wie sehr meine familie darunter leidet, dass ich nur körperlich anwesend bin. wie ein ferngesteuerter roboter tue ich, was ich tun kann. das ist weniger, als eine gesunde mutter täte und mehr als eine abwesende mutter kann.

eine körperliche krankheit hatte mich monatelang ans bett gefesselt, war deshalb auch lange im krankenhaus. die krankenhauskost trieb mich zurück in die esssucht, der mangel an körperlicher bewegung im freien, die angst vor der zukunft und die gleichgültigkeit meines mannes zurück in die depression.

so denke ich manchmal.

meistens denke ich: "ich hatte in jeder minute die wahl - und was ich gewählt habe, hatte konsequenzen. nicht die symptome der krankheit oder das verhalten meines mannes, nur ICH SELBST konnte der sucht den weg zurück in mein leben öffnen." und dann fühle ich mich schuldig und versinke noch tiefer in den trüben untiefen liebloser gedanken.

"weil ich es mir wert bin!!!" jubelt das werbefernsehen ... in meinen ohren klingt das wie hohn. "gönn dir, was dir gut tut!" und "liebe dich selbst!" fordern wohlmeinende autorinnen ... und ich finde diese anregung für mich persönlich so realistisch wie die aufforderung "gehe unter der decke entlang wie eine spinne" oder das versprechen "schwerkraft nein danke - jeder mensch kann fliegen lernen".

"noch 2 jahre" denke ich, "dann bin ich hier entbehrlicher und kann die kinder besser zurücklassen." und frage mich zugleich, welchen schaden sie in dieser zeit im zusammenleben mit ihrer depressiven mutter nehmen werden. "sie verfüttern ihr 'inneres kind' an ihre kinder - davon hat keiner was" sagte mir mein therapeut in der klinik vor 5 jahren. genau das tu ich jetzt wieder. wider besseres wissen. und hasse mich dafür.

"warum kannst du nicht einfach ...?" fragen meine freundinnen, die es gut mir meinen. ja, warum kann ich nicht einfach dieses tun (z.b. im sonnenschein spazieren gehen, eine freundin anrufen, mir eine massage im schwimmbad gönnen) und jenes lassen (im dunklen keller sitzen, mich mit fressattacken wegmachen, im morgengrauen aufstehen oder mich schlaflos grübelnd herumwälzen)?

ja, warum wohl? weil genau DAS die krankheit ist, die im gefolge der körperlichen erkrankung zurück in mein denken und fühlen gekommen ist. die klarheit meiner erkenntnis mildert mein leid nicht im geringsten.

was nützt es mir, hier zu klagen, für mein leben bin nur ich SELBST verantwortlich. ALLEIN muss ich deshalb nicht ausdem sumpf klettern ... aber muss es deshalb gleich ein wochenlanger klinikaufenthalt sein?

zweifelnd, grübelnd, fressend grüßt euch hier

l'obèse

Re: Vorstellen

Verfasst: 3. Apr 2008, 14:05
von wizard
liebe l`obese,
ich wünsche dir von herzen alles, alles gute!!!
kann leider zu klinikaufenthalten wenig sagen. meine erfahrungen waren nur schlecht..
es grüßt dich wizard

Re: Vorstellen

Verfasst: 3. Apr 2008, 18:57
von gvk
@l'obèse

....sich verpflichtet fühlen, zu denken, man sei in der Familie unentbehrlich, das alles kenne ich genauso gut.
Was passiert, wenn Du in die Klinik gehst? Wie wird das mit dem Haushalt, wer kümmert sich um Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit etc.? Das sind elementare Dinge in einer Familie mit Kindern(außer Liebe, natürlich).
Doch dein Thera hat recht, überlege Dir, was du deinen Lieben antust, wenn Du NICHT für Dich sorgst. Und genau das tust Du(dich um dich sorgen mein ich), wenn Du in eine Klinik gehst.
Es gibt , soweit ich weiß, verschiedene Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass deine Leute nicht alleine z.B. eine Haushaltshilfe zu antragen. Wenn Du momentan vor lauter Schuldgefühlen keine "Peilung" hast,wie es anzupacken ist, forsche doch im Internet ein bisschen nach Infos. Ich weiss aus eigener Erfahrung, das die Sorgen sich in der Hinsicht reduzieren, wenn weiss, was es für Möglichkeiten der Hilfestellung es gibt. Und es gibt sie für JEDEN.
Noch mal zu den Kindern: Mein jüngster Sohn war 11 Jahre alt, als es mir richtig schlecht ging, er fing an die Schule zu schwänzen, nachts bei mir im Bett zu schlafen, und mich mit Argusaugen zu beobachten, versuchte alles, um mich zu lachen zu bringen- und ich?- Ich war nur genervt, wollte nur meine Ruhe haben, hab ihn angefaucht, war aggressiv usw. DAS ist kein Leben für ein Kind !
Überleg mal, Mutti ist zuhause, aber nicht ansprechbar, das muss für ein Kind furchtbar sein. die eigene Mutter eine fremde Person !
Entschuldige, ich fühle mich heute noch schuldig, wenn ich daran zurückdenke und ärgere mich, nein ich bin traurig, dass ich es damals so weit hab kommen lassen. Ich rate Dir wirklich zu, denn das ist der z.Z. der einzig gute Weg, damit ALLE ein wenig zur Ruhe kommen.
Meine Meinung

Gruß Medieval

Re: Vorstellen

Verfasst: 3. Apr 2008, 20:22
von LOBESE
danke für deine ermutigung, liebe medieval.

es sind nicht die trivialen haushaltsdinge, die ich nicht loslassen kann. da sehe ich mich leicht ersetzbar.

es ist die erfahrung der bedürftigkeit meiner kinder nach dem vorherigen langen krankenhausaufenthalt. kind1 hat den wechsel zur weiterführenden schule ohne jede elterliche unterstützung bewältigt.

kind2 ist noch nicht drei jahre jung und hängt nach der wochenlangen trennung auch so sehr an mir. ich denke einfach, dass es ein günstigerer zeitraum für eine längere abwesenheit wäre, wenn kind1 die pubertät weitestgehend hinter sich hätte und kind2 im kindergarten wäre. und frage mich, ob ich so lange noch aushalten kann, was kaum erträglich ist.

dem staubsauger und der waschmaschine weine ich keine träne hinterher, das lässt sich alles organisieren. aber kinder die sich für körperkontakt (kind2) und existenzphilosophische gespräche (kind1) nach langer abwesenheit nun endlich wieder ihrer mutter annähern, durch eine lange trennung erneut zu verletzen - das erscheint mir so unangemessen. wenn ich das leid der kinder gegen meins aufwiege, denke ich: "es ist noch zu früh. sie brauchen mich JETZT."

kind1 war das erste und einzige als ich vor 5 jahren in der klinik war und wurde durch den papa gut versorgt. nur sind grundschüler meist seelisch robuster und ausgeglichener als frisch pubertierende.

mein ehemann sorgt stets auf dieselbe weise dafür, dass seelische und/oder körperliche leiden meinerseits ihn nicht berühren können: er geht fremd. das ist für ihn erfreulicher als für mich und trägt nur wenig zu meiner genesung bei.

eine trennung bzw. scheidung stelle ich mir ohne depression schon schlimm genug vor - in der depression wird es ein alptraum. ihm die kinder wochenlang zu überlassen, erscheint mir im vorfeld unserer möglichen trennung als ein strategischer fehler, den ich im scheidungs- und sorgerechtsverfahren kaum noch nachbessern kann. der klinikaufenthalt vor 5 jahren ist vergangenheit, daraus lasse ich mir keinen strick mehr drehen - aber jetzt wieder?

ich habe angst, meine kinder zu verlieren, wenn ich dem untreuen die tür weise, nachdem er wochen- oder monatelang allein für sie gesorgt hat. und ich habe auch angst, in der depression eine entscheidung zu treffen, die mir ohne depression wieder leid tun könnte. mein leben liegt vor mir wie eine strafe, die ich absitzen muss - und ich bin mir sicher, dass ich in dieser stimmung meinen kindern nicht gut tue.

am liebsten wäre mir:

1. kind1 aus der pubertät
2. kind2 im kindergarten
3. ich in klinik
4. ich in lohn und brot
5. die koffer meines mannes an seine freundin schicken

ein teil in mir - und meine freundinnen - flüstern mir zu, dass die liste falsch herum sortiert sei:

1. die koffer samt ehemann wegschicken - beginn einer mindestens einjährigen verschnaufpause, die der gesetzgeber vorschreibt, bevor der scheidungstechnisch nägel mit köpfen macht.
2. mir eine arbeit suchen, falls ich glaube, dass meine derzeitige erwerbslosigkeit zu meiner depression beiträgt.

3. genau prüfen, ob ich ohne permanente abwertung und pausenlose machtkämpfe immer noch seelisch so labil bin, dass ich in eine klinik muss.

4. kind2 in den kindergarten, wenn es soweit ist.

5. die pubertät hört auf, wenn sie zuende ist. das ist für kind1 anstrengender als für mich, wenn seine pubertätsbedingten macken nicht täglich anlass für neue machtkämpfe und abwertungen sind.

die finsteren gedanken der depression suggerieren mir, dass ich ohne die unterstützung des vaters mit den beiden überhaupt nicht zurechtkomme. kann auch sein, dass dies nicht die depression, sondern die abwertung meines angetrauten mir einreden will. kann auch sein, dass das einfach eine realistische einschätzung meiner derzeitigen leistungsfähigkeit als depressive, esssüchtige rekonvaleszentin ist.

ein teil von mir sehnt sich nach der geborgenheit der klinik - ein teil von mir scheut vor den konsequenzen im nachlauf zurück. ich bin zu der überzeugung gekommen, dass es keine ganz passende, nur mehr oder weniger unpassende alternativen für mich gibt - jede mit mehr oder weniger unangenehmen folgen. ich denke, dass ich nur die wahl zwischen pest und cholera habe. und ich denke, dass meine durch und durch pessimistische sicht teil der krankheit ist. und das ständige grübeln darüber ebenfalls.

und wenn ich in meinen gedanken soweit bin, möchte ich am liebsten sofort die koffer packen.

grübelnd, zweifelnd und besorgt grüßt

l'obèse

Re: Vorstellen

Verfasst: 4. Apr 2008, 00:47
von gvk
Hallo, l'oblèse

Dein posting hat mich nachdenklich gemacht. Du drückst deine Sorgen so präzise aus, dass ich mich in meinem Empfinden, was deine Position betrifft, so dermaßen wiederfinde, dass es wehtut.
Ich möchte trotzdem erstmal auf die Kinder eingehen: Der/die? Kleine ist erst 2 Jahre oder knapp 3? Das ist ein Alter, in dem das Kurzzeitgedächnis sehr gut, das Langzeitgedächtnis weniger gut ausgeprägt ist, will sagen, dass eine eventuelle Trennung von Dir zum jetzigen Zeitpunkt zwar nicht einfach, aber für dein Kind sehr schnell zu verkraften ist. Voraussetzung natürlich, dass es liebevoll betreut wird. Auch beim älteren(ich nehme an, 10 - 11 Jahre) ist es, vorausgesetzt, die Betreuung stimmt(s.o.) nicht so schwierig, wie Du es Dir ausmalst. Wichtig ist für die Kinder eine vertraute Umgebung, Bezugspersonen, Dinge, Abläufe.
Was die Pubertät betrifft, muß ich Dich zumindest teilweise deiner Hoffnungen berauben, heißt, du wirst nicht auf mehr Verständnis treffen, sondern auf weniger, WEIL du nicht bist wie die anderen Mütter, das ist "krass peinlich, ich schwör", und solche Sachen treffen Dich sehr tief. Mainstream ist angesagt, möglichst unauffällig sein, denn der Sprößling möchte sich frei entwickeln .Wer will schon ne Muddi, an deren Zimmerwänden Sprüche stehen wie"Alles ist erleuchtet-nur ich nicht" (das betrifft, logischerweise mich). Mein Großer ist 23 und ich hab das Gefühl, er ist immer noch nicht so ganz raus.
Was ich sagen will ist, warte nicht auf etwas, wovon Du nicht weißt, wie es sich entwickelt. Das kann u.U. noch Jahre dauern, und die Zeit hast Du einfach nicht.
Mal klargestellt, das sind meine Erfahrungen, keine Prämissen und ich weiss, es hört sich lapidar und faktisch an,
aber wenn du einmal deinem Kind gegenübergesessen hast, und es versucht, Dir etwas mitzuteilen und du siehst nur die Mundbewegungen und überlegst, im welcher Sprache es das tut, weil es einfach nicht mehr an dich rankommt, wegen der dicken Glasglocke, die über dich gestülpt ist, dann versuchst Du mit allen Mitteln zu verhindern, dass es sich wiederholt, auch wenn es vorübergehende Trennung bedeutet. Aber vielleicht täusch ich mich ja auch, und du kennst die ganze Chose schon.

Erstmal so
Medieval

Re: Vorstellen

Verfasst: 4. Apr 2008, 09:01
von LOBESE
» Wichtig ist für die Kinder eine vertraute Umgebung, Bezugspersonen, Dinge, Abläufe.

liebe medieval, hier stimme ich dir uneingeschränkt zu, wenn keine trennung bzw. scheidung unmittelbar bevorsteht. so habe ich meine abwesenheit vor 5 jahren organisiert und kind1 ist DAMIT gut zurechtgekommen. nicht so mit dem rest, den es erleben musste.

derzeit ist meine sorge vor allem die, dass ich nach der rückkehr aus der klinik erheblich schlechtere karten in einem prozess um das aufenthaltsbestimmungsrecht haben werde. das sorgerecht wird eh geteilt, bezüglich seines verhaltens als vater habe ich ihm nichts vorzuwerfen.

umgekehrt bin ich mir da nicht so sicher. er hält meine erkrankungen (körperlich wie seelisch) für unzulänglichkeiten meiner person, die mich zur betreuung und pflege der kinder unfähig machen. dagegen spricht, dass hier zuhause alles zusammengebrochen ist, als ich im krankenhaus lag und er sein heil woanders suchte. ganz so nutzlos, wie er mir einzureden sucht, scheine ich doch nicht zu sein.

er hält mich trotzdem für eine "schlechte" mutter und lässt keinen zweifel daran, dass er mir die kinder nicht kampflos überlassen wird, falls ich ihm die koffer vor die tür stelle. dass er sich andernorts vergnügt hält er für sein gutes recht, da ich seiner meinung nach weder als ehefrau noch als mutter den bescheidensten ansprüchen genüge.

kind1 will auf keinen fall nochmal solange allein mit dem papa sein. es hasst die gespielinnen seines vaters abgrundtief. er glaubt, er könne sein "privatleben" neben unserer ehe diskret verheimlichen, aber es war das kind, das mir sagte, wohin der papa geht, wen er trifft und was er tut, wenn ich denke, dass er beruflich verhindert ist, nach hause zu kommen. ich war leichtgläubig und naïv genug, ihm zu glauben.

in der ambulanten therapie haben wir meine anteile an seinem fremdgehen betrachtet - das ist theoretisch alles gut erklärbar. alltagspraktisch bedeutet es für mich eine nicht enden wollende kette von abwertungen und demütigungen im zusammenleben mit einem menschen, der mich "schlecht machen" muss, weil er sich sonst das fremdgehen nicht erlauben kann. dass ich nicht "schlecht" sondern krank bin, dass depression mit charakterschwäche ebenso wenig zu tun hat, wie diabetes mit fehlender willenskraft, das kann und will er nicht sehen, denn sonst wäre ja sein verhalten "schlecht".

deinen vergleich, liebe constanze43

» Man kann von einem Diabetiker auch nicht verlangen, gefälligst selbst wieder Insulin zu produzieren!

hat meine therapeutin ebenfalls gebraucht.

ich denke nicht mehr oft, dass ich "ein schlechter mensch" bin. aber mir ist vollkommen klar, dass mein krankheitsbedingtes verhalten schädlich für unsere ehe und für meine beziehung zu unseren kindern ist.

» aber wenn du einmal deinem Kind gegenübergesessen hast, und es versucht, Dir etwas mitzuteilen und du siehst nur die Mundbewegungen und überlegst, im welcher Sprache es das tut, weil es einfach nicht mehr an dich rankommt, wegen der dicken Glasglocke, die über dich gestülpt ist, dann versuchst Du mit allen Mitteln zu verhindern, dass es sich wiederholt, auch wenn es vorübergehende Trennung bedeutet.

liebe medieval, hier legst du den finger in die wunde. an diesem punkt war ich, als ich mich vor 5 jahren FÜR die klinik und FÜR die vorübergehende trennung entschieden habe. der wesentliche unterschied ist, dass ich seinerzeit in dem wahn sehr glücklich lebte, dass das kind beim vater gut aufgehoben und meine ehe nicht gefährdet sei. was die rein materielle versorgung betrifft, war das so.

» um Ordnung, Sauberkeit, Pünktlichkeit etc.?
hat mein mann sich einwandfrei gekümmert. ebenso um seinen eigenen hormonhaushalt. unser kind war völlig neben der spur, als es die seitensprünge und deren folgen aufdeckte.

in den darauf folgenden auseinandersetzungen wurde mir klar, dass mein verhältnis zum kühlschrank und dessen inhalt mindestens so eheschädlich ist, wie sein verhältnis zu entgegenkommenden jungen frauen.

ohne depression und suchtverhalten hatten wir nach dieser beziehungsklärung einige schöne jahre - und kind2 war kein kittkind in einer bröckelnden beziehung, sondern erwünscht und willkommen in einer liebevollen familie.

als ich wegen meiner körperlichen erkrankung monatelang im krankenhaus war, dort wieder mit zucker und weißmehl, geschmacksverstärkern und zahllosen zusatzstoffen, die mein esssüchtiger stoffwechsel einfach nicht verträgt, neu "angefixt" wurde, mich nicht bewegen konnte - schon gar nicht im freien ... da kam zuerst die esssucht und gleich darauf die depression zurück. und wie ein zerrspiegel MEINER süchte fand auch mein mann zurück in die verhaltensweisen, die ihn schon vor 5 jahren entlastet und abgelenkt hatten.

dass mein job auch noch weg ist, weil die firma im nov. 07 verkauft und geschlossen wurde, erwähne ich nur der vollständigkeit halber.es ist ein himmelweiter unterschied, ob wir als familie mit einem kind von zwei gehältern oder mit zwei kindern von einem gehalt leben. diese materiellen einschränkungen lastet mein mann ebenfalls mir bzw. meiner krankheit an - dabei ist der unterschied zwischen alg1 und meinem alten nettogehalt noch nicht so gewaltig. aber alg2 werde ich nicht bekommen, weil das gehalt meines mannes knapp über dem liegt, was uns als "bedarfsgemeinschaft" nach den hartz4-gesetzen zusteht.

mein mann WILL nicht, dass ich in der klinik (wie er es ausdrückt) meine "neurosen pflege", während zuhause alles den bach runter geht und alle pflichten an ihm hängenbleiben. und falls ich DOCH gehe, brauche ich gar nicht mehr zurückkommen.

Das trifft sich zwar einerseits mit meinen wünschen, mich nicht länger von ihm abwerten, demütigen, belügen und betrügen zu lassen, weckt aber zugleich auch meine ängste, die kinder zu verlieren. am liebsten ginge ich MIT den kindern in eine klinik.

kinder, die mit einer depressiven mutter aufwachsen, brauchen doch auch hilfe und unterstützung.

mal gucken, was google dazu sagt. ich WILL mich nicht darauf festnageln lassen, entweder mich selbst oder meine kinder zu verlieren. auf der einweisung steht kein spezielles krankenhaus - theoretisch kann ich die überall vorlegen, wo man F32.9 und F50.3 behandelt.

mit klarem kopf und trüber seele grüßt

l'obèse

Re: Vorstellen

Verfasst: 6. Apr 2008, 22:28
von LOBESE
hier
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1207513619
habe ich geschrieben, wie es bei uns weitergeht.

danke für eure ermutigung.

liebe grüße

l'obèse

Re: Vorstellen

Verfasst: 8. Jul 2008, 11:32
von j1090vdg
Hallo Ricky*Maus

bin am Freitag aus der Klinik entlassen worden und lerne jetzt wieder den Alltag leben. Gar nicht so einfach nach 5 Monaten.

Werde die Tage einen ausführlicheren Bericht der letzten 5 Monate posten.

Jetzt nur so viel: Mir geht es nicht blendend, aber wesentlich besser als Anfang des Jahres. Werde Ambulant weiter behandelt werden und rege mich gerade über das ständige Besetztzeichen meines Neurologen auf.

Hoffe es geht Dir gut. Was macht die Stepp-Gruppe ?

Gruss sd